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1. Geschichte des Mittelalters - S. 108

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
108 Fürsten und Städte. festen; bei Fronleichnams-Prozessionen kann man sie noch heute mit Zunftfahne und Zunftlade aufziehen sehen. Nicht minder waren die Meister dabei, wenn es galt, die Stadt in Verteidigungszustand zu setzen: Mauern mit Wehrgängen aus der Innenseite und Gräben mit Zugbrücken umgaben sie; über den festen Toren ragten stattliche Türme empor; davor erhoben sich Vorstädte und weiter draußen zur Abwehr des ersten feindlichen Ansturms Umwallungen („Landwehren") mit Wachttürmen. Im Notfall zogen die „Spießbürger" auch ins Feld, jedoch immer nur auf einen Tag: bei scheinender Sonne erfolgte Aus- und Einzug; die Führung hatte ein Ritter. An Waffenübung und Waffenfreudigkeit wetteiferten die Bürger mit dem Adel; erst später warben auch die Städte Söldner an. Jede Stadt hatte ihr Arsenal, ihr Wichaus (von wie — Kampf, vgl. Hedwig). 4. Für all diese Leistungen hatte der Bürger sein Bürgerrecht oder „Weichbild": Schutz des Eigentums und der Person durch das Stadtgericht, das ein eigener Graf oder der Schultheiß mit zwei Schöffen ausübte. Die städtischen Ämter waren unbesoldete Ehrenämter; aber die Ratsherren genossen allerhand Annehmlichkeiten, wie das Hirschessen in Frankfurt a. M., an das der Hirschgraben erinnert. Wer Bürger werden wollte, mußte Grundbesitz im Weichbilde der Stadt, später ein gewisses Einkommen nachweisen und ein Bürgergeld zahlen. Dafür erlangte er das Recht zum Betrieb eines Gewerbes, zur unentgeltlichen Benützung der Stadtwage und der Allmend, die als Weide diente: jeden Morgen trieben Stadthirten die verschiedenen Arten der Haustiere aus: das Eänsetor in Ulm, die Obere und die Untere Schweinstiege in Frankfurt a. M. deuten es noch an; noch im 14. Jahrhundert trieben sich die Haustiere auf den Gassen herum. Auf den Wochen- und Jahrmärkten der Städte setzten Bauern wie Handwerker ihre Erzeugnisse 'gegen bares Geld ab. Was nicht am Orte selbst Verwendung fand, vertrieb der Kaufmann. Die Kaufleute von Wien, Ulm, Augsburg und Nürnberg führten in gemeinsamen Kauffahrten Eisen, Kupfer, Blei und Zinn, Pelzwerk und Leder, Holz und Getreide, Leinen und Tuche, auch Pferde nach Venedig aus und brachten dafür Safran, Pfeffer und Zucker, Öle und Weine, Gewürze und Südfrüchte, venezianisches Glas, italienische Seidenstoffe, Samt, Goldbrokat, Atlas, Damast, Musselin, Hämische von Konstantinopel über Brenner, Septimer, Splügen an die heimischen Handelsplätze. Den süddeutschen Kaufherren stellte die Stadt

2. Geschichte des Mittelalters - S. 82

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
82 Staufer und Kreuzzüge. ähnlichen Anlässen, am liebsten zur Pfingstzeit, strömte die Ritterschaft zum Turnier, das sich aus den Reitübungen unter Heinrich I. entwickelt hatte. Der Festplatz war mit buntbewimpelten Speeren und Seidenschnüren eingegrenzt und mit hölzernen Zuschauertribünen umschlossen. Das Fest begann mit einer Messe; nach der Anmeldung der Teilnehmer und der „Wappenschau" folgte der Einzelkampf, die Tjost, worin je zwei Ritter gegeneinander rannten und sich mit den Lanzen aus dem Sattel zu heben suchten; dann im „Buhurt" sprengte Gruppe gegen Gruppe, ohne Lanzen, nur mit Schilden bewehrt; wer dabei zu Falle kam, hatte sein Pferd an den Sieger verloren. Unter „Tamburieren, Floitieren und Pfeifen" währte das Spiel stundenlang; Rotz und Reiter und Zuschauer waren in wilder Erregung. Am meisten lag den Rittern am Beifall der Frauen, die damals zuerst öffentlich erschienen: sie klatschten Beifall; eine Jungfrau oder Frau vornehmen Standes überreichte dem Sieger den Turnierdank: eine goldene Rette, Waffen, ein Roß. 5. Diese ritterlichen Feste wechselten ab mit Fehden gegen den Nachbar. Darum waren die Wohnungen der Ritter fest und unzugänglich, teils Höhen-, teils Wasserburgen. Ost bestanden sie nur aus der Umfassungsmauer (Zingel) mit Graben und einem unförmlichen Turm, dem „Bergfried", in dessen engen Räumen die Belagerten den letzten Schutz suchten. Solch ein „Burg st all" war Waiblingen. In den großem „H ofburgen" umfaßte der umfriedete Raum auch den „Palas", das Herrenhaus, mit der Halle, die Wohn-räume, namentlich die „Kemenate" für die Burgfrau, die Kapelle und wohl auch einen zweiten Turm, von dem der Wächter Ausschau hielt, gewöhnlich auch Brunnen und Burglinde. So auf der Wartburg. Den Eingang bildete ein gewölbter Gang mit Fallgitter und „Pechnase". Außerhalb der Zugbrücke lag ein äußerer, mit Türmen und Zinnen befestigter Hof, den Wirtschaftsgebäude und Gesinderäume umgaben. * *6. Dem Rittertum galt als Inbegriff standesmäßiger Gesittung das Maßhalten, der Takt (diu mä^e). Es pflegte auch das geistige Leben. Man zählte sieben Rittertugenden: Reiten, Schwimmen, Bogenschießen, Fechten, Jagen, Schachspielen und Dichten. Seit der Ritterzeit dichtete man in deutscher Sprache. Das Nibelungenlied und die Kudrun haben ritterliche Spielleute verfaßt und vorgetragen; die Dichter der höfischen Epen: Hartmann von Au, Wolfram

3. Geschichte des Mittelalters - S. 107

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Die Städte. Vi 54—63. 107 zahlreiche Städte und statteten sie mit Vorrechten aus: dem Markt unter des Königs Fahne, der Befestigung und eigener Gerichtsbarkeit, deren Sinnbild in Norddeutschland der steinerne Roland war. Die älteren Städte sind ohne rechten Plan erbaut; ihre Bauart entsprach den Haufendörfern; nur die jüngeren (in den Siedelungen des Nordens und Ostens) wurden regelmäßig angelegt wie die Fadendörfer; hier bildet der rechtwinklige Markt den Mittelpunkt: an ihm steht ine. aus Backsteinen errichtete Hauptkirche; von ihm gehen die schnurgeraden Straßen aus. Die Dächer bestanden aus Stroh, steinerne Häuser nach dem Vorbilde der Burgen werden noch im 12. Jahrhundert als Seltenheit erwähnt. Die Holz- oder Fachwerkhäuser deutscher Städte kehrten alle die Schmalseite mit den „Überhängen" (dem „Vorgezimmer") nach der Straße, auf der sich allerlei Haustiere tummelten. Aber auch die Fachwerk- und Ziegelhäuser entbehrten nicht des Schmuckes und der Bequemlichkeit: Elasfenster, Balköne und Vorhallen, Teppiche und Leuchter; die Stirnseite war mit Holzschnitzerei und Bemalung, im Norden mit anmutigen Ziegel-mustern belebt. Pflasterung kam erst spät auf: die Ratsherren schritten in Holzschuhen oder auf Stelzen in die Sitzung; vornehme Damen ließen sich in Sänften und Tragstühlen tragen; in Frankfurt a. M. belegte man vor der Messe die Gassen mit Stroh. Schaufenster waren so unbekannt wie Straßenbeleuchtung; man ließ sich die Laterne mit einem Lichte, Ratsherren und ihre Frauen mit zweien, voraustragen. Um so häufiger waren verheerende Feuersbrünste. Regensburg ist in 40 Jahren dreimal, Worms in 56 Jahren viermal vollständig abgebrannt. Erst im fünfzehnten Jahrhundert kam von Nürnberg aus die Handspritze in Gebrauch. 3. In den Städten blühte das Handwerk auf. Wie die Kaufleute, vereinigten sich die Handwerker zu Zünften. Unter dem Vorsitz eines selbstgewählten Zunftmeisters regelte die Zunft (von zemen, sich ziemen: das Geziemende, Herkömmliche) die Marktordnung und die Preise der Waren, die Aufnahme neuer Meister; dabei strebte sie, Fremde fernzuhalten, die die Preise drücken konnten, aber auch die Gediegenheit und Preiswürdigkeit der Ware zu sichern. Auf der Zunftstube pflegten die Meister Geselligkeit und gute Sitte und sorgten für Belehrung und Förderung der Gesellen, die überall die heimischen Zunftgebräuche und Einrichtungen wiederfanden. Die Zünfte beteiligten sich am Gottesdienst wie an Schützen-

4. Geschichte der neuesten Zeit - S. 49

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der russische Feldzug. Ii 714. 49 Herden von Schlachtvieh, die ihr nachgeschickt wurden, vermochten die Marschsulen nicht einzuholen. Menschen und Pferde fielen massenhaft vor Hunger und Hitze; Raub und Plnderung waren allgemein; der Selbstmord nahm berhand. Am meisten litten die Rheinbndischen: 22000 Bayern hatten die Oder berschritten, 11000 erreichten die Dna. Dennoch drang Napoleon unaufhaltsam vorwrts. Nur zweimal hielten die Russen ernsthaft stand: am Eingang ins eigentliche Rußland bei Smolensk und dann bei Borodino an der Moskwa, in der blutigsten Schlacht der Geschichte: vom 1. bayrischen Chevauleger-Regiment waren am Abend noch dreiig Mann und zwei Offiziere dienstfhig. Aber der Feind entschlpfte der Nacht. 4. Endlich hielt der Kaiser auf einem Hgel vor Moskau. Da lag die halbasiatische Stadt mit ihren Bndeln goldstrahlender Kirchtrme, mit den Prunkpalsten der Bojaren und der Kaiserburg aus felsiger Hhe, dem Kreml mit seinen goldenen Toren, Trmen und Zinnen. Napoleon glaubte sich am Ziel seiner Wnsche: von hier aus konnte er nach gypten, nach Indien ziehen oder auch England unmittelbar angreifen! Aber die Einwohner hatten sich geflchtet; durch entvlkerte Straen ritt der Eroberer ein, wie einst der Brennus in Rom. In Moskau sollten die Winterquartiere genommen, der Friede diktiert werden. Aber in der Nacht schlugen Flammen empor und wlzten sich bei wtendem Nordsturm der die hlzernen Dcher auf den Kreml los: durch brennende Huser mute Napoleon sich auf ein naheliegendes Schlchen retten. Nach fnf Tagen und Nchten lagen zwei Dritteile der Stadt in Asche. Der Stadtkommandant Fürst Rostopschin hatte die Spritzen fortschaffen und die Stadt durch freigelassene Verbrecher anznden lassen. Auf Friedensanerbietungen Napoleons ging der Zar nicht ein; Frei-Herr vom Stein, den er zu sich geladen, war in seinem Rate der einflureichste Mann. An Steins Persnlichkeit hing in jenen entscheidenden Wochen das Schicksal Europas. Ihm zur Seite stand als sein Freund und Helfer ein andrer Verbannter: der Greifswalder Professor Ernst Moritz Arndt.*) Einen vollen Monat lie Napoleon sich hinhalten, während seine Soldaten darbten. Erst im Oktober, als er die Zahl der feindlichen Streit-krfte immer mehr anwachsen sah und der Winter nahe war, trat er, den Kreml in die Luft sprengend, den Rckzug an, notgedrungen auf der leichenbesten Strae, auf der er hergekommen, durch ein unabsehbares Land ohne Haus, ohne Nahrungsmittel. *) Arndts Buch: Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichs-freiherrn Heinrich Karl Friedrich vom Stein" (in Diesterroegs Sammlung) ist noch heute eine Freude fr jeden deutschen Leser. Keller, Geschichte. Teil Iv. 4

5. Geschichte des Mittelalters - S. 41

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Das Rittertum. V 3241. 41 lichen Turm, dem Bergfried", in dessen engen Rumen die Be-lagerten den letzten Schutz suchten. Solch ein Burgstall" war Waiblingen. In den grern Hofburgen" umfate der umfriedete Raum auch den Palas", das Herrenhaus, mit der Halle, die Wohn-rume, namentlich die Kemenate" fr die Burgfrau, die Kapelle und wohl auch einen zweiten Turm, von dem der Wchter Ausschau hielt, gewhnlich auch Brunnen und Burglinde. So auf der Wartburg. Den Eingang bildete ein gewlbter Gang mit Fallgitter und Pech-nase". Auerhalb der Zugbrcke lag ein uerer, mit Trmen und Zinnen befestigter Hof, den Wirtschaftsgebude und Gesinderume umgaben. 5. Dem Rittertum galt als Inbegriff standesmiger Gesittung das Mahalten, der Takt (diu m^e). Es pflegte auch das geistige Leben. Man zhlte sieben Rittertugenden: Reiten, Schwimmen, Bogenschieen, Fechten, Jagen, Schachspielen und Dichten. Seit der Ritterzeit dichtete man in deutscher Sprache. Das Nibelungenlied und die K u d ru n haben ritterliche Spielleute verfat und vorgetragen; die Dichter der hfischen Epen: Hartmann von Au, Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straburg waren Ritter wie auch der Minnesnger Walter von der Vogelweide, dessen Lieder Gott priesen und die schne Welt und das Vaterland: Tiusche man sint wol gezogen, rehte als enget sint diu wip getan. 4. Kaiser Friedrich der Rotbart. 1. Konrai) Iii. starb 1152 in Bamberg. Da sein Sohn Friedrich noch im Knabenalter stand, sandte er die Reichsinsignien an seinen Neffen Friedrich; er wollte verhten, da Heinrich der Lwe zum König gewhlt werde. Friedrich I. war auch der Kirche willkommen, ein frommer Herr, der nach der Sitte der Zeit tglich zur Messe ging. Die Groen standen treu zu ihm. Als sich nach seiner Kaiserkrnung die Rmer emprten, weil sie die erwarteten Geldgeschenke nicht erhielten, verdankte er im Straenkampf sein Leben Heinrich dem Lwen; auf dem Heimweg retteten ihn in der Klause bei Verona derselbe Fürst mit dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, ein andermal nach der Sage der schwbische Ritter Hermann von Siebeneichen, der sich in des Kaisers Bett legte, um sich fr ihn ermorden zu lassen.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 128

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
128 Zur Erweiterung: Fürsten und Städte. konnten, aber auch die Gediegenheit und Preiswrdigkeit der Ware zu sichern. Auf der Zunststube pflegten die Meister Geselligkeit und gute Sitte und sorgten fr Belehrung und Frderung der Gesellen, die berall die heimischen Zunftgebruche und Einrichtungen wiederfanden*). Tie Znfte beteiligten sich am Gottesdienst wie an Schtzenfesten; bei Fron-leichnams-Prozessionen kann man sie noch heute mit Zunftfahne und Zunft-lade aufziehen sehen. Nicht minder waren die Meister dabei, wenn es galt, die Stadt in Verteidigungszustand zu setzen: Mauern mit Wehr-gangen auf der Innenseite und Grben mit Zugbrcken umgaben sie; der den festen Toren ragten stattliche Trme empor; davor erhoben sich Vorstdte und weiter drauen zur Abwehr des ersten feindlichen Ansturms Umwallungen (Landwehren") mit Wachttrmen. Im Notfall zogen die Spiebrger" auch ins Feld, jedoch immer nur auf einen Tag: bei scheinender Sonne erfolgte Aus- und Einzug; die Fhrung hatte ein Ritter. An Waffenbung und Waffenfreudigkeit wetteiferten die Brger mit dem Adel; erst spter warben auch die Städte Sldner an. Jede Stadt hatte ihr Arsenal, ihr Wichaus (von wie = .Kampf, vgl. Hedwig). lc. Fr all diese Leistungen hatte der Brger sein Brgerrecht oder Weichbild": Schutz des Eigentums und der Person durch das Stadt-gericht, das ein eigener Graf ober der Schulthei mit zwei Schffen ausbte. Die stbtischen mter waren Ehrenmter, unbesoldet; aber die Ratsherren genossen allerhanb Annehmlichkeiten, wie das Hirschessen in Frankfurt a. M., an das der Hirschgraben erinnert. Wer Brger werben wollte, mute Erunbbesitz im Weichbilbe der Stadt, spter ein gewisses Einkommen nachweisen und ein Brgergeld zahlen. Dafr erlangte er das Recht zum Betrieb eines Gewerbes, zur unentgeltlichen Bentzung der Stabtwage und der Allmend, die als Weibe diente: jeden Morgen trieben Stadthirten die verschiedenen Arten der Haustiere aus: das Gnsetor in Ulm, die Obere und die Untere Schwein-stiege in Frankfurt a. M. deuten es noch an; noch im 14. Jahrhundert tummelten sich die Haustier^ auf den Gassen. 2. Die Bauart der lteren Städte entsprach den Haufendrfern; nur die jngeren im Norden und Osten wurden regelmig angelegt wie die Fadendrfer. Steinerne Huser nach dem Vorbilde der Burgen werden noch im 12. Jahrhundert als Seltenheit erwhnt. Aber auch die Fach-werk- und Ziegelhuser entbehrten nicht des Schmuckes und der Bequemlichkeit : Glasfenster, Ballone und Vorhallen, Teppiche und Leuchter; die Stirnseite war mit Holzschnitzerei und Bemalung, im Norden mit an-mutigen Ziegelmustern belebt. *) In M. Eyths Roman Der Schneider von Ulm" sind die formelhaften Zunftsprche ausgiebig und sachkundig bentzt.

7. Griechische und römische Geschichte - S. 38

1916 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
38 Der Peloponneslsche Krieg. wetteiferte, den schönen und reichen Knaben zu verwöhnen. Er weigerte sich, das Flötenspiel zu lernen: es verzerre das Gesicht und tauge höchstens für Thebaner, die doch nicht zu reden wüßten; alsbald kam in Athen die Flöte aus der Mode. Der Frachtfuhrmann hemmte die Pferde, weil der auf der Straße würfelnde Knabe eigensinnig erst seinen Wurf tun und nachzählen wollte. Je älter er wurde, desto mehr wurde der Ehrgeiz in ihm übermächtig. Durch tolle Streiche lenkte er die Aufmerksamkeit auf sich, dann durch die kostbaren Pferde, die er für das Kampfspiel in Olympia einfahren ließ, aber auch durch Tapferkeit. Er schmückte sein Haus, wie man sonst nur Staatsgebäude schmückte, und erschien auf dem Markt in schleppendem Purpurgewand; sein goldener Schild zeigte den Liebesgott mit dem Blitz: er fühlte sich als den allgemeinen Liebling. 2. Gesandte der Stadt Segesta auf Sizilien suchten in Athen Hilfe gegen eine Nachbarstadt. * *Die Griechenstädte auf der schönen, fruchtbaren Insel Sizilien und in „Großgriechenland" waren zu großem Reichtum gelangt. Tempel von übermäßiger Größe schmückten sie; Philosophie und Beredsamkeit blühten, und die Spottlust der „Sikelioten" war nicht minder berühmt als die Kochkunst der Sybariten. Syrakus aber beherrschte das Tyrrhenische Meer und wurde bald die größte Stadt □ der 2belt.q Alkibiades plante, das glanzvolle Syraküs zu erobern, von Sizilien aus ein großes Reich zu gründen und sich zum König des Mittelmeers aufzuschwingen. Seine Beredsamkeit riß die Athener fort. Als Admiral einer stattlichen Flotte stach er in See. 3. Kurz vorher hatten junge Leute den Gottesdienst verhöhnt und Hermesbilder verstümmelt, die auf den Straßen und Plätzen Athens standen. Man beschuldigte Alkibiades, an diesem Frevel teilgenommen zu haben, und ries ihn heim. Aber er entwich; abwesend verurteilten ihn die Athener zum Tode. „Ich will ihnen zeigen, daß ich noch lebe," rief er und ging zu den Spartanern. Jahr und Tag belagerten die Athener Syrakus. Auf Alkibiades' Rat schickte Sparta der bedrängten Stadt Hilfe. Die athenische Flotte wurde im Hafen von Syrakus geschlagen; das Landheer geriet 318 in Gefangenschaft. 200 Schiffe waren verloren, 60000 Mann tot oder in die Knechtschaft verkauft.

8. Griechische und römische Geschichte - S. 45

1916 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Der jüngere Kyros. Lenophon. Iv 51—5. 45 Den siegreichen Griechen gewährte man eine Waffenruhe, die beide Teile beschworen. Aber ihr Führer wurde samt seinem Stabe durch einen Satrapen in eine Falle gelockt und enthauptet. 4. Nun standen die hellenischen Söldner mitten im Feindesland, führet- und hilflos, durch breite Ströme, durch unabsehbare Gebirge und Einöden von der Heimat getrennt, ohne Wegweiser, ohne Reiterei! In schwerer Winterszeit mutzten sie den Heimweg suchen, ja ihn Schritt vor Schritt erkämpfen. In der Schreckensnacht, die der Ermordung der Feldherren folgte, flog Lenophon, so erzählt er, wie ein Blitz der reitende Gedanke durch den Kopf. „Gottlob, daß die Feinde den Eid gebrochen! Nun können wir uns Lebensmittel nehmen, wo wir sie finden!" sprach er zu einigen vertrauten Hauptleuten, die er geweckt hatte; „raffen wir uns aus, ehe auch wir in die Hände des Königs fallen!" In mitternächtlicher Stunde versammelten sich die Hauptleute, dann die Söldner und wählten neue Feldherren. Xenophon übernahm die gefährlichste und schwerste Aufgabe: die Führung der Nachhut. „Wer leben und die Seinen wiedersehen will, der helfe siegen!" rief er den Kriegern zu, die seine Beredsamkeit mit Zuversicht erfüllte. 5. Er schuf eine kleine Reiterschar, um nachdrängende Feinde abzuwehren, und aus Rhodiern und Kretern einen Schwarm Schleuderet, deren Bleikugeln selten ihren Mann fehlten. Wo es galt, in schwierigem Gelände die Ordnung aufrecht zu erhalten, den Durchgang durch einen Paß oder über eine Brücke zu erzwingen, eine Felsenfeste zu erstürmen: überall war der junge Philosoph zur Stelle mit Rat und Tat, und der Spartaner Cheirisophos, der die Vorhut führte, leistete ihm rechtschaffen Vorspann. Unter beständigen Kämpfen zogen sie durch das wilde Kurdistan mit seinen himmelhohen Bergen; in Armenien kreuzten sie in klaftertiefem Schnee die Quellbäche des Tigris und des Euphrat. 3eenophon war der Trost, die Seele des Heeres. Sein Vorbild schlichter Frömmigkeit und freudigen Vertrauens scheuchte allen Kleinmut hinweg. „Wo man den Göttern Ehrfurcht zollt, in den Waffen sich übt und strenge Kriegszucht hält, wie sollte da nicht alles guter Hoffnungen voll fein!" schrieb er einmal. Vor Hunger und Kälte verzweifelnd, wollten manche liegen bleiben; aber Xenophon las alle treulich auf und brachte sie in die Winterdörfer: die armenischen Älpler hatten unter der Erde warme

9. Griechische und römische Geschichte - S. 114

1916 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
114 Die Kaiserzeit. besonders hatten die Juden zu leiden, denen Rom in Herodes Agrippa einen eigenen König und Bedränger gegeben hatte. So brach ein furchtbarer Aufstand aus. Schon hatte T. Flavius Vespasianus, der Statthalter in Syrien, Galiläa unterworfen und stand vor dem fast uneinnehmbaren Jerusalem, als seine Soldaten ihn zum Imperator ausriefen. Er ging nach Rom, das ihn als den geroeissagten König aus Judäa begrüßte. Sein Sohn Titus, dem er die Belagerung überlieft, erstürmte nach fürchterlicher Be-70 n. Chr. lagerung die Stadt und verbrannte sie samt dem Tempel. Einen □ jüdischen Staat gab es nicht mehr.q Vespasian war ein schlichter Kriegsmann aus dem Sabinerlande, der einst bei Neros Gesang eingeschlafen war; nun gab er dem Reiche den Frieden wieder und errichtete mit seinem Sohne, den er zum Mitregenten ernannte, den Tempel des Friedens. Das Reich verwaltete er, wie ein sparsamer Hausvater seinen Haushalt. Er gewöhnte durch sein Beispiel die Bürger wieder an Ordnung und Arbeit, die Soldaten an Gehorsam; als die Marinetruppen ein „Schuhgeld" verlangten, mußten sie ihre Dienstmärsche von den Häfen Ostia oder Puteöli in die Hauptstadt barfuß zurücklegen. Er selbst genoß seine Sommerfrische gewöhnlich in seinem Heimatstädtchen und trank nur aus dem Silberbecher, den einst die Großmutter ihm geschenkt hatte. Trotz seiner mangelhaften Bildung hatte Kaiser Vespasian Sinn für feinere Lebensaufgaben wie für die Not seiner Mitmenschen. Bei großen Unglücksfällen war seine Kasse immer offen. Er stellte öffentliche Lehrer der Redekunst mit fester Besoldung an und unterstützte die Dichter durch Ehrengeschenke. 2. Noch gutherziger war sein Sohn Titus, „der Liebling der Menschheit", ein schöner, kräftiger Mann, ein trefflicher Reiter und Schütze. Er meinte, niemand dürfe traurig vom Kaiser gehen, und nannte den Tag verloren, an dem er keine Guttat vollbracht. 79 Damals begrub der Vesuv die Städte Pompeji und H er-kuläneum unter Asche und Lava. Titus begab sich selbst an die Unglücksstätte: er trug Sorge für die geretteten Einwohner und beaufsichtigte die Nachgrabungen, damit keine Kostbarkeiten abhanden kämen. * 3. *Die Überreste beider Städte werden seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts ausgegraben; die kostbaren Fundstücke sind im

10. Hellas - S. 325

1876 - Frankfurt a.M. : Diesterweg
Die Zeit nach Alexander des Groen Tod. 325 Makedonien und trennten sich hier, immer noch 100,000 Mann stark in 2 Heereshaufen, von denen der eine nach Jllyrien, der andere nach Thra-kien zog. Dieser Theil der Gallier lie sich theils hier nieder, theils zogen sie der den Hellespont nach Kleinasien, wo sie von den hellenischen Fürsten Kleinasiens hufig in ihren Kriegen als Soldknechte benutzt wurden, und sich schlielich in Galatia ein Reich grndeten. Pyrrhos in Epeiros. In dem zerrtteten Makedonien erlangte jetzt des Demetrios fluger Sohn Anngonos Gonats das K'nigthum und suchte die brgerliche Ordnung wieder herzustellen. Der Epeirotenknig Pyrrhos war damals gerade von seinem italischen Feldzuge zurckgekehrt, ans dem er viele Verluste erlitten hatte, und suchte sich durch einen Einfall in Makedonien zu entschdigen. Er brachte dem Antigonos mehrere Niederlagen bei und bemchtigte sich Makedoniens. Pyrrho s war halb Held, halb Abenteuerer: er besa einen krftigen Charakter, Tugend und Sittenreinheit und riss Mit- und Nachwelt zur Bewunderung und Liebe hin. Ihm ward durch seinen Thatendrang das wechselvollste Leben; aber leider besa er nur die Kunst des Erwerbens, nicht die des Erhaltens. Seine streitbaren Epeiroten liebten ihn mit begeisterter Hingebung, sie nannten ihn den Adler. Whrend Antigonos in den Kstenstdten Thrakiens ein neues Heer sammelte, zog Pyrrhos mit einem Heere von 25,000 Mann, 2,000 Reitern und 24 Elephanten vor Sparta, wohin ihn der seine Vaterstadt befehdende König Klenymos rief. Vergebens strmte Pyrrhos gegen das wohlbefestigte Sparta: die Spartaner strengten sich an wie in den Tagen der Vter, (besonders muthig bewiesen sich dabei die Frauen), und Pyrrhos musste den Rckzug antreten. Da zog er nach Argos, wohin sich Antigonos mit seinen Truppen begeben hatte. Schon war der Epeirotenknig in der Nacht in die Stadt eingedrungen, da musste er sich am Morgen vor der Ueberzhl der Feinde wieder zurckziehen. In der Nhe des Stadtthores entstand ein starkes Gedrnge. Da sah eine arme alte Frau von dem Dache ihres Hauses aus ihren Sohn mitten in dem Waffengetmmel mit dem Könige im Kampfe. Sie schleuderte verzweiflungsvoll einen Ziegelstein auf den schon verwundeten König und dieser sank betubt zu Boden. Einer von des Antigonos Leuten schnitt ihm den Kops ab und brachte denselben vor Antigonos. Dieser verhllte sein Antlitz und weinte, denn er gedachte des Schicksals seines Grovaters Antigonos und seines Vaters Demetrios. Bald nach dem Tode des Pyrrhos 'erlosch das akidengeschlecht, und das epeirotische Knigreich zerfiel in einzelne Vlkerschaften. Das Heer des Pyrrhos lste sich auf und der grte Theil desselben trat in die Dienste des Siegers Antigonos. Dieser brachte Makedonien und Thessalien in seinen Besitz und suchte ganz Griechenland an sich zu fesseln. In den meisten Staaten dieses Landes erlangte jetzt die makedonisch-aristokratische Partei die Herrschaft; in vielen Staaten warfen sich Zwing-Herrn auf, welche sich alle unter den Schutz des makedonischen Knigs stellten, und dieser schickte Burgbesatzungen in die wichtigsten Städte. Athen verschwand von dieser Zeit an als politische Macht von der Weltbhne, blieb aber noch viele Menschenalter hindurch der Sitz vielseitiger Bildung und Gelehrsamkeit.
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