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1. Erdkunde für Volks- und Mittelschulen - S. 102

1904 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 102 — Vom Meere aus gesehen, gewährt Konstantinopel einen unvergleichlich schönen Anblick. Das Auge ruht mit Bewunderung auf den zahllosen Kuppeln und Minarets der Moscheen, den Türmen und Zinnen der alten Befestigungen und dem von Baumgruppen unterbrochenen Häusermeer. Den größten Gegensatz dazu bietet aber das Innere der Stadt. Die Straßen sind eng und schmutzig, die Häuser oft aus Holz und Lehm erbaut. — Jenseit des Goldenen Horns mit seinem lebhaften Schiffsverkehr liegen Gtilata und Pera, wo viele Europäer wohnen. Auf dem asiatischen Ufer die Vorstadt Skütari. — (Mit den? Orient-Expreßzng fährt man von Konstantinopel nach Berlin in 58 Stunden, nach Paris m 69 Stunden, und nach London in 78 Stunden. Die Anatolische Bahn vermittelt den Ver- kehr mit Kleinasien). Das M^rmara-Meer verengert sich weiterhin zu der 60 km langen Meerenge der Dardanellen, deren Befestigungen den Zugang Fig. 16. Konstantinopel. zur Hauptstadt beherrschen Gallipoli, Hauptstation der türkischen Flotte. Im fruchtbaren Tal der Maritza Adrianopcl mit großem Verkehr. An der Küste führt eine Eisenbahn nach der regen Handelsstadt Saloniki, wo auch die von Belgrad ausgehende Mittelmeerbahn endet. — Die an das Adriatische Meer grenzende gebirgige Provinz Albanien ist der uuwirtlichste Teil der Türkei. Die Bewohner leben größtenteils in den ärmlichsten Verhältnissen. — Die Insel Kreta gehört dem Namen nach zur Türkei, wird aber von einem Statthalter verwaltet, der von den europäischen Großmächten ernannt wird. 6) Das Königreich Griechenland (etwas größer als Belgien und Holland, 2,4 Mill. Einw.) nimmt den südlichen Teil der Balkanhalbinsel ein. Nach heldenmütigem Kampf errangen die Griechen im Jahre 1829 ihre Selbständigkeit.

2. Erdkunde für Volks- und Mittelschulen - S. 84

1908 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann
— 84 — Der Kreidenden dieser Gegenden ist unfruchtbar, erzeugt aber in der Champagne (scha^panj), wo er mit Ton und Sand vermischt ist, den berühmten Champagnerwein, von dem die Franzosen sagen: „Es ist der Wein der Könige, daher auch der König der Weine." Reims (ränqfj) und Chalons (schalo„g) sind die Hauptstädte dieses Weinbezirks. Geschichtlich denkwürdig sind: Chalons durch die Hunnenschlacht (451), Reims durch Chlodwigs Taufe (496), östlich davon an der Maas Verdun (werdö^) durch den Teilungsvertrag der Söhne Ludwigs des Frommen (843) und Sedan durch die Gefangennahme Napoleons am 2. September 1870. In: Mittelpunkt des ganzen Beckens liegt die Hauptstadt Paris inmitten fruchtbarer Täler und obstreicher Hügellandschasten. Hier treffen sich die Straßen und Eisenbahnen von der Loire und der Rhone, von Deutschland, Belgien und der Nordküste; von hier ab kann die Seine auch mit kleinen Seeschiffen befahren werden. Infolge dieser günstigen Lage ist Paris schon frühe ein bevorzugter Handelsplatz gewesen. D:e Könige Frankreichs wählten es zu ihrer Hauptstadt, schmückten es mit großartigen Bauten und sicherten es durch eine Umwallung gegen feindliche Angriffe. Diese Festungswerke wandelte man aber später in herrliche Promenaden um (Boulevards sbulwars) = Bollwerke) und machte die Stadt durch einen Ring schützender Forts zu der größten Festung der Welt (Belagerung 1870/71). Paris hat 23,i Mill. Einw., Universität. Es ist die Stadt des Luxus und des Glanzes. Seine Industrie liefert besouders Schmuck-, Putz- und Mode- waren, Bronzen und Möbel. — In dem nahen Versailles lwerßaj), der glänz- vollen Residenz der französischen Könige, wurde König Wilhelm I. von Preußen am 18. Jan. 1871 zum Deutschen Kaiser ausgerufen. —

3. Erdkunde für Volks- und Mittelschulen - S. 102

1908 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann
— 102 — Vom Meere aus gesehen, gewährt Konstantinopel einen unvergleichlich schönen Anblick. Das Auge ruht mit Bewunderung auf den zahllosen Kuppeln und Minarets der Moscheen, den Türmen und Zinnen der alten Befestigungen und dem von Baumgruppen unterbrochenen Hänsermeer. Den größten Gegensatz dazu bietet aber das Innere der Stadt. Die Straßen sind eng und schmutzig, die Häuser oft aus Holz und Lehm erbaut. — Jenseit des Goldenen Horns mit seinem lebhaften Schiffsverkehr liegen Giilata und Pera, wo viele Europäer wohnen. Auf dem asiatischen Ufer die Vorstadt Sknjari. — (Mit dem Orient-Expreßzug fährt man von Konstantinopel nach Berlin in 58 Stunden, nach Paris in 69 Stunden, und nach London in 78 Stunden. Die Anatolische Bahn vermittelt den Ver- kehr mit Kleinasien). Das Marmara-Meer verengert sich weiterhin zu der 60 km langen Meerenge der Dardanellen, deren Befestigungen den Zugang Fig. 22. Konstantinopel. zur Hauptstadt beherrschen Gallipoli. Hauptstation der türkischen Flotte. Im fruchtbaren Tal der Marina Adrianopel mit großem Verkehr. An der Küste führt eine Eisenbahn nach der regen Handelsstadt Saloniki, wo auch die von Belgrad ausgehende Mittelmeerbahn endet. — Die an das Adriatische Meer grenzende gebirgige Provinz Albanien ist der unwirtlichste Teil der Türkei. Die Bewohner leben größtenteils in den ärmlichsten Verbältnissen. — Die Insel Kreta gehört dem Namen nach zur Türkei, wird aber von einem Statthalter verwaltet, der von den europäischen Großmächten ernannt wird. e) Das Königreich Griechenland (etwas größer als Belgien und Holland, 2,4 Mill. Einw.) nimmt den südlichen Teil der Balkanhalbinsel ein. Nach heldenmütigem Kampf errangen die Griechen im Jahre 1829 ihre Selbständigkeit.

4. Für die Oberstufe - S. 51

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Vi. Kulturbilb. flüchteten, wenn der Feind kam. hier war zugleich der Marktort und vielleicht auch das religiöse Heiligtum, vas war zu der Zeit, als die Wenden noch Pommern bevölkerten. Als dann auf Veranlassung der Landes- oder Grundherren (Ritter, Möster, Ritterorden) Deutsche in das Land kamen, errichteten sie an Orten, die in mannigfacher Beziehung vorteil (Verkehrsmittelpunkt, Handel, Schiffahrt, Salzquellen) boten, möglichst in der Nähe des alten Burgwalls eine Niederlassung nach einem bestimmten Bebauungsplan und schlössen später ihre Siedlung mit steinernen Mauern, Wall und Graben ein, um vor feindlichem Kn- griff geschützt zu sein. In die Mauern wurden große, runde Türme eingebaut, von denen die Wächter Kusguck nach Zeinden hielten. Nach ver- schiedenen Richtungen hin, den in die Stadt führenden Wegen entsprechend, hatte man in die Mauern große Tore eingefügt, die des Nachts und in Nriegs- zeiten verschlossen wurden. Nur in wenigen pommerschen Städten ist die alte Umfassungs- mauer erhalten geblieben. In Stettin finden wir nichts mehr davon, während in Stralsund, Stargard, p^ritz, Stolp noch alte Tore oder Türme und Mauerreste vorhanden sind, von den 73 pommerschen Städten sind 40 (Pmitz, Star- gard) im dreizehnten Jahr- hundert gegründet worden. In der Mitte der Stadt wurde der Marktplatz angelegt, der der Mittelpunkt des Handels und gewerblichen Verkehrs nicht nur für die Stadt, sondern auch für oie ganze Umgegend wurde, dem häufig sogar das Untergeschoß des Nathauses (Stettin, Stargard usw.) (Kauf- Haus, theatrum) dienstbar gemacht wurde. Vas Stadtgebiet hatte ein eignes Gericht, dessen Entscheidungen sich an die überlieferten Rechtsgrundsätze aus der Heimat der Bürger hielten (Magdeburger, Lübecker Recht). Die Stadtobrigkeit, der Rat, übte in Verwaltung?- und Polizei- sachen die niedere Gerichtsbarkeit aus- den Llutbann (hohe Gerichtsbarkeit) hatte der Landesherr. von diesem suchten sich die Stadtverwaltungen möglichst unabhängig zu Kbb. 46. Mühlentor in Stargard.

5. Für die Oberstufe - S. 53

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Vi. Kulturbild. 53 dauerte es nicht lange, bis der fremde Ort vor dem Tore, der Gutsbezirk oder das Dorf, mit der Stadt zusammengewachsen war. Leide, Dorf und Stadt, bildeten dann eine Gemeinde. Man baute die Häuser auch nicht mehr alle in zusammenhängenden Reihen, sondern errichtete sie häufig einzeln in schönen Gärten. Solche Häuser heißen Landhäuser oder Villen und die so gebildeten Stadtteile Gartenvorstädte. Oer am Wasser liegende Stadtteil gehört zu den ältesten Teilen der Stadt. Man nennt ihn Hafen, wenn hier Schiffe anlegen, die Waren und Reisende bringen oder fortführen. Im Hafen finden wir auch die Zischerboote. Ist der Zluß oder das Wasser tief und breit, so können Dampfer und grosze Segelschiffe auf ihm fahren. Zür flache Gewässer sind nur Kähne und Boote zu gebrauchen. Wenn ein Kluß mit Schiffen befahren werden kann, ist er schiffbar. Kbb. 47. Mühlentor in Stolp. Ihren Namen bekam die Stadt nach der alten wendischen Grtsbezeichnung, wie z. B. Stettin, Stargard (alte Burg), Stolp, oder der örtlichen Eigentümlichkeit (Greifswald) oder nach freiem Belieben, wie z. B. Greifenberg, Greifenhagen. Alle Straßen und Plätze der Stadt haben jetzt Namen, damit sich jeder zurecht finden kann. Diese Namen erinnern an frühere Zustände oder an Personen, die sich um die Heimat oder das Vaterland verdient gemacht haben. Mitunter ist auch an den Häusern, in denen eine berühmte Person geboren ist oder gewohnt hat, eine Gedenktafel angebracht. In Stettin z. B. bezeichnet eine Gedenktafel (Große vomstraße) das Haus, in dem die berühmte russische Kaiserin Katharina Ii. geboren wurde. So finden wir in Stralsund, Greifswald, Kolberg, Stolp u. a. Ge- denktafeln oder -steine, die das Andenken an berühmte Männer wach halten sollen.

6. Für die Oberstufe - S. 67

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Vii. Aus der pommerschen Geschichte. 67 Z. Pommersches Mosterwesen. Aür die Ausbreitung des Christentums unter den Wenden und die Umwand- lung des Landes in ein deutsches Land sind die Mönchsorden von der größten Bedeutung geworden. Aus ihnen kamen zunächst die Helfer für die Missionsarbeit der Geistlichen. Oer erste Mönchsorden, der in Pommern Eingang fand, war der der Benediktiner, der zu Stolp an der peene seine Niederlassung gründete und Christentum und deutsche Sitte verbreitete (1153). Wichtiger als diese sind aber die Prämonstratenser und Zisterzienser geworden. Erstere begannen ihre segensreiche Wirksamkeit (1155) vom Kloster Grobe bei Usedom aus zunächst für den westlichen Teil Pommerns. Ihre Tätigkeit wurde noch von der der Zisterzienser übertroffen, die die Arbeit und das Veten lehrten und ihre Ansiede- lungen zu Musterwirtschaften für die umwohnenden Wenden machten. Mit ihnen hielten deutsche Sprache und Sitte ihren Cinzug in das Pommerland - zu ihnen strömten aus den deutschen Landen deutsche Bauern, die das sumpfige, waldige Gebiet urbar machten. 1173 wurde das Kloster Kolbatz am Madüesee gegründet, 1207 Cldena bei Greifswald, später noch Neuencamp (Zranzburg) und Bukow in Hinterpommern. Belbuk war von den prämonstratensern wahr- scheinlich schon vor 1180 angelegt worden. Neben den Mönchsklöstern wurden auch Krauen- oder Nonnenklöster ge- gründet, wie Marienbusch in Treptow, Bergen, Stettin, Marienfließ, Kolberg und Köslin. Um das Jahr 1200 entstanden neue Grden. Ihre Mitglieder sollten sich ihren Unterhalt erbetteln. Daher wurden diese Grden Bettelorden genannt. Die bedeutendsten waren die Dominikaner und Franziskaner (Minoriten), die in fast allen größeren Städten sich niederließen. Sie predigten nicht nur in volks- tümlicher Art, sondern widmeten sich auch der Pflege der Armen und Kranken. In Kammin entstand das erste Dominikanerkloster (1228), in Stettin das erste der Franziskaner (1240). Die Augustiner gingen (1260) nach Ückermünde, später nach Iasenitz. Dieser Orden hatte seinen Namen nach Augustin, einem frommen Bischof, der um das Jahr 400 lebte. Augustins Lehre, daß der Mensch nicht aus eigner Kraft, sondern nur durch Gottes Gnade um Christi willen selig werden könne, wurde auf einer Kirchenversammlung (einem Konzil) als allgemeine Lehre der Kirche angenommen und verschaffte ihm den Ehrennamen eines „Kirchenvaters". Aus dem Augustinerorden ging später der Reformator Doktor Martin Luther hervor. 4. Line pommersche Stadt im Mittelalter. Die größte Stadt Pommerns um 1400 war Stralsund, die ihre Gründung dem rügischen Hülsten Jaromar verdankt (1209). Noch heute kann man erkennen, daß die Stadt auf einem Hügel erbaut wurde, der von Wasser und moorigen Niederungen umgeben war. Oie wenigen Ausgänge, die auf das trockne Land führten, wurden besonders stark befestigt, während im übrigen die Stadtmauer und das Wasser die Wohnorts- grenze bezeichneten. Oer Aufbau des Stadtinnern war in der Weise vor sich gegangen, daß in möglichster Anpassung an das Gelände eine Hauptstraße über den Stadtrücken geführt wurde, von dem senkrecht Straßen zu der Niederung und dem Wasser gelegt wurden. In dem ältesten Stadtteil findet man den 5llten Markt mit dem prächtigen 5 *

7. Für die Oberstufe - S. 49

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Vi. Kulturbilö. 49 erstere erhielten. Als aber mit der Änderung der Nriegsverfassung aus den Rittern Landjunker wurden, richteten diese sich mehr und mehr auf ihrem Landsitz ein und fingen an, die Bewirtschaftung ihres Gutes als ihren Lebenszweck aufzufassen. Ihre landwirtschaftlichen Selbstbetriebe vergrößerten sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit durch Neurodung und seit dem Ende des 16. Jahrhunderts durch Einziehen der Bauernhöfe (Lauernlegen). 4. vie Wohnhäuser und Wirtschaftshöfe der adligen Grundherren unter- schieden sich zumeist von den Bauernhöfen nur durch die Größe und stellten sich wie diese nach außen hin als Vierseithof dar. Nach der Straße zu war die Hofstatt durch einen Zaun und ein besonderes Torhaus abgeschlossen, während an den Seiten die Scheunen und Ställe für das Vieh sich befanden. Diese §orm haben flbb. 44. Fränkische Hofanlage in Ulrichshagen, (Pfyot. R- Richter, Stettin.) die Gutshöfe im großen und ganzen beibehalten, wenn auch bei manchen großen Gütern das Herrschaftshaus oder Schloß jetzt von den Wirtschaftsgebäuden getrennt liegt. Das Herrschaftshaus hat dann immer eine große, parkartige Gartenanlage hinter sich oder liegt im park selbst, während der Gemüsegarten zu der Wirt- schaftsseite gehört, vie Häuser für die landwirtschaftlichen Arbeiter (Natenleute) sind meist an der Straße erbaut. Kuch an die Bauernhöfe schließt sich gewöhnlich aus der Rückseite der Obst- und Gemüsegarten an, der gegenüber der „Wurt", wo Speisekartoffeln, Wrucken usw. gebaut werden, besonders abgeschlossen ist. In frühern Zeiten bestand die Umfriedigung der Gärten und Höfe aus einer Mauer von Zindlingssteinen. viese Überbleibsel aus der Eiszeit haben die Besitzer jetzt zum Teil verkauft und dafür einen leicht vergänglichen Lattenzaun gesetzt. In den Ortschaften, deren Bewohner aus Niedersachsen stammen, sind die Bau- lichkeiten nach dem Grundsatz aufgeführt, alle zu dem Hof gehörigen lebenden lvaterstraat, Heimatkunde von Pommern Ii. 4

8. Für die Oberstufe - S. 52

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
52 Heimatkunde von Pommern Ii. machen und waren es zu manchen Zeiten auch in gewissem Zinne (Stralsund, Stettin, Dolberg),- aber am Ausgang des Mittelalters stand die Obergewalt des Pommernherzogs fest gegründet. Die Bevölkerung der pommerschen Städte, unter denen Stralsund die größte war, zeigte im Verhältnis zu heute nur eine geringe Zahl. Zu der vornehmsten blasse der Bürger zählten die wohlhabenden Grundbesitzer und Kaufleute. Unter den letzteren ragten die Gewandschneider, d. s. die Tuchhändler, hervor, die einen schwunghasten Handel mit Tuch nach den skandinavischen Reichen und Rußland unterhielten. Daneben kamen im Großhandel namentlich Heringe (Stralsund, Stettin), Salz (Greifswald, Kolberg), Getreide (Stargard, Stolp) in Zrage. Aus der vornehmsten Bevölkerungsschicht, die gewissermaßen dem Patriziat in den Reichsstädten entsprach, wurden die Mitglieder des Rats, Bürgermeister und Ratsherren, genommen. Erst in späterer Zeit erlangten die Handwerker, die doch den größten Teil der Bevölkerung ausmachten, vielfach nach blutigem Streit, eine Vertretung in der Stadtverwaltung (Zünfte). Die städtischen Ansiedler kamen hauptsächlich aus Niedersachsen, Westfalen, den Niederlanden, wie Namen, Sitte, Sprache und Rechtsgebrauch erkennen lassen. Sie bauten ihre Wohnhäuser in schmaler Zront nach der Straße zu, die Scheunen und Stallungen dahinter, so daß die Grundstücke meist geringe Breite, aber große Tiefe hatten. Zuerst wurden die besten Plätze im Innern besetzt (Markt)- nach der Außenseite verblieben Baustellen von halber und viertel Größe den wohlhabenden Zuwandrern. Der Umfang der Ansiedlung war so reichlich bemessen, daß für lange Zeit Platz übrig blieb. Unter den Häusern der Stadt waren die Kirchen und das Rathaus die statt- lichsten. Die privaten Gebäude waren zum größten Teil einfache Lauten ohne Schmuck und große Bequemlichkeit. Seit dem 15. Jahrhundert aber gab man der Vorderseite der Häuser immer reicheren und schöneren Schmuck. In einigen pommerschen Städten wie Stralsund, Greifswald, Stargard (Abbild. Teil I. S. 36. 41. 85) sind einzelne alte Häuser erhalten geblieben und bilden heute noch eine Zierde für die Stadt. Das schönste alte Gebäude, das weltlichen Zwecken dient, ist das prächtige Stralsunder Rathaus. (Abbild. Teil I. S. 35). Die Straßen der alten Zeit waren krumm und eng, hatten kein Pflaster und waren daher bei Regenwetter sehr schmutzig. Der Rinnstein lag in der Mitte der Straße, wo nun alles Wasser von den Regenrinnen auf den Dächern, den Brunnen usw. zusammenfloß. Die Reinlichkeit auf der Straße litt besonders dadurch, daß Dunggruben und Schweinekoben vor dem Hause lagen. Als Kolge der in den Straßen herrschenden Unsauberkeit traten dann häufig ansteckende Krankheiten auf, die hunderte von Menschen hinrafften. 2. Neuzeit. Als später die Stadt größer wurde, legte man die Mauern nieder. Die alten Stadtteile erkennt man aber noch heute an den engen, winkligen Straßen oder Gassen und den schmalen Häusern. In den neuen Stadtteilen baute man grade und breite Straßen, an denen Häuser mit mehreren Stockwerken errichtet wurden. An manchen Stellen legte man Märkte und große Plätze mit hübschen Baumpflanzungen an. Die Gärten verschwanden nach und nach aus der inneren Stadt, da alles bebaut wurde. Die Stadtteile, die mit der Zeit außer- halb der Altstadt entstanden, nannte man Neustadt und Vorstädte. Da man die Häuser zunächst an die Hauptverkehrsstraßen in der Nähe der alten Tore setzte,

9. Für die Oberstufe - S. 68

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
68 Heimatkunde von Pommern Ii. Rathaus und der Nikolaikirche, deren Turm weithin auf See den Schiffern zum Ansegeln diente. Wer etwa um 1400 von Osten her in den Strelasund kam, empfing den ersten Gruß aus Stralsund von den weithin ragenden Türmen der Kirchen aus. Fünf Land- und sechs lvassertore gestatten den Zugang in die durch hohe, starke Mauern und Türme beschirmte Stadt. Jedes lvassertor führte zu einer starken Lrückenanlage, die das Beladen und Löschen der Schiffe gestatten. Zur Linken erheben sich in der Neu- stadt das Heilgeistkloster und das „große" und das „Elendshaus", in dem alte, schwache und kranke Leute von des Lebens Last und Mühe ausruhen können (auf der Stelle der alten hauptwache). Reiche Stiftungen mildtätiger und frommer Leute kommen noch heute den verlassenen zugute. Auf der rechten Seite führt der Steindamm zu dem St. Iohanniskloster (Franziskaner), das in die Stadtmauer eingebaut ist und eine eigne Landungsbrücke hat. von den Gebäuden im Innern der Stadt ist das Rathaus das schönste. Seine nördliche Fassade ist prächtig mit bunten Steinen und Wappen geziert. Daneben erhebt sich die hochragende Nikolaikirche mit ihren zwei Türmen und dem Kapellen- kränz am Thorumgang. Ihr Inneres zeigt reichen Schmuck an Altären, Grabsteinen ^nd künstlich geschnitztem Gestühl. Oer derbe Volkshumor der Niederdeutschen findet seinen Ausdruck in einem wenig einladenden Vers am Gestühl der Krämerkompagnie: Oat ken kramer is, de blief da buten oder ick schla em up de schnuten. 3n der Nähe steht der sehr ansehnliche Artushof, der aus Lösegeldern vornehmer Herren (1316) gewissermaßen als Siegesdenkmal erbaut wurde, um als öffentliches Gasthaus zu Gelagen, Hochzeiten usw. zu dienen. An den Alten Markt stoßen sonst noch hohe Giebelhäuser mit vorbauten, die den reichen Patriziern gehören, von diesen Häusern lenken besonders die Wohn- Häuser der Abte von Neuenkamp (Kranzburg), hiddensee, des sundischen Pfarrherrn und des Bürgermeisters Wulflam (Alter Markt 5) den Blick auf sich. Dieser stolze, herrische Mann hat bei der Hochzeit seines ältesten Sohnes von seiner Wohnung quer über den Markt bis zur Kirche feines englisches Tuch als Fußläufer ausbreiten lassen, damit seine Gäste nicht den Staub der Straße mit in das Gotteshaus nahmen. Un- gepflastert sind damals noch Markt wie Straßen, die zudem wenig sauber erscheinen. Bäume vor den Giebelhäusern verleihen ihnen aber ein freundliches Aussehen. In dem südöstlichen Teil der Altstadt ist die I a k o b i k i r ch e erbaut, deren Turm ein schöner Spitzhelm aufgesetzt worden ist. Im Innern dieser Kirche bewundern wir die hohen gotischen Spitzbogen und die Wandmalereien. Als drittes Gottes- Haus ist die Marienkirche bemerkenswert, die nach dem Tinsturz von 1389 in neuer, schönerer und größerer Gestalt wieder erstanden ist. Am Knieperteich haben sich die Dominikaner ihre stattlichen Wohn- und Wirtschaftshäuser erbaut. Darüber hinweg ragt die Katharinenkirche. Alle diese Lauten legen ein Zeugnis von der Tatkraft und dem Lebensmut der Stralsunder ab, die ihre Stadt zu dem angesehensten Handelsort Pommerns gemacht haben. 5. Die Reformation in Pommern, a. Die kirchlichen Zustände um 1500. fln der Spitze der pommerschen Geistlichkeit stand der Kamminer Bischof, zu dessen Bezirk der größte Teil des Landes gehörte. Oer nördliche Teil Neu- Vorpommerns unterstand in kirchlicher Beziehung dem Bischof von Schwerin, die Insel Rügen dem dänischen Bischof von Roeskilde. Als den obersten kirchlichen Herren gebührte den Bischöfen der Zehnte. Oer Kamminer Bischof hatte außerdem reiche Einkünfte aus seinem Landbesitz, der mit den Städten Kolberg und Köslin

10. Für die Oberstufe - S. 76

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
76 Heimatkunde von Pommern Ii. In den Städten förderte der König die Gewerbtätigkeit und Industrie- er ordnete das in Zünften organisierte Handwerkerwesen, um die oft recht schwierige Lage der Meister zu bessern, andrerseits aber auch das Publikum vor Ausbeutung zu schützen. Besondere Förderung erfuhr durch ihn die Wollweberei, der die in hinter- pommern umfangreich betriebene Schafzucht das nötige Rohmaterial lieferte. Auch die Verwaltung der Städte brachte der König auf eine gesunde finanzielle Grundlage, indem er sie in staatliche Kufsicht nahm und die Mißstände beseitigte. So wurden die städtischen Schulden nach und nach getilgt und damit zugleich die Kreditverhältnisse gebessert. 1723 hatte Stettin nicht weniger als 251 878 Ktlr. Kämmerei-Schulden, so daß etwa 40 Rtlr. auf den Kopf der Bevölkerung kamen. 1736 dagegen konnten schon 8000 Rtlr., ein Drittel der städtischen Einkünfte, zur Abzahlung verwandt werden. 1720 hatte Stettin 6081 Einwohner, 1740 zählte es 12 Z60. Eine blühende französische Kolonie von Gewerbetreibenden, zahlreiche industrielle Unternehmungen, eine bedeutende Garnison, die großen Festungs- und privatbauten hatten Verdienst gebracht und der durch die russische Belagerung zerstörten Stadt ein freundliches Kussehen gegeben. Die obersten provinzialbehörden, mit denen eine Menge von Beamten in die Stadt kam, erhielten hier ihren Sitz, was auch belebend auf die wirtschaftlichen Verhältnisse wirken mußte. So konnten am Ende der Regierung Friedrich Wilhelms I. Hand- werkerschaft und Kaufmannschaft die frohe Hoffnung hegen, daß die schlechten Zeiten überwunden seien und neue, bessere heraufkommen würden. Kuch die andern pommerschen Städte erfuhren die väterliche Fürsorge des Königs. In pasewalk ließ er 100, in Oemmin 60, in Knklam 20 Bürgerhäuser neu erbauen. Ebenso wurde er der Wohltäter Köslins. Kls hier 1718 das Schloß, Rathaus und 297 Häuser abbrannten, gab der sonst so sparsame König Geld und Materialien zum Wiederaufbau und gewährte jedem Bürger auch den zwei- jährigen Erlaß der Steuern. Dann (1720) verlegte er hierher ein Hofgericht für die hinterpommerschen Kreise, wie Stargard es schon hatte. (Ewald Georg von Kleist, der Erfinder der Leidener oder Kleistschen Flasche, starb hier 1748 als Präsident des Hofgerichts.) Ihren Dank brachten die hinterpommerschen Land- stände durch Errichtung (1724) eines Denkmals des Königs auf dem Kösliner Marktplatz dar. Es zeigt den Soldatenkönig im Gewand eines römischen Kriegers, zu dessen Füßen Helm und Schild mit der Königskrone liegen. Kuf einer Seite des Oenkmalsockels sieht man den der Sonne zustrebenden preußischen 5lar mit der stolzen Inschrift: „Er weicht der Sonne nicht!" (Nec soli cedit.) 7. Friedrich der Große, a) Seine väterliche Fürsorge für Pommern. Friedrich Wilhelm I. hatte in seinem Testament geäußert: „Wenn das Land gut peupliert (d. h. bevölkert) ist, das ist der rechte Reichtum." Diese Ansicht seines praktischen Vaters hat Friedrich der Große für Pommern in die Wirklichkeit umzusetzen versucht, indem er das von seinem Vorgänger begonnene Werk der inneren Kolonisation mit größtem Eifer fortsetzte. Oas geschah schon vor dem Siebenjährigen Kriege mit der Urbarmachung des pommerschen Oderbruchs
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