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246 * Amerika.
/ ' * - v ' \
der Insel, wo sie nicht wild wachsen, aus dem Samen zu ziehen, fast
durchaus mißlungen sind.
Ein anderes nützliches Produkt Westindiens ist der Orlean oder
Roucou, ein fast auf ähnliche Weise wie der Indigo (s. Bd. Ii.
S. 250) durch Gährung bereitetes Färbematerial, das als getrockneter
Teig von gelb- oder braunrother Farbe aus mehreren Westindischen
Inseln, noch mehr aber von Südamerika aus dem Französischen
Guayana, aus der Republik Venezuela und in neuerer Zeit auch aus
Brasilien in Menge in den Handel kommt, und zum Roth- und
Gelbfarben, besonders in den Seidenfärbereien gebraucht wird. Rur ist
zu bedauern, daß die unvergleichliche Farbe des Orlean so wenig Dauer
hat und bald verbleicht. Dieser Färbestoff kommt von dem Oclean-
baum, der an feuchten Orten wachst und auch mit Fleiß angebaut
wird. Er erscheint mehr strauch- als baumartig, bis zu 15 und 20 F.
Höhe, und soll einem Haselstrauche einigermaßen ähnlich sehen. Die
Blätter sind groß, herzförmig und immergrün; die bloß rosenrothen
Blüthen kommen am Ende der Zweige in schönen Büscheln hervor.
Die Frucht ist eine rundlich-herzförmige, mit Borsten besetzte Kapsel
von der Größe einer Kastanie, welche 20—40 Samenkörner enthält,
fast so groß, wie Erbsen, und in einer fleischigen hochrothen Substanz
eingehüllt, welche eben das Nutzbare dieses Gewächses ausmacht. Man
kocht den Samen in rejnem Wasser, wobei sich alle rothen Theile ab-
lösen und zu Boden sinken. Wenn dies geschehen ist, wird das Wasser
abgegossen, der Bodensatz in flache Gefäße vertheilt, und sodann in
Tafeln oder Kugeln geformt und getrocknet verführt. Die Indianer
bedienen sich des Orlean, um damit ihren Leib roth zu bemalen, be-
sonders wenn sie in den Krieg gehen. Auch Ostindien liefert eine
Art Orlean von dunkel orangerother Farbe, der aus einer andern
Pflanze gewonnen wird und in dünnen Kuchen in den Handel kommt.
Der sogenannte Wunderbaum (Ricinus communis) liefert
das Ricinusöl, welches aus den Samenkörnern sowohl durch kaltes
Auspressen, als durch Abkochung gewonnen, in der Arzneikunst als
wirksames Mittel wider verschiedene Krankheiten gebraucht und in West-
indien auch zum Brennen benutzt wird; das durch die kalte Presse
gewonnene ¡Öl ist die feinere und bessere Sorte und gleicht an Farbe
und Konsistenz dem schönsten verdickten Arabischen Gummi. Der
Wunderbaum wachst nicht allein in Westindien und andern Landern
des wärmern Amerika, sondern auch in der alten Welt und ist
eigentlich kein Baum, sondern nur ein krautartiges Gewächs mit
einem hohlen Stengel und handförmigen Blattern, die denen des
Feigenbaums gleichen. Die Frucht ist eine dreifächerige, mit fleischigen
Stacheln besetzte Kapsel von der Größe einer Haselnuß; in jedem Fache
liegt ein Samenkorn von Gestalt einer Mandel und von einer schönen,
glanzend schwarzen Farbe mit glänzend gelben Streifen. Diese Sa-
menkörner werden eben so wie das aus ihnen bereitete Ol in der
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We st indi en.
25 J
reife und unreife Früchte und die herrliche Blätterkrone trägt. Die
Blüthen werden mit Zucker eingemacht, die Samenkörner sind gekocht
ein wirksames antiskorbutisches Mittel und der Saft der Früchte sieht,
wenn sie noch unreif sind, wie dicke Milch aus und dient, zähes
Fleisch, das man damit einreibt, weich und mürbe zu machen.
Die Passifloren oder Passionsblumen, Leidensblu-
men bilden eine Pflanzenfamilie, die kraut- oder strauchartig, gewöhn-
lich kletternd und rankend, selten baumartig sind. Sie machen den
Schmuck der Westindischen und Amerikanischen Wälder, wo sie sich
in Menge finden und von Baum zu Baum klettern. Ihre Blüthen
sind von vorzüglicher Schönheit und sehr merkwürdigem Ansehen.
Diese Gewächse haben ihren Namen daher erhalten, weil man in den
Blumen einiger derselben die Zeichen des Leidens Christi z. B. die
Nagel, die Dornenkrone, den Kelch rc. zu sehen glaubte. Zwei Arten
dieser Passifloren tragen eßbare Früchte, nämlich die lorbeerblätterige
Passiflore (Passiflora laurifolia), deren Frucht (auch Wasserlimonie
genannt) von der Größe und Gestalt eines Hühnereies ist, und eine
glänzend gelbe Schale hat. Das Innere ist voll kleiner platter Kerne,
die mit einem saftigen Mark bedeckt sind, welches einen sehr ange-
nehmen Geschmack und moschusähnlichen Geruch hat — und die
Passiflora quadrangularis, deren Frucht unter dem Namen Gre-
nadile bekannt, so groß wie ein Gänseei ist, in einer weichen Hülse
steckt und gleichfalls eine gelbe Schale hat, deren Inneres voll Samen-
kerne ist, die mit einem saftigen Fleische bedeckt sind, das einen süßen,
sehr kühlenden, höchst angenehm schmeckenden Saft enthält. Man
ißt diese Frucht mit Wein und Zucker und hält sie für eine gesunde,
magenstärkende Speise.
In Hinsicht des Mineralreichs ist der Erdpech- (Bd. I. S.
481) oder Asphaltsee merkwürdig, der sich auf der südlichsten West-
indischen Insel Trinidad befindet. Er liegt auf der Südwestfeite
dieser Insel, etwa 8 M. südlich von Puerto de Espana, der Haupt-
stadt derselben, in der Nahe des Vorgebirges Brea, auf einer kleinen,
etwa 1 Stunde langen, 80 F. hoch über dem Meer erhabenen Halb-
insel, unweit des Golfs von Paria, der Trinidad von dem Festlande
Südamerikas scheidet, und wird auf der Nordwestseite von einer schma-
len, ihn von dem Meere trennenden Landenge, südlich von einer Fel-
senerhöhung und östlich von dem gewöhnlichen Thonboden der Insel
begränzt. Diese ganze Halbinsel ist Pechgrund und besteht aus Erd-
pechmassen, verglasetem Sande und Erde, die mit einander zusammen-
gekittet sind. Landet man bei dem Kap Brea, so sieht man große,
schwarze Pechfelsen sich thurmartig 50 bis 100 F. hoch am Meere
erheben, die gänzlich aus hartem, festem Erdpech bestehen, und Stücke
davon rollen in Menge, glatt wie Kiesel, in der Bai umher. Jeder
Schritt, den man hier thut, ist auf Pechgrund, der jedoch keine fort-
laufende Masse, sondern eine Reihe unregelmäßiger, auf beträchtlichen
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
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Inhalt: Zeit: Geographie
252
. Amerika.
Zwischenräumen von Erdschichten unterbrochener Pechstriche *) bildet.
Ist man einige tausend Schritte von dem Meeresufer über einen
sanften Abhang aus Pechgrund hinaufgegangen, so erreicht man den
Pechsee, der ohngefahc 1000 Schritte lang und 120 breit (nach An-
dern l Stunde lang und eben so breit) ist und ssich durch seine
Mannigfaltigkeit und Veränderlichkeit auszeichnet. Gruppen von schö-
nen, blühenden Staudengewachsen, Büschel von wilden Ananas und
Aloe, Schwarme von prächtigen Schmetterlingen und glanzenden Ko-
libris beleben die vielen kleinen darin befindlichen Inseln. An ver-
schiedenen Stellen zeigen sich tiefe Spalten oder 6 F. tiefe Risse und
Klüfte, die mit vortrefflichem klarem Wasser gefüllt sind und öfters
eine große Menge von Fischen enthalten. Diese Kanäle andern sich
beständig; der welcher heute 8 bis 10 F. Tiefe hatte, ist vielleicht
morgen mit festem Erdpech angefüllt, und andere öffnen sich wieder
da, wo man nur eine feste Masse von Pech wahrnahm. Oft findet
man da, wo am Abend eine kleine Insel sichtbar war, am folgenden
Morgen einen Schlund, und an einer andern Stelle taucht eine Erd-
pechinsel auf, welche sich mit der üppigsten Vegetation schmückt, um
dann wieder in die Tiefe zu versinken. Das Pech ist nicht auf die-
sen See beschrankt, sondern es finden sich auch Lager unter dem
Meere. So ist z. B. zwischen Point Naparima und Kap Brea eine
ausgedehnte Pechbank nur 10—12 F. unter dem Meerwasser, die
man gewöhnlich an einem starken unangenehmen Geruch und an ei-
nem Fetthäutchen auf der Oberflache erkennt.
Dieser Pechsee besteht, außer zahlreichen Wasserpfuhlen und den
tiefen, gleichfalls mit Wasser gefüllten Spalten und Rissen, aus Pech,
das nach den Spalten und Rissen zu urtheilen, sehr tief zu seyn
scheint, und hart genug ist, daß es einen Menschen tragt, wird aber
durch die Hitze der Sonne etwas weicher, so daß manchmal Personen
in geringer Entfernung von einander verschwinden, indem sie in die
durch ihre eigenes Gewicht gebildeten Löcher einsinken. Das Pech ist
eine schwarze oder grauliche feste Masse, die in ebene Stücke bricht
und sich leicht mit einem Messer ritzen läßt. Das Innere erscheint
ölig und blasenförmig. Bei einem hohen Grade der Hitze schmilzt es
unvollständig in eine weiche Masse, die mehr einer weich gewordenen
*) Im Meere, in der Nähe des Kaps Brea, ist ein Schlund oder Srru-
del, der bei stürmischem Wetter das Wasser 5 bis b F. in die Höhe
hoch wirst und jedesmal eine bedeutende Menge Stein- oder Bergöl
ausspeiet. Ein ähnlicher Strudel befindet sich an der Ostküste der
Insel in der Bucht Mayaro, worin jedes Jahr in den Monaten
März und Junius einige Verpuffungen entstehen, die dem Knalle einer
Kanone oder dem des Donners gleichen. Diese Erscheinung ist mit
Flammen und Rauch begleitet, die dann aus den Abgründen herauf«
steigen; und einige Minuten nachher wirft der Strudel Stücke von
schwarzem Erdpcch, das wie Eagat glänzt, an die Küste.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Kap_Brea Kaps_Brea Bucht_Mayaro
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Inhalt: Zeit: Geographie
35ö
Amerika.
Der wichtigste Ausfuhr-Artikel ist der sogenannte Paraguay-
Thee, welcher auch Matt« und in Brasilien gewöhnlich Can-
gunha oder Congonha heißt und nicht allein in Paraguay, son-
dern überhaupt in ganz Südamerika sehr häufig genossen wird, so
daß Chile allein jährlich für eine Million Thaler von diesem Thee
verbrauchen soll. 1814 gingen an 20,000 Ballen, jeder zu 210 bis
270 Pfund stromabwärts aus Paraguay nach Buenos Ayres. Der
Paraguay-Thee, der ein tägliches Bedürfniß des Volks ausmacht,
unterscheidet sich übrigens wesentlich von dem Chinesischen und wird
aus den Blattern eines Baumes bereitet, der bloß in Paraguay ein-
heimisch ist und daselbst in großer Menge in den Wäldern wachst.
Man nennt den Baum in Paraguay Caamiri. Nach den Nach-
richten der Baierischen Reisenden Spix und Martius soll dieser Thee
von einem Strauche, Namens Cassine Gonhanha gewonnen wer-
den. Einige Botaniker nennen den Baum, der diesen Thee liefert,
Paraguay-Stechpalme (Jlex Paraguariensis). Man streift
die Blatter ab, dörrt oder röstet sie am Feuer und verpackt sie dann
zur Versendung in Haute oder Sacke von einer Art Rohr. Aus
diesen Blattern, gewöhnlich „Perba" (Kraut) genannt, bereitet man
nun ein dem Thee ähnliches Getränk, welches in jedem guten Hause
in Südamerika in runden silbernen, auf eben solchem Untersatze ste-
henden Kannen geschieht, welche mit einem kleinen, 6 Zoll langen
silbernen Rohre versehen sind. Man schüttet einen Theelöffel voll
von dieser Perba mit einem Stück geröstetem Zucker in das Gefäß,
fügt einige Tropfen Citronensast, ein Stückchen Zimmet und Gewürz-
nelken hinzu und gießt heißes Wasser daraus, wo dann der Trank
„Matte" genannt, fertig ist. Das Gesäß mit Matte gefüllt, geht
dann auf der Untersatzschale in der Gesellschaft von Hand zu Hand
und jeder saugt durch das Rohr einen Schluck dieses angenehm
schmeckenden Getränks. Welchen Ekel aber auch der Anblick man-
ches Mundes erregen mag, so würde es doch eine höchst schlechte Er-
ziehung verrathen und für äußerst unschicklich angesehen werden, wenn
man sich weigern wollte, an diesem Saugen Theil zu nehmen.
„Als die Reihe an mich kam (erzählt Kotzebue in seiner Beschrei-
bung der in den Jahren 1815—1818 unternommenen Entdeckungs-
reise nach der Südsee und nach der Beringsstraße, indem er sich in
Chile in einer Gesellschaft befand, wo dieser Thee auf die beschriebene
Weise den Gästen präsentirt wurde), hielt ich es für eine Pflicht der
Artigkeit, meinen Vorgängern nachzuahmen, so schwer es mir auch
war, einen gewissen Widerwillen zu bekämpfen, da ich etwa der 20ste
war, welcher an dieser Röhre saugen sollte. — Doch kaum hatte ich
meine Lippen daran gebracht, als ich sie auch verbrannt zurückzog, und
jch empfehle jedem, dem einmal Thee auf diese Weise präsentirt werden
sollte, die Röhre mit den Zahnen zu fassen. Übrigens ist der Ge-
schmack dieses Thees nicht übel, ein aromatischer Saft, den man ein-
schlürst."
> >
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
300
Amerik a.
elasticum), indem man diesen Saft auffangt und ihn über ungebrannte
thönerne, meist flaschenförmige Gesäße, in mehreren Lagen austragt,
wodurch ec dunkelbraun oder schwärzlich wird. Ehe er aber ganz tro-
cken ist, zeichnet man der Zierde wegen mit eisernen Griffeln allerlei
Figuren ein. Zuletzt zerschlagt man die Formen oder erweicht sie im
Wasser. Die Indianer bestreichen mit der noch flüssigen Materie ihre
Kleidungsstücke, wodurch sie wasserdicht werden, und machen auch
Fackeln daraus, die sehr hell brennen und nicht fließen, wenn sie hin
und her getragen werden. Das Federharz kommt in der Form von
birnförmigen Flaschest, die wie schwarzes Leder aussehen, in den Han-
del, und unterscheidet sich durch seine ausgezeichnete Dehnbarkeit und
Elasticität, so wie durch seine Unauflösbarkeit in Weingeist von allen
harzigen Stoffen. Elasticität besitzt es in einem hohen Grade. Man
kann z. V. eine Flasche, deren Stoff die Dicke des Sohlenleders hat,
so ausdehnen, daß sie fast so dünn und durchsichtig wie Papier wird.
Läßt man die Lust heraus, so springt die Flasche in ihre vorige Form
zurück.
Seit man Mittel erfunden hat, das Federharz auszulösen, ohne
Verlust seiner Elasticität, hat der Verbrauch und die Anwendung des-
selben in Europa, vornehmlich in England sehr zugenommen. In
letzteres Land allein wurden 1830 gegen 5b Millionen Pfund desselben
eingeführt. Außer seiner Verwendung in der Ehemie und Chirurgie,
so wie zum Auslöschen der Bleististszeichnungen, zu Überschuhen, ela-
stischen Strumpfbändern, Gürteln, Tauen, Stricken, Schläuchen rc.
wird es jetzt auch gesponnen und mit andern Stoffen zu elastischen
und zugleich wasserdichten Kleidungsstücken verarbeitet. In den verei-
nigten Staaten von Nordamerika, wo sich 2 große Fabriken zur Ver-
arbeitung dieses Produkts befinden, hat man kürzlich eine Maschine
erfunden, um das Gummi elasticum in Blättern auszubreiten, dem
man durch diesen Mechanismus mit der größten Leichtigkeit jede belie-
bige Feinheit geben kann.
In Brasilien sind jährlich 10—12,000 Personen damit beschäf-
tigt, den Saft aus dem Federharzbaum zu ziehen. Die Masse ela-
stischen Gummis, die jeder Baum daselbst liefert, beträgt 100—130
Pf. Man behauptet, die Kraft des Baumes gewinne durch das Aus-
ziehen des Saftes, und seine längere Lebensdauer hänge von^ dieser
Operation ab. Übrigens wird auch aus verschiedenen andern Bäumen
und Gewächsen Federharz gewonnen, und es kommt dasselbe nicht allein
aus Amerika, sondern auch aus Ostindien, aus der Hinterindischen
Insel Pulo Pinang, der Insel Mauritius in Afrika.
Unter den Bewohnern der Colombischen Republiken befinden sich
noch viele Indianer, die eben so wie in Mexico und Guatemala theils
aus solchen bestehen, die ganz unabhängig, als sogenannte Wilde le-
den, eine Benennung, die schon darum nicht ganz passend ist, da sie
doch wirklich schon zum Landbau vorgeschritten sind, in festen Wohn-
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-
' • Brasi lien. 457
Weiber ziehen an einigen Stellen des Körpers gefärbte Fäden durch
die Haut, doch bemalen sich alle mit verschiedenen Figuren, um sich
bei ihren Festen zu schmücken. Sie bemalen sich bald schwarz, bald
roth, bald weiß, manchmal auch wohl halbschwarz und halbweiß. Mit'
Roth und Schwarz sind sie wenig sparsam; denn oft bemalen sich
die Botocuden den ganzen Körper schwarz, die Beine und das Gesicht
ausgenommen, welches letztere mit rother Farbe und sehr reichlich ver-
sehen ist. Unter den Puris findet man die Weiber über den gan-
zen Körper mit schwarzen Punkten befleckt, ohngefähr wie ein Perl-
huhn. Außer dem Bemalen des Körpers bedienen sich viele Stämme,
jedoch nur bei festlichen Gelegenheiten und in ihren Kriegen, der Fe-
dern mehrerer Vögel als Schmuck. Einige reihen solche Federn aus
Schnüre und bilden, indem sie dieselben um den Kopf binden, eine
Art Federkrone. Andere begnügen sich, einzelne Federn an der Stirn
oder andern Theilen des Kopfes oder auch um die Beine zu befesti-
gen. Ihren Halsschmuck verfertigen sie besonders aus den Samen-
körnern einer gewissen Pflanze, welche von den Weibern durchbohrt
und auf Schnüre gereihet werden. Oft sind auch in der Mitte sol-
cher Schnüre die Zähne von Affen, Unzen, Tapirn und Schweinen,
ebenfalls durchbohrt, angehängt. Bei einigen Stammen unterbinden
die Mädchen die Füße zwischen Kniee und Waden, wodurch dieser
Theil ungemein dünn bleibt, und die Waden dagegen desto stärker
hervortreten; sobald sie aber heirathen, wird diese Binde abgemacht.
Die Indianer ziehen beständig umher und leben beinahe immer
unter freiem Himmel; nur wenn es ihnen an einem Platze sehr gut
gefällt, entschließen sie sich, kleine Hütten von Blättern der Palmen
oder anderer Gewächse, auch von Schilf, die über einige in die Erde
gesteckte Stöcke geflochten und befestigt werden, zu bauen; doch ver-
lassen sie auch diese wieder, sobald sie bemerken, daß das Wild durch das
stete Verfolgen weniger häufiger wird oder sobald sie einen Überfall
und Raubzug auf die nahe gelegenen Plantagen machen »vollen.
Diese Hütten sind fast immer im Dickicht der Urwälder versteckt,
nur wenig höher als ihre Bewohner, bilden bei den meisten Stam-
men einen spitzen Winkel, der gewöhnlich zeltartig nur auf einer
Seite, seltener.auf beiden mit Blättern geschlossen ist, und gewahren
niemals hinreichenden Schutz gegen die Witterung. Ihr Hausgeräthe
besteht außer ihren Waffen, die an den Wänden hängen, aus einigen
Flaschenkürbissen, einigen Körben, die zuweilen niedlich geflochten sind
und sowohl im Flechten als in der Form Ähnlichkeit mit dergleichen
Arbeiten der Südsee-Insulaner haben. Das Hauptstück aber sind
aus Baumbast verfertigte Hängmatten, die an Balken um die Hütte
her hängen, einen Fuß vom Boden und zugleich als* Bett und als
Tisch dienen. Ihre Waffen bestehen aus Bogen und Pfeilen. Er-
stere sind von riesenhafter Größe, 5 bis 8 F. lang und aus elastischen
Holzarten verfertigt. Die 4 bis 6 F. langen Pfeile sind von Rohr
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Inhalt: Zeit: Geographie
548
Australien.
zeigen sie sich in ihren Kämpfen gerade nicht tapfer, aber verfchlagen,
gewandt und ^ fähig, große Befchwerden zu ertragen. Aus diefem
gränzenlofen Rachedurst entspringt auch der bei den Neuseeländern
noch immer herrschende, Gebrauch die abgeschnittenen und zubereiteten
Kopfe der Feinde als Siegesdenkmal aufzubewahren und die Leich-
name zu verzehren.
Bei manchen Festlichkeiten werden diese Köpfe auf den Dächern
der Häuser in Reihen aufgestellt. Sollten sich aber Missionare bei
dieser Gelegenheit einfinden, so verhüllt man sie mit Tüchern. Es
sind gräßliche Gegenstände diese Köpfe. Die Gesichtszüge sind höchst
wohl erhalten; Haar und Bart ganz unversehrt; nur die Augen sind
geschlossen und geben dem Ganzen das Ansehen einer Leiche. Der
Gebrauch die Köpfe der Feinde aufzubewahren, ist erst in neuerer
Zeit entstanden. Ehemals beschränkte sich diese Sitte nur auf die
Köpfe der verstorbenen Freunde, denen man selbst eine Art religiöser
Verehrung bezeigte. Als aber die Europäer dergleichen Köpfe begierig
zu kaufen suchten, um sie als Merkwürdigkeit mit nach Hause zu
bringen, und man sich doch von denen der Freunde nicht gern tren-
nen mochte, sing man ^ an die Köpfe der Feinde für diesen Zweck
vorzurichten. Dieser schändliche Handel mit Menschenköpfen hat jetzt
auf ganz Neuseeland eine große Ausbreitung erhalten *). Selbst nach
Sydney in Neusüdwales wurden sie förmlich zu Markt gebracht.
Doch hat der dortige Brittische Gouverneur dem Unwesen in letzter
Zeit durch ein strenges Verbot gesteuert. Wie ein Häuptling dem
Missionar Uate erzählte, so ist das Verfahren bei der Zubereitung
dieser Köpfe folgendes. Nachdem nämlich der Kopf vom Rumpfe
abgeschnitten worden, wird durch eine an der hintern Seite gemachte
Öffnung das Gehirn herausgenommen und der Schädel inwendig
von allen fleischigen Theilen sorgfältig gereinigt. Hierauf nimmt man
die Augen heraus und wirft den Kopf in siedendes Wasser, welches
durch glühende Steine in steter Hitze erhalten wird. Nachdem die
Haut so weich geworden, daß man sie abstreifen könnte, wird der Kopf
plötzlich in kaltes Wasser gesteckt, wieder herausgenommen und in ei-
nen geheizten Ofen gethan, damit die Wärme und der Dampf das
Innere des Schädels ganz durchdringen können. Nachdem dieses
geschehen, steckt man ihn auf eine Stange zum Trocknen, legt ihn aber-
mals in den Ofen und entfernt nun das Fleisch von allen knochigen
Theilen. Hierauf wird der leere Raum unter der Haut mittelst klei-
ner Stäbchen mit Flachs oder zarter Baumrinde ausgefüllt, so daß
das Gesicht seine vorige Gestalt wieder empfängt und die Gesichtszüge
*) Die Missionäre haben ihr Möglichstes gethan, um diesem Handel kn
ihren Bezirken ein Ende zu machen, allein ihr Einfluß ist noch nicht
groß genug, und der Handel mit Köpfen dauert fort, so lange sich
Käufer finden.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Neuseeland Sydney Neusüdwales
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Inhalt: Zeit: Geographie
554
Australien.
Fläche zerstreut sind. Was am Meisten in die Augen fallt, das sind
die auf den Kronen der höchsten Baume angelegten Vorrathsbehalt-
nisse. Es sind flache Gestelle, aus starken Stangen bestehend, welche
sehr dauerhaft mit Baumzweigen an einander befestigt werden. Die
darauf gestellten Vorräthe von Getreide und Kartoffeln werden da-
durch nicht bloß vor Ratten, sondern auch vor Dieben gesichert. Die
Häuser der bessern Art sind gut gebaut und reichlich mit Bild- und
Schnitzwerk verziert. Man errichtet sie aus Schilfrohr und deckt sie
mit Palmblättern, welche zierlich an einander gefügt werden. Es
giebt solche Häuser von 16 F. Länge und 10 F. Breite. An der
Vorderseite ist eine Verandah oder ein durch das vorragende Dach
bedeckter Gang. Die geringe Höhe eines solchen Hauses, welche nur
4 oder höchstens 5 F. beträgt, macht den Aufenthalt darin sehr un-
bequem- Den Eingang bildet eine Schiebthüre am Ende der Ve-
randah. Eine kleine Öffnung hat die doppelte Bestimmung Luft und
Licht einzulassen, und kann durch einen Schubladen geschlossen wer-
den. Die Hauser der ärmern Klasse sind nicht so gut gebaut, aber
doch wind- und wasserdicht. Merkwürdig ist, daß die Vorrathshäu-
sec schöner und besser gebaut und verziert sind, als selbst die besten
Wohnhäuser. Sie stehen zu der Zeit, wo sie gefüllt sind, unter dem
Tabu. Hausgeräthe findet man nicht. Ein wenig Rohr und Bin-
sen auf dem Boden ausgebreitet, dient als Bett. Eine Kalabasse
(B. Ii., 856) enthält das nöthige Wasser und ein kleiner mit
Schnitzwerk verzierter Kasten verschiedene Kleinigkeiten. Zum Kochen
braucht man nichts weiter als einige Steine, und die Werkzeuge zum
Arbeiten bestehen in einer kleinen Axt und einem Beil, beide aus
Nephrit verfertigt. Indessen treten an deren Stelle jetzt immer mehr
Europäische Werkzeuge, die von den Europäern eingetauscht werden.
Die Pflanzungen der Neuseeländer befinden sich nicht unmittel-
bar bei den Wohnungen, obschon jeder eine kleine Pflanzung bei der
Hand hat um die Bedürfnisse des Augenblicks zu befriedigen und nicht
nöthig zu haben, die Haupterndte anzugreifen, sondern liegen sehr
zerstreut, oft Stunden weit von einander. Man versteht den Boden
gut zu bearbeiten, zu düngen, ja selbst schlechten Boden durch Beimi-
schung anderer passender Erdarten zu verbessern. Ihre Nahrungs-
mittel sind jetzt sehr mannigfaltig. Ehemals waren sie auf Bataten,
Farnkraut-Wurzeln und Fische beschränkt. Jetzt haben sie verschie-
dene Knollengewächse, eine größere Gattung von Bataten als die ehe-
malige, Melonen, Kürbisse, Kohl, Zwiebeln, Pams, Pfirsiche, Mais
und mancherlei eßbare Wurzeln und Schweine in Menge. Die Me-
thode, das Fleisch zu kochen, ist sehr einfach. Ein rundes Loch wird
in den Erdboden gegraben, unten beckenförmig ausgehöhlt und dann
mit trocknen Brennholz und kleinen Steinen angefüllt. Wenn die
Steine durch und durch erhitzt sind, nimmt man sie aus dem Loche
heraus und reinigt dasselbe von der Asche und den Kohlen. Hierauf
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Neuseeland.
555
wirb wieder ein Theil der heißen Steine hineingethan, auf diese das
Fleisch gelegt, mit andern heißen Steinen zugedeckt und oben um
den Rand eine Einfassung von nassen Baumblattern gelegt, damit
keine Erde hineinfalle. Den Beschluß macht eine obere Lage
von Blattern, worauf eine Kalabasse voll Wasser auf das Ganze
geschüttet und alles zusammen mit Erde bedeckt wird, so daß von
dem Dampfe des erhitzten Wassers nichts entweichen kann. Gefräßig
sind übrigens die Neuseeländer nicht. Der Gebrauch des Tabaks ist
allgemein; er wird aber meistens geraucht.
Sobald bei den Neuseeländern ein Kind zur Welt kommt, wird
es in Decken eingehüllt und in die Verandah gelegt, indem die Mut-
ter ihm die Nase entweder reibt oder platt drückt. In die Ohrläpp-
chen werden große Löcher geschnitten, in welche man ein Stückchen
Holz von \ Zoll im Durchmesser steckt, und die Wunde wird jeden
Tag erweitert, um das Ohr in den Stand zu setzten, die verschiede-
nen Zierathen zu tragen, welche man späterhin hineinsteckt. Mit dem
5ten, häufiger dem 8ten Tage wird das Kind, dem alten Herkom-
men zufolge, getauft, bei welcher Gelegenheit die Familie ein großes
Fest giebt. Das Taufen geschieht durch einen Priester, welcher dafür
reichlich belohnt wird. Ein Weib tragt das Kind zum nächsten Fluß,
wo der Priester bereits einen kleinen mit 5 Einschnitten versehenen
Stab in den Boden gesteckt hat. Vor diesen Stab tritt er nun
und halt das Kind einige Minuten lang in aufrechter Stellung. Nach
dieser Ceremonie wird das Kind entweder ins Wasser getaucht oder
nur damit besprengt und erhalt einen Namen. Zugleich murmelt der
Priester einige unverständliche Worte, ein Gebet an irgend ein unbe-
kanntes-geistiges Wesen, von dem man glaubt, daß es die Schicksale
der Menschen und der Vögel in seiner Hand habe. Nach vollende-
ter Feierlichkeit tragt man das Kind wieder nach Haus, giebt ihm
den Namen irgend eines großen im Kriege berühmten Mannes und
überreicht es den anwesenden Freunden vom Hause damit sie es ver-
zehren mögen. Das Kind wird nämlich, indem es den Namen ei-
nes großen Kriegers angenommen, so betrachtet, als ob es ein fast
unverzeihliches Verbrechen begangen hatte und dafür bestraft werden
müsse. Indessen lassen sich die Freunde durch reichliche Gaben von
Lebensmitteln bewegen, dem Kinde das Leben zu schenken, worauf ein
fröhliches Fest die ganze Feierlichkeit beschließt.
Der Gebrauch des Tabu oder die Sitte, irgend eine Sache
für heilig zu erklären (s. oben), welche auf allen Inseln Australiens
herrscht, wird nirgends in so großer Allgemeinheit und Ausdehnung,
wie auf Neuseeland angetroffen. Alle Arbeiten, alle Unternehmungen
stehen damit in Verbindung, und das Tabu gewahrt, in Ermangelung
eigentlicher Polizei-Anstalten, die beste Sicherheit für Personen und
Eigenthum.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Neuholland.
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sind gefaltet, mit gewölbten Schuppen bedeckt, oft F. dick und wer-
den zu Trögen und Wasserbehältern benutzt. Das an diesem Thiere,
welches sich auch in dem Indischen Ozeane aufhalt, eßbare Fleisch ist
hart und wiegt 30 Pfund.
Ein merkwürdiges und für den Handel nicht unwichtiges Ge-
schöpf ist die eßbare Sipunkel oder der Trepang, Tripang,
welcher sich in großer Menge im Meere an den Küsten Neuhollands
und der Korallen-Jnseln Australiens findet. Dieses Thier gehört zu
der Ordnung der Ringelwürmer und zwar zu der Familie der Nackc-
würmer, wird aber auch von Manchen den zu den Strahlthieren ge-
hörenden Holothurien beigezahlt. Der Trepang besteht in einer
länglichen, gallertartigen Masse von einer Lange von 3 Zoll bis 2 Fuß,
ist beinahe rund, nur etwas flacher auf der Seite, die auf dem Fel-
sen oder Meeresboden liegt, und bewegt sich mittelst Ringen wie ein
Wurm. Er hat weder Arme noch Schale, lebt in seichtem Wasser
an Korallenfelsen, und kriecht, wenn die Sonne das Wasser erwärmt,
an die Oberfläche, und scheint von den Pflanzenthieren, welche die
Korallen bilden, zu leben. Der Fang und die Zubereitung des Tre-
pang zum Behuf der Speise in China, wo man sie zu Suppen ge-
braucht und sie für stärkend und reizend hält, beschäftiget eine nicht
unbedeutende Zahl von Buggisen (B. Ii., 569), Nordamerikanern
und Britten, die deshalb Schiffe in den großen Ozean senden, um
dieses Produkt zu gewinnen und sodann nach Canton in China zu
verführen, und der Handel damit hat bereits eine große Ausdehnung
erreicht. Ja es giebt Jahre, in denen die Einfuhr des Trepang in
China durch d>e Nordamerikaner und Britten eine Million Spezies-
thaler übersteigt. Sobald man eine Zahl Trepangs im Wasser ge-
fangen hat, bringt man sie an die Küste, macht einen Einschnitt in
das Thier, durch welchen der Magen herausgedrückt wird, wäscht sie,
siedet sie und vergräbt sie einige Stunden; hierauf werden sie
wieder gesotten und dann an der Sonne oder am Feuer getrocknet.
Die an der Sonne getrockneten sind die besten, allein diese Art des
Trocknens ist sehr langwierig, und es lassen sich eher 30 Ctr. am
Feuer als 1 an der Sonne bereiten; daher man an den Stellen, wo
sie sich in Menge finden, gewöhnlich die schnellere Methode vorzieht.
So zubereitet können sie 2— 3 Jahre aufbewahrt werden, wenn
man sie trocken hält. Die Chinesen halten sie für stärkend und rei-
zend, und bereiten sie auf dieselbe Art wie die eßbaren Vogelnester
(B. Ii., 490), die im Grunde aus nichts Anderm bestehen, denn die
Schwalbe, welche diese Nester baut, pflegt ihren Schnabel in die auf
dem Ufer liegenden Trepangs zu stoßen und sie in Fäden zu zerrei-
ßen, mit denen sie ihr Nest in Felsen baut. Auf dem Markte wird
der Trepang in 8 Sorten getheilt, von denen die erste 135 Pfund
mit 90 Dollars und die geringste mit 4 Dollars bezahlt wird.