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1. Bergische Sagen - S. 8

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- s - Wasserstrahl hervor, der lustig über Baumwurzeln und Steine dahinsprang, bald zu einem munteren Bächlein erstarkte und im Tale als ein ansehnlicher Fluß weiterrauschte. Es war die Wupper. An ihren Ufern konnte mit emsigem Fleiße gearbeitet werden, bis, wie der Zwerg verheißen hatte, .der Ruhm Elberfelds durch alle Welt gedrungen." 7. Vom Galgenkämpchen auf Karnap bei Varmen. Im Norden von Elberfeld liegt das Üllendahl. Zwischen Üllendahl und Barmen zieht sich ein bewaldeter Bergrücken hin, der Karnaper Busch. Wenn man die waldige Höhe überschritten hat und hinuntersteigt nach Karnap, so kommt man auf dem Scheitel des Berges an einer sumpfigen Stelle vorüber, die mit niedrigem Buschwerk bewachsen ist. Die Leute erzählen, daß hier früher ein Galgen gestanden habe, und nennen den Ort das Galgenkämpchen. Der Letzte, der dort durch Henkershand starb, war unschuldig verurteilt. Er war des Mordes angeklagt worden. Am Gericht zu Düsseldorf wurde er verhört. Der Angeklagte beteuerte immer wieder seine Unschuld; es half ihm aber nichts. Die Nichter, die sich große Mühe gegeben hatten, die Wahrheit an den Tag zu bringen, sprachen ihr „Schuldig" aus und verdammten ihn zum Tode. An dem festgesetzten Tage wurde der Verurteilte nach dem Galgenkämpchen auf Karnap gefahren. In dem Zuge befanden sich unter anderen auch der Henker und der Richter, der das Todesurteil ausgesprochen hatte. Der Richter hatte auf dem langen Weg von Düsseldorf nach Karnap viel Zeit zum Nach- denken. Er beobachtete im stillen den Verurteilten, und es kamen ihm Bedenken, ob sein Richterspruch auch wohl gerecht sei. Um sich zu trösten, sprach er bei sich selbst: „Hab' ich falsch gerich- tet, so ward ich falsch berichtet." Mittlerweile war der traurige Zug auf Karnap angelangt. Es war ein trüber, stürmischer Tag, wie sie im Bergischen so häufig sind. Düstere Wolken jagten am Himmel dahin. Der Mann wurde runter den Galgen geführt, und der Henker legte ihm den Strick um den Hals. Wie es damals Sitte'war, forderte man ihn noch einmal dringend auf, seine Sünde zu bekennen. Er aber richtete sein bleiches Gesicht zum Himmel, deutete mit der Hand nach oben und rief mit tränenerstickter Stimme: „Gott ist

2. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 15

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 15 — der Meeresküste und die armen Bewohner der Berge einander bekämpften, so richteten sich die Augen Aller auf Solon, der durch seine Weisheit und Freundlichkeit das Vertrauen des Volkes gewonnen hatte und durch seine Vermögensverhältnisse in der Mitte zwischen den Reichen und den Armen stand. Ihm übertrug man -as Amt, die inneren Verhältnisse zu ordnen und den Frieden herzustellen. Zuerst erleichterte er durch geschickte Mittel den Armen die Möglichkeit, ihre Schulden zu bezahlen, und verbot, daß hinfort die Schuldner den Gläubigern als Sclaven verfielen. Dann setzte er den Areopag, einen alten, ehrwürdigen Gerichtshof, in sein früheres Ansehen wieder ein und übergab ihm die Aufsicht über die Sitten der Bürger, wie die Untersuchung der schweren Verbrechen. Die neun Archonten behielt er bei; er gab der Volksversammlung bedeutende Rechte; sie entschied durch Abstimmen über die wichtigsten Staatsangelegenheiten, über Krieg und Frieden, über Abschließung von Bündnissen, über neue Gesetze oder Abschaffung früherer, und hatte das Recht, die Beamten zu wählen. Neben derselben stand der Rath der Vierhundert, der die Gesetze vorher berieth, ehe sie der Volksversammlung vorgelegt wurden. Außerdem theilte er das Volk nach dem Grundbesitze und den Vermögeusverhältnissen in vier Klassen, um danach die Leistungen für den Staat, namentlich den Kriegsdienst, zu bestimmen. Die Mitglieder der vierten und ärmsten Klaffe durften in der Volksversammlung mitstimmen, konnten aber keine ^taatsämter bekleiden und dienten im Kriege nur als Leichtbewaffnete oder auf der Flotte. Als diese seine Maßregeln, so weise sie auch waren und den Verhältnissen entsprachen, dennoch nicht Alle befriedigten, begab Solon sich auf Reisen, nachdem er die Bürger hatte schwören lassen, seine Gesetzgebung zehn Jahre zu halten. Auf diesen Reisen kam er auch zum Crösus, dem reichen Könige von Lydien in Kleinasien, der sich für den glücklichsten der Menschen hielt. Solon warnte ihn, dem Glücke zu trauen und legte ihm seine Ansicht vom wahren Glücke dar, indem er ihm vom Tellus erzählte, einem athenischen Bürger, der im blühenden Kreis von Kindern und Enkeln bei ausreichendem Einkommen gelebt habe und den schönen Tod für das Paterland im Kampfe mit einem Nachbarvolke gestorben sei. Als sich Crösus darüber verwunderte und fragte, wer denn nach diesem der glücklichste sei, nannte er ihm

3. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 52

1873 - Elberfeld : Bädeker
- 52 — gründen, und so führten sie eine Colonie albanischer Hirten auf den palatinischen Hügel und legten dort eine Stadt an. Da sich ein Streit darüber erhob, wer von den beiden derselben den Namen geben sollte, beschlossen sie, durch den Vögelflug darüber entscheiden zu lassen. Denn die Alten glaubten, die Götter eröffneten den Menschen ihren Willen und zukünftige Ereignisse theils durch die Stimmen, theils durch deu Flug der Vögel. Beide begaben sich aus besondere Hügel; hier erschienen dem Remus zuerst sechs Geier, dem Romulus gleich daraus zwölf. Diese doppelte Zahl sah mau, obschon Remus etwas früher das Augurium erhalten hatte, als eine Bestätigung der Götter für den Romulus an, und da er zugleich einen stärkeren Anhang unter den Hirten hatte, so wurde ihm die Ehre der -Benennung ertheilt und die Stadt erhielt den Namen Rom. Als Remus kurz darauf über die niedrigen Mauern der Stadt spottete und -zum Hohn über dieselben sprang, entstand unter bett Brüdern ein Streit, in welchem Remus erschlagen würde. Romulus eröffnete nun in der neuen Stadt ein Asyl (Freistatt) sür Verbannte und Lanbstreicher, um die Zahl seiner Unterthanen zu vermehren. Da es nun an Frauen in der neuen Colonie fehlte, so sanbte er zu den Nachbarvölkern und ließ um Ehebündnisse anhalten. Als sich diese aber mit Leuten solcher Art nicht daraus einlassen wollten, so beschloß er, durch List und Gewalt sich das zu verschaffen, was er durch Güte nicht erlangen konnte. Er veranstaltete ein großes Schaugepränge, öffentliche Spiele, und lub zu benselben die Nachbarn nebst Frauen und Kindern ein. Währenb Alle ihre Aufmerksamkeit dem Schauspiele zuwendeten, brachen plötzlich römische Jünglinge hervor und raubten die Töchter der geladenen Gäste. Darüber kam es zum Kriege, namentlich mit den Sabinern, die unter Anführung ihres Königs Tatins das Eapi-tolium, die Burg Roms, durch List eroberten und sich dann in der Ebene zum Kampf aufstellten. Als die Schlacht beginnen sollte, stürzten sich die geraubten Jungfrauen zwischen die Streitenden, flehten hier die Väter, dort die neuen Gatten an, von der Entscheidung durch die Waffen abzulassen, und stifteten eine Versöhnung. Römer und Sabiner beschlossen, sich zu einem Volk zu vereinigen, und letztere bezogen den Quiriualischen Hügel. Romulus hatte bereits eine Rathsversammlung von hunbert erfahrenen und bejahrten Man-

4. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 54

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 54 — wand ihres Bräutigams sah, fing sie laut an zu klagen. Da entbrannte der wilde Jüngling vor Zorn, zog das Schwert und durchbohrte seine Schwester. Deßwegen vor Gericht gestellt, sollte er zum Tode verurtheilt werden; da that'er Berufung an das Volk, und dieses, eingedenk seines großen Verdienstes um den Staat, sprach ihn von der Todesstrafe frei und legte ihm nur eine geringe Sühne auf. Mettus Fuffetms, unwillig über die Unterwerfung feiner Vaterstadt, wiegelte die Vejenter und Fidenaten gegen Rom aus, indem er ihnen versprach, in der Schlacht zu ihnen überzugehen. Diesen Verrath versuchte er wirklich auszuführen; als aber Tullns Hostilius die Nachricht davon erhielt, rief er laut, daß es Alle hörten, auf feinen Befehl ziehe sich das albanische Heer seitwärts, um den Fidenaten in den Rücken zu fallen. Wüthend stürzten sich die Römer nun auf den Feind und schlugen ihn vollständig in einer blutigen Schlacht. Mettns, der bisher noch unentschieden mit seinem Heere dem Kampfe 'zugeschaut mit der Absicht, sich auf die Seite des siegenden Theiles zu schlagen, wünschte dem Tullus Glück. Da enthüllte dieser vor dem versammelten Heere den verräterischen Plan des albanischen Feldherrn und ließ diesen dann von vier Pferden auseinander reißen. Alba wurde aber zerstört und die Einwohner wurden gezwungen, nach Rom zu ziehen und sich bort auf dem cölifchen Hügel anzubauen. § 4. Harquimus Superiius. Lude der Königsherrschaft. (510.) Auch unter den folgenben Königen würden die Bewohner der Nachbarstäbte, mit benen die Römer im Kriege gewesen waren, nach Rom geführt itttb bort angesiedelt; so mußten unter dem Nachfolger des Tnllus, Anend Mareins; die Bürger von vier überounbenen latiiufchen Städten nach Rom roanbern. Dort lebten sie zwar im Zustande der persönlichen Freiheit, erhielten aber nicht das vollstän-bige Bürgerrecht und hießen Plebejer, im Gegensatz zu den alten Bürgern, die sich Patricier nannten. Unter demselben König kam auch ein gewisser öuenrno ans Tarquinii in Etrurien nach Rom, nahm bort den Namen Lueius Tarquinius Priseus an und gelangte zu so großem Ansehn, daß er sogar beim Tode des Aneus zum Vormunbe von bessen Söhnen ernannt wurde. Ans geschickte Weise wußte er nach dem Ableben besselben das Volk zu bearbeiten, so daß es ihn zum König erwählte. Ein Enkel oder Sohn von ihm (denn

5. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 103

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 103 — Beifall. Da er indeß in Folge körperlicher und geistiger Anstrengungen zu kränkeln begann, so beschloß er, für eine Zeit zu ruhen und sich dnrch Reisen nach Asien und Griechenland zu erholen. Auf diesen Reisen kam er auch nach Rhodus und verweilte dort einige Zeit beim Molo, den er schon früher in Rom gehört hatte. Heimgekehrt bewarb er sich nach zurückgelegtem dreißigsten Jahre um die Quästur und verwaltete dieselbe in Sicilien, wo er sich durch Freundlichkeit und Gewissenhaftigkeit bald die Herzen der Bewohner gewann. Als er daher fünf Jahre später zum Aedilen erwählt war, übertrugen ihm die Sicilier im Vertrauen auf seine Rechtlichkeit die Anklage gegen einen gewissen Berres, der als Statthalter die Provinz ans eine unverantwortliche Weise aufgesogen hatte. Durch feine unverdrossene Thätigkeit brachte er bald die bündigsten Beweise gegen denselben zusammen und veranlaßte ihn dadurch, vor der richterlichen Entscheidung Rom zu verlassen und in die Verbannung zu gehen. Drei Jahre später wurde er Prätor und erwarb sich als solcher durch strenge Gerechtigkeitsliebe die Gunst des Volkes, das ihn im Jahre 63 v. Chr. einstimmig zum Konsul erwählte, welcher Gunst er sich um so mehr rühmte, als er der erste aus feiner Familie war, der zu diesem Amte gelangte, und zwar in dem Lebensjahre, in welchem es gesetzlich gestattet war. Aus seinem ganzen Leben ist das Konsulat das Hervorragendste; denn gerade in diesem Jahre drohte dem Staate ein großes Verderben. Lucius Sergius Catilma, ein ruchloser Böfewicht aus vornehmer Familie, der durch Schwelgerei und Verschwendung feine Vermögensverhältnisse zerrüttet hatte, verband sich mit einer Schaar gleichgesinnter, gewissenloser Menschen zu dem Plane, den römischen Staat umzustürzen, die Stadt anzuzünden und dann auf den Trümmern für sich und feine Genossen eine Herrschaft der Willkür zu gründen. Aber der stets wachsame Cicero entdeckte alle, auch die geheimsten Entwürfe der Verschworenen, wußte sich die Beweise zu verschaffen und donnerte in einer im Senate gehaltenen Rede so gewaltig gegen Catilina los, daß dieser es vorzog, sich aus der Stadt zu entfernen. Hierauf ließ er als Conful fünf der Verschworenen, deren Schuld völlig erwiesen war, in's Gefängniß führen und dort ohne Verhör und Urtheil hinrichten. Catilina begab sich zu seinem Heere, das er in Etrurien gesammelt hatte; im Beginn des Jahres

6. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 47

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 47 — zulaufende Säulen, bis 180 Fuß hoch, die vor den Tempeln standen; dann die Tempel selbst, von denen noch großartige Reste übrig sind, die Königspaläste, die Katakomben, d. H. in Felsen ausgehauene Gewölbe zur Aufbewahrung der einbalsamirten Leichen oder Mumien, die Sphinxe, liegende Löwen mit menschlichen Köpfen und Anderes. Alle diese Gebäude sind mit einer Menge Bilder versehen, die eine Schrift darstellen; man nennt eine solche Schrift Bilderschrift oder Hieroglyphen. Diese enthalten Nachrichten über die Regierung der alten Könige, und da man in neuerer Zeit angefangen hat, dieselben zu lesen und zu verstehen, so wissen wir, daß schon viele tausend Jahre v. Chr. G. in Aegypten blühende Reiche und geordnete Staatsverfassungen bestanden. Die Regierung war in den Händen der Könige, Pharaonen genannt, die wahrscheinlich durch die Priester aus der Kriegerkaste gewählt wurden. Das ganze Volk nämlich war in sieben streng von einander gesonderte Klassen, Kasten genannt, eingetheilt, von denen die der Priester und Krieger die vornehmsten waren. Die Priester waren zugleich im Besitz der wissenschaftlichen Bildung; sie waren Richter, Aerzte, Zeichendeuter, Baumeister, aus ihnen wurden die Staatsbeamten gewählt und sie standen den Königen rathend zur Seite Die Residenz der Könige war Anfangs Theben in Oberägypten,' dann Memphis im mittleren Theile des Landes, zuletzt Sais im sogenannten^ Delta. Die Religion der Aegypter war ein eigenthümlicher Götzendienst; m den ältesten Zeiten wurden die schaffenden Kräfte der Natur, besonders Sonne und Mond, verehrt. Da diese Gottheiten vielfach mit der thierischen Natur in Verbindung gebracht und häufig m Thiergestalten dargestellt wurden, so übertrug mau später die Verehrung auf die Thiere selbst^und in den verschiedenen Theilen des Landes wurden die verschiedensten Thiere verehrt; zu diesen gehören der Stier Apis, Katzen, Hunde, Schlangen, der Ibis, Kro-kodile, von denen einzelne in den Tempeln von besonders dam bestellt Priestern gepflegt und nach dem Tode einbalsamirt wurden. Dieses Einbalsamiren fand auch bei menschlichen Leichen statt, die dann Mumien hießen, und hing mit dem Glauben zusammen, daß die Fortdauer der Seele an die Erhaltung des Körpers geknüpft sei. , Jt?berm typten Jahrtausende in strenger Absonderung von den Nachbarstaaten unter einheimischen Königen ein glückliches und

7. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 49

1873 - Elberfeld : Bädeker
-Zweilr Abtheilung. Mittheilungen aus der römischen Geschichte. § 1* psts Land und das Kolk. Das Land, in welchem die Stadt Rom liegt, heißt Italien; dies ist eine Halbinsel, die im Norden durch die Alpen, im Osten durch das adriatische und jonische, im Süden durch das mittelländische und im Westen durch das tyrrhenische oder tuskische Meer begrenzt wird. Die Größe beträgt etwas über 5000 Q.-M. Das Hauptgebirge, welches das Land von Norden nach Süden durchzieht, sind die Apenninen, deren Hauptmasse aus Kalk besteht und die jetzt meist kahl sind, in den älteren Zeiten aber mit dichter Waldnng besetzt waren. Die Hauptflüsse sind der Po, im Alterthum Padus, die Etsch (Athesis) und der Tiber (Tiberis). Das Land ist in den Ebenen überaus fruchtbar, und zwar nicht blos an Wein und Oliven, sondern auch an verschiedenen Getreidearten; dagegen lassen manche Gebirgsgegenden wenig Cultur zu. Das Klima ist warm, in den südlichen Gegenden heiß und oft von Glnthwinden (Solano) heimgesucht, die aus Afrika herüberwehen. Die Küsten sind nicht so vielfach eingeschnitten, wie die griechischen; dennoch bieten dieselben gute Häfen dar, wie das Land überhaupt für den Handel in der Mitte zwischen dem östlichen und dem westlichen Theile des mittelländischen Meeres sehr günstig gelegen ist. Es zerfiel im Alterthum in drei Theile, die auch in der neuen Geographie sehr häufig genannt werden, Ober-, Mittel- und Unteritalien, und jeder Theil wieder in mehrere Provinzen. Als Grenze zwischen Ober- und Mittelitalien

8. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 55

1873 - Elberfeld : Bädeker
-das ist unentschieden), Lucius Tarquiuius, mit dem Beinamen Superbus, d. H. der Stolze oder Tyrannische, war der letzte König der Römer, deren es im Ganzen sieben giebt. Sein Vorgänger hieß Servius Tullius, der sich um den Staat dadurch verdient machte, daß er demselben eine Verfassung gab, die sich im Wesentlichen durch die ganze folgende Zeit erhallen hat, indem er behufs der Besteuerung und des Kriegsdienstes das Volk in fünf Classen nach dem Vermögen eintheilte, die wieder in Unterabteilungen, Centurien genannt, zerfielen, um danach die Abstimmungen bei den Beamtenwahlen und den Gesetzesvorschlägen zu ordnen. Dieser Servius Tullius hatte zwei Töchter von sehr verschiedenem Charakter; die eine war hochsahrenden, stolzen Zinnes und trachtete nach Glanz und Herrschast, die andere stiller und häuslicher Gemüthsart. Letztere vermählte er mit Lucius Tarquiuius, der in seiuem Weseu der älteren Tullia ähnlich war und wie sie nach Ruhm strebte; diese aber mit dem Bruder desselben, dem Aruus Tarquinius, der eher für die sanftere Tochter gepaßt hätte. Er hoffte, durch diese Verbindung ungleichartiger Gemüther den Ungestüm des einen theils zu mildern. Die Sache fiel anders aus, als er gehofft hatte. Lucius und die ältere Tnllia fanden sich bald zusammen; heimlich verabredeten sie sich, ihre Ehehälften aus dem Wege zu räumen und sich dann zu heirathen. Das führten sie auch aus. Darauf ging Tar-quiuius weiter; begierig nach dem Throne suchte er sich namentlich unter den jüngeren Senatoren Anhang zu verschaffen und wagte es endlich, int Senate eine heftige Rede gegen seinen Schwiegervater zu halten. Als Servius, davon benachrichtigt, selbst erschien und ihn zur Rede stellte, ergriff ihn Tarquinins mit eigenen Händen, stürzte ihn von der Treppe der Curie hinab und ließ ihn durch nachgesandte Diener ermorden. So bemächtigte sich denn Tarquinins ans gewaltthätige Weise der Regierung und suchte sich ebenso durch gewaltsame Mittel auf dem Throne zu erhalten. Weil er auf die Liebe feiner Unterthanen sich nicht verlassen konnte, mußte er durch Schrecken herrschen; er minderte das Ansehn des Senats, fragte ihn nicht mehr um Rath, sondern regierte durch eigenmächtige Befehle. Alle Untersuchungen über Verbrechen zog er vor seinen Richterstuhl, konnte hinfort hin-

9. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 59

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 59 — Freiheit und erlaubte' ihr, einen Theil der Geiseln mit sich zu nehmen. Sie wählte die jüngeren und schwächeren aus. Tarquiuius starb, nachdem er noch einige vergebliche Versuche zu seiner Wiedereinsetzung gemacht hatte, zu Cumä in Campanien (496 v. Chr.). § 6. Horiolan- (489 v. Chr.) Das Volk genoß nun seine Freiheit ungestört von äußeren Feinden; aber im Innern war keine Ruhe. Die Regierung und das Hauptvermögen war in den Händen der Patricier, während die Plebejer von allen öffentlichen Aemtern ausgeschlossen waren und durch mannigfaltige Kriege mit Nachbarvölkern, in denen sie unentgeltlich Dienste leisten mußten, immer mehr in drückende Schulden geriethen. Als ihr Zustand unerträglich wurde, verließen sie Rom und wanderten auf den „heiligen Berg" im Sabinerlande aus. Große Bestürzung herrschte darüber unter den Patriciern. Da gelang es einem volksbeliebten Mann, Menenins Agrippa, sie zur Rückkehr zu bewegen. Sie machten aber für sich gewisse Rechte aus; namentlich erhielten sie eine Schutzobrigkeit, zwei Volkstribunen, welche für unverletzlich erklärt wurden, das Volk im Senate vertreten und die Plebejer persönlich schützen sollten. Kein Senatsbeschluß war, gültig, wenn diese Tribunen Einsprache gegen denselben erhoben hatten. Als nun einst in Rom eine Hungersnoth ausgebrochen war, und mau zur Linderung derselben Getreide aus Sicilien hatte herbeischaffen lassen, berieth man sich im Senate darüber, zu welchem Preise dasselbe dem Volke überlassen werden sollte. Da trat Cajns Marcins, der von der Eroberung der Stadt Corioli den Namen Coriolan erhalten hatte, auf und schlug vor, man solle das Getreide dem Volke zu dem alten Preise abgeben, wenn es auf seine Rechte, namentlich auf das Tribunat, verzichte. Darüber entstand eine allgemeine Entrüstung unter den Plebejern, und die Tribunen forderten den Coriolan vor ihr Gericht. Als er aber am anberaumten Tage nicht erschien, wurde er abwesend verurtheilt; er ging nun, dem Vaterlande zürnend und drohend, in die Verbannung zu der Volskern, den heftigsten Feinden der Römer. Diese nahmen ihn freudig auf, und es gelang ihm, sie zu einem Kriege gegen Rom zu reizen. Hierzu benutzte er Spiele, die gerade damals in Rom gefeiert wurden. Zu denselben waren auch Volsker erschienen; diese wurden

10. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 61

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 61 — Griechenland und Unteritalien, um die dortigen Einrichtungen kennen zu lernen. Nachdem diese zurückgekehrt waren, ernannte man eine Commission von zehn Männern, gewöhnlich die Decemvirn genannt, aus den Patriciern, um Gesetze zu entwerfen; zugleich übertrug man diesen für ein Jahr die Regierung des Staates, und alle andern Beamten traten außer Wirksamkeit (451 v. Chr.). Nach Ablauf des Jahres hatten sie zehn Tafeln fertig und legten sie dem Volke zur Bestätigung vor; zugleich erklärten sie aber, es fehlten zum völligen Abschlüsse des Rechtes noch zwei Tafeln. Man erwählte also auch noch für das folgende Jahr zehn Männer, unter ihnen den Appins Claudius, einen Patricier von stolzem, hochfahrendem Sinn. Sobald dieser sein Amt angetreten hatte, zeigte er seine wahre Gesinnung. Aus seine Veranlassung führten sie die Neuerung ein, daß jeder von ihnen von zwölf Lictoren mit den Ruthenbündeln begleitet öffentlich erschien, während die früheren Decemvirn es so gehalten hatten, daß nur einer dieses königliche Abzeichen hatte und dasselbe in der Runde bei ihnen herumging. Sie schienen Miene zu machen, die übertragene Gewalt zu behalten und für das nächste Jahr keine Beamten wählen zu lassen; denn obschon die beiden rückständigen Tafeln bereits fertig waren, so beriefen sie doch das Volk nicht zu deu Wahlen, schalteten im Gegentheil ganz nach Belieben und verfolgten diejenigen, die ihnen im Wege standen. So behielten sie denn wirklich auch für das folgende Jahr ohne Genehmigung ihre Stelle bei, und Niemand wagte es, ihnen entgegenzutreten. Endlich stürzten sie zwei Unthaten, die aus ihrer Mitte verübt wurden. Einmal ließen sie einen alten verdienten Krieger, der ihnen verdächtig war, durch Meuchelmord ans dem Wege räumen, und dann wagte es Appins Claudius, auf eine bürgerliche Jungfrau, Virginia mit Namen, einen Angriff zu machen. In dem heftigen Verlangen, sie in feine Gewalt zu bekommen und sie ihrem Vater und Bräutigam zu entreißen, gab er vor, sie sei die Sclavin eines seiner Clienten (Schutzbefohlenen) und bemfelbeu in früher Jugenb entführt werben. Da der von ihm gebungene Client biefes vor Gericht beschwor, so sprach Appins sie ihm in der Eigenschaft als oberster Richter zu. Das Mädchen sollte abgeführt werden; ba nahm sie der Vater bei Seite unter dem Vorwanbe, er wollte von seiner Tochter Abschieb nehmen, und erstach sie mit einem Messer, das in der Nähe ans einer Fleifcherbauk lag. Dann rief er auf
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