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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 534

1910 - Dortmund : Crüwell
534 Da ist die Kote, die wird aus alter Gewohnheit erst abge- sucht. Aber nur deswegen, denn im Mai, da mag Goldhals keine trockene Wursthaut und harte Käserinde. Halt, da ist ja schon jemand! Goldhals macht von der Pritsche aus einen langen Hals. Ach so, Sie sind es! Ein kleines graues Geschöpf sitzt dort und knabbert an einem Brotrest, den es in den Pfötchen hält. Schon hat der Marder es am Nacken. Einmal noch quietscht der Bilch und zuckt mit der buschigen Rute, dann läßt er alle viere hangen. Ein bißchen wenig daran, denkt Goldhals, als er den armen Siebenschläfer verspeist; im Oktober sind sie fetter. Drei Viertel davon läßt er auf dem Tische liegen, dann verschwindet er in dem Pflanzgarten. Dort ist nichts, nicht einmal eine Maus, nur eine Kröte, die ihn mit entzündeten Augen boshaft ansieht. Goldhals schüttelt sich vor Ekel und huscht weiter, den Holzweg entlang, den Hang herab, an dem Born vorbei, in dessen Becken die Unken läuten, in den Schälwald hinein und hinaus, bis an den Bach. Dort gibt es immer etwas: junge Wasseramseln oder Berg- bachstelzen, einmal sogar sechs junge Eisvögel auf einmal, fett wie Schnecken; ein andermal erwischte er eine zweipfündige Forelle, die nach einem Maikäfer aufging, auch fette Reitmäuse lebten dort, und wintertags gab es dort Schlehen und Hagebutten. Heute gab es gar nichts als Unannehmlichkeiten. Der Waldkauz wurde unverschämt. Er hatte seine drei quappenfetten flüggen Jungen in der Eiche sitzen und stieß in einemfort knappend und fauchend nach ihm, bis er geärgert in den Wald zurückkehrte. Gibt es unten nichts, gibt es oben vielleicht etwas, dachte Goldhals und huschte an einer Eiche empor. Dort saßen drei Eichkatzenkobel. Im ersten war nichts, im zweiten dasselbe und im dritten ebenso viel. Wenn es so bleibt, dachte Goldhals, dann kann ich Maikäfer fangen, und wütend holzte er von ei- ner Eiche zur andern. Halt, da riecht’s ja nach Specht! Hinein mit der Nase in das Loch. Autsch, da hat er eins darauf. Mutter Spechten versteht keinen Spaß. Als er sich verdutzt die Nase reibt, saust sie an ihm vorbei. Hops! Jawohl, das ging da- neben. Aber die Jungen! Ach ja, der Specht ist auch nicht so dumm, er macht das Loch nicht so groß, daß ein Marder hinein kann. „Wenn nicht, dann nicht,“ faucht er und holzt weiter. Sitzt da nicht ein Taubennest? Ja, da sitzt ein Taubennest! Taubeneier schmecken fein, junge Tauben noch viel feiner; natür- lich nur, wenn man sie hat. Das ist diesmal nicht der Fall. Klapp, klapp, da geht die Taube ab. „Na, dann ein andermal!“

2. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 578

1910 - Dortmund : Crüwell
578 mit dem Verspeisen seiner Pflanzung so lange warten, bis sie faul geworden ist. Das kann aber oft lange dauern, und darum befeuch- tet er das untere Ende mit einer scharfen Flüssigkeit, welche die Verwesung beschleunigt. Von den verfaulten Enden beißt er große Stricke ab und ist wohl gar der Meinung, das schmecke ebenso gut wie das leckerste Butterbrot. Bei seiner nächtlichen Pflanzarbeit er- wischt er hier und da auch die welk herabhangenden Blätter von neu gesetzten Kohl-, Runkel- oder Blumenpflanzen, und indem er diese in seine Röhre herabzerrt, zieht er vielleicht auch die Pflanze rnit rrm, so daß sie den Kopf irr der Erde hat und vor Schrecken das Wachsen vergißt. Wenn die Mutter am andern Morgen diese Arbeit des Regenwurms besieht, so macht sie wohl ein verwundert Gesicht dazu und meint wohl gar, das sei nicht mit rechten Dingen zugegangen, oder irgendeirrer habe ihr zur Nachzeit einen lockern Streich gespielt. Der Regenwurm ist für seine Arbeit in der Erde aufs beste ausgerüstet. Den Kopf gebraucht er als Bohrer. An jeder Seite des Körpers aber hat er zwei Reihen Hakenborsten. Diese Borsten sind die „Steigeisen", mit denen der Wurm sich an den Wänden seines senkrechten Ganges festhält, um nicht wieder in die Tiefe zu fallen, und mit deren Hilfe er in den Röhren so munter auf- und niedersteigt, als sei er ein gelernter Schornsteinfegermeister. Auch beim Kriechen auf der Erde leisten sie ihm gute Dienste. Wenn man den Wurm mit dem Finger leicht von hinten nach vorn streicht, so kann man die Borsten fühlen. Der Regenwurm liebt den Regen, und diese Vorliebe hat ihm auch seinen Namen eingebracht. Er ist ein nächtliches Tier, und wenn die Menschen zu Bette gehen, fängt er erst an aufzustehen. Dann bewegt er sich mit einer Munterkeit und Schnelligkeit über den feuchten Boden, die man ihm gar nicht zugetraut hätte. Und doch hat ihm unser Herrgott weder Augen noch Ohren mit auf den Lebensweg gegeben, und Werkzeuge zum Schmecken und Riechen hat man auch noch nicht an ihm auffinden können. Dennoch ist unser Regenwurm nicht so kurz weggekommen, wie es den Anschein hat. Betritt man nachts einen Garten, in dem viel Regenwürmer sind, mit einer Laterne, so ziehen sich die nächtlichen Spaziergänger mit einer Schnelligkeit zurück, daß man förmlich ein leises Sausen vernimmt. Also kann er doch nicht völlig blind sein. Ohren hat der Regenwurm auch nicht. Sein Gefühl ist aber dafür so fein, daß er jede leise Erschütterung des Erdbodens merkt und sich eiligst in seine Röhre zurückzieht. Der Regenwurm muß auch Geschmack und Geruch haben, denn er hat gewisse Lieblingsspeisen und weiß

3. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 539

1910 - Dortmund : Crüwell
539 bewältigt. Bratsch . . . ! Er schlug auf die huschenden Mäuse ein. Doch seine Kräfte erlahmten. Immer neue der schnellfüßigen Nager hüpften und huschten über den Weg, duckten sich in Furchen und Löchern, schnitten und grapsten und kümmerten sich nicht um ihre Genossen, die bereits ans dem Felde der Ehre lagen und noch im Tode ihre schneeweißen Zähnchen bewundern ließen. Für zehn er- schlagene rückten fünfzig frische Kräfte ins Treffen. Da gab der Kornhändler das aussichtslose Rennen auf, wischte sich den Schweiß von der Stirn, warf den Knüppel ins Korn und ging seines Weges. Traurig sah er in das ersterbende Licht des friedlichen Abends. Er hätte weinen können vor lauter Entsetzen. 254. Stchttlätzg. Von William Marshall. Gestern sind die Starmätze im Garten meines Nachbars ein- gezogen. Die Sonne schien mit schwacher Kraft auf den Wipfel der alten Platane nebenan, und auf einmal schlug ein lieber schnalzender Frühlingston von dorther an mein Ohr. Gleich rief ich meinem Jüngsten, dem Franz, zu: „Franz, drü- den in Nachbars Garten sind die Stare eingezogen!“ Da kam er gesprungen, sang dazu: „Juchheirassassassa, und die Stare, die sind da!“ und gesellte sich zu mir, um vom Fenster meines Arbeitszimmers aus Beobachtungen anzustellen. Es sind ihrer zwei drüben im Garten. Gewiß das näm- liche Pärchen, das im vorigen Jahre hier seine Jungen groß- zog, und wir wollen uns freuen, daß die Tierchen den langen, bangen Winter überstanden haben und sich wieder in unserer Nachbarschaft einfinden. Der eine der beiden Vögel, das Männ- chen jedenfalls, sitzt oben auf der äußersten Spitze des höchsten Zweiges der Platane, der Morgensonne zugewendet, und sein Hals- und Brustgefieder schimmert in ihren Strahlen. Den Kopf trägt er hochgestreckt, die spitzen Federchen seiner Kehle heben und senken sich, den Oberkörper wendet er jetzt rechts, dann links und schlägt sich mit den Flügeln die Seiten. Auch die Schwanzfedern spreizen sich auseinander und falten sich wieder zusammen. Und welche Fülle von Tönen! — In wun- derlicher Folge und von teilweise ganz unbestimmbarer Klang- farbe reihen sie sich aneinander. Schnurrende, klatschende, schnalzende Laute, dazwischen der Lockruf einer Henne, das „Dschülp“ eines Spatzen und der kurze, kläffende Sopranton

4. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 588

1910 - Dortmund : Crüwell
588 Feld kommend, von weitem schon deinen hohen, rundlichen Wip- fel mir entgegenwinken sähe. Mögest du mir bis an mein Ende in schönen Sommertagen deine duftenden Blüten auf den Pfad streuen ! Habt ihr daheim noch einen alten Baum am Hause stehen, dann grüßt ihn von mir und haltet ihn in Ehren. Mache dir eine Ruhebank an seinem Stamm — mit ein paar schlichten Brettern ist es ja getan — und dort laß dich nieder an stillen warmen Sommerabenden, wenn die Feierglockenklänge weither über das fruchtschwere Feld schwimmen. — — Dort möchte ich wohl an deiner Seite sitzen. 271. Wenn die Natur straft. Von Raoul Francs. (As gibt in Österreich, kaum einige Bahnstunden von den Stätten des Weltverkehrs uitd größten Luxus entfernt, ein ganzes Land, dessen Menschen dahinleben wie vor vielen Jahrhunderten, dessen Städte gestorben sind und dessen Natur anmutet wie ein schauerlich schöttes Heldengedicht von der Armut und den Schrecken der Welt. Das ist der Karst. Ursprünglich war das ein Name für eüt Gebirge; dann aber gesellte sich wie ein Kainszeichen der Nebenbegriff der Verwüstung und Verarmung dazu, und heute nennt man die öden und unfrucht- baren Teile von vielen großen Ländern allgemein so und spricht auf der ganzen Welt von „Verkarstung", wenn eüt Landstrich sein lebend Kleid verliert und bis zum Felsgerippe zerstört wird. Mitten in dem blühenden Garten Europas stellt der Karst den einzigen toten, wüsten Fleck dar. Er brennt ihm am Leibe wie eine Wunde, die die Kultur verschuldet hat. Denn von selbst hätte sich der Karst nie gebildet. Unter natürlichen Verhältnissen verwan- delt sich der bleiche Kalk [einer Berge durch die auslösende Macht des Regens in eine seine siegelrote fruchtbare Erde, die sich rasch mit Pflanzen besiedelt. Vorzeiten waren auch hier schwere und üppige Wälder aus der roten Erde: immergrüne Eichen und Lor- beer aus den südlichen Abdachungen gegen die blaue Adria, hoch- stämmiger schwarzer Nadelwald aus den Bergrücken, die gegen die Schneelasten des Alpenhinterlandes blicken. Diese Bäume sind noch zu sehen: als Pfahlrost in Venedig, als jahrtausendalter schwarzer durch das Wasser eisenhart gewordener Block, versenkt in den

5. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 548

1910 - Dortmund : Crüwell
548 schieden von hellgrau bis dunkelbraun und schwarz. Durch diese dunkle Grundfarbe aber leuchtet es mit rotem Schimmer, als ob das höllische Gift durch die Haut hindurchglühe. Die Kreuzotter zieht dieses Oberkleid im Sommer alle 4 bis 5 Wochen aus und bekommt dafür ein neues. Nun ist ein solcher Kleiderwechsel, in der Schlangensprache Häutung genannt, für die Kreuzotter nicht eine so annehmliche und bequeme Sache, als wenn meine jungen Freunde am Sonntagmorgen ihre Werkeltags- kleider in den Schrank hängen und dafür in den hübschen Feier- tagsrock schlüpfen, den ihnen die fürsorgliche Mutter vielleicht schon auf den Stuhl vorm Bett fertig hingelegt hat. Für die Schlangen ist die Sache nicht selten ein lebensgefährliches Ding, auf das sie sich durch mehrtägiges Hungern und Fasten vor- bereiten. Die überflüssige Haut löst sich an der Nasenspitze und wird durch Reiben zwischen Gestein und Wurzelgewirr über den Kopf und den Leib hinweggestülpt. Die Kreuzotter zieht sich somit in eigentlichster Bedeutung des Wortes selbst das Fell über die Ohren. Wenn die Dämmerung sich auf Wald und Heide senkt und die Tiere ihre Schlafstätten aufsuchen, beginnt die Kreuzotter ihre Jagd. Am liebsten frißt sie Mäuse. Selbst in Gefangenschaft, wo sie sonst nichts fressen will, beginnen ihre Blicke vor wilder Mordgier zu funkeln, sobald sie eine Maus erschaut. Das Ver- schlingen der Beute ist ein widerwärtiger Anblick. Die Schlange faßt das getötete Tier an der Kopfspitze und läßt dann eine reichliche Menge Speichel aus dem Rachen fließen. Das Ver- schlucken eines einzigen Tierchens dauert mitunter tagelang. Der Hals, der kaum fingerdick ist, vermag sich so weit zu dehnen, daß selbst Tiere von der doppelten Dicke der Schlange hindurch- gehen. Wenn die Schlange gesättigt ist, liegt sie träge in irgend- einer dunklen Höhle und pflegt der Verdauung. Durch die Ver- tilgung vieler Mäuse bringt die Kreuzotter allerdings einigen Nutzen, aber ihr gefährliches Gift macht sie zu einem sehr schäd- lichen Tiere. Der Giftstoff, eine gelbliche, wasserhelle Flüssigkeit, wird in zwei hinter den Augen liegenden Drüsen bereitet. Von dort führt je ein Röhrchen zu dem Giftzahn. Die beiden Giftzähne sind dünn und hohl, dabei spitz wie Glassplitter. Sie richten sich beim Offnen des Maules von selbst auf und ziehen sich, wenn die Otter das Maul wieder schließt, in eine fleischige Scheide zurück. Das ausströmende Gift wirkt auf kleine Tiere unbedingt

6. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 590

1910 - Dortmund : Crüwell
590 eine Art Landwirtschaft. Auf den Trümmerfeldern senken sich zahl- reiche, oft tiefe rundliche Löcher ein. Sie muten wie kleine Krater an und stehen manchmal in großer Anzahl nebeneinander. Die wenigen Büche und Flüsse des Landes verschwinden gewöhnlich in solchen Felsentrichtern. Man nennt diese Karsttrichter Dolinen, und sie sind der „Reichtum" des Landes. In ihnen schwemmt der Regen die rote Verwitterungserde zusammen, und wenn Wind und Regen nicht hilfsbereit sind, so tut es der Bauer selbst und trägt Erde säckeweis auf dem Rücken aus kleinen Spalten in seine Dolmen. Hier ist vielleicht das einzige Land, wo man „Erddiebstähle" verübt. Auf diesen runden Feldern, die oft nicht umfangreicher sind als ein großes Zimmer, bestellt der Bewohner dieses Landes, der Tschitsche, seine Landwirtschaft und dünkt sich reich, wenn er zwanzig Dolmen sein eigen nennt, die freilich manchmal so zerstreut auseinander lie- gen, daß er sie nur mit eines ganzen Tages Wanderung besuchen kann. Dieser eisenreiche rote Ton der Dolmen ist auch nicht unfrucht- bar; namentlich Wein trügt er in reichster Fülle, was denn oft genug einen lieblichen Gegensatz gibt, wenn man, über Schutthalden klim- mend, aus einmal in eine Oase tritt zwischen ein Dutzend Oliven- oder Maulbeerbäume, umrankt von Wein, vielleicht mit einen: aus Steinen zusammengetragenen Hüttchen darin, dessen Pergola mit dichtem Grün umsponnen ist. Das aber sind die reichsten Gegenden. Denn sonst ist das Land tot und arm. Mit ein paar armseligen Schafen und Ziegen leben die Bewohner zusammen in harter Ar- beit zwischen sengender Sonnenhitze und eisigen Stürmen. Ein- förmig vergeht ihr Leben, und sie sind so traurig und schweigsam wie ihr Ländchen. Aber eine steile Flüche, übersät mit spitzen glatten Blöcken, stieg ich hinan, um den Ausweg aus dieser Öde zu gewinnen. Schon den Tag zuvor waren prächtige Hausenwolken über der langen Kette der Hochberge gestanden, die im Norden den Karst an die eigentlichen Alpen anschließen, und des Abends war die Sonne in so viel Glut und Brand zu Rüste gegangen, daß auch die weniger Erfahrenen auf ein sich vorbereitendes Außergewöhn- liches zu schließen wagten. Und nun war auch schon die „borino“ gekommen, die ersten Stöße jenes Fallwindes, den man an den österreichischen Küsten Bora nennt, wenn er sich bis zur Sturmes- stürke steigert. Hier zwischen den hochgeschichteten Steinmauern war noch nicht viel zu merken. Aber da öffnet sich zwischen dem Felsicht ein Ausblick aufs Meer. Dunkelblau, fast schwarz, dort wieder

7. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 550

1910 - Dortmund : Crüwell
550 zwar so viel wie nur möglich. So schädlich der Branntwein sonst ist, in diesem Fall ist er das beste und sicherste Mittel, dem Menschen das Leben zu retten. Auch der reichlichste Brannt- weingenuß bringt nachher keine unangenehmen Folgen. Von Hermann Löns. Tn dem einen meiner Aquarien hatte sich eine scheußliche braune Alge angesiedelt, gegen welche die Schnecken als Fensterputzer nicht einarbeiten konnten. So mußte ich schon, der Xot gehorchend, dem Fisch- und Schneckenvolk kündi- gen, Sand und Pflanzen herausnehmen und mit Geduld, Luffa und Essig die braune Schicht abschrubben. Als ich damit zu Ende war und das Glas so durchsichtig war, wie ein Glas nur sein kann, ßel es mir hin und zerbarst in drei Teile. Da tat ich Sand, Pflanzen, Fische und Schnecken in einen anderthalb Fuß breiten flachen Zinkbottich und grub diesen im Garten zwischen Tuffstemen und Farnen ein und wurde auf diese Weise Teichwirt. Ich fand bald heraus, daß meine Privatlandschaft durch die Wasserfläche bedeutend gewonnen hatte. Vom Veranda- fenster aus sah ich den Spielen der beiden Zwergwelse zu, be- obachtete die Wasserwanzen, die sich angesiedelt hatten, ohne daß ich ihnen von dem Dasein des Teiches Nachricht gegeben hätte, freute mich, wenn die Rotschwänzchen und Buchßnken zum Trinken kamen, und ärgerte mich, wenn eine unverschämte Schwarzdrossel dort ein Bad nahm, denn sie ging mit dem Wasser so verschwenderisch um, als bezahlte sie das Wasser- geld, und ich war jedesmal hinterher gezwungen, den geringen Pegelstand durch ein halbes Maß Wasser höher zu bringen. Bedeutend größer aber war mein Ärger, als ich eines Tages die Häupter meiner Lieben, der Zwergwelse, zählte, was zie7nlich leicht war, da ich nur zwei hatte, und fand, daß ihre Anzahl auf die Hälfte zurückgegangen war. Zuerst glaubte ich, ein Fischreiher oder eine Fischotter hätte nächtlicher- und unrechtmäßigerweise dort geräubert; doch eines Abends sah ich eine Katze am Strande meines Teiches sitzen und mit einem furchtbaren Prankenhieb den verwitweten Wels auf das Ufer schleudern. Ich warf ihr zwar meine Pfeife an den Kopf und hatte dadurch den Anblick eines selbstgemachten

8. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 610

1910 - Dortmund : Crüwell
610 Immerhin ist der Hauptgrund, warum in so vielen Gegenden der Pilzgenuß gemieden wird, in der teilweisen Schwierigkeit zu suchen, die ungenießbaren von den genießbaren unterscheiden zu können. 2. Woran man die Pilze erkennt. Zu allen Zeiten sind zahlreiche Unglücksfälle durch den Genuß wildwachsender Schwämme hervorgerufen wurden, und es ist ganz richtig, daß man Leib und Leben aufs Spiel setzt, wenn inan ohne Erfahrung einsammelt. Vor zwei Hauptfehlern kann man nicht genug warnen: Man soll vor allen Dingen nicht auf einmal alle genießbaren Pilze sammeln, sondern bescheide sich mit den leicht erkennbaren und gewöhne sich ein für allemal ab, an alberne Volks- mittel zu glauben, nach denen man mit Leichtigkeit die giftigen von den eßbaren unterscheiden könne. Die angeblichen Erkennungszeichen giftiger Pilze: die lebhafte Farbe und die klebrige Oberfläche, der weiße oder farbige Milch- saft mancher Arten, die blaue Färbung beim Zerschneiden, das Bräu- nen eines in kochende Pilze getauchten silbernen Löffels, das Schwärzen einer mitgekochten Zwiebel, das Gelbwerden von Salz, haben sich als trügerisch erwiesen. Das sicherste Schutzmittel ist immer, die Merkmale der wenig verschiedenen giftigen Schwämme kennen zu lernen; denn es gibt giftige Pilze, bei denen ein hinzu- gebrachter silberner Löffel sich nicht färbt. Dazu gehört z. B. der Fliegenpilz. Nun nehme man ältere und einige Tage liegen ge- bliebene Champignons zum Kochen, füge jetzt wieder einen reinen silbernen Löffel bei und — der Löffel läuft diesmal an. Man würde also die Champignons als giftig wegschütten und die Flie- genpilze zur Mahlzeit wählen. Aber welches Unheil würde man damit anrichten! Verdächtig oder ungenießbar sind im allgemeinen alle Pilze von ekelhaftem, fauligem Geruch und scharfem, zusammenziehendem Geschmack. Aber der Knollenblätterschwamm z. B. hat keineswegs einen unangenehmen Geruch und einen milden, nußkernähnlichen Geschmack und ist doch der giftigste der deutschen Hutpilze. Auch die Farbe ist trügerisch. Es gibt eßbare und giftige Pilze von allen Farben, und Pilze, die beim Zerbrechen ihre weiße Farbe in Blau verändern, sind nur teilweise zu verwerfen. Daß die eßbaren vorzugsweise an freigelegenen Stellen, die schädlichen an dunkeln Plätzen, im feuchten, dichten Gehölze auftre- ten, ist ebenfalls nicht stichhaltig. Mit einem Worte, die allgemei-

9. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 612

1910 - Dortmund : Crüwell
612 wirft man weg, ebenso zähe und harte Stiele; auch sind alle wurm- stichigen Stellen herauszuschneiden. Wo es möglich ist, entfernt man die Oberhaut und schabt die Stiele ab. Das Futter ist nur zu beseitigen, wenn es alt oder mit Pilzmaden durchsetzt ist. Sollten die geputzten Pilze nicht sogleich zubereitet werden, so bestreut mau sie mit Salz und stellt sie verdeckt an einen kühlen und lustigen Ort; jedoch sollte eine derartige Aufbewahrung nicht länger als 24 Stunden dauern. Man wäscht die Pilze flüchtig in lauwarmem Wasser, um sie vom Waldgeruch zu befreien; dann schneidet man sie der Länge nach durch, um sie noch auf etwa vorhandene Maden zu untersuchen. Die Pilze darf man nicht lange im Wasser belassen, weil sonst die wichtigen Nähr- salze entfernt würden; nur die Spihmorchel muß vor dem Kochen mit siedendem Wasser abgebrüht werden. Es wird dadurch die giftige, in Wasser lösliche Helvellasäure entfernt, die mit der Brühe fortzugießen ist. Pilze vor der Zubereitung erst abzukochen ist unsinnig, da sie dann allen Nährwert verlieren. Das Kocher: geschieht ohne Ausnahme in ihrem eigenen Saft. Zum Kochen oder Braten der Pilze ist kräf- tiges Feuer nötig, dafür aber um so kürzere Zeit; langes Kochen macht die Pilze zäh und unverdaulich. Es empfiehlt sich, um die Pilze mürbe zu machen, eine Messerspitze doppelkohlensaures Natron zuzusetzen. Um Stein-, Birken- und Maipilze sowie Champignons weiß zu erhalten, wasche n:an sie nach dem Putzen in schwachem Essigwasser ab und lasse sie dann abtropfen. 4. Wie man sich bei Vergiftungen hilft. Das Pilzgift erzeugt schwere Störungen im Magendarmkanal, oder es wirkt auf Gehirn und Herz oder als Blutgift. Im allgemeinen reicht man bei Vergiftungen noch vor der Ankunft des Arztes niöglichst viel kaltes Wasser oder süße, kalte Milch zun: Trinken, um das Gift zu verdünnen und seine Wirkung abzuschwächen; man erwirke Brechreiz durch Kitzeln des Schlun- des mit einer Feder oder dadurch, daß man einen Finger in den Hals steckt. Um den Darm zu entleeren, gebe man starke Ab- führmittel oder noch besser Klistiere. Nach Entleerung des Magens gebe man zweimal nacheinander einen Eßlöffel pulverisierte Holz- kohle mit Bauinöl und lasse vorsichtshalber auf Salmiakgeist riechen. Dazwischen reicht man dem Erkrankten starken Kaffee, der ja am ehesten zur Hand ist; ferner läßt man Eis schlucken, was von günstigen Erfolgen begleitet sein wird. Schließlich mache man feuchte, heiße Umschläge aus Leinen, die, auf den Leib gelegt, mit

10. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 596

1910 - Dortmund : Crüwell
596 Zwiebel. Die meisten dieser Pflanzen sind aus fremden Ländern zu unz gekommen, und zwar aus den heißen Steppenländern West- asiens. In diesen Gegenden folgt jahrein, jahraus auf eine kurze Regenzeit eine 7—8 Monate währende Dürre. Dann vertrocknen alle saftigen Gewächse, und der Boden wird zu steinharten heißen Krusten. Nur diejenigen Pflanzen, die sich durch besondere Mittel gegen die verzehrende Wärme geschützt haben, können es in dieser Zeit über der Erde aushalten. Alle andern Gewächse sind entweder einjährige Pflanzen, die mit Beginn der Regenzeit aus Samen her- vorgehen, möglichst schnell ihre Blüten und Früchte treiben und mit Eintritt der Dürre absterben, oder es sind sogenannte Stauden, die sich vor den sengenden Strahlen der Sommersvnne gleichsam in den Boden flüchten. Die Teile über der Erde sterben ab, während die unter der Erde — das sind Wurzelstöcke, Knollen oder Zwiebeln — am Leben bleiben. Da liegen sie dann, Mann an Mann, wohl- geborgen und hoffnungsfroh, während der weiße Tod über die Steppe hinschreitet, und warten auf bessere Zeiten. Wenn dann endlich nach vielen Wochen die erwartete Regenzeit beginnt und die Wasser in stäubenden Schauern auf die hungrige Steppe hernieder- rauschen, da springt alles aus dem Bett. Die Blätter schießen durch den schlammweichen Boden, die Wurzeln tragen Wasser herzu, und an die schwanken Stengel hängt sich hastig Glocke um Glocke. Die weiten Ebenen erstrahlen in leuchtenden Blüten, und wer nun nicht vorgesorgt hat und nmcht, daß er fertig wird in der kurzen Zeit, der hat's Nachsehen. Aber damit hat's keine Not, denn die „Sparkassen" drunten sind wohlgefüllt, und wenn abermals die Trockenzeit beginnt und die Sonne mit gierigem Munde das Herz- blut der sterbenden Erde trinkt, da sind die meisten fertig mit Blüte rind Frucht, und drunten im Schoße der Allmutter Erde ruht in neuer Wiege das neue Blumenkind. So ist also die Zwiebel auch hier, gleich dem Wurzelstocke und der Knolle, ein Mittel, die Pflanzen über die Ungunst der Jahreszeit hinüber zu retten. 274. Nur ein Noggenhalm. von Cornelius Schmin. ty\as ist nicht schon alles über den Triumph der „Ingenieurkunst", über den Eiffelturm, geschrieben worden und über den schiefen Turm zu pisa! Gewiß — man steht und staunt und hält es für nahezu wunderbar, daß Menschenhand diese Bauwerke errichtet ha- den kann. Und doch sind diese Wunder der Technik klein und un- scheinbar, sobald man sie mit den Wunderbauten der Uatur vergleicht.
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