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1. Geschichte des Mittelalters - S. 113

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 2. Heinrich Iii. 113 Mittelmeer bis zur Eider und umfaßte drei Königreiche: Italien, Burgund und Ungarn, sieben deutsche Herzogtümer: Schwaben, Bayern, Franken, Sachsen, Ober- und Niederlothringen, Kärnten, und zwei slawische Herzogtümer: Polen und Böhmen mit Mähren. Heinrich suchte dem Fehdegeist der Zeit nach Kräften zu steuern und Friede und Recht im Reiche aufrecht zu erhalten. Als Schirmherr der Kirche strebte er eine innere Läuterung derselben an, war für eine Verbesserung der Zucht unter Geistlichen und Laien bemüht und setzte nur würdige Bischöse ein, ohne Geld oder Geschenke von ihnen anzunehmen. Er selbst war demütig und fromm und ging mit dem besten Beispiel voran. Ost ließ er sich von seinem Beichtvater blutig geißeln und setzte die Krone nie- aufs Haupt, ohne zuvor gebeichtet und Buße gethan zu haben. Er wurde in seiner Thätigkeit von dem Kloster Cluny in Burgund unterstützt, wo ein strenger, frommer Sinn unter den Mönchen herrschte. Von dort aus war 1032 der „Gott es friede" angeregt worden, und viele hundert Klöster in Burgund und Frankreich schlossen sich den Bestrebungen Clunys an. Die Bestimmungen darüber lauteten: „Von Mittwoch Abend an bis zum Sonnenausgang des folgenden Montags soll niemand dem andern etwas gewaltsam nehmen, noch einen andern wegen einer That zur Rechenschaft ziehen, noch eine Bürgschaft einfordern. Wer diesem Beschlusse zuwider handelt, soll Buße zahlen oder aus der christlichen Gemeinschaft ausgestoßen werden." Dieser Gottesfriede drang in alle Lande, selbst über das Meer nach England. 1043 berief Heinrich eine Reichs Versammlung nach Konstanz, schlichtete die vorhandenen Streitigkeiten und gebot, daß fortan Friede im Reiche walten solle. Im Jahre 1046 eilte Heinrich nach Rom, um dem in der Kirche damals herrschenden Unfug ein Ende zu machen. Seit 1033 schaltete daselbst Papst Benedikt Ix., welcher Kirchenstellen für Geld verkaufte und wegen seines sittenlosen Lebens zuletzt verjagt wurde. Allein Benedikt that seinen Nachfolger in den Bann und verkaufte die päpstliche Würde an einen edlen Priester, Gregor Vi., ohne diese Würde selbst niederzulegen. So regierten gleichzeitig drei Päpste. Darüber entstand Ausruhr und Verwirrung; keine Ordnung blieb, kein Gesetz wurde gehandhabt. Heinrich berief deshalb die Bischöfe nach Sutri, 10 Stunden nördlich von Rom, setzte die drei Päpste ab uni) ließ die alte Satzung Ottos I. erneuern, daß ohne Genehmigung des Kaisers eine Papstwahl nicht gültig sei. Daraus ernannte er zu Rom den deutschen Bischof Suidger von Bamberg als Klemens 11. Cassians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. t>. Ph. Beck. 8

2. Geschichte des Mittelalters - S. 141

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 23. Die Frauen im zweiten Zeitraum. 141 Wir begegnen ihr aber 1072 noch einmal in Deutschland, wo sie sich mit dem Herzog Rudolf von Schwaben über die Herstellung der Ruhe und Ordnung beriet. 1073 begab sie sich nach Italien ins Kloster Monte Cassino, wo sie vier Jahre nachher starb. 7. Bertha, die Gemahlin Heinrichs Iv. (§. 20, 3), war eine Tochter des Markgrafen Otto von Susa. Sie wurde schon frühzeitig verlobt, ohne ihren künftigen Gemahl gekannt zu haben. Da Heinrich sich am Hofe Adalberts von Bremen an ein leichtsinniges Leben gewöhnt hatte, so mißfiel ihm das züchtige, sittsame und bescheidene Wesen seiner Gemahlin. Kaum war daher die Vermählung vollzogen, so suchte er Vorwände zur Scheidung; allein die Geistlichkeit widersetzte sich seiner Forderung, und Heinrich mußte nachgeben. Verachtet und verhöhnt folgte das treue Weib dem angetrauten Gemahle, wohin er zog, und als er nachher im Banne von allen Freunden verlassen wurde, harrte Bertha treu bei ihm aus, begleitete ihn im Winter 1076—77 unter großen Gefahren über die Alpen und vergalt Böses mit Gutem. Auch in Kanossa teilte die edle Frau den Kummer ihres Gatten und war ihm jetzt der einzige Trost. Bertha starb schon 1087. Die Geschichte hat wenige Beispiele von so treuer, aufopfernder Liebe, von so gläubigem Gottvertrauen und so bewunderungswürdiger Sittenreinheit; Bertha bestand den größten Kampf des Herzens siegreich und liebte den, welcher sie gehaßt und zu verstoßen gesucht hatte. Sie hinterließ zwei Söhne, Konrad und Heinrich V. Nach Berthas Tod hatte Heinrich Iv. eine russische Fürstin Adelheid geheiratet; allein da sie sich mit ihrem Gemahle entzweite, begab sie sich in ein Kloster und trat 1095 auf der Kirchenverfammlung von Piaeenza als Klägerin gegen den Kaiser aus. Sie war eine Freundin der Gräfin Mathilde von Toskana und durch diese dem Papste Urban Ii. empfohlen worden. Adelheid starb im Kloster. 8. Eine der angesehensten und einflußreichsten Frauen jener Zeit war die Gräfin Mathilde von Toskana (ß. 20, 5), welche es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben schien, das Ansehen Gregors Vii. und der Hierarchie mit ihren Schätzen zu heben und zu stützen. Mathilde war 1046 geboren und eine sein gebildete, schöne und kühne Frau, reich an Tugenden, Kenntnissen und irdischen Gütern. Sie war die einzige Tochter des reichen Markgrafen Bonifacius von Toskana und der Beatrix, Tochter Friedrichs von Lothringen, sie gebot über Parma, Piaeenza, Modena, Mantua, Verona, Reggio, die meisten Städte Toskanas und hatte reiche Erbgüter in Lothringen. Ihr Gemahl

3. Geschichte des Mittelalters - S. 142

1888 - Wiesbaden : Kunze
142 Zweite Periode des Mittelalters. Gozelo der Bucklige, ein Sohn des Herzogs von Lothringen, lebte getrennt von ihr in Deutschland auf Heinrichs Iv. Seite, sie in Italien auf Seiten des Papstes, welcher sie ganz beherrschte. Im 30. Jahre wurde sie 2i>itroe, und seitdem trat sie als entschiedene Anhängerin des Papstes auf. Sie war die unzertrennliche Gesellschafterin Gregors, stand ihm in allen Unternehmungen und Gefahren bei und gab durch diese aufopferungsfähige Freundschaft Anlaß zu ungünstigen Bemerkungen über ihr sittliches Leben. Alle ihre Güter und Besitzungen schenkte sie der Kirche. Mathilde war eine Base des Kaisers Heinrich Iv. Als derselbe sie 1077 auf ihrem Schlosse Kanossa besuchte, gerade zu der Zeit, als Gregor Vii. auch eben eingetroffen war, fetzte wahrscheinlich Mathilde es durch, daß der Papst den büßenden Kaiser endlich vor sich treten ließ, um die Lösung von dem Bannflüche zu erflehen. Wie aber Heinrich nachher gegen seinen Gegenkaiser und den Papst die Waffen erhob, wurde Mathilde die entschiedenste Gegnerin des Kaisers. Um ihre Partei zu verstärken, heiratete sie (1089) in ihrem 43. Jahre den achtzehnjährigen Herzog Welf von Bayern, welcher sich wohl in der Hoffnung auf die unermeßliche Erbschaft der alternden Markgräfin genähert hatte; allein schon 12 Jahre zuvor hatte sie ihren Freund Gregor Vii. und den römischen Stuhl zu ihrem Universalerben eingesetzt. Diese Anordnung war ein tiefes Geheimnis geblieben, und der junge Welf wußte so wenig wie sein Vater von dieser Verabredung. Er verlangte als Gemahl Mathildens, so lange sie lebte, Herr ihrer Güter zu sein; aber auch das gestattete sie nicht. Nun bat er den Kaiser, sie zu zwingen; doch Mathilde war zu mächtig, und es blieb dem jungen Welf nichts übrig, als sich von ihr zu trennen und von da an ebenso für den Kaiser thätig zu sein, als er bisher gegen ihn gewirkt hatte. Mathilde half auch Heinrich V. gegen feinen Vater aufwiegeln. Sie erreichte ein hohes Alter und starb 1114 in dem von ihr gestifteten und erbauten Benediktinerkloster Polirone. Ihr Tod gab zu neuen Streitigkeiten zwischen dem Papste und dem Kaiser Anlaß; sie betrafen jene Schenkung und wurden endlich dahin entschieden, daß der Kaiser einen Teil der sogenannten Mathildischen Güter an den Papst abtrat.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 159

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 26. Lothar von Sachsen. 159 Leopold von Östreich bezeichnet. Allein der Papst und die Geistlichkeit waren gegen die ausstrebenden Staufer, und der von Heinrich V. schwer beleidigte Erzbischof Adalbert von Mainz lenkte unter Beihilfe des päpstlichen Legaten die Wahl in einem stürmischen Verfahren zu Mainz auf den bejahrten Herzog Lothar von Sachsen oder Supplimburg. Dieser war der Erbe der Güter Ottos von Nordheim und wurde als das weltliche Haupt der päpstlichen Partei in Deutschland angesehen. Die Geistlichkeit hoffte deshalb, er werde auf die Rechte verzichten, welche das Wormser Konkordat dem Kaiser bei der Bischofswahl noch erhalten hatte. Allein Lothar hat von diesem Rechte im Laufe seiner Regierung nicht abgelassen, war aber insofern fügsam, als er bei dem Papste die Bestätigung seiner Wahl nachsuchte. Die beiden hohenstaufischen Brüder, Konrad und Friedrich, huldigten zwar dem Kaiser, aber als Lothar von Friedrich die Rückgabe der Reichsgüter forderte, welche das fränkische Haus ihm überlassen hatte, lehnte Friedrich dieses Gesuch ab, und so entstand ein 9jähriger Krieg zwischen Lothar und den beiden Hohenstaufenfürsten. Um eine thatkräftige Hilfe gegen die mächtigen Hohenstaufen zu erlangen, vermählte Lothar seine Erbtochter Gertrud mit dem Herzog Heinrich dem Stolzen von Bayern, .und belehnte ihn noch mit einem zweiten Herzogtum, mit Sachsen. Diese Machtvergrößerung der Welsen (Bayern) war der erste Anlaß zu dem jahrhundertelangen Kampfe zwischen den Welsen und Waiblingern, wie man die Hohenstaufen nach der Burg Waiblingen bei Kannstadt nannte, ein Kampf, der sich bis nach Italien ausbreitete, wo die Päpste mit den Hohenstaufen, die dort Ghibellinen (eine Verstümmelung aus Waiblinger) hießen, um die Herrschaft rangen. Nach tapferer Gegenwehr sahen sich Friedrich und Konrad, welcher sich die lombardische Krone errungen hatte, zuletzt außer stand, besonders da der Papst auf Lothars Seite war, längeren Widerstand zu leisten. Bernhard von Clairvaux söhnte die Streitenden aus, und nachdem beide Brüder fußfällig die kaiserliche Gnade erfleht hatten, wurden sie 1135 in ihren sämtlichen Rechten und Gütern bestätigt. Diese Versöhnung brachte Deutschland den Frieden. Lothar gab die Markgrasschaft Meißen 1123 an Konrad von Wettin, den Stammvater der sächsischen Fürstenhäuser. Zur Wiederunterwerfung der Wenden wurde Albrecht der Bär von Askanien durch Lothar 1134 mit der Nordmark belehnt (Iii. Teil §. 12, 1), welche von demselben durch Eroberungen auf dem rechten Elbufer so erweitert wurde, daß er sich Mark-

5. Geschichte des Mittelalters - S. 89

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 16. Die Frauen. 89 und der Kaiser als das weltliche. Die Kaiserin betrachtete man als die erste Frau in der abendländischen Christenheit, und in diesem Sinne nennen die damaligen Dichter die Jungfrau Maria, die Mutter Jesu, die Kaiserin des Himmels. Die Kaiserin hatte einen bestimmten Anteil an den Regierungsgeschäften; sie hatte ihre Erzbeamten wie der Kaiser. Ihr Erzpriester und Kaplan war der Abt von Kempten, ihr Erzkanzler der Fürstabt von Fulda, welcher bei der Krönung der Kaiserin die Krone vom Haupte hob, um dieselbe in seine Verwahrung zu nehmen. Die Kaiserin genoß große Vorrechte: ihr kam das Recht zu, Panisbriefe*) auszustellen, sowie die erste Bitte an die weiblichen Stifter und Klöster zu richten und weibliche Orden zu stiften. Liutgart starb 802 kinderlos. Nochmals wurde eine Vermählung Karls mit der griechischen Kaiserin Irene beabsichtigt, allein sie kam nicht zustande. Karl hielt seine Töchter zur Thätigkeit an (§. 15); sie mußten spinnen und weben und seine Kleider fertigen. So zärtlich er auch gegen seine Kinder war, so mochte ihre Ausbildung doch dadurch leiden, daß die Töchter den Vater aus allen Reisen, Jagden und Kriegszügen begleiteten. Später ermangelten sie der strengen Zucht und Sittlichkeit, weshalb sie auch nach Karls Tod den Hof Ludwigs des Frommen verlassen mußten. Selig sei die Stadt genannt, Wo ich Emma wieder fand. Es giebt noch mehrere Sagen von Karls Familie, z. B. von seinen Großeltern mütterlicherseits, von Flur und Blancheflur (Rose und Lilie), ferner von seiner verstoßenen Schwester Bertha, welche Uhland in seinen Balladen „Klein Roland" und „Roland Schildträger" benutzt hat. — Die Sage berichtet auch, daß, als die schöne Fastrade gestorben war, der Kaiser sich nicht von ihr trennen konnte, sondern sic Tag und Nacht bei sich behalten habe. Das sah der Bischof von Köln; es jammerte ihn, und er rief Gott um Hilfe an. Da vernahm er am Altar eine Stimme, die ihm zurief: „Die Ursache dieser seltsamen Liebe des Kaisers liegt unter der Zunge der verstorbenen Frau." Der Bischof begab sich zur Leiche, öffnete den Mund derselben und fand hier einen kleinen Ring mit einem Edelstein, den er herausnahm. Der Kaiser war geheilt, ließ die Leiche bestatten und zeigte seitdem große Zuneigung zu dem Bischof, von dem er sich nicht trennen mochte. Dieser warf zuletzt den Ring in die Quelle von Aachen; seitdem fühlte sich Karl gleichsam an jene Stätte gebannt, erbaute daselbst einen Polast und beschloß in demselben auch sein Leben. *) Unter einem Panisbrief oder Brotbrief verstand man die schriftliche Empfehlung einer Person an ein Stift oder Kloster, dieselbe auf eine bestimmte Zeit oder lebenslänglich zu versorgen.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 106

1888 - Wiesbaden : Kunze
106 Zweite Periode des Mittelalters. rächen, berief Otto die Großen seines Reiches nach Verona, wo er zu neuen Rüstungen veranlaßte und seinen dreijährigen Sohn zu seinem Nachfolger wählen ließ. Dann brach er mit einem neuen Heere nach Süden auf, kam aber nur bis Rom. Hier führte ein heftiges Fieber (8. Dezember) 983 seinen Tod herbei, und er wurde in der Vorhalle der Peterskirche bestattet. Ihm folgte sein dreijähriger, unmündiger Sohn Otto Iii. 983—1002. Kaum war Otto ü. gestorben, so trachtete Heinrich der Zänker nach der Krone und suchte die Vormundschaft über Otto Iii. an sich zu reißen. Doch die meisten deutschen Fürsten waren dazu wenig geneigt, und der treue und wackere Erzbischof Willegis von Mainz wahrte die Krone dem Kaiserhause. Heinrich der Zänker mußte Otto seiner aus Italien heimkehrenden Mutter übergeben und sich damit begnügen, daß er das Herzogtum Bayern zurückerhielt, wo er dem Kaiser in der Folge treu blieb. Für Otto führte zuerst seine Mutter Theophano und nach deren frühem Tode seine Großmutter Adelheid die Regierung, bis er in seinem 15. Lebensjahre mündig gesprochen wurde. Er war unter der Leitung der königlichen Frauen und unter Mitwirkung des gelehrten Erzbischofs Gerbert von Rheims, sowie des weisen Bischofs Bernward von Hildesheim gebildet worden und hatte sich durch seine Kenntnisse schon früh in einem solchen Grade ausgezeichnet, daß er von seinen Lehrern als Wunderkind gepriesen wurde. Diese hatten ihm eine mit den Anschauungen der Kirche verschmolzene schwärmerische Liebe zu dem klassischen Altertum eingeflößt, ihn aber dadurch den heimischen Sitten und Gebräuchen und damit auch dem deutschen Volke entfremdet. Seine ganze Thätigkeit war auf Italien gerichtet. Nach Übernahme der Regierung eilte er nach Rom, wo neue Unruhen ausgebrochen waren. Da der Papst vor seiner Ankunft starb, setzte er seinen Vetter Bruno als Papst Gregor V. ein, und von diesem ersten deutschen Papst empfing er 996 die Kaiserkrone. Als die römischen Großen dem streng kirchlichen deutschen Papste gegenüber eine römische Adelsherrschaft aufrichteten, zog Otto 997 abermals nach Italien, erstürmte die Engelsburg und ließ feinen Hauptgegner Crescentius nebst zwölf Genossen hinrichten. Nach dem Tode Gregors erhob er 999 seinen Lehrer Gerbert als Sylvester Ii. auf den päpstlichen Stuhl. Aber obwohl er den Römern seine Vorliebe für ihr Land, ihre Sprache und ihre Sitten zu erkennen gab, obwohl er in jugendlicher Schwärmerei mit dem Gedanken umging, eine Weltherrschaft zu errichten und Rom zum Mittelpunkte dieses Weltreiches zu machen,

7. Geschichte des Mittelalters - S. 114

1888 - Wiesbaden : Kunze
114 Zweite Periode des Mittelalters. zum Papste und empfing von diesem die Kaiserkrone. Der abgesetzte Papst Gregor Vi. begab sich in Begleitung seines Kaplans Hildebrand an den Kaiserhof nach Deutschland in die Verbannung. Da Klemens schon im folgenden Jahre starb, setzte Heinrich Iii. den Bischof von Brixen und nach dem einige Wochen später erfolgten Tode desselben den Bischof Bruno von Toul auf den päpstlichen Stuhl. Dieser besuchte auf seiner Reise nach Rom das burgundische Kloster Cluny, wo Gregors Begleiter, der Mönch Hildebrand, nach seiner Rückkehr aus Deutschland als Abt wirkte, welcher dem neu gewählten Papste vorstellte, daß es unerlaubt sei, durch die Hand eines Laien zur päpstlichen Würde zu gelangen, und ihn ermahnte, erst dann den Purpur und die Tiara anzulegen, wenn er durch die Wahl der Bischöfe Papst geworden sei. Bruno nahm Hildebrand mit nach Rom, ließ sich dort auch von den Bischöfen wählen und nannte sich darnach Leo Ix. In Unteritalien hatten die Sohne Tankreds von Hauteville glückliche Kämpfe gegen die Byzantiner (Griechen) geführt, worauf Heinrich Tankreds Sohn Drogo 1047 mit Apulien belehnte. In fortgesetzten Kämpfen erweiterten die Normannen nun ihr Gebiet und bedrohten selbst den Kirchenstaat, sodaß Heinrich 1054 abermals dahin ziehen mußte. Nach Deutschland zurückgekehrt, starb er unerwartet 1056 auf seiner Pfalz Bodfeld unweit Quedlinburg in seinem 39. Lebensjahre, zu einer Zeit, wo Unzufriedenheit und Verschwörung in der Kirche wie im Staate gärte und dem Reiche eine starke Regierung besonders notthat. Seine Leiche wurde im Dom zu Speier bestattet. 3. Heinrich Iv. 1056-1106. Heinrich Iv. während seiner Minderjährigkeit. Heinrich Iii. hinterließ den Thron seinem sechsjährigen Sohne Heinrich Iv., dessen Mutter Agnes (§. 24, 6), die edle, verständige und lebensfrohe Tochter des Herzogs Wilhelm von Aquitanien, die Leitung des Reiches bis zu Heinrichs Iv. Volljährigkeit übernehmen sollte. Ihr stand anfangs der Papst und nach ihm der Bischof von Augsburg treulich bei. Um die durch Heinrichs Iii. Strenge aufgebrachten Fürsten zu gewinnen, erteilte ihnen Agnes Länder und Rechte, die ihr Gemahl ihnen vorenthalten hatte, so dem Grafen Otto von Nordh eim das Herzogtum Bayern, dem Grafen Rudolf von Rheinfel den Schwaben und Berthold von Zähringen Kärnten. Allein sie erreichte trotzdem ihren Zweck nicht. Mehrere Fürsten fühlten sich

8. Geschichte des Mittelalters - S. 117

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 4. Gregor Vii. 117 er warf den rechtmäßigen Erben, den Herzog Magnus, ins Gefängnis, legte Burgen und Schlösser an und Besatzungen hinein, welche greulichen Unfug trieben. Dabei verbreitete sich das Gerücht, Heinrich habe mit den Dänen einen Bund zur Bewältigung Thüringens und Sachsens geschlossen. Jetzt einigten sich die sächsischen Großen unter Ottos Führung zum Kampfe auf Leben und Tod. Plötzlich entbot sie Heinrich zu einer Unterredung nach Goslar, und es schien, als wünsche er eine Aussöhnung. Als die sächsischen Großen anlangten, ließ sie Heinrich einen ganzen Tag im Vorzimmer vergeblich warten, während er mit Würfelspiel sich die Zeit vertrieb und dann heimlich die Stadt verließ. Diese schnöde Behandlung empörte die Sachsen noch mehr, und sie forderten jetzt (1073) von dem Könige, daß er die Burgen in ihrem Lande abtragen lasse, mit seinem Hoflager das Sachsenland verlasse, sich mit bessern Räten umgebe und seine edle Gemahlin besser behandle. Andernfalls würden sie für den christlichen Glauben und die Freiheit ihres Vaterlandes bis zum letzten Atemzüge gegen ihn streiten. Doch Heinrich entließ die sächsischen Abgeordneten abermals mit Hohn und Spott. Da brachen die Sachsen mit 60000 Mann auf und erschienen vor der Harzburg bei Goslar. Mit Mühe entschlüpfte der geängstigte König und erklärte sich bereit nachzugeben. Allein die Erbitterung der Sachsen kannte keine Schranken, alles wurde zerstört und selbst die Gräber der Verwandten des Königs entweiht. Dieses wüste Treiben führte viele der rheinischen und süddeutschen Fürsten und Städte aus Heinrichs Seite. Er bot nun alles auf, die Sachsen seinen Zorn fühlen zu lassen; sie wurden bei Hohenburg an der Unstrut 1075 besiegt, woraus Heinrich alle Fürsten und Geistlichen, die er für feine Gegner hielt, einkerkern, ihre Güter an andere verteilen und die gebrochenen Burgen wieder herstellen ließ. In dieser Not wandten sich die Sachsen, was noch nie geschehen war, an den Papst Gregor Vii. und baten um den Schutz der Kirche gegen die Bedrückungen des Kaisers und seiner Räte. 4. Papst Gregor Vii., der Gründer der römischen Hierarchie. Gregor Vii. erblickte 1020 zu Saona in Toskana, wie die gewöhnliche Angabe lautet, als Sohn eines Zimmermannes namens Hildebrand das Licht der Welt. Wie die Verhältnisse, in denen der Knabe geboren war, so soll auch seine äußere Erscheinung nicht im geringsten der schöpferischen geistigen Kraft, welche in der unschein-

9. Geschichte des Mittelalters - S. 123

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 5. Heinrich Iv. im Streit mit Gregor Vii. 123 „Die Großen des Reiches haben wegen harter Verbrechen Deine Ausschließung aus der Kirche verlangt; bist Du unschuldig, so nimm diese noch übrige Hälfte vom Leibe des Herrn und rufe Gott zum Zeugen Deiner Unschuld an; dann will ich Dich in alle Deine Würden wieder einsetzen und fortan Dein Verteidiger sein." Heinrich erblaßte; er fühlte sich nicht frei von Schuld und entzog sich dem Gottesgericht. Nach der Messe lud Gregor den König zum Frühmahle ein, unterredete sich mit ihm und entließ ihn unter ernsten Ermahnungen. Bei seiner Rückkehr fand Heinrich die Stimmung in der Lombardei ganz verändert; die Großen empfingen den König schweigend und kalt, die Bürger nahmen ihn weder in die Städte auf, noch kamen sie ihm entgegen, sondern brachten ihm in sein Lager vor die Stadt hinaus, was sie zu liefern gehalten waren. Da empfand Heinrich die erlittene Demütigung doppelt; er änderte seine Gesinnung, brach sein Wort, sammelte die treu gebliebenen lombardischen Großen um sich und hinderte die Reise des Papstes nach Augsburg. Nun traten die deutschen Fürsten in Forchheim zusammen und wählten auf Anraten päpstlicher Gesandten 1077 den Herzog Rudolf von Schwaben, Heinrichs Schwager, zum Gegenkaiser, der alsbald zu Mainz gekrönt wurde. Aber das Volk Süddeutschlands bewahrte Heinrich Iv. die Treue. Heinrich erschien auf die Nachricht von Rudolfs Wahl mit feinem Heere in Deutschland, ließ in Ulm seinen Gegner durch einen Fürstenrat zum Tode verurteilen und dessen Herzogtum Schwaben dem treuesten seiner Freunde, Friedrich von Hohenstaufen, zuerkennen, dem er auch feine Tochter Agnes zur Gemahlin gab. Der Krieg zwischen Rudolf und Heinrich dauerte drei Jahre. Der Papst verhielt sich zunächst zuwartend, und seine Gesandten versicherten je nach dem Stande des Streites bald die eine, bald die andere Partei der päpstlichen Gunst. Als Rudolf die Oberhand zu erlangen schien, sandte ihm der Papst eine Krone und belegte Heinrich von neuem mit dem Bann. Die Anhänger Heinrichs erkannten jedoch das Doppelspiel des Papstes und blieben dem Kaiser treu. Heinrich ließ deshalb auf einer Versammlung in Brixen abermals die Absetzung Gregors aussprechen und den Erzbischof von Ravenna als Klemens Iii. zum Gegenpapst wählen. Da fiel Rudolf in der Schlacht bei Grona unweit Merseburg 1080 wahrscheinlich durch den Herzog Gottfried von Bouillon, welcher dem Gegenkönig die rechte Hand abschlug, mit der er einst dem Kaiser Treue geschworen hatte.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 125

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 6. Heinrichs Iv. Ende. Heinrich V. 125 römischen Stuhle vermacht und gab es nicht einmal zu, daß ihr Gemahl dieselben bei ihren Lebzeiten verwaltete. Darum trennte sich Wels von ihr und wurde von nun an des Kaisers bester Freund und Bundesgenosse. Die päpstliche Partei wandte sich hierauf an den jungen König Heinrich und wiegelte ihn gegen den Vater auf. Der meineidige Sohn erhob sich und schrieb einen Reichstag nach Mainz, aus. Der Vater aber fand Hilfe bei den rheinischen Städten. Als der Sohn vernahm, daß sein Vater mit einem Heere nahe, eilte er ihm mit erheuchelter Unterwürfigkeit bis Koblenz entgegen, söhnte sich scheinbar mit ihm aus und lud ihn ein, mit ihm nach Mainz zu gehen, wo die versammelten Fürsten den Streit entscheiden und eine Aussöhnung mit dem Papste herbeiführen sollten. Heinrich folgte arglos. In Bingen aber mußte er vernehmen, daß der Erzbischof von Mainz den mit dem Bannfluch beladenen Kaiser nicht in die Stadt aufnehmen wolle, deshalb ritten beide nach der Burg Böckelheim bei Kreuznach. Kaum war jedoch Heinrich Iv. innerhalb des Thores, so fiel das Fallgatter und trennte ihn von seinen Begleitern. Der alte Kaiser wurde nun dem Bischof von Speier übergeben, und dieser hielt ihn in strenger Gefangenschaft, obwohl er nur Gutes von Heinrich empfangen hatte. Nach kurzer Zeit holte Heinrich den tiefgebeugten Vater nach Ingelheim; dort erschienen die Erzbischöfe von Mainz und Köln mit zahlreichem Gefolge vor dem Kaiser und nötigten ihn zur Niederlegung seiner Würde und zur Herausgabe der Reichskleinodien, worauf sie den meineidigen Sohn damit bekleideten. Mit der Welt und sich zerfallen (fein treues Weib war schon 1087 gestorben) weilte der unglückliche König in seinem -unsäglichen Schmerze noch einige Zeit gefangen in Ingelheim; da gelang es ihm nach Lüttich zu entfliehen. Der Herzog von Lothringen erbarmte sich des unglücklichen Kaisers, und als der junge Heinrich nach Lüttich kam, schlug er denselben zurück; auch die Stadt Köln verschloß dem entarteten Sohn die Thore. Während der Fortsetzung des Krieges erlag der alte Kaiser der Last seines Kummers und starb 1106 zu Lüttich im 56. Lebensjahre. Aber selbst im Grabe fand er noch keine Ruhe. Der Bischof von Lüttich hatte die Leiche in einer Kirche feierlich bestatten lassen; da jedoch der Bann noch auf dem Kaiser lastete, so mußte sie auf Befehl des Papstes wieder ausgegraben und auf eine einsame Insel der Maas gebracht werden. Von da ließ der König den Leichnam seines Vaters nach Speier bringen, wo er von den Bürgern feierlich in der Marienkirche beigesetzt wurde. Allein der
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