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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. 2 - S. 73

1913 - Grünstadt : Riedel
73 Eine feste Haut, Membran, umschließt die kleine Zelle als stützende und schützende Wand, woher auch ihr Name „Zellwand." Den Inhalt bildet eine dickschleimige, eiweißähnliche Masse, der „Bild u ngs stoff" oder das »Protoplasma" auch „Plasma". Nach der Mitte zu verdichtet sich dasselbe gewöhnlich zu einem rund- lichen Körper, dem „Zellkern" mit dem noch dichteren „Kern- körperchen". Den übrigen Raum füllt weicheres, sogenanntes „Zellplasma" (Cpptoplasma) aus, in welchem rund um den Zellkern herum kleine Körperchen schwimmen, welche Farbstoffe, zumeist grüne, enthalten und „Chromatophoren", Farbträger, genannt werden. Sie sind es, welche die Blätter in ihr schmuckes Grün kleiden. Mit zunehmendem Alter gehen in der Zelle merkwürdige Wandlungen vor. Der Zellinhalt wird mehr und mehr zusammen- gedrängt und macht verschiedenen Hohlräumen, „Vakuolen", Platz, die sich mit einer wässerigen Flüssigkeit, dem „Zellstoffe", an- füllen. Indem die Zelle selbst an Größe noch etwas zunimmt, ver- einigen sich schließlich alle Vakuolen zu einem einzigen mit Zellsaft erfüllten Hohlraum, bei dem das Protoplasma nur noch einen dünnen Wandbelag bildet. In diesem Stadium hat die Lebenstätigkeit des Plasmas ihr Ende erreicht, die Zelle gilt als tot. Aber sie ist für den Pflanzen- körper keineswegs wertlos geworden. Im Gegenteil, höher organi- sierte Pflanzen können ohne die toten Zellen gar nicht existieren, denn sie dienen als Wasserbahnen, in denen die Nahrungssäfte zir- kulieren, tragen vieles zur mechanischen Festigkeit bei und sind für die Holzbildung von größter Bedeutung. Von besonderem Interesse ist die Zirkulation der Zellsäfte durch die Zellwände hindurch. Wir finden hier genau denselben Vorgang, den wir beobachten können, wenn wir eine Salz- oder Zuckerlösung in einem mit Pergament luftdicht verschlossenen Glase in reines Wasser legen. Nach gewisser Zeit finden wir, daß trotz des Verschlusses das Wasser Salz oder Zucker, die Lösung dagegen Wasser ausgenommen hat, daß also durch die Pergamentwand ein Ausgleich der beiden verschiedenartigen Flüssigkeiten stattgefunden hat. Auch der Zellsast ist eine ähnliche Lösung, die verschiedene Stoffe wie Zucker, Wachs, Kalkerve, Kiesel- erde, Schwefel, Phosphor, ja sogar Eisen, Oel, Körnchen von Stär- kemehl, Gifte, Gummi, Harz, Färb- und Gerbstoffe enthält. Führen zwei benachbarte Zellen Säfte verschiedenartiger Lösung, so findet zwischen ihnen derselbe Austausch statt wie zwischen dem Wasser und dem Inhalte des Glases. „Auf diese Weise wandern in der Pflanze die Stoffe von einer Zelle zur andern", und hierauf beruht das Geheimnis der Ernährung. Bei reichlich vorhandenem Safte ist die Zellhaut straff gespannt, herrscht Mangel an solchem, so fällt die Wand schlaff zusammen. Hieraus erklärt sich das Welk- und Frischwerden der Pflanzen.

2. 2 - S. 107

1913 - Grünstadt : Riedel
107 Eine Beschleunigung des chemischen Vorganges erzielt man durch verschiedene Arten k ü n st l i ch e r Rösten: Warmwasser-Dampf- und chemische Röste. In 2 bis 3 Tagen wird hiebei durch heißes Wasser, Dampf oder Säurelösungen der Pflanzenleim zu völliger Auslösung gebracht. Die gerösteten Stengel müssen dann zunächst trocknen. In Dörrgruben, Oefen, selbst Backöfen, werden sie einer mäßigen Wärme ausgesetzt. Es ist hiebei einige Vorsicht geboten, da durch Ueberhitzen die Faser an Feinheit und Wert verliert. Wo es möglich ist, zieht man daher das Trocknen durch die Sonnenwärme vor. Nun erst folgt der mechanische Prozeß zur Gewinnung der Fasern, wodurch die nun mürbe gewordenen, ihres Bindemittels beraubten Holzteile entfernt werden sollen. Die gerösteten Flachs- oder Hanfstengel wandern zunächst in die Br ech e. Es ist dies ein einfaches Werkzeug, den früher vielfach gebrauchten Häckselbünken nicht unähnlich, bestehend aus der mit einer oder zwei Rinnen versehenen Lade und dem am Ende derselben drehbar befestigten Messer. Dessen stumpfkantige Klingen, den Rinnen entsprechend eine oder zwei, schlagen beim Niederfallen in die Rinnen ein. Schiebt man nun die Flachs- oder Hanfbündel in die Lade ein, so zerquetschen die niederfallenden Messerklingen, die sowohl aus Holz wie aus Eisen gefertigt sein können, die Stengel und zersplittern die mürben Holzteile derselben gründlich. Allerdings erleiden hierbei auch die Fasern mehr oder weniger Beschädigungen. Dies zu vermeiden bearbeitet man die Stengel anderwärts durch Klopfen mit einem hölzernen Hammer (Bleuel oder Blauel). In Fabriken läßt man die Brecharbeit durch hölzerne Walzen besorgen. Auch Brechmaschinen von verschiedenartiger Ein- richtung kommen gegenwärtig immer mehr zur Verwendung. Weil nun aber viele Holzstückchen und Hautteile, sogenannte „Schüben", an und in den Fasern hängen bleiben, müssen die- selben daraus entfernt werden. Dies wird durch das „Schwingen" erreicht. Man läßt bei dieser Arbeit den gebrochenen Hanf oder Flachs über ein ausgerichtetes Brett, S ch wing b r e tt, herabhängen und streicht („schwingt") ihn mit der flachen Klinge des S ch w i n g- messers. Dabei fallen die Schüben, die Holzsplitter und sonstigen Stengelteile, aus den Faserbüscheln heraus. Zum Verspinnen sind die Flachs- und Hanffasern indes noch nicht geeignet, da immer noch viele zusammenkleben, bandartige Streifen bildend. Diese müssen noch zerrissen und in Einzelfasern aufgelöst werden, was durch das „Hecheln" geschieht. Die ,,H e ch e l" ist ein kammartiges Instrument, eine runde oder viereckige Platte mit spitzen, aufrecht stehenden Stahlzähnen, die in mehreren Reihen hintereinander stehen. Durch die Gassen dieses stacheligen Kammes werden die Flachs- und Hanffasern nun noch einige Male hindurchgezogen. Die scharfen Spitzen zerreißen die

3. 2 - S. 109

1913 - Grünstadt : Riedel
.109 Wie viele dieser den Körper durchrollenden Stoffmengen gehen aber demselben auf ihrem nie rastenden Kreisläufe verloren! Durch die unzähligen Poren der Haut tritt in feinen Tröpfchen der Schweiß, unermüdlich sondern die Nieren Harnstoffe ab und scheiden sie aus und als Wasserdampf haucht die Lunge ganze Wolken von Flüssig- keit mit jedem Atemzuge in die Luft. So großem Verbrauche flüssiger Stoffe muß ein gleich großer Ersatz entsprechen, sobald der Körper das Ersatzbedürfnis anmeldet. Wir nennen dieses Bedürfnis „Durst." Die Mittel, welche wir zu seiner Stillung verwenden, heißen wir „Getränke." Als natürliches, seinem Zwecke auch vollkommen entsprechendes Getränk bietetet sich dem Menschen das „Wasser." Das Tierreich beut ein gleich vorzügliches Mittel, nicht nur geeignet das brennende Durstgefühl zu befriedigen, sondern dem Körper auch noch eine Reihe wichtiger Nährstoffe (Eiweiß, Fett, Zucker 2c.) zuzuführen: die „Milch." Indes hat das verfeinerte Bedürfnis des modernen Kultur- menschen noch verschiedene Nebenforderungen geltend gemacht und so eine Reihe von künstlichen Getränken geschaffen, die täglich in großen Mengen bereitet und genossen werden. Für die Sommerhitze fordert man Erfrischung und Kühlung und verschafft sich dieselbe durch „kohlensaures Wasser" oder „Limonaden". Die kühleren Jahreszeiten bringen „w ä r m e n d e, anregende" Getränke zu Ehren und versammeln häufiger als sonst die trinkende Menschheit um „Teekessel" und „Kaffeekanne." Andere erfreuen sich an der narkotischen Wirkung alkoholhaltiger, gegorener Getränke, trinken also lieber Wein, Bier 2c. Wer Gewicht darauf legt, daß die Flüssigkeit, welche er zu sich nimmt, dem Blute auch Nährstoffe zuführt, dem stehen schwach und kräftig nährende Getränke zur Verfügung. Ersteren zählen die Fruchtsäfte, Emulsionen, z. B. Mandelmilch, letzteren Milch, Schokolade, Fleischbrühe u. a. zu. Eine ganz große Reihe von Ge- tränken hat sich die Heilkunde dienstbar gemacht um damit der leidenden Menschheit Heilung, Erquickung und Linderung zu bringen. (Pfefferminze, Wermut, Schafgarbe, Tausendgüldenkraut, Kamille, Fenchel, Baldrian, Wegerich 2c.) Genußmittel. Wie wir sahen, verfolgt die Aufnahme einer Reihe von Ge- tränken nicht die Absicht dem Genießenden Nährstoffe zuzuführen, die seinem Körper Ersatz bieten könnten für die Substanzen, welche durch den Stoffwechsel verbraucht wurden. Ihnen ist nur die Aufgabe zugewiesen eine bestimmte, mehr oder minder wohltuende

4. 2 - S. 74

1913 - Grünstadt : Riedel
74 In diesen Vorgängen haben wir indes nur die Erfüllung der Aufgaben zu erblicken, die der toten, bloßes Gefäß gewordenen Zelle von der Natur zugewiesen find. Welche Funktionen sind nun aber dem lebenden Gebilde ge- worden? Sie sind die geheimnisvollen Werkstätten, in denen das Wachstum der Pflanze vor sich geht, das nichts anderes ist, als eine mehr oder minder rasche Vermehrung der Zellen. Nun findet aber niemals eine freie Neubildung der Zelle statt, die Vermehrung beruht lediglich auf Teilung älterer, sogenannter Mutterzellen. Die Trennung gehbaus vom Kerne. Derselbe spaltet sich in zwei Hälften, die nach oben und unten von einander abrücken. Inmitten der Trennungsschicht bildet sich ein Häutchen als neue Zellwandung aus und damit ist die Teilung und das Entstehen einer Tochterzelle voll- zogen, die dann in gleicher Weise Protoplasmazellen zu bilden ver- mag. So bilden sich nach und nach größere Vereinigungen immer neuer Zellorganismen, die Zellgewebe, aus. Wie wir bereits gesehen, schwimmen um den dichteren Plas- makern herum kleine Körperchen, die „Chromatophoren" oder „Farbträger" genannt. Bei den Blättern, wie bei allen grünen Pflanzenteilen enthalten sie einen grünen Farbstoff, das „Chloro- phyll" oder „Blattgrün." Von ihnen haben ihre Träger, die Chromatophoren, den Namen „Chlorophyllkörper." Sie leihen den Pflanzen das grüne Gewand, sie bergen aber auch das winzige Laboratorium, in welchem die Umwandlung der rohen Bodenstoffe in die verschiedenartigen Pflanzensäfre vor sich geht. 2. Die Ernährungsorgane. Zellen und Zellengewebe bauen sich aus Stoffen auf, welche die Ernährungswerkzeuge des Pflanzenwesens aus Boden, Wasser und Luft entnehmen und ihrem Körper zuführen. Diese Werkzeuge sind Wurzeln und Blätter, die durch den Stengel (Stamm) mit seinen etwaigen Verzweigungen untereinander verbunden werden. Entsprechend den Gebieten, aus denen die Pflanzen ihre Nähr- stoffe nehmen, strecken sie die Laubkrone der Luft und dem Lichte entgegen, während sie ihre Wurzeln tief in den Erdboden hinab- senken. Ihnen kommt die Doppelaufgabe zu durch die innigste Ver- bindung der ganzen Wurzelmasse mit dem Erdboden dem empor- strebenden Körper ein sicheres Fundament, festen Halt zu gewähren, zugleich aber auch das Wasser und die in demselben aufgelösten mineralischen Nährstoffe des Bodens aufzusuchen und aufzunehmen. Um diesen Zweck zu erfüllen, was mit dem stärkeren Wachstum, z. B. bei Bäumen, immer schwerer wird, müssen sich die Wurzeln nach allen Richtungen „tastend und fühlend" verbreiten und oft weit- hin verzweigen. Aber selbst die feinsten Verästelungen sind außer- dem noch dicht besetzt mit ungemein zarten Härchen, den sogenannten

5. 2 - S. 76

1913 - Grünstadt : Riedel
76 gestorbenen Zellen bestehend, und um dieses legt sich sodann das junge Holz, der „Splint", dessen Zellen den Wasserstrom aus den Wurzeln nach oben leiten in die Blätter. Den Splint umgibt die Saftleitungsschichte, das „Kambium", ein zartes Gewebe, das Wachstums- oder Bildungsgewebe, in dem der Nährsast aus den Blättern zurückwandert um überall da verwendet zu werden, wo die Pflanze Baustoff nötig hat. Nach außen hin schließen Bast und Rinde den Stamm ab. Vom Stengel nach oben, dem Lichte und der Luft entgegen, hebt sich das zweite Hauptorgan der Pflanzenernährung, das Blatt- werk. Es ist bekannt, daß die Laubblätter in den verschiedensten Formen auftreten, oft mit, oft ohne Stiel, in der Blattfläche ent- weder einfach oder zusammengesetzt, gelappt, gefledert 2c. Jede Pflanze und jede Baumart hat auch ihre besonderen Blattformen. Im Frühlinge bilden sich die jungen Blätter aus den Blatt- knospen. Zusammengefaltet, auf der Unterseite leicht wollig behaart, schlüpfen sie aus den Knospenhüllen hervor, beides, damit einer starken Verdunstung vorgebeugt werde. Später, wenn das Blatt fähig ist seine Aufgabe völlig zu erfüllen, kann es auf diese Schutz- mittel verzichten und seine Fläche voll der Sonne entgegenbreiten. Vom Stengel aus wird die Blattfläche mit Wasser und Nähr- stoffen versorgt. Zu diesem Zwecke geht vom Blattstiel aus eine starke Mittelrippe durch die ganze Länge des Blattes, die nach beiden Seiten bei manchen Pflanzen von parallelen Rippen begleitet wird, bei den meisten aber netzartig bis zu den feinsten Adern sich ver- zweigt. In der Tat gleichen sie auch darin völlig dem Adernetz unseres Körpers als sie die Kanäle sind, durch welche Saftströme hingeleitet werden. Zugleich haben sie auch die Aufgabe als festes und elastisches Gerüst das Blatt widerstandsfähig zu machen gegen die Stöße und Schläge des Windes und des Regens, Träger zu sein für das weiche Zellgewebe, „Parenchym" genannt, in dessen Zellräumen die geheimnisvolle Tätigkeit der „Assimilation", der pflanzlichen Verdauung und Atmung, vor sich geht. 3. Nahrungsaufnahme. Wie der menschliche und tierische Körper aus verschiedenen Stoffen sich aufbauen, so ist dies in gleicher Weise bei den Pflanzen der Fall. Jedem Auge erkennbar, weist der Pflanzenleib eine Menge von Wasser auf. Die Brennbarkeit trockener Pflanzenteile bezeugt das Vorhandensein von Kohlenstoff. Das stark eiweiß- haltige Protoplasma läßt auf die Anwesenheit von Stickstoff schließen, da ohne solchen Eiweiß sich nicht bilden könnte. Die chemische Untersuchung hat aber auf das Bestimmteste ergeben, daß beim Aufbau des pflanzlichen Körpers noch eine Reihe mineralischer

6. 2 - S. 108

1913 - Grünstadt : Riedel
108 Bastbänder in lauter feine Fäden. Was von „Schüben" etwa noch darin zurückgeblieben war, wird nun herausgekämmt. Jetzt erst werden die Fäden so fein, daß sie zum Spinnen und Weben zu gebrauchen sind. Aber auch eine Menge namentlich gröberer Fäden scheidet die Hechel aus. Diesen Abfall nennt man „ W e r g ", welches verschiedenen Zwecken dienstbar gemacht werden kann. („Seilerwaren, Grobgarne" re.) Der Reinflachs oder Reinhanf harrt nun der weiteren Verar- beitung, die ihn vom Spinilrad auf den Webstuhl oder auf ent- sprechende Maschinen führt, aus welchen zuletzt die verschiedensten Gewebe hervorgehen. Sie sind wohl unter den allgemeinen Be- nennungen „Leinen", „Leinwand" bekannt, aber sie gehen in ver- schiedenartigster Beschaffenheit und Qualität und unter den mannig- faltigsten Namen in die Welt hinaus, als Damast, Jacquard, Leinen, Zwillich, Drillich, Halbleinen, Sack- Packleinen, Segeltuch u. a. m. Bei reinleinenen Stoffen sind Ketten^ und Einschlagfäden aus Flachs- garn, bei halbleinenen Zeugen dagegen ist die Kette Baumwolle und der Einschlag Flachs. Die deutsche Leinenindustrie liefert hervorragend gute Erzeug- nisse. „Den mächtigsten Aufschwung hat sie in den Gegenden von Bielefeld, Bautzen und Liegnitz genommen. Trotz der eigenen starken Flachsgewinnung muß doch noch jährlich für etwa 50 Btillionen Mark vorzugsweise aus Rußland, Oesterreich-Ungarn und Italien an Flachs, Hanf und Leinengarnen eingeführt werden, während unsere Ausfuhr an Rohstoffen und fertigen Waren (Leinroand und Wäsche, Seilerwaren und Segeltuch), die sich zumeist nach England, Holland und der Schweiz erstreckt, einen Wert von 120 Millionen Mark erreicht." (Grundscheid, „Handelsgeographie.") Spinnen und Weben. (S. „B. und L." Iii. Jahrgang.) Getränke. Wunderbar ist das Dasein des Menschen, wunderbar die Er- haltung des Menschenleibes! Der Mensch lebt von den Stoffen, aus denen sein Körper besteht. Im Getreide genießt er Phosphor, Kiesel- säure, Stickstoff, im Gemüse Kalk und Eisen, im Tierfleisch dieselben Urelemente. Der ganze festgefügte Leib ist aber durchzogen von einem Netzwerk von Röhren, Adern, Gefäßen und Behältern, in welchen die Nahrungssäfte und deren verschiedene Nebenprodukte treiben, eine Flüssigkeitsmenge, die mehr als die Hälfte unserer gesamten Körper- bestandteile ausmacht. Muß ja jeder Bissen Brot, jedes Stückchen Fleisch, das unsere Zähne zermalmen, erst in Flüssigkeit umgewandelt werden, ehe es, durch die Adern kreisend, seinem nährenden Zwecke dienstbar gemacht werden kann!

7. 2 - S. 110

1913 - Grünstadt : Riedel
110 Wirkung auf die Nerven auszuüben, dem Menschen also, wie er es ausdrückt, einen „Genuß" zu verschaffen. Wir bezeichnen sie daher mit dem Namen „Genußmittel". Ihre Wirkung besteht in einer unmittelbaren Beeinflussung des Nervensystems, einem Reize auf irgendwelche Nervenpartien. Es ist daher schädlich, unter Umständen direkt gefährlich, solcherlei Reizmittel im Uebermaße zu gebrauchen. Erschlaffung und Ab- stumpfung der überreizten Nerven und infolgedessen schwere Er- krankungen waren in vielen Fällen die nachteiligen Folgen unver- nünftigen Gebrauches dieses oder jenes Genußmittels. Außer den bereits erwähnten Getränken zählen hiezu auch die Gewürze, nicht Kochsalz und Essig, die dem Verdauungsprozeß sehr förderlich sind, sondern die Gewürze im engeren Sinne (Pfeffer, Gewürznelken rc.). Mäßig verwendet, erhöhen sie den Wohl- geschmack der Speisen durch ätherische Oele oder Harze, die sie enthalten. Gefährlich ist es aber sich an einen allzu ausgiebigen Gebrauch derselben zu gewöhnen, da sie auf Magen und Darm eine erschlaffende Wirkung ausüben und auch die Nieren in ihrer Tätig- keit sehr störend beeinflussen. Zu den Genußmitteln zählen dann, wie oben betont, eine Reihe von Getränken, vor allem die sogenannten Aufgüsse: Kaffee, Tee und auch der Kakao, obwohl dieser zugleich ein wertvolles Nahrungsmittel ist. Alle enthalten einen Giftstoff, der bei allzu- starkem Genusse, namentlich von Kaffee und Tee, direkt gesundheits- schädliche Wirkungen ausübt (Blutandrang, Schwindel, Herzklopfen, Beklemmung ec.) Eine weitere Gruppe von Genußmitteln tritt uns in den al- koholischen Getränken (Bier, Wein, Branntwein u. s. w.) ent- gegen, deren wirksamster Bestandteil „A l k o h o l" oder „W e i n g e i st" ist. Da sie durch Gärung gewonnen werden, nennt man sie auch „gegorene Getränke". Die Gärung besteht darin, daß, ver- anlaßt durch den sogenannten „Hefepilz", Zucker in Alkohol und Kohlensäure zerlegt wird. Beim Trauben- Obst- und Beerenwein ist dies der „Trauben- oder Obstzucker". Bei der Bierbereitung muß zuerst das in der Gerste enthaltene Stärkemehl in Zucker um- gewandelt werden, worauf die Zersetzung in die Gärungsprodukte erfolgen kann. Auch bei der Branntweinbereitung aus Kartoffeln, Korn, Weizen rc. wird zunächst durch die Herstellung der Maische Stärkemehl in Zucker übergeführt, der dann der Gärung unterworfen wird. Durch Erhitzen der Maische in geschlossenen Kesseln wird der darin enthaltene Alkohol in Dampf verwandelt, welcher in engen Röhren durch einen Behälter mit kaltem Wasser geleitet wird. Hier kühlt er sich dermaßen ab, daß er wieder flüssig wird. Da auch die aus der Maische entwichenen Wafferdämpfe dabei gleichfalls sich verdichten, so erhalten wir auf diese Weise eine Mischung von Al- kohol und Wasser, den Branntwein. Man nennt diesen Vorgang

8. 2 - S. 112

1913 - Grünstadt : Riedel
112 Schleim und Blut und Appetitlosigkeit stellen sich ein, also Ver- dauungsstörungen schwerster Art, welche die Ernährung des Organismus völlig oder größtenteils lahm legen. Gleichzeitig erfahren Leber, Milz und Nieren krankhafte Ver- änderungen, Verhärtungen, Einschrumpfungen rc., welche die Er- füllung ihrer Aufgaben verhindern. Die Last der Arbeit, die dem Herzmuskel durch die fortwährende Zufuhr von Getränken zugemutet wird, führt infolge der Ueberanstrengung eine Vergrößerung des Herzens, meist verbunden mit Verfettung, herbei. Störungen der Blutzirkulation erzeugen Hautausschläge, Atemnot, Gicht und Blut- stockungen im Gehirn, welche bisweilen zu Schlaganfällen führen können. Auch anderweitige krankhafte Wirkungen übt der Alkohol aus, vor allem aus das Gehirn. Er berauscht, lähmt also die Denk- fähigkeit, was man treffend mit „Umnebelung der Sinne" bezeichnet, womit zugleich auch die bereits erwähnte Schwächung der Willens- kraft verbunden ist. So erklärt sich auch die Unzahl der Vergehen und Verbrechen, im Rausche begangen. Die Statistik weist solcher Alkoholsünden für unser deutsches Vaterland allein die erschreckende Ziffer von 200,000 Fällen jährlich auf. Ueberhaupt stellt die Sprache der Statistik dem Alkoholmißbrauch in Deutschland ein fürchterliches Zeugnis aus: 3000 Menschen gehen alljährlich an durch Trunkenheit ver- schuldeten Unfällen zugrunde, 1600 treibt dieselbe Ursache zum Selbstmorde, 30,000 bringt der Säuferwahnsinn in die Irren- häuser und 32,000 fallen dem Elend und der Verarmung anheim. Das sittliche Unheil aber, das der Alkoholteufel sonst noch verursacht, Müßigang, Liederlichkeit 2c., die sich jeder zahlenmäßigen Darstellung entziehen, würde wohl noch eine weit erschreckendere Sprache reden, wenn wir es in Ziffern ausgedrückt vor uns sähen. Es läßt sich aber ahnen, wenn wir lesen, daß das deutsche Volk alljährlich 3 Milliarden Mark für alkoholische Getränke verausgabt. Die zahlreichen und gefährlichen Einwirkungen des Alkohol- übermaßes auf den menschlichen Organismus lassen es erklärlich erscheinen, daß die Lebensdauer der Gewohnheitstrinker eine be- deutende Verkürzung erfahren muß. Auch hier liefern die Zahlen der Statistik überraschende Beweise. „Die Lebensdauer der Trinker ist in dem Maße beschnitten, daß ein normal Lebender im Alter von 20 Jahren eine Lebensdauer von noch 44,2 Jahren zu er- warten hat, ein Alkoholiker im gleichen Alter aber nur noch auf 15,6 Jahre rechnen darf." Es ist ferner wissenschaftlich und erfahrungsgemäß festgestellt, daß Säufer gegen jede sie befallende Krankheit weniger widerstands- fähig sind, als normal lebende Menschen. Sonst harmlos auf- tretende Leiden nehmen im alkoholdurchseuchten Körper immer einen bösartigeren Verlauf und steigern die Sterblichkeit um zirka 40 o/o.

9. 2 - S. 114

1913 - Grünstadt : Riedel
114 Zubereitung der Speisen. Unsere Speisen gewinnen nicht nur an Wohl ge sch mack und Verdaulichkeit, sondern auch an erhöhtem Schutz gegen die Erreger der mancherlei Infektionskrankheiten durch eine ent- sprechende Zubereitung. Obwohl wir ja Obst, Rüben, Salat roh, d. h. ungekocht genießen können, was aber auch nie ohne jede Vorsicht geschehen sollte, sind unsere pflanzlichen Nahrungsmittel im allgemeinen schwerer zu verdauen als tierische. Es liegt dies daran, daß die pflanzlichen Zellengewebe durch die zähe Zellhaut fest ge- schlossen und nebst ihrem Inhalt den Verdauungssäften nur schwer zugänglich sind. Durch entsprechende Zubereitung aber sollen die Zellwände gesprengt, das Stärkemehl in den Zellen zum Aufquellen gebracht und für die Wirkung der Verdauungssäfte empfänglich gemacht werden. Dies wird vor allem bewirkt durch das Kochen. Wärme und Feuchtigkeit bringen die Zellwände zum Platzen. Die aufquellende Stärke geht in einen kleisterartigen Zustand über, eine Art Zucker- lösung, die leicht verdaut werden kann. Aber auch die Zellwände selbst erfahren eine bedeutende Lockerung und Aufweichung. Hierbei spielt das sich in Dampf verwandelnde Wasser eine Hauptrolle, dessen Ausdehnungsfähigkeit vor allen Dingen jene lockernde Wirkung im Gefolge hat. Hieraus erklärt sich auch die Erscheinung, daß Mehl- und Kartoffelspeisen beim Erkalten wieder fest und schliffig werden. Manchen Nahrungsmitteln will man aber durch das Kochen Flüssigkeiten entziehen um sie dadurch genießbar zu machen. So werden die Kartoffeln erst bekömmlich, wenn durch das Sieden ihnen der größte Teil ihres Wassers nebst dem darin enthaltenen Giftstoff, Solanin, genommen worden ist. Früchten entnimmt man durch Kochen die wohlschmeckenden Fruchtsäfte, welche dadurch zugleich auch ihre Haltbarkeit erlangen. Denn es werden hiebei auch die in ihnen enthaltenen Gärungs- und Fäulniserreger getötet. Auch die äußerlich den verschiedenen Nahrungsmitteln anhaftenden Krank- heitserreger werden in der Siedehitze des Kochtopfes unschädlich gemacht. Eine besondere Art des Kochens ist das Dämpfen, wobei die Aufweichung und Lockerung des Zellgewebes, die Umwandlung der Stärkekörner schneller und unter Umständen besser dadurch erfolgt, daß man die betr. Pflanzenstoffe (man tut dies gern bei Gemüse) kochend heißem Dampfe aussetzt. Hiebei hat man den besonderen Vorteil, daß die zuzubereitenden Nahrungsmittel weniger an Saftig- keit und Wohlgeschmack einbüßen und doch den gleichen Grad der Verdaulichkeit erreichen. Den gleichen Zwecken wie das Kochen und Dämpfen dient das Backen. Hierbei soll aus Mehl Brot, Kuchen oder sonstiges Back- werk hergestellt werden. In ersterem Falle setzt man dem Mehle

10. 1 - S. 97

1912 - Grünstadt : Riedel
97 Dicht unter dem Kinn erweitert sie sich zum Stimmorgan, dem Kehlkopf, welcher aus vier miteinander verbundenen Knorpeln besteht, die sich oben zu einem schmalen Spalt, der Stimmritze, verengern. Das Innere ist mit einer Schleimhaut aus- gekleidet, deren Ränder wie zwei Falten die Stimmritze umrahmen. In der Ruhe sind diese Falten, Stimmbänder genannt, schlaff so daß beim Atmen die Luft ungehindert zwischen ihnen durchdringen und ihren Weg in die Lunge nehmen kann. Sie können aber durch Muskeln gespannt und so einander mehr oder weniger genähert werden. Ein in diesem Momente aus der Lunge kommender Luft- strom versetzt die Stimmbänder in schwingende Bewegung, wodurch ein Ton entsteht, als wenn man in eine Pfeife bläst. Je nachdem die Spannung stärker oder schwächer, die Verengerung der Stimm- ritze also größer oder geringer ist, wechselt die Höhe oder Tiefe des Tones. „Mit Hilfe der Zunge, des Gaumens, der Zähne und der Lippen vermag der Mensch die Stimme zur Sprache zu vervoll- kommnen." Hinter der Luftröhre liegt die „Speiseröhre", weshalb beim Schlucken die Speisen über den Kehlkops weggleiten müssen. Damit nun keine Speiseteilchen iu den Luftweg, die „unrechte Kehle" eindringen können, wird derselbe durch einen häutigen Knorpel, den Kehlkopfdeckel, verschlossen. Wie schon hervorgehoben, endigen die feinsten Verzweigungen der Luftröhre in vielen Millionen winzigen, elastischen Bläschen, deren Gesamtheit das lockere, schwammige Gebilde gibt, welches wir Lunge nennen, und welches sich gleich der Luftröhre in zwei Hauptteile sondert, den rechten, dreilappigen und den linken, zwei- lappigen „Lungenflügel". Die Oberfläche derselben ist mit einer zarten Haut, dem Lungensell, überzogen, während die innere Brustwand mit dem weichen „Rippen- oder Brustfell" ausge- kleidet ist, welches die zarten Lungengebilde vor Reibungen schützen muß. Jedes der zahllosen Lungenbläschen ist umsponnen von einem ganzen Netze von Blutadern, die ständig vom Herzen her mit kohlen- stoffhaltigem Blut versorgt werden. Beim Atmen dringt nun durch die ungemein dünnen Wände der Bläschen der Sauerstoff der Luft in das Blut der Adern ein, woselbst er sich mit dem Kohlenstoff zur Kohlensäure verbindet. Diese geht dann auf dem nämlichen Wege in die Lungenbläschen zurück um bei der Ausatmung aus dem Körper ausgeschieden zu werden. Da aber die Verbindung von Sauerstoff und Kohlenstoff eine Art Verbrennung ist, so ent- steht hierbei auch Wärme, unsere Körperwärme, die beim ge- sunden Menschen etwa 37 °C beträgt. Das von der Kohlensäure gereinigte Blut geht in das Herz zurück um von hier aus alle Teile des Körpers mit „Nährstoffen" zu versorgen. So wollen also die Atmungsvorgänge zwei wichtige Aufgaben im menschlichen Körper 7
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