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1. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 19

1831 - Elberfeld : Büschler
Die ersten Kriegsvorfälle. 19 v/vvtvvv'vvvvvi'vvvvvvvv m §!ivvvv\v\vivvviwvvii\tvvtvvvvvv\v Heer beseelte. Ernst und fest, in ruhiger Zuversicht des Ge- müthes, erschienen ihnen die Preußen, und flößten allenthal- den ein tiefes Gefühl der Achtung ein; den Russen sah man die kalte Entschlossenheit an, mit welcher sie ihren Platz uner- schütterlich behaupten bis in den Tod. Alle forderten nichts Ungebührliches, und weder beim Vorrücken, noch selbst beim Rückzuge, wurde das Eigenthum verletzt, obwohl Sachsen nicht als befreundetes Land gelten konnte. Selbst die verschrieenen Kosaken waren leicht zufrieden, wenn sie das Nöthige erhiel- ten, und milderten auch dadurch den Schrecken ihres Namens, daß sie sich allenthalben als große Freunde der Kinder bewie- sen, in deren Nähe ihre rauhe Natur selbst kindlich milde zu werden schien. Wie entartet zeigte sich dagegen, gleich beim Eintritt in das ihnen verbündete sächsische Land, das neue französische Heer. In dem ältern war noch eine äußere Zucht gewesen, welche vielen Ausbrüchen der Roheit in den 'Gemei- nen einen Zügel anlegte, wenn auch die Anführer im Großen viele Ungerechtigkeiten verübten. Jetzt aber, vielleicht um den jungen Soldaten Lust am Kriege einzuflößen, sahen die Befeh- lenden gleichgültig auf ihre Ausschweifungen hin. Das Dorf, in dessen Nähe sie ihr Nachtlager hielten, wenn auch der Kai- ser selbst'seine Wohnung darin hatte, war am andern Mor- gen anzusehen, als von einer Räuberbande verheert. Da wa- ren die Thüren und Fenstern ausgebrochen, die Schränke und Kisten zerschlagen und ausgeleert, die besten Gerätbe zu den Feuern geschleppt und verbrannt. Und von vielem Glücke hatte ein solcher Ort zu sagen, wenn er nicht dazu durch Unvorsich- tigkeit oder Muthwillen gänzlich ein Raub der Flammen wurde. In solchen Zügen zeigt sich die Entartung des Gemüthes, wenn der Krieger gleichgültig den jungen, schönen Obstbanm, den vielleicht ein Gärtner wie sein Kind gepflegt hat, im vollen Schmucke der Blüthe niederhaut, während er einige Schritte weiter wildes Holz zu seinem Feuer in Menge haben könnte; oder wenn ein anderer leichtsinnig mit seinem Feuer, welches er nur um wenige Schritte weiter vom Hause anlegen durfte, ein ganzes Dorf anzündet, und hundert arme Menschen nackt und elend in die kalte Winternacht hinaustreibt. Es ist ein entsetzliches Wort, welches die französischen Anführer als die einzige Rechtfertigung hinwarfen, wenn bittere Klagen über die unerhörten Ausschweifungen ihres Heeres vor sie kamen; es war nur das eine Wort ihres Kaisers, welches er einst den flehenden Bürgern von Jena, die um das Ende der Plün- derung ihrer Stadt mit Thränen vor ihm standen, mit gefühl- losem Achselzucken erwiederte: „Das ist der Krieg" „(c’est la guerre')“ 2 * !

2. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 86

1831 - Elberfeld : Büschler
\ > #ö 1814. w\v\vi\u\uv\u\uvnvvu\\\u\¿tvvuvuviv\iwmvutmv\vuvvu( Die Einnahme von Paris, 30. und 31. Mar;. Nach den angestrengtesten Tagemärschen kamen die Hau- fen des großen Bundesheeres am Abend des 29. März vor" der stolzen Stadt an, die sich die Hauptstadt der Welt genannt Inatte. Seit zwei Jahrhunderten freilich strömten von ihr, als dem Mittelpunkte, böse und leichtfertige Sitten über Europa ans, und die Kunst der Lüge in Wort und That war herr- schend geworden, so daß die alte Treue fast verschwunden schien; in der letzten Zeit ging noch dazu die freche Waffenge- walt von ihr aus; und zum Lohn für alles dieses hatte sie aus den andern Ländern Geld und Gut, so wie die Werke der Kunst an sich genommen, nicht mit Wenigem sich begnügend, sondern das Trefflichste aus allen Zeitaltern, was Griechen und Rö- mer, was Italien, Spanien und Deutschland hervorgebracht batten, zusammcnraffend. Jetzt standen die Rächer vor den Thoren und hätten ein Recht gehabt, an diesem Sitze der Ge- walt und der Ungerechtigkeit die strengste Vergeltung zu üben. Drinnen war Napoleons'bruder Joseph, der ehemalige Kö- nig von Spanien, mit vielen Anhängern, und hielt das Volk noch immer in dem Glauben, es sei nur eine Streifschaar der Verbündeten, die versuchen wolle die Hauptstadt in Schrecken zu setzen. Die Marschälle Marmont und Morti er hatten alle Kriegshaufen gesammelt, alles Geschütz aus Paris draußen auf die Hügel gefahren, und standen mit 25,000 Mann und 150 Kanonen auf dem Montmartre und den übrigen Höhen an der Ostseite der Stadt, ob sie vielleicht den Kampf so lange anshaltcn könnten, bis Napoleon selbst zum Entsätze herbei- komme; und dann konnte freilich die Sache eine ganz andere Wendung nehmen. Napoleon war wohl auf dem Wege, aber doch noch zu weit entfernt, um in der entscheidenden Stunde zur Stelle seyn zu können. Seine thörichte Zuversicht hatte ihn betrogen und dem Bundcshcere einen Vorsprung von vier Tagen gegeben, che er dessen Abzug gegen Paris merkte. Die Generale Win- zingerode und Ezernitschef wußten ibn trefflich zu rau- schen, daß er sie mit ihren Reutern wirklich für den Vortrab des großen Heeres hielt, welches ihm eilig nachziehe, und er freute sich seiner gelungenen Lift. Endlich aber, weit immer nur Reuter und kein Mann vom Fußvolk sichtbar wurde, kam ihm Verdacht; er beschloß, sich selbst zu überzeugen, und griff den General Winzingerode an,- der auch vor ihm weichen mußte. Dennoch konnte er immer noch nichts Gewisses erfah- ren , bis zum 29. März. Da kam ein Eilbote aus^Paris und traf ihn nahe bei Douiancourt am Aube- Flusse. Schnell stieg Napoleon auf einer kleinen Wiese am Flusse ab, öffnete die

3. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 30

1831 - Elberfeld : Büschler
30 1813 H/Vl/\/Vvi^/H\'l\\/l^ivvvìvv\iì'h'vvl\(^)ivvvw%1k\,Ìvvvwìlv Ulullwiul'ul er erkannte, nach altdeutscher Weise, die Kraft des Wehr- standes im Volke; er hatte im Stillen und unscheinbar einen Stein des Gebäudes ruhig auf den andern gefügt, und wegen dieser, klar und besonnen vorschreitenden, Handelsweise er- freute er sich besonders des wohlbegründeten Vertrauens sei- nes Königs. Solcher Männer Wirken und Schaffen konnte nicht ohne Frucht bleiben. Zugleich unterließ Napoleon nichts, um durch neue Zeichen seines bösen, leidenschaftlichen Sinnes den Zorn aller Guten immer mehr zu entflammen. - Der Major Lützow mit seiner Reuterschaar, die aus muthigen Jünglingen aller Stände bestand, hatte sich in den Rücken des französischen Hee- res bis tief in Sachsen, ja bis an die Gränze von Franken, gewagt und dem Feinde durch Aufhebung kleiner Züge von Soldaten, Geschütz und Zufuhr manchen Schaden zugefügt. Napoleon war sehr erbittert auf die kecke Schaar. Nach ei- nem Artikel des Waffenstillstandes sollten die Lützower bis zum 12. Juni über die Elbe zurückgekehrt seyn; aber erst am 14. erhielt ihr Anführer die amtliche Nachricht von dieser Bedin- gung und konnte sie daher zu der festgesetzten Zeit nicht erfül- len. Darüber befahl Napoleon: „diese Räuber zu vernichten, wo sie gefunden würden;" und am 17. Juni des Abends wur- den sie, wäbrend des Waffenstillstandes, als sie sorglos daher- zogen, um über die Elbe zurückzugehen, plötzlich bei dem Dorfe Kitzen, nicht weit von Leipzig, von der feindlichen Rcurerei, die sie geleiten sollte, hinterlistig angefallen. Die kleine Schaar wurde leicht auseinander gesprengt, viele niedergehauen, ver- wundet, gefangen, und nur ein Tb eil mit dem Anführer schlu- gen sich durch. Von den andern jedoch, die zerstreut oder ge- fangen waren, sind auch die meisten, zum Theil durch die Hülfe der deutschgcsinntcn Einwohner, entkommen. Obwohl solche und andere Zeichen keinesweges eine Rück- kehr zur Mäßigung und Gerechtigkeit in Napoleons Grund- sätzen bewiesen, so wollte dennoch der Kaiser von Oestreich noch einen ernstlichen Versuch zur Friedensvermittlung machen; es wurde ein Friedenskongreß nach Prag verabredet, und der Kaiser Franz begab sich selbst nach Gitschin in Böhmen, um in der Nähe zu seyn. Oestreich fühlte seine, von alter Zeit her begründete, hohe Bestimmung in dem europäi- schen Staatcnbunde, daß es den Frieden, die Ordnung, die Gerechtigkeit, das gegenseitige Vertrauen zwischen Allen ver- mitteln müffe, und es hatte indeß mit Ernst seine Kraft ge- sammelt, um seinem Worte Nachdruck zu geben. Auch hatte der Kaiser Franz, obwohl er die deutsche Kaiserkrone, nach Errichtung des rheinischen Bundes, niedergelegt, Deutschlands Schicksal doch nicht aus seinem Herzen gelassen; er wollte wie- derum ein Deutschland und ein Reich deutscher Nation, wie ihm dieses alte, treue Wort immer noch im Munde war.

4. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 92

1831 - Elberfeld : Büschler
92 . 1915. ‘vviavi »wwmuvm m-iwim v\@nvi w uu ninvvv im\i ivvuuiv wie die Klapperschlange mit dem funkelnden Blicke ihrer Augen die sonst so flüchtigen Vögel in ihren Rachen zieht. Freude- trunken eilen sic ihm entgegen; statt ihre Waffen gegen ihn zu kehren, schwenken sie sie jubelnd zu seinem Gruße, und mir jedem Schritte, den er vorwärts timt, wächst der jauchzende Zug. Nach einer Sieges-Reise ,von 20 Tagen, durch eine Strecke von 110 Meilen, hält er am 20. März, an der Spitze derselben Haufen, die gegen ihn ausgesendct waren, und ohne daß Ein Blutstropfen für den betrogenen König vergossen wäre, seinen Einzug in Paris. Dieser aber muß ans den Gränzen seines Reiches weichen. Nun ging es wieder an einen Kampf der Lüge gegen die Wahrheit, den Napoleon so trefflich'zu führen verstand, daß cs wohl schwer war, das Licht von dem falschen Scheine zu unterscheiden. Den wohlgesinnten, Freiheit und Frieden lieben- den, Menschen in Frankreich sagte er: Das Unglück habe ihn weiser und.milder gemacht, und er werde von nun an genau in den Schranken einer guten Verfassung regieren. Den Furcht- samen spiegelte er vor, Oestrcich und England seyen mit ihm einverstanden. Seinen Kriegsgcnossen hielt er den alten Ruhm und, Siegestraum wieder vor Augen. Den Herrschern und Völkern Europa's aber rühmte er seine Friedensliebe, die er mit von der Insel Elba gebracht habe, und wie er nun seinen einzigen Ruhm in der Beglückung seiner Untcrthanen suchen _ wolle, da der Waffenglanz doch ein eitel Ding scy. Jetzt konnte Europa zeigen, ob es mündig geworden sey und ein scharfes sittliches Ürtheil gewonnen habe. Ohne die innere Festigkeit eines tugendhaften Bewußtseins war kein Aus- weg aus diesen Jrrgängen; denn was sich in Frankreich be- wegte, war kein Kleines. — Wie, wenn das große, men- schenreiche Land einig war und seinen wiedergekehrten Herr- scher mit aller Kraft vertheidigen wollte? Wer wollte 28 Millionen muthiger Menschen in ihrer eigenen Heimath Ge- walt anthnn, und wer durfte es? Hatten sie nicht das Recht, nur ihn, der 14 Jahre an ihrer Spitze gestanden hatte, jedem andern vorzuziehen? Und wie, wenn cs ihm wirklich Ernst war, fortan in Ruhe und Frieden, ohne sich, um die andern zu. bekümmern, sejn Volk zu beherrschen? —- Nur ein Weg. führte durch diese bedenklichen Fragen; nicht der Verstand, sondern der sittliche Ernst des Gemüthes mochte sie lösen, ein solcher, der die Aufgabe der Zeit also gefaßt hatte, daß der Kampf nicht um eitlen Ruhm oder Gewinn, sondern um die Herrschaft des Guten in der Welt gelte. Dieser Kampf mußte um so kräftiger geführt werden, je blendender und täu- schender das Böse aufzutreten wagte. Nur ein solcher Ernst durfte dem französischen Volke zurnfen: „Du sollst den sin-, ftern Geist nicht wiederum zu deinem Fürsten machen, der das Unrecht und die Lüge zur Herrschaft bringen will! " Und die-

5. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 93

1831 - Elberfeld : Büschler
Napoleons Wiederkehr von Elba. 03 Uviwavwwuxij}l\Vavav'vvvyvvvvvva U\Vt\W\lv\ 1"Vv fern Geiste selbst durfte er gebieten: „Steige herab von dei- nem angemaßten Stuhle der Macht, und laste den guten Gei- stern Raum, welche still und emsig die Welt wieder aufbauen sollen, aus den Trümmern, in welche du sie nicdcrgewor- fen hast!" . Darum freuten sich die Volker im Innersten ihres Her- zens, als die noch in Wien versammelten Bundesfürsten die Sache also in der Tiefe ergriffen und eimnüthig ein großes, ernstes Wort über Napoleon Bonaparte aussprachen. Sie erklärten ihn feierlich vor aller Welt, als einen Srörer der Ruhe und des Friedens in Europa, von aller Gemeinschaft der Guten ausgeschlossen, und gerechter Strafe anheimgefalleu. Eie sprachen eine Acht aller enr op äisch cn V ötker gegen ihn aus. Das war ein so außerordentliches Beispiel, daß seines Gleichen in der Geschichte nicht vorkömmt. Noch , nie hatten die Völker gemeinschaftlich einen Einzeln, als Ver- brecher gegen die Wohlfahrt des Ganzen, vor ihr Gericht ge- zogen; und dieses Recht, weil cs kein ererbtes war, konnte nur auf einer untern Befugniß ruhen. Nur das Bewußt- sein des Ernstes für Tugend und Freiheit, für die Wahrheit und das Recht, durfte der bösen Arglist gegenüber das Amt des strengen Richters verwalten. Und es war kein Schwanken und keine Unsicherheit in dem Gemüthe der Völker, als sie das Wort der Acht und den Ruf zu einem neuen Kampfe vernahmen. Die Kaufen der Krieger, die noch unter den Waffen standen, eilten schnell den Gränzen Frankreichs zu; die schon entlasten waren, ergrif- fen das Schwcrdt willig noch einnknl. Die Jünglinge, die ihre Jugend in den vorigen Jahren von den Waffen zurückgehalten hatten, drängten sich jetzt desto eifriger zu der Bahn der Ehre. Herzerhebend und sehr rührend war es, die Züge der Land- wehr, die eben in ihre Hcimath zurückgekehrt waren, unver- drossen wieder über den Rhein ziehen zu sehen; wie sie ihr Ehrenkleid ans dem vorigen Feldzüge, fast anfgcrieben von seiner harten Arbeit, angethan hattest, weil nicht Zeit war, ein neues zu der neuen Arbeit ru schaffen; tlnd wie sic in der guten Zuversicht Haus und Hof verließen, daß Gott wohl seine weise Absicht mit den Völkern haben müsse, warum er ihnen noch nicht die Ruhe gestattet habe. Napoleon sah den Sturm heranziehen, den er mit seinem losen Worte nicht mehr beschwichtigen konnte; da rüstete er sich zum letztenmale, auf alle Weise, zu einem verzweifelten Kampfe. Um dem Volke der Franzosen, welches von jeher Gaukelspiel und Theaterkünste verlangt hat, durch ein Schau- spiel neuer Art die Augen zu blenden, rief er eine große Ver- sammlung seiner Anhänger aus allen Gegenden nach Paris, um, wie er sagte, nach alter Sitte der Franken, ein großes Mayfeld zu halten über die Frage, ob er^in Wahrheit von

6. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 56

1831 - Elberfeld : Büschler
&6 1813. mit«i\«i%uvvv\«v\vuvvvvu\«H@ivimi\vivvmvuu«mu«u\nv Stillstand der Waffen zu erhalten, der ihn ans seiner schliin- men Stellung errettete. Aber was er auch durch den Grafen Meerveld, den er an den Kaiser Franz abschickte, Vorbringen ließ, es fand keinen Eingang, denn man kannte seinen falschen Sinn wohl, der nur Zeit gewinnen wollte. Wenn es ihm wirklich um Schonung des Menschenblutes zu thun war, wie er sagte, so durfte er nur jetzt, am 17., auf dem Wege ab- ziehen, den er zwei Tage nachher betrat, nachdem er von sei- nem Heere noch 50,000 Mann unnütz geopfert hatte. Er hatte nun doch durch die Schlacht am 16. genugsam erkannt, daß er das tapfere, große Bundesheer nicht schlagen werde. Er selbst hatte keine Verstärkung mehr zu erwarten; was er besaß, war in den Kreis mit ihm zusammengedrängt, in welchem er stand. Die Verbündeten dagegen hatten noch viele Hülfe im Rück- halt. Von Mitternacht her zog der Kronprinz von Schweden heran und trieb den General Reynier mit seinem kleinen Hau- fen, größtentheils ans Sachsen bestehend, vor sich her; von Morgen aber kam Bennigsen mit einem neuen Russen-Heere, und von Mittag Kolloredo mit einer östreichischen Abrheilung. Dennoch konnte sich Napoleons arger Trotz nicht entschließen, vom Platze zu weichen, so lange noch ein Fünkchen Hoffnung für ihn übrig war. Und hätte er noch dabei die Raschheit des Entschlusses gezeigt, wodurch er sonst oft gesiegt hatte! An diesem Tage, dem 17., mußte er angreifen, er der alle seine Kräfte versammelt hatte, gegen die Feinde, die ibre Verstär- kungen erst am Abende, oder am Morgen des 18. erbalten konnten. Statt dessen brachte er den Tag mit vergeblichen Unterhandlungen hin. Dazu verführte ihn sein Glaube an die alte Kraft seiner listigen Rede, womit er früher größere Siege erfochten hatte, als mit dem Schwcrdte. Aber Europa war nun ein anderes geworden; ein herrliches, grofisinniges Ver- trauen umschlang'die Herrscher, und in der Brust der Völker war nur Ein gemeiiffames glühendes Gefühl: — Freiheit, Ehre, Wahrhaftigkeit, Tugend und Gottesfurcht! — Daß er an die Kraft dieses Gefühles nicht glaubte, daß er sie gar nicht erkannte, das hat ihn bei Leipzig aufs Haupt getroffen. Nur auf Einer Seite, auf der des rastlosen Blüchers wurde am 17. ein kurzes Waffenrenncn gehalten. Um die Franzosen noch näher an Leipzig hinanzudrängen, ließ er ein paar russische Husaren- und Kosacken - Regimenter die bei Schönfeld aufgestellte Reuterei des Herzogs von Padua, der eigentlich Arrighi hieß und Napoleons Schwager war, angrei- scn. Ohne viel unnützes Fechtens nahm dieser mit seinen Reu- tern die Flucht und sprengte in dem Rücken seines eigenen Fußvolks spornstreichs nach der Stadt zu; die Russen aber verfolgten ihn bis hart an die Tbore, hieben viele nieder und eroberten 5 Kanonen. Das erstaunte französische Fußvolk kehrte sich um und feuerte gewaltig mit Kanonen und Geweh-

7. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 67

1831 - Elberfeld : Büschler
£ev Rückzug über den Rhein. 67 kvvtvvmtmi\vmu\im\\ui@vv\ mivt m wt vvuv\t\M\\ i \ v Ebenfalls war die Schweiz schon- bis zu dieser Zeit durch Schwarzenbergs linken Flügel besetz.t, das Iuragebirge über- stiegen mit) die wichtige Stadt Gens eingenommen. Das war trefflicher Gewinn. Von diesen Bergen herab, die wie eine große Festung zwischen Frankreich, Deutschland und Italien daliegen, stand dem Bundesheer der Weg nach Italien gegen den Vicekönig, so wie in das Herz von Frankreich offen. Links konnte die große Stadt Lyon am Rhone-Flnße bedroht werden und rechts, an der Aube und Seine hinab, ging ein fruchtbarer weiter Landstrich, als offene Heerstraße, nach Paris. Wie viele kühne und treffliche Thaten wären aus allen Unternehmungen des Iabres 1813 noch zu nennen, wenn einer jeden ihr Recht widerfahren sollte ! Wie viel wäre zu erzählen von dem ganzen Kriege, den der General Wallmoden an der mecklenburgischen Gränze gegen Davoust und die Dänen bestand, während der Monate, da die großen Heere in Sach- sen fochten; wie er ein größeres und geregelteres Heer durch kühnes Necken und drohende Bewegungen immer gespannt er- hielt, den eigenen Schaden verhütete, und dann plötzlich, als Davoust den General Pecheux mit 10,000 Mann über die Elbe schickte, um sich nach Magdeburg dnrchznschleichen und Napoleon in Sachsen zu verstärken, diesen Haufen am 16. September im G örde-Walde in der Lüneburger Heide ein- holte und gänzlich aufs Haupt schlug; wobei sehr tapfere Tha- tcn geschahen und auch eine Jungfrau, die lange unerkannt in den Reihen der Männer gefochten hatte, den ehrenvollen Schlachtentod starb; wie endlich, um die Zeit der Leipziger Schlacht, der General Tettenborn nur mit wenigen Reu- tern einen schnellen Zug gegen Bremen unternahm und durch kühne Ueberraschung auch diese alte, frei und deutsch gesinnte Stadt der frunden Herrschaft entriß. — Das Alles muß aber - ausführlicheren Geschichten dieser Begebenheiten überlasten blei- den , damit wir für die großen Kriegsthaten der nächsten Jahre, auf des Feindes Grund rmd Boden selbst, auch noch Raum gewinnen. 3a!*r 1814. 18. Ocr Einfall, in Frankreich. Die erste Stunde des neuen Jahres sah das furchtbar ge- schärfte Schwerdt des Krieges wiederum aufgehoben und be- reit, auf das Haupt derjenigen niederzufallen, die es lange nur gegen andere geschwungen und nicht in ihren eigenen Grän-- zen gefühlt hatten. Hätte Napoleon das französische Volk durch seine Kunst des Truges und der Täuschung nicht so in Fesseln 5 *

8. Abth. 1 - S. 105

1818 - Elberfeld : Büschler
- Ferdinand I. io5 Jugend hatte er sehr eifrig des berühmten Eras- nnrs Schrift über die Erziehung eines Fürsten gelesen/ und Cicero's Abhandlung über die Pflich- ten wußte er fast auswendig. Dieser vortreffliche Fürst, der mit ganzer Seele Katholik war, der seine Söhne in seinem Testamente noch auf das dringendste ermahnte/ //fest, beständig, und beharrlich zu bleiben bei der wahren, alten, christlichen Religion, wie seine Vorfahren, römische Kaiser und Könige, auch löbliche Fürsten von Oestreich und Burgund und Könige von Spanien gethan, und dafür von Gott dem Allmächtigen gesegnet seyen," — dieser Fürst trug doch die Billigkeit gegen anders Denkende, die jedem gutgearteren Menschen eingeboren ist, fest in seinem Gemuthe, und gab ein Beispiel, wie Duldung und Nachsicht mit der treuesten An- hänglichkeit an die ei ene Kirche wohl zu vereinigen sind. In seinen Erblanden verbreitete'sich immer mehr die Neigung zü der neuen hehre, besonders dadurch, daß, bei dem großen Mangel an Unrer- richtsanstalren, sehr Viele, die ihren Kindern Bildung geben lassen wollten, besonders die Ad- lichen, sie nach dem Auslände schickten , und meistens die Universität Wittenberg wählten, weil sie durch Gelehrsamkeit vor allen berühmt war. Den- noch kam es dem Kaiser nicht in den Sinn, als könne und dürfe solche Richtung mit Gewalt ver- hindert werden; vielmehr sann er auf innere Mittel der Einigung, und wollte dazu vorzüglich das wieder eröffnet? Eoncilium zu Trieur be- nutzen. In Deutschland war durch den Religionsfrie- den zwar äußerlich die Ruhe hergestellt; allen, die innere Beruhigung folgt nach so großen Sturmen nur langsam und schwer. Die Partheien beobach- teten sich noch immer mit Furcht und Eifersucht; die widersinnigsten Gerüchte über feindselige Ab- sichten der Gegner fanden in den gespannten Ge- mürhern leicht Glauben. „Wenn ein Fürst einen Obersten ober Rittmeister in Bestallung nimmt,

9. Abth. 1 - S. 125

1818 - Elberfeld : Büschler
Matthias. 125 entdeckt, von welchem sie ihrer Parthei^rosie Vor- theile versprachen; in denen der Unirten aber die Freude über die anscheinende Kränklichkeit deffel- den. Der Fürst Christian von Anhalt, einer der Thatigsten unter den letzteren, soll sich, die Zwei- deutigkeit von dem Feste hernehmend, geäußert haben: „Wenn es zum Tanze komme, so werde Matthias keine große Sprünge mehr machen. " In der That zeigte sich auch der neue Kaiser nicht so thätig, als man von ihm erwartet hatte; es schien, als wenn er seinen Bruder von seinen Thronen verdrängt habe, um dessen Zaudern und Unschlüssigkeit nur fortzusetzen. Dagegen arbeite- ten die Leidenschaften desto heftiger in den Gemü- ihern der Zeitgenossen und bereiteten die schweren Ausbrüche des Hasses vor, welche noch unter Mat- thias Regierung den Anfang nahmen. In den chstreichischen L ndern eiferten die Religionspar- theien, durch ihre Prediger von den Kanzeln dazu aufgefordert, mit neuer Heftigkeit gegen einander; das menschlich - sittliche Verhaltniß zwischen ihnen war fast ganz vernichtet; denn solcher Haß, weil er das Heiligste berührt, was der Mensch besitzt, ist der unversöhnlichste. Ini übrigen Teutfchland ereigneten sich gleich- falls einige bedenkliche Falle. In Aachen wa- ren, neue Streitigkeiten ausgebrochen; eben so zwi- schen der Stadt Köln und den beiden Besitzern der Iulichfchen Lande, weil diese, den Kölnern zum Schaden, den Ort Mülheim am Rheni m eine Stadt umzuschaffen suchten. In beiden Fal- len entschied der Kaiser zu Gunsten der katholi- schen Parthei, und erregte dadurch bei dsn Pro- testanten neue Sorge. Sein Spruch wegen Mül- heim wurde aber wohl wenig gefruchtet haben, wenn nicht die beiden fürstlichen Hause-, welche von der jülichschen Erbschaft Besitz- genommen hat- ten, unter sich selbst zerfallen waren. Der pfäl- zische Prinz Wolfgang Wilhelm sollte eine Tochter des brandenburgifchen Hauses heirathen und kam deshalb nach Berlin. Hier aber, berm

10. Abth. 1 - S. 127

1818 - Elberfeld : Büschler
127 Matthias. zum künftigen König von Böhmen angenommen und drei Wochen nachher mit großer Pracht in Prag gekrönt. Die Stande forderten nichts, als die Bestätigung ihrer bisherigen Rechte und daß der neue König sich bei Lebzeiten des alten nicht in die Regierung mische. Dieser Ferdinand ist eine Haupttriebfeder in dem gewaltigen Umschwünge seiner Zeit geworden, und verdient eine ernste und gerechte Würdigung um so mehr, da er zu allen Zeilen mehr geschmäht oder leidenschaftlich gepriesen, als ruhig belirtheilt ist. Er war auf der ttniversiiät zu Zngolstadt in Baiern, vorzüglich durch Jesuiten, und unter den Augen des sehr eifrig katholischen, alten Herzogs Wilhelm gebildet, und von Kindheit an waren ihm die strengsten Grundsätze in Religionssachen eingeprägt. Er glaubte fest an eine allein selig- machende Kirche, und hielt es für die erste Pflicht seines Lebens, durch alle Mittel, die in eines Menschen Gewalt sind, durch Güte und Strenge, durch das Wort, so wie durch's Schwerdk, die Menschen bei ihp erhalten oder zu ihr zurück- zuführen. Denn das Seelenheil, so hatte man ihn gelehrt, gehe vor aller irdischen Rücksicht und Nachsicht. Diesen Grundsätzen ist er mit aller Treue des Herzens, sein Leben lang, gefolgt; er glaubte sich zum Kämpfer für die katholische Kirche, und zum Wiederhersteller- ihres alten Glanzes von Gott bestimmt; aus diesem Glauben har er kein Hehl gemacht, er ist offen und redlich auf den Kainvfplah getreten, und das ist seine Ehre in der Geschichte. Der Mann verdient Ehre, der dem, was er als recht und heilig erkannt hat, mit der vollen Kraft seines Wesens, frei und stand- haft folgt. Ist Ferdinand mit seinem ganzen Le- den in einem großen Irrthunie befangen gewesen, ind?m er wähnte, der Gott, welcher seine Sonne über die Völker jedes Glaubens gleich mrlde schei- nen läßt, könne nur auf Eine Weise angebetet werden, und wolle diese einzia rechte Weise init Feuer und Schwerdt über den Erdboden verbreitet
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