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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 38

1906 - München : Oldenbourg
38 9. Der Sturz Tassilos. ein. In offener Versammlung wird er entwaffnet und festgenommen. Königs-boten eilen nach Bayern und schleppen die Gattin, die Söhne, die Töchter, das zahlreiche Gesinde samt dem herzoglichen Schatze nach Ingelheim. Der Herzog, so lautete die Anklage, habe mit den Avaren verräterische Verbindungen angeknüpft, er habe des Königs Vasallen zu verderben gesucht, er habe seine Untertanen ermahnt dem Frankenkönig den Treueid nur mit einem hinterlistigen Vorbehalt zu schwören, er habe hochverräterische Reden geführt. Als Ankläger bezeichnet der offizielle Berichterstatter „dem König getreue Bajuwaren". Es sind zweifellos die ins fränkische Interesse gezogenen königlichen Vasallen in Bayern; die Anklage stammt also aus dem Munde der seit Jahren erbitterten Gegner des Herzogs. Anklage und Verfahren erregen die schwersten Bedenken. Nicht der Herzog erscheint als der Dränger, der durch sein Verhalten die Katastrophe heraufbeschwört, sondern der König, der den Herzog beseitigen will; die königlichen Vasallen in Bayern sind die Werkzeuge in fränkischen Diensten. Der Eindruck der Mache wird noch erhöht durch das Urteil selbst. Um verurteilen zu können, greift man zurück auf das Vergehen Tassilos gegen König Pippin, erinnert man sich noch zu guter Stunde, daß sich Tassilo vor 25 (!) Jahren gegen Pippin der Harisliz (Desertion) schuldig gemacht habe. Und auf Grund dieser längst verjährten und vergessenen Schuld wird er wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Doch die „Gnade" des Frankenkönigs verwandelt die Todesstrafe in lebenslängliche Einschließung in ein Kloster. Mit Mühe ringt der unglückliche Herzog dem Frankenkönig die weitere Gnade ab, daß er nicht schon in Ingelheim vor versammeltem Hof, sondern erst in St. Goar am Rhein zum Mönche geschoren wird, um dann im Kloster Jumieges (an der Mündung der Seine), später im Kloster Lorsch (bei Worms) interniert zu werden. Das gleiche Schicksal traf die Familie des Herzogs. Die Söhne wurden geschoren, Gemahlin und Töchter gezwungen den Schleier zu nehmen; getrennt voneinander endeten sie hinter der Klostermauer. Die Bayern aber — nach offiziellem Berichte seien es wenige gewesen — die sich nicht ruhig in die neue Ordnung fügen konnten, wurden „ins Elend geschickt". Bayern scheint aber trotzdem nicht sobald zur Ruhe gekommen zu sein. Die Regensburger Verschwörung von 792 scheint unter ihren Mitgliedern auch altergebene Anhänger des agilolsingischen Hauses gezählt zu haben. So wird denn, um die Gemüter zu beruhigen und dem Verfahren von 788 den Schein der Gerechtigkeit zu geben, Taffilo noch einmal aus der Enge der Klosterzelle hervorgeholt und muß auf einer der glänzendsten Versammlungen, die unter Karl dem Großen gehalten wurden, auf der Reichsversammlung zu Frankfurt 794, um Verzeihung bitten für all das, was er unter Pippin und Karl gegen den König und das Volk der Franken verbrochen, und erklären, daß er allen Groll wegen des Geschehenen aufgebe, endlich für sich und seine Kinder allen Ansprüchen auf das Herzogtum endgültig entsagen. Drei Exemplare

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 408

1906 - München : Oldenbourg
40 8 74- Des Kurfürsten und Königs Max I. Joseph innere und äußere Politik. Ein Akt der Notwehr gegen den übermächtigen und drohenden Nachbar war das Bündnis des Hauses Wittelsbach mit Bonaparte gewesen. Von einem „Verrat an Deutschland" konnte damals nicht die Rede sein, denn es gab kein Deutschland mehr. In der allgemeinen Verrottung und Versumpfung der europäischen Politik hatte die Erscheinung des Helden wohltätig wie ein Gewitter gewirkt. Aber der Kaiser hielt nicht, was das Programm des Konsuls versprochen. Er wollte Vorsehung der Menschheit sein und wurde ihre Geißel. Max Joseph sah sich und sein Volk durch den Übermütigen auf abschüssige Bahn gedrängt, sah zwischen seinem ältesten Sohne und Napoleon unheilbare Entfremdung, hörte den Sehnsuchtsruf der deutschen Stämme nach Versöhnung, Einigkeit, Verbrüderung. Er mußte zum Abfall sich entschließen. Der russische Kaiser tat gegen Bayern die ersten vertraulichen Schritte, Österreich führte die Verhandlungen weiter. Mit den Vorstellungen der Diplomatie und den besorgten Äußerungen Marschall Wredes vereinigte der patriotische Kronprinz seine feurigen Bitten. Der Vertrag von Ried (8. Oktober), durch Wredes Bemühungen zustande gebracht, bezeichnete den Politikwechfel des Wittelsba chischen Hauses, die Rückkehr des ersten und mächtigsten Fürsten des Rheinbundes zur deutschen Sache. Zwar kämpften die Bayern nicht in der großen Leipziger- Schlacht mit, aber durch deu Tag von Hanau traten auch sie ein in die Waffenbrüderschaft zur Befreiung der deutschen Heimat. Schon im nächsten Jahre wehten die Fahnen der Verbündeten auf französischem Boden. In den Kämpfen, durch welche Napoleon den überlegenen Feind vom Wege nach Paris abzulenken versuchte, leisteten die bayerischen Truppen treffliche Dienste. Die bayerischen Reiterbrigaden zwangen bei Brienne die sieggewohnte Kaisergarde und den Kaiser zur Flucht; das 10. bayerische Infanterieregiment erstürmte Bar an der Aube; das ganze Korps Wrede nahm an den blutigen Kämpfen um Ar eis rühmlichsten Anteil. Durch Kühnheit im Angriff und Verwegenheit in der Verfolgung tat sich namentlich der achtzehnjährige zweite Sohn des Königs, Prinz Karl, hervor. Durch die Bayern im Rücken gesichert vollbrachte die Hauptmasse der Verbündeten glücklich den Marsch auf Paris und zog am 31. Mai 1814 mit klingendem Spiel dort ein; am folgenden Tage grüßten auch die bayerischen Truppen das Wahrzeichen der überwundenen Weltstadt, die Türme vou Notredame. * * * Endlich, nach der gänzlichen Niederwerfung Napoleons, durfte Max Jofeph voll und ganz das sein, wozu ihn seine natürlichen Anlagen bestimmten: ein Friedensfürst, seinem Volke ein immer und überall hilfsbereiter, großherziger Freund. Für die schweren Prüfungen von fast zwei Jahrzehnten sah er sich schließlich doch reich entschädigt als Herr über ein Gebiet von mehr als 1300 Quadratmeilen mit einer Bevölkerung von vier Millionen Seelen. Die

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 539

1906 - München : Oldenbourg
112. Prinz Karl von Bayern. 539 Baviere«; so steht sein Bild in der Erinnerung derer, die ihn zu Beginn der zwanziger Jahre in Kreuth gesehen, wenn er neben dem Stuhle seines Vaters stand und dieser sachte den Arm um seine Hüfte legte. Die übrigen Kinder des Königs machten sich eben zu einem Ausflug auf den Weg. „Möchtest du mitgehen, Karl?" fragte ihn der Vater in seiner milden Weise. „Wenn du nicht recht gern mitgehen willst, dann bleib bei mir!" Und wie ein Freudenstrahl flog es über das Antlitz des guten Max, wenn sich der Sohn dann plaudernd bei ihm niederließ, er war ja vor allen anderen sein Liebling. Bis in die spätesten Jahre blieb ihm diese vornehme Schönheit eigen, aber sie war nur die äußere Erscheinungsform jenes fürstlichen Zuges, der durch sein ganzes Wesen ging. Noch unendlich entschiedener und prägnanter trat dieser Zug in seinen geistigen Eigenschaften, in feinem Charakter, in seiner Lebensgewohnheit hervor. All sein Denken und Fühlen war getragen vom Selbstbewußtsein seiner Würde, aber nicht nur der Rechte, sondern vielleicht noch mehr der Pflichten, die ihm diese Würde gab, war er sich bewußt. Er war vielleicht der reinste Typus jener echten Aristokratie, die immer mehr in unserer Zeit verschwindet; er war die lauterste Verkörperung der historischen Idee: noblesse oblige. Selbst in den kleinsten Beziehungen des täglichen Lebens betätigte sich dieser Zug; nicht nur im Sinne des Kavaliers, sondern im höchsten und besten Sinne des Wortes war er ein „ritterlicher Charakter". Auch denen gegenüber, die unter ihm standen, hat er niemals diese Noblesse vergessen, und wenn er die volle Ehrerbietung in Anspruch nahm, die seiner Stellung gebührte, so erwiderte er sie seinerseits durch jene feinfühlige und rücksichtsvolle Art, in der sich die Achtung vor den Menschen kundgibt. Kein geringschätziges Wort kam über seine Lippen, gegen hoch und niedrig wahrte er die gleiche Delikatesse und selbst der gemeine Mann fühlte die innere Vornehmheit heraus, die in diesem Benehmen lag. Seine Pünktlichkeit ist beinahe sprichwörtlich geworden, aber auch sie beruhte auf seiner rücksichtsvollen Natur, sie war ihm keine äußere, sondern eine innere Gewohnheit. Wenn er nur zehn Minuten später kam, als feine Ansage gelautet, so sandte er einen Diener voraus um den unfreiwilligen Aufschub zu melden und mehr als einmal entschuldigte er sich nach Wochen, wenn er Personen nicht ersannt und sie deshalb vielleicht weniger herzlich begrüßt als sonst. Einen Nachbar hatte er mündlich beruhigt, daß er ihm nicht die Aussicht durch Erhöhung einer gegenüberliegenden Scheuer verbauen werde, und als nach 30 Jahren der Neubau jener Scheune wirklich nötig war, da konnten die dringendsten Gründe der Zweckmäßigkeit ihn nicht bewegen das Dach auch nur um einen Zoll zu erhöhen. „Der Mann, dem ich es versprochen, ist zwar seit 15 Jahren tot und die ©einigen wissen viel-

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 288

1906 - München : Oldenbourg
288 55. Eine Szene aus der Sendlinger Bauernschlacht. Des Verhaus knorriges Astwirrsal vermochte den Stürmern nicht halt zu gebieten, nicht Schutz den Verteidigern zu geben, denn schlecht taugt zum Nahkampf das zum Streitgerät geformte Ackerwerkzeug, nutzlos ist es auf die Ferne. Man ballt sich zu Knäueln zusammen die Wehr vorstreckend; so lehrten es die kriegserfahrenen Offiziere und Soldaten, die aus dem Verbände der aufgelösten kurbayerischen Regimenter in die Reihen der Landesverteidiger traten — „lieber dem Teufel zu dienen denn dem Kaiser". Der Leiter des gesamten Aufstandes, der Jägerwirt von Tölz, auf schnaubendem Schecken reitend, starrt trüb und unschlüssig die Straße hinab, wo es in erdrückenden Massen heraufzieht. — „Alles verloren!" — „Wenn's schon zum Sterben ist, dann drauf!" „Lieber bayrisch sterben als kaiserlich verderben!" Da werfen die Verzweifelnden und Zagenden sich den Grenadieren des Regiments „Bischof von Osnabrück" entgegen, die das Dorf umgehend durch die Gaffe einbrechen. ^ Der kleine Tambour schaut zaghaft ins Getümmel: das ist anders, als wenn man sich daheim im Dorfwirtshaus au die Gurgel fuhr ober mit dem Schlagring die Kopse zerbeulte, das ist bitteres Sterben in einem erbarmungslosen Ringen. Da „scheppert" die dünne Sensenklinge gegen den starren Gewehrlauf, die Axt gegen die Partisane, hier würgt das Messer gegen den Degen, ba prasselt tödliches Blei in die Leiber. Doch auch durch die Dorfgasse wälzt sich im Laufschritt von Neuhofen und Thalkirchen herüber fränkisches Fußvolk vom Regiment „Jahnns von Eberstätt". Es soll der Arbeit nicht viel mehr finden. In dichtem Knäuel bahnt hauend, stechend und schießenb der Haufe der Isarwinkler sich eine Gasse ins Freie, mit ihnen der französische Garbekapitän Gauthier, einer ihrer Führer. Ihr sicheres Blei hält die Verfolger in Achtung und wenn auch viele stürzenb den Weg zeichnen zur Heimat, die Braven erreichen fechtend den schützenden Wald. Den breiten „crabatischen" Krummsäbel oder die lauge Radschloßpistole in der Faust jagen über den Heil. Geisthof die Cusanihusaren herein von de Wendt, dem Kommandanten der kaiserlichen Besatzung Münchens, selbst geführt. Mit Roß und Waffen wohl versehen boten biefe Reiter von den Usern der Dran, Sau und östlichen Donau als leichte, flüchtige Scharen dem ihre Dienste, der ihnen Sold und Beute versprach. Schrecken und Furcht, aber auch Haß und bitteres Rachegefühl erweckten überall ihre barbarischen Gepflogenheiten. Hoch in den Bocksätteln mit ausgezogenen Kuieeu sitzend neigen sich die Vordersten zu wahllosem Hieb und Schuß in die dichte Masse der Sensenmänner, die die Wucht des Galoppsprunges hinwegsegt. Manch nervige Bauernfaust klammert sich da in die Zügel oder die haarige Roßschnauze, daß das Tier scheuend auffährt oder vorprellend den

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 489

1906 - München : Oldenbourg
103. Eine Fußreise mit König Max Ii. 489 anderen auf und ab zu gehen und unter vier Augen seine wissenschaftlichen und künstlerischen Pläne zu besprechen. So ist bei diesem Billard im Laufe der Jahre viel Schönes und Bedeutsames angeregt nud beschlossen worden. Die Partie war ausgespielt, als der König am Abende jenes 4. Mürz noch einmal in unseren größeren Kreis trat und mit lebhaften Worten einer Reise gedachte, welche er im Sommer 1858 gemacht hatte, vom Bodensee quer durch den Bregenzer Wald, die Algäuer und Bayerischen Alpen sowie die angrenzenden Tiroler Täler nach Berchtesgaden — einer laugen Reise bei kurzem Wege; denn es wurden Seitenansslüge nach rechts und links eingeschoben, Berge bestiegen und ausgiebige Rasttage an besonders fesselnden Orten gehalten, so daß die kleine Karawane gegen sechs Wochen unterwegs war. Mit fast wehmütiger Freude redete der König von jenen Tagen und erklärte, das sei seine vergnügteste Reise gewesen, nie habe er sich unterwegs so frei, frisch und heiter gefühlt wie damals. Ich hatte die Reise mitgemacht und nach meiner Gewohnheit ein Tagebuch geführt, wovon der König wohl wußte. Jetzt entsann er sich dessen und fragte, ob ich ihm nicht eine Abschrift oder einen Auszug geben möchte, da er auf der Gemsjagd im kommenden Herbste unseren damaligen Weg ans gar manchen Punkten kreuzen werde und dann in frischester Erinnerung Momente jener schönen Zeit noch einmal nachleben wolle. Ich versprach eine treue Federzeichnung unserer bunten Wandererlebnisse. Dieses Versprechen war das letzte Wort, welches ich mit dem edlen Fürsten geredet habe. Unmittelbar nachher verabschiedete er sich, rascher und plötzlicher, als er sonst pflegte, nach — sechs Tagen war er gestorben. — Maximilian Ii. ist bereits eine historische Gestalt geworden, deren vortreffliche und liebenswürdige Züge man warm und dankbar darstellen darf ohne den Schein der Schmeichelei. Die Pietät gab mir die Feder in die Hand, die echte Pietät aber ringt vor allem nach ungefärbter Wahrheit. — Die Reisegesellschaft des Königs bestand aus drei Kavalieren seines Dienstes: dem General von der Tann als Reisemarschall, dem Obersten Graf Pappenheim und dem Hauptmann Baron Leonrod, dann aus vier Gästen: dem Grasen Ricciardelli, Franz von Kobell, Friedrich Bodenstedt und dem Schreiber dieser Zeilen. — Der originelle Charakter unserer „Fußreise" spiegelt sich vielleicht am schärfsten in einer Skizze unserer Reisestrapazen. Denn Mühsal und Genuß, Zwang und Freiheit, Entbehrung und Überfluß reichten sich fortwährend in abenteuerlichstem Wechsel die Hand. Es herrschte überhaupt der Reiz der Gegensätze. Die größte körperliche Ausdauer von uns allen bewies der König. Ihm war fein Weg zu weit, kein Wetter zu schlecht und nach seinem Sinne hätten wir unsere Reise noch wenigstens zwei Wochen lang durch die Tiroler und Salzburger Täler fortsetzen sollen, als wir anderen schon allesamt froh waren

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 651

1906 - München : Oldenbourg
142. Unser Prinzregent Luitpold. 651 zeitsfeier. Unter einem Porträt ans ihrer Brautzeit hing ein Bild der hohen Frau ans den letzten Tagen mit einer Widmung ihrer Hand: „Wenn auch im Äußern verändert, so doch im Herzen die alte ..." Zwei Wochen später tat auch dieses edle Herz den letzten Schlag . . . Den noch immer Tiefgebeugten rief im Jahre 1866 das Vaterland. Wieder einmal — heute dürfen wir getrost sagen ein letztes Mal — kämpften Deutsche gegen Deutsche. An Stelle des gefallenen Generals Zoller mit dem Kommando über die 3. Division des bayerischen Heeres betraut, kam der Prinz bei Helmstadt zum ersten Male ins Gefecht, sein Ältester, Prinz Ludwig, war sein Ordonnanzoffizier. Vater und Sohn zeichneten sich durch persönlichen Mut aus, tapser bewiesen sich auch die Truppen, boch der Gegner war besser geschult und besser gerüstet. Das Treffen ging verloren, nicht aber die bayerische Waffenehre. Und der Tag brach an, ba die deutschen Stämme ihre Kraft, ihr Recht und Heil erkannten: „Wir sind eines Herzens, eines Bluts! Wir sind ein Volk und einig wollen wir auch handeln!" Die bämonische Natur König Lubwigs Ii. hatte manches mit der Art Heinrichs des Löwen gemein. Daß er trotzbem bei der Kriegserklärung Preußens an Frankreich nicht den trotzigen Herzog, sondern seinen reichstreuen Ahn, den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, sich zum Beispiel nahm, ist die Glorie seines Lebens. Und unvergessen bleibt auch die große politische Tat der bayerischen Reichsräte, daß sie — Prinz Luitpold an der Spitze — einmütig und einstimmig die Mittel zur Kriegführung bewilligten! Doch jene herzerhebenden Tage forderten vom Prinzen ein schweres Opfer. Er sollte als der vertrauenswürdigste Mann feinen königlichen Neffen im Hauptquartier vertreten. Also barauf verzichten die Laubes)*ohne gegen den nach beutfchem Boben lüsternen Feind zu führen, durch fein Beispiel sie anzufeuern, Wagnisse und Gefahren mit ihnen zu teilen, vereint mit ihnen in biefem heiligen Krieg zu siegen ober ruhmvoll unterzugehen — auf alle diese stammenben Wünsche und Gelübde eines Braven verzichten? In den Gefahren der Bergjagd „auf schwindlichtem Weg, auf Feldern von Eis" hatte er sich für körperliche Anstrengungen und Leiden abgehärtet, hundertmal den coup d’oeil, Entschlossenheit und Geistesgegenwart erprobt. Und der Ruhm feines Geschlechts und seines Bayerlandes ging ihm über alles. Und nun sollte er, den Säbel in der Scheibe, nur kritischer Zeuge und Zuschauer sein? Wir können ihm nachempfinben, wie schwer ihm der Gehorsam gegen feinen König fiel. Heute ist nicht nur Bayern, foubern ganz Deutschland König Ludwig für feine weife Wahl verpflichtet. Erst durch Moritz Buschs Tagebuch ward es bekannt, was für einen wichtigen Dienst Prinz Luitpold in seiner damaligen Stellung der deutschen Sache geleistet

7. Die außereuropäischen Erdteile - S. uncounted

1911 - München : Oldenbourg
ftlbo mit Kaiser Wilhelmspitzc «100 m Mjttn r; ^ Der Kl limandscharo. Nach dem Originalbilde des Freiherrn von Pechmann. Der Kilimandscharo, ein erloschener Vulkan, ist die gewaltigste Berggestalt von ganz Afrika. Unvermittelt erhebt er sich aus der weiten ostafrikanischen Lateritsteppe bis in die Region des ewigen Schnees als eine weithin sichtbare Landmarke. Gegen Westen fällt er zum ostafrikanischen Graben ab. Der vergletscherte Hauptgipfel (Kibo) bildet einen Riesenkrater von 2 km Durchmesser. Statt Lava läßt der erloschene Vulkan jetzt einen Gletscherstrom durch eine Kraterlücke austreten. Stärker verwittert ist der zackige Mavensi, vermutlich der ältere Gipfel. Den Boden der Steppe decken harte Gräser, Dorngestrüpp und Schirmakazien, vereinzelt auch riesige Affenbrotbäume.

8. Die außereuropäischen Erdteile - S. 62

1911 - München : Oldenbourg
Exzelsior-Geiser im Uellowstonepark. Das Wunderland am Uellowstone ist ein vulkanisches Gebiet, reich an Kratern, heißen Quellen und besonder? an Geisern. Der Exzelsior-Geiser. die größte Springquelle auf der Erde, hat ganz unregelmäßige Ausbrüche. Mit brüllendem Getöse erhebt sich die heiße, über 2v m breite Flut bis Iso m in die Luft und prasselt wieder herunter wie ein Wolken- druch. während die Gegend weitumher in Dampfwolken eingehüllt wird. Andere speien ganz regelmäßig, wie der Olt» Faithfull (= der alte Getreue). Die Zahl der Springquellen im Uellowstonepark beträgt an 100. Sinterterrassen im Vellowstonepark. Die heißen Duellen bilden durch ihre Absätze übereinanderliegende Sinterterrassen von bald blendend weißer bald roter oder gelber Farbe, über die sie herabströmen. Ihre Zahl wird auf 3—4000 geschätzt.

9. Länderkunde von Mitteleuropa - S. 8

1911 - München : Oldenbourg
Die neue Kesselberg st raße. Die Bayerischen Alpen zeichnen sich durch ihre Durchgängigkeit aus, so daß großartige und kostspielige Straßenanlagen und Tunnels zumeist nicht nötig sind. Die größte und schönste der bayerischen Alpenstraßen führt vom Kochelsee (600 m) zum Walchensee (800 m) empor und an diesem hart entlang in das obere Isartal bei Mittenwald (920 m). Die 1897 vollendete neue, höchst interessante Straße zieht in großen Windungen unter den jähen Wänden des Gebirges ans hochaufgemauerten Dämmeu hinan, kreuzt^auf steinernen Brücken mehrere Wildbäche und überschreitet Abgründe, deren Tiefe die Äste der Fichten mit ihrem Grün verdecken. Kunstverlag W. Zimmermann, Mlinchen. Das Karwendelgebirge bei Mittenwald. Es teilt ganz die Natur des Wettersteingebirges: die unteren Gehänge umschlingt ein Mantel dunkler Fichtenwälder, die oberen ragen als graue, oft silbern glänzende Wände und Mauern empor, das Zerstörungswerk der ununterbrochen schaffenden Verwitterung. Die Mattenwelt tritt zurück.

10. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 22

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 22 — mäßig, so daß Felsen von allen Größen und Formen aus den Gestemstrümmern hervor- ragen. Dazu kommt dann als zweite umbildende und zerstörende Macht der Wind. Er leistet eine doppelte Arbeit. Die eine besteht darin, daß er den Staub und Sand erfaßt und oft weithin fortträgt. Daher sind die höheren Gebiete der Sahara meist Fels- und Kieswüste. Der Wind bläst alle feinen Stoffe weg und lagert sie in den tiefer liegenden Landschaften ab, wo darum die Scmdwüste vorherrschend ist. Die gewaltigen Dünen der Libyschen Wüste und der w. Sahara sind nichts anders als Anhäufungen von Sand, den der Wind von den Hochflächen und aus den Gebirgen hier zusammengeweht hat. Aber der Wind trägt auch zur Zerstörung des Gesteins bei. Er dringt in alle Ritzen der Felsen ein, bläst die feinkörnigen Bindemittel heraus und hilft so das Gefüge lockern. Ist er mit Sand beladen, so übt er zugleich eine wetzende, abschleifende Wirkung aus (Kor- rasion). Von dem heftigen Anprall der Sandkörner werden alle Felsoberflächen geglättet und erhalten einen eigenartigen Firnisglanz. Die weichen Teile der Gesteine werden natürlich stärker angegriffen und weggescheuert, und so bilden sich auf den Felsen eigen- tümliche Streifen, Rillen und rundliche Vertiefungen. Aus der vereinigten Arbeit der Wärmeschwankung und des Windes gehen oft die merkwürdigsten Gebilde hervor. „Hier scheinen", schreibt Walther, „Pilze oder Kohlköpfe von rotem Granit aus dem Boden zu wachsen (Abb. 5), dort bilden riesige Blöcke ein gewaltiges Haufenwerk. Tiefe Höhlen kriechen in die Felsen hinein, als ob riesige Wühltiere sie ausgegraben hätten. Hier liegt ein großer Block, der innen so hohl ist, daß ein Einsiedler leicht seine Wohnung darin aufschlagen könnte. Überall erkennen wir mit wenig Phantasie grinsende Menschenköpfe und abenteuerliche Tiergestalten". Eine häufige Erscheinung in der Sahara sind die Zeugen, vereinzelt oder in Gruppen und Reihen aufragende Felsen, die als Überreste einer zusammenhängenden, zerstörten Gesteinsdecke anzusehen sind. Klima. Die Sahara gehört zu den heißesten Landstrichen der Erde. Im Sommer steigt die Hitze um Mittag nicht selten aus 50 °, ja in der Arabischen Wüste am Roten Meere hat man bei bedecktem Himmel schon 65 0 gemessen, und der Sand soll sich auf 70 0 erwärmen, so daß man Eier darin sieden kann. „In der Sahara ist die Erde Feuer und der Wind eine Flamme", sagt der Araber. Im Gegensatze zu den Tagen sind die Nächte kühl. Man hat tägliche Wärmeschwankungen bis zu 41 0 beobachtet, und im Winter fällt das Thermo- meter des Nachts nicht selten auf 1—6 0 unter Null. Die Ursachen dieser scharfen Gegensätze sind der kahle Fels- und Sandboden, der sich rasch er- hitzt, aber auch ebenso schnell wieder erkaltet, und der fast immer wolkenlose Himmel, der die Wärme ungehindert ausstrahlen läßt, wozu dann noch die weite Entfernung der Sahara vom Weltmeere kommt, das nnr in den w. Küsten- gegenden seinen Einfluß geltend machen kann. Was die Sahara aber zur Wüste macht, ist nicht die Hitze, sondern der Mangel an Niederschlägen. Ob es Gebiete in ihr gibt, die völlig regenlos sind, ist allerdings fraglich, Selbst in den trockensten Gegenden hat man wölken- bruchartige Güsse beobachtet; aber sie sind selten, und es können mitunter Jahre vergehen, ehe ein Tropfen den Boden befeuchtet. Doch bildet sich bei der starken nächtlichen Abkühlung häufig Tau. Infolge der Trockenheit ist die Sahara ohne einen dauernd fließenden Wasserlauf. Zwar trifft man nicht selten auf Flußtäler,
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