Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 5 —
Verschieden. Auf Hochebenen von kleinerem Umfange trifft
man Fels- oder Steinboden. Sandboden finden wir
hauptsächlich in der Wüste. Nur hier und da sind in der
Wüste einzelne fruchtbare Stellen, Oasen, vorhanden. Ist
der Sand wenigstens soweit mit erdigen Teilen vermischt,
daß er Heidekraut oder auch Fichten und Kiefern trägt, so
nennt man die Gegend Heide. Fehlt aller Baumwuchs und
trägt weit und breit die Ebene nur Gras und Kraut, so eut-
steht die Form der Steppe. Soll Sandboden Getreide tragen,
so muß er schon stärker mit erdigen Teilen versetzt sein; er
heißt dann Geestland. Der eigentliche Erdboden ist
vorzugsweise für das Wachstum der Pflanzen geeignet.
Sehr' fetter Boden am Waffer und von diesem teilweise
durchzogen, führt den Namen Marschland. Strecken, die
oben eine scheinbar feste Grasrinde haben, die aber unter dem
Fußtritt wegen des darunter stehenden Wassers erbeben und
erzittern, heißen Moore, Oft besteht diese Decke aus Torf,
der sich noch fortwährend aus verwesenden Pflanzenteilen,
besonders Torfmoosen, erzeugt.
4. Das Wasser.
Es giebt fließende und stehende Gewäffer, erstere in
Quellen, Bächen, Flüssen und Seen, letztere in Sümpfen,
Seen und Meeren. Der Ort, wo ein fließendes Gewässer
aus der Erde kommt, heißt Spring oder Quell, wo es sich
in ein größeres Gewässer ergießt, Mündung, die Vertiefung,
in welcher es fließt, Bett, deffen schiffbarster Teil die
Stromrinne, oder der Thalweg, dessen Ränder oder Seiten-
wände die Ufer (rechtes und linkes). Der Abstand eines
Ufers von dem andern giebt die Breite, der des Wasser-
spiegels vom Grunde die Tiefe des Gewässers au. Wie im
Meere, so giebt es auch in fließenden Gewässern seichte Stellen
oder Untiefen, wo man durch dieselben gehen kann; solche
Stellen nennt man auch Furten. Unter dem Gefälle ver-
steht man den Unterschied zwischen der Höhe der Quelle und
der Mündung, oder die Neigung des Bettes. Je größer das
Gefälle, desto schneller die Strömung. Die fließende Linie,
welche ein Gewässer von der Quelle bis zur Mündung bildet,
heißt sein Lauf.
Aus einer oder mehreren Quellen entsteht ein Bach, aus
mehreren Bächen ein Fluß, aus mehreren Flüssen ein Strom.
Hanptslüssenehmennebenflüsse auf. Bei großen Strömen
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 31 —
Wasser herabrieselt, um dann in den geheimnisvollen Gängen
der Tiefe zu verschwinden. Kehren wir noch einmal in das
Lennethal, nach Gräfenbrück zurück und eilen mit der Lenne
abwärts, so erreichen wir bald das freundliche Bamenol mit
dem Rittersitze des Freiherrn von Bodelschwingh und bald
darauf die Station Finnentrop, wo von der linken Seite
her die Bigge auf die Lenne zustürzt und schwatzt und gurgelt,
aber unser Fluß rauscht weiter und hört sie nicht; er weiß
ja, was sie zu erzählen hat; es sind Geschichten und Märchen
aus den Ruinen, aus Bergen und Klöstern, wie ihrer die
Lenne viel schönere kennt.
Ehe die Lenne das Dorf Lenhausen erreicht, das mit
seinem im Jahre 1875 von Grafen von Plettenberg-Lenhausen
zu Hovestadt bei Soest wieder teilweise aufgebauten Ruinen
inmitten eines Waldgrundes liegt, strömt sie an dem „heil.
Stuhl", eine srüher von Wallfahrern oft besuchte Wald-
kuppe, vorüber. Unterhalb Lenhausen, bei dem Dorfe Rönk-
Hausen, zieht sich die Chaussee nach Arnsberg von dem rechten
Ufer des Flusses die Höhen des Hommertgebirges hinan, aus
dem in der Nähe von Lenscheid, wo die Sage ein versunkenes
Grasenschloß weiß, in der „wilden Wiese" der Schömberg von
seinem 633 Meter über dem Meeresspiegel erhabenen Gipfel eine
derweitestenundschönsten Aussichten unsers ganzenlandes bietet.
5. Der Kreis Krilon.
Brilon, die Hauptstadt des Kreises. 4306 Einw., liegt
an der Mohne und zieht sich an den Abhängen des Egge-
gebirges hinan. Die Bewohner der Stadt brauchen sich nicht
über Kälte zu wundern, die sie im Winter zu ertragen haben,
wohnen sie doch sast 460 Meter über dem Meeresspiegel und
über 300 Meter höher als die Bewohner des Hellweges. Die
Stadt Brilon hat eine sehr alte Kirche; es befinden sich hier
Salpeterfabriken und Leinwandwebereien. In der Nähe sind
mehrere Pulverfabriken, zahlreiche Nagelschmiedereien und
Sensenhämmer.
Von der Gründung der Stadt berichtet uns die Sage
solgendes: „Vor vielen hundert Jahren ging einmal ein
Kaiser im Sauerlande auf die Jagd. Ob es Kaiser Karl
gewesen ist, oder ein anderer, weiß man nicht. Es war aber
damals in der Gegend noch nicht so licht und helle, wie
jetzt, und wer nicht gut Bescheid wußte, der konnte sich in
den Wäldern leicht verlaufen. Und so ging es auch dem
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Bodelschwingh Karl Karl
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 37 —
Wände bildend, die wohl 100 Meter emporragen und im
Glänze des Sonnenlichtes weithin leuchten. Den Fuß der
Felsen hat die Hönne durchwühlt und ausgehöhlt. Aus einer
langen Strecke ist sie unseren Blicken völlig entschwunden; sie
windet sich durch eine Höhlung im Gebirge, in der wir sie
nicht verfolgen können. Wir nähern uns dem Kluseusteine,
einer kleinen, alten Burg, deren Mauern 5 Jahrhunderten
getrotzt haben, die jedoch seit geraumer Zeit in ein Ökonomie-
gebände umgewandelt worden ist. Südlich vom Kiuseusteine
verlieren die Felsen allmählich ihr schroffes Allssehen: das
Thal wird breiter, die Aussicht lieblicher. Besonders anmutig
liegt ein Försterhaus, in dem schon mancher Wanderer seine
Sorge vergessen haben mag, und das darum mit Recht Sans-
sonci — ohne Sorge — genannt wird, wie das königliche
Schloß bei Potsdam. Bei Balve öffnet sich links von dem
Wege eine weite Felsenhöhle, vor welcher die Schützenstange
ausgerichtet ist; hier werden von den Bewohnern des nahen
Städtchens die Volksfeste abgehalten. Balve ist alt und ziem-
lich verfallen; auch ist es hier mit der Schönheit des Hönne-
lhales am Ende. Gehen wir daher zurück und steigen auf
jähem Pfade zu dem alten Gemäuer des Klusensteins empor.
Der prachtvolle Anblick des dunkelen Felsenthales mit dem
rauschenden Flusse belohnt unsere Mühe reichlich. Auch eine
weite Tropfsteinhöhle öffnet sich vor unseren Augen. Wer
noch eine größere sehen will, der muß einen Abstecher in das
nicht weit entfernte Dorf Sundwig machen. Die dort be-
sindliche Höhle wird seit dem Jahre 1l17 von einem Besuche
unseres vorigen Königs die Prinzenhöhle genannt. Durch
Ausbrechung von Gestein ist dieselbe leicht zugänglich gemacht
und dann mit einem Eingangsthore versehen worden. Sie
zieht sich nahe an 470 Meter in das Gebirge hinein und er-
weitert sich öfters zu majestätischen Hallen, ourch deren Tiefe
ein Bach rieselt. Besonders merkwürdig sind die Tropfsteine,
die von der Decke wie Eiszapfen herabhängen und die wunder-
lichsten Figuren bilden. Noch jetzt vergrößern sie sich immer
mehr, da das herabtröpfelnde Wasser an den Enden der Zapfen
immer neue Kalkteilchen absetzt. Auch an Versteinerungen ist
die Höhle reich; namentlich finden sich Schädel und Krochen
eines Bären, der vor undenklichen Zeiten die Höhlen Deutsch-
lands bewohnt hat.
Noch merkwürdiger als die Höhle von Sundwig, ist das
kaum eine Viertelstunde entfernte Felsenmeer, so genannt,
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 73 —
fallen und erschlagen. 784 zog Karl der Große nach Minden
und hörte von dem Märtyrertode des Hildegarius. Zum
Gedächtnis des Erschlagenen beschloß er, in Rehme eine Kirche
zubauen. In der Nähe liegt die Saline Neusalzwerk. Sie
ist so ergiebig, daß sie die benachbarten Landesteile mit Salz
versorgt. Über die Entdeckung der Salzquellen erzählt die
Sage folgendes: Vor vielen hundert Jahren hüteten in dor-
tiger Gegend Schweinehirten. Die Schweine wälzten sich an
heißen Sommertagen in dem Schlamme und in den Wasser-
lachen. Als die Hirten sie forttrieben, bemerkten sie an den
Tieren eine Kruste, die salzig schmeckte. Man untersuchte die
Pfützen und fand, daß sie Salzteile enthielten. Später legte
man dort ein Salzwerk an und baute Gradierhäuser. Man
leitet nämlich das Salzwasser von den Salzquellen in Röhren
her, treibt es durch Pumpen auf Gradierhäufer (Dornenwände),
woselbst es an den Dornen tropfenweife herunterfällt. Das
wilde Wasser verdunstet im Fallen, und das gute kommt unten
an. Unter den Gradierhäusern befinden sich Behälter, die
dieses Wasser aufnehmen und aus denen es mittelst Röhren
in Salzkoten geleitet wird. In diesen sind große Pfannen,
in denen das reine Salzwasser gekocht wird, warum man es
Kochsalz nennt. In dortiger Gegend wollte man aber Stein-
salz, oder doch Quellen suchen, die mehr Salzteile enthielten,
als die schon vorhandenen. Zu diesem Zwecke bohrte man
660 Meter tief in die Erde. Plötzlich kam ein Strahl,
26—2b° Wärme enthaltend, aus dem Bohrloche. Anfangs
achtete man dieses Wasser nicht, bis Landleute ansingen, sich
davon Bäder gegen allerlei Leiden zu machen. Dies war die
Veranlassung, daß allmählich an der Stelle ein Badeort ent-
stand. • Es wurde eine Königliche Badeverwaltung eingerichtet,
ein prachtvolles, _ großes Badehaus gebaut und dasselbe um-
geben mit herrlichen Gartenanlagen. Besonders nahm sich
der Berghauptmann von Oeynhausen der Sache an, und
darum bestimmte der König Friedrich Wilhelm Iv., daß
die Stadt, welche nach und nach entstanden war, Oeynhausen
genannt werden sollte Gleich hinter Oeynhausen überschreitet
die Köln-Mindener Eisenbahn auf einer eisernen Brücke die
Weser und geht am rechten Ufer entlang dem Wesergebirge,
der Porta Westsalika, zu. Während der Jakobsberg, die letzte,
schroff abfallende Höhe des Süntels, sich unmittelbar an dem
Strome erhebt, so daß nur durch bedeutende Sprengungen
ein Durchgang für den Schienenstrang der Köln-Mindener
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv.
Extrahierte Ortsnamen: Minden Oeynhausen Oeynhausen Wesergebirge Porta_Westsalika
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 48 —
Ruhr in den Strom fließt. Hier stiegen sie aus und wan-
derten landeinwärts, dem Hellwege zu. Nach wenigen Tagen
waren sie in dem Dorfe Aplerbeck. Die Ewalde gingen zu
dem Schulzen des Dorfes und baten ihn, er möge sie zu dem
Grafen führen, sie hätten eine Botschaft an ihn. Der Schulze
nahm auch die Fremdlinge auf und versprach ihnen, daß er
sie zu seinem Herrn geleiten wolle. Aber am dritten Tage
hatte er sein Wort noch nicht gehalten. Unterdessen hatten
die Ewalde^den Leuten von dem Heilande erzählt. Aber es
gefiel den Sachsen nicht, daß sie von ihren Götzen lassen soll-
ten; sie waren Heiden und wollten Heiden bleiben. „Kommen
die Fremdlinge zu unserm Grafen", sprachen sie, „so müssen
wir auch den neuen Glauben annehmen." Und so griffen sie
zu ihren Schwertern, fielen über die Glaubensboten her und
töteten dieselben. Aber der Schrecken Gottes fiel auf die
Mörder. Sie wagten es nicht einmal, die Leichen im Walde
zu verscharren : vielmehr suchten sie dieselben so weit als mög-
lich fortzuschaffen. So nahmen sie denn die Erschlagenen und
schleppten sie nach der Emscher hin, legten sie in einen Kahn,
fuhren dem Rheine zu und warfen die Leichen ins Wasser.
Als aber der Graf Nachricht davon erhielt, ließ er die Mörder
niederhauen und ihre Hütten mit Feuer zerstören. Die Stätte,
wo die Unthat vollbracht wurde, heißt bis auf den heutigen
Tag Grüggelsiepen. Die Sage erzählt, daß einer der Ewalde
vor seinem Tode einen Fluch über den Hos ausgesprochen
habe, auf dem er mit seinem Gefährten eingekehrt war. Da-
her soll es gekommen sein, daß der Mördmannshos seit Men-
schengedenken niemals vom Vater auf den Sohn gekommen
ist. Entweder wurden den Eltern keine Söhne geschenkt, oder
dieselben starben vor ihnen.
Von Aplerbeck wenden wir uns nach Berghofen. Süd-
lich von diesem Orte befinden sich die gewaltigen Wasser-
behälter der Dortmunder Wasserleitung. Unweit Schwerte sind
dicht am Ufer der Ruhr tiefe Brunnen gegraben, in welche
das Wasser dnrch Kies eindringt. Aus diesen wird es durch
Maschinen auf das Ardey in die Wasserbehälter getrieben,
von wo aus es durch Röhren nach Hörde, Dortmund und
andern Orten abfließt. Setzen wir unsere Wanderung nach
Süden fort, so gelangen wir nach Schwerte, einem sreund-
lichen Orte mit 6200 Einwohnern. Der Name soll von den
Schwertern, welche hier früher angefertigt worden sind, her-
kommen. Westlich von Schwerte liegt Hohensyburg, die
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 62 —
dova, Abderahman I. zu erbitten, welche er auch gewährte.
Ferner weilte Karl in Paderborn, als ihm 799 Papst Leo Iii.
gegen seine ungehorsamen Römer zu Hilfe rief. Karl half
h und wurde ihm hierfür zum Danke von Papste im Jahre
890 in der St. Peterskirche die Krone der alten römi-
schen Kaiser aufs Haupt gesetzt. Während des dreißigjäh-
rigen Krieges hatte Paderborn außerordentlich viel zu leiden.
Gleich zu Anfang desselben nahm der Prinz Christian von
Braunschweig die Stadt. Als er im Dome die silbernen
Bildsäulen der Apostel fand, rief er lachend: „Was macht
ihr hier, da geschrieben steht: Gehet hin in alle Welt! wart',
ich will euch hinausschicken!" und ließ daraus Thaler prägen
mit der Inschrift: Gottes Freund, der Pfaffen Feind! Man
nannte ihn daher nur den „tollen Christian." — Pader-
born besitzt viele sehenswerte Kirchenbauten. Die erste Kirche
ließ Karl der Große im Jahre 777 bauen. Dieselbe wurde
jedoch schon im solgenden Jahre von den Sachsen bei einem
Ausstande wieder zerstört. Der jetzt vorhandene Dom wurde
in den Jahren 1010—1016 von dem Bischof Meinwerk
erbaut, nachdem der älteste Dom im Jahre 1000 durch Feuer
zerstört worden war. Sehenswert ist das auf dem Chor
befindliche Grabmal des Bischofs Rotho. — Paderborn
ist der Sitz eines Bischofs. Es befindet sich hier ein katho-
lisch es Priesterseminar und ein Seminar für katho-
lische Lehrerinnen.
Neuhaus, an der Alme, war ehemals der Hauptwohn-
sitz der Bischöfe von Paderborn. Auf dem in der Nähe ge-
legenen Sporkhofe wurde der General Spork geboren, einer
der berühmtesten Heerführer im dreißigjährigen Kriege auf
kaiserlicher Seite. Unweit Neuhaus liegt Delbrück, 1200 Einw.
Etwa eine Meile nordöstlich von Paderborn liegt Lipp-
springe an der Grenze der Senne. Seit 1832, in welchem
Jahre man die Heilkraft einer Quelle daselbst erkannte, hat
Lippspringe einen hohen Aufschwung genommen. Die Quelle
Arminiusquelle genannt, bewährt sich vorzugsweise an
Brustkranken. Auch erinnert der Name Lippspringe an das
Entsprinnen der Lippe, die in der Nähe so mächtig aus der
Erde sprudelt, daß unmittelbar an der Quelle eine Wasser-
mühle hat angelegt werden können. Ehe die Lippe den Re-
gierungsbezirk Arnsberg erreicht, bespült sie die Bockerheide
Sie ist das westlichste Stück der Senne und war, wie diese,
sehr unfruchtbar, bis 'einige reiche Leute sie kauften, Ent-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Leo_Iii Leo Karl Christian_von
Braunschweig Apostel Christian Karl_der_Große Karl Neuhaus Spork
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 38 —
weil es scheint, als sei ein wildschäumendes Meer mit allen
seinen mächtigen Wogen plötzlich in Stein verwandelt worden.
In einer tiefen Einsenknng des Bodens mitten in der Feld-
fläche haben im Umkreise von einer halben Stunde gewaltige
Massen von dunkelgrauen Felsen sich übereinander getürmt.
Der schauerlichste Grund des Felsenmeeres wird die Hölle
genannt. Enge Grotten führen zwischen haushohen Blöcken
hin, die bei jedem Schritte zusammenzustürzen und den
kühnen Wanderer zu zermalmen drohen. Ein jetzt verlassener
Schacht führt in die gähnende Tiefe hinab; denn selbst an
diesem Orte des Grauens haben die Menschen nach Eisenerzen
den Boden durchwühlt. Die Hölle hat, vom oberen Felsen-
rande an gerechnet, wohl eine Tiefe von 80 Metern. Einiger-
maßen wird der Anblick der schauerlichen Umgebung durch das
Grün des Buchengehölzes gemindert, das seine Wurzeln am
Fuße der Felsenmassen in den dürren Boden geschlagen hat.
Von hier aus erreichen wir in einer Stunde die Hauptstadt
des Kreises, Iserlohn, mit 20 009 Einw. Sie ist eine alte
Fabnfstadt. Hier und in der Umgegend sind bedeutende
chemische Produkten-, Eisen-, Bronze- und Lanzenwarensabriken,
Drahtwebereien, Stahlwerke und Bergbau auf Galmei. Seit
einigen Jahren hat man bedeutende' Bodensenkungen wahr-
genommen, deren Ursachen dem Bergbau zugeschrieben werden.
Ein Hauptförderer der Iserlohner, sowie der westfälischen
Industrie überhaupt war C. D. Piepenstock (S. 47).
Bevor wir das nahe Lennethal wieder gewinnen, folgen
wir dem Elsenbahnstrange, der nach Letmathe führt, um die
Dechenhöhle zu besuchen, die größte Naturmerkwürdigkeit
unseres Landes, die erst 1868 bei Gelegenheit der Eisenbahn-
arbeiten durch einen Zufall entdeckt worden ist. Die Höhle ist
von einem um den Bergbau und die geographische Wissenschast
verdienten Manne, dem Ober-Berghauptmann v. Dechen, weiter
durchforscht und ihm zu Ehren die Dechenhöhle genannt wor-
den. Eine Gasleitung von 150 Flammen bringt Licht bis in
ihre tiefsten Gründe. Die Höhle ist nahezu 289 Meter lang,
durchschnittlich 5 Meter breit und fast 3 Meter hoch. An
einer Stelle erreicht sie jedoch eine Höhe von 6—8 Metern.
Tritt man hinein, so ist gleich der erste Eindruck großartig
und erhaben. Jahrtausende hat die Natur gebraucht, um durch
kleine, dem Auge kaum bemerkbare Antropsungen die wunder-
barsten Formen zu schaffen. Denn der Reichtum der ver-
schiedenartigsten Formen und Bilder stellt sich, wenn wir in
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
546
zweitens haben sie noch eine andere Unsitte, die dem Jägersmann
ganz besonders zuwider ist. Ein jeder Vogel hat sein bestimmtes
Revier, in dem er seinen ständigen Aufenthalt nimmt, und das er
allenfalls nur verläßt, wenn er ein Zug- oder Strichvogel ist, oder
wenn ihn ganz außerordentliche Ereignisse dazu zwingen. So ist
es auch beim Eichelhäher, und der Jäger gibt sich dann wohl der
stillen Hoffnung hin, das Ding werde doch schließlich einmal ein
Ende nehmen. Ja, aber erst, wenn der Wald ein Ende nimmt!
Wenn der eine aufgehört hat zu schreien, fängt der nächste wieder
an, und so übergibt jeder Eichelhäher den Jäger an der Grenze
seines Gebietes zur gefälligen Weiterbeförderung feinem Nachbarn,
bis der Jäger endlich den Waldesrand erreicht hat.
Herdelltiere stellen öfters Wachen ans, die Ausschau halten
müssen, während ihre Genossen lveiden. So heißt's in Schillers
„Wilhelm Tell" im ersten Aufzug:
„Das Tier hat auch Vernunft;
Das wissen wir, die wir die Gemsen jagen.
Sie stellen klug, wo sie zur Weide gehen,
Die Vorhut auf, die spitzt das Ohr und warnet
Mit Hellem Pfeifen, weiln der Jäger naht."
. Durch die gleiche Gewohnheit wird auch die Jagd auf Mur-
meltiere schwierig. Ein Mitglied der Gesellschaft sitzt auf eirlem
erhöhten Punkte und hält mit Auge, Ohr und Nase dreifach ge-
sicherte Wache. Sobald das Tierchen etwas Verdächtiges gewahr
wird, pfeift es hell, und im Nu ist die ganze Gesellschaft ver-
schwundell, als ob sie der Erdboden verschlungen hätte. Und das
hat er zudem auch tatsächlich getan; die Murmeltiere stürzen sich in
ihre Versenkungen und verschwinden in ihren uilterirdischell Schlupf-
winkeln.
Auch Tiere ganz verschiedener Arten vergesellschaften sich vor-
übergehend zu gegenseitigem Nutz und Frommen. So sind die
Strauße die Wächter der Zebras und werden gewissermaßen dafür
bezahlt, nicht durch Geld, sondern durch Gegenleistungen. Beide
Tiere bilden Trupps oder Herden und halten sich an denselben
Örtlichkeiten auf und mischen sich gern untereinander. Die Strauße,
die, wie viele Vögel, eifrige Jnsektenfreunde sind, zwar nicht aus
wissenschaftlichem Interesse, sondern des lieben Magens wegen,
werden durch die großen Dungkäfer angelockt, an denen Afrika so
reich ist. Die Dungkäfer nehmen aber an der Zebraherde ein
reges und sehr berechtigtes Interesse, auch der lieben Magenfrage
wegen. Die Zebras locken mit ihrem Mist die Küfer und diese
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
550
zwar so viel wie nur möglich. So schädlich der Branntwein sonst
ist, in diesem Fall ist er das beste und sicherste Mittel, dem
Menschen das Leben zu retten. Auch der reichlichste Brannt-
weingenuß bringt nachher keine unangenehmen Folgen.
Von Hermann Löns.
Tn dem einen meiner Aquarien hatte sich eine scheußliche
braune Alge angesiedelt, gegen welche die Schnecken als
Fensterputzer nicht einarbeiten konnten. So mußte ich schon,
der Xot gehorchend, dem Fisch- und Schneckenvolk kündi-
gen, Sand und Pflanzen herausnehmen und mit Geduld, Luffa
und Essig die braune Schicht abschrubben. Als ich damit
zu Ende war und das Glas so durchsichtig war, wie ein
Glas nur sein kann, ßel es mir hin und zerbarst in drei Teile.
Da tat ich Sand, Pflanzen, Fische und Schnecken in
einen anderthalb Fuß breiten flachen Zinkbottich und grub
diesen im Garten zwischen Tuffstemen und Farnen ein und
wurde auf diese Weise Teichwirt.
Ich fand bald heraus, daß meine Privatlandschaft durch
die Wasserfläche bedeutend gewonnen hatte. Vom Veranda-
fenster aus sah ich den Spielen der beiden Zwergwelse zu, be-
obachtete die Wasserwanzen, die sich angesiedelt hatten, ohne
daß ich ihnen von dem Dasein des Teiches Nachricht gegeben
hätte, freute mich, wenn die Rotschwänzchen und Buchßnken
zum Trinken kamen, und ärgerte mich, wenn eine unverschämte
Schwarzdrossel dort ein Bad nahm, denn sie ging mit dem
Wasser so verschwenderisch um, als bezahlte sie das Wasser-
geld, und ich war jedesmal hinterher gezwungen, den geringen
Pegelstand durch ein halbes Maß Wasser höher zu bringen.
Bedeutend größer aber war mein Ärger, als ich eines
Tages die Häupter meiner Lieben, der Zwergwelse, zählte, was
zie7nlich leicht war, da ich nur zwei hatte, und fand, daß ihre
Anzahl auf die Hälfte zurückgegangen war. Zuerst glaubte
ich, ein Fischreiher oder eine Fischotter hätte nächtlicher- und
unrechtmäßigerweise dort geräubert; doch eines Abends sah
ich eine Katze am Strande meines Teiches sitzen und mit
einem furchtbaren Prankenhieb den verwitweten Wels auf das
Ufer schleudern. Ich warf ihr zwar meine Pfeife an den
Kopf und hatte dadurch den Anblick eines selbstgemachten
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Zwiebel. Die meisten dieser Pflanzen sind aus fremden Ländern zu
unz gekommen, und zwar aus den heißen Steppenländern West-
asiens. In diesen Gegenden folgt jahrein, jahraus auf eine kurze
Regenzeit eine 7—8 Monate währende Dürre. Dann vertrocknen
alle saftigen Gewächse, und der Boden wird zu steinharten heißen
Krusten. Nur diejenigen Pflanzen, die sich durch besondere Mittel
gegen die verzehrende Wärme geschützt haben, können es in dieser
Zeit über der Erde aushalten. Alle andern Gewächse sind entweder
einjährige Pflanzen, die mit Beginn der Regenzeit aus Samen her-
vorgehen, möglichst schnell ihre Blüten und Früchte treiben und mit
Eintritt der Dürre absterben, oder es sind sogenannte Stauden, die
sich vor den sengenden Strahlen der Sommersvnne gleichsam in den
Boden flüchten. Die Teile über der Erde sterben ab, während die
unter der Erde — das sind Wurzelstöcke, Knollen oder Zwiebeln —
am Leben bleiben. Da liegen sie dann, Mann an Mann, wohl-
geborgen und hoffnungsfroh, während der weiße Tod über die
Steppe hinschreitet, und warten auf bessere Zeiten. Wenn dann
endlich nach vielen Wochen die erwartete Regenzeit beginnt und die
Wasser in stäubenden Schauern auf die hungrige Steppe hernieder-
rauschen, da springt alles aus dem Bett. Die Blätter schießen
durch den schlammweichen Boden, die Wurzeln tragen Wasser herzu,
und an die schwanken Stengel hängt sich hastig Glocke um Glocke.
Die weiten Ebenen erstrahlen in leuchtenden Blüten, und wer nun
nicht vorgesorgt hat und nmcht, daß er fertig wird in der kurzen
Zeit, der hat's Nachsehen. Aber damit hat's keine Not, denn die
„Sparkassen" drunten sind wohlgefüllt, und wenn abermals die
Trockenzeit beginnt und die Sonne mit gierigem Munde das Herz-
blut der sterbenden Erde trinkt, da sind die meisten fertig mit
Blüte rind Frucht, und drunten im Schoße der Allmutter Erde ruht
in neuer Wiege das neue Blumenkind. So ist also die Zwiebel auch
hier, gleich dem Wurzelstocke und der Knolle, ein Mittel, die Pflanzen
über die Ungunst der Jahreszeit hinüber zu retten.
274. Nur ein Noggenhalm. von Cornelius Schmin.
ty\as ist nicht schon alles über den Triumph der „Ingenieurkunst",
über den Eiffelturm, geschrieben worden und über den schiefen
Turm zu pisa! Gewiß — man steht und staunt und hält es für
nahezu wunderbar, daß Menschenhand diese Bauwerke errichtet ha-
den kann. Und doch sind diese Wunder der Technik klein und un-
scheinbar, sobald man sie mit den Wunderbauten der Uatur vergleicht.
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