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1. Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen - S. 471

1847 - Königsberg : Bon
471 wollte er mit seiner Familie entfliehen. Unterwegs erkannte ihn aber der Postmeister in einer kleinen Stadt und hielt ihn an. Man zwang ihn umzukehren, band seine Bedienten auf dem Kutschensitze fest und ließ ihn durch Soldaten nach dem Schlofle in Paris zurückführen. Die National - Versammlung setzte den König gefangen, hob die bisherige Staatsverfaffung auf und er- klärte 1792 Frankreich für einen Freistaat. Diese Umänderungen begeisterten damals das französische Volk mit, außerordentlichem Muthe. Die feindlichen Heere, welche von allen Seiten in Frank- reich eindrangen, um die alte Ordnung wieder herzustellen, wur- den geschlagen. Die Erbitterung gegen den König ging jetzt so weit, daß man ihn zum Tode verurtheilte. Um die vielen Hin- richtungen zu beschleunigen, hatte man das Fallbeil oder die Guil- lotine erfunden. Unter dieser Maschine siel auch das Haupt des edlen Königs am 21. Jan. 1793 und neun Monate später das feiner Gemahlin Marie Antoinette, einer Tochter des deutschen Kaisers, und das seiner Schwester. Der Dauphin (Kronprinz) starb bald in seinem zehnten Jahre an den erlittenen Mißhandlungen. Nun war das Volk von allen Banden los, er- laubte sich die schrecklichsten Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten und mordete mit einer schauderhaften Blutgier. Am gräßlichsten wüthete Robespierre, der sich zum Gewalthaberemporgeschwun- gen hatte. Täglich wurden Menschen hingerichtet, oft 50 — 70 auf einmal. Eben so ging es in den größeren Städten des Lan- des, in Lyon und Nantes. Nachdem Robespisrre gestürzt war, ließen zwar die Grausamkeiten nach; aber die Verfolgungen im Innern des Landes dauerten noch immer fort, und manche Ge- genden wurden vom Bürgerkriege ganz verwüstet. Der Krieg gegen die benachbarten Staaten England, Spanien, Sardinien, Oesterreich, Preußen und das übrige Deutschland dauerte noch fort; aber die französischen Heere, von klugen und muthvollen Feldherrn angeführt, siegten überall. Die Franzosen bemächtigten sich sogar der deutschen Provinzen am linken Rheinufer, eroberten Holland, drangen tief in Deutschlaud ein und beherrschten fast ganz Italien; nur zur See gingen gegen England Schiffe und Inseln verloren. Preußen machte dem verderblichen Kampfe durch den Frieden zu Basel (12. Juni 1795), dem auch Spanien beitrat, ein Ende. §. 07. Napoleon Aon aparte. (Kdrfr. 1. S. 71. Napoleon Bonaparte wurde 1768 zu Ajaccio auf der In- sel Korsika geboren. Sein Vater, ein Advokat aus einer armen adligen Familie, starb zeitig und hinterließ fünf Söhne und drei Töchter, auf deren Erziehung die Mutter alle Sorgfalt verwen-

2. Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen - S. 470

1847 - Königsberg : Bon
470 schränkte er sich ein und machte manche gute Einrichtung. Die Staatsschulden vermehrten sich, und der König wußte nicht, wie ec sie abtragen, die Abgaben ermäßigen, überhaupt die zerrüttete Haushaltung des Staates wieder herstellen könnte. Daher sah er sich genöthigt, dem Ratl)e seines berühmten Ministers Necker zu folgen und die Reichsstände, die seit 1614 nicht versammelt gewesen waren, zu berufen, um mit denselben über die Mittel zu berathen, wie man wohl dem Lande helfen könne. Am 5. Mai >789 wurde der Reichstag eröffnet. Es hatten sich 3000 Abgeordnete vom Adel, eben so viele von der Geistlichkeit und 600 vom Vürgerstande zu dieser Versammlung eingefunden. Aber der Adel und die Geistlichkeit, welche bisher von allen Abgaben frei gewesen waren, wollten auch jetzt zur Rettung des Landes Nichts beitragen, sondern dachten nur darauf, ihre Rechte zu behalten, und erbitterten den Bürgerstand noch mehr gegen sich, statt ihn durch Milde und Nachsicht zu besänftigen. Die ganze Haupstadt gerieth in Aufruhr; die französischen Soldaten hielten es mit den Bürgern; die Sturmglocke ertönte; das Volk rottete sich zusammen, erbrach die Zeughäuser und zog am 14. Juli 1789 bewaffnet gegen die Bastille <spr. Bastillje, d. i. Staals- gefängniß) und erstürmte sie. Dies war der Anfang der großen französischen Staatsumwälzung. Bald kamen ganze Haufen nichtswürdiqer Menschen nach Paris, um hier mit den Aufrüh- rern Gefahr und Beute zu theilen. Ordnung und Gesetze hörten auf. Viele dem Volke verhaßte Männer wurden aus öffentlicher Straße ermordet. Was Paris zuerst that, ahmte bald das ganze Land nach. Bewaffnete Banden zogen bald nach allen Richtun- gen umher, und mit dem Geschrei: „Krieg den Palästen, Friede den Hütten!" plünderten sie die Schlösser der Edelleute und die Häuser der Geistlichen. Der Herzog von Orleans, des Kö- nigs eigener Vetter, einer der verworfensten Menschen damaliger Zeit, wiegelte unaufhörlich das Volk auf, weil er es gern beherr- schen wollte. Bei der immer wachsenden Gefahr verließen mehrere Prinzen, Edelleute und Geistliche das Land und gingen unter dem Namen Emigranten nach England, Deutschland und der Schweiz, wo sie sich oft mit großer Mühe ihr Brod verdienen mußten. In Paris aber wurde es immer ärger. Der wilde Pöbel stürmte nach Versailles, wo der König wohnte, mordete die Leibwache und zwang den König, sich nebst der Königin in eine Kutsche zu setzen und nach Paris zu fahren. Das freche Gesindel begleitete ihn unter Beschimpfungen aller Art, schoß zuweilen in die Kutsche und fluchte dem König und der Königin. Die Klöster wurden aufgehoben, der Adel mit seinen Vorrechten abgeschafft, ihre Güter eingezogen und eine neue Regierungsweise bestimmt. Der König blieb zwar Oberhaupt des Staates; allein das Recht, Gesetze zu geben, sollten die Abgeordneten des Volkes ausüben. Weil der König sich in Paris nicht mehr sicher glaubte,

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 131

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 111. Die dritte Koalition gegen Frankreich 1805. 131 er habe Beziehungen zu den Verschwörungen, die sich in Frankreich int Kreise der Republikaner und der Royalisten gegen das Leben des ersten Konsuls gebildet hatten. Von Argwohn beeinflußt, beschloß er die Beseitigung des Prinzen. Er ließ ihn in einer Nacht (März 1804) von einer aus Straßburg nach Ette n he im (Aufenthaltsort Enghiens) geschickten militärischen Abteilung ergreifen, nach Vincennes bringen und dort ohne jede Beobachtung von Rechtsformen erschießen. England und Rußland erhoben Protest; das Reich aber und Baden unterließen jede Kundgebung der Mißbilligung. Weitere Übergriffe erfolgten 1805. Napoleon verwandelte die Italienische Republik in das Königreich Italien und setzte sich selber die Krone aufs Haupt, während die Ligurische Republik mit Frankreich vereinigt wurde. 4. Alle diese Gewalttaten, welche als Hohn auf die Schwäche Deutschlands und Österreichs erschienen, brachten den Wiener und Petersburger Hof zur Erkenntnis von der Notwendigkeit gemeinsamer Rüstungen. Der englische Minister Pitt, der von der Überzeugung durchdrungen war, daß „keine Sicherheit für England und Europa bestehe, so lange der Soldatenkaiser aus dem Throne fitze", benützte die franzosenfeindliche Stimmung und brachte im April 1805 die Dritte Koalition gegen Frankreich zu stände, welcher außer England und Österreich noch Rußland unter Alexander I. (1801—1825) beitraten. Die Bemühungen, Preußen zum Eintritt in die Allianz zu bewegen, scheiterten, so sehr sie auch von einer patriotischen Partei, namentlich der hochherzigen Königin Luise, unterstützt wurden, an der Friedensliebe, Zaghaftigkeit und Unentschlossenheit Friedrich Wilhelms Iii. — Die süddeutschen Staaten: Bayern, Württemberg, Baden, Hessen vereinigten, durch Verheißungen gewonnen, ihre Streitkräfte mit den französischen. 5. Während Napoleon in den Häfen an der franzöfifchen Westküste großartige Rüstungen betrieb, fielen die Österreicher unter Führung des Generals Mack in Bayern eilt, drangen bis an die obere Donau vor und bezogen bei Ulm eine befestigte Stellung. Mack fühlte sich sicher und sah mit Siegeszuversicht der Ankunft der feind- lichen Heere entgegen. Diese ließen nicht lange auf sich warten. Mit staunenswerter Schnelligkeit erschien Napoleon selbst ant Rhein und rückte mit seinen kampfeslustigen Scharen über den Schwarzwald nach Schwaben vor. Gleichzeitig führte Marschall Beruadotte seine Truppen von Hannover nach Süden und zog dabei, unbekümmert um die bisher von Preußen ängstlich gewahrte Neutralität, durch die seit 1791 (§ 100, 2) zu Preußen gehörige Markgraffchaft Ansbach. Noch hatte Mac! iit seiner Verblendung keine Ahnung von der Nähe des Feindes, da war Ulm schon von französischen Heeren umzingelt und 9* Dritte Koalition gegen Frankreich 1805. Kapitulation von Ulm 1805 (Oft.)

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 112

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
112 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. Empörung des Volkes. Übergabe der P "Bastille. 14. Juli 1789. 1789 auf den Rat seines beim Volke beliebten Ministers Necker die seit 1614 nicht mehr beisammen gewesenen Reichsstänbe nach Versailles und zwar mit boppelter Vertretung des britten Stanbes (tiers etat): etwa 300 Abelige, 300 Geistliche und 600 Bürger, um mit ihnen die Lage des Laubes zu besprechen und Mittel zur Abstellung der Not-ftünbe zu suchen. Aber gleich in der ersten Sitzung offenbarte sich die Unmöglichkeit des Zusammenwirkens. Die Privilegierten (Abel und Geistlichkeit) wollten nicht mit den Bürgern in einem Saale in Beratung treten; auch verlangten sie, daß nicht nach Köpfen, sonbern nach Stäuben abgestimmt werbe. Der barüber entbrannte Streit enbete damit, daß sich die Bürger und Bauern, ihre Macht und ihre Bebeutung für den Staat erkennend, als die eigentliche Nationalversammlung ausriefen, Adelige und Geistliche zum Beitritt einluden und am 21. Juni eidlich gelobten, nicht eher auseinanderzugehen, bis sie dem Sande eine neue Verfassung gegeben hätten, d. H. bis die absolute Monarchie abgeschafft und eine stetige Volksvertretung zur Mitregierung eingerichtet wäre. Verschiedene Mitglieder des Adels und des Klerus traten in ihre Reihen. Ihre Wortführer waren: Graf Mirabeau, ein Redner von dämonischer Begabung, aber befleckt durch ein wüstes, unsittliches Jugendleben und zersallen mit seiner Familie; der Abbe Sieyes und der schwärmerische Lasayette, der sich an den Freiheitskämpfen in Amerika beteiligt hatte. Sieyös rief aus: „Was ist der dritte Stand? — Alles, die Nation. Was bedeutet er im Staate? — Nichts!" 3. Diese Vorgänge versetzten die Bevölkerung von Paris in die größte Aufregung. Der König schwankte, eines Entschlusses und einer entschiedenen Tat unfähig, zwischen Nachgiebigkeit und Widerstand hin und her. Da er den Garden in der Hauptstadt nicht traute, berief er einige Regimenter aus der Provinz nach Versailles. Allein diese Anordnung beuteten Mirabeau und andere als einen beabsichtigten Angriff auf die Nationalversammlung. Die Kunde davon, sowie die plötzliche Entlassung des volksfreundlichen Ministers Necker gaben in Paris das Signal zur Empörung. Und nun erfolgte ein Wutausbruch des rohen, zuchtlosen Pöbels. Die zusammengerottete Menge stürmte unter wüstem Geschrei durch die Straßen und erzwang die Übergabe der Bastille (einer alten Burg, die als Staatsgefänguis benützt würde), bereu Znfammenbrnch für einen Sieg der Volks-souveränität über das „Königtum von Gottes Gnaden" gehalten wurde (14. Juli 1789, Anfang der französischen Staatsumwälzung, noch heute als Geburtstag der Republik gefeiert). Ein zweiter Aufstand (Oktober) zwang den König und seine Familie zur Übersiebelung von Versailles nach Paris; die Nationalversammlung folgte. Unterbeffen würde eine Bürgerwehr unter beut Namen der Nationalgarbe

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 114

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Gesetzgebende Versammlung 1791- 1792: a. Zusammensetzung und Aufgabe. b. Erklärung des Krieges an Österreich 1792. 114 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. Ausschreitungen zu befürchten waren, so verließen die königlichen Prinzen und viele Adelige ihr Vaterland und ließen sich namentlich in den Rheinstädten nieder (Emigranten), von wo aus sie die deutschen Fürsten zum bewaffneten Einschreiten gegen Frankreich und zur Wiederherstellung der früheren Ordnung aufzustacheln suchten. Das Zentrum dieses „auswärtigen Frankreich" war Koblenz. Endlich glaubte auch der König die Sicherheit seiner Person bedroht. Um sich den Gefahren zu entziehen, machte er im Juni 1791 eineu Fluchtversuch, wurde aber in Varennes (bei Metz) erkannt und daun auf Befehl der Nationalversammlung nach Paris zurückgebracht, wobei er auch den letzten Rest von Autorität im Volke verlor. Bald darauf löste sich die Konstituierende Versammlung auf, um uoch in demselben Jahr einer anderen, der gesetzgebenden, Platz zu machen. § 106. Die Gesetzgebende Versammlung. Der Nationalkonvent. Die Direktorialkriege. 1. Die Gesetzgebende Vers a m in lnng (Assemblee legislative, 1791 — 1792) kam durch allgemeine Wahlen zu stände. Ihre Aufgabe war: die Verfassung durch gesetzgeberische Maßnahmen weiter auszubauen und sie in das praktische Leben überzuführen. In ihr gab es drei Parteien: 1) die konstitutionell-royalistische, welcher die Anhänger des Königtums angehörten; 2) die gemäßigten Republikaner, als deren wichtigste Gruppe die Girondisten (Abgeordnete aus dem Departement der Giroude) anzusehen waren, und 3) die radikalen Republikaner oder die Jakobiner, aus deren Seite sich die vor keinen Greueltaten zurückschreckenden Mänuer, wie Robespierre, M a r a t und Danton befanden. Die Versammlung saßte insbesondere die Be-kämpfung der für die neue Staatsordnung gefährlichen Emigranten ins Auge. Man sollte sie als Landesverräter und Verschwörer behandeln und ihre Güter einziehen. Der König widersetzte sich solchen Anträgen und erweckte dadurch den Verdacht, als baue er seine Hoffnungen auf die Vorgänge in den Rheingegenden. Wegen der von den Emigranten betriebenen Rüstungen richtete man eine Beschwerdeschrist an den Deutschen Kaiser. Als dieselbe keinen Erfolg hatte, mußte Ludwig Xvi. den Krieg an Österreich und Preußen erklären (1792). Das anfangs sieghafte Vordringen des Feindes benützten die Jakobiner zum Sturz des Königs. Indem sie den Gedanken verbreiteten, der König stehe in geheimen Beziehungen zu den deutschen Fürsten, stachelten sie die erhitzte Menge zu einem neuen Aufruhr an. Der wütende Pöbel machte im August 1792

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 116

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
116 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. c. Schreckens Herrschaft des Wohlfahrtsausschusses. d. Einführung einer neuen Zeitrechnung. e. Royalistische Ausstände und Ende der Schreckensherrschaft. Königs, Dauphin Ludwig (Ludwig Xvii.), wurde einem verworfenen Schuhmacher zur Erziehung übergeben. Er starb 1795 infolge von Mißhandlungen. „Wir haben die Schiffe hinter uns verbrannt", rief Ararat nach der Hinrichtung Ludwigs Xvi. aus und deutete damit an, daß den Männern des Umsturzes und der damaligen Herrschaft keine Wahl blieb, als Vernichtung aller ihrer Gegner oder eigener Untergang. Solcher Auffassung entsprechend, handelte nun auch der National-konvent. Er riß alle gesetzgebende und ausübende Gewalt an sich und übte ein Schreckensregiment ans, das alles übertraf, was sich bisher Entsetzliches zugetragen hatte. Au seiner Spitze stand der sogenannte Wohlfahrtsausschuß, in dem Robespierre, Danton it. a. ihre bluttriefende Tätigkeit entfalteten. Derselbe entwarf Gesetze, welche den ruhigen Bürger erzittern machten, alle Widerstrebenden mit dem Tode bedrohten und die einst so gefeierte Freiheit und Gleichheit in das Reich der Träume verwiesen. Ein Revolutionstribunal urteilte als oberster Gerichtshof über alle „Verdächtigen". Es kannte nur die Todesstrafe. Appellation oder Begnadigung gab es nicht. In den Provinzen bildeten sich Revolutionsausschüsse, die vom Konvente aus ihre Weisungen erhielten zur Ausrottung aller Männer von Besitz, Bildung und edler Gesinnung, und in allen größeren Städten, wie in Bordeaux, Nantes, Lyon, wüteten Kommissare des Wohlfahrtsausschusses, indem sie die entartete Menge zum Morde aufstachelten. Tausende von Bürgern, die bisher in Ruhe ihr Tagewerk verrichteten, verbluteten auf der Guillotine (einer von dem Deputierten Guillotiu erfundenen Enthauptungsmaschine, Fallbeil). Damit der Zusammenhang mit der Vergangenheit aufgehoben werde und steh die Erinnerung nicht mehr in frühere Jahrhunderte flüchten könne, führte man eine andere Zeitrechnung ein und bezeichnete als Anfang der neuen Zeit den 22. September 1792 (Gründungstag der Republik). Als veraltet betrachtete man auch das Christentum; man verbot den christlichen Kultus, hob den Sonntag und alle gottesdienstlichen Einrichtungen auf und ordnete die Verehrung der Vernunft an als der Quelle der Weisheit und Erkenntnis. So brach das Alte, Ehrwürdige und Geheiligte zusammen, die Stützen, welche Bildung und Gesittung getragen; Zerstörungswut und rohe Sinnenlust schritten sieghaft einher (1794 ließ Robespierre bitrch den Konvent wieder dekretieren: „Das Dasein eines höchsten Wesens und die Unsterblichkeit der Seele sei eine Wahrheit"). Gegen diese nmstürzlerischen Neuerungen und die Tyrannei des Konventes erhoben sich zwar viele Franzosen, so die Bevölkerung der Veitl)ee und die südlichen Städte Marseille, Bordeaux, Lyon und Toulon; letzteres rief sogar die Engländer zu Hilfe und räumte

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 120

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
120 Ix. Bon der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. zurückkehrten, eine Erklärung, welche die Franzosen zum äußersten Widerstande veranlaßte. Bei Valiny in der Champagne stieß Ferdinand von Braunschweig auf den französischen General Keller mann. Es kam im September zu einer resultatlosen Kanonade auf die vom Feinde besetzten Höhen. Hierauf traten die Preußen infolge der vorgerückten Jahreszeit den Rückzug nach Koblenz an, auf welchem sie durch Krankheiten, Kälte und Schwierigkeiten des Marsches ungeheure Verluste erlitten. Unterdessen drang General Dnmonriez von der Champagne aus nach Belgien vor, schlug die Österreicher bei Jemappes in Flandern (November) und vereinigte die österreichischen Niederlande mit Frankreich. Einfall-C^lstilles 5. (gilt anderes Heer machte unter Cnstine einen Einfall in die lande. Rheinlande, eroberte mit geringer Mühe Speier, Worms und zwang auch im Oktober 1792 die wichtige Festung Mainz zur Übergabe. Der Kurfürst und seine Beamten flohen und die Franzosen hielten, indem sie die Herrschaft der Menschenrechte verkündeten, ihren Einzug. Die leichtsinnige Bürgerschaft (wie überhaupt die rheinische Bevölkerung) begrüßte die Fremdlinge mit lauter Freude, löste den Zusammenhang mit dein Deutschen Reiche und beantragte den Anschluß an die französische Republik (Frankreich war unterdessen zur Republik umgewandelt worden). Eine Deputation, an deren Spitze der Forscher und Welt-umsegler Georg Förster stand, übermittelte diese Willenskundgebung an den Nationalkonvent in Paris. So kläglich verlief für Preußen und Deutschland der erste Zusammenstoß mit dem revolutionären Frankreich. Eine neue Epoche der Weltgeschichte war, wie Goethe sagte, eingebrochen. § 108. Der I. Koalitionskrieg 1793—1797. Die Verbündeten. 1. Im Januar 1793 siel das Haupt Ludwigs Xvi. Ein Schänder ergriff die europäischen Dynastien. Mit Entsetzen erkannte man, wohin die blinde Volkswut, der Haß gegen das Königtum führte. In den monarchisch regierten Staaten reifte die Überzeugung, daß man durch gemeinsames Vorgehen der weiteren Ausbreitung der revolutionären Gedanken und Bestrebungen einen Damm entgegensetzen müsse, und diese Erkenntnis führte 1793 zur ersten großen Koalition, welche auf Anregung des englischen Ministers William Pitt des Jüngeren von England, Österreich, Preußen, dem Deutschen Reich, Holland, Spanien und Sardinien geschlossen wurde. Anfängliche Er- 2. Der Gang des Krieges erfüllte anfangs die Verbündeten mit folge der Ver- . r ~ r- 2.. .. , , , bündeten 1793. frechen Hoffnungen. Die Österreicher siegten bei Neer winden

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 194

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
194 X. Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrichtung des Deutschen Kaisertums. eine namentlich von den Studenten unterstützte Rebellion den Kaiser Ferdinand I., den verhaßten Metternich zu entlassen und einen Reichstag sür Gesamtösterreich einzuberufen. Metternich, seit 1809 leitender Minister, legte seine Ämter nieder und verließ die Hauptstadt (t 1859). Im Sommer und Herbst 1848 aber kam es zu neuen furchtbaren Ausbrüchen der Volksleidenschaften. Der Regierung entschlüpfte die Macht. Der Hof floh nach Innsbruck, später nach Olmütz und die Herrschaft über Wien fiel der Bürgerwehr zu. Die radikale Linke des Frankfurter Parlaments entsandte Robert Blum, um den Aufständischen ihre Sympathien zu bekunden. Fürst Windifchgrätz, der kurz vorher in Prag durch Niederwerfung der Czechenerhebnng die Ruhe wiederhergestellt hatte, rückte heran, belagerte die Kaiserstadt und nötigte sie am 31. Oktober zur Kapitulation. Die Hauptaustifter des Aufstandes hatten die ganze Strenge des Kriegsrechtes an sich zu erfahren. Unter den standrechtlich Erschossenen befand sich auch Robert Blum, der sich vergebens auf seine Unverletzlichkeit als Mitglied des Frankfurter Parlaments berufen hatte. — Unter den stürmischen Bewegungen der Zeit war Kaiser Ferdinand regierungsmüde geworden. Ant 2. Dezember 1848 legte er die ihm zu schwer gewordene Krone nieder und nun bestieg sein achtzehnjähriger Neffe Franz I o s e p h den österreichischen Thron. Tie Revolution 4. Ein Schauplatz stürmischer Kundgebungen und blutiger Scenen 18?M?I?1848. war auch Berlin. Die fortgesetzte Weigerung Friedrich Wilhelms Iv., den aus der Zeit herausgeborenen Forderungen des Volkes entgegenzukommen, hatte eine sehr gereizte Stimmung in der Menge hervorgerufen. Sie offenbarte sich in lärmenden, allgemeinen Versammlungen, die in der zweiten Märzwoche veranstaltet wurden. Der „Terrorismus der Straße" wuchs von Tag zu Tag und gewann allmählich einen ganz bedenklichen Einfluß. Endlich am 18. März 1848 stellte der König nach langem Zaudern durch ein Patent Erlaß einer Verfaffung und kräftiges Eintreten für eine nationale Bundesreform (Verwandlung des Staatenbundes in einen Bundesstaat) in Aussicht. Die königliche Botschaft wirkte beschwichtigend, ja rief eine freudige Bewegung in der Berliner Bevölkerung hervor. Ganze Scharen eilten auf den Schloßplatz, um dem König zu daukeu. Derselbe erschien auf dem Balkon und nahm die Huldigungen der jubelnden Menge entgegen. Plötzlich fielen, bisher unaufgeklärt von welcher Seite — ob vom Militär oder von gewiffenlofen Agitatoren — zwei Schüsse, die, obwohl sie niemand verletzten, sofort einen Umschlag in der Stimmung des Volkes bewirkten, das sich verraten glaubte. Die eben dem König eine Ovation bereitet hatten, schrieen: „Wir sind verraten," stoben auseinander, stürmten durch die Straßen, erbauten Barrikaden und begannen einen Kampf mit dem Militär, der vom Nachmittag bis

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 195

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 133. Die Revolution von 1848. 195 nach Mitternacht dauerte. Am Morgen des 19. März gab der König Befehl zum Abzug der Truppen aus der Hauptstadt; auch willigte er in die Errichtung einer Bürgerwehr zum Schutze der Ordnung und Sicherheit. 5. Im Mai wurde in Berlin die aus allgemeinen Wahlen her-vorgegangene (Preußische) Nationalversammlung eröffnet. Versammlung. Sie sollte durch gemeinsame Arbeit mit der Regierung eine Verfassung schaffen. Bald aber zeigte sich ein unüberbrückbarer Gegensatz zwischen der demokratischen Kammermehrheit einerseits, der Regierung und ihren Anhängern anderseits. Die Beratungen verliefen resultatlos. Infolgedessen hob Friedrich Wilhelm die Nationalversammlung, die inzwischen wegen häufiger Störungen von Berlin nach Brandenburg verlegt worden war, auf und verkündete (oktroyierte) im Dezember 1848 dem Lande eine von der Regierung entworfene Verfassung, welche von den aus Grund derselben zusammengetretenen zwei Kammern beraten und am 6. Februar 1850 von König und Landtag feierlich beschworen wurde. (Die gesetzgebende Gewalt wird fortan durch den König, das Herrenhaus — seit 1854 so genannt — und das Haus der Abgeordneten ausgeübt.) Der Sturm war vorbei; die Ruhe kehrte zurück. 6. Der unruhige Geist der Zeit ergriff auch das bayerische B^gungen^in Volk. In lärmender Weise verlangte es Preßfreiheit, Ministerverant- «aven. Wörtlichkeit, Öffentlichkeit der Rechtspflege 2c. König Ludwig I. gewährte durch die Proklamation vom 6. März 1848 alle diese Forderungen, legte aber am 20. März aus freiem Entschlüsse die Zügel der Regierung in die Hände seines Sohnes Maximilian. — Stürmischer war die Bewegung in Baden. Leidenschaftliche Republikaner, wie Hecker, Struve und Herwegh, planten den Sturz der Monarchie. Sie riefen im April 1848 von Konstanz aus zu den Waffen. Die von ihnen aufgestachelten und von französischen Republikanern verstärkten Haufen aber wurden von Bundestruppen zerstreut. 7. Wir haben bisher die auf den freiheitlichen Ausbau der Einzelftaaten gerichteten Bestrebungen kennen gelernt; nun werde noch der mächtigen Strömung gedacht, welche eine gründliche Umgestaltung der Bundesverfassung und damit die Vereinigung der deutschen Staaten und Stämme zu einem organisch gegliederten Ganzen ins Auge faßte. Ende März 1848 vereinigten sich in Frankfurt a. M. verschiedene Das Vorparia-Mitglieder der deutschen Ständeversammlungen, das sog. Vorparlament. Sie stellten den Grundsatz der Volkssouveränität aus und beschlossen, daß eine aus allgemeinen, direkten Wahlen hervorgehende deutsche Nationalversammlung das Verfassungswerk in Angriff nehmen und zur Durchführung bringen solle. Ihre Beschlüsse fanden die Zustimmung des Bundestages, welcher sich, die Zeichen der Zeit er- 13*

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 179

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 128. Reaktionäre Gegenströmung. 179 war ein Feind der neuen Ideen; er bekämpfte sie in Zeitschriften, schickte, wie man hörte, Stimmungsberichte über die in Deutschland herrschenden Zustände und Strömungen an Kaiser Alexander I. von Rußland und erhob schwere Anklagen gegen die Universitäten. Der Haß gegen ihn erzeugte in K. Sand den Entschluß, das Vaterland von seinem ungeratenen Sohne zu befreien und damit dem Fortschritt wie der nationalen Sache einen Dienst zu erweisen. Er reiste nach Mannheim, wo sich Kotzebne gerade aufhielt, verschaffte sich unter falschem Namen Einlaß in dessen Gemach und stieß ihm mit den Worten: „Hier, du Verräter des Vaterlandes!" den Dolch in die Brust (23. März 1819). Der Versuch, sich selber zu töten, mißlang; Sand wurde 1820 hingerichtet. § 128. Reaktionäre Gegenströmung. 1. Dem vorwärts drängenden Streben der Gebildeten des Volkes nach Verwirklichung des Einheits- und Freiheitsgedankens setzten sich bald reaktionäre Bewegungen zur Abschwächung und Unterdrückung entgegen. Dieselben gingen zunächst von zwei Kreisen aus: vou dem Großgrundbesitz, der von den Neuerungen eine Schmälerung seiner Rechte fürchtete, und von dem Beamtentum, das „in der Einführung parlamentarischer Einrichtungen eine Beeinträchtigung seiner bisherigen Unfehlbarkeit und Unantastbarkeit" sah. Beide wirkten dahin, den Widerspruch der Fürsten gegen die erstrebten Fürst Metternick. Reformen herauszufordern. Der entschiedenste Gegner des neuen Geistes war der österreichische Staatskanzler Fürst Metternich (f 1859). Er hielt jeden Versuch nach Umgestaltung des Bestehenden, jede Mitwirkung des Volkes bei der Gesetzgebung und Verwaltung für den Ausfluß einer antimonarchifchen, ja revolutionären Gesinnung und betrachtete daher die Aufrechterhaltung der auf dem Wiener Kongreß geschaffenen Ordnungen als feine oberste Pflicht. Und wie er, so dachte auch sein Herr, der von absolutistischen Herrschergedanken erfüllte Kaiser Franz I. 12* Träger der Reaktion.
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