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1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 19

1913 - München : Seybold
hartem Tuff geworden ist. Die Besteigung wurde nur mit einer be- schränkten Zahl von Trägern ausgeführt. In langsamem Anstieg mühte sich die kleine Karawane auf schmalen Pfaden durch eine Pflanzendecke, die von Hauptmann Herrmann als „Urbuschwald“ bezeichnet worden ist. Es ist ein oft undurchdringliches Gebüsch von krautartigen Sträuchern und meist nicht sehr hohen Bäumen. Nach dreistündigem, mühevollem Steigen wurde 5oo Meter unter dem Gipfel, im Sattel zwischen Mittel- und Südkrater, ein enges Lager bezogen. Dichter Nebel wogte um uns her und verschleierte die Aussicht auf den Gipfel. Und kaum war das letzte Zelt aufgeschlagen, so prasselte mit kolossalem Hagelschlag ein Gewitter hernieder und verwandelte die Gegend auf kurze Zeit in eine Winterlandschaft. Die Temperatur sank naturgemäß schnell, und die Kälte machte sich so unangenehm fühlbar, daß sich die armen Träger zum Schutz vor dem Unwetter unter die Zeltdächer drängten. Aber dann klärte sich der Himmel auf, und prachtvoll hob sich auf einmal der Gipfel des Vulkans als dunkle Silhouette gegen die vorüberjagenden Wolken ab. Wir hatten den Aufenthalt zu einer kurzen Mahlzeit benutzt, und nun wurde sofort der Anstieg zum Gipfel unternommen. Die Böschung steigt bis zu 35 Grad. Sie zu erklimmen war außerordentlich anstren- gend, da das naokte Gestein dem Fuß nur wenig Halt bot. Zudem machte sich die ungewohnte Dünne der Luft äußerst fühlbar, so daß man ge- zwungen war, fast alle hundert Schritte mit hörbar klopfendem Herzen sqhwer atmend stehen zu bleiben. Aber unermüdlich kletternd strebten wir vorwärts. Zehn Meter liegt der Kraterrand noch über uns. Die hämmernden Pulse zwingen uns zu nochmaliger kurzer Bast; hätten wir geahnt, welches Bild uns erwartete, so würden wir schneller geeilt sein. Denn verstummend blickten wir wenige Augenblicke später in eine riesige Arena von unbeschreiblicher Großartigkeit. Der abgestumpfte Gipfel des Ninagongo ist nämlich ganz von einem mächtigen, nahezu kreisrunden Explosionskrater eingenommen, dem Graf-Götzen-Krater. So habe ich ihn seinem kühnen Entdecker zu Ehren getauft. Die Innen- wände des Kraters lallen steil nach unten ab und enden hier auf einem völlig ebenen Lavaboden, in dessen Mitte zwei nebeneinanderliegende steilwandige Eruptionsschlote ausgesprengt sind, die sich wie eine etwas plattgedrüokte große Acht ausnehmen. Eine Vorstellung von den ge- waltigen Ausdehnungen des Graf-Götzen-Kraters vermögen am besten die von Oberleutnant Weiß ausgeführten Messungen zu geben. Danach be- trägt der Durchmesser des Kraters 1251 Meter, seine Tiefe i55 Meter 19 2*

2. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 20

1913 - München : Seybold
und der Durchmesser der beiden Eruptionsschlote 336 bzw. 459 Meter. Der Anblick dieses riesigen Kraterloches ist überwältigend. Zu Graf Götzens Zeit, im Jahre 1894, war der Ninagongo noch in voller Tätigkeit, von der man Spuren selbst bis zum Jahre 1906 bemerken konnte. Jetzt lagen beide Schlote vollkommen friedlich da. Nur die zahlreichen damp- fenden Spalten und Risse im Kraterboden gemahnten an die schlummern- den vulkanischen Gewalten. Jeden Tag können diese mit neuer Tätigkeit erwachen. Denn die scheinbare Ruhe des Berges berechtigt nach dem Urteile Kirschsteins keineswegs dazu, den Ninagongo den erloschenen Feuerbergen der Erde zuzuzählen. Der Berg gilt den Eingeborenen als ,,wasimu“ — verhext — und die Legende geht, daß jeder sterben muß, der ihn besteigt. Nur wenige Aufgeklärte glauben nicht mehr daran. Auch Kissubi zog es vor, den Zorn des Berggeistes nicht heraufzube- schwören und im Lager zu verbleiben. Erst später, bei Kirschsteins Aufstieg, entschloß er sich widerstrebend, ihn bis zum Kraterrande zu begleiten. Das Echo eines abgegebenen Schusses bricht sich, wie ich mich selbst überzeugt habe, tausendfach an den Felsen, und es klingt, als rase der Schall ohne Unterbrechung an der Kraterwand herum, ohne den Ausweg finden zu können. Kein Wunder also, daß der Berggeist ob dieser Ruhestörung erbost ist. Sein Name ist Gongo. Er ist der oberste aller Geister; zu ihm gehen die Seelen der Verstorbenen und von ihm erhalten sie dauernden Wohnsitz in einem der Vulkane angewiesen. Bei dem Gongo wohnt ferner noch der Geist Liangombe mit seiner Mutter Nina Liangombe, seinem Vater Bawinga und seinem Großvater Njundo. Liangombe führt die Aufsicht über die Seelen derjenigen, die Böses getan haben; er bindet und schlägt sie. Namlagira und Mikeno sind Söhne des Gongo. Der Namlagira soll früher bei seinem Bruder gewohnt haben, von diesem aber vertrieben sein, weil er Feuer mitge- bracht und damit das am Berge vorhandene Wasser vernichtet habe. Auch mit seinem Vater Gongo soll der Namlagira tödlich verfeindet ge- wesen sein. Lange habe der Kampf unentschieden getobt, bis es dem Namlagira gelungen sei, mit einem Streiche den Kopf des Gongo ab- zuschlagen, wovon die abgeflachte Form des Hauptkegels herrühre. Nach einer Mitteilung vom Hauptmann von Beringe, der ich diese Angaben zum Teil entnehme, hat jeder dieser Geister seinen eigenen Priester, der am Fuße des Berges wohnt, die Opfer in Empfang nimmt und (he Entschlüsse des Geistes dem Opfernden übermittelt. Die Stellung eines solchen Priesters soll, wie ihm erzählt wurde, eine sehr einträgliche sein. 20

3. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 154

1913 - München : Seybold
etwa 1000 m hohen Paß überschreiten. Jetzt geschieht dies mit der Eisenbahn, aber auch ein Fußgänger kann den Weg ohne große Mühe zurücklegen, obgleich der letzte Teil ziemlich steil ist. Anders war es, als es auf dieser Straße von Menschen wimmelte, die zu Tausenden hier entlang strömten und von denen viele noch schweres Gepäck tragen mußten. Damals war der Wall des Chilkootpasses auf der ganzen Welt verrufen. Auf der Südseite hat die Bergkette mit all ihren Tälern Der Chilkootpaß in Alaska mit passierenden Einwanderern im Jahre 1898. und Fjorden einst unter einer Eisdecke gelegen, und ihre Oberflächen- formen erinnern an andere gebirgige Küsten, die wir bereits kennen ge- lernt haben. Unser Weg geht jetzt nordwärts, und nach aller Erfahrung, die wir schon in anderen kalten Gegenden gemacht haben, sollte man glau- den, daß wir ebenfalls auf Eis oder auf Spuren ehemaliger Vereisung stoßen würden. Dies ist jedoch nicht der Fall, wenigstens nicht mehr, so- bald wir die Region der ersten tiefen Bergseen verlassen haben und ein wenig weiter in das Land hineingedrungen sind. Dort hat die Landschalt einen ganz guten Charakter, und wir befinden uns nun in der zweiten 154

4. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 257

1913 - München : Seybold
Vi. Die Polargebiete. 1. Grönland und die Eskimos*. Als Mitglied einer dänischen Expedition habe ich an einem Versuche, in einen der nördlichsten Fjords einzudringen, teilgenommen. Doch schon beim Einfahren war unserem Schiffe der Weg beinahe versperrt. Es mußte sich zwischen äußerst zahlreichen, riesengroßen Eisbergen hindurchschlängeln, und man darf wohl annehmen, daß das Wasser hier wie auch sonst an der Mündung solcher Fjords seichter ist, und eben des- halb viele der größeren Eisberge auf dem Grunde stehen. Das Wetter war herrlich, warm und sonnig, was aber eine Fahrt zwischen Eisbergen recht gefährlich macht. Häufig fallen Stücke von ihnen hinunter, die Bewegung pflanzt sich durch das Wasser fort, und bald ist alles weit und breit in Aufruhr. Wir mußten umkehren, ohne das Innere erreicht zu haben, aber schon das, was wir hier sahen, beweist, daß sich ein Zweig des Inlandeises bis an den inneren Teil des Fjords vor- schiebt und in ihm abstürzt, denn ein solches Material von Eisbergen, wie sie uns hier den Weg versperrten, würde ein gewöhnlicher Tal- gletscher niemals liefern können. Die verschiedenen Fjordarme dieser Gegend sind einander in dieser Hinsicht jedoch sehr unähnlich. Ich besuchte auch einen anderen, den ein wenig nördlicher liegenden Fors- blad-Fjord, zum König-Oskar-System gehörend. Sein schmaler, von wildem Hochgebirge umschlossener Arm endet an einer halbkreisförmi- gen, steilen Bergwand, die mehrere hundert Meter hoch ist. Gelingt es einem sie zu erklimmen, so befindet man sich in einem langen, flachen lale mit vielen kleinen Seen, einem mir sehr interessanten Terrain, weil das, was ich dort vom Gesteinsuntergrunde sah, entschieden gegen die Nordenskjöld, O., Die Polarwelt und ihre Nachbarländer. Teubner, Leipzig'. Alurawski, Quellenlesebuch 17 257

5. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 123

1913 - München : Seybold
Sturm in ungehemmter Freiheit; nur mit Mühe konnten wir uns auf den Beinen halten. Robert und ich drückten uns auf der geschützten Seite eines großen, bewimpelten Steinmales gegen die *Erde, während Rabsang und unser tibetischer Cicerone trockenen Yakdung sammelten. Mit Hilfe des Feuer- stahls setzten wir ihn in Brand, und dann hockten wir alle vier um das vom Sturm gepeitschte Feuer. Wir öffneten die Pelze, um ein bißchen Wärme in die Kleider strömen zu lassen, und zogen die Stiefel aus, um die Füße zu erwärmen; aber wir saßen anderthalb Stunden, ehe wir uns auch nur annähernd wieder als Menschen fühlten. Dann eilten wir in der Richtung nach Südsüdwesten abwärts und lagerten uns im Tale Schamun, in der Nähe einiger erbärmlicher Steinhütten. 8. Bilder aus Java*. Seit dem Jahre 1896 ist die große, zentrale Eisenbahnlinie vollendet, welche jetzt ganz Java durchzieht, von Serang im Westen bis Probolingo im Osten. Die meistbenützte Strecke ist die mittlere, von Batavia bis Surabaya, der zweiten Hauptstadt der Insel. Diese lange Strecke wird in zwei Tagen zurückgelegt, da Nachtzüge nicht existieren und man in Maos, halbwegs zwischen beiden, übernachten muß. Bei der Kürze der Zeit, die mir noch zu Gebote stand, mußte ich auf den Besuch von Ostjava verzichten und mich auf den schönsten Teil von Mitteljava beschränken. Hier zogen mich vor allem andern zwei berühmte und vielbesuchte Punkte an: Garut mit seiner großartigen vulkanischen Gebirgsnatur und Djokjakarta mit den berühmten Hindutempeln. Hier dürfte es gestattet sein, einiges über die javanische Landschaft im allgemeinen zu sagen und über die charakteristischen Bestandteile, welche deren Reiz bedingen. Soweit ich dieselben kennen gelernt habe, finde ich, daß ihre besondere Schönheit in der wechselvollen Vereinigung von drei wirksamen Teilen besteht: im Hintergründe ein großartiges, meist blau oder violett erscheinendes Gebirge, dessen vulkanischer Charakter sich in der vorherrschenden Kegelform seiner Hebungen kundgibt, oft auch in der Rauchwolke, welche aus dem Gipfel der Kegel aufsteigt, im Mittelgründe ein gut gepflegtes Kulturland, in welchem die Terrassen der lichtgrünen Reisfelder überwiegen, im Vordergründe die unend- Haeckel, Ernst, Aus Insulinde. Malayische Reisebriefe. Kröner, Leipzig-. 123

6. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 171

1913 - München : Seybold
Wie zwei Buben rannten wir trotz der Sonnenhitze und des unter den Füßen weichenden Aschenbodens in großen Sprüngen den Berg hin- auf; ohne es zu ahnen, waren wir schon nahe am Bande der Gipfel- höhe angelangt, und genau zu dieser Zeit löste sich die Wolkenhülle so weit, daß der rätselhafte Turm, im Sonnenscheine schimmernd, aus ihr hervortrat. In einer Minute war der Kraterrand gewonnen; gleich- zeitig erschien auf ihm in dem weichenden Nebel auch Dr. Hovey in- mitten eines halben Dutzends seiner Träger; aber nur ein flüchtiger Gruß wurde gewechselt; er rannte ebenso wie wir über die Hochfläche dem Fuße des Konus zu. Die uns zugewendete Seite des Mont-Pele-Gipfels erschien als eine halbkreisförmige Hochebene von durchschnittlich hun- dert Schritt Breite, die gegen Nordosten von einer kahlen, etwas höheren Kuppe, der Morne Lacroix, der ehedem höchsten Spitze des Berges, überragt wurde. Feine, kiesige, graue Asche, vermischt mit kleinen weißen Bimssteinstücken und vereinzelten vulkanischen Blöcken, setzte den Boden der Hochfläche zusammen. Jenseits des Grabens, aus der Tiefe des Kraterkessels, erhob sich nun, jetzt nur kaum noch hundert Meter von uns entfernt, mit ungeheurer, fast senkrechter Steilwand der mächtige Konus. Übermäßig solid schien das Gebäude freilich bei der Kühnheit seiner Architektur nicht zu sein; denn ein paar gewaltige vertikale Risse durchzogen die uns zugekehrte Steilwand, und wirklich, während wir hier standen, löste sich von der Südwand ein großer Haufe von Steinen, um teils nach der abgewandten Seite des Berges, teils in den Kratergraben zu unseren Füßen hinabzurollen. Noch zweimal während unserer Anwesenheit auf dem Gipfel wiederholte sich das, und das helle, knatternde Geräusch dieser Steinstürze hatte etwas Unheimliches; konnte es doch der Vorbote für den Einsturz der ganzen Riesensäule sein, und dann wären wir auch, schon durch den Luftdruck, jedenfalls verloren gewesen. Sonst herrschte aber hier oben eine tiefe, feierliche Stille. Lautlos stiegen die weißen Dämpfe aus den Tiefen des Kraterrisses hervor und mischten sich ununterscheidbar mit den sich bildenden und wieder lösenden weißen Wolken. Wie wir es heute früh von unten gesehen hatten, krochen die leuchtenden Massen über die Gipfelfläche dahin und brandeten langsam an dem Felsen- turm empor, umschwebten wie Geistergebilde seine Flanken und hüllten ihn zeitweilig wieder gänzlich ein in ihre Schleier. Dann aber trat er von neuem siegreich hervor, in dieser leise wallenden Bewegung selbst wie lebendig, und in seiner ätherisch zarten Färbung eher wie 171

7. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 468

1895 - München : Oldenbourg
468 58. Neapel und der Vesuv. ist Feuer. Dies rührt von Millionen sonst unsichtbarer Be- wohner des Meeres her, deren Leuchten durch eine stärkere Bewegung des Wassers gesteigert wird. Wirft man einen Hund ins Meer, so kommt er leuchtend zurück; sich schüttelnd sprüht er Funken. Auf dem Ostgestade des Busens von Neapel erhebt sich der Vesuv aus der Ebene, abgesondert und ohne unmittel- baren Zusammenhang mit den nächsten Bergen. Er ist die Krone der ganzen Landschaft, und so prachtvoll sein Anblick ist, so prächtig ist der Ausblick von seiner Höhe. Ein mehrstündiger Weg führt anfangs durch die üppigsten Pflanzungen von Wein, Feigen und Aprikosen, später durch ein schrecklich ödes, braunrotes Lavagesilde bis zum steilen Kegel des Berges. Auch diesen hinauf geht cs anfangs ziemlich gut; es sind noch große, festliegende Steine da, auf welche man beim Steigen treten kann; sobald man aber höher kommt, wird der Weg durch das Geröll und Gebröckel kleiner verbrannter Steine und durch die rotbraune Erdasche außerordentlich beschwerlich. Bei jedem Schritte aufwärts sinkt man wiederum einen halben Schritt zurück. Natürlich muß man oft anhalten und ausruhen, damit die Kräfte sich sammeln. Hie und da ist der Boden sehr heiß, und ein weißer Rauch qualmt manchmal unter den Steinen hervor. Nach einer halben Stunde ist die beschwerliche Besteigung des Kegels vollendet, wir stehen glücklich oben am Rande des Kraters. Der Krater des Vesuvs ist ein ungeheurer rundlicher Kessel, dessen Rand umher 10—16 m hoch ist und aus verbranntem Gestein und Asche besteht; natürlich ist dieser Rand an einer Stelle höher als an der andern. Um den ganzen Krater kann man mit großer Vorsicht auf dem schmalen Rande, der ihn umgibt, herumgehen, wozu etwa eine Stunde erforderlich ist. Daß sich seine Gestalt bei heftigen Ausbrüchen immer verändert, ist bekannt.

8. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 73

1858 - Osnabrück : Rackhorst
73 bei ihrer Jahrhunderte lang fortgesetzten Reibung die Rauhigkeiten der Felsenunterlage, über welche sie sich fortbewegt, oder des sogenannten Gletscherbettes, sowie der Seitenwände des sie einschließenden Thales, wo dieser Einfluß sich in vielleicht noch höherm Grade bemerklich macht. Die feinen Sandkörnchen und kleinen Steine, die sich an der Unterfläche des Gletschers befin- den, und mit denen er namentlich am Rande überdeckt ist, scheuern unablässig an dem festen Felsen der Unterlage und an den Felsenwänden, an welchen sie beim Dorrücken sich vorüber- drängen. Auch die an dieser Bewegung theilnehmenden Stein- blöcke der Seitenmoränen helfen die etwa vorspringenden Ecken der Felsenwände abstoßen. Auf diese Weise entstehen sowohl an der felsigen Unterlage, als an dem Felsenufer des Gletschers glatte, fast polierte Schliffflächen, Gl et sch er schliffe, am Ufer auch abgeriebene Rund Höcker. Wenn der Gletscher alsdann über diese bereits glatt geschliffenen Flächen noch ferner scharfe und harte Steinsplitter hinschiebt, so entstehen natürlich in der Richtung, welche der Gletscher bei seiner Bewegung thalabwärts einhält, feingeriffene Linien und Streifungen. Am deutlichsten zeigen sich diese Erscheinungen, welche jeder Gletscher mehr oder weniger darbietet, an solchen Stellen, von welchen die Eismasse sich etwas zurückgezogen und dadurch einen Theil der Grund- fläche, über welche, und der Seitenwände, an denen sie sich hin- bewegte, wieder bloßgelegt hat. Mit Ueberraschung findet man ähnliche Glättungen und Streifungen noch an sehr vielen andern Punkten der Alpenthäler, selbst in großer Entfernung von den gegenwärtigen Gletschern, und man glaubt sich zu dem Schluffe berechtigt, daß diese Felsschliffe überall Wirkungen früherer Glet- scher seien, welche bei ihrer Ausdehnung bis an das vordere Ende der Alpenthäler die Felsen in größerer Entfernung und bis zu bedeutender Höbe der Thalsohle stellenweise poliert und zugleich aus den innern Theilen der Alpen die großen Blöcke kryftallinischer Schiefer mit sich geführt haben, die wir gegen- wärtig als erratische Blöcke oder Findlinge allenthalben, selbst im norddeutschen Flachlande, zerstreut finden. Nachdem be- reits Venez und Charpentier die Findlingsblöcke mit den Gletschern in Verbindung gebracht hatten, bildete Agassiz dar- aus eine förmliche Theorie. Es gab nach ihm eine Eiszeit der Erde, während welcher aus irgend einer unbekannten Ursache die nördliche Erde von einer mehrere tausend Fuß dicken Eis- schicht umhüllt wurde. Das Eis habe sich dann, als später wie- der Wärme eintrat, in Gletscher verwandelt, die nach den in-

9. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 36

1858 - Osnabrück : Rackhorst
36 stabe am Iorullo in Mexiko, der 1759 am Geburtstage des Monte nuovo 1500 Fuß hoch mitten aus einer Ebene stieg, die ihrerseits auf einem Flächenraum von 4 Quadratmeilen am Rande um 12, gegen die Mitte um 160 Meter gehoben wurde. Solche Ereignisse können natürlich auch im Meere stattfinden, aus dessen Tiefe dann eine Erhöhung zum Vorschein kommt, die möglicherweise bis zur Oberfläche reichen kann und eine neue Insel bildet. Die so entstandenen Inseln bleiben aber nicht alle- mal stehen, denn man steht leicht ein, daß, wenn dieser unter- meerische Berg wie der Monte nuovo nur aus Schlacken und Asche besteht, nach dem Aufhören der Eruption die Wogen des Meeres ihn bald wegräumen würden, während der auf dem Lande aufgeschüttete stehen bleibt. Hat stch der Boden des Mee- res gehoben, so kann er wie eine Blase wieder zusammensinken, wenn die ihn auftreibenden Gase sich entfernt haben, und auch in diesem Falle verschwindet die Insel; drängen sich aber festere Stoffe unten ein, die nicht mehr herausgeworfen werden, so bleibt sie stehen. Im ägäischen Meere bildet die Insel Santorin (im Alter- thume Thera) mit der kleineren Insel Aspronisi, der durch ein Erdbeben 233 v. Ehr. von ihr getrennten Therasia und den Kaimenis eine merkwürdige Gruppe. Santorin hat die Gestalt eines Halbmondes, Aspronisi und Therasia liegen in der Rich- tung seiner Krümmung. Alle drei schließen im Innern einen ovalen Raum ein, gegen den sie mit steilen, fast senkrechten Ab- stürzen endigen und in diesem Raume erhebt sich von Zeit zu Zeit bald mit, bald ohne Erdbeben und Aschenauswcrfen ein Inselchen (Kaimeni, d. i. die Verbrannten). Im Jahre 196 v. Ehr. entstand in dem früher inselfreien Raume ohne sonstige bedeutende Phänomene eine kleine Insel Paläo- (Alt-) Kaimeni; im Jahre 19 v. Ehr. kam eine neue Insel, die sich wahrschein- lich in der Folge mit der ersteren vereinigte. Die Insel vergrö ßerte sich in den Jahren 726 und 1427 n. Ehr., aber 1573 erhielt sie eine Gefährtin Mikro- (Klein-) Kaimeni und zwischen 1707 und 1709 erschien Neo- (Neu-) Kaimeni, an deren Bil- dung sich die eines Vulcans knüpfte, der mehrere Jahre tobte. Ebenfalls im griechischen Archipelagus in der Nähe der Insel St. Erini war 726 nach Ehr. ein Ausbruch im Meere, der den Boden hob, die gehobene Masse wurde 1427 und 1650 durch Erdbeben vergrößert, und im Jahre 1707 erhob sich bei erneuer- tem Anwachsen eine kleine Insel über das Meer. Neben der Azoreninsel St. Miguel ist ein bereits mehrmaliges Entstehen

10. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 37

1858 - Osnabrück : Rackhorst
37 und Verschwinden einer Insel nachgewiesen. Die beiden ersten sichern Fälle ereigneten sich 1628 und 1721, im Jahre 1811 kam sie wieder, und erreichte bei 5400 Fuß Durchmesser eine Höhe von 90 Fuß. Der englische Capitän Tillard beeilte sich, sie alsbald nach ihrem Erscheinen für England in Besitz zu neh- men, und nannte sie nach seinem Schiffe Sabrina, aber sie verschwand abermals, und sie tauchte (für jetzt) zum letztenmale 1819 auf, um neuerdings unterzusinken. Bei Island hat sich, namentlich wahrend des Erdbebens von 1783 dasselbe Phäno- men schon öfters wiederholt, doch sind die Inseln alle bald wie- der verschwunden. Im Mai 1796 entstand in den Aleuten, der Inselreihe, welche Asien mit Amerika verbindet, eine neue Insel, Io an na Bogoßlowu, unter heftigen Feuererscheinungen und bildete einen Vulcan, dessen Ausbruch bis 1823 dauerte, seit welcher Zeit er nur noch raucht. Unaufhörlich ändert sich dort die Gestalt des Landes, immer entstehen neue Bildungen, während ältere wieder in das Meer zurücksinken. Den neuesten Fall einer solchen Er- hebung führt uns eine Insel vor, welche am 19. Juli 1831 zwischen Sicilien und Pantellaria nach vorausgegangenen leich- teren Erdstößen emporstieg. Der neue Vulcan war sehr thätig und wurde von dem gerade anwesenden deutschen Geologen Hofmann beobachtet. Als er Ende August betreten wurde, war sein Umfang 3240 Fuß engl., seine größte Höhe 150, der Um- fang des Kraters 780, der Boden bestand aus Asche und Schlacken ohne Lava, der Krater enthielt schmutziges Salzwasser und war bis etwa 3—4 Fuß von seitwärts hereingefallenen Stoffen ausgefüllt. Von den Engländern wurde die neue Insel Grahamsinsel, von den Neapolitanern Ferdinandea getauft. Im darauf folgenden December verschwand sie wieder, und der Grund konnte an dieser Stelle erst in großer Tiefe erreicht wer- den, doch hat er sich, Zeitungsnachrichten zufolge, wieder so ge- hoben, daß vielleicht in nächster Zeit die Schiffe diese neue Un- tiefe wohl im Auge haben dürften. Oft stürzen diese Auftreibungen erst nach langer Zeit wieder ein, und es kommen daher in vulcanischen Gegenden in ganz alten Landstrichen plötzliche Versenkungen vor. Die Form, unter der die erhobenen Berge und Inseln auf- zutreten pflegen, ist eine zu eigentümliche, als daß wir sie hier mit Stillschweigen übergehen könnten. Wenn unter der festen Decke der Erde die eingeklemmten Dämpfe mit so ungeheurer Kraft in die Höhe drücken, daß das
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