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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 262

1906 - München : Oldenbourg
262 49. Elisabeth Charlotte. ist der Inhalt, der es erfüllt, das Wichtigste darin eine Galerie von Porträts und unter diesen ist eines, darauf steuern wir zu: ein kleines Mädchen mit vollwangigein Gesicht; aus diesem Gesicht herausblickend zwei Augen, leuchtend blau, aus denen das Leben hervorschießt wie ein Strahl — wahrhaftig — das Abbild des wundersamen Geschöpfes, das wir droben im Walde soeben gesehen. Und wenn noch ein Zweifel bliebe — unter dem Bilde steht ja der Name: „Liselotte". Liselotte, weiter nichts. Mehr braucht es auch nicht. Denn indem wir das Bild betrachten, fühlen wir, daß wir einem Stückchen Menschheit gegenüberstehen, das nicht erst durch Abstammung, Familie und Verhältnisse etwas wird und ist, nein, sondern einem Wesen, das ganz nur ans sich selbst, durch sich selbst ist, so nur lebend und webend in Fülle und Saft bet eigenen Persönlichkeit, so umwittert vom Erdgeruch des Bodens, aus dem es stammt, daß es wie ein Erzeugnis dieses Bodens, ein Gewächs daraus, eine Blume, ein Baum erscheint. Ein Vollblutmensch — diese Empfindung springt uns geradezu an — eine Persönlichkeit, die nie und unter keinen Umständen anders wird sein können als so, wie die Natur sie geprägt hat, eine geniale. Um sie her und über ihr die Bilder ihrer Angehörigen: dort neben ihr der Bruder Karl, dessen verträumt-vergrämtes Gesicht so aussieht, als ahnte der Knabe schou, daß er dereinst der letzte Mann seines Stammes, der letzte Kurfürst aus dem Hause Psalz-Simmern sein und daß sein Hingang das Signal zu unermeßlichem Greuel werden wird. Über ihr das Bild ihres Vaters, Karl Ludwigs des Kurfürsten. Neben diesem das Bild ihrer Mutter, Charlotte von Hessen, und neben dieser wieder die schöne Luise von Degenfeld, die ihr Vater zur Frau nahm, nachdem er sich von der Charlotte hatte scheiden lassen. So viel häuslicher Schatten über dem jungen, vom Licht umflossenen Haupt! Und dort zur Seite ein noch finsterer Schatten: die Bilder dort ihres Großvaters und ihrer Großmutter, der beiden Schicksalsmenschen, des Kurfürsten Friedrich V., des Winterkönigs, und seiner Gemahlin Elisabeth, der Tochter König Jakobs I. von England. Der Kurfürst in goldstrotzendem Prachtgewand, die Frau neben ihm von prachtvoller, kalter, furchtbarer Schönheit; zwei Augen in ihrem Kopfe, groß, rund wie Kugeln, ans denen der unsägliche, verachtungsvolle Hochmut blickt, mit dem die Engländerin auf alles Deutsche sieht, Augen, von denen man die Empfindung bekommt, als hätte der schwächliche Mann an ihrer Seite zerknicken müssen, wenn sie sich mit dumpfer Frage auf ihn wälzten: „Was? Nicht König von Böhmen werden wollen? Zu feige dazu, Euer Liebdeu?" — Und nachdem wir so ihre Verwandtschaft durchmustert, kehren wir zurück zu der, auf die allein es uns ankommt, bei der wir bleiben, zu der Elisabeth Charlotte, genannt Liselotte, zu dem Maienkinde Heidelbergs, das hier im Schlosse, vielleicht im Otto-Heinrich-Ban, vielleicht in dem Zimmer, wo heut ihr Bild hängt, das aber damals freilich, anders aussah, am 27. Mai 1652 geboren wurde. Kehren zurück zu ihrem Bilde und sagen uns, daß es gemalt worden ist in der Zeit, von der sie

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 474

1906 - München : Oldenbourg
474 96. Vor fünfundzwanzig Jahren. Dieses Mal jedoch hatte er seine Kräfte überschätzt. Abgespannt, geistig müde kam er im November nach Nizza. Wie stärkend die milde Seeluft auf seinen Körper, wie berauschend der Zauber des Hesperischen Gartens auf seine Phantasie wirkte, beweisen die Strophen, die er wenige Wochen vor seiner letzten Erkrankung an einen Abendzirkel bei der Gräfin Sophie Lodron richtete (28. Dezember 1867): „O könnte ich euch doch versetzen In diese ew'ge Blumenflur, Euch fühlen lassen das (Ergötzen 3n der bezaubernden Natur, Wo auch im Winter Rosen blühen Und Immergrün die Bäume schmückt, Die goldnen Früchte glänzend glühen, Wo überall es uns entzückt! Vermöchte doch auf Zephyrs Schwingen Ein Zauberwort ins Zauberland (Euch, Teuere, zu mir zu bringen An diesen heitren Meeresstrand!" Bis Anfang Februar 1868 liefen über den Gesundheitszustand des greisen Königs aus Nizza nur günstige Nachrichten ein. Am 12. Februar zeigte ein Telegramm an, daß sich Se. Majestät infolge rotlaufartiger Anschwellungen am Fnße einer Operation unterziehen mußte, daß dieselbe zwar gelungen sei, der Zustand des Kranken aber immerhin Bedenken errege. Er hatte nicht geduldet, daß zur Operation ein Arzt ans Nizza beigezogen werde, sein Leibarzt mußte alles allein besorgen: „Ich möchte nicht, daß ein Fremder mich etwa einen Schmerzensschrei ausstoßen hörte!" Auch chloroformieren ließ er sich nicht; er hielt die Schmerzen ruhig aus und begann unmittelbar batiach in gewohnter Weise zu scherzen. „Ich banse Ihnen," sagte er zum Arzt, „daß Sie mir so wohltätige Schmerzen verursacht haben!" Nachbem er auch eine zweite Operation, bte balb baranf notwenbig geworben war, gebulbig. ertragen hatte, fühlte er sich wieber so wohl, daß er schon an Wieberauf-nehmen der gewohnten Spaziergänge bachte, boch es war nur ein letztes Aufflackern der Lebenskräfte! Wenige Tage nachbem fein Enkel Ludwig mit einer jugenbschönen Gattin festlichen Einzug in München gehalten hatte, trafen aus Nizza beunruhigenbe Nachrichten ein. Die Prinzen Luitpolb und Abalbert eilten ans Krankenlager des Vaters. Am 26. Februar würde für den König in feinem Hanse eine Messe gelesen, dann empfing er bei vollem Bewußtsein bte heiligen Sterbsakramente. Unmittelbar baranf nahm bte Schwäche zur auch Delirien stellten sich ein, boch rang er sich immer wieber zu voller Besinnung durch. Er wußte, daß sein Ende bevorstehe, aber er sah der Auflösung gefaßt entgegen. „Glauben Sie nicht," sagte er zu Oberstabsarzt Cabrol, „daß ich den Tod fürchte, ich habe ihm schon mehrmals ins Auge geschaut!" Am Abenb des 27. Februar sagte er: „Wenn ich heut’ nacht

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 649

1906 - München : Oldenbourg
142. Unser Prinzregent Luitpold. 649 Sobald der Prinz großjährig geworden war, bestürmte er den Vater sich dem Heeresdienst widmen zu dürfen. Daß er sich für die Artillerie ^entschied, beweist den Ernst und die Einsicht des Königssohnes. „Man sagt, daß nach dem Beispiel der Römer die Legion eine Armee im Kleinen sein müsse," sagt Napoleon in der Kritik einer militärischen Schrift, „und doch nimmt man ihr das Notwendigste, das Wichtigste, die Artillerie. Doch trotz der hohen Meinung, die der größte Feldherr der neuen Zeit von ihr hegte, war die Bedeutung der Artillerie damals keineswegs allgemein anerkannt, die Mißachtung der Waffe in der sriederizianischen Zeit wirkte noch nach. Auch für diese Zukunftsmusik kam erst nach und nach das Verständnis. „Luitpold sahen wir," schreibt König Ludwig am 31. August 1840 an seinen Sohn Otto, „zwei Batterien im Feuer manövrierend, und das sehr gut: er ist ein ganz anderer Mensch bei seinen Kanonen!" Das heißt: im Dienst kannte der Prinz nur die militärischen Tugenden. Mit Leutseligkeit und Nachsicht, die einem hohen Herrn sonst so wohl stehen, zieht man keine Soldaten. Im Dienste streng und stramm, im außerdienstlichen Verkehr freundlich ohne Vertraulichkeit, so gewann er das Zutrauen des Soldaten und den Respekt der Kameraden. Auch seine Aufgabe als Reichsrat nahm er ernst. König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen rühmt in Briefen an den Kronprinzen Maximilian wiederholt die Rechtschaffenheit und den Eifer des Neffen in seiner parlamentarischen Tätigkeit und dessen Takt in bedenklichen Krisen. Auf die Lehrjahre folgten die Wanderjahre. Natürlich zog es den Sohn Ludwigs I. zunächst nach Italien. Ein junger, liebenswürdiger Grandseigneur, für die Schönheit der bildenden Kunst ebenso empfänglich wie für die Schönheit der lebendigen Natur, verlebte er sicherlich herrliche Tage in Venedig, in der Blumenstadt, in der ewigen Noma. Doch die köstlichste Frncht und den besten Sögen brachte ihm sein Aufenthalt in Neapel. Dort in der Villa Chiatamone begegnete er der Prinzessin Augusta, Tochter des Großherzogs von Toskana. Damit brach für ihn ein beglückender Liebesfrühling an. Nicht oft können Söhne und Töchter fürstlicher Familien nach ihrer Herzensneigung wählen, anderseits führen Neigungsheiraten nicht immer zu einer glücklichen Ehe. Unser Prinz warb aus Liebe um die Hand des Mädchens und seine zwanzigjährige Ehe war ununterbrochenes Glück. Eins waren die Gatten in ihrer Weltanschauung, in der Auffassung ihrer Pflichten, in den Grundsätzen, nach denen sie ihre Kinder erzogen. Aus dieses stillfreudige, nie getrübte Eheleben in einem fürstlichen Hause muß heute, da wir unsere beste Kraft zum Kampfe um die Zukunft nur aus unserm ureigensten germanischen Wesen schöpfen, mit besonderem Nachdruck hingewiesen werden. »Severa illic matrimonial« („Ernst und streng ist dort das Eheleben"). Bald nach der Rückkehr des Prinzen in die Heimat fand die Werbung statt und nach neuen Reisen in Spanien, Portugal und Marokko führte

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 650

1906 - München : Oldenbourg
650 142. Unser Prinzregenl Luitpold. der Prinz f&tne Verlobte im schönsten Dome der Welt, im Dom zu Florenz, zum Traualtar. Der deutsche Prinz muß einen liebenswürdigen Eindruck auf die Landsleute seiner Braut gemacht haben. Als ich vor zehn Jahren auf einer Wanderung durch umbrisches Gelände in dem bescheidenen Dörfchen Ripafratta Rast machte, wurde ich vom greisen Wirtspaar mit gutmütiger Neugier nach dem Wohin und Woher gefragt. Als ich meine Heimat nannte, erinnerten sich die Alten sofort des principe bavarese, der — molto tempo sä — in Firenze Hochzeit hielt, und wurden bei meinen Nachrichten von ihm jugendlich lebendig! Das glückliche Familienleben trug wesentlich dazu bei, im reifenden Manne das schölte Gleichgewicht von Wollen und Können, von Ehrgeiz und Einsicht zu festigen, das den Hochgestellten sowohl vor abenteuerlichen Wagnissen, zu denen das Jahr 1848 genugsam Gelegenheit bot, wie vor verhängnisvollem Widerstreben gegen das Unabwendbare schützte. Eine neue Zeit im Völkerleben meldete sich stürmisch an. Der Prinz' blieb der rechtschaffene, pflichtgetreue Maun wie immer. Die Unruhe und Schwüle der Gemüter bei der Veränderung Jahrhunderte gültiger Werte, wenn sie je seiner sich bemächtigten, trug er nicht in den Frieden seines Daheims. Erst in den sechziger Jahren kamen die Prüfungen, unter denen er um ein Wort Schillers zu gebrauchen „die Erfahrung seiner Kraft machte" und bewies, daß es nicht nur bk glücklichen Umstände waren, die ihm „alle Pflichten zum leichten Spiel" gestalteten. Entrissen ward ihm in einer kurzen Spanne Zeit der Bruder und treueste Freund, sein edler König Max, die Schwester Hildegard, die treue, geliebte Lebensgefährtin und Mutter seiner Kinder! Das Jahr 1864 hatte heiter begonnen. Im Fasching fand auf Befehl und nach den Angaben des Königs ein glänzendes Kostümfest im Residenz- theater statt. Die Hofgesellschaft erschien zu demselben in der Tracht, die 100 Jahre früher bei der Eröffnung des Theaters am Hofe des Kurfürsten Max Iii. Joseph die übliche war. Prinz Luitpold stellte den Kurfürsten dar, Königin Marie die Kurfürstin. König Max, fröhlich mit den Fröhlichen, hatte dem Schauspiel und Tanz bis zum Schlüsse beigewohnt. Schon ein paar Wochen später harrte die kalte Winternacht hindurch eine tausendkovfige Menge vor dem erleuchteten Königsschloß und betete für ihren tödlich erkrankten Fürsten und brach in Schluchzen und Wehklagen aus bei der Botschaft, daß sich die guten Augen des Königs für immer geschlossen hatten. An feiner Bahre weinte ein ganzes, wehzerrissenes Volk, denn wir Deutsche danken ehrlich unsern Fürsten Lieb' mit Liebe! Am 14. März gab Prinz Luitpold dem Bruder das letzte Geleit. Unmittelbar darauf rief ihn die Nachricht von der schweren Erkrankung der Erzherzogin Hildegard, Gemahlin Erzherzog Albrechts, nach Wien. Er traf an einem Totenbette ein. Die erst 38 jährige war dem Excelsior! ihres königlichen Bruders nachgefolgt. . . In schwarzen Gewändern, in aller Stille beging der Heimgekehrte am 15. April mit seiner Familie die 20jährige Hoch-

5. Die außereuropäischen Erdteile - S. uncounted

1911 - München : Oldenbourg
ftlbo mit Kaiser Wilhelmspitzc «100 m Mjttn r; ^ Der Kl limandscharo. Nach dem Originalbilde des Freiherrn von Pechmann. Der Kilimandscharo, ein erloschener Vulkan, ist die gewaltigste Berggestalt von ganz Afrika. Unvermittelt erhebt er sich aus der weiten ostafrikanischen Lateritsteppe bis in die Region des ewigen Schnees als eine weithin sichtbare Landmarke. Gegen Westen fällt er zum ostafrikanischen Graben ab. Der vergletscherte Hauptgipfel (Kibo) bildet einen Riesenkrater von 2 km Durchmesser. Statt Lava läßt der erloschene Vulkan jetzt einen Gletscherstrom durch eine Kraterlücke austreten. Stärker verwittert ist der zackige Mavensi, vermutlich der ältere Gipfel. Den Boden der Steppe decken harte Gräser, Dorngestrüpp und Schirmakazien, vereinzelt auch riesige Affenbrotbäume.

6. Die außereuropäischen Erdteile - S. 62

1911 - München : Oldenbourg
Exzelsior-Geiser im Uellowstonepark. Das Wunderland am Uellowstone ist ein vulkanisches Gebiet, reich an Kratern, heißen Quellen und besonder? an Geisern. Der Exzelsior-Geiser. die größte Springquelle auf der Erde, hat ganz unregelmäßige Ausbrüche. Mit brüllendem Getöse erhebt sich die heiße, über 2v m breite Flut bis Iso m in die Luft und prasselt wieder herunter wie ein Wolken- druch. während die Gegend weitumher in Dampfwolken eingehüllt wird. Andere speien ganz regelmäßig, wie der Olt» Faithfull (= der alte Getreue). Die Zahl der Springquellen im Uellowstonepark beträgt an 100. Sinterterrassen im Vellowstonepark. Die heißen Duellen bilden durch ihre Absätze übereinanderliegende Sinterterrassen von bald blendend weißer bald roter oder gelber Farbe, über die sie herabströmen. Ihre Zahl wird auf 3—4000 geschätzt.

7. Länderkunde von Mitteleuropa - S. 8

1911 - München : Oldenbourg
Die neue Kesselberg st raße. Die Bayerischen Alpen zeichnen sich durch ihre Durchgängigkeit aus, so daß großartige und kostspielige Straßenanlagen und Tunnels zumeist nicht nötig sind. Die größte und schönste der bayerischen Alpenstraßen führt vom Kochelsee (600 m) zum Walchensee (800 m) empor und an diesem hart entlang in das obere Isartal bei Mittenwald (920 m). Die 1897 vollendete neue, höchst interessante Straße zieht in großen Windungen unter den jähen Wänden des Gebirges ans hochaufgemauerten Dämmeu hinan, kreuzt^auf steinernen Brücken mehrere Wildbäche und überschreitet Abgründe, deren Tiefe die Äste der Fichten mit ihrem Grün verdecken. Kunstverlag W. Zimmermann, Mlinchen. Das Karwendelgebirge bei Mittenwald. Es teilt ganz die Natur des Wettersteingebirges: die unteren Gehänge umschlingt ein Mantel dunkler Fichtenwälder, die oberen ragen als graue, oft silbern glänzende Wände und Mauern empor, das Zerstörungswerk der ununterbrochen schaffenden Verwitterung. Die Mattenwelt tritt zurück.

8. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 22

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 22 — mäßig, so daß Felsen von allen Größen und Formen aus den Gestemstrümmern hervor- ragen. Dazu kommt dann als zweite umbildende und zerstörende Macht der Wind. Er leistet eine doppelte Arbeit. Die eine besteht darin, daß er den Staub und Sand erfaßt und oft weithin fortträgt. Daher sind die höheren Gebiete der Sahara meist Fels- und Kieswüste. Der Wind bläst alle feinen Stoffe weg und lagert sie in den tiefer liegenden Landschaften ab, wo darum die Scmdwüste vorherrschend ist. Die gewaltigen Dünen der Libyschen Wüste und der w. Sahara sind nichts anders als Anhäufungen von Sand, den der Wind von den Hochflächen und aus den Gebirgen hier zusammengeweht hat. Aber der Wind trägt auch zur Zerstörung des Gesteins bei. Er dringt in alle Ritzen der Felsen ein, bläst die feinkörnigen Bindemittel heraus und hilft so das Gefüge lockern. Ist er mit Sand beladen, so übt er zugleich eine wetzende, abschleifende Wirkung aus (Kor- rasion). Von dem heftigen Anprall der Sandkörner werden alle Felsoberflächen geglättet und erhalten einen eigenartigen Firnisglanz. Die weichen Teile der Gesteine werden natürlich stärker angegriffen und weggescheuert, und so bilden sich auf den Felsen eigen- tümliche Streifen, Rillen und rundliche Vertiefungen. Aus der vereinigten Arbeit der Wärmeschwankung und des Windes gehen oft die merkwürdigsten Gebilde hervor. „Hier scheinen", schreibt Walther, „Pilze oder Kohlköpfe von rotem Granit aus dem Boden zu wachsen (Abb. 5), dort bilden riesige Blöcke ein gewaltiges Haufenwerk. Tiefe Höhlen kriechen in die Felsen hinein, als ob riesige Wühltiere sie ausgegraben hätten. Hier liegt ein großer Block, der innen so hohl ist, daß ein Einsiedler leicht seine Wohnung darin aufschlagen könnte. Überall erkennen wir mit wenig Phantasie grinsende Menschenköpfe und abenteuerliche Tiergestalten". Eine häufige Erscheinung in der Sahara sind die Zeugen, vereinzelt oder in Gruppen und Reihen aufragende Felsen, die als Überreste einer zusammenhängenden, zerstörten Gesteinsdecke anzusehen sind. Klima. Die Sahara gehört zu den heißesten Landstrichen der Erde. Im Sommer steigt die Hitze um Mittag nicht selten aus 50 °, ja in der Arabischen Wüste am Roten Meere hat man bei bedecktem Himmel schon 65 0 gemessen, und der Sand soll sich auf 70 0 erwärmen, so daß man Eier darin sieden kann. „In der Sahara ist die Erde Feuer und der Wind eine Flamme", sagt der Araber. Im Gegensatze zu den Tagen sind die Nächte kühl. Man hat tägliche Wärmeschwankungen bis zu 41 0 beobachtet, und im Winter fällt das Thermo- meter des Nachts nicht selten auf 1—6 0 unter Null. Die Ursachen dieser scharfen Gegensätze sind der kahle Fels- und Sandboden, der sich rasch er- hitzt, aber auch ebenso schnell wieder erkaltet, und der fast immer wolkenlose Himmel, der die Wärme ungehindert ausstrahlen läßt, wozu dann noch die weite Entfernung der Sahara vom Weltmeere kommt, das nnr in den w. Küsten- gegenden seinen Einfluß geltend machen kann. Was die Sahara aber zur Wüste macht, ist nicht die Hitze, sondern der Mangel an Niederschlägen. Ob es Gebiete in ihr gibt, die völlig regenlos sind, ist allerdings fraglich, Selbst in den trockensten Gegenden hat man wölken- bruchartige Güsse beobachtet; aber sie sind selten, und es können mitunter Jahre vergehen, ehe ein Tropfen den Boden befeuchtet. Doch bildet sich bei der starken nächtlichen Abkühlung häufig Tau. Infolge der Trockenheit ist die Sahara ohne einen dauernd fließenden Wasserlauf. Zwar trifft man nicht selten auf Flußtäler,

9. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 107

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 107 — da, wo sich Seitentäler öffnen, auch fruchtbare Oasen. S. vom See hebt sich das Land wieder und bildet das Wadi el Araba, das sich als südlichster Teil des Syrischen Grabens bis zum Roten Meere fortsetzt. Eine besondere Beachtung verdient der südliche, durch eine vorspringende Halbinsel abgetrennte Teil des Sees. Er ist sehr seicht, und hier lag wahrscheinlich das fruchtbare Tal Tiddim mit den untergegangenen Städten Sodom und Gomorra. Zwei deutsche Geologen, Nötling und Blankenhorn, haben die Gegend eingehend untersucht, sind aber bezüglich des Vorganges zu verschiedenen Ergebnissen gekommen. „Nötling bringt das Ereignis mit einem vulkanischen Ausbruche in Verbindung, wie solche in geschichtlicher Zeit hier noch stattgefunden hätten. Ganz in der Nähe, in Moab, zeigen sich überall Spuren vulkanischer Tätigkeit. Durch ein Erdbeben sei ein verstopfter Ausbruchskanal geöffnet worden, ein Ausbruch habe Asche und Lapilli ausgeschüttet und eine Rauchsäule aufsteigen lassen: die Rauchsäule, die Abraham am Rande des Hochlandes bei Hebron sah, „glich der Rauchsäule aus einem Schmelzofen". Blankenhorn dagegen bringt das Ereignis in Verbindung mit einer weiteren Entwicklung der Grabenversenkung durch Untersinken längs der Spalten. Er sieht darin die Fortsetzung oder das letzte Stadium der Vorgänge, die die ganze Grabenversenkung gebildet haben. Den Feuer- und Schwefelregen erklärt er durch hervordringende, durch Selbstentzündung in Brand geratene Kohlenwasserstoff- und Schwefelwasserstoffgase. Die Bibelworte deuten auf Niederwerfen und Einsturz der Städte durch Erdbeben. Die Städte wurden „umgekehrt". Die losen Massen auf der Talsohle sanken ein, das Grundwasser brach hervor, und das Tote Meer überflutete die Niederung, Erscheinungen, die ähnlich auch in neuerer Zeit, z. B. 1862 am Südende des Baikalsees, beobachtet worden sind" (Th. Fischer). Das Ostjordanland trägt in viel höherem Maße das Gepräge einer Hoch- fläche als das Westjordanland. Nur nach dem Ghor hin ist es stark von Schluchten zerrissen. Ö. vom Toten Meere erheben sich die Moabiterberge und das schwer zugängliche Pisgagebirge mit dem Nebo. Die Landschaft Moab hat fruchtbaren Boden und war im Altertum gut angebaut und dicht bevölkert und hat auch heute noch neben Steppen Wälder und Ackerland. Weiter n. liegt die Landschaft Hauran, ein Gebiet erloschener Feuerberge mit noch wohlerhaltenen Kratern und großen Lavafeldern. Das Gebirge Hauran, dessen höchster Punkt den Rigi übertrifft, wirkt als Regenfänger und entsendet nach W. hin zahlreiche Bäche. Diese durchfließen die etwa 3099 qkm große, äußerst fruchtbare Landschaft Nukra, die den besten Weizen der Erde erzengt und als die Kornkammer Syriens bezeichnet werden kann. Auch das Gebirge selbst liefert viel Getreide und trägt auf seinen Höhen schöne Wälder. Sonst ist das Ostjordanland überwiegend Steppe, ein Land der Viehzucht. Das Klima. Palästina hat zwei Jahreszeiten, Sommer und Winter. Jener ist die Zeit der Dürre, wo vom Juni bis zum Oktober kein Wölkchen am Himmel erscheint, dieser die Regenzeit, die gewöhnlich im Januar ihren Höhe- Punkt erreicht. Auch Schnee fällt mitunter, verschwindet aber sogleich wieder, und das Hochland hat auch einige gelinde Frosttage. Die mittlere Jahreswärme beträgt in Jerusalem 17°; der Januar hat 8,4, der Juli 24,3°. Wärmer ist das Küstenland, tropisch heiß das Ghor. Die Niederschlagsmenge, 60—70 cm,

10. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 147

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 147 — (@. 134). Das Tiefland enthält Erdöl, und die benachbarten Inseln Bangka und Biliton haben reiche Zinnlager, die hauptsächlich von Chinesen aus- gebeutet werden. — Die bedeutendsten Städte sind Palembang (60 000 E.) in der so. Niederung und Padang (35 000 E.) an der Westküste. J b) Java (122 000 qkm, 30 Mill. E., 219 auf 1 qkm) ist zwar die kleinste, aber die schönste, fruchtbarste und an Erzeugnissen reichste unter den großen Sundainselu, „die Perle in der Krone der Niederlande". Sie ist 1100 km lang, 55—200 km breit und größtenteils gebirgig. Sie enthält 121 Feuerberge, darunter 5 noch tätige, und ist das vulkaureichste Gebiet der Erde. Neun dieser Berge ragen über 3000 m empor. An vielen Stellen finden sich heiße Quellen, Schlammsprudel und Gasquellen, und häufig auf- tretende Erdbeben zeugen von den unterirdischen Gewalten. Die Insel ist von geradezu beispielloser Fruchtbarkeit und aufs vorzüglichste angebaut. Sie liefert an Ausfuhrerzeugnissen mehr als die ganze übrige Indische Inselwelt, besonders Rohrzucker, der in der Ausfuhr an erster Stelle steht, Reis, Kaffee. Tee, Tabak, Baumwolle, Judigo, Vanille, Kakao, Pfeffer, Kokosnüsse usw. In nenrer Zeit hat man in den höheren Gebirgslagen mit gutem Erfolg den in Amerika einheimischen Fieberrindenbaum, aus dem das bekannte Fiebermittel Chinin gewonnen wird, angepflanzt. Die Insel wird nach allen Richtungen hin von wohlgepflegten Landstraßen und Eisenbahnen (3850 km) durchzogen, so daß die Erzeugnisse leicht an die Küste geschafft werden können. Von der außerordentlichen Fruchtbarkeit Javas zeugt auch die zahlreiche Bevölkerung, die an Dichte der der Nheinprovinz nahekommt. Die Hauptstadt und der erste Handelsplatz ist Batavia (140000 E.). Von den Bewohnern sind etwa 3000 Europäer, 30000 Chinesen. Die tiefgelegene, ungesunde Altstadt, die nach dein Muster holländischer Städte angelegt ist und von vielen Kanälen durchzogen wird, ist der Sitz des Geschäftsverkehrs und der Wohnplatz der ärmeren Bevölkerung. Die vornehmere Welt wohnt in dem höher und gesünder ge- legenen Neubatavia mit der Gartenvorstadt Weltevreden (Wohlzufrieden), dem Wohnsitz der Europäer. „Hier haben die holländischen Kaufleute und Beamten ihre Wohnhäuser und Villen, hier befinden sich die großen Gasthöfe, hier die Klubs und Parkanlagen, Still und vornehm liegen die schönen, weißschimmernden Bauten im dunkeln Grün hoher Fruchtbäume und indischer Feigen." 58 km landeinwärts, von frischer Bergluft umweht, Buitenzorg (beutensorg), d. h. Ohnesorge, der Erholungsort der Europäer, mit einem großen Botanischen Garten, „einem Wunder der Tropen und einzig in seiner Art." Eine zweite bedeutende Handelsstadt ist Surabaja (150000 E.), im Innern liegt Surakarta (120000 E.). In der Sundastraße, die Java von Sumatra trennt, liegt eine Anzahl vulkanischer Inseln, von denen eine, Krakatau, durch eine der furchtbarsten Ausbrüche, die man kennt, berühmt geworden ist. Der 800 m hohe Feuerberg hatte 200 Jahre lang geruht, bis er 1883 wieder in Tätigkeit geriet. Nachdem er eine Zeitlang gewaltige Mengen von Rauch und Asche ausgespieen hatte, erfolgte plötzlich eine uugeheuere Explosion, deren gewaltige Donnerschläge bis Ceylon und Westaustralien, d. h. über eine Fläche von mehr als der Größe Europas, gehört wurden. Der Vulkan war in der Mitte durchgeborsten und seine eine Hälfte nebst dem größten Teile der 33 qkm großen Insel bis zu einer Tiefe von 10*
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