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aufhängen. Er kam unter dieselbe Eiche. Ihre Zakken waren ganz
so, wie er sie suchte, aber doch ein Bischen ju hoch. Darum
wälzte er den Stein, der die Höhle schloß, näher dem Baume zu.
Beim Wegwälzeu merkte er die Höhle und untersuchte, was darin
sei. Finden und Nehmen war bei ihm Eins. Er pakkte das ganze
Gold ein und legte dafür seinen Strikt in den Topf. Den Stein
wälzte er wieder auf daö Loch. Kurz darauf kam der Bergräber
und wollte sehen, ob der Schatz noch vorhanden sei. Wie groß war
sein Schrekken, einen Strikt für seinen Schatz zu finden. Er wußte
keinen andern Rath, als den Strikt um den Eichenast zu schleifen
und sich daran zu hängen. —
Daraus kann man lernen, daß man sein Herz nicht an einen
Topf voll Gold hängen soll; denn wenn eö gestohlen wird, hängt
man sich an einen Strikt. Darum: „Fällt euch Neichthnm zu, so
hänget daö Herz nicht daran!" (Ps. 62, 11.)
105. Der Kosakk und der Bäkker.
Zn jener Zeit, als von der Beresine das Frankenheer mit
scheuer Miene und mit dem Pilgerstab in stolzer Hand entwich ans
unserm Vaterland, begab eö sich, daß ein Kosakkenschwarm nach
Krenzbnrg kam, ein Städtchen, klein und arm, drei Meilen nur von
Königsberg gelegen. Um seinen Magen auch einmal zu psiegen,
hält ein Kosakk vor einem Bäkkerladen still, und klar ist's, waö der
bärt'ge Reiter will: man sieht ihn nach den Semmeln schmunzeln;
ein heitres Lächeln glättet plötzlich alle Runzeln aus dem behaarten
braunen Angesicht, das eben nicht viel Gnt'ö dem Bäkkersmann
verspricht. Es pakket der Kosakk gar viele Semmeln ein. Die
werden, denkt der Bäkker, wohl verloren sein; doch einen fränk'schen
Thaler wirft ihm zu jetzt der Kosakk und trabt hinweg in Ruh.
Da schallt's: Kosakk! Kosakk! in seinem Rükken. Er hält sein Röß-
lein, um zurükk zu blikken. Der Bäkker bietet ihm gar höflich
dritt'halb Gulden (a 10 Sgr.): „Verzeihen Sie; ich mach' nicht
gerne Schulden. Hier ist daö Geld, das Sie zu viel gegeben, lind
damit wünsch' ich Ihnen wohl zu leben!" Im Anfang weiß der
bied're Moskowite nicht, waö er sagen soll; doch jener macht's ihm
deiltlich durch Pantomimen: „Haben Sie die Güte!" Deö Bäkkers
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
48
gewöhnen. „Ich scheide," sprach er, „Söhne, lebet wohl! Jedoch
zuvor zerbrecht mir diese Pfeile, gebunden, wie sie sind." In
größter Eile will Jeder den Befehl vollzieh'»; jedoch umsonst
ist ihr Bemüh'n. Der Vater löst hierauf das Band, giebt
Jedem einen Pfeil besonders in die Hand: „Zerbrecht mir den,"
spricht er mit trüben Blikken, und schnell war jeder Pfeil in
Stükken. „Merkt, Söhne," rief er, „am zerbrochenen Geschoß:
die Eintracht nur macht stark und groß, die Zwietracht stürzet
Alles nieder. Lebt wohl! und liebt euch stets als Brüder!"
86. Herr Michel.
Michel ward des alten Pächters Mertens Knecht; doch
nach wenig Wochen fand er Nichts mehr recht: Kuchen mager,
Butter alt, Bette hart und Stube kalt. Wenn die Erbsen-
fchüffel auf dem Tisch erschien, tunkt' er seinen Löffel umge-
wendet drin; und dann sprach er spöttiglich: „Klebst du dran,
so ess' ich dich!" Bald des Dienens müde, sann er hoch
umher, nahm ein Weib und dachte: Ha! nun bin ich Herr.
Doch so mancher Jugcndtraum ist gar oft nur lauter Schaum.
Ach, das eigne Tischchen deckt sich nicht so leicht, wie's am
fremden Heerde manchem Michel däucht; auch der uns're fand
um's Jahr diesen Spruch nur gar zu wahr, sehnte sich mit
Schmerzen, aber ach! zu spät nach der Erbsenschüssel und dem
harten Bett'. Immer größer Ward die Noth und die Sorg'
um's trock'ne Brot. Nun zum alten Wirthe tritt er flehend
ein, einen halben Scheffel Erbsen ihm zu leih'n. Jener schweigt
und führet ihn nach der Vorrathskammer hin. Hier am
Erbscnhaufen steh'» sie still und stumm, Merten, vor dem
Scheffel, kehrt die Schaufel um, stößt sie eilt und spricht für
sich: „Klebst du d'ran, so meff' ich dich!" Michel weint.
Der Alte sieht's und spricht mit Ernst: „Wohl dir, wenn du
weinen und dich bessern lernst! Nimm die Erbsen zum Ge-
schenk, und sei meiner eingedenk!
Dächten alle jungen Brüder Michels doch an den Erbsen-
haufen und den Doppelspruch: Klebst du d'ran, so ess'
ich dich! Klebst du d'ran, so mess' ich dich.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Michel Michel Mertens Michel Merten Michel Ernst Michels
215
Das Kameel.
Die Kameele mit einem Hökker heißen Dromedar, und die mit
zwei Hökkern Trampelthier. Das Dromedar hat in der Regel eine
grauröthliche Farbe. Unter den Fußen, an den Knieen und an der
Brust hat es Schwielen. Mai, findet es hänfig in Arabien lind in der
Wüste Sahara; auch giebt es in Persien, Egypten und der südlichen
Tartarei Kameele. Es ist schnell, wie das Pferd, geduldig, wie der Esel,
und liefert, gleich der Kuh, eine reichliche nahrhafte Milch. Vielen
Völkern Asiens und Afrikas befriedigt das Kameel die meisten Bedürfnisse.
Sie..sehen es daher für ein großes Geschenk des Himmels an, ohne dessen
Beistand sie weder leben, noch mit ihren Nachbarn Handel treiben, noch
ihre fast endlosen Wüsten durchreisen könnten. Dieses Schiff der Wüste,
wie der Araber das Kameel mit Recht nennt, ist durch seinen ganzen
Bau und seine Eigenschaften recht dazu eingerichtet, den Menschen und
seine Lasten durch den Sand der Länder zu tragen, die seine Heimath
sind. Die Füße sind so gebaut, daß es nicht tief in den Sand tritt;
der drüsige Beutel am Halse enthält Feuchtigkeiten zum Benetzen des
Schlundes, und der zellige Anhang deö Magens bewahrt überdies noch
acht oder mehrere Tage lang einen Wasservorrath ans, der deut Thiere
in den wafferarmen Wüsten gar sehr zu Statten kommt. Das Thier ist
sehr genügsam; deitn Disteln und andere stachliche Gewächse reicheit zu
seiner Nahrung hin. Fehlt es auf der Reise an frischem Futter, so
erhält es etwas Gerste oder Bohnen.
- Das Kameel wird jum Reiten und Lasttragen benutzt. Wer indessen
auf einem so hochbeinigen Thiere reiten will, muß darin große Uebung
haben; denn es tritt nicht nur hart auf, sondern hat auch noch einen
besonderen Gang, den sogenannten Paß, nach welchem eö die beiden
Beine der einen Seite zugleich aufhebt und dadurch stets von der eimn
auf die andere fällt. Alle Thiere, welche zttin Ltisttragen gebraucht
werden, sind vvtt früher Jugend daran gewöhnt. Mail legt ihnen anfangs
eine geringe Bürde auf, welche nach uild nach vergrößert wird. Es
wird dazu abgerichtet, bei der Beladung sich niederzulegen. Wird ein
Kameel überladen, so läßt es sich eher todtschlagen, als daß es mit der
Last ausstände. Musik und Gesang liebt eö außerordentlich, und die
Kameeltreiber wissen cs damit zu ermuntern und anzutreiben.
Das Trampelthier ist von dem gemeinen Kameel wenig verschieden.
Es wird größer und sieht gelblich-weiß aus. Die Kameele geben ein
schmakkhafles Fleisch; namentlich soll der Fetthökker eine Delikatesse sein.
Auch ihre Milch ist nahrhaft und gesuitd, und die Araber verstehen eö,
daraus ein dem Branntwein ähnliches Getränk zu bereiten. Die Haare
der Kameele werden zu Garn und andern Waaren verarbeitet. Alls der
Haut wird ein sehr dauerhaftes Leder bereitet, und der Mist dient zur
Feuerung.
15*
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
244
Die letzteren sind die kleinsten, leichtesten und darum flinkesten im ganzen Bienen-
volk. Kaum geboren, regt sich's schon in ihren Füßen und Flügeln. Ehe man
sich's versieht, sind sie fort ans die Arbeit, summen mit den Alten um die
Blüthen und machen alle Arbeit so geschikkt mit, als ob sie lange in der Fremde
gewesen und Erfahrung gesammelt hätten. Das Handwerkzeug bringen sie mit
auf die Welt. Es besteht aus einer Mauerkelle, einer Kugelform und aus mehreren
kleinen Bürsten. Ihr Baumaterial nehmen sie aus den Blumen. Ihr ganzer
Körper ist mit kleinen Härchen besetzt, in welchen der Blüthenstaub hängen bleibt,
wenn sie sich in den Blüthen herumtummeln. Wie Müller bestäubt, kommen sie
aus den Blüthen hervor, setzen sich auf den Rand derselben, nehmen die kleinen
Bürsten, die in feinen Härchen an ihren Füßen sitzen, fahren damit in das
bcpuderte Haar ihres Leibes über Rükken und Kopf hinweg und haben, ehe man
sich's versieht, den Blüthenstaub mit den Vorderfüßcn zu einem Kügelchen
zusammengefegt, dieses so groß wie ein Pfefferkorn geknetet und es stink, wie
ein Taschenspieler, zwischen die laugen Hinterfüße geschoben. An diesen sitzt eine
Vertiefung, ringsum mit Haaren eingefaßt, Körbchen genannt. Da hinein pakken
sie das weiche Körnlein, das bald roth, bald gelb, bald weiß aussieht, und fliegen,
schwer belastet, nach dem Bienenkörbe zurükk, um goldgelbe Säle mit 6 Wänden
zu bauen, die man Zellen nennt und die von Wachs sind. Die Bienen haben
aber auch außer dem Blüthenstaube, den sie mitbringen, aus den Blüthen noch
Säfte gesogen, die gar bald in ihrem Wachsmagen zu flüssigem Wachs werden,
das als Tropfen theils am Munde, theils an den Seiten des Leibes wieder
heraustritt. Diese Tropfen erstarren an der Luft und können leicht zu kleinen
Kugeln geformt werden, aus denen sie nun ihre fechsekkigen Säle zimmern. Der
Stoff des Honigs ist der süße Saft, der sich in den allermeisten Blüthen findet,
auch der süße Schweiß auf den Blättern verschiedener Gewächse. Zur Einsamm-
lung desselben fliegen die Bienen in den Mittagsstunden aus, weil alsdann die
Hitze diesen Saft am meisten hervorlokkt. Sie lekken ihn mit den Rüffeln ab,
schlukken ihn hinunter und bereiten ihn in einem besonderen Behältniß in ihrem
Leibe, das deshalb der Honiginagen heißt, durch Währung oder Beimischung
anderer Säfte ,zu. Wenn dieser Magen voll ist, kehren sie nach Hause zurükk,
geben den Honig durch den Mund wieder von sich und speien ihn in die dazu
bestimmten Zellen. Die angefüllten Zellen verschließen sic mit einer Wachsdekke.
In einem Bienenstokke giebt es aber nicht blos Vorrathösäle, sondern auch
Kinderstuben. Reihe an Reihe stehen die Stuben für die Arbeitsbienen da;
weniger an Zahl, aber größer, sind die der Drohnen. Auch Palläste für Prinzes-
sinnen sind da, nur sehr wenige, aber ausgezeichnet durch ihre Bauart; denn sie
sind nicht ekkig, sondern rund.
In jede vollendete Zelle legt die Königin ein Ei und ist dabei von 10 bis 12
Arbeitsbienen begleitet. Sie legt an einem Tage wenigstens L00 Stükk und setzt
dieses Geschäft den ganzen Sommer hindurch fort. Nach einigen Tagen kommt
aus dem Ei eine Made, die nur von den Arbeitsbienen mit Nahrung versehen
wird. Nach 8 Tagen ist die Made ausgewachsen, bedarf keines Futters mehr,
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
311
Roggen, Hafer, Gerste, Flachs, und von Gemüsen zog man Spargel,
Pastinatwurzcln und große Rettige; Obstbaumzucht war unbekannt. Auf den
wenigen, aber doch herrlichen Weideplätzen gingen große Heerden von Pferden
und Rindernauch Schafe und Gänse waren nicht selten. In den Wäldern
wimmelte es von Hirsche», Rehen, Rcnnthieren, Elcnnthieren, Auerochsen,
Bären und Wölfen. — Wie das Land, so waren auch seine Bewohner. Sie
hatten einen großen, starken und kräftigen Körperbau, lange blonde Haare und
schöne blaue Augen. Ihre Lebensweise war einfach, ja roh. Sie nährten stch
von Waldobst, wilden Beere», Milch, Käse, Haferbrei und Fleisch, und kleideten
sich in Felle wilder Thiere. Bon Jugend auf an Abhärtung gewöhnt, ertrugen
sie Hunger und Durst und fragten so wenig nach Wind und Wetter, daß sie
im Winter, wie im Sommer lustig in die Flüsse sprangen, um sich zu baden.
Sie schliefen auf der bloßen Erde in einer Hütte, die vor Sturm und Regen
wenig schützte. Krieg und Jagd waren ihre Lust. Durchdrungen und beseelt
von dem Geiste unbeschränkter Freiheit und Unabhängigkeit, liebten und bauten
sie weder Städte»och Dörfer, sondern wohnten einzeln und zerstreut, ein Jeder
in der Mitte seiner Feldmark, schweiften jagend über Berg und Thal, durch
Wälder und Dikkicht, stärkten ihre Kraft und bildeten sich zu Helden im Kampfe
mit den wilden Thieren.— Das ganze Bolk bestand aus zwei Klassen: Freien und
Unfreien. Die Freien waren theils große und reich begüterte Geschlechter, Edle,
auch Fürsten (d. h. Vordersten) genannt; theils minder begüterte, kleine Grund-
besitzer, schlechtweg Freie genannt. Die Unfreien, meist wohl Kriegsgefangene, waren
theils Knechte, Sklave», die mit Leib und Leben dem Herrn eigen waren und
mit den Weibern die häuslichen Geschäfte besorgten; — theils sogenannte
Halbfreie oder „hörige Leute," 'reiche auf dem Gruudeigenthum deö Herrn
saßen und mit ihm, als demselben angehörig, betrachtet wurden, alle ländlichen
Geschäflk verrichten, de» Akker bestellen, daö Vieh hüten und einen gewissen
Zins a» Korn re. dem Herrn zahlen mußten. Die Edlen hatten vor den
Freien keine eigentlichen Vorrechte; sie genossen nur eines höheren Anfehns,
das sie durch Tugend und That festhalten mußten. Sie standen nur in
den Angelegenheiten des Volkes vorauf und voran. Edle und Freie wurden im
Uebrige» als vollkommen gleich angesehen und bildeten, wie wir heute sagen
würden, die souveraine Nation. Ditcmaub gehörte zu derselben, wer nicht ein
freies Grundeigenthum befaß; und nur, wer ein solches hatte, durfte Wehr und
Waffen tragen und auf den Volksverfammlniigen an Voll- und Neumonden
erscheinen, wo des Volkes Wohl berathen, über Krieg und Frieden entschieden,
bürgerliche Streitigkeiten geschlichtet und Recht gesprochen wurde. War das
Volk in Gefahr und der Krieg beschlossen, so wählten sie sich gewöhnlich auü
den Edlen einen bewährten Tapfern zum Führer des Heerzuges und nannten ihn
Herzog. Dieser ließ dann das Aufgebot zur Nationalbewaffnung (Heerbann)
ergehen. Von Hof zu Hof, von Gemeinde zu Gemeinde, von Gau zu Gau
verkündete es der „He erpfeil." Die Wehrmänner schaarten sich um ihren
Führer und brachen auf. Die Weiber folgten dem Heere, ermunterten die
Streitenden, pflegten die Verwundeten, sangen den Ermatteten Muth ein,
erdolchten die Feigen, die zurükkflohen; und war Alles verloren, so würgten sic
ihre Kinder und sich selbst, um verhaßter Knechtschaft zu entgehen. Mit dem
Kriege aber hatte auch deö Herzogs Macht ein Ende. Oft, wenn diesem oder
jenem berühmten Helden die Ruhe deö Friedens zu lange währte, forderte er
Genossen zu irgend einem kriegerischen Abenteuer auf, und mit Freuden folgte
ihm die kampflustige Jugend getreu bis in den Tod. Ewige Schande fiel auf
den, der seinen Heerführer verließ, oder ihn im Kampfe überlebte und ohne ihn
zurükkkehrte. Ein Theil der Beute und deö eroberten Landes war der Lohn der
Treue. Auö dieser Kampfgenossenschaft oder dem freiwilligen Gefolge bildete
21*
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
283
mehrere Jahre in Dienstbarkeit begeben. Im Ganzen nehmen die Deutschen nur
allzuleicht Sprache und Sitten des neuen Vaterlandes an; wo sie aber in größerer
Zahl bei einander wohnen, haben sie auch bis jetzt beides treulich bewahrt.
Die Indianer sind größtentheils jenseits des Missisippi; die, welche noch auf
dieser Seite des Flusses wohnen, sind sehr gering. Die Neger finden sich besonders
in den südlichen Staaten, wo sie Baumwolle, Tabakk und Reis bauen müssen.
Die Hauptbeschäftigungen der Einwohner find Landbau und Handel. Schon
jetzt sind die Nord-Amerikaner die ersten Seefahre^iach den Engländern; sie beschissen
alle Meere und besuchen Ostindien, Europa und China. Ihr Pelzhandel ist sehr
bedeutend. Bedeutender noch ist der Fischfang, welcher theils an den Küsten und
bei Ncu-Fundland auf Stokkfisch, theils in entlegenen Meeren auf Wallfische und
Seehunde getrieben wird. Zum Fange der Stokkfische werden jährlich über
2000 Schiffe beschäftigt. Von der Mitte Juni an werden täglich Boote auf den
Fang ausgesendet. In jedem Boote befinden sich 4 Menschen mit 16 Angel-
schnüren. So wie ein Fisch angebissen, wird er ins Boot geworfen, und sobald
dies seine Ladung hat, eilt eö zur Küste. In eigens dazu eingerichteten Gebäuden,
Bühnen genannt, werden de» Fischen die Köpfe abgeschnitten, sie gespalten und
das Rükkgrat und die Eingeweide herausgenommen, worauf sie eiiigesalzen und
an der Lust getrokknct werden.
In der westlichen Abtheilung der mittleren Staaten liegt W is ko »sie.
Dieser Staat ist fruchtbar und reich an schätzbaren Mineralien; in ihn kann inan
von Nen-Orleans und Neu-Pork ganz zu Wasser gelangen. Er hat größtentheils
fruchtbaren Boden. Das.klima ist vortrefflich und das Land für deutsche Ansiedler
vorzüglich geeignet. ,
Der Süd - Westen und fernste Westen umfaßt überhaupt den reichsten Land-
strich Nord - Amerikas lind bietet in seinen» Innern alle natürlichen Quellen deö
Wohlstandes. Der Boden ist größtentheils so fruchtbar, daß er selbst durch'zehn-
jährige Eriiteil nicht erschöpft wird und die Aussaat sechszig- u»d siebenzigfältig
wiedergiebt.
Die Auswanderer.
Ich kann den Blikk nicht von euch wenden;
Ich muß euch anschaun immerdar;
Wie reicht ihr mit geschäftigen Händen
Dem Schiffer eure Habe dar!
Ihr Männer, die ihr von dem Nakken
Die Körbe langt, mit Brot beschwert,
Das ihr aus deutschem Korn gcbakken,
Geröstet habt auf deutschem Herd;
Und ihr, im Schmukk der langen Zöpfe,
Ihr Schwarzwaldmädchen, braun und schlank,
Wie sorgsani stellt ihr Krüg' und Höpfe
Auf der Schaluppe grüne Bank!
Das sind dieselben Töpf' und Krüge,
Oft an der Heimath Born gefüllt;
Wenn am Missuri Alles schwiege,
Sie malten euch der Heimath Bild;
Des Dorfes steingefaßte Quelle,
Zu der ihr schöpfend euch gebükkt;
Des Herdes traute Feuerstelle,
Das Wandgesims, das sie geschmükkt.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Europa China Nen-Orleans Amerikas
115
144. Mitleid im Winter.
In meinem Stübchen ist's bequem,
Jst's lieblich, hübsch und angenehm;
Doch manche Mutter, Gott erbarm'!
Nimmt'ö Kindlein nakkend auf den Arm.
Sie hat kein Hemd, hvrt's kläglich schrei'n
Und wikkelt's in die Schürze ein!
Sie hat kein Holz, sie hat kein Brot
Und klagt dem lieben Gott die Noth.
Frirrt's noch so stark, das Mutterherz,
Thaut doch die Thränen auf im Schmerz.
Der Winter ist ein rauher Mann:
Wer nimmt sich doch der Armen an?
Geh' hin und bring' der armen Seel'
Gin weißes Hemd, ein Säkklein Mehl,
Gin Bündchen Holz, und sag' ihr dann,
Daß sie auch zu uns kommen kann,
Um Brot zu holen immer frisch:
Und dann dckk' auch für uns den Tisch!
/untrer Abschnitt.
143. Die Jahreszeiten.
Gin Bild des Lebens.
Das Leben gleicht den Jahreszeiten: — der Frühling ist die Zeit der Saat;
der schmekkt der Grnte Süssigkeiten, der ihn dazu genützct hat.
Der Sommer reift die vollen Aehren; der Herbst theilt milde Früchte anö;
der Winter kommt, sie zu verzehren, und findet ein gefülltes Haus.
Es fließe mir denn nicht vergebens der Frühling meiner Jahre hin! Auf
Kenntnisse zum Glükk des Lebens, auf Tugend gehe mein Bemüh'n!
Daß man in meinem Sommer sage: Seht seine Grnte, sie ist groß! Dann
fällt im Herbste meiner Tage auch Frucht in manches Armen Schooß.
Und ich darf nicht das Alter scheuen, — ich bin an weisem Borrath reich;
ich kann mich meines Winters freuen; denn Nichts ist meinen Schätzen gleich. —
146. Der Bauersmann.
Wie nützlich ist der Bauersmann! Er bauet uns das Feld; wer eines
Bauern spotten kann, der ist ein schlechter Held.
Noch eh' die liebe Sonne kommt, geht er schon seinen Gang, und thut,
was allen Menschen frommt, mit Lust und mit Gesang.
'8*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
199
Hälfte des Jahres ginge für ihn die Sonne nicht auf, und in der zweiten nicht
unter. Aber unter den Polen wohnen, so viel wir wissen, keine Menschen; auch
ist noch kein Schiff, so oft man es auch versucht hat, bis zu den Polen hindurch
gedrungen. Die kühnen Seefahrer, die das Meer in den Gegenden um den
Nordpol untersucht haben, sind meist zwischen ungeheure Eisberge gerathen, und
haben von Glükk zu sagen gehabt/ wenn sie wohlbehalten wieder in ihre Hcimath
gekommen sind.
Das muß doch ein klägliches Leben sein, wenn man Wochen u, d Monate
lang die Sonne nicht sieht, sondern so lange Zeit in finsterer Nacht sitzen muß.
Ohne Zweifel wäre das für uns ein trauriges Leben; aber die Gewohnheit
macht Vieles erträglich. Einigen Ersatz für das Sonnenlicht gewährt den
Bewohnern jener nördlichen Gegenden die Dämmerung, welche der langen Nacht
voraufgeht und nachfolgt; außerdem aber zeigt sich in jenen nördlichen Gegenden
häufiger, als bei uns, das prächtige Nordlicht, das den ganzen Himmel mit
seinen wunderbaren Strahlen erleuchtet, und man kann dort auch ohne das
Sonnenlicht schon so viel sehen, als die Nothdnrft gerade erfordert. Das Uebelfte
ist nur, daß die Natur dort gleichsam erstorben ist; kein schattiger Vanni, der
Früchte brächte, kein üppiges Gras, an dem die Thiere sich rrquikken könnten,
kein Kornfeld mit üppigem Getreide; höchstens Rennthiere, mit deren Fellen sich
die Menschen bekleiden, und von deren Milch und Fleisch sie sich nähren; in
mancher Gegend auch wohl Bären, deren Fleisch zur Speise dient; oder Fische,
die man als Wintervorrath trokknet und aufbewahrt.
Da ist cs bei uns doch besser, und überhaupt lebt man am besten und
sichersten in den beiden gemäßigten Erdstrichen, d. i. in den Ländern zwischen
den Wendekreisen und den Polarkreisen. In den beiden kalten Erdstrichen, d. h.
rund um die Pole herum bis an die Polarkreise, hcrrsckt grimmige Kälte, und
die Natur erstarrt. In der heißen Zone, d. h. in dem Erdstriche zwischen den
Wendekreisen, ist die Hitze allzulästig, und wenn auch die Natur dort vielerlei
Schönes erzeugt, das unsern Gegenden abgeht, so wimmelt's doch auch von
schädlichen Insekten und lästigem Gewürme und allerhand Thiere», mit denen der
Mensch nicht gern verkehren mag. Aber das ist ein Trost für und Alle; Die
Erde ist überall des Herrn'!
Die Eintheilung der Erde nach Graden.
Um jeden Ort auf der Erde genau bestimmen zu können, denkt man
stch gewisse Kreise um dieselbe, und theilt diese, wie jeden Kreis, in 300
Grade. Man unterscheidet aber Grade der Länge und Grade der
Breite. Die Grade der Breite bestehen aus größeren und kleineren
Kreisen, die gleichlaufend mit dem Aequator um die Erde gedacht werden.
Diese Kreise sind 15 Meilen von einander entfernt. Der Aequator
wird gerechnet Nullgrad; nördlich von ihm ist der erste Grad nördlicher
Breite, und südlich von ihm ist der erste Grad südlicher Bre,ite. Die
14 *
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
224
Kopf ist verhältnißmäßig sehr klein, der obere Theil desselben uakkt und schwielig;
die Mundöffnung sehr weit; die Ohren unbcdckkt, offen ; die Augen sind so gestellt,
daß er besser, als die andern Vögel, die Gegenstände mit beide» sehen kann. Der
Hals ist dünn und fast drei Fuß lang. Der schärfste Sinn dieses Vogels ist der
des Gesichts.
Der Strauß ist der größte Vogel; er wird 7 bis 8 Fuß hoch, und 80 bis
00 Pfd. schwer. Da er so hoch ist, sieht er die Gefahr schon von ferne, und die
Quagga- und Zebraheerdcn entfliehen instinktmäßig mit den Straußenheerdcn, ohne
zu wissen, warum. Er läuft schneller, als das schnellste Pferd, ermüdet aber
leichter. Wenn er kann, oder der Kampf ungleich ist, flieht er lieber vor der
Gefahr; wird er aber genöthigt, so vertheidigt er sich mit dem Schnabel, den
Stacheln der Flügel und de,; Füßen. Er hat eine solche Kraft, daß er mit einem
Schlage seines Fußes einen Hund, Schakal, selbst noch größere Raubthiere tobten
oder gefährlich verwunden kann. Durch die harte Haut seines Körpers ist er,
wie durch ei» Schild, gedekkt. Er läßt sich zähmen und zum Reiten abrichten.
Mit zwei Negern auf dem Rükken sah man einen Strauß am Senegal gleich dem
besten englischen Wettrenncr dahinlaufen. Den Reitern wird wegen der unge-
heure» Schnelligkeit des Laufes der Athem geraubt.
Er nährt sich von Pflanzen; da er aber sehr gefräßig und sein Geruch und
Geschmakk schlecht ist, so verschlingt er Alles, um seinen großen Magen zu füllen,
selbst Metalle. Zn dem Magen eines todten Straußes, der in der Gefangenschaft
gelebt hatte, fand man ein Pfund Steine, mehrere Stükke Münzen, Kupfer und
Eisen. Gefangen frißt er vorzüglich gern Gerste, täglich etwa 4 Pfd., daneben
Brot, etwa 1 Pfd., und daun noch Sallatköpfe, und wenn er eine Mandel
bekommt.
Mehrere Weibchen legen ihre Gier, zuweilen 30 bis 50, in eine gemein-
schaftliche Vertiefung im Boden. Die Eier sind glänzend weiß, wie Elfenbein,
fast 3 Pfd. schwer, und eins sättigt 2 bis 3 Menschen. Unter dem Aequator
werden die Eier von der Sonne ausgebrütet; diesseits und jenseits desselben aber
brüten die Weibchen am Tage abwechselnd, Nachts das Männchen. Außerhalb
des Nestes findet man immer Eier, welche den Jungen „ach ihrem Auskriechen
zur Nahrung dienen sollen, indem die Allen mit einem Fußtritte die Schale
zerbrechen. Die Jungen werden wüthend vertheidigt und gefüttert. Um das
Nest möglichst verborgen zu halten, laufen die Alten nur auf großen Umwegen
nach demselben.
Der Strauß wird gejagt oder in Fallstrikken gefangen. Gezähmt bringt er
wenig Nutzen, da er sich nicht lenken läßt und immer einige Wildheit behält,
so daß er Hausgeflügel, selbst Schafe oft zertritt. Nur daö Fleisch junger, fetter
Strauße schmekkt angenehm. Von den Römern wurden sie gegessen, und das
Gehirn galt für einen Lekkerbissen. Der Kaiser Hcliogabalus ließ bei einem
Gastmahle das Gehirn von 600 Straußen aufsetzen. — Ob nicht auch andere
Gehirne mögen mit darunter gelaufen sein? — Die Eier halten sich lange,
werden häufig nach der Capstadt gebracht und da für '/2 Thaler das Stükk
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Korb gefüllt hat, oder bis er keine Beute mehr findet. Jetzt wird daö Seil
mit demselben, oder nur sein Korb herabgelassen, während welcher Zeit er sich
auf ein in der Mitte angebrachtes Querholz setzt. Dann zieht man ihu gegen
den zweiten Felsen hin, versieht ihn mit einem leeren Korbe, und er beginnt
sein gewagtes Geschäft von Neuem.
An Stellen, wo die Felsen einzeln stehen, und also nicht ein Seil über zwei
derselben gespannt werden kann, ist dieses Geschäft noch viel gefahrvoller, indem der
Jäger an einem Seile, das um seinen Gürtel geschlungen ist, von zwei Männern
herabgelassen wird, und stets halb geschunden seine mühevolle Arbeit beendigt.
Doch, wie oft auch die Strikte reißen, Menschen inö Meer stürzen oder zer-
schmettert stükkweise an den Felsen hängen bleiben, — die Jagd wird fort-
gesetzt, — und es hat den Isländern noch nie an Eiern, de» vornehmen Leuten
des Festlandes aber noch nicht an Därmen der Eidergans gefehlt.
Die Eule.
Die Eule hat große, klare, bedächtige Augen und ein außerordentlich feines
Gefieder. Ihr Flug ist so leise, daß auch daö feinste Ohr nicht daö geringste
Geräusch dabei vernehmen kann. Sie sieht so unbefangen und arglos aus, daß
man glauben sollte, man könnte ihr Alles vertrauen. Aber der Schein trügt.
Sie hat einen krummen Schnabel und scharfe Krallen, was eine bedenkliche
Sache ist. Auch will sie von dem Tageslichte Nichts wissen, sondern sucht sich
vor demselben zu verbergen. Wird sie bei Tage auö ihrem dunklen Schlupf-
winkel hervorgezogen, so verliert sie alle Besinnungskraft, und es wird ihr nicht
eher wieder wohl, als bis die Nacht hereinbricht, die ihr Element ist. Da
erwacht ihre Natur, und man erfährt erst, welche Gesinnungen in einer Eule
verborgen liegen, so geheim sie auch ihr Wesen treibt. Die armen Vögel, die
sich sorglos einem süßen Schlummer überlassen haben, werden ihre Beute, und
manches Mäuschen, das im Mondschein lustwandeln will, kehrt nicht mehr in
sein Loch zurükk, sondern muß in den Magen der Eule schlüpfen, aus welchem
keine Rükkkehr mehr möglich ist.
Amphibie n.
Amphibien (Beidlebige) werden von den Naturforschern eine große Anzahl
Thiere genannt, weil sie sowohl im Wasser, als auch auf dem Lande leben
können. Alle diese Thiere haben rothes, kaltes Blut, athmen durch Lungen,
können aber auch eine lange Zeit zubringen, ohne zu athmen und ohne Nahrung
zu sich zu nehmen; überhaupt haben sie ein sehr zähes Leben und eine so starke
Wiederherstellungskraft, daß ganze abgeschnittene Glieder ihnen wiederwachsen.
Deö täglichen Schlafes bedürfen sie nicht, halten aber einen Winterschlaf.
Manche legen Eier, die sie aber nicht bebrüten; andere gebären lebendige Junge,
die sie aber nicht säugen. Sie haben in ihrem Innern ein aus Knorpeln
bestehendes Gerippe und, mit Ausnahme der Schlangen, welche ohne Gliedmaßen
sind, vier Füße.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]