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Wischnu und Schiwa. Brahma ist der Schöpfer der Welt und des Menschengeschlechts,
der Erfinder des Ackerbaus und Beschützer der Kultur, der Offenbarer der heiligen Bücher.
Wischnu ist der Erhalter, der das Böse bekämpft, alles Gute fördert, den Regen und die
Überschwemmungen sendet, durch die das Land befruchtet wird. Schiwa ist der Zerstörer,
der Gott des Feuers, der versengenden Sonne, der wilden Naturkräfte, aber auch der
Erzeugung des Lebens, kurz des wechselnden Naturlaufs mit seinem Werden und Vergehen.
Neben diesen drei höchsten Mächten gibt es noch unzählige Göttergestalten, gute und böse,
die das Volk verehrt und fürchtet. Fast jede Gegend hat neben den gemeinsamen noch
seme besonderen Gottheiten. Weit verbreitet ist der Dienst der blutdürstigen Kali, der
Gottheit der verheerenden Seuchen. Sie wird dargestellt mit einem Schwert in der einen,
einem abgehauenen Menschenhaupte in der andern Hand und einer Kette von Schädeln
Abb. 24. Hindu.
um den Hals. Nur blutige Opfer von Tieren, in alter Zeit auch von Menschen, können
sie versöhnen. Ein wichtiger Teil der indischen Religionslehre ist der Glaube an die
Seelenwanderung. „Nach dieser Lehre ist die menschlische Seele nur zur Strafe, die
sie in einem früheren Dasein verschuldet hat, dem irdischen Körper zugesellt, und ihr
Streben und Ziel ist die Wiedervereinigung mit der göttlichen Weltseele. Darum betrachtet
der Inder das Leben nur als eine Straf- und Prüfungszeit, die man durch einen heiligen
Wandel, durch Gebet und Opfer, durch Büßungen und Reinigungen verkürzen könne.
Versäumt der Mensch diese Selbstreinigung und sinkt er durch Entfernung von der Gott-
heit immer tiefer ins Böse, so geht seine Seele, wenn sie das „abgenutzte Gewand ihres
Leibes" ausgezogen hat, nach dem Urteile der Totenrichter wieder in einen andern, oft
niedrigeren (Tier-) Körper über und mnß die Wanderung von neuem beginnen, während
die Seele des Weisen, Helden oder Büßers ihren Gang nach oben durch leuchtende
Gestirne antritt und endlich mit dem geistigen Urwesen, von dem sie ausgegangen ist,
Fick, Erdkunde. Iv. Band. ' q
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lerische Erzeugnisse. In der Metallbearbeitung übertrafen die Peruaner alle andern
Völker Amerikas. Man hämmerte nicht bloß gediegenes Kupfer, sondern verstand auch
Metalle durch Schmelzen aus Erzen zu gewinnen und durch Mischung von Kupfer und
Zinn eine gute Bronze herzustellen. Daraus wurden Äxte, Messer mit Griffen und gezackte
Keulenknäufe hergestellt. Aus Gold und Silber machte man Schmucksachen. Die Be-
völkerung wohnte in Dörfern und ummauerten Städten. Die Häuser waren aus unregel-
mäßig-vieleckigen Steinblöcken erbaut, „die so haarscharf ineinandergefügt waren, daß man
nicht einmal ein Messer in die Fugen stecken konnte". Unter den Bauwerken zeichneten sich
die Tempel durch Größe und Schönheit sowie durch reichen Goldschmuck aus. Die Religion
bestand in der Verehrung der Sonne und des Inka, der als Sohn der Sonne galt. Im
Abb. 59. Stufenförmig angelegte Felder im Jnkalande.
Sonnentempel zu Kuzko, der Hauptstadt, befand sich als Sinnbild des Gottes eine große,
strahlenumgebene Goldscheibe, und zu den Seiten saßen die Mumien der verstorbenen
Herrscher. Daneben wurden auch noch andere Götter und die Ahnen verehrt. Der Gottes-
dienst, der von einer zahlreichen Priesterschaft besorgt wurde, bestand in der Darbringung
von blutigen und unblutigen Opfern. Neben den Priestern spielten Zauberer, Wahrsager
und Eingeweidebeschauer eine einflußreiche Rolle.
Eine besondere Erwähnung verdienen noch die staatlichen Einrichtungen. Der König
besaß als Sonnensohn unumschränkte Gewalt, der ganze Grund und Boden war Staats-
eigentum. Ein Drittel war dem Inka, ein Drittel den Priestern und ein Drittel dem
Volke zur Nutznießung überwiesen. Alljährlich wurde das Volksland unter Berücksichtigung
der Kopfzahl der einzelnen Familien neu verteilt. „Die Bebauung erfolgte nach einem
Feste, bei dem der Inka auf einem heiligen Felde die Arbeit selbst eröffnete, in gemein-
samer Fronarbeit des Volkes, und zwar wurde zuerst das Land der Priester, dann das
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zu suchen, der mittleren bet drei nach der linken Flußseite gelegenen Anhöhen, an welcher die ältesten Heiligtümer und Kulte der Römer hasteten (Abschaffung der Wände, Stadtmauer im Viereck am Fuße des 52 m hohen Hügels: ältestes pomoerium der Roma quadrata).
2. Die 4 ersten Könige: das aristokratische Königtum.
1. Die dunkle und widerspruchsvolle Überlieferung über die Königszeit ist zusammengesetzt aus einheimischen Sagen und Mythen und einer von Griechen und späteren Römern willkürlich konstruierten Geschichtserzählung, welche für eine Reihe tmrhnnbener uralter Einrichtungen des religiösen, staatlichen und privaten Lebens die geschichtliche Entwickelung sucht. Sie gruppierte alles, was mau über biefe älteste Zeit zu wissen glaubte, um die Lebensgeschichte von 7 Königen, als ob Rom sein gesamtes Dasein und Wesen selbständig aus sich selbst erzeugt und nicht schon eine gewisse politisch-religiöse Ausstattung aus altitalischer Zeit mitgebracht habe.
2. In den beiden ersten Königen, Romulus und Ruma Pompilius, hat die Überlieferung die beiben Grunbelemente römischen Wesens personificiert, den kriegerischen Geist der Nation und ihren religiösen Sinn. Die beiben folgenben Könige, Tullns Hostilius und Aucus Marcius, sind nur schwächere Abbilder der beiden ersten. Der kriegerische Latiner Tullus Hostilius erscheint als der Ökist der Luceres, der friedfertige Sabiner Anens Marcius als der Stifter der Plebs. Somit repräsentieren bte 4 ersten Könige die 4 Hanpt-bestanbteile der alten Bevölkerung Roms, die 3 Stammtribus samt bet Plebs.
3. Romulus ist der Begründer der Berfafsnng (Gliederung des populus in Tribus und Kurien, Einsetzung des Senates und der Kunatvomitien u. s. w.) und des Kriegswesens (300 Reiter, Legion von 3000 Fnßsolbaten). Die Art seines Austrittes (Apotheose, vgl. Herkules) und die Jben-tificierung des göttlich verehrten Quirinus, der obersten Gottheit der quiritischen Sabiner, mit Romulus, dem Heros epo-nymos der palatinischen Römer, erscheint als Ausdruck der Verschmelzung beider Stämme zu Einer Nation.
4. Dem Friedensfürsten und Stifter des religiösen Cere-ntouialgesetzes Numa Pompilius (aus dem sabinischen Cures, Schwiegersohn des Titus Tatius) schrieb die Sage außer der Ergänzung der Gründungen des Romulus (Orbnung des Gruub-
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besitzes, des bürgerlichen 10monatlichen Mondjahres zum ^monatlichen Sonnenjahr) zu: die Stiftung des Kultus der Vesta (Vestalinnen), der Herdgöttin, die Einführung der flamines, besonderer Opferpriester für die Kulte des Jupiter, Mars und Quirinus, der pontifices zur Leitung des ganzen Kultuswesens und Führung des Kalenders, der augures zur Beobachtung der Zeichen des Götterwillens, der fetiales zur Wahrung der Formen des Völkerrechts, der freien Genossenschaft der salii für den Dienst des Mars (ancilia).
5. Tullus Hostilius bereitet vor allem durch die Zerstörung Albalongas Noms Hegemonie über die latinische Landschaft vor (Horatier und Curiatier; Prozeß des Horatius, erstes Beispiel der Provokation; Mettius Fuffetius) und siedelt die Luceres, angeblich die Albaner (darunter die Geschlechter der Jnlier, Servilier, Quinctilier) als drittes Element des römischen populus auf dem Cälius an.
6. Ancus Marcius, der Tochtersohn des ihm gleich-gesinnten Nnma, gilt der Sage vor allem als der Begründer der römischen See- und Handelsmacht (vgl. jedoch S. 19), welcher das römische Gebiet bis zum Meere ausdehnte und die Hafenstadt Ostia (zugleich 1. Kolonie) baute. Dem Kriege abhold, unterwarf er doch die umliegenden latinischen Städte und verpflanzte ihre Bewohner angeblich als Plebejer nach Rom auf den Aventin (später die Plebejerstadt) und in das Thal zwischen diesem und dem Palatin (Murcia). Auf dem rechten Tiberufer befestigte er den Janiculus, zog ihn in den Bereich der Stadt und verband ihn mit derselben durch eine Pfahlbrücke (pons sublicius).
3. Hloms älteste Verfassung.
a) Das Königtum.
1. Das römische Königtum ist ein lebenslängliches und unverantwortliches Wahlkönigtum. Die Königsgewalt wird nach dem Tode des letzten Inhabers vom Senate in seiner Gesamtheit bewahrt (Interregnum). Der König ist Oberhaupt der Kultus g emeinde und ihr Vertreterden Göttern gegenüber (auspicia publica, Opfer, Tempelbauten, Feste), oberster Kriegsherr mit unbedingter und schrankenloser Gewalt (12 lictores: fasces mit Seilen), ob erster Richter mit unbeschränkter Strafgewalt über Leib, Leben und Freiheit der Bürger (quaestores parricidii); hierbei kann er der Berufung an das Volk stattgeben, ohne jedoch dazn verpflichtet zu sein. Der König hat ferner allein das Recht über öffentliche Angelegenheiten zum Senate und zum Volke zu reden, mit dem er die Gesetze in der von ihm einberufenen Volksversammlung vereinbart, und mit anderen Staaten zu verhandeln. Über die Staatsgelder und über das liegende Gut verfügt er
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staatliche Vereinigung galt in Latium der Gaubund von 30 latinischen Städten, an dessen Spitze die Stadt Alba-longa (unter der Höhe des Albanerbergs auf der Terrasse über dem Albanersee) stand. Die 30 Gemeinden brachten alljährlich auf dem Albanerberge an dem latinischen Feste (feriae Latinae) dem Jupiter Lati aris Opfer dar, und im Anschluß an dieses Buudessest sammelten sich die Vertreter der einzelnen Gemeinden zu gemeinsamer Beratung in der Nähe am Quell der Ferentina.
2. Die geschichtlichen Anfänge Roms sind in tiefes Dunkel gehüllt. Die erst um 200 v. Chr. zu allgemeiner Geltung gelangte Gründungssage, welche die Stadt von Änea s, dem Gründer von Lavinium, der Laren- und Penatenstadt des latinischen Bundes, ableitet, ist unter dem lebhaften Verkehr entstanden, in welchem die Römer mit den Griechen Unteritaliens, insbesondere mit Cuma, standen. Die italischen Städte und Stämme setzten infolgedessen vielfach eine Ehre darein, ihre dunklen Ursprünge an die strahlenden, vielbesungenen griechischen Heroen, vorzugsweise des wohlbekannten troischen Sagenkreises, zu knüpfen. Zum Gründer der latinischen Penatenstadt aber eignete sich kein anderer Held desselben besser als der gefeierte Retter der troischen Penaten (Nävins, Ennius, später Vergilius).
3. Für die römische Sage ist es bezeichnend, daß sie zwei eponyme Gründer Roms nennt, die Zwillingsbrüder Romulus und Remus. Remus heißt griechisch Romus, und Romulus ist der latinisierte Romus. Ihre angebliche Abstammung vom Kriegsgott Mars deutet auf Roms unvergleichliche kriegerische Kraft. Der Name der Mutter schwankt in den verschiedenen Berichten (Jlia, Silvia, Rea u. a.). Die Erzählung von den wunderbaren Schicksalen der Zwillinge bis zum Tode des Amulius, der Wiedereinsetzung des Numt-tor und der Gründung Roms (nach altitalischem Ritus) ist griechischen Ursprungs.
4. Nach der Gründung der Stadt (753) folgt in der Sage der Raub der Sabinerinnen (Sinnbild der Einführung des Conubium) und der Krieg gegen die Sabiner unter Titus Tatius und endlich die Vereinigung derselben mit den Römern zu einer Gemeinde (Qnirites) zunächst unter einem Doppelkönigtnm (die latinischen Ramnes auf dem Palatinns, die sabiuischen Tities auf dem Quiriualis). Der Ausgangspunkt städtischen Lebens ist sicher auf dem Palatinus
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10. Dagegen prägte sich der Geist der Blütezeit athenischer Freiheit und Bildung im Drama aus, welches sich jetzt zu vollendeter Reife entfaltete (steinernes Theater an der Südostecke der Burg 500 erbaut). Schon Phrynichus hatte mit seiner „Eroberung von Milet" und mit seinen „Phönissen" die Beschränkung des Stoffes auf das Leben des Dionysus durchbrochen. Aber erst Äschylus aus Eleusis (525 —456) vom Geschlecht der Marathonkämpfer, ein Mann von ehrenfester Gesinnung und tiefstem religiösem Ernste, brachte das dramatische Element durch Einführung des zweiten Schauspielers und wirksame Verwendung desselben zum Dialog (im iambischen Trimeter) zu entwickelungsfähiger Geltung (Trilogie von 3 Tragödien mit folgendem Satyrspiel). Außer in seinen 472 ausgeführten Persern, einer Verherrlichung des Sieges von Salamis, gab er auch in den Tragödien mythischen Inhalts seinen maßvollen politischen Grundsätzen wirksamen Ausdruck: Sieben gegen Theben, die Schutzflehenden, der gefesselte Prometheus und in der allein vollständig erhaltenen Trilogie Orestie (Agamemnon, Choephoren, Emncniden vergl. S. 68). — Der eigentliche Vertreter der fortgeschrittenen Bildung des Perikleischen Zeitalters wurde, maßvoller und anmutiger als sein Vorgänger, Sophokles aus Kolonus (496-406), der schon 468 im Wettkampf seinem großen Vorgänger mit Glück entgegen trat (nach Beendigung des thasischen Feldzuges: Cimon und seine Mitfeldherren Kampfrichter). Auch er preist besonnene Mäßigung und Gesetzesehrfurcht als die Stützen des Staates, ohne inbeffen einen befonberen Parleistanbpunkt zu vertreten. Beibe große Tragiker aber haben der homerisch-hesiobeischen Götterwelt und den volkstümlichen religiösen Vorstellungen einen tieferen sittlich-religiösen Gehalt und baburch wie die Meister der religiösen Skulptur durch ihre Werke dem erwachenben Geiste des Zweisclns ein heilsames Gegengewicht gegeben. Von den zahlreichen Tragöbien des Sophokles sinb ebenfalls nur 7 erhalten: König Öbipus, Antigone, Öbipus auf Kolonus, Elektra, Ajax, Philoktet, Tracht-nierinnen). — Schon der solgenbeit Epoche der Aufklärung gehört Euri-pibcs an, obgleich er nur 15—16 Jahre jünger als Sophokles war. Nach der Überlieferung kämpfte Äschylus bei Marathon und als 45jähriger Mann bei Salamis, wirkte Sophokles als 15 jähriger Knabe als Reigenführer beim salaminischen Siegesfeste, während Euripides am Schlachttage auf der Insel Salamis geboren wurde.
11. Neben der Tragöbie hatte sich ebenfalls aus den bacchischen Festlichkeiten und zwar aus den Spottlicdern des „komischen" Chors bei der Weinlese die Komödie entwickelt, welche, länger in ländlicher Ungebundenheit erwachsen, darum auch den Charakter ihres Ursprunges in Inhalt und Form treuer bewahrte. Als echte Tochter der immer schrankenloser auftretenden Demokratie richtete sie ihre schonungslosen Angriffe mit Vorliebe im Anschluß an bedeutende Tagesereignisse gegen die führenden Männer der Republik, auch gegen Perikies (Krates, Kratinus, Eupolis).
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Hafen- und städtereichen Landschaft Argolis, der Jnachusebene, gelegene Stadt Argos.
2. Ein festgeschlossener Einheitsstaat hatte sich noch nirgends gebildet, und die wachsende Zersplitterung der griechischen Stämme und Städte bedrohte das Hellenentum mit völligem politischem Zerfalle. Dagegen waren, abgesehen von dem sich immer schärfer ausprägenden Nationalbewußtsein allen Nichtgriechen („Barbaren") gegenüber, in der Mitte der hellenischen Welt mehrere durch die Volksreligion hervorgerufene oder geheiligte Einungen erwachsen, welche die zerstreute Nation wenigstens geistig zusammenhielten:
a) Die älteste Form einer engeren Vereinigung verschiedener Gemeinwesen in größerem Umfange und ohne Rücksicht auf Stammesverwandtschaft war die der Amphiktyonie, ein Verband von Nachbarstaaten zu religiöser Festfeier um ein gemeinsames Heiligtum, zu desfeu Schutze und zur Begründung eines friedlichen Verkehrs. Am bedeuteudsteu wurde die Delphische Amphiktyonie, deren Bundesversammlungen im Frühling bei dem Tempel des pythischeu Apollo zu Delphi, im Herbst bei dem Tempel der Demeter zu Anthela (bei den Thermopylen) stattfanden. Jedes der zugehörigen 12 Völker, darunter Dorier und Joner, Thessaler, Böoter, Phoeier, Lokrer, hatte eine Doppelstimme und übte sein Stimmrecht durch Abgeordnete (Hieromnemonen und Pylagoren). Die Amphiktyonen verpflichteten sich eidlich, keine der amphiktyonischen Städte zu zerstören oder des fließenden Wassers, weder im Kriege noch im Frieden, zu berauben.
b) Ein weitreichender politischer Einfluß ging feit den Wanderungen und Siegen der Dorier von dem religiösen Mittelpunkt dieser Amphiktyonie durch das Delphische Orakel aus. Schon seit uralter Zeit befand sich hier eine Kult- und Orakelstätte der Erdgöttin Gäa und des Poseidon. Der Kultus des Poseidon wurde dann wie anderwärts durch den des väterlicher und gesetzlicher waltenden Zeus und seines Sohnes Apollo, des reinigenden. Lichtgottes, verdrängt. Die Pythia, eine Jungfrau, später eine Matrone aus dem Bürger- oder Bauernstande, ließ sich auf einem bronzenen Dreifuß über dem Erdschlund im Adyton des Tempels nieder und verkündete, durch die aus der Tiefe dringenden betäubenden Dämpfe in prophetische Begeisterung versetzt, die oft abgerissenen und dunklen Aussprüche des Lichtgottes, welche von den fünf aus einer Anzahl alter Adelsgeschlechter Delphis ernannten „Heiligen" unter Vorsitz des Propheten in eine bestimmte, später gewöhnlich hexametrische Form gekrackt und den das Orakel Befragenden mitgeteilt wnrden. Auch wurde Delphi der Mittelpunkt eines bedeutenden Geldverkehrs, seitdem viele Gemeinden hier unter dem Schutze des Gottes große Schätze niederlegten (Schatzhäuser).
c) Am belebendsten wirkten die vier großen National feste auf das hellenische Volksbewußtsein. Die bis zur höchsten kuustmäßigen Vollendnng gesteigerte Pflege körperlicher Übungen, ein hochgespannter Ehrgeiz und die heitere Freude am Schönen im Reiche der Natur und des Geistes machten die mit denselben verbundenen Wettkämpfe immer mehr zu einem Baude völkerrechtlicher Gemeinschaft unter den griechischen Staaten. Überdies bot neben der festlichen Lust das sichere Geleit des Gottesfriedens
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Preussische Monarchie. — § 13. Der Grosse Kurfürst.
37
Raubkrieg § 8, Iii.), 1672, ist Brandenburg bereits eine Ausschlag gebende Macht. Ludwig bewirbt sich beim Kurfürsten um Bundeshilfe und verlangt nach deren Verweigerung wenigstens Parteilosigkeit. Der Kurfürst schliesst sich dagegen Holland an (Verwandtschaft mit den Oraniern), muss aber
1673 den Separatfrieden von Vossem eingehen. Schon
1674 tritt er als Reichsfürst wieder in den Krieg ein. Der Einfall der Schweden in die Mark führt ihn vom rheinischen Kriegsschauplatz fort.
[Einbruch der Schweden von Pommern und Mecklenburg aus in die Ucker- und Mittelmark. Plünderung und Verwüstung des Landes wie im 30jährigen Kriege. Zusammenschluss der Bauern unter Fahnen mit der Inschrift: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm gnädigsten Kurfürsten mit unserem Blut.“ Der Kurfürst, von Franken nach Magdeburg geeilt, zieht mit 5600 Reitern und 13 Geschützen ins Havelland; Iooo Mann Fusssoldaten folgen in 146 Wagen.]
1675. Überrumpelung Rathenows.
[Die Offiziere der Besatzung vom Landrat von Briest zur Tafel geladen. Brandenburgische Soldaten erhalten, als Schweden verkleidet, mit der einem Schweden abgepressten Losung Einlass. Derfflinger dringt nach Niedermetzelung der Wache in die Stadt.]
Dadurch Teilung der schwedischen Heerhaufen. Verfolgung des linken Flügels durch den Kurfürsten und Derfflinger bis zum Rhyn.
[Der Prinz von Hessen-Homburg („Der Landgraf mit dem silbernen Bein“) beauftragt, die Flüchtigen aufzuhalten, lässt sich wider den Befehl bei Hakenberg (unweit Fehrbellin) in ein Handgemenge ein. Erzählung von dessen nachheriger Verurteilung zum Tode, benutzt von Heinrich v. Kleist für sein Drama „Der Prinz von Homburg“.]
18. (28.) Juni 1675 Schlacht bei Fehrbellin.
[Der Kurfürst eilt dem bedrängten Prinzen zu Hilfe. Besetzung eines das seid beherrschenden Hügels auf Befehl des Kurfürsten und tapfere Verteidigung durch Derfflingers von den Pferden absitzende Dragoner, unter wirksamer Anwendung der brandenburgischen Geschütze. Gefahr des Kurfürsten im Handgemenge (Erzählung vom Stallmeister Froben, der sein Ross mit dem Schimmel des Kurfürsten vertauscht und fällt). 5600 Reiter mit *3 Geschützen halten den 11 000 Schweden (7000 zu Fuss) mit 38 Geschützen stand und erringen einen glänzenden Sieg.]
Die glänzende Waffenthat gegen die kriegstüchtige und bisher unbesiegte Grossmacht reiht die brandenburgisch-preussische Monarchie selbst unter die Grossmächte ein. Fortsetzung des Kampfes gegen Schweden. (Geringe Unterstützung vom Reich und von den Dänen. — Schon 1675 Wolgast genommen.) 1678—1679 Vertreibung der Schweden aus Vor-Pommern.
[Stettin (Spottbild eines Schneiders mit Schere zur Verhöhnung Derfflingers von den Belagerten aus der Festung herausgehängt)- Greifswald,
8. (28.) Juni
1675
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Rathenows Heinrich_v Heinrich Schneiders
50 Preussische Monarchie. — § 17. Der erste schlesische Krieg.
§ 17. Der erste schlesische Krieg.
1740—1742.
I. Stellung Österreichs. Hinterlassenschaft Karls Vi., ein durch den Türkenkrieg (§ 16, Ii, 1) erschöpfter Staatsschatz und ein geschwächtes Heer. Die leitenden Staatsmänner alt und unfähig. Das Volk von Adel und Geistlichkeit in Bevormundung gehalten und durch Teuerung gedrückt. Und nun Feinde ringsum! Bayern, das die pragmatische Sanktion nicht anerkennt (§ 16, Ii, 2), erhebt Anspruch auf österreichische Erbländer (Karl Albert, Gemahl einer Tochter Kaiser Josephs I., beruft sich als Abkömmling einer Tochter Kaiser Ferdinands I. auf dessen Testament, das beim Aussterben der männlichen Linie der Habsburger den Abkömmlingen der weiblichen die Erbfolge zugesagt haben sollte). Frankreich ist bereit, dessen Anspruch zu unterstützen. Bei Friedrichs Angriff erscheint der Zerfall der österreichischen Erbmonarchie unvermeidlich.
Maria Theresia nimmt ihren Gemahl zum Mitregenten an und ist selbst rastlos für Besserung der Zustände thätig, kann aber bei dem Mangel an Heer und Schatz ihre Rechte nicht mit Nachdruck verteidigen.
Ii. Der Krieg, i) Friedrich rückt von Krossen aus in Schlesien ein. Freudige Aufnahme des evangelischen Königs seitens der von Österreichs Druck * aufatmenden Protestanten. Breslau bleibt neutral; Neisse und Brieg werden umschlossen; Schlesien ist fast ohne Schwertstreich in die Gewalt Friedrichs gelangt. Erneute Anerbietungen zur Unterstützung bei Verteidigung der pragmatischen Sanktion werden von Maria Theresia abgelehnt. 1741 rückt ihr Feldherr Feldmarschall Neipperg in Schlesien ein.
t April 1741. Sieg Friedrichs bei Mollwitz (1 Meile westlich von Brieg).
[Die österreichischen Reiter bringen Friedrichs rechten Flügel ins Wanken. Der König, selbst in Gefahr, wird durch seine Generale bewogen, das Schlachtfeld zu verlassen. Das Fussvolk unter Schwerin hält unerschüttert stand. Dem unausgesetzten Gewehrfeuer (Schulung des alten Dessauers) müssen die Österreicher weichen.]
Brieg, Glogau, Breslau fallen in Friedrichs Hand
2) Sein’ Kriegsglück ermutigt die Gegner der pragmatischen Sanktion zum Angriff auf die österreichischen Erbländer
* Bei der Gegenreformation waren die Bauern durch die Lichtensteiner Dragoner („die Seligmacher“) in die Messe gehetzt worden.
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl_Albert Karl Josephs_I. Ferdinands_I. Friedrichs Friedrichs Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrichs Maria_Theresia Maria Theresia Feldmarschall_Neipperg Friedrichs Friedrichs Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Karls Frankreich Schlesien Breslau Neisse Brieg Friedrichs Schlesien Friedrichs Brieg Schwerin Brieg Glogau Breslau Friedrichs
Preussische Monarchie. — § 18. Der österreichische Erbfolgekrieg. 51
{den österreichischen Erbfolgekrieg s. § 18). Da England und Russland eine drohende Haltung einnehmen, schliesst Friedrich mit Frankreich (trotz Abneigung) ein Bündnis. Gegen Verzichtleistung auf Berg wird ihm der Besitz Niederschlesiens von dem Verbündeten zugesichert.
Maria Theresia, so bedrängt, schliesst Waffenruhe mit Friedrich (Friedrich lässt sich in Niederschlesien huldigen).
3) Das sich zu Gunsten Maria Theresias wendende Kriegsglück (§ 18, Ii.) bringt Friedrich neue Gefahr. Einem österreichischen Einfall in Schlesien kommt Friedrich durch Einrücken in Böhmen zuvor, wo ihm Karl v. Lothringen, der Schwager Maria Theresias, bereits schlagfertig gegenübertritt.
Mai 1742. Sieg Friedrichs bei Chotusitz (unfern Mai 1742 Czaslau, s.-ö. von Kollin).
[Die von Friedrich ausgebildete neue Reiterei bewährt sich, ebenso wie schon früher das Fussvolk. Persönliches Eingreifen des Königs. Besetzung einer günstig gelegenen Höhe; Wirkung der dort aufgestellten Geschütze.]
Iii. Der (Präliminar-) Friede zu Breslau,
dem der von Berlin folgt, sichert Friedrich den Besitz von Nieder- und Oberschlesien sowie der böhmischen Grafschaft Glatz. Preussen wird dadurch um 640 □ Meilen vergrössert.
[Verstimmung der Verbündeten. Ursprung des Wortes', ,,travailler pour le roi de Prusse“.]
§ 18. Der österreichische Erbfolgekrieg.
1741 — 1748. _ I74i
I. Österreichs Nöte. Nach Friedrichs Sieg bei Mollwitz Auftreten sämtlicher Feinde Österreichs (§ 17, Ii). 174 Zur Unterstützung der Ansprüche Karl Alberts "schliesst Spanien (zu Nymphenburg, einem Lustschloss bei München) ein Bündnis mit Bayern, zu dem auch Sachsen in Hoffnung auf Landerwerb später hinzutritt. Friedrichs Bund mit Frankreich s. § 17, Ii, 2. Für Maria Theresia nur England -Hannover (Georg Ii., Friedrichs Oheim), das in einen Seekrieg (Südamerika) mit Spanien verwickelt ist, Russland und Holland, die jedoch zunächst'-nicht thätig eingreifen.
Ein französisches Heer rückt gegen Hannover und hindert dies am Eingreifen, ein anderes führt den Kurfürsten Karl Albert nach Österreich, wo er sich als Erzherzog,
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