289
Die Hottentotten.
Die Hottentotten, eine Völkerschaft, welche zwischen den Weißen und Negern
in der Mitte steht, sind gelbbraun, wohlgewachsen und gewöhnlich 6 Fuß hoch.
Die Weiber sind kleiner. Sie haben einen bissen Kopf, große Austen, platte
Nasen, die aber durch daö Eindrükken nach der Geburt entstehen, bisse Lippen,
hohe Bakkenknochen, weiße Zähne, krauses schwarzes Haar und verhältnißmäßig
kleine Hände und Füße. Von Jugend auf beschmieren sie den ganzen Leib mit
Butter oder Schafsfett, was zwar den Gliedmaßen Geschmeidigkeit und Stärke
giebt, aber auch eine» häßlichen Geruch verbreitet und in einem so' sandigen Lande,
wie daö ihrige ist, große Nnreinlichkeit verursacht. Ihre ganze Kleidung besteht
auö einem über die Schultern gehängten Schaffelle, dessen rauhe Seite einwärts
gekehrt ist. Strümpfe, Hemden, Westen, Hüte u. dergl. bedürfen sie nicht, und
die Schuhe werden höchstens durch lederne Sohlen ersetzt, welche mit Riemen
befestigt und größtentheilö nur von den Weibern getragen werden, um sich gegebn
stachlichte Gewächse zu schützen.
Der vvruchittste Putz besteht in Korallcnschnüren, mit welchen sie Haare,
Hals und Arme ziere». Ihre Wohnungen sind Hütten, auö dünnen Stäben
zusammengesetzt, mit Binsenmatten belegt und so niedrig, daß man kaum aufrecht
darin stehen kann. Die Oeffuung zum Eingänge ist kaum lt Fuß hoch und init
einem Schaffelle behängen. In der Mitte ist der Feuerherd, und der Eingang
dient zum Rauchfange. Die Hütten sind rund, gleich Bienenkörben, und einige
zwanzig derselben machen einen Kraal, oder ein Dorf aus, das immer im Kreise,
mit einwärts gerichteten Hüttenthüren, gebaut wird. I» de» inneren, freien
Raum wird bei der Nacht ihr Vieh getrieben. Ihre gewöhnlichen Nahrungs-
mittel bestehen in Kräuter», Wurzeln und allen Arten von gekochtem oder gebra-
tenem Fleische. Gedärme von Ochsen und Schafen sind ihnen ein besonderer
Lekkerbissen; Alles wird ohne Salz und anderes Gewürz genossen. Sie essen
gewöhnlich so lange, als etwas vorräthig ist. Die Männer sind gern faul oder
beschäftigen sich mit der Jagd. Die Weiber verrichten die meiste Arbeit. Beide
Geschlechter rauchen häufig Tabakk und sind auf geistige Getränke, besonders Brannt-
wein, sehr erpicht. Haben sie Nichts jit essen, so schnüren sie den Leib zusammen
oder legen sich schlafen. — Viehzucht ist ihre einzige Beschäftigung.
Jeder Kraal hat sein eigenes Oberhaupt und bildet eine kleine Republik.
Ihre Sprache ist äußerst schwer. — Alte und hülfölosc Personen werden verstoßen,
krüpplige Kinder gleich nach der Geburt getödtet. Sie kennen weder Zeit-
rechnung, noch Schreibekunst, noch Geld; ihr Handel ist Tauschhandel; kurz, sie
gehören zu den ungebildeten Völkerschaften. Nebrigenö leben sie sehr friedlich
unter einander, und selten kommt eö zu Thätlichkeiten. ;
Nächst den Hottentotten trifft man die Buschmänner oder die wilden
Hottentotten an. Diese halten sich in den äußersten Gebirgsgegenden auf, wohnen
in Klüften und Höhlen, haben weder Akkerbau, noch Viehzucht, sondern leben
von Wurzeln, Ameiseneiern, Hcuschrekken und Gewürme, aber vornehmlich vom
Raube. Sie gehen ganz misst, haben weder feste Wohnplätze, noch Oberhäupter,
und sind folglich ganz wild. Sie laufen außerordentlich schnell, schießen mit
vergifteten Pfeilen und sind den benachbarten Hottentotten sehr gefährlich.
Die Habsucht der Europäer hat ihre Entstehung veranlaßt; denn diese
drängten die Eingeborenen immer weiter zurükk, und zwangen dadurch die äußerst
wohnende» zu dieser höchst elenden Lebensart.
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245
und die Kinderstube wird nun mit einer Wachsthüre verschlossen. Hier macht sich
die Made ein seidenes Gewand, d. h. sie verpuppt sich. Nach 13 Tagen durch-
bricht sie ihr Puppenhäuschen und kommt als junges Bienchen hervor.
Da die Drohnen nur für die Fortpsianznng sorgen, sonst den ganzen lieben
Sommer über müssig gehen, so werden sie im August von den Arbeitsbienen aus
dem Stokke verjagt oder gctödtet.
Haben sich die steißigen Thiere in einem Stokke so vermehrt, daß nicht mehr
alle Raum finden, so wird die Auswanderung eines Theils der Bevölkerung
nothwendig. Das Schwärmen erfolgt aber erst dann, wenn eine zweite Königin,
die sich an die Spitze der jungen Kolonie stellen kann, vorhanden ist. Ein guter
Stokk liefert oft mehrere Schwärme in einem Jahre.
Die Ameisen.
Die Ameisen zerfallen, wie die Bienen, in drei Stände: in Männchen'
Weibchen und Arbeiter. Alle haben sechs Füße, einen dreitheiligen Leib, drei
Bruftringcl und einen durch einen Bauchstiel davon geschiedenen Hinterleib. Am
Kopfe sitzen zwei hornige, säbelartig gekrümmte Oberkiefer, deren scharfe Schneiden
wagerecht gegen einander wirken und eine bedeutende Kraft entwikkeln. Sie sind
Waffen und Werkzeuge zugleich, die beim Bauen der Wohnungen, bei»« Einsangen
der Thiere, bei Raufereien und Zänkereien mit den Feinde» treffliche Dienste
leisten. Die der Männchen und Weibchen sind zarter gebaut, als die der Arbeiter.
Sic überragen auch die Arbeiter an Körperlänge und haben außerdem zum Unter-
schiede von diesen Flügel, welche sie jedoch ausschwingen, wenn sie sich zum Ver-
gnügen in die Luft erheben wollen; denn daö Arbeiten ist eben ihre Sache nicht.
In großen Schwärmen halten sie ihre Tänze in der Luft. Bald darauf sterben
die Männchen; die Weibchen aber kommen nach solchen Tänzen gewöhnlich mit
zerbrochenen oder ausgerissenen Flügeln zurükk. Der zahlreichste Stand ist drr
der Arbeiter. Diese tragen nicht zur Vermehrung bei; aber von ihrer Einsicht
und Thätigkeit hängt die Erhaltung des Staates ab. Die Arbeiter bauen an
den Wohnungen, achten auf die Jugend, und sie nur erziehen die Kinder
gemeinschaftlich.
Waö man im gewöhnlichen Leben für Ameiseneier ausgiebt, sind die aus den
Giern gewordenen Puppen. Ehe jedoch die Puppe entsteht, ist aus dem Ei erst
eine weiße Made geworden. Diese würde elendiglich umkommen, wenn sich ihrer
nicht die Arbeiter als zärtliche Wärter annahmen. — Nach 10—14 Taben spinnt
sich das Würmlein ein weißes Sterbehrmdchcn; denn aus der Made wird in der
weißen Hülle eine Puppe. Diese wird von den Arbeitern sorgsam verpflegt. Je
nach der Witterung bald oben, bald unten, bald hinten, bald vorn hin getragen,
dauert eö nicht lange, so wird das Gespinnst zerrissen. Drei biö vier Arbeiter
helfen das seidene Gewebe der Puppe zerreißen, und- mit der größten Sorgfalt
helfen sie Fühlhörner, Kopf und Füße auö der Hülle befreien. Da gewöhnlich
eine Menge junger Ameisen zu gleicher Zeit ausschlüpft, so entsteht dann eine große
Thätigkeit in dem Haufen. — Rührend ist eö zu sehen, wie sie bei einer heran-
nahenden Gefahr sich ganz vergessen und nur an die Jungen denken. Diese
werden zuerst in Sicherheit gebracht. Hunderte eilen sogleich herbei, um sie über
Berg und Thal zu schleppen. Nicht selten geschieht cs, daß eine Ameise, die durch
den Feind in zwei Theile zcrstükkt wurde, mit der Puppe zwischen den Kiefern
noch weiter rennt, während ihr der Hinterleib fehlt.
17
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123
161, Ein Friedhof-besuch.
Beim Todtengräber pocht es an:
„Mach auf, mach auf, du greiser Mann.
Thu' auf die Thür und nimm den Stab,
Mußt zeigen mir ein theures Grab."
Ein Fremder fpricht's, mit strupp'gem Bart,
Verbrannt und rauh nach Kriegerart.
„ „ Wie heißt der Theure, der euch starb
Und stch ein Pfühl bei mir erwarb?""
„Die Mutter ist eö; kennt ihr nicht
Der Martha Sohn mehr am Gesicht?"
„ „ Hilf Gott, wie groß, wie braun gebrannt!
Hätt' nun und nimmer euch erkannt.
Doch kommt und seht, hier ist der Ort,
Nach dem gefragt mich euer Wort.
Hier wohnt, verhüllt von Erd' und Stein,
Nun euer todtes Mütterlein.""
Da steht der Krieger lang' und schweigt,
Das Haupt hinab zur Brust geneigt.
Er steht und starrt zum theuren Grab
Mit thränenfeuchtem Blikk hinab.
Dann schüttelt er sein Haupt und spricht:
„Ihr irrt; hier wohnt die Todte nicht.
Wie schloss' ein Raum, so eng und klein,
Die Liebe einer Mutter ein?!"
162. Die Vergeltung.
Znm Propheten kam ein junger Mann und sprach: Gottgesandter! meine
Mutter, alt und schwach, lebt bei mir. Ich geb' ihr Wohnung und Gewand;
Trank und Speise geb' ich ihr mit meiner Hand, hebe sie auf meinen Arm und
lege sie Sommers kühl und Winters warm, und pflege sie. Hab' ich ihr ver-
golten? Der Prophet sprach: Nein! Nicht vergolten, aber wohlgethan und sein.
Nicht den zehnten Theil vergaltest du, mein Sohn; doch Gott gebe dir für's
Kleine großen Lohn!
Die vier Pflichte».
Ein Andrer zum Propheten tritt:
Gestorben sind mir beide Eltern; bin ich quitt
Nun gegen sie der weitern Pflichten?
Er sprach: Mit nichte,,;
Du hast dir vier noch zu verrichten:
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141
O Leipzig, gastlich versammelst du
Aus allen Enden der Völker Schaar.
Auf! ruf'ö dem Osten und Westen zu,
Daß Gott der Helfer der Freiheit war,
Daß Gott des Tyrannen Gewalt zerstoben,
Damit sie im Osten und Westen loben
Die Leipziger Schlacht.
184. Die Tabakspfeife.
„Gott grüß' Euch, Alter! Schmekkt das Pfeifchen? Zeigt
her! — Ein Blumentopf von rothem Thon mit goldnen Reifchen! —
Was wollt Ihr für den Kopf?" —
O Herr! den Kopf kann ich nicht lassen; er kommt vom brav-
sten Mann, der ihn, ich weiß nicht welchem Bassen, bei Belgrad
abgewann.
Da, Herr, da gab es reiche Beute. Es lebe Prinz Engen!
Wie Grummet sah man unsre Leute der Türken Glieder mahn.
„Ein ander Mal von Euren Thaten! Hier, Alter! seid kein
Tropf; nehmt diesen doppelten Dukaten für Euren Pfeifenkopf."
Ich bin ein armer Kerl und lebe von meinem Gnadensold;
doch, Herr, den Pfeifcnkopf, den gebe ich nicht um alles Gold.
Hört nur: Einst jagten wir Husaren den Feind nach Herzens-
lust; da schoß ein Hund von Janitscharen den Hanptmann in die
Brust.
Ich hob ihn flngö auf meinen Schimmel — er hatt' es auch
gethan, — und trug ihn sanft aus dem Getümmel zu einem Edel-
mann.
Ich pflegt' ihn, und vor seinem Ende reicht er mir all' sein
Geld und diesei^Kopf, drükkt mir die Hände, stirbt als ein wakkrer Held.
Das Geld mußt du dem Wirthe schenken, der dreimal Plünd'-
rung litt; — so dacht' ich, und zum Angedenken nahm ich die
. Pfeife mit. '
Ich trug auf allen meinen Zügen sie wie ein Heiligthum, wir
mochte,: weichen oder siegen, im Stiefel mit herum.
Vor Prag verlor ich auf der Streife das Bein durch einen Schuß;
da griff ich erst nach meiner Pfeife, Und dann nach meinem Fuß.
„Ihr rührt mich, Alter, bis zur Thräne. O sagt, wie hieß
der Held, dem ich einst gleich zu sein mich sehne? Gern pries' ich
ihn der Welt."
Man hieß ihn nur den tapfern Walther; dort liegt sein Gut
am Rhein. — „Daö war mein Ahne, lieber Alter, und jenes G,tt
ist mein."
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146
hin und her, und blikket nicht vom Boden, und seufzet oft und
schwer.
Da komnlt auf hager'm Klepper ein Bauer hergetrabt, im
blauen, woll'nen Wamse, zerfetzt und abgeschabt, mit rundem Hut
und Troddeln um sein gestiefelt Bein.
„Glükkzu!" ruft Rosen, „Freunde, daß muß ein Pommer sein!"
„„„Wo find' ich hier den König?""" der alte Bauer spricht,
und sitzet ab und wischet den Schweiß sich vom Gesicht. „Da sitzt
er auf dem Rosse, geh' muthig nur hinan!"
„„„Gott grüß' euch, edler König! Ihr seid wohl schlecht daran?"""
Der König yebt das Auge: „„Wer bist du und von wo?""
,,„„O Herr, ich bin ein Bauer vom Dorfe Conerow bei
Wolgast, eurer Stadt im fernen Pommerland, und heiße Müsebank,
und bin an euch gesandt!"""
„„Und wer hat dich gesendet?"" darauf der König spricht.
„„„Das will ich euch wohl sagen, jedoch verübelt'- nicht; wir
wohnen dort zusammen drei Bauern an der Zahl, und hörten oft
mit Schmerzen, ihr trüget Hungerqual; drum brachten wir zusammen,
was unsre Armuth litt, und ich stieg selbst zu Pferde und that den
sauren Ritt. Doch Gott hat mich geschützet, die Reis' ist mir nicht
leid, wollt ihr nur nicht verschmähen, was euch ein Bauer beut!"""
Und spricht's und löst die Troddeln von seinen Stiefeln los,
und holt aus jedem Schafte zwei Düten, schwer und groß, gefüllt
mit rothem Golde, und senkt sie auf sein Knie und spricht: „„„Nun,
gnäd'ger König, da sind sie, nehmet sie!"""
Wie daö der König höret, da springet er empor, und zwischen
seinen Wimpern bricht eine Thrän' hervor: ,,„O Freunde, seht,
mein Adel gedenket mein nicht mehr; doch einen armen Bauern führt
seine Liebe her. — Und ob dich Gott geschlagen schon selbst zum
Edelmann, nimm auch von deinem König den Ritterschlag noch an.
Knie hin, daß ich dich ehre, so wie du mich geehrt!"" Und spricht'-,
und aus der Scheide reißt er sein Königsschwert.
Jedoch, der Bau'r versetzet: „„„Herr König, haltet an, was
thät ich armer Bauer wohl mit dem Edelmann? Hab' schon genug
zu sorgen von Morgen bis zur Nacht, und habe Nichts erworben,
als was ich euch gebracht. Drum bitt' ich, lieber König, daß ihr
mich nicht beschämt; ich bin ja schon zufrieden, wenn ihr mein
Scherflein nehmt. Als Bau'r bin ich geboren, und wenn es Gott
gefällt, so geh' ich auch als Bau'r einst wieder aus der Welt!"""
Der König senkt den Degen und sieht ihn düster- an: „„Ich
nehme keinen Groschen, den ich nicht lohnen kann!""
Der Alte steht und sinnet: „„„So laßt uns Bau'r» die Pacht,
die wir von unsern Höfttl bis dahin aufgebracht!"""
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316 "
das römische Gallien hinein. Die Allemann en, am Maine und an der mittleren
Donau, überschwemmten Gallien und machten sich auch in Welschland furchtbar.
Die Gothen, an der unteren Donau, fuhren ans Abenteuer gen Griechenland
und Asien; später theilten sie sich in zwei Hälften: Ostgothen und Westgothen. Die
Sachsen, an den Küsten der Ost- und Nordsee, waren als kühne Seefahrer
den Römern ein Schrekken. Das waren die deutschen Völkerbünde, welche von
allen Seiten her daö altersschwache römische Reich bedrängten. Von Jahr zu
Jahr wurden diese Bewegungen heftiger. Endlich, gegen das Ende des vierten
Jahrhunderts, erhob sich ein furchtbarer Sturm, ein Wogen, Treiben und
Drängen unter allen Völkern Europas. Es war die große Völkerwanderung,
eines der größten Ereignisse der Weltgeschichte. Furchtbar wurden Menschen und
Völker aneinander getrieben. Alte Völker gingen unter, und neue traten auf den
Schauplatz. Alte Reiche wurden zertrümmert, und neue Reiche entstanden; die
meisten aber vergingen eben so schnell, wie sic entstanden waren. Eine neue
Welt erhob sich aus diesem Sturme. Die erste Veranlassung dieser großen
Völkerbewegung war das Eindringen der H u» n e n in Europa. Dieses wilde
kriegerische Volk wohnte im Innern von Asien, in der heutigen Mongolei. Ein
alter Schriftsteller beschreibt sie uns als ein Reitervolk von fürchterlicher Wildheit
und gräßlichem Ansehen. Sie zerschneiden sich, sagt er, in der Kindheit Kinn
und Wangen, um durch die dichten Narben den Bartwuchs zu unterdrükken.
Bei der größten Häßlichkeit de- Gesichts haben sie einen starken Knochenbau,
einen fleischigen Hals, breite Schultern und so wenig von der feineren menschlichen
Gestalt, daß sie von fern wie grob zugehauene Pfähle an Brükkengrländern
aussehen.. Ihre Speisen erfordern kein Feuer und kein Gewürz; sie leben von
wildem Wurzelwerk und rohem Fleisch. Lehtercs legen sie als Sattel auf das
Pferd und verzehren es, nachdem es von einem tüchtigen Ritt durchwärmt ist.
Von Kindesbeinen an streifen sie in Bergen und Wäldern umher und lernen
Külte und Hunger ertragen. Vom Kopfe bis zur Sohle in Thierfelle gehüllt,
das Rauhe nach außen gekehrt, sitzen sie immer auf ihren kleinen, zähen Pferden,
als wenn sie mit denselben zusammengewachsen wären. Auf denselben essen,
trinken und schlafen sie. Akkerbau und Gewerbe sind ihnen fremd. Von Religion
und Gesetzen, von' Anständigkeit und Schikklichkeit haben sie keinen Begriff und
keine Vorstellung. Ihr Kleid wechseln sie nur dann, wenn es vor Alter in Fetzen
vom Leibe fällt. Ihre schmutzigen Weiber und Kinder führen sie auf Karren,
die mit Fellen überspannt sind, mit sich. Krieg ist ihr Element. Schnelligkeit
und Tollkühnheit sind ihre Stärke, Raubsucht und Grausamkeit ihr Vergnügen. —
Diese H u n n e 11 wälzten sich im Jahre 375 ». Chr. in Schaaren zu Hunderttausenden
über die Wolga und den Don nach Europa herein, stürzten sich zuerst auf die
Alanen, am kaspischen Meere, unterwarfen diese, und mit ihnen vereint, auch
die Ostgothen am schwarzen Meere. Die Westgothcn, gedrängt, flohen nach der
Donau und baten,.unter dem Versprechen cineü treuen Gehorsams, um Wohnsitze
im römischen Reiche. Kaiser Valens gewährte ihnen dieselbigen in dem jetzigen
Serbien und Bulgarien. Aber gereizt durch den schändlichen Drukk römischer
Statthalter, griffen sic zu den Waffen und erfochten (378) bei Adrianopel einen
glänzenden Sieg. Kaiser Valens war selbst unter den Gefallenen. Sein Nachfolger,
Theodvsins der Große, beschwichtigte die Gothen durch Kraft, Klugheit und
Milde und rettete sein Reich vom Untergänge. Kurz vor seinem Tode aber theilte
er (395 ) mit unweiser Berechnung des Erfolges das röm. Weltreich unter feine
beiden Söhne Honorius und Arkadius. Dieser erhielt daö Morgenland mit
der Hauptstadt Konstantinopel, jener daü Abendland mit der Hauptstadt Rom.
Bald nach dieser Theilung drangen die Westgothcn unter Alarich in Italien
ein (409), erzwangen Tribut und plünderten Rom (410). Der Tod hemmte
Alarichö Fortschritte. Sein Vetter Athaulf zog mit dem Volke durch Gallien
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Extrahierte Personennamen: Valens Valens Honorius Honorius Alarichö Vetter_Athaulf
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Maine Donau Gallien Welschland Donau Griechenland Asien Sachsen Nordsee Europas Europa Asien Mongolei Thierfelle Europa Donau Serbien Bulgarien Konstantinopel Rom Westgothcn Italien Rom
Von der besten geographifcben Lehr.art. 2z
dii nothwendig überschreiten müssen. Wo nem-
lich ein solches die vornebmsten Welt-Reiche also
abbandelc, daß es bey einem jeden derselben nebst
dessen Haupt.gränzen, die vornehmste Flüsse und
Gewässer, so darinn befindlich; die gröffern Pro-
vinzen, worein dasselbe eingetheilet; sammt den
allermerkwürdigsten Städten und andern nahm-
haften Orten deutlich angezeiget; endlich aber
von der natürlichen Beschaffenheit desselben, den
Einwohnern und der Regierungsform eine ganz
kurze Nachricht ertheilet; so mag es zum Anfang
genug seyn. Dann wo ein Schüler erstlich die-
ses wohl gefaßt, und seinem Gedachtniß einge-
praget hat, so kan er bernach bey dem zweyten
und dritten Curfu gar leicht weiter gebracht wer-
den: ja vielmehr sich nun meist selber helfen; zu-
malen wann bey dieser ersten Information der
Lehrer die Sorge und Fleiß gehabt hat, seine Un-
tergebene nicht mit der blossen Vorlesung des
Eompenäii abzuspeisen, sondern ihnen bey jeder
Gelegenheit einen Wink gegeben hat, welche
Puncten künftig eine genauere Erkenntniß erfor»
dern.
§ 27. Hiebey fallet mir ein, daß einige der
Meynung seynd, man könne alsobald mit den er-
sten Anfängern ein grösseres und weitlauftigereö
Syftema vornehmen. Nur käme es darauf an,
daß der Lchrer die gehörige Klugheit besitze, das
allernöthigste von dem andern zu unterscheiden,
und ferne Schüler Anfangs nur allein auf dieses
vorne nlicl verweise; das übrige aber bis zum an-
dern und dritten Curfu verspüre; wobey malt zu.
V 4 gleich
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
von Böhmen. 27
1744. mit einer ziemlichen Garnison besetzt, und yrrr
halten die Oesterreicher so viel Baume und Kahne mit
Steinen in die Elbe verfemtet, daß die Pressen ihre
grosse Artillerie, die sie vor Prsge gebrauchen Wviren , an»
sanglich nicht fortdringen kovten. bis sie das Schloß
erobert, und die Bauern die Elbe wieder geraumer und
frey gemachet hatten.
Lowosjtz, eine Stadt an der Elbe, ward bekannt/
als diepreussen ihre grosse Artillerie von 8°. Feld- 09.
Batteries Stücken und ?p. Mortiers A. 1744- da aus.
schiften und zu Lande fortschaften.
Kämnltz, ist eine Stadt mit einem Schlosse, und
hat einen ftarcken Handel mit Kreiden. Gläsern, welche
daselbst künstlich geschnitten werben.
Leipa, hat ein altes und auch ein neues Schloß, macht
gute Tücher, gutes Glas, und gute Töpfer. Arbeit.
Tollenste In, gehöret dem Geschlecht« von
Schleinitz..
Sçhluckenau, ein Flecken ohne Mauern, gehö.
ret dem Grafen vyn Dibtkichstein,
Rumburg, eine Herrschaft au Grentzen der Laußnitz,
gehört dem Grafen von Potting,
K Bei Witz, hat eine gute Glas. Hütte.
Krau Pen, ein angenehmes Berg, Slädtgen, über
Austlg, hal ein Wunder-thätig Gnaden . Bild.
Podskalsky, ist der Ort, wo der schöne roche
Mein wächst, nicht weit von der S:adl Auitg.
Osseg, ist ein berühmtes Cistemeisser- Clouer mit ei.
ner schönen Kirche, allwo der Finger zu sehen ist, mit wel.
chem der Heil. Johannes auf den Herrn Christum gezei-
gt hat. Es pßegen sich auch die Töplitzer Bade-Gäst^
jn dieser angenehmen Gegend öfters zu ergötzen.
Milessow, ist der allerhöchste Berg m gautz Böh-
men.
_ Hansbach oder Hainsbach, eine Herrschaft an
Sächsischen Grevtzen, gehöret dem Grafen von Sa!m
und Reifferscheid.
Im übrigen sind in diesem Kreise alle Berge voller
Reben, und alle Thäler voller Gmayde.
Xix. Der
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Mortiers Leipa Potting Podskalsky Johannes
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Das Iii. Stück, von Mahren. 95
Brinn oder Brunn , Lat. Brinnum * ist die Haupt»
S'adl des czantzen Landes, weil die Land. Stände ihre
Zusammenkünfte daselbst halten. Der Ort ist eine reale
Festung, und die Preussen musten im Kriege A. od
sie dieselbe gleich belagert, davor wieder abziehen.
8kielbmg ist ein festes Schloß, harte bey der Stadt
Bünn t Es werden oft Staats. Gefangene daselbst ver-
wahret.
Nil0l8?Ur0^ eine Stadt» an den Oesterreichischea
Grentzen. Das Schloß liegt auf einem hohen Felsen.
Es wohnen auch viel Juden da. Sie gehört dem Für-
sten von Dletrichstein.
Wischau , am Flusse Hanna, hat ein Bischöfliches
Schloß und liegt an der Grenye des Olmützer * Kreises»
_ Austerlitz oder Slawkow, eine vornehme
Stadt, vor, Brinn gegen Morgen.
Goding, oder Hodonin, eine Grentz. Stadl,
Mit eurem Schlosse, an den Ungarischell Grentzen.
Luntenburg eine Stadt an den Grentzen voa
Oesterreich, dem Fürsten von Lichtenstein gehörig,
ward im Kriege A. 1742. von den Preussen in Brand
gestecket.
Neb8tilh, ist der Ort, wo der Fluß Hanna ent-
springt; von dar fliestet er durch den Olmützer, Kreiß,
und erg.est sich ohaweit Kremlft, in den Fluß Marcli.
An diesem Flusse wohnen die sogegannten Hanna.
Gren, und sie haben ihren Namen davon. Sie woh-
nen längst denielben auf den hohen Gebürgen, sind groß
von Statur, und haben ungäubliche Stärcke: Ihre
Waffev sind eine Flinte, vier Pistolen, ein Degen, eia
groß Messer. und ein Stock in Forme einer Keule. Ihr
Habit ist von weissen oder blauen groben Tuche, und
so weit gemacht, daß sie ihn mit einem Gürtel umschnal-
len müssen. Ihre natürliche Begierdej ist aufs Stehlen
gerichtet. Die jetzige Königin, Maria Therefia , von
Böhmen und Ungarn, hat ihnen viel Freyheylen einge-
räumet, da sie sich ihrer beym Kriege von 1740. bis
174;. bedienen müssen, wodurch sie nun aber auch civi-
listrter geworden sind.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
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Extrahierte Personennamen: Hanna Hanna_ent- Hanna Maria_Therefia Maria
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
r
470 Das Vii. Buch, vom Lhurfürsten-Rreise,
diesem heiligen Orte vergreifen würden: Aber die In.
genieurs thaten was ihnen befohlen war. Alle Welt be.
dauerte damals den Schatz von alten Documenta Hifto-
ricis welche in diesem Ruine entweder verlohren gien-
gen , oder doch einer fremden Nation in die Hände ge.
riechen. Es kamen auch alle diejenigen innerhalb Jan.
res. Frist erbärmlich um das Leben , die sich dieses Kir.
chen, Raubes lheilhaftig gemacht hatten, darunter auch
der grosse General lurennewar: Es ist aber dieses Klo.
ster nach der Hand wieder aufgebauet worden, und der
jetzige Churfürst, als er A. 1746. einmal da war, hat
darin logirer.
Sonst werden zu Trier in der St. Petri oder grossen
Dom. Kirche noch zwei) grosse Heiligthümer verwahret,
nemlich ein Nagel vom Creutze Christi, und der gewürck.
te Rock , welchen der Heylaud an seinem allerheiligsten
Leibe getragen hat. Beyde Reliquien soll des Kaysers
Conllsntini Magni '»Otuttet/ Helena, dahin verehret ha.
den. In den vielen Verwüstungen der Stadt Trier war
dieses unschätzbare Kleinod verlohren gegangen, es ward
über nach etlichen Jahren in einem alten Altäre wieder
gefunden. Die Universität zu Trier ist A. 147?- angeleget,
und A. »722. mit verschiedenen Freiheiten begnadiget
worden. Im Kriege 17,4- besatzten die Frantzosen diese
Stadt mit ihren Truppen , und verwüsteten das Chur,
fürstliche Schloß, musten sie aber nach dem Frieden An.
17den ?t. Dec. wieder ausleeren.
Clausen, ein Kloster ohnweit davon, ward 17;;. be-
kannt, als die Kavserlichcn die Frantzosen hier schlugen.
Cons Arb Ruck, insgemein Contzerbruck, ist
eine steinerne Brücke über die Sgre, wo sie in die Mofel
fallt. Sie ist mit zwey Tbürmeu oder Castellen verwah.
ret, und ist durch die Schlacht A. 1675. bekannt worden,
da die Frantzosen gute Stösse von den Deutschen bekamen,
worbey die Lüneburgischen Truvven grosse Ehre emleaten.
Es ist da ein geringer Ort, Cons, davon hat diese Brü.
cke ihren Namen.
Milowald, vier Meilen von Irier, ist der berühm.
tebusch, darinnen Ertz - Bischof Milo , imiahre7i8.
auf der Jagd, t darzu er eben nicht berufen war, von einer
wllden Salle tödtlich bleßiret ward.
Ii. Das
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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