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1. Neue Zeit - S. 236

1897 - Stuttgart : Neff
236 sitz ergriffen worden war, dazu als Entschädigung für Orange das Oberquartier Geldern; Savoyen: Sicilien als Königreich und das Recht der eventuellen Nachfolge in Spanien, dessen prak- tische Bedeutung jedoch Philipp У. durch ein neues Erbgesetz bedeutend minderte. Nach einem weiteren Feldzug am Oberrhein, der zur Wieder- eroberung Landaus und Freiburgs durch Marschall Villars führte, wurde zwischen Frankreich und Oesterreich 7. März 1714 der Friede von Rastatt, zwischen Frankreich und dem Reich 8. September 1714 der Friede von Baden (an der Limmat) geschlossen : Frankreich gab, entsprechend den Utrechter Festsetzungen, Breisach, Freiburg und Kehl zurück, behielt aber alle seine früheren Erwerbungen auf dem linken Rheinufer; die Ryswicker Klausel (s. S. 228) wurde erneuert; die Kurfürsten von Köln und Bayern wurden in alle ihre Rechte und Besitzungen wieder eingesetzt, wobei sich der Kaiser Aus- tausch Bayerns gegen andere Gebiete vorbehielt. Die spanischen Niederlande, Mailand, Neapel und Sardinien kamen, wie schon im Utrechter Frieden vorgesehen war, an Oesterreich. Zwischen Karl Iii. und Philipp У. wurde ein formeller Frieden nicht ge- schlossen. — Letzterer verhängte in Katalonien schwere Straf- gerichte und hob hier, wie in Aragonien und Valencia, die alten Verfassungen vollends auf. §71. West- und Südeuropa nach dem spanischen Erbfolgekrieg. Die neuen Regierungen in England, Frankreich und Spanien. In England folgte auf Königin Anna 1714 der erste König aus dem w elfisch en (hannoverschen) Haus Georg I. (1714—27); sogar der eng- lischen Sprache unkundig, iiberliess er die Regierung ganz seinen Ministern, die er sofort aus der Partei der Whigs nahm. Ein schottischer Aufstand zu Gunsten Jakob Stuarts wurde rasch unterdrückt (Anfang 1716). Die Stuart’sche Erhebung war von Ludwig Xiv. begünstigt worden, der aber 1. Sept. 1715 starb; er hinterliess Frankreich, das in seiner Industrie zurück- gekommen, sehr verarmt, mit Staatsschitiden von etwa 12 Milliarden heutigen Geldwerts belastet war und seit-lange an einem regelmässigen Fehlbetrag von bedeutender Höhe litt, seinem fünfjährigen Urenkel Ludwig Xv. (1715—74), für den unter Zustimmung des Pariser Parlaments, aber im Widerspruch mit Ludwigs Xiv. Testament, der Herzog Philipp von Orleans, der geistvolle, aber liederliche Sohn der Elisabeth Charlotte von der Pfalz, die unumschränkte vormundschaftliche Regierung an sich riss; dieser machte zum leitenden Minister seinen Erzieher, den sittenlosen Abbé Dubois. In Spanien beherrschte den König Philipp V. seine zweite Gemahlin Elisabeth von Parma, die den Vermittler ihrer Ehe, Kardinal Alberöni, zum allmächtigen Minister machte; dieser war bemüht, durch Reformen im Innern Spanien wieder emporzubringen, aber seine äussere Politik ging, den ehrgeizigen Absichten der Königin ent- sprechend, darauf aus, die durch den Utrechter Frieden geschaffene Lage zu Gunsten Spaniens zu ändern und deshalb den Mächten, die den Frieden ge- schlossen hatten, Schwierigkeiten zu bereiten, Grossbritannien durch Unter-

2. Neue Zeit - S. 241

1897 - Stuttgart : Neff
241 mit Friedrich Iv. von Dänemark (1699—1730), November 1699 mit Peter ein Kriegsbündnis gegen Schweden, das Frühjahr 1700 überfallen werden sollte. Doch trat Peter erst August 1700 in den Krieg ein, nachdem der Friede mit der Türkei geschlossen war, der ihn im Besitz von Asow beliess. Inzwischen hatte sich nicht nur Riga des sächsischen Angriffs erwehrt, sondern Karl Xii. durch seine Landung auf Seeland den dänischen König zum Frieden von Travendal gezwungen: Dänemark musste seinen Bündnissen und seinen Ansprüchen an den Herzog von Gottorp entsagen. Alsbald wandte sich Karl nach den Ostseeprovinzen und schlug in Abwesenheit Peters 30. November 1700 bei Narwa das rus- sische Heer, das diese Stadt belagerte, vollständig, liess aber dann die Russen in Ruhe, um den ihm verhassten August zu züchtigen. Nachdem Karl 1701 die Sachsen aus Livland vertrieben hatte, drang er in Polen ein, was den Eintritt Polens in den Krieg zur Folge hatte. Durch die Siege bei Clissow (Juli 1702) und beipultusk (April 1703) machte er sich zum Herrn des grössten Teils von Polen, so dass er die Absetzung Augusts und die Wahl des Woiwoden von Posen, Stanis- laus Lesczynski, zum polnischen König (Juli 1704) durch- setzen konnte; aber die Polen blieben in ihrer Mehrheit August treu. Nachdem ein letztes sächsischesheer unter Schulen- burg bei Fraustadt (Februar 1706) zersprengt war, zog Karl (September) mit seinem Heer durch Schlesien nach Sachsen. August blieb nichts übrig, als den von seinen Unterhändlern 24. September 1706 geschlossenen Frieden von Altranstädt zu bestätigen, wonach er für sich und seine Nachkommen auf die polnische Krone verzichtete; alle Ueberläufer mussten ausgeliefert werden, auch Patkul, der seit 1704 als russischer Gesandter in Dresden weilte, aber von August infolge eines Zerwürfnisses verhaftet worden war; er wurde grausam hin- gerichtet. Karl versagte sich dem Ansuchen Ludwigs Xiv. (s. S. 234), blieb aber mit seinem Heer in Sachsen, das die schwere Last der Verpflegung zu tragen hatte, bis Joseph 1., durch den spanischen Erbfolgekrieg zur Nachgiebigkeit gegen die schwedische Forderung gezwungen (31. August 1707), in einem Vertrag sich verpflichtete, allen evangelischen Unterthanen in Schlesien Gewissensfreiheit und bürgerliche Gleichberechtigung zu geivähren und in den Fürstentümern Liegnitz, Brieg, Wohlau, Oels und der Stadt Breslau den kirchlichen Rechts- und Besitz- stand von 1648 zu Gunsten der Protestanten herzustellen. Lehrbuch d. Weltgeschichte. Neue Zeit. * 16

3. Neue Zeit - S. 244

1897 - Stuttgart : Neff
244 östlichen Europa zu Gunsten Russlands. In Stockholm schloss Schweden 9. November 1719 mit Hannover, 21. Januar 1720 mit Preussen Frieden: Hannover erhielt die Bistümer Bremen und Verden gegen 1 Million Thaler, Preussen Vorpommern östlich der Peene gegen 2 Millionen Thaler, sodass der deutsche Besitz Schwedens auf den Rest von Vorpommern mit Rügen und Wismar beschränkt wurde. Dänemark gab im F r i e d e n v о n Fried- richsburg (3. Juli 1720) seine Eroberungen gegen 600000 Thlr. an Schweden zurück, das aber sich dem Sundzoll unterwarf und den Herzog von Gottorp preisgab; die Schleswig-Gottorpischen Be- sitzungen wurden m it Dänemark vereinigt und Schleswig widerrecht- lich, weil im Widerspruch zu der 1460 garantierten Zusammen- gehörigkeit Holsteins und Schleswigs, unter das (1665 beschlossene) Königsgesetz gestellt, das für Dänemark die weibliche Erbfolge festsetzte. Gegen Russland, wurde der Krieg fortgesetzt und dadurch nichts als eine arge Verwüstung der schwedischen Küste erreicht. Im Frieden von Nystadt (10. September 1721) gab Russland, dessen Herrscher jetzt den Kaisertitel annahm, das ebenfalls eroberte Finnland zurück, behielt aber gegen 2 Millionen Thaler Ingermanland, Karelien, Esthland und Livland. Polen, das in den Frieden mit aufgepommen wurde, hatte nichts ge- wonnen, es musste Stanislaus Lesczynski eine Geldentschädigung zahlen, und durch die Vermählung der einen Nichte Peters, Anna Iwanowna, mit dem Herzog von Kurland (1712) war die Vereinigung auch dieses Landes mit Russland eingeleitet. Den Versuch, auch in Mecklenburg festen Fuss zu fassen dadurch, dass er den Herzog Karl Leopold von Mecklenburg-Schwerin, den Gemahl der andern Tochter Iwans, Katharina, bei seinem gewaltthätigen Vorgehen gegen die mecklenburgischen Stände unterstützte, hatte Peter der Haltung England-Hannovers und Hollands gegenüber aufgegeben (1717). Für die Rechte des Gottorpers trat Peter nicht ein, verlobte ihm aber kurz vor seinem Tod die eine seiner Töchter; diese Ehe des Herzogs Karl Friedrich von Gottorp mit Peters des Grossen Tochter Anna eröffnete dem Haus Gottorp die Aussicht auf den russischen Thron. § 74. Russland unter Peter und seinen nächsten Nachfolgern. Peters Regierung im Innern. Neben der kriegerischen Thätigkeit waren Peters Bestrebungen, Russland unmittelbar zu europäisieren, herge- gangen; 1716—17 hatte er seine zweite Reise nach Westeuropa (über Danzig, Stettin, Kopenhagen, Amsterdam nach Paris) gemacht. Die Schaffung eines Heeres (1725: 210 000 Mann) und einer Flotte (1725: allein 48 Linienschiffe), sowie einer Hauptstadt nach europäischem Muster (s. S. 242) war gelungen. Erfolgreich waren auch die Bemühungen Peters, in Russland neue Zweige des Ackerbaues einzuführen, den Berg- bau zu heben, eine Industrie zu schaffen und namentlich den russischen Handel zur Entwickelung zu bringen. Den letzteren Zwecken diente ein merkantilistisches Schutzzollsystem, die Anstellung von Konsuln im Auslande, die Einrichtung von Jahrmärkten und Börsen, die Einführung von Posten, die Anlegung von Häfen und insbesondere von Kanälen, die nach Peters, freilich

4. Neue Zeit - S. 247

1897 - Stuttgart : Neff
als Leiter der auswärtigen Politik Ostermann, der Erzieher Peters Ii., und als Führer der bewaffneten Macht Feldmarschall Münnich, unter Peter d. Gr. Erbauer des Ladoga-Kanals. Kaiserin Anna ernannte zu ihrem Nachfolger Iwan, den unmündigen Sohn ihrer Nichte Anna von Mecklenburg und des Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig, und zum Kegenten Biron; diesen stürzte die Mutter des jungen Kaisers, um selbst die Regierung zu führen, mit Hilfe Münnichs und Ostermanns; aber schon 6. Dezember 1741 machte sich Peters d. Gr. jüngere Tochter Elisabeth (1741—60) durch eine Palast- revolution zur Kaiserin. (Stammtafel des Hauses Romanow-Gottorp s. S. 303.) Kapitel Xxii. Rückgang der österreichischen und Vor- bereitung der preussischen Grossmachtstellung. § 75. Die europäische Politik 1724—1740. Die pragmatische Sanktion und die europäische Diplo- matie. Karl Vi. hatte die testamentarische Bestimmung seines Vaters, wonach im Fall des Aussterbens des habsburgischen Mannsstamms die Töchter Josephs das erste Anrecht auf das habsburgische Gesamterbe haben sollten, am 19. April 1713 ersetzt durch die pragmatische Sanktion; diese setzte die unteilbare Einheit der habsburgischen Monarchie und ihre Vererbung nach dem Recht der Erstgeburt fest, aber so, dass die weibliche Erbfolge in erster Linie Karls eigenen Töchtern zustehen sollte. Seit sein einziger Sohn Leopold 1710 gestorben war, drehte sich Karls Vi. Politik wesentlich um die Sicherung der pragmatischen Sanktion. Josephs Töchter erkannten bei ihrer Vermählung mit den Kurprinzen von Sachsen und Bayern die neue Erbfolgeordnung an, ebenso bis 1724 die Stände aller österreichischen Kronländer. 1725 schloss Karl mit Philipp V. von Spanien ein Bündnis, worin beide den gegenseitigen Besitzstand an- erkannten und der Kaiser gegen das Versprechen, die spanischen Absichten auf Wiedergewinnung von Gibraltar und Menorka zu unterstützen, von Spanien Zustimmung zur pragmatischen Sanktion und Begünstigungen für seine 1723 in Ostende gegründete Handelskompagnie erhielt. Dem gegenüber gingen Eng- land und Frankreich, das wegen der Heirat Ludwigs Xv. (s. S. 238) mit Spanien gespannt war, zusammen, und an sie schloss sich Preussen an im Bündnis von Herrenhausen (3. September 1725). Für Friedrich Wilhelms I. äussere Politik war die Sicherung mindestens eines Teils der Jülich-Berg’sehen Erbschaft beim bevorstehenden Aussterben des Mannsstamms der, seit 1685 im Besitz der pfälzischen Kur befindlichen, Pfalz-Neuburgischen Linie (s. S. 150) der massgebende Gesichtspunkt, während der pfälzische Kurfürst Karl Philipp

5. Neue Zeit - S. 249

1897 - Stuttgart : Neff
249 neutral. Der alternde Prinz Eugen konnte mit seinem schwachen Heer nicht hindern, dass die Franzosen 1733 Lothringen und Kehl, 1734 Trier und Philippsburg eroberten, zumal da Bayern rüstete. In Italien eroberten 1734 die Franzosen und Sardinier die Lombardei bis auf Mantua, die Spanier unter Don Carlos von Toskana aus fast ganz Neapel und Sicilien. 1735 kam es bei der matten Kriegführung beider Teile zu keinen wichtigen kriegerischen Ereignissen. 3. Oktober 1735 schloss der Kaiser, über den Kopf seiner Bundesgenossen hinweg, den Wiener Präliminarfrieden: Friedrich August wurde als König von Polen anerkannt, Lesczynski erhielt seine Güter in Polen zurück, behielt den Königstitel und bekam das Herzogtum Lothringen, das nach seinem Tod an Frankreich fallen sollte; Frankreich garantierte die pragmatische Sanktion. Herzog Franz Stephan von Lothringen, der künftige Gemahl der ältesten Tochter Karls Vi. Maria Theresia, wurde durch das Grossherzogtum Toskana ent- schädigt; Oesterreich erhielt Parma und Piacenza, musste aber an Don Carlos das Königreich Neapel und Sicilien, als spanisch - bourbonische Sekundogenitur, die nie mit Spanien vereinigt werden sollte, an Sardinien die westliche Lombardei mit Novara und Tortona abtreten. 1736 traten die andern Mächte dem Frieden bei, zuletzt auch das Deutsche Reich, das die übrigen Eroberungen der Franzosen zurückerhielt, aber Lothringen end- gültig verlor. Der russisch - österreichische Türkenkrieg 1736 — 39. Russland, infolge von Grenzverletzungen der Krimtataren seit 1736 im Krieg mit der Türkei, verlangte von Oesterreich die vertragsmässige Bundeshilfe; nach dem vergeblichen Versuch einer Friedens Vermittelung trat Karl Vi., in der Hoffnung, auf Kosten der Türkei die erlittenen Verluste zu ersetzen, 1737 selbständig in den Krieg ein. Aber dieser Krieg wurde von den österreichischen Feldherrn so unglücklich geführt, dass die Türken nach ihrem Sieg bei Krozka 1739 Belgrad belagern konnten’, der übereilt geschlossene Friede von Belgrad (September 1739) lieferte den Türken Orsöwa, Belgrad und den österreichischen Teil der kleinen Walachei aus; Oesterreich behielt von den Erwerbungen des Friedens von Passarowitz nur das Banat. Nun schloss auch Russland, dessen Heere unter Münnich zwar glänzende Kriegsthaten ausgeführt, aber keine nachhaltigen Erfolge errungen hatten, angesichts drohender kriegerischer Verwicklungen mit Schweden Frieden: es erhielt Asoiv zurück, aber mit geschleiften Festungswerken und ohne das Recht freier Schiffahrt auf dem Asowschen und Schwarzen Meer. h ■ •

6. Neue Zeit - S. 230

1897 - Stuttgart : Neff
230 Kapitel Xx. Die Erhebung Oesterreichs zu einer euro- päischen Grossmacht und Englands zur ersten See- und Handelsmacht. § 69. Die Frage der spanischen Erbfolge und die Gruppierung der Mächte. Die spanische Erbschaft. Die Kränklichkeit und Kinder- losigkeit Karls Ii. liess das baldige Aussterben des Manns- stamms der spanischen Habsburger erwarten. Anspruch auf das Erbe machte für einen seiner beiden Söhne Kaiser Leopold I. als Haupt der deutschen Linie des Hauses Habsburg und als Gemahl der zweiten Tochter Philipps Iv.; aber auch Ludwig Xiv. be- anspruchte trotz des Verzichts seiner Gemahlin, der älteren Tochter Philipps Iv. (s. S. 189), das Erbe für sein Haus. Die Seemächte England und Holland widerstrebten im Interesse des europäischen Gleichgewichts und zugleich ihrer maritimen Stellung jeder dieser beiden Lösungen; andrerseits wiesen Regierung und Volk in Spanien den Gedanken einer Teilung der Gesamtmonarchie zu- rück. Sollte weder ein Habsburger noch ein Bourbon Erbe der spanischen Krone werden, so hatte das nächste Anrecht der einzige Sohn des bayrischen Kurfürsten Max Emanuel und seiner ersten Gemahlin Maria Antonie, der einzigen Tochter Leopolds und seiner spanischen Gemahlin. Aber der Kurprinz Joseph Ferdinand, den Karl Ii. zu seinem Nachfolger im Gesamtreich erklärte, starb kurz darauf (G. Februar 1699). Nun schlossen die Seemächte mit Frankreich (März 1700) einen (zweiten) leilungsvertrag, wonach Leopolds zweiter Sohn Karl Spanien, die Niederlande und die Kolonien, Frankreich die italienischen Besitzungen Spaniens, bezw. Lothringen im Austausch gegen Mai- land, erhalten sollte; aber dieser Teilungsvertrag stiess in Spanien auf entschiedenen Widerstand, und der sterbende Karl Ii. setzte in seinem Testament Philipp von Anjou, den zweiten Enkel Ludwigs Xiv., zu seinem Ges amt erben ein mit der Bestimmung, dass die unteilbare spanische Monarchie nie mit einer andern vereinigt werden dürfe und also in zweiter Linie Philipps jüngerer Bruder, der Herzog von Berry, in dritter Linie Erzherzog Karl, in vierter der Herzog Viktor Amadeus Ii. von Savoyen, als Nachkomme Philipps Ii., Erbe der spanischen Krone sein solle. Karl Ii. starb am 1. November 1700, und

7. Neue Zeit - S. 231

1897 - Stuttgart : Neff
231 am 16. November erklärte Ludwig Xiv. feierlich die An- nahme der spanischen Krone durch seinen Enkel. Die grosse Allianz gegen Frankreich und Philipp V. Oesterreich, das unter keinen Umständen die italienischen Besitzungen Spaniens in fremde Hände fallen lassen wollte, b e- schloss jetzt den Krieg. In England und Holland herrschte Abneigung gegen den von Wilhelm Iii. und dem Staats- pensionär Heinsius als notwendig erkannten Krieg; als aber Ludwig Xtv. sofort seine Truppen in dem von dem General- statthalter, Kurfürsten Max Emanuel, nicht verteidigten Belgien einrücken liess und alle politischen und merkantilen Zugeständ- nisse verweigerte, die für Holland Philipps von Anjou Nachfolge in der spanischen Gesamtmonarchie hätten annehmbar machen können, brachte Wilhelm Iii. am 7. September 1701 zwischen den beiden Seemächten und Oesterreich die „grosse Allianz“ zu stände, wonach der Kaiser als „Satisfaktion für seine Ansprüche“ die spanischen Niederlande, das alte Reichs- lehen Mailand, Neapel und Sicilien, die Seemächte Garantieen für die Freiheit ihres Handels bekommen und die von ihnen zu erobernden spanischen Kolonien behalten sollten, während be- treffs Spaniens selbst nur festgesetzt wurde, dass es nie mit Frankreich vereinigt werden solle. Als vollends Ludwig Xiv. nach dem Tod Jakobs Ii. am 16. September 1701 das Thron- recht von dessen Sohn „Jakob Iii.u feierlich anerkannte, während die englische Successionsakte vom 12. Juni 1701 fest- setzte, dass im Fall des kinderlosen Todes der Prinzessin Anna die Thronfolge an die Kurfürstin Sophie von Hannover, die Tochter des Winterkönigs und Enkelin Jakobs I., also an das Haus Hannover übergehen sollte, wurden vom Parlament bereitwilligst die grössten Mittel für die Kriegführung zur Ver- fügung gestellt. Dagegen hatte Viktor Amadeus von Savoyen, Schwiegervater Philipps von Anjou, sein Bündnis mit Frankreich erneuert, Papst Clemens Xi. war ebenfalls für Frankreich ge- wonnen, und in Mailand, Mantua und Neapel standen seit An- fang 1701 französische Truppen. In Spanien selbst war Philipp V. von den Kastilianern mit Jubel aufgenommen worden, während Katalonien, Aragonien und Valencia der habsburgischen Thron- folge geneigt waren. Königtum in Preussen. Das Reich gegen Frankreich. Von den grösseren deutschen Staaten kam für den spanischen Erbfolgekrieg nicht in Betracht das Kurfürstentum Sachsen, da Kurfürst Friedrich August (I.), der Starke (1694—1733), seit 1697 König August Ii. von Polen (s. S. 228), ausschliess- lich durch den nordischen Krieg (s. § 73) in Anspruch

8. Neue Zeit - S. 265

1897 - Stuttgart : Neff
265 Sprache und Litteratur und huldigte teils schöngeistigen und philosophischen Neigungen teils einem durch Musik und Theater verfeinerten Lebensgenuss. So zerfiel er mit dem einseitigen Vater, der durch seine zuweilen barbarische, feineres Empfinden und Selbstbewusstsein des Jünglings (auch mit dem Stock) schwer verletzende, Strenge das Gegenteil dessen, was er wollte, erzielte, immer mehr, zumal da Friedrich im Widerspruch mit dem Vater an dem Gedanken, eine Tochter Georgs Ii. von England zu heiraten, festhielt. Der gescheiterte Fluchtversuch (1730) hatte zur Folge, dass Friedrichs Vertrauter Lieutenant Katte hingerichtet, er selbst der Kriegs- und Domänenkammer in Küstrin zugeteilt wurde, wo er arbeiten und die Ver- waltungsgeschäfte gründlich kennen lernte. Durch Einwilligung in die Ver- heiratung mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern, einer Nichte der Kaiserin (1788), erkaufte er die Aussöhnung mit dem Vater, dessen Zufriedenheit und Vertrauen er sich in wachsendem Mass, namentlich als Oberst in Ruppin durch Bethätigung militärischen Interesses und Verständnisses, erwarb. Die Teilnahme an dem Rheinfeldzug des Jahres 1734 lehrte ihn die militärische Schwäche des Reichs und Oesterreichs kennen. In Rheinsberg (bei Ruppin), wo er, von geistesverwandten Freunden, z. T. Franzosen, umgeben, seit 1736 Hof hielt, studierte er den Philosophen der „Aufklärung“ Wolff, stand mit deren geistreichstem Vertreter Voltaire in Briefwechsel und verfasste zwei für seine Auffassung von den Aufgaben der preussischen Politik und des Herrschers bezeichnende Schriften, die „Betrach- tungen über den gegenwärtigen Zustand des europäischen Staatensystems“ und den „Antimachiavell“ (Widerlegung der Anschauungen einer durchaus bedenken- losen Gewalt- und Machtpolitik, die der Florentiner Nicolo Machiavelli [1469 bis 1527] in seinem Buch „vom Fürsten“ dargelegt hatte, beeinflusst von der politischen Praxis seiner Zeit und eigener pessimistischer Beurteilung der Menschen und geleitet von dem sehnsüchtigen Verlangen nach einem italieni- schen Nationalstaat, zu dessen Schaffung er jede zweckdienliche Verletzung von Treue, Recht und Humanität für zulässig hielt). Friedrich Ii. (1740—86) übernahm am 31. Mai 1740 die Regierung, die er als „erster Diener des Staates“, aber absoluterherrscher führte. Seine ersten Regierungs- handlungen waren Abschaffung der Folter, Sorge für eine freie Presse und die Erklärung „die Religionen müssen alle toleriert werden; hier muss ein jeder nach seiner Facon selig werden.“ Der Versuch zur Geltendmachung der Ansprüche seines Hauses auf Jülich-Berg, an deren Unterstützung Preussen seine An- erkennung der pragmatischen Sanktion geknüpft hatte, begegnete der ablehnenden Haltung des Kaisers, sowie Frankreichs und Englands. Da bestimmte ihn der Tod Kaiser Karls Vi. (Ok- tober 1740), die alten Ansprüche seines Hauses auf Teile Schlesiens (s. S. 220) a u f z u n e h m e n. Karls Erbin war seine 23jährige Tochter, Maria Theresia, Gemahlin des Grossherzogs von Toskana, Franz Stephan von Lothringen (s. S. 249), kraft der pragmatischen Sanktion, die aber der von Ferdinands I. ältester Tochter abstammende Kurfürst Karl Älbrecht von Bayern, Schwieger- sohn Josephs Ii., unter, thatsächlich nicht zutreffender, Berufung auf Ferdinands I. Testament (s. S. 71) nie anerkannt hatte; auch Kurfürst Friedrich August Ii. von Sachsen (1733—63, seit 1734 als

9. Neue Zeit - S. 267

1897 - Stuttgart : Neff
267 als König von Böhmen huldigen und wurde nun einstimmig zum Kaiser (Karl Vii. 1742—45) gewählt. Aber am Tag seiner Krönung (12. Februar 1742) wurde München von einem öster- reichischen Heer besetzt, ein zweites belagerte die Franzosen in Prag, worauf Friedrich von Mähren aus in Böhmen einrückte. Sein Sieg bei Chotusitz (17. Mai 1742) bestimmte Maria Theresia, mit Preussen Frieden zu schliessen: in dem Prä- liminarvertrag von Breslau (11. Juni), dem der endgültige Friedensschluss in Berlin (28. Juli) folgte, trat Oesterreich an Preussen Schlesien (ausser Teschen, Troppau, Jägern- dorf) und die Grafschaft Glatz ab (35800 qkm = 650 Qm mit 1200000 Einwohnern). Die andern Feinde Oesterreichs hatten „travaillé pour le roi de Prusse“. Fortgang des österreichischen Erbfolgekriegs und zweiter schlesischer Krieg. Jetzt wurden die Franzosen zur Räumung Böhmens gezwungen (Dezember 1742), Bayern wurde (Mai 1743) aufs neue von den* Oesterreichern besetzt, und England, das schon seit 1739 gegen Spanien einen Seekrieg ohne durch- schlagende Erfolge führte, stellte mitholland die „prag- matische Armee“ ins Feld, die durch den Sieg bei Det- tingen am Main (Juni 1743) die Franzosen über den Rhein zurücktrieb. Die Verträge, welche Oesterreich (September—de- zember 1743) in Worms mit England, Sardinien und Sachsen schloss, zielten darauf ab, für Oesterreich Bayern zu gewinnen und Schlesien zurückzuerobern. Deshalb schloss Friedrich Ii., der eben das durch Aussterben des Fürstenhauses Cirksena erledigte Reichslehen Ostfriesland (4000 qkm = 54 Qm) auf Grund einer, den Versprechungen früherer Kaiser gemäss erfolgten, kaiserlichen Verleihung in Besitz genommen hatte, 5. Juni 1744 mit Frankreich das Bündnis von Versailles und drang mit 80 000 Mann „kaiserlicher Hilfsvölker“ bis ins südliche Böhmen vor, musste es aber, von Frankreich, das sich gegen die öster- reichischen Niederlande wandte, nicht unterstützt, wieder räu- men; unter der Vermittelung des sächsischen Ministers Graf Brühl kam zwischen Oesterreich, Sachsen, England und Hol- land Anfang 1745 in Warschau eine Quadrupelallianz zur Ver- nichtung Preussens zu stände, und nach dem Tod Karls Vii. (20. Januar 1745) schloss dessen Sohn Maximilian Ih. Joseph (1745—77), der sein Kurfürstentum zurückerhielt, unter Ver- zicht auf alle weiteren Ansprüche mit Oesterreich den Frieden von Füssen (April 1745). Der Sieg, den die Franzosen unter dem Marschall Moritz von Sachsen (Sohn Augusts des Starken und der Gräfin Königsmark) bei Fontenoy in Belgien erfochten (Mai 1745), hatte auf Deutschland keine Rückwirkung. Aber

10. Neue Zeit - S. 285

1897 - Stuttgart : Neff
285 Theodors, den Schutz des Reiches gegen Oesterreich anzurufen, und schloss mit Friedrich August Iii. (1763 bis 1827) von Sachsen, der das Allodialvermögen des bayrischen Kurhauses beanspruchte, ein Bündnis. Da die Verhandlungen mit Joseph sich zerschlugen, rückten Juli 1778 zwei starke preussische Heere in Böhmen ein, doch kam es, da Friedrich, im Vertrauen auf die friedlichen Gesinnungen Maria Theresias, durch Verhandlungen zum Ziele zu kommen hoffte und das österreichische Heer zum Angriff zu schwach war, zu keinem Entscheidungskampf; im Herbst räumten die Preussen Böhmen wieder („Kartoffelkrieg“). Als auch Katharina Ii. sich gegen die österreichischen Ansprüche erklärte und sich bereit zeigte, Preussen beizustehen, gab Joseph nach; am 13.Mail779 wurde unter russisch- französischer Vermittlung der Friede von Teschen geschlossen: Oesterreich erhielt das Innviertel (östlich von unterer Salzach und unterem Inn, 2200 qkm = 40 Qm) und trat dafür das 3—4mal kleinere Mindelheimer Gebiet (in Schwaben) an Bayern ab; das pfälzische Haus erhielt Bayern unter Garantie der fest- ländischen Grossmächte. Sachsen bekam 6 Millionen Gulden. Der Hohenzollersche Erbvertrag von 1752, wonach Ansbach und Baireuth nach dem Aussterben beider markgräflichen Linien an Preussen fallen sollten, wurde anerkannt (1806 kam er zur Aus- führung). Deutscher Fürstenbund. Als Maria Theresia 29. November 1780 gestorben war, schloss Joseph 1781 mit Russland ein gegen die Türkei gerichtetes „Schutz“-Bündnis und trat, wie Preussen, der „bewaffneten Seeneutralitätul) bei, die Katharina Ii. 1780 mit Dänemark und Schweden zum Schutz der freien Schiffahrt und des Handels der Neutralen aus Anlass des englisch-ameri- kanischen Kriegs (§ 92) errichtet hatte; zwar versagte er sich dem Plan Katharinas, aus der Türkei ein griechisches Kaiser- tum als russische Sekundogenitur zu machen, aber er ermög- lichte es ihr, 1783 die Krim und dann das Kubangebiet Russ- land einzuverleiben. Mit Russlands Zustimmung nahm Joseph 1784 den Plan der Erwerbung Bayerns wieder auf: er wollte Karl Theodor für Bayern die österreichischen Nieder- lande als Königreich geben, Limburg, Luxemburg und Namur ausgenommen, gegen die er das Erzbistum Salzburg einzutauschen gedachte. Während in diesem Sinn Oesterreich mit Karl Theodor, Russland mit Karl von Zweibrücken verhandelte, sollte Frank- ' ___________ 9 Sie enthielt die Grundsätze des modernen Seerechts: die neutrale Flagge deckt feindliches Gut mit Ausnahme von Waffen und Munition; eine Blockade muss, um gültig zu sein, vollständig durchgeführt sein; neutrale Schiffe haben sonst überall freie Fahrt.
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