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1. Erzählungen aus der Deutschen Geschichte - S. 30

1874 - Hadersleben : Westphalen
ging, lauteten die Glocken. Vor dem Elsterthore zu Wittenberg wurde er von der Geistlichkeit, dem Magistrat, den Professoren und Studenten der Universität in Empsang genommen. Man trug den Sarg in die Schloßkirche und Dr. Bugenhagen hielt auf Grund des Textes 1. Thessal. 4, 13 u. 14 die Leichenpredigt. Dann versuchte der tiefgebeugte Melanchthon, dem geschiedenen Freunde einige Worte nachzurufen, aber die hervorbrechenden Thränen erstickten seine Stimme; er vermochte nicht weiter zu sprechen und mußte den Altar verlassen. Hierauf wurde der Sarg in der Nahe der Kanzel eingesenkt. Ein Jahr später stand Kaiser Karl Y. mit einigen seiner Begleiter an der Gruft des großen Todten. Einer aus dem Gefolge gab den Rath, die Leiche des „Erzketzers" ausgraben und verbrennen zu lassen; der Kaiser aber sprach: „Ich führe keinen Krieg mit den Todten; lasset ihn ruhen; er hat 1 einen Richter gefunden." 26. Fernere Ausbreitung der Deformation und die ersten Religionskriege. Um dieselbe Zeit, als Luther in Deutschland die Reformation einleitete, trat in der Schweiz der Züricher Prediger Ulrich Zwingli gegen den Ablaß Verkäufer Bernhard Samson auf. Zwingli ward 1484 geboren, besuchte als Student die Universität in Wien, wurde dann Prediger in Glarus und endlich in Zürich. Er predigte hauptsächlich gegen den Ablaß, gegen die Messe und die Ohrenbeichte; auch stellte er, wie Luther, die Bibel als höchste Richtschnur für Glauben und Leben hin. In der Abendmahlslehre wich er von Luther ab; eine Besprechung zwischen beiden, welche 1529 in Marburg stattfand, blieb resultatlos. Als in der Schweiz der Religionskrieg ausbrach, zog er als Feldprediger mit in den Kamps und fiel 1531 in der Schlacht bei Kappel unweit des Rigiberges. Das Werk Zwingli's ward fortgesetzt von dem Franzosen Johann Calvin. In England bildete sich unter König Heinrich Viii. die s. g. Hochkirche. Karl V. hatte vier schwere Kriege mit dem König Franz von Frankreich zu führen; der Kaiser besiegte ihn, aber dem französischen König Heinrich gelang es später, dem deutschen Reiche die schönen lothringischen Städte Metz, Toul und Verdun zu entreißen. Karl konnte sie, weil Deutschland durch die Religionsstreitigkeiten außerordentlich geschwächt war, nicht zurückerobern und mußte it. A. die Belagerung von Metz wieder aufheben. Kaiser Karl glaubte noch immer, die Reformation in seinen Ländern unterdrücken zu können. Er sprach über die Fürsten, welche zu Schmalkalden ein Bündniß mit einander geschlossen hatten, die Reichsacht aus, sammelte seine Heere und zog gegen die Geächteten in den Krieg. Zunächst zog Kart gegen mehrere süddeutsche Städte, welche im schmal- kaldischen Bunde waren. Als Kursürst Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen den Städten zu Hülfe eilten, bewog der Kaiser den jungen Herzog Moritz, des Kurfürsten Land zu besetzen. Dieser mußte umkehren, und die Städte wurden besiegt. 1547 wurde auch das Heer des Kurfürsten bei Mühlberg geschlagen. Als aber der Kaiser diesen, sowie auch

2. Erzählungen aus der Deutschen Geschichte - S. 31

1874 - Hadersleben : Westphalen
den Landgrafen Philipp gefangen mit sich führte, beschloß Moritz, seine Glaubensgenossen zu retten. Er wendete sich gegen den Kaiser, welcher in Tyrol krank lag, und trachtete darnach, ihn in seine Gewalt zu bekommen. Karl entfloh mit genauer Noth über die Alpen, gab die Gefangenen frei und bewilligte den Protestanten im Passauer Vertrag (1552) und bald darauf im Augsburger-Religion sfrieden (1555) Freiheit des Glaubens. 1556 legte der Kaifer seine Kronen nieder und ging in das spanische Kloster St. Just, wo er noch zwei Jahre lebte. Sein Bruder Ferdinand ward Kaiser von Deutschland, sein Sohn Philipp aber König von Spanien. Philipp war auch Herr der Niederlande. Er beschloß, daselbst die Reformation auszurotten und schickte seinen Feldherrn, Herzog von Alba, mit einem Heere dahin. Alba ließ gleich nach seiner Ankunft die Jnquisitionsgerichte einführen und die vornehmsten Männer des Landes hinrichten. Nach langem Kampfe gelang es aber den Niederländern, sich von der Herrschaft der Spanier zu befreien. Auch in Frankreich wurden die Protestanten schrecklich verfolgt; über 30,000 wurden in der Bartholomäusnacht 1572 ermordet. (Die Bluthochzeit.) 1541 gründete Ignatz von Loyola den Jesuitenorden. Dieser hat es sich zur Aufgabe gesetzt, die römische Kirche immer weiter auszubreiten, die protestantische hingegen zu unterdrücken. 27. Der dreißigjährige Krieg. 1618—1648. Von 1618—1623, oder der böhmisch-pfälzische Krieg. Auf Kaiser Ferdinand I. folgte Maximilian Ii. und auf diesen Rudolf Ii. Letzterer gab 1609 in dem s. g. Majestätsbrief den Protestanten in Böhmen Religionsfreiheit. Sein Nachfolger, Kaiser Matthias, war aber ein Gegner der neuen Lehre; unter seiner Regierung wurden viele protestantische Kirchen geschlossen, einige foaar niedergerissen. Die Böhmen richteten eine Beschwerde an den Kaiser, wun. ; aber in einer harten Antwort abgewiesen. Da griffen die Protestanten zu den Waffen, erstürmten das Rathhaus zu Prag und stürzten des Kaisers Rathe, Martinitz und Slawata, aus dem Fenster (23. Mai 1618). Mit dieser That begann der furchtbare 30 jährige Krieg. Kaiser Matthias starb, und die österreichischen Stände wollten seinem Nachfolger, Ferbinanb Ii., nicht huldigen. Da zogen auch die Böhmen gegen den Kaiser und belagerten ihn in Wien. Aber Ferbinanb hielt stanbhaft aus, und die Böhmen mußten die Belagerung seiner Hauptstadt aufheben und in ihr Land zurückkehren. Bereits einige Jahre vorher hatten die protestantischen Fürsten in Torgau ein Bünbniß geschlossen; bte Katholiken schlossen ein Gegenbünbniß, und beibe Parteien standen sich nun kampfbereit gegenüber. Die Böhmen wählten Friedrich von der Pfalz zu ihrem König, aber bereits rückten die vereinigten Heere des Kaisers und Maximilians von Baiern heran, um benselben wieber zu vertreiben. Friedrich trug nur einen Winter die Königskrone, weshalb man ihn später spottweise den Winterkönig nannte; 1620 würde sein Heer am weißen Berge

3. Erzählungen aus der Deutschen Geschichte - S. 16

1874 - Hadersleben : Westphalen
Als Kaiser Lothar, Nachfolger Heinrich's V., starb, suchte Heinrich der stolze, Herzog von Maiern, aus den Thron zu gelangen. Die Fürsten wählten aber Konrad (Iii.), aus dem Geschlecht der Hohenstaufen. Hierdurch entstand ein langer blutiger Bürgerkrieg. (Die Welsen und die Waiblinger.) Heftigen Widerstand sand Konrad bei der Belagerung von Weinsberg. [Sie Weiber von Weinberg.] In ^ dem unglücklichen Kreuzzuge, den er unternahm, verlor er mcht nur den schönsten Theil seines Heeres, sondern brachte auch eine zerrüttete (yejmuhett heim. Er starb 1152, und sein Nachfolger ward Friedrich Barbarossa. Um den Streit zwischen seinem Hause und den Welfen beizulegen, gab er dem Sohn des stolzen Heinrich, dem jungen Heinrich dem Löwen, zwei Länder, Sachsen und Baiern. Um diese Zeit machten die Städte Norditaliens einen Bund mit einander und versuchten, sich von der Herrschaft des deutschen Kaisers frei zu machen. An der Spitze des Bundes stand die prächtige Stadt Mailand. Der Papst hielt es mit den Städten und sprach über Barbarossa den Bannfluch aus. Mehrere Male zog nun der Kaiser mit großen Heeren über die Alpen; Mailand ward zerstört und Rom belagert und eingenommen. Als aber die lombardischen Städte aufs Neue ihr Haupt erhoben, ward der Kaiser von Heinrich dem Uwen treulos verlassen, und sein Heer mußte in der Schlacht bei Legnano unterliegen. Barbarossa mußte Frieden schließen und den Städten freie Selbstverwaltung bewilligen. Hierauf zog Friedrich nach Deutschland zurück und ließ den Löwen vor den Reichstag fordern. Heinrich aber erschien nicht. Da nahm ihm der Kaiser seine Länder bis aus Braunschweig-Lüneburg und bestimmte, daß er auf drei Jahre in's Ausland, nach England, gehen sollte. In der letzten Regierungszeit Barbarossas kam die Kunde, daß Palästina wieder in die Hände der Türken gerathen sei. Friedrich unternahm einen Kreuzzug, aber er erreichte nicht das ersehnte Ziel. Beim Uebergang über den Fluß Kalykadnns, den er mit seinem Pserde durchschwimmen wollte, fand er seinen Tod. Seine Gebeine wurden in Tyrus begraben (1189). In Deutschland wollte man nicht an den Tod des Kaisers glauben, und es bildete sich die Sage, er sei mit seinen Getreuen in den Kyffhäuser (Berg im ^Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt) gegangen und schlafe daselbst, bis er einst in voller Herrlichkeit hervorgehen und Deutschland zur höchsten Blüthe bringen werde. Barbarossa, hieß es, sitzt tief verborgen in einem unterirdischen Schlosse aus einem elfenbeinernen Stuhl; sein Haupt stützt er auf einen marmornen Tisch, durch dessen Platte des Kaisers langer Bart hindurchgewachsen ist. Um ihn her stehen, Bildsäulen gleich, die stummen Gestalten seiner Getreuen. Einst kommt ein Tag, an welchem ein mächtiger Adler den Berg umkreist; vor dem Rauschen seiner Fittige entslieht das Heer der Raben; der Kaiser und seine Ritter erwachen und kommen aus dem Berge hervor. Dann bricht für Deutschland die herrlichste Zeit herein. Die Sage vom schlasenden Barbarossa hat in trüben Tagen, welche unser

4. Erzählungen aus der Deutschen Geschichte - S. 17

1874 - Hadersleben : Westphalen
Vaterland heimsuchten, oftmals das Herz des deutschen Volkes mit schöner Hoffnung aus eine bessere Zeit erfüllt. Nach Barbarossas Tode saßen noch vier Hohenstaufen auf dem deutschen Kaiserthrone: Heinrich Vi., Philipp von Schwaben, Friedrich Ii. und Konrad Iv. Die beiden letzten Glieder des edlen Geschlechts sind in Italien umgekommen: Enzio ist in Bologna in der Gefangenschaft gestorben, und Konradin, ein Jüngling von 18 Jahren, in Neapel von den Franzosen hingerichtet worden. 13. Das Mittelalter. Unter dem Mittelalter versteht man die Zeit vom Untergange des weströmischen Reiches (476) bis zum Anfang der Reformation (1517). Eine neue Religion, der Islam, schickte sich an, die Welt zu erobern; in den europäischen Ländern aber hatte das Christenthum bereits einen zu festen Fuß gefaßt, und die tapfersten Heere stellten sich dem Andringen der Muhamedaner entgegen. Karl Martell, welcher die Mauren zurücktrieb, wurde der Stammvater der ersten deutschen Kaiserfamilie, der Karolinger. In dem Vertrag zu Verdun ward Deutschland ein für sich bestehendes Reich; die mächtigen Kaiser Heinrich I. und Otto der Große schirmten es gegen die Ungarn; Otto Ii. und Heinrich Iii. wiesen die Angriffe Frankreichs zurück. Die schwersten Kämpfe aber hatte das deutsche Reich mit den Päpsten zu bestehen, und mehrere der edelsten Kaiser mußten in diesen Kämpfen ihr Leben für das Vaterland dahingeben. Die Züge nach dem heiligen Lande zehrten an dem Marke des Volkes, desgleichen die unaufhörlichen Kämpfe in Italien. Die aufreibenden Streitigkeiten mit Rom schwächten die innere Einheit Deutschlands außerordentlich; die kaiserliche Gewalt verlor zu Zeiten völlig das Ansehen; die Fürsten befehdeten sich untereinander, und der von Heinrich I. begründete Ritterstand artete immer mehr aus. Die traurigsten Jahre waren die von 1254—1273; es war die kaiserlose, die schreckliche Zeit. Ruhe und Ordnung waren aus dem Lande gewichen; Handel und Gewerbe lagen darnieder; das Faustrecht herrschte, und unzählige Raubritter machten Leben und Eigenthum des Volkes unsicher. Ein Glück war es, daß das Reich in Rudolf von Habsburg (1273—1291) einen kraftvollen Herrscher erhielt, der mit Muth und Geschick manchen traurigen Zuständen ein Ende machte. Sein Nachfolger, Albrecht, dachte aber nur daran, seine Hausmacht zu vergrößern und suchte zu dem Ende auch seine Herrschaft in der Schweiz zu befestigen. ^ Wilhelm Tell. Später: Arnold v. Winkelried.) Der edle Kaiser Heinrich Vii., den der große italienische Dichter Dante als den Retter seines damals so unglücklichen Vaterlandes begrüßte, starb an Gist; und wenn die beiden gleichzeitigen Kaiser Ludwig von Baiern und Friedrich der Schöne keine so edle Männer gewesen wären, hätte der Krieg, welcher zwischen ihnen ausgebrochen war, noch lange wüthen können. lschweppermann.l Eine sehr traurige Zeit für unser Vaterland brach 1349, unter der Regierung Karl's Iv. herein. (Erdbeben, der schwarze Tod.) Kurz zu bemerken

5. Erzählungen aus der Deutschen Geschichte - S. 42

1874 - Hadersleben : Westphalen
Leider trug der herrliche Sieg bei Fehrbellin dem großen Kurfürsten nicht die gehofften Früchte. Von seinen eifersüchtigen Bundesgenossen, namentlich dem deutschen Kaiser, verlassen, mußte er sich entschließen, den Frieden von St. Germain zu schließen (1679), in welchem er die eroberten Landestheile bis auf einen Grenzstrich an Schweden zurückgab und durch Geld entschädigt wurde. Gegen den Kaiser war er im höchsten Grade und mit Recht erbittert. Das benutzten die Franzosen zu neuen Anschlagen auf das Reich, und da der Kaiser gleichzeitig gegen die Türken Krieg führen mußte (Belagerung üpn Wien — Johann Sobiesky, König von Polen), so gelang es ihnen (1681), mehrere deutsche Reichsstädte, darunter auch das wichtige Straßburg, ungestraft wegzunehmen. Das westliche Deutschland hatte in jener Zeit von den Franzosen schwer zu leiden, besonders die Pfalz wurde von ihnen in unmenschlicher Weise verwüstet. Die letzten Regierungsjahre Friedrich Wilhelm's Verliesen ruhig. Im Frühling 1688 erkrankte er lebensgefährlich und endete in christlicher Ergebung am 29. April desselben Jahres, nach 48jähriger Regierung, sein rühm- und thatenreiches Leben. Er hat den Umfang seines Reiches um ein volles Drittel, bis auf über 1900 | | Meilen, vergrößert, er war der eigentliche Gründer der preußischen Monarchie, der Schöpfer des preußischen Heeres. Die Geschichte nennt ihn mit Recht den großen Kurfürsten. 35. Friedrich I., der erste König in Preußen (1688—1713). Nach dem Tode des großen Kurfürsten trat dessen Sohn, Friedrich Iii., die Regierung an. Dadurch, daß et sein Reich zu einem Königreiche erhob, hat er das Ansehen desselben bedeutend erhöht. Friedrich besaß bei sonst, guter Bildung einen gewissen Hang zur Eitelkeit und zu äußerem Prunk. Es herrschte damals unter allen Fürsten das Streben, ihr Ansehen nach außen zur vermehrten Geltung zu bringen und da nun Friedrich's Nachbar, der Kurfürst von Sachsen, zugleich König von Polen war, der Kurfürst von Hannover aber nächstens auch König von England werden sollte, so hegte Friedrich, welcher viel mächtiger war, als alle anderen deutschen Kurfürsten, den Wunsch, ebenfalls König zu werden. Hierzu bedurfte er aber der Zustimmung des Kaisers. Er versprach demselben, ihm in allen seinen Kriegen Beistand zu leisten und unter dieser Bebingnng willfahrte der Kaiser dem Wunsche Friebrich's. Am 18. Januar 1701 ließ der Kurfürst sich mit großer Pracht in Königsberg krönen. Seitdem hieß er Friedrich I., König in Preußen. Zum Andenken an die Erhebung Preußens zu einem Königreiche stiftete er den schwarzen Ablerorben mit dem Wahlspruch: „Suum cuique“, d. H. Jedem das Seine. Zu dieser Zeit führte der Kaiser mit Frankreich den s. g. spanischen Erbfolgekrieg. Seinem Versprechen gemäß mußte König Friedrich 20,000 Mann Hülfstrnppen stellen, welche dem Lande viel Gelb kosteten. Noch mehr Kosten verursachte Friedrich dadurch, daß er als König seinen Hofstaat bedeutend ver»

6. Erzählungen aus der Deutschen Geschichte - S. 38

1874 - Hadersleben : Westphalen
38 Die für beit Staat Bebeutenbfte Errungenschaft Joachim's war die, daß er für sich und seine Nachkommen die Mitbelehnung über das Herzoa-thnm Preußen erwirkte. Um klar zu sehen, wie bieg gekommen, müssen wir zurückblicken auf die Vergangenheit biefes Laubes. Gegen Ende des zehnten Jahrhunberts wohnte in den Gebieten an der Memel und der Sßeichfel ein Volk, welches die Polen Poreuffen ober B o-rusfen - abgekürzt Preußen — nannten, b. i. ba po im Polnischen so viel Bebeutet als bei ober an, die an ober Bei den Russen Wohnenben. Polen und Preußen führten viele Kriege mit einanber. Im Jahre 1230 rief der von den Preußen hartbebrängte Polenkönig den beut sehen Orben zu Hülfe, welcher feit dem Verluste von Palästina zu Venebig feinen Sitz hatte. Diesem schenkte der Kaiser Friedrich Ii. und der bamalige Papst ganz Preußen, um in demselben das Christenthum auszubreiten. Ueber ein halbes Sahrhunbert stritten bre herbeigekommenen Ritter für ihre und des Evangeliums Herrschaft. Enblich mußte Preußen unterliegen. Unter bet milben und fürsorglichen Regierung des beutfchen Orbens gewann das Christenthum einen festen Boden, neue Stabte würden gegrünbet und beutfche '-Litte eingeführt. Das Scutb blühte sichtbar empor und würde immer ansehnlicher und mächtiger. Dies erregte den Neib der Polen. Viele lang-wteitge Kriege zwischen Polen und dem Orben folgten. In dem Frieden zu Thorn (1466) mußte der Orben die Hälfte des Landes, West Preußen, an Polen abtreten, und der Hochmeister für die anbere Halste, Ostpreußen, den Lehnseib leisten. Doch balb begannen die Kämpfe mit den Polen wieber. Sie bauerten fort, bis der zum Hochmeister gewählte Prinz Albrecht von Branbenburg, Sohn des Markgrafen von Anspach und Enkel des Kurfürsten Albrecht Achilles, im Jahre 1525 zur lutherischen Kirche übertrat und mtn im Frieden zu Krakau das Orbenslanb (Ostpreußen) als ein weltliches, von der Lehnshoheit der Krone Polens abhängiges Herzog thum erhielt. Da aber die fränkische Linie der Zollern dem Aussterben nahe war, wußte Kurfurft Joachim es burchzufetzeu, daß ihm die Mitbelehuunq bewilliat würde (1569). ' 33. Fortsetzung. Ioachim's Nachfolger war fein Sohn Johann Georg (1571 — 1597), der die Einführung der Reformation vollenbete. Ihm folgte Joachim Friedrich (1597 — 1608). Nach dem Testamente seines Vaters hätte er die Regierung mit seinen 23rübern theilen müssen, woburch eine Zerstückelung des Landes herbeigeführt worben wäre. Er berief sich aber auf das vorn Kaiser Bestätigte Hansgefetz des Albrecht Achilles und schloß einen Vertrag mit dem finberlofen Markgrafen von Anspach, nach welchem ba^ Hansgefetz erneuert und Ioachim's Srübern die Erbfolge in Anspach und Baireuth Bestimmt würde. Nach dem Tode des Herzogs Aibrecht von Preußen, dem Sohne des

7. Mnemonische Bearbeitung der Welt- und Cultur-Geschichte - S. 81

1867 - Flensburg : Herzbruch
81 hätten. Kein Papst hat den Bann so oft ausgesprochen, als er, ja er steigerte denselben zum Jnterdict über ganze Länder. Dann schloß sich den Laien die Kirchenpforte, Orgel und Glocken schwie- gen, kein Sakrament wurde den Laien gereicht, kein Grab in ge- weihter Erde verstattet. So mußte das Land büßen, was der Fürst verbrochen hatte, und dieser wurde dann durch seine ihm den Gehor- sam auskündigenden Unterthanen gezwungen, sich der Kirche und dem Papst zu fügen. (Johann ohne Land in England.) Die Gehorsam — entbehrenden Fürsten. 146. Vierter Kreuzzug. Lateinisches Kaiserthum in Constantinopet. 1204 kam durch Innocenz Iii. der vierte Kreuzzug zu Stande, welcher freilich für das heilige Land keinen weitern Erfolg hatte, aber doch zur Erweiterung der lateinischen Kirche, also auch zur Vergrößerung der Papstmacht diente. Die Unternehmer des Kreuzzugs, franzö- sische Ritter, mit denen sich die Venetianer vereinigten und an deren Spitze Balduin von Flandern stand, eroberten Constantinopel und gründeten dort ein lateinisches Kaiferthum, welches bis 61 bestand. Eine zu reiche — Beute! (als daß sie dieselbe nicht hätten nehmen und festhalten sollen.) 147. Päpste Gregor Ix. und Innocenz Iv. Kaiser Friedrich Ii. 1227—41. Gregor Ix. Als er, achtzig Jahre alt, den päpstlichen Stuhl bestieg, und als Kaiser Friedrich Ii. sein Papst Innocenz gegebenes Versprechen, einen Kreuzzng zu unternehmen, nicht ernstlich genug in Angriff nahm, that er ihn in den Bann, und selbst als der Kaiser wirklich auszog, war Gregor nicht zu bewegen, den Bann aufzu- heben. Friedrich Ii. setzte sich die Krone von Jerusalem auf fein ge- banntes Haupt. Zurückgekommen, zwang er freilich den Papst, ihn freizufprechen; doch bannte ihn Gregor später wieder und starb, ohne den Fluch zurückgenommen zu haben. Ein unversöhnlicher — irdischer Statthalter des großen Weltversöhners. 1243 — 54. Innocenz Iv. Dieser Papst setzte den Kampf mit den Hohen- staufen eifrig fort. Um sich vor Kaiser Friedrich Ii. zu sichern, begab er sich nach Frankreich, wo er sich bis zu dessen Tode, also sieben Jahre, aufhielt. Innocenz war Papst; wir fragen: in Rom? — außer Rom die meiste Zeit! 1215—50. Friedrich Ii. Dieser durch Tapferkeit, Verstand und jegliche Wilms, Weltgeschichte. 6

8. Mnemonische Bearbeitung der Welt- und Cultur-Geschichte - S. 89

1867 - Flensburg : Herzbruch
89 schenkt. Allein der Geist der Zeit war schon ein ganz anderer ge- worden, und darum unterlag jetzt der heilige Stuhl der weltlichen Macht des Königs von Frankreich, wie einst Kaiser Hein- rich Iv. der Papstmacht unterlegen war. Ein Kraftmann! — wie zwang er doch den Philipp nicht! 1285 — 1314. Philipp Iv., der Schöne. Als dieser König einen mör- derischen Krieg mit Eduard I. von England führte, wars sich Papst Bonisacius zum Schiedsrichter aus. Philipp verwarf seine Ein- mischung. Bonifacius verbot jede Besteurung der Kirche, der König jede Ausfuhr edler Metalle. Um seine Einkünfte aus Frankreich nicht zu verlieren, legte der Papst sein Verbot möglichst milde aus und versöhnte sich mit Philipp. Nun sollte er den Streit als er- wählter Schiedsrichter (nicht als Papst) entscheiden, doch respectirte Philipp den Spruch nicht, als er die gemachten Eroberungen zurück- geben sollte. Wieder wurden Vorwürfe über königliche Unterdrückun- gen und päpstlichen Verrath gewechselt, und Bonifacius erklärte jeden für einen K etzer, der nicht glaube, daß der König in geist- lichen und weltlichen Dingen dem Papst untergeordnet sei. Philipp dagegen erklärte jeden für einen Narren, der nicht glaube, daß in weltlichen Dingen der König von Frankreich Niemand unterthan sei. Nun erfolgten von Seiten des Papstes Bann und Interdici; allein Philipp kehrte sich nicht daran. Er ließ zuletzt gar den Papst in seiner eignen Stadt übersallen und verhaften. Der Kummer über diese erlittene Schmach tödtete ihn. Wir lassen Bonifacius über Philipp den Schönen urtheilen: Ein häßlicher, — widerspenstiger Sohn! 159. Die babylonische Gefangenschaft der Päpste. 1305—14. Clemens V. Dieser frühere Erzbischof von Bordeaux war durch Ueberlistung der italienischen Partei zum Papst erwählt und stand als solcher ganz im Dienste Frankreichs. Er ging nie über die Alpen, sondern nahm seinen Sitz in Avignon. Er ent- zog sich nur mit Mühe einer förmlichen Verdammung des Bonifacius, dessen Creatur er doch gewesen war. Die Templer opferte er Philipp auf. Im Geheimen widerrief er, was er öffentlich hatte empfehlen müssen. Gegen Kaiser Heinrich Vii. dagegen ließ er es an furcht- baren Bannflüchen nicht fehlen. Wie ließ — der Papst sich zum Hofbischof Philipps herab! 1305 — 76. Die Zeit der babylonischen Gefangenschaft der Päpste. Man pflegt die Zeit des Aufenthaltes der Päpste in Frank-

9. Mnemonische Bearbeitung der Welt- und Cultur-Geschichte - S. 91

1867 - Flensburg : Herzbruch
91 beiden Enkeln dieses Kaisers, die beide gleichzeitig zu Kaisern ge- wählt waren. Ludwig von Baiern, Rudolfs Tochtersohn, be- siegte Friedrich den Schönen von Oesterreich, Kaiser Albrechts Sohn, und Friedrich wurde nun aus Schloß Trausnitz gefangen gehalten. 25 entließ ihn Ludwig seiner Haft unter der Bedingung, daß er für sich der Krone entsagen und auch seine Brüder zur Herausgabe der von ihnen besetzten Reichsgüter und zur Unterwerfung unter Ludwig be- wegen solle. Als ihm aber Letzteres nicht gelang, kehrte er noch in demselben Jahre in die Gefangenschaft zurück, obgleich der Papst sich erbot, ihn von seinem Versprechen zu entbinden. Friedrich behielt Freiheit und Königstitel bis an sein Ende und war Reichs- verweser in Ludwigs Abwesenheit. Manneswort, — nie sollte es gebrochen werden! 1314—30. Friedrich der Schöne von Oesterreich. Man hat ihn einen zweiten Regulus genannt, weil er dadurch, daß er unter allen Umständen sein Versprechen halten wollte, stark an diesen alten rö- mischen Helden erinnerte. Wieder — wollte ein edler Held sein Wort nicht brechen. 1314—47. Ludwig der Baier. Dieser hatte besonders harte Kämpfe mit dem damals in Avignon residirenden Papst zu bestehen. Er war der letzte gebannte Kaiser. Wieder — erfuhr ein deutscher Kaiser den Haft des Kirchen- Oberhauptö. 162. Karl Iv. Die goldene Lulle. Der schwarze Tod. 1338 traten schon im Kurverein zu Reuse die deutschen Fürsten den Anmaßungen- des Papstes entgegen, indem sie erklärten, daß die Kaiserwahl der Einwilligung und Bestätigung durch den Papst nicht bedürfe. Wie wehe that's dem Papst! 1347. Karl Iv., Enkel Heinrichs Vii., schon im Jahr vorher auf Anstiften des Papstes zum Kaiser gewählt, ward nach Ludwigs Tode durch theure Zugeständnisse als solcher anerkannt. 56. Er ordnete durch die g old ene Bulle (das erste deutsche Reichs- gesetz) die Kaiserwahl, das Einzige von Bedeutung, was er für das Reich gethan hat. Es sollten sieben Fürsten, drei geistliche (Mainz, Trier und Cöln) und vier weltliche (Böhmen, Pfalz, Sack sen und Brandenburg), den Kaiser wählen. Diese wurden deßhalb Kurfürsten genannt.

10. Mnemonische Bearbeitung der Welt- und Cultur-Geschichte - S. 120

1867 - Flensburg : Herzbruch
120 208. Johann Calvin. Die Genfer Deformation. 1509. Johann Calvin ward in der Picardie in Frankreich geboren. 36 ließ er sich, wegen seiner resormatorischen Ansichten verfolgt, in Genf nieder, wo er Ordner des republikanischen Gemeindewesens, Ver- besserer der Sitten und Begründer der Kirche wurde. 38 führte die von ihm geübte strenge Kirchenzucht seine Vertreibung herbei. Bald aber siegte die bessere Ansicht. 41 wurde er höchst ehrenvoll nach Genf zurückgerufen, wo er von der Zeit an bis zu seinem Tode, der 64 erfolgte, den größten Einfluß aus Verfassung, Religion, Sitte und Bildung der Stadt ausübte. Die Stadt Genf, welche den Ausgangspunkt des Wirkens dieses großen Mannes bildete und der Mittelpunkt der reformato- rischen Bewegung für den Süden wurde, wie Wittenberg es für den Norden war, liegt in einer reizenden Gegend, in welcher Getreidefelder und Wiesen, Weinhügel und Obst- und Gemüse- gärten abwechseln. Genf ist eigentlich das größte Landhaus in einem großartigen englischen Park; ja ein Reifender meint, man könne mit Recht von Genfs Umgebung sagen, was ein Portugiese vom Minho behauptet hätte: »Giebt's ein Paradies auf Erden, so muß es hier sein; giebt's keinö, so könnte es wenigstens hier sein.' Es lag — im Park, — im helvetischen — irdischen — Paradiese, der Ausgangspunkt seines Wirkens. 209. Das Loncilium zu Trient. Der Jesuitenorden. 1545 — 63 wurde unter mehrmaligen Unterbrechungen das Co ncilium zu Trient abgehalten. Die Völker hatten eine allgemeine Kirchen- versammlung znr Herstellung des Kirchenfriedens und zur Refor- mation der Kirche lange gewünscht und gefordert. Die zu Trient vorgenommene Reformation verdiente aber den Namen nicht. Es wurde bloß die damalige katholische Kirchenlehre bestätigt und die der Protestanten verdammt. Nur für äußere Kirchenordnung und Kirchenzucht wurde manches Heilsame verordnet und manches Alt- kirchliche erneut. Aeußeres — abwägend, saßen die Bischöfe da. 1540 ertheilte Papst Paul Iii. nicht ohne Bedenken der von Ignaz Loyola gegründeten Gesellschaft Jesu die Genehmigung. 1773 hob der edle Papst Clemens Xiv. (Ganganelli) den Jesuitenorden, damals aus mehr als 22,000 Mitgliedern in 24 Provinzen bestehend, auf, obwol er wußte, daß er damit sein eigenes Todesurtheil unter- schrieb. Er starb einen Monat später, von Allen verlassen, an Gift.
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