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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 336

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 336 — F. Die deutschen Schutzgebiete. Allgemeines. Deutschland ist erst spät in die Reihe der Kolonialmächte ein- getreten. Zur Zeit der großen Entdeckungen zu Beginn der Neuzeit und in den darauf folgenden Jahrhunderten, als Portugiesen, Spanier, Holländer, Franzosen und Engländer weite Kolonialgebiete erwarben, war unser Vaterland im Innern zerrissen und nach außen ohnmächtig, so daß an überseeische Unternehmungen nicht gedacht werden konnte. Ein Versuch des großen Augsburger Kausmannshanses der Wels er, sich in Venezuela festzu- setzen (1526), scheiterte. Der erste unter den deulschen Fürsten, der weitschauend die Be- deutung einer See- und Kolonialmacht erkannte, war Friedrich Wilhelm von Branden- bürg, der Große Kurfürst. Er ließ 1681 an der Goldküste von Guinea die branden- burgische Flagge hissen, gründete dort das Fort Großfriedrichsburg (1687) und brachte einen großen Teil der Guineaküste unter seine Herrschast. Aber sein Enkel, der sparsame König Friedrich Wilhelm I., der kein Freund von kostspieligen und unsicheren Unter- nehmungen war, verkaufte den ganzen Besitz für.7260 Dukaten und 12 Mohren an die Holländer. Erst Jahrhunderte später, nnch der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches, wachte der Gedanke an die Erwerbung überseeischer Länder wieder auf. „Nur in dem Boden des geeinten Deutschlands konnte der Kolonialgedanke Wurzel fassen; erst erstand das Reich in seiner ungeahnten Machtfülle; dann folgte der glänzende Aufschwung der Industrie und des überseeischen Handels, und die Kolonisation bildete nur den not- wendigen Schlußstein dieses Gebäudes." Die Erwerbungen folgten rasch hintereinander, die meisten in den Jahren 1884 und 85. Die heutigen Grenzen wurden z. T. erst später in Verträgen mit andern Mächten festgesetzt. 1884 wurden Togo, Kamerun und Deutsch-Südw estafrika erworben, 1885 Deutsch-Ostasrika, Deutsch-Guiuea und die Marschallinseln, 1898 Kiautschou, 1899 Samoa, die Karolinen-, die Pal au- und die Marianeninseln. Vorbereitet wurden diese Erwerbungen durch die Unternehmungen deutscher Großkaufleute, die des Reichsschutzes bedurften und diesen an- riefen, um nicht durch Angriffe und Übergriffe andrer Mächte, namentlich Englands, behindert und zurückgedrängt zu werden. 1. Togo. (87 000 qkm, etwas größer als Bayern, 1 Mill. E., 12 auf 1 qkm.) Lage und Grenzen. Togo erstreckt sich als ein schmaler Landstreifen von der Guineaküste in n. Richtung ins Innere hinein. Seine Längenausdehnung, 650 km, entspricht der Entfernung von München bis Hamburg, seine größte Breite, 200 km, der von Hannover bis Berlin. Im S. aber wird es durch englisches Gebiet so eingeschnürt, daß es den Atlantischen Ozean nur mit einem Landstreifen von 50 km Länge berührt. Im N. und O. wird Togo von fran- zösischem Besitz, Dahome, im W. von der englischen Kolonie Goldküste (Aschanti) eingeschlossen. Gegen diese bildet der schiffbare Volta eine natürliche Grenze. Aber die Scheidelinie zieht nicht durch die Mitte des Flußbettes, sondern am linken Ufer entlang, und auch das Mündungsgebiet des Flusses ist englisch, so daß die wertvolle Wasserstraße für uns nicht in Betracht kommt. Ähnlich ungünstig liegen die Verhältnisse an der Ostseite, wo der schiffbare Grenzfluß Monu auf französischem Gebiete mündet.

2. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 89

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 89 — Kaiser, Habsucht) nicht mehr um das Reichsgesetz kümmerten und die Übelthäter nicht mehr bestraften, so konnte sie niemand dazu zwingen. Das ist freilich ein trauriges Reich, das nicht einmal seine Bürger vor Dieben, Räubern und Mördern schützen kann. Aber die Habsucht und Herrschsucht der Fürsten war schuld daran, nicht der Kaiser, der ja gerne allen bedrängten Deutschen geholfen hätte. — Zusammenfassung. Kulturhistorisches: Unsicherheit von Leben und Eigentum der Bürger; Fehdelust und Fehderecht; Gottesfriede und Reichsfriede; grausame Strafen. Schwur auf das Crucifix. Zweites Stück: Der Sturz des gebannten Kaisers. Ziel: Wie der junge König Heinrich nach dem Throne seines Vaters strebte. I. Habt ihr das erwartet? Nein, denn der heilige Eid und das vierte Gebot mußten den Jüngling davon abhalten. Was wird ihn aber dennoch dazu bewogen haben? Ratschläge der unzufriedenen Fürsten, Verlockungen von Anhängern des Papstes, eigener Ehrgeiz (wie bei Conrad). Da wissen wir auch gleich, wer auf seiner Seite stehen wird? Die unzufriedenen Fürsten, der Papst und seine Anhänger; ihm hilft auch noch der auf feinem Vater liegende Bann (wie so?) und der Umstand, daß er als Sohn und Erbe des Kaisers schon zum König gekrönt ist (wie so?). Ob dem bösen Sohn sein böser Plan gelingen wird? Ii. a. Darbietung des Stoffes in geeigneten Abschnitten (vergl. das Lesebuch!) mit Einwebung von Vermutungen, Spekulationen und Erläuterungen. (Siehe die Anmerkung zum 1. Stück!). Zur Erläuterung. _ Die Besprechung des Thatsächlichen wird sich hier vielfach mit der Stufe Ii. b berühren, da das sittliche Urteil über die abscheulichen Handlungen sich von selbst aufdrängt. Stoffübersicht: Des jungen Königs Beweggründe, Vorbereitungen, Verrat; des Kaisers Abdankung, Flucht und Ende. Besprechung der angegebenen Beweggründe, des letzten Zweckes (Entsetzung des Vaters) und der angewandten Mittel (Öffentliche Erklärungen, Botschaft an den Papst, Sammlung eines Heeres. Überlistung in Coblenz, Gefangennahme in Bingen, Zwang zur Abdankung). Welchen Zweck hatte die Botschaft nach Rom? Wie kam es, daß der aufrührerische Sohn so viel Anhänger fand? (vergl das erste Stück). Gedanken des Vaters bei der Kunde von der Empörung? Warum vermied der Sohn den Kampf mit den Waffen? (Sieg zweifelhaft; Blutvergießen im Kampf mit dem Vater ein Schandmal für den Sohn in den Augen der Menschen; andere Mittel führen sicherer zum Ziel). Welchen Zweck hat der junge Heinrich bei der friedlichen Unterredung

3. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 142

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 142 — 5. Charakterbild Heinrichs d. L. 6. Jedermann (auch der Fürst) sei Unterthan der Obrigkeit (dem Reiche). 7. „Ein Oberhaupt muß sein, ein höchster Richter." 8. „Untreue schlägt den eigenen Herren." V. Aufgaben zur Befestigung und Einübung des unter Iv, 1—5 Angegebenen. Neue Beispiele zu den Sätzen unter Iv, 6—8. Inwiefern war Heinrich der Löwe selbst das Werkzeug seines Falles? — Heinrich der Löwe und Friedrich Rotbart in Chiavenna und in Erfurt, ein Vergleich. Auch der Sturz Heinrichs des Löwen ist ein Beweis von des Reiches Herrlichkeit unter Friedrich Barbarossa; Nachweis! (Vergl. hier auch das Verhältnis von Fürst und Kaiser zur Zeit Heinrichs Iv.!) Zur Erklärung und Anwendung: Hochmut kommt vor dem Falle. Was der Mensch säet, das wird er ernten. Der Geiz (Ehrgeiz) ist eine Wurzel alles Übels. Das Gedicht „Heinrich der Löwe". Vierte Einheit. Iriedrichs weitere Wegierung. Ziel: Wie Friedrich weiter für „des Reiches Herrlichkeit" sorgte und zwar nach außen und im innern. I. Wie Friedrich seither dafür gesorgt hat, wissen wir. (Kaiserkrönung, Mailand, Lombardei, Heinrich der Löwe.) Was konnte er noch mehr dafür thun? Nach außen? (Benachbarte Länder — z. B. im Norden . . ., im Osten . . ., im Westen ... — für das Reich ge- winnen oder sie wenigstens zur Achtung und Ehrerbietung gegen das Reich nötigen). Im Innern des Reiches? (Sorge für den Landfrieden, für den Gehorsam der Fürsten, für die Nachfolge seines Sohnes, für Handel und Gewerbe, . . .) Davon sollt ihr nun hören. Iia. Darbietung des Stoffes. 1. Schon am Anfange feiner Regierung hatte Friedrich einen Streit dreier Prinzen um die Krone Dänemarks geschlichtet, indem er das Land einem der streitenden Königsföhne zu Lehen gab. _ Gegen den Herzog von Polen, der nicht zur Huldigung erschienen war, mußte Friedrich zu Felde ziehen. Er bezwang rasch das polnische

4. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 143

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 143 — Heer und nötigte den Herzog zur Unterwerfung. Gegen eine schwere Geldbuße und Leistung des Lehnseides gewährte er ihm aber Verzeihung und setzte ihn in sein Herzogtum ein. Den Herzog von Böhmen, der ihm gegen die Polen geholfen und auch gegen Mailand Hilfe versprochen hatte, erhob Friedrich zum König von Böhmen. Als aber der König später, ohne den Kaiser zu fragen, fein Land seinem Sohne übertrug, entsetzte ihn der Kaiser und gab Böhmen einem Verwandten des Königs zu Lehen, nachdem dieser ihm Hülfe gegen den lombardischen Bund eidlich gelobt hatte. Der König von Ungarn, den Friedrich als rechtmäßigen Herrscher gegen seinen Bruder anerkannte, schickte ihm durch eine prächtige Gesandtschaft 1000 Pfund Silber und das Versprechen, daß er ihm ungarische Reiter zur Belagerung von Mailand zusenden wolle. Noch wichtiger für Friedrich war der Gewinn von Burgund. Er bewarb sich nämlich gleich nach seinem ersten Römerzuge um die Hand der jungen, schönen und feingebildeten Beatrix, der Erbin von Burgund (Karte!). Und gern verlobte sich die Burgunderin dem ritterlichen Mann, der die erste Krone des Abendlandes trug. Sie wurde von ihren Verwandten nach Deutschland geleitet, wurde in Worms gekrönt und in Würzburg festlich mit dem Kaiser vermählt. Als Mitgift brachte sie ein Heer von 5000 Rittern und den sicheren Zugang nach Italien. Gerade zwanzig Jahre später, also bald nach dem Frieden zu Constanz, gelang dem Kaiser Friedrich die allerwichtigste Erwerbung, und zwar gegen den Willen des Papstes. Er verlobte nämlich seinen Sohn Heinrich mit der freilich 11 Jahre älteren Prinzessin Constanze, der Erbin des Normannenreiches in Unteritalien und Sizilien. Hundert-undsünszig schwer beladene Saumtiere brachten den Brautschatz nach Mailand, wv auf Bitten der Mailänder die Hochzeit stattfinden sollte und auch mit großer Pracht gefeiert wurde. Aber kostbarer als der Brautschatz war das herrliche Land, die Brücke zu den Schätzen des Morgenlandes. Constanze ward zur Königin von Deutschland, ihr Gemahl Heinrich aber zum König von Italien gekrönt und erhielt vom Kaiser den Titel „Cäsar" d. h. Mitfaiser. 2. Aus dem zuletzt Erzählten sehen wir, daß der junge Heinrich schon früher zum deutschen König erwählt worden ist. Das war aus einem Reichstage zu Bamberg geschehen, auf Vorschlag des Erzbischofs von Mainz und mit Einstimmigkeit aller anwesenden Fürsten zu einer Zeit, als Heinrich erst 4 Jahr alt war. Wenige Wochen danach wurde der Knabe durch den Erzbischof von Köln in Aachen gekrönt. Auch das Eigengut des Hohenstaustschen Hauses war gewaltig gewachsen. Durch den Tod seines Neffen Friedrich von Schwaben war das Herzogtum Schwaben und viele Eigengüter der Staufen an den Kaiser zurückgefallen, und dazu kam noch eine Menge kleinerer Reichslehen, deren Inhaber gleichfalls an der Pest vor Rom gestorben waren. Der Kaiser verlieh alle diese Länder und Güter seinem eigenen Sohn Friedrich, einem Kinds, d. h. er behielt sie einstweilen zur eigenen

5. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 35

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 35 — Feind, der ihn noch weit entfernt glaubte. Vor dem sächsischen Lager wirbelten dichte Staubwolken auf. Die Sachsen erkannten die Gefahr, und Schrecken ergriff sie. In toller Wut schrie alles nach Waffen und Pferden. Die Fürsten, ihre Mannen und alle, die Pferde hatten, eilten aus dem Lager und stürzten in einem dichten, verworrenen Knäuel auf die vorderste Schaar der Königlichen los. Die Bauern aber blieben im Lager und warteten voll Angst auf den Ausgang des Kampfes. Die Schwaben wankten vor den furchtbaren Schwerthieben der Sachsen; aber die Bayern kamen ihnen zu Hilse, die Franken griffen den Feind von der Seite an, der König mit seiner auserlesenen Schaar that Wunder der Tapferkeit — da wandten sich die ermatteten Sachsen zur Flucht und sprengten zurück zum Lager. Zugleich mit ihnen waren aber auch die Sieger dort. (Was wird jetzt geschehen? Das Lager kann nicht mehr verteidigt werden; die berittenen Edlen werden sich durch die Schnelligkeit ihrer Pferde retten, die Bauern sind verloren. Bestätigung.) Da jagten die sächsischen Reiter nach der andern Seite des Lagers davon; ihre schnellen und frischen Pferde retteten sie vor den Verfolgern. Nun fielen die Königlichen wütend über die Bauern her und metzelten sie nieder; wer ihrem Schwert entrann, ertrank in der Unstrut; achttausend Bauern verloren hier ihr Leben. Das reich ausgestattete Lager der Sachsen wurde geplündert, der Sieg war gewonnen. Zur Erläuterung: Wie kam es zum Sieg über die Sachsen? (Bereitwilligkeit der Fürsten, großes Heer, Klugheit des Heerführers; dadurch Überraschung ver ungeordneten Feinde durch das geordnete Heer. Tapferkeit der Königlichen und des Königs. Stimmung des Königs während des Kampfes und im Siege). An der Geschichte fällt mir mancherlei auf, zunächst, daß der Papst die Kirchenschänder nicht bestrafte (wie? Bann). Er lebte schon damals im Streit mit dem König und wollte daher seinen Gegner nicht durch Schwächung der Empörer stärken. Da sieht man deutlich: Er bestraft die Frevel gegen die Kirche nur, wenn es ihm nützt; er war nicht gerecht, sonst müßte er jeden Frevel bestrafen. Warum metzelten die Ritter so wütend die Bauern nieder? Sie wollten die Bauern dafür züchtigen, daß sie sich erlaubten, ritterliche Waffen zu tragen. Aber die achttausend bewaffneten Bauern konnten sich doch wehren? Sie waren nicht so gut gerüstet wie die Ritter, besonders fehlten ihnen die festen Schutzwaffen (Schild, Helm, Kettenhemd), auch waren sie nicht so geübt im Kämpfen wie die Ritter, die von Jugend auf das Führen der Waffen wie ein Handwerk gelernt hatten. — Zusammenfassung: Sieg des Königs über die Sachsen. Vierter Abschnitt: Die Ausnutzung des Sieges. Wie der König seinen Sieg über die Sachsen ausnutzte. Was werden die besiegten Sachsen nun thun? Sie werden einsehen, daß jeder Widerstand gegen die Übermacht des Königs vergeblich ist, und werden sich daher ihm unterwerfen. Und welche Bedingungen 3*

6. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — t). Was sollen wir nun zur Besiegung und Empörung der Sachsen sagen? Die Sachsen wurden zwar hart und ungerecht bedrückt, aber noch unrechter war, daß sie sich mit Gewalt gegen ihren rechtmäßigen Herrn empörten und ihm den Eid der Treue brachen; denn Heinrich war nicht ein fremder Eroberer, sondern ihr eigner König; sie mußten sich ohne Empörung durch Bitten, Klagen und die Fürsprache der Fürsten zu helfen suchen. Durch die Empörung nötigten sie ihren Oberherrn zu schimpflicher Flucht, zu schimpflicher Demütigung vor den Fürsten und zu schimpflichem Vertrag, was alles er ihnen niemals vergeben konnte. Ganz abscheulich und gottlos ist ihre Kirchenschändung und die Beschimpfung der Leichen. Dafür verdienten sie strenge Strafe. Die Züchtigung war vielleicht zu streng, aber Strafe mußte fein, fönst hätten vielleicht noch andere Stämme ihr Beispiel nachgeahmt und sich vom Kaiser und Reich losgerissen, um ihr eigener Herr zu sein. So haben die Sachsen im ganzen weit mehr unrecht als recht; sie wollten zu viel Rechte und Freiheiten haben, und darum wurden ihnen fast alle genommen. König Heinrich behandelte freilich die Sachsen zu hart und streng, machte sein Königsrecht zu rücksichtslos und gewaltthätig geltend, und hörte nicht auf die gerechten Klagen; er hätte die empfindlichen Sachsen, die gar nicht mehr an Königsherrschaft gewöhnt waren, allmählich und schonend daran gewöhnen sollen. Aber er wollte eben mehr Macht haben in den einzelnen Ländern seines Reiches und fing mit Sachsen an; er wollte nicht mehr so (vergl. seinen Fußfall) von der Gnade der Fürsten abhängig sein und darum suchte er die Gewalt der Fürsten und Stämme einzuschränken, wie einst Otto I. Das war seiner Meinung nach ein Glück und Nutzen sür das Reich, und darin hatte er auch recht. Darum bestrafte er auch die Sachfen so überaus hart, um ihnen künftig jede Empörung unmöglich zu machen. Aber die Bestrafung war doch zu hart und darum auch unklug; denn er hätte sich bei einiger Überlegung sagen müssen, daß die gemißhandelten Sachsen von nun an jede Gelegenheit rücksichtslos benutzen werden, um sich von dem unerträglichen Druck zu befreien. Heinrich war eben jugendlich hitzig und wohl auch etwas rachsüchtig. Neben dieser Unklugheit zeigte er aber doch auch in anderen Dingen große Klugheit. Klug zeigte er sich bei seiner heimlichen Flucht (Herbeiholen von Hilse); ferner als er den übermächtigen Sachsen nachgab, um sie wenigstens beim Reiche zu erhalten; weiter als er die Kirchenschändung zur Überwältigung der Sachsen benutzte und endlich bei der Führung des Heeres zum Überfall. Außerdem müssen wir feine ritterliche Tapferkeit im Kampf und seine Dankbarkeit gegen die Wormser loben. So ist der König bei seinem Verhalten gegen die Sachsen weit mehr im Recht als im Unrecht, aber er macht sein Recht zu streng, hart, rücksichtslos, hitzig und unklug geltend. Die Fürsten. Die oberdeutschen Fürsten sind als treulos zu tadeln, weil sie Kaiser und Reich in der Not verlassen und nur an sich

7. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 41

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 41 — deutschen Bischöfe und Fürsten nach Worms zu berufen. Die Herren wurden geladen, aber niemand kam. Dafür kam die Botschaft, daß die Fürsten die ihnen anvertrauten sächsischen Gefangenen losgelassen hätten, und daß in Sachsen der Aufstand von neuem ausgebrochen wäre. Und so war es auch. Mit Jubel begrüßten die Sachsen ihre befreiten Fürsten, griffen abermals zu den Waffen, erstürmten die königlichen Burgen, verjagten die Steuereinnehmer, vertrieben die Anhänger des Königs und verwüsteten ihre Güter. Sachsen war dem König verloren. Zur Erläuterung: Ausmalung der Gefühle und Reden des Königs bei der Nachricht von dem Bann. Zu welchem Zweck berief Heinrich die neue Versammlung nach Worms? (Nochmalige Entsetzung des vorzuladenden Gregor, Wahl eines neuen Papstes, Einsetzung desselben mit Waffengewalt). Warum erschien keiner der Geladenen? (Siehe oben!) Warum entließen die Fürsten die gefangenen Sachsen? (Sie glaubten, dem Gebannten nicht mehr Treue und Gehorsam schuldig zu sein, und wollten auch die Zahl und Macht seiner Feinde verstärken; denn wenn der König nicht mehr die Gefangenen als Geiseln in der Hand hatte, so konnten sich die Sachsen gegen ihn alles erlauben). Wie ging Sachsen für den König verloren? (Siehe oben!) Wie wird es nun dem König zu Mute sein? (Schreck, Zorn, Angst, Ratlosigkeit). — Zusammenfassung: Heinrich sucht sich vergeblich gegen den Bannspruch zu helfen und erkennt mit Schrecken den allgemeinen Abfall. Überschrift. Zweiter Abschnitt: Der Fürstentag in Tribur. Wie sich die Abgefallenen weiter gegen den König verhalten. Es kann nicht lange so bleiben, wie es jetzt ist, daß die Fürsten dem gebannten König den Gehorsam verweigern und ihn nicht mehr als König anerkennen, denn es muß doch ein König da sein, der die Geschäfte des Reiches führt. Also muß entweder der Bann irgendwie gelöst werden, oder die Fürsten mußten wie der Papst auch ihrerseits den König für abgesetzt erklären und einen neuen König wählen; das letztere wird ihnen sicherlich (vergl. die früheren Erörterungen!) das liebste sein. Also, was wird geschehen? König Heinrich war ratlos. Aber die Fürsten hielten Rat und beschlossen, eine allgemeine Fürstenversammlung nach Tribur auszuschreiben, um dort den gestörten Frieden der Kirche und des Reiches wieder herzustellen. Und alle Geladenen kamen und waren ein Herz und eine Seele, und doch war erst ein Jahr vergangen, seit die Schwerter der Oberdeutschen sich mit sächsischem Blute gefärbt hatten. Vor allem war man darin einig, daß der gebannte Heinrich nicht mehr König sei, und daß man einen neuen König wählen dürfe. Schon wurde Rudolf von Schwaben genannt. _ Aber der Papst hatte an die Fürsten geschrieben, er wolle Heinrich wieder in Gnaden annehmen, wenn er sich von ganzem Herzen bekehre und die Kirche nicht mehr als Magd behandle, sondern

8. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 47

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 47 — ihre oberste Pflicht, dem Kaiser zum Reichskrieg zu folgen (Sachsenkrieg!); und als ihnen der Papst durch den Bann einen guten Vorwand giebt, verweigern sie sogar allen Gehorsam, setzen ihren König ab und geben einem auswärtigen Fürsten, dem Papst, die Verfügung über die Krone. Die Hauptquelle dieser Macht war die Erblichkeit ihrer Lehen (daher unabsetzbar) und ihr Zusammenhalten gegen den König. Iv. 2. Die Fürsten unter Karl d. G.: Beamte; unter Heinrich I.: selbständige Stammeshäupter und Landesherren; unter Otto J.: absetzbare Beamte; unter Heinrich Iv.: erbliche Landesherren, die das Reich mitregieren und sich sogar Über den König stellen. Iii. 3. Vergleich des Abfalles der Sachsen und der Fürsten mit dem Abfall Absaloms von David, Israels von Rehabeam (Beweggründe, schlimme Folgen, Unrecht gegen Gottes Gebot und Treubruch). Die Fürsten entschuldigen zwar ihren Abfall vor der Welt mit dem Bann, der alle Eide löse. Aber reicht diese Entschuldigung aus vor dem Gewissen und vor dem Worte Gottes? Das Gewissen sagt uns: Jedes Versprechen, das wir gegeben, und jede Pflicht, die wir auf uns genommen haben, müssen wir erfüllen; nur der, dem wir etwas gelobt haben, kann uns davon entbinden, sonst niemand. Die Fürsten begingen also einen Wortbruch und Treubruch, und das ist eine Sünde wider das Gewissen und ihren Herrn. Sie begingen aber auch eine Sünde Qe9et\ Gott, benn sie hatten Treue und Gehorsam unter feierlicher Anrufung Gottes geschworen, und biefer Eib konnte von keinem Menschen, auch nicht vom Papst gelöst werben. Und sie brachen diesen Eid nur, um eine neue Sünde gegen Gott hinzuzufügen; denn wenn sie ihre Obrigkeit, den König, mißachten, so mißachten sie auch Gott der die Obrigkeit eingesetzt hat (vergl. 1. Einheit Iv. 3. Röm. 13, 1—7). 3u dieser Sünde sind sie auch nur durch Habsucht und Herrschsucht gebracht worden, und die Folge dieser Sünde war die Schande ihres Königs und die Schande des Reiches, für dessen Ehre sie doch sorgen sollen. Was lernen wir daraus'? Iv. 3. Der Eid i)t unlöslich, denn er ist Gott geschworen, und die Schrift sagt: Du sollst Gott deinen Eid halten (Matth. 5, 33). Zur Gottesfurcht gehört auch der Gehorsam gegen die Obrigkeit, denn sie ist „von Gott verordnet" (Röm. 13, 1—2); Darum sagt die Schrift: Fürchtet Gott, ehret den König! (1. Petr. 2, 17.) Iv. 4. Kulturhistorisches: Rechte des Königs (in Sachsen); Ritterheer und Bauernheer (Überlegenheit, Haß); Kirchenschändung; Auftreten und Vorrechte der Stadt Worms. V. Durchlaufen und Verbinben der Thatsachen der 1. und der 2. Einheit.

9. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 30

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 30 — zur Absetzung ihres Kaisers ähnlich verhalten. Also kommt alles darauf an, wie der Bann des Kaisers in Deutschland, wo er seine Hauptmacht hat, ausgenommen wird. Wenn er von den deutschen Christen auch als null und nichtig angesehen wird, hat der Kaiser gewonnen,. wird er aber als gerecht und giltig angesehen, so hat der Kaiser verloren. Also müssen wir jetzt besprechen: die Wirkung des Bannes. Zweite Einheit. Me Wirkung des Mannes. Hauptziel: Die Wirkung des Bannes. I. Wenn wir uns klar machen wollen, welche Wirkung der Bann auf das deutsche Volk machte, so müssen wir die einzelnen Stände und Teile des Volkes ins Auge fassen und uns fragen, wie sie den Bann aufnehmen werden. Welche Stände sind dies? Di^Llrsten (Herzöge, Grafen); sie haben die Eide geschworen, die Gregor gelöst hat, und es wird sich nun fragen, ob sie ihren Eid halten oder brechen wollen. Die Stämme (Schwaben, Franken, Sachsen, Bayern, Lothringen) ; ihr Verhalten wird stark auf die Fürsten einwirken. Die Bischöfe, sie haben dem Kaiser zur Entsetzung des Papstes geholfen; aber es fragt sich nun, wie ihre und des Kaisers unerwartete Bestrafung auf sie einwirken wird. Das gemeine Volk, die gläubigen Christen; sie werden schwanken, ob sie zu ihrem geistlichen oder zu ihrem weltlichen Oberhaupt halten sollen, und ihre Haltung wird dann wiederum auf die Fürsten und Bischöfe einwirken. Ii. Stoffübersicht: Erstes Stück: Der Abfall der Sachsen. Zweites Stück: Der Abfall der übrigen Unterthanen. Drittes Stück: Die Erniedrigung Heinrichs auf dem Fürstentage von Tribur. Erstes Stück: Der Abfall der Sachsen. I. Von einem deutschen Stamm können wir uns schon denken, wie er sich zu dem gebannten Kaiser verhalten wird. Es sind die S a ck> s e n. die, wie wir wissen, sich gegen Heinrich empört haben und von ihm besiegt worden sind. Sie und ihre Fürsten werden darum

10. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 34

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 84 — Sachsen, schimpflicher Vertrag mit den Empörern, Niederreißung der Burgen — kurz: Sieg der ausrührerischen^Sachsen über den König, oder Ausbruch und Verlauf der Empörung. Dritter Abschnitt: Der Sieg Heinrichs über die Empörer. Wie König Heinrich doch noch über die Sachsen siegte. Wie ist das möglich nach solcher Demütigung und nach der Zerstörung der Burgen? Es ist nur möglich, wenn die Fürsten und Bischöfe des Reiches ihren Lehnseid halten, auf des Kaisers Gebot ihre Dienstmannen rüsten und so dem Kaiser ein mächtiges Reichsheer zuführen. Aber gerade das wollten sie ja nicht, wie wir eben gesehen haben. Nun, ich will euch erzählen, wie es doch dazu kam. Die Bauern, die bei der Harzburg wohnten, hatten keine Ruhe, so lange noch oben in der Burg ein Stein auf dem andern stand. Besonders das Münster und das Domherrenhaus war ihnen ein Ärgernis. Kaum waren die Burgmannen abgezogen, so stürmten die Bauern in hellen Haufen den Berg hinauf und zerstörten oben alles bis auf den Grund. Was sie Wertvolles fanden, raubten sie, darunter auch den königlichen Schatz. Das Münster wurde in Brand gesteckt, die Altäre zerschlagen, die Reliquien der Heiligen aus den Schreinen gerissen, die heiligen Gefäße geraubt. Selbst die Gräber der Toten schonten sie nicht. Die Gräber wurden aufgebrochen und die modernden Gebeine umhergeworfen; es waren die Gebeine von Heinrichs Bruder und Sohn. Zuletzt wurde alles dem Erdboden gleich gemacht. Zur Erläuterung: Hinweis auf die blinde Wut der Bauern, die sie an leblosen Dingen auslassen, bloß weil diese an den verhaßten König erinnern; ferner auf den Bruch des Vertrages, der nur auf Zerstörung der Burgen lautete. Ihre That ist als Kirchenschändung zu bezeichnen (Frevel an den heiligen Gebäuden, Altären, Reliquien, Gefäßen, Gräbern). Zusammenfassung: Die Kirchensckändung. Wißt ihr nun, warum der Kaiser zuletzt doch ein Reichsheer zum Kampfe gegen die Sachsen erhielt? Die Fürsten und Bischöfe sowie ihre Dienstmannen waren über den Vertragsbruck und die Kirchenschändung sehr entrüstet; sie fürchteten wohl auch, daß ihre Bauern sich ebenso gegen sie selbst erheben würden, wenn der Frevel der Sachsen ungestraft bliebe; darum weigerten sie sich nicht mehr, dem Kaiser ihre Mannschaften zu einem Reichskrieg zuzuführen. So war es auch. Der Kaiser war außer sich vor Schmerz und Zorn über den Frevel der Sachsen. Er wandte sich an den Papst Gregor und forderte Kirchenstrafen gegen die Kirchenschänder, aber umsonst. Er bot das Reichsheer auf, und siehe die Fürsten und Bischöfe folgten dem Gebot, alle Stämme stellten ihre Mannschaften, und bald war ein stattliches Ritterheer an der Unstrut versammelt, voll Kampfeslust und Zuversicht. Die Sachsen rüsteten sich zum Widerstände, aber sie waren kleinmütig und verzagt; ihr Heer sammelte sich an der Unstrut, (bei Langensalza). In zwei starken Tagemärschen führt der König seine 'Reiter bis an den
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