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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 187

1863 - Essen : Bädeker
187 Schon kniete brünstig, stillandächtig Der Kaiser vor dem Hochaltar, Mit Grafenkronen prächtig Um ihn die Heldenschoar; Schon fällt vom Spiel der Lichter Ein rosenfarbner Schein Auf ihre klaren Angesickter: Da tritt der Heide keck hinein. Er staunt, als er die stolzen Paire Mit Karl auf ihren Knieen erkennt, Damit sie himmlisch nähre Das ew'ge Sakrament; Doch staunt er deß nicht minder, Da sich kein Priester fand, Und sieh l Es kamen Engelkinder Im blüthenwetßen Lichtgewand. Sie boten zum Versöhnungsmahle Das Sakrament dem Kaiser dar, Das auf smaragdner Schale Sie trugen wunderbar. Und Jubel füllt die Seelen, Empfahend Brod und Wein, Es dringt ein Lied aus tausend Kehlen Vom göttlichen Zugegensein! Der Sachse steht betäubt, er faltet Die Hände fromm, sein Aug' ist naß; Das hohe Wunder spaltet Den heidnisch argen Haß. — Hin eilt er, wo der Haufe Mit frohem Blick ihn mißt, „Gieb, Karl, dem Witte lind die Taufe, Daß er umarme dich als Christ!" — Opiaten.) 11. Roland. Manche Kriege hat Karl der Große, vo-n tapfern Dienstmannen unterstützt, zur Verbreitung des Christenthums geführt. Selbst bis nach Spanien hin, wo damals arabische Fürsten regierten, trug er feine Waffen. Dieser Feldzug ist in einer alten Sage ver- herrlicht, in der Sage von Roland, einem feiner Getreuen. Als Karl mit den Fürsten seines Reiches auf einem Reichstage zu Pader- born versammelt war, erschien ihm in der Nacht — so erzählt die Sage — ein Engel, der zu ihm sprach: „Eile gen Spanien, wo die Heiden untugendlich in Abgötterei leben, damit du dieses Land gewinnest und die Krone des Himmels erbest! Hier nimm dieses Schwert und dieses Horn und gieb es deinem Neffen Roland, der soll an dieser Heerfahrt das ewige Leben verdienen!" — Da machte sich im Jahre 778 Karl auf mit seinen zwölf Helden, unter denen Roland der vornehmste war, und mit vielem Kriegsvolk, daß er dem Heidenthume in Spanien ein Ende mache und das Christenthum mehre. Die Araber wurden geschlagen und Karl be- mächtigte sich in kurzer Zeit der wichtigsten Städte und eroberte fast ganz Spanien. Auf dem Rückzüge aber — als sein Heer mit Beute beladen, zerstreut, langsam und in fröhlicher Sorglosigkeit durch die engen Gebirgsschluchten von Ronceval daherzog, wurde der Nachtrab von den auflauernden Arabern überfallen, beraubt und größtentheils niedergehauen. Hier fiel nebst vielen andern berühmten Helden auch der Ritter Roland, der Liebling des Kaisers. Er war von vier Speeren und vielen Steinwürfen hart verletzt. Da nahm er sein herr- liches und leuchtendes Schwert und gedachte, es lieber zu zertrümmern, als den Arabern zu überliefern, und er schlug aus allen Kräften aus einen Marmorstein. Aber das Schwert spaltete den Stein und zerbrach doch nicht. Alsdann nahm er sein Horn und stieß mit solcher Kraft hinein, daß es zersprang und die Adern an seinem Halse zerrissen. Kaiser Karl, der schon 8 Meilen voraus war, vernahm den gewaltigen Schall und kehrte wieder um; aber er fand Roland, die Arme in

2. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 189

1863 - Essen : Bädeker
189 Und als er kam zur Felsenwand, Da sprach der Ries' mit Lachen: „Was will doch dieser kleine Fant Auf solchem Rosse machen? Sein Schwert ist zwier so lang als er, Vom Rosse zieht ihn schier der Speer, Der Schild will ihn erdrücken." Jung Roland rief: „Wohlauf zum Streit I Dich reuet noch dein Necken, Hab' ich die Tarische lang und breit, Kann sie mich besser decken; . Ein kleiner Mann, ein großes -l&fymv&r Ein kurzer Arm, ein langes Schwert, Muß eins dem andern helfen. Der Riese mit der Stange schlug Auslangend in die Weite, Jung Roland schwenkte schnell genug Sein Roß noch auf die Seite. Die Lanz' er auf den Riesen schwang, Doch von dem Wunderschilde sprang Auf Roland sie zurücke. Jung Roland nahm in großer Hast Das Schwert in beide Hände, Der Riese nach dem seinen faßt, Er war zu unbehende, Mit flinkem Hiebe schlug Roland Ihm unterm Schild die linke Hand, Daß Hand und Schild entrollten. Dem Riesen schwand der Muth dahin, Wie ihm der Schild entrissen, Das Kleinod, das ihm Kraft verltehn, Mußt' er mit Schmerzen missen. Zwar lief er gleich dem Schilde nach, Doch Roland in das Knie ihn stach, Daß er zu Boden stürzte. Roland ihn bet den Haaren griff, Hieb ihm das Haupt herunter, Ein großer Strom von Blute lief Ins tiefe Thal herunter; Und aus des Todten Schild hernach Roland das lichte Kleinod brach Und freute sich am Glanze. Dann barg er's unterm Kleide gut Und ging zu einer Quelle, Da wusch er sich von Staub und Blut Gewand und Waffen helle. Zurücke ritt der jung' Roland Dahin, wo er den Vater fand Roch schlafend bei der Eiche. Er legt sich an des Vaters Seit', Vom Schlafe selbst bezwungen, Bis in der kühlen Abendzeit Herr Milon aufgesprungen: „Wach' auf, wach' auf, mein Sohn Roland I Rimm Schild und Lanze schnell zur Hand, Daß wir den Riesen suchen!" Sie stiegen auf und eilten sebr, Zu schweifen in die Wilde, Roland ritt hinterm Vater her Mit deffen Speer und Schilde Sie kamen bald zu jener Statt', Wo Roland jüngst gestritten hätt', Der Riese lag im Blute. Roland bäum seinen Augen glaubt', Als nicht mehr war zu schauen Die linke Hand, dazu das Haupt, So er ihm abgehauen, Nicht mehr des Riesen Schwert und Speer, Auch nicht sein Schild und Harnisch mehr, Nur Rumpf und blut'ge Glieder. Milon besah den großen Rumpf: Zo Jffias ist das für 'ne Leiche? Man sieht noch am zerhau'nen Stumpf, Wie mächtig war die Eiche. Das ist der Riese, frag' ich mehr? Verschlafen hab' ich Steg und Ehr', Drum muß ich ewig trauern." — Zu Aachen vor dem Schlosse stund Der König Karl gar bange: „Sind meine Helden wohl gesund? Sie weilen allzu lange. Doch seh' ich recht, auf Königsworti So reitet Herzog Heimon dort, Des Riesen Haupt am Speere." Herr Heimon ritt in trübem Muth, Und mit gesenktem Spieße Legt' er das Haupt, besprengt mit Blut, Dem König vor die Füße: „Ich fand den Kopf im wilden Hag, Und fünfzig Schritte weiter lag, Des Riesen Rumpf am Boden." Bald auch der Erzbischof Turpin Den Riesenhandschuh brachte, Die ungefüge Hand noch drin, Er zog sie aus und lachte: „Das ist ein schön Reltquienstück, Ich bring es aus dem Wald zurück, Fand es schon zugehauen." Der Herzog Naims von Baierland Kam mit des Riesen Stange: „Schaut an, was ich im Walde fandl Ein Waffen stark und lange. Wohl schwitz' ich von dem schweren Druck, Heil bairisch Bier ein guter Schluck Sollt' mir gar köstlich munden I" Graf Richard kam zu Fuß daher, X>5 Ging neben seinem Pferde, Das trug des Niesen schwere Wehr, Den Harnisch sammt dem Schwerte: „Wer suchen will im wilden Tann, Manch Waffenstück noch finden kann, Ist mir zu viel gewesen."

3. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 212

1853 - Essen : Bädeker
212 schm Reiche verbundenen Schweizer, veranlaßte diese zu einer Em- pörung, in welcher sie jene Unabhängigkeit von Deutschland erkämpften, welche bis heute noch besteht. In jener schlimmen Zeit traten zusammen die Kantone von Uri, Schwyz und Unterwalden und beschworen, „in Erwägung böser und gefährlicher Zeiten einen ewigen Bund, sich und die Ihrigen mit Hab und Gut gegen alle und jede, wer sie auch seien, zu vertheidigen und einander mit Rath und Hülfe Leizustehen." Davon wurden sie Eidgenossen genannt. Der Kaiser aber schickte ihnen zu Reichs- vögten harte und böse Leute aus seinem eigenen Lande, die sie drück- ten und quälten. Und er schickte den Hermann Geßler von Brun- negg und den Ritter Bering er von Landenberg. Die thaten, was nie zuvor die Reichsvögte, und wollten im Lande selbst wohnen. 'Lan- denberg zog auf das Schloß dea Königs, bei Sarnen in Oberwälden, und Geßler baute sich einen Zwinghof im Lande Uri. Nun wurden die Zölle erhöht, die kleinsten Vergehen mit Kerker und schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe Steinen vorbei- ritt, sprach er höhnisch: „Kann man's auch dulden, daß das Bauern- volk so schön baue?" Und als Arnold Anderhalden von Melchthal im Unterwaldner Lande, wegen eines geringen Fehlers, um ein Paar schöne Ochsen gestraft wurde, riß Laudenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge weg und sprach: „Bauern können ihren Pflug selbst ziehen." Aber der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er in's Gebirge. Da ließ der Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide Augen ausstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel über Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des Vol- kes, von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen traten, son- dern selbst das ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat. Als nun in den Thälern der Waldstädte Demuth weinte und Hoch- muth lachte, sprach im Dorfe Steinen des Werner Stauffacher Frau zu ihrem Manne: „Wie lange muß Hochmuth lachen und Demuth weinen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Herren unsers Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirgs? Sollen wir Mütter an unsern Brüsten Bettler säugen und den Ausländern leib- eigene Mägde erziehen? Das sei ferne!" Daraus ging schweigend der Werner Stausfacher hinab zum Orte Brunnen am See und fuhr über das Wasser nach Uri zum Walter Fürst in Attinghausen. Bei demselben fand er verborgen den Heinrich von Melchthal, welcher vor dem Grimm des Lan- denberg über das Gebirg entwichen war. Und sie redeten von der Noth des Landes und dem Gräuel der ausländischen Vögte. Auch gedachten sie, wie sie gegen die Bosheit der

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 200

1853 - Essen : Bädeker
200 Dem Riesen schwand der Muth dahin, Wie ihm der Schild entrissen, Das Kleinod, das ihm Kraft verliehn, Mußt' er mit Schmerzen missen. Zwar lief er gleich dem Schilde nach, Doch Roland in das Knie ihn stach, Daß er zu Boden stürzte. Roland ihn bei den Haaren griff, Hieb ihm das Haupt herunter, Ein großer Strom von Blute lief Ins tiefe Thal herunter, Und aus des Todten Schild hernach Roland das lichte Kleinod brach Und freute sich am Glanze. Dann barg er's unterm Kleide gut Und ging zu einer Quelle, Da wusch er sich von Staub und Blut Gewand und Waffen helle. Zurücke ritt der jung' Roland Dahin, wo er den Vater fand Noch schlafend bei der Eiche. Er legt sich an des Vaters Seit' Vom Schlafe selbst bezwungen, Bis in der kühlen Abendzeit Herr Milon aufgesprungen: „Wach' auf, wach' auf, mein Sohn Roland! Nimm Schild und Lanze schnell zur Hand, Daß wir den Niesen suchen!" Sie stiegen auf und eilten sehr, Zu schweifen in die Wilde, Roland ritt hinter'm Vater her Mit dessen Speer und Schilde. Sie kamen bald zu jener Statt', Wo Roland jüngst gestritten hätt', Der Riese lag im Blute. Roland kaum seinen Augen glaubt', Als nicht mehr war zu schauen Die linke Hand, dazu das Haupt, So er ihm abgehauen, Nicht mehr des Riesen Schwert und Speer, Auch nicht sein Schild und Harnisch mehr, Nur Rumpf und blut'ge Glieder. Milon besah den großen Rumpf: „Was ist das für 'ne Leiche? Man sieht noch am zerhau'nen Stumpf, Wie mächtig war die Eiche. Das ist der Riese, frag' ich mehr? Verschlafen hab' ich Sieg und Ehr', Drum muß ich ewig trauern." — Zu Aachen vor dem Schlosse stund Der König Karl gar bange: „Sind meine Helden wohl gesund? Sie weilen allzu lange. Doch seh' ich recht, auf Königswort! So reitet Herzog Heimon dort, Des Riesen Haupt am Speere." Herr Heimon ritt in trübem Muth, Und mit gesenktem Spieße Legt' er das Haupt, besprengt mit Blut, Dem König vor die Füße: „Ich fand den Kopf im wilden Hag, Und fünfzig Schritte weiter lag Des Riesen Rumpf am Boden." Bald auch der Erzbischof Turpin Den Riesenhandschuh brachte, Die ungefüge'hand noch drin, Er zog sie aus und lachte: „Das ist ein schön Reliquienstück, Ich bring es aus dem Wald zurück, Fand es schon zngehauen." Der Herzog Naims von Baicrland Kam mit des Riesen Stange: „Schaut an, was ich im Walde fand! Ein Waffen stark und lange. Wohl schwitz' ich von dem schweren Druck, Hei! bairisch Bier ein guter Schluck Sollt' mir gar köstlich munden!" Graf Richard kam zu Fuß daher, Ging neben seinem Pferde, Das trug des Riesen schwere Wehr, Den Harnisch sammt dem Schwerte: „Wer suchen will im wilden Tann, Manch Waffenstück noch finden kann, Ist mir zu viel gewesen." Der Graf Garin that ferne schon Den Schild des Riesen schwingen. „Der hat den Schild, deß ist die Krön', Der wird das Kleinod bringen!" „Den Schild hab' ich, ihr lieben Herrn! Das Kleinod hätt' ich gar zu gern, Doch das ist ausgebrochen." Zuletzt thät man Herrn Milon sehn, Der nach dem Schlosse lenkte, Er ließ das Rößlein langsam gehn, Das Haupt er traurig senkte. Roland ritt hinterm Vater her Und trug ihm seinen starken Speer Zusammt dem festen Schilde. Doch wie sie kamen vor das Schloß Und zu den Herrn geritten, Macht' er von Vaters Schilde los Den Zierrath in der Mitten; Das Riesenkleinod setzt er ein, Das gab so wunderklaren Schein Als wie die liebe Sonne.

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 187

1864 - Essen : Bädeker
187 Schon kniete brünstig, stillandächtig Der Kaiser vor dem Hochaltar, Mit Grafenkronen prächtig Um ihn die Heldcnschoar; Schon fällt vom Spiel der Lichter Ein rosenfarbner Schein Auf ihre klaren Angesickter: Da tritt der Heide keck hinein. Er staunt, als er die stolzen Paire Mit Karl auf ihren Knie'n erkennt, Damit sie himmlisch nähre Das ew'ge Sakrament; Doch staunt er deß nicht minder, Da sich kein Priester fand, Und sieh! Es kamen Engelkinder Im blüthenwetßcn Lichtgewand. Sie boten zum Wersöhnungsmahle Das Sakrament dem Kaiser dar, Das auf smaragdner Schale « Sie trugen wunderbar. Und Jubel füllt die Seelen, Empfahend Brod und Wein, Es dringt ein Lied aus tausend Kehlen Wom göttlichen Zugegensein! Der Sachse steht betäubt, er faltet Die Hände fromm, sein Aug' ist naß; Das hohe Wunder spaltet Den heidnisch argen Haß. — Hin eilt er, wo der Haufe Mit frohem Blick ihn mißt, „Gieb, Karl, dem Wtttekind die Taufe, Daß er umarme dich als Christ!" — (Platen.) 11. Noland. Manche Kriege hat Karl der Große, von tapfern Dienstmannen unterstützt, zur Verbreitung des Christenthums geführt. Selbst bis nach Spanien hin, wo damals arabische Fürsten regierten, trug er seine Waffen. Dieser Feldzug ist in einer alten Sage ver- herrlicht, in der Sage von Roland, einem seiner Getreuen. Als Karl mit den Fürsten seines Reiches auf einem Reichstage zu P-ader- born versammelt war, erschien ihm in der Nacht — so erzählt die Sage — ein Engel, jber zu ihm sprach: „Eile gen Spanien, wo die Heiden untugcndlich in Abgötterei leben, damit du dieses Land gewinnest und die Krone des Himmels erbest! Hier nimm dieses Schwert und dieses Horn und gieb es deinem Neffen Roland, der soll an dieser Heerfahrt das ewige Leben verdienen!" — Da machte sich im Jahre 778 Karl auf mit seinen zwölf Helden, unter denen Roland der vornehmste war, und mit vielem Kriegsvolk, daß er dem Heidenthume in Spanien ein Ende mache und das Christenthum mehre. Die Araber wurden geschlagen und Karl be- mächtigte sich in kurzer Zeit der wichtigsten Städte und eroberte fast ganz Spanien. Aufdem Rückzüge aber — als sein Heer mit Beute be- laden, zerstreut, langsam und in fröhlicher Sorglosigkeit durch die engen Gebirgsschluchten vonronceval (sprich Ron sw el) daherzog, wurde der Nachtrab von den auflauernden Arabern überfallen, beraubt und größtenteils niedergehauen. Hier fiel nebst vielen andern berühmten Helden auch der Ritter Roland, der Liebling des Kaisers. Er war von vier Speeren und vielen Steinwürfen hart verletzt. Da nahm er sein herrliches und leuchtendes Schwert und gedachte, es lieber zu zertrüm- mern, als den-Arabern zu überliefern, und er schlug aus allen Kräften auf einen Marmorstein. Aber das Schwert spaltete den Stein und zerbrach doch nicht. Alsdann nahm er sein Horn und stieß mit solcher Kraft hinein, daß es zersprang und die Adern an seinem Halse zerrissen. Kaiser Karl, der schon 8 Meilen voraus war, vernahck den gewaltigen Schall und kehrte wieder um; aber er fand Roland, die Arme in

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 189

1864 - Essen : Bädeker
189 Und als er kam zur Felsenwand, Da sprach der Ries' mit Lachen: „Was will doch dieser kleine Fant Auf solchem Roffe machen? Sein Schwert ist zwier so lang als er, Vom Rosse zieht ihn schier der Speer, Der Schild will ihn erdrücken." Jung Roland rief: „Wohlauf zum Streit I Dich reuet noch dein Necken, Hab' ich die Tarische lang und breit, -Kann sie mich besser decken; Ein kleiner Mann, ein großes Pferd, Ein kurzer Arm, ein langes Schwert, Muß eins dem andern helfen. Der Riese mit der Stange schlug Auslangend in die Weite, Jung Roland schwenkte schnell genug Sein Roß noch auf die Seite. Die Lanz' er auf den Riesen schwang, Doch von dem Wunderschilde sprang Auf Roland sie zurücke. Jung Roland nahm in großer Hast Das Schwert in beide Hände, Der Riese nach dem seinen faßt, Er war zu unbehende, Mit flinkem Hiebe schlug Roland Ihm unterm Schild die linke Hand, Daß Hand und Schild entrollten. Dem Riesen schwand der Muth dahin, Wie ihm der Schild entrissen, Das Kleinod, das ihm Kraft verlieh«, Mußt' er mit Schmerzen missen. Zwar lief er gleich dem Schilde nach, Doch Roland in das Knie ihn stach, Daß er zu Boden stürzte. Roland ihn bei den Haaren griff, Hieb ihm das Haupt herunter, Ein großer Strom von Blute lief Ins tiefe Thal herunter; Und aus des Todten Schild hernach Roland das lichte Kleinod brach Und freute sich am Glanze. Dann barg er's unterm Kleide gut Und ging zu einer Quelle, Da wusch er sich von Staub und Blut Gewand und Waffen helle. Zurücke ritt der jung' Roland Dahin, wo er den Vater fand Noch schlafend bet der Eiche. Er legt sich an des Vaters Seit', Vom Schlafe selbst bezwungen, Bis i« der kühlen Abendzeit Herr Milon aufgesprungen: §Wach' auf, wach' auf, mein Sohn Roland I Nimm Schild und Lanze schnell zur Hand, Daß wir den Riesen suchen!" Sie stiegen auf und eilten sehr, Zu schweifen in die Wilde, Roland ritt hinterm Vater her Mit deffen Speer und Schilde. Sie kamen bald zu jener Statt', Wo Roland jüngst gestritten hätt', Der Riese lag im Blute. Roland kaum seinen Augen glaubt', Als nicht mehr war zu schauen Die linke Hand, dazu das Haupt, So er ihm abgehauen, Nicht mehr des Riesen Schwert und Speer, Auch nicht sein Schild und Harnisch mehr, Nur Rumpf und blut'ge Glieder. Milon besah den großen Rumpf: „Was ist das für 'ne Leiche? Man sieht noch am zerhau'nen Stumpf, Wie mächtig war die Eiche. Das ist der Riese, frag' ich mehr? Verschlafen hab' ich Sieg und Ehr', Drum muß ich ewig trauern." — Zu Aachen vor dem Schlöffe stund Der König Karl gar bange: „Sind meine Helden wohl gesund? Sie weilen allzu lange. Doch seh' ich recht, auf Königswort l So reitet Herzog Heimon dort, Des Riesen Haupt am Speere." Herr Heimon ritt in trübem Muth, Und mit gesenktem Spieße Legt' er das Haupt, besprengt mit Blut, Dem König vor die Füße: „Ich fand den Kopf im wilden Hag, Und fünfzig Schritte weiter lag, Des Riesen Rumpf am Boden." Bald auch der Erzbischof Turpin Den Riesenhandschuh brachte, Die ungefüge Hand noch drin, Er zog sie aus und lachte: „Das ist ein schön Reliquienstück, Ich bring es aus dem Wald zurück, Fand es schon zugehauen." Der Herzog Naims von Baierland Kam mit des Riesen Stange: „Schaut an, was ich im Walde fand! Ein Waffen stark und lange. Wohl schwitz' ich von dem schweren Druck, Heil bairisch Bier ein guter Schluck Sollt' mir gar köstlich munden!" Graf Richard kam zu Fuß daher, Ging neben seinem Pferde, Das trug des Riesen schwere Wehr, Den Harnisch sammt dem Schwerte: „Wer suchen will im wilden Tan«, Manch Waffenstück noch finden kann, Ist mir zu viel gewesen."

7. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 210

1864 - Essen : Bädeker
210 Unterwalden, und Geßler Laute sich einen Zwinghof im Lande Uri. Nun wurden die Zölle erhöhet, die kleinsten Vergehen mit Kerker und schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe Steinen vorbeiritt, sprach er höhnisch: „Kann man's auch dulden, daß das Bauernvolk so schon baue?" Und als Arnold von Melchthal im Unterwaldner Lande, wegen eines geringen Fehlers um ein Paar schöne Ochsen gestraft wurde, riß Landenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge weg und sprach: „Bauern können ihren Pflug selbst ziehen." Aber der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er ins Gebirge. Da ließ der Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide Augen ausstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel über Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des Volkes, von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen traten, sondern selbst das .ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat. Als nun in den Thälern der Waldstädte Demuth weinte und Hochmuth lachte, sprach im Dorfe Steinen des Werner Stauffachers Frau zu ihrem Manne: „Wie lange muß Hochmuth lachen und Demuth weinen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Herren unsers Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirgs? Sollen wir Mütter an unsern Brüsten Bettler säugen und den Ausländern leibeigene Mägde erziehen? Das sei ferne!" Darauf ging schweigend der Werner Stauffacher hinab zum Orte Brunnen am Vierwaldstädtersee und fuhr über das Wasser nach Uri zu Walther Fürst in Attinghausen. Bei demselben fand er Arnold von Melchthal verborgen. Und sie redeten von der Noth des Landes und dem Gräuel de-, ausländischen Vögte. Auch gedachten sie, wie sie gegen die Bosheit, dieser schweizerischen Vögte vergebens geklagt hätten vor dem Könige. Sie meinten, der Tod sei viel leichter, als so schmähliches Joch. Darum beschloffen sie, jeder solle in seinem Lande mit vertrauten, herzhaften Männern sprechen und erforschen, weß Sinnes das Volk sei. Nach diesem kamen sie oft in verabredeten nächtlichen Stunden zusammen an einem geheimen Orte am See. Dieser Versammlungsort lag fast mitten inne zwischen Uri, Unterwalden und Schwyz, auf einer schmalen, umbüschten Wiese, am Fuße der Felsen des Seelis- berges, gegenüber dem Dörflein Brunnen. Man heißt ihn vom aus- gerotteten Gestrüpp das Rütli; da waren sie von Menschen und Woh- nungen wett. Bald brachte jeglicher frohe Botschaft mit: allem Volke sei viel leichter der Tod, als das schmähliche Joch. Wie sie aber im November des Jahres 1007 zusammen kamen, und jeder von den Dreien mit sich zur Matte auf Rütli zehn treue Ehren- männer geführt hatte, entschlossen, die alte Landesfreiheit über Alles, das Leben für nichts zu achten, erhoben die frommen Drei ihre Hände

8. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 200

1864 - Essen : Bädeker
200 20. Schwäbische Kunde. Als Kaiser Nothbart lobesam Zum heil'gen Land gezogen kam, Da mußt' er mit dem frommen Heer Durch ein Gebirge, wüst und leer. Daselbst erhub sich große Noth. Viel Äeine gab'ö und wenig Brod, Und mancher deutsche Reitersmann Hat dort den Trunk sich abgethan. Dm Pferden war's so sckwach iin Magen, Fast mußt' der Reiter die Mähre nagen. Nun war ein Herr aus Schwabenland, Von hohem Wuchs und starker Hand, Deß Rößletn war so krank und schwach, Er zog es nur am Zaume nach, Er hätt' es nimmer aufgegeben, Und kostet's ihn das eigne Leben. So blieb er bald ein gutes Stück Hinter dem Hebreszug zurück, Da sprengten plötzlich in die Quer Fünfzig türkische Reiter daher, Die huben an, auf ihn zu schießen, Nach ihm zu werfen mit den Spießen. Der wackre Schwabe forcht sich nit, Ging seines Weges Schritt vor Schritt, Ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken Und that nur spöttisch um sich blicken, Bis Einer, dem die Zeit zu lang, Auf ihn den krummen Säbel schwang. Da wallt dem Deutschen auch sein Blut, Er trifft des Türken Pferd so gut. Er haut ihm ab mit Einem Streich Die beiden Vorderfüß' zugleich. Als er das Thier zu Fall gebracht, Da faßt er erst sein Schwert mit Machte Er schwingt cs auf des Reiters Kopf, Haut durch bis auf den Sattelknopf, Haut auch den Sattel noch in Stücken Und tief noch in des Pferdes Rücken; Zur Rechten sieht man wie zur Linken Einen halben Türken herunter sinken. Da packt die Andern kalter Graus, Sie fliehen in alle Welt hinaus, Und Jedem ist's, als würd' ihm mitten Durch Kopf und Leibhindurchgcschnitten.. Draus kam des Wegs 'ne Christenschaar, Die auch zurück geblieben war, Die sahen nun mit gutem Bedacht, Was Arbeit unser Held gemacht. Von denen hat's der Kaiser vernommen. Der ließ den Schwaben vor sich kommen. Er sprach: „Sag' an, mein Ritter werth! Wer hat dich solche Streich' gelehrt?" Der Held bedacht sich nicht zu lang: „Die Streiche sind bei uns im Schwang, Sic sind bekannt im ganzen Reiche, Man nennt sie halt nur Schwaben- streiche." (Uhland.) 21. Friedrich Noth hart. Tief im Schooße des Kyffhäusers bei der Ampel rothem Schein Sitzt der alte Kaiser Friedrich an dem Tisch von Marmorstein. Ihn umwallt der Purpurmantel, ihn umfängt der Rüstung Pracht, Doch auf seinen Augenwimpern liegt des Schlafes tiefe Nacht. Vorgesunken ruht das Antlitz, drin sich Ernst und Milde paart, Durch den Marmortisch gewachsen ist sein langer, gold'ner Bart. Rings wie ehr'ne Bilder stehen seine Ritter um ihn her, Harnischglänzend, schwertumgürtet, aber tief im Schlaf, wie er. Alles schweigt, nur hin und wieder fällt ein Tropfen vom Gestein, Bis der große Morgen plötzlich bricht mit Fcuersgluth herein. Bis der Adler stolzen Fluges um des Berges Gipfel zieht, Daß vor seines Fittichs Rauschen dort der Rabenschwarm entflieht. Aber dann wie ferner Donner rollt es durch den Berg herauf, Und der Kaiser greift zum Schwerte, und die Ritter wachen auf. Laut in seinen Angeln tönend, springet auf das ehr'ne Thor, Barbarossa mit den Seinen steigt im Waffcnschmuck empor. Auf dem Helm trägt er die Krone und den Sieg in seiner Hand, Schwerter blitzen, Harfen klirren, wo er schreitet durch das Land. Und dem alten Kaiser beugen sich die Völker all' zugleich, Und auf's neu' zu Aachen gründet er das heil'gc, deutsche Reich. (Cs. Selbe!.)

9. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 406

1864 - Essen : Bädeker
406 nes. Der glaubte, wie sein Lehrer Sokrates, daß der Mensch desto glücklicher sei, je weniger er bedürfe — und wohnte darum nicht in einem Hause, sondern in einem Faß. Der König Alexander, der von ihm gehört hatte, ging zu ihm. Er lag gerade in seiner Tonne, um sich an der Sonne zu wärmen. Der König dachte, er würde doch aufstehen und ihm entgegenkommen. Aber Diogenes blieb liegen, als wenn die Ankunft des Königs gar nichts Besonderes sei. Alexander redete lange mit ihm, und fand seine Antworten so treffend und geistreich, daß er freundlich zu ihm sagte: „Kann ich dir eine Gunst erweisen?" — „Ja!" ant- wortete Diogenes, „tritt mir ein wenig aus der Sonne!" Da erkannte der König, daß er einen Mann gefunden hatte, welcher weder Geld, noch schöne Kleider, noch sonstige Herrlichkeiten begehrte, sondern mit Wenigem zufrieden war; und er sagte zu den Umstehenden: „Wahrlich, wenn ich nicht Alexander wäre, so möchte ich wohl Diogenes sein!" Mit glühendem Eifer begann Alexander nun die Eroberung des persischen Reiches. Von Europa setzte er nach Asien über den Hellespo nt. Hier traf er mit den Persern am Flüßchen Granikus zusammen. Seine Feldherren wieder- riethen es, im Angesicht des Feindes über den Fluß zu gehen; aber Alexander ant- wortete: „Der Hellespont würde sich ja schämen, wenn wir dieses Flüßchen fürch- teten." Mit diesen Worten stürzte sich der kühne Jüngling in den Fluß; seine Macedonier folgten, und glücklich wurde das jenseitige Ufer erreicht. Sogleich begann auch der Kampf, und fast hätte Alexander hier sein Leben verloren; denn zwei persische Führer sprengten auf ihn los, hieben ihm auf den Kopf, daß der Helm zersprang, und schon hob der eine den Arm empor, um ihm den Kopf zu spalten. Da, in dem gefährlichen Augenblicke, sprengte Alexanders Feldherr Klitus herbei und schlug mit einem Streiche dem Perser den rechten Arm herunter, daß Schwert und Arm zugleich herabfielen. Alexanders Leben war gerettet. Die Eroberung Kleinasiens war die Frucht dieses Sieges. Im Südosten dieser Halbinsel lag die Stadt Tarsus, welche von dem Cydnus durchflossen wird. Hier kam Alexander bei großer Hitze an, mit Staub und Schweiß bedeckt. Das klare Wasser des Flusses lud ihn zum Bade ein. Aber kaum war er einige Minuten in demselben, so überfiel ihn ein heftiges Fieber; leichenblaß und zitternd an allen Gliedern mußte er aus dem Bade getragen werden. Die Krank- heit verschlimmerte sich bald so, daß die Ärzte ihn verloren gaben, und keiner mehr etwas verordnen wollte. Und doch war Alexanders Genesung eben jetzt sehr nöthig; denn der persische König, Darius Codomannus, war mit einem großen Heere im Anmarsche. Da entschloß sich sein treuer Arzt Philippus, ein gefährliches, aber entscheidendes Mittel anzuwenden. Während er damit beschäftigt war, den Trank zu bereiten, erhielt Alexander v»n seinem treuen General Parmenio einen Brief, in welchem dieser ihm schrieb: „Alexander, wenn dir dein Leben lieb ist, so trau' dem Philipp nicht; denn er ist von Darius bestochen, daß er dich vergifte I" — Alex- ander legte den Brief unter sein Kopfkissen. Philipp trat herein mit ruhiger, freier Miene; mit fester Hand reichte er Alexandern den Becher, und dieser nahm ihn mit der einen Hand, während er mit der andern dem Philipp den Brief reichte. Während Philipp las, trank Alexander ruhig die Arznei. Der Arzt war entrüstet über diese Verläumdung; doch Alexander suchte ihn zu beruhigen mit den Worten: „Der Ausgang wird dich rechtfertigen." Wirklich stand Alex- ander schon am dritten Tage wieder an der Spitze seines jubelnden Heeres. Unterdessen war Darius Codomannus mit einem Heere von einer halben Mil- lion herangerückt. Bei dem Städtchen Jssus trafen die Heere auf einander; aber trotz der großen Überzahl wurden die Perser von den Macedoniern geschla- gen. Darius sprang aus seinem Wagen, ließ Mantel, Schild und Bogen zurück, warf sich auf sein Pferd und jagte, ohne anzuhalten, Tag und Nacht fort. Seine Mutter, seine Frau, zwei Töchter und ein Sohn, das ganze Lager, voll von den größten Kostbarkeiten, fielen den Siegern in die Hände. Die gefangene Familie des Darius brach in lautes Wehklagen aus, weil sie glaubte, daß Darius erschlagen sei. Alexander aber tröstete sie und gab ihnen die Ver- sicherung, daß Darius noch lebe. Er behandelte die hohen Gefangenen mit der

10. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 379

1859 - Essen : Bädeker
379 Nachricht von einem Siege seines Vaters erhielt, rief er schmerzlich aus: „Mein Vater wird mir nichts mehr zu erobern übrig lassen!" Einmal bekam sein Vater ein wildes Pferd, Bucephalus genannt. Die besten Reiter versuchten ihre Kunst daran, aber es ließ keinen aufsitzen. Da bat Alexander seinen Vater, ihm einen Versuch zu gestatten. Nach vielem Bitten erhielt er endlich die Erlaubniß. Nun ergriff er das Pferd beim Zügel und führte es gegen die Sonne; denn er hatte bemerkt, daß es sich vor seinem eigenen Schatten scheute. Er streichelte es, und plötzlich schwang er sich pfeilgeschwind hinauf. Das Pferd flog in wildem Galopp mit ihm davon, und sein Vater fürchtete für sein Leben. Als er aber umlenkte und das unbändige Roß sicher tummelte, da erstaunten alle, und Philipp rief voll Freuden: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich, Makedonien ist zu klein für dich." — Alexander war kaum zwanzig Jahre alt, als sein Vater starb. Zuerst unterwarf er sich Griechenland und zeigte sich überall als einen Kenner und Be- schützer der Künste und Wissenschaften. In Korinth besuchte er aufladen Weisen Diogenes. Der glaubte, wie Sokrates, daß der Mensch desto glücklicher sei, je weniger er bedürfe — und wohnte darum nicht in einem Hause, sondern in einem Faß. Der König Alexander, der von ihm gehört hatte, ging zu ihm. ^ Er lag gerade in seiner Tonne, um sich an der Sonne zu wärmen. Der König dachte, er würde doch aufstehen und ihm entgegenkommen. Aber Diogenes blieb liegen, als wenn die Ankunft des Königs gar nichts Besonderes sei. Alexander redete lange mit ihm, und fand seine Antworten so treffend und geistreich, daß er freundlich zu ihm sagte: „Kann ich dir eine Gunst erweisen?" — „Ja!" ant- wortete Diogenes, „tritt mir ein wenig aus der Sonne!" Da erkannte der König, daß er einen Mann gefunden hatte, welcher weder Geld, noch schöne Kleider, noch sonstige Herrlichkeiten begehrte, sondern mit Wenigem zufrieden war; und er sagte zu den Umstehenden: „Wahrlich, wenn ich nicht Alexander wäre, so möchte ich wohl Diogenes sein!" Mit glühendem Eifer begann Alexander nun die Eroberung des persischen Reiches. Von Europa setzte er nach Asien über den Hellespo nt. Hier traf er mit den Persern am Flüßchen Granikus zusammen. Seine Feldherren wieder- riethen es, im Angesicht des Feindes über den Fluß zu gehen; aber Alexander ant- wortete: „Der Hellcspont würde sich ja schämen, wenn wir dieses Flüßchen fürch- teten." Mit diesen Worten stürzte stch der kühne Jüngling in den Fluß; seine Macedonier folgten, und glücklich wurde das jenseitige Ufer erreicht. Sogleich begann auch der Kampf, und fast hätte Alexander hier sein Leben verloren; denn zwei persische Führer sprengten auf ihn los, hieben ihm auf den Kopf, daß der Helm zersprang, und schon hob der eine den Arm empor, um ihm den Kopf zu spalten. Da, in dem gefährlichen Augenblicke, sprengte Alexanders Feldherr Klitus herbei und schlug mit einem Streiche dem Perser den rechten Arm herunter, daß Schwert und Arm zugleich herabfielen. Alexanders Leben war gerettet. Die Eroberung Kleinasiens war die Frucht dieses Sieges. Im Südosten dieser Halbinsel lag die Stadt Tarsus, welche von dem Cydnus durchflossen wird. Hier kam Alexander bei großer Hitze, mit Staub und Schweiß bedeckt, an. Das klare Wasser des Flusses lud ihn zum Bade ein. Aber kaum war er einige Minuten darin, so überfiel ihn ein heftiges Fieber; leichenblaß und zitternd an allen Gliedern mußte er aus dem Bade getragen werden! Die Krankheit ver- schlimmerte sich bald so, daß die Ärzte ihn aufgaben, und keiner mehr etwas ver- ordnen wollte. Und doch war Alexanders Genesung eben jetzt sehr nöthig; denn der persische König, Darius Codomannus, war mit einem großen Heere im Anmarsche. Da entschloß sich sein treuer Arzt Philippus, ein gefährliches, aber entscheidendes Mittel anzuwenden. Während er damit beschäftigt war, den Trank zu bereiten, erhielt Alexander von seinem treuen General P armenio einen Brief, worin dieser ihm schrieb: „Alexander, wenn dir dein Leben lieb ist, so trau' dem Philipp nicht, denn er ist von Darius bestochen, daß er dich vergifte!" — Alex- ander legte den Brief unter sein Kopfkissen. Philipp trat herein mit ruhiger, freier Miene; mit fester Hand reichte er Alexandern den Becher, und dieser nahm
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