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1. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 107

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Iv. Der Verfall d. mittelalterl. .Hierarchie u. d. Reformbestrebungen usw. 107 Papste untertan zu sein. Aber es fehlte Bonifaz völlig an der Macht, diese Ansprüche zu verwirklichen. Die Androhung des Bannes blieb erfolglos Philipp gegenüber, durch dessen Regierung „der scharfe Luftzug der modernen Zeit weht" (Ranke). Auch auf die französische Bevölkerung machte das Vorgehen des Papstes gegen den König keinen Eindruck. Französische Ritter nahmen unter Führung des königlichen Kanzlers Bonifaz in Anagni gefangen; von den Bürgern der Stadt befreit, starb er kurze Zeit darauf, ohne die erlittene Anbill vergolten zu haben. Philipp gelang es nunmehr, die Wahl eines französischen Erzbischofs zum Papste durchzusetzen, der unter dem Einflüsse des Königs dauernd in Frankreich blieb- Von 1309—1378 war Avignon der Sitz der Kurie, die jetzt im Dienste der französischen Politik stand. Den im Süden des Reiches begüterten Templern wurde z. B. auf Befehl Philipps der Prozeß wegen Ketzerei gemacht, und die weiten Besitzungen des Ordens verfielen der Krone. Durch die Übersiedelung nach Frankreich gingen den Päpsten die Einkünfte aus dem Kirchenstaate größtenteils verloren. Sie suchten nun Ersatz dafür durch eine weitgehende Besteuerung des Klerus und auch der Laien. So flössen neben dem Peterspfennig bei jeder Gnadenbewilligung hohe Gebühren in die päpstliche Kasse. Die scharfe und bis ins einzelne gehende kirchliche Gesetzgebung in Ehe-und Fastenangelegenheiten machte häufige Befreiungen auf dem Wege der päpstlichen Gnade („Dispense") nötig, deren Erlangung von der Zahlung außerordentlich hoher Sporteln abhing. Dazu kamen die vielfachen Ablässe und seit 1300 besonders der Iubelablaß, um neben zahlreichen Geschenken der Gläubigen die Kassen in Avignon zu füllen. Vor allem wurden aber die Klöster und die Weltgeistlichkeit zu hohen Zahlungen verpflichtet. Bischöfe und Äbte mußten für ihre Be-Bestätigung, Erzbischöfe für die Verleihung des „Palliums"1 hohe Summen zahlen; von einer neuverliehenen Pfründe mußten die „Annaten", der Betrag einer Iahreseinnahme, abgeliefert werden. Falls der Inhaber eines geistlichen Amtes innerhalb bestimmter Monate oder auf der Romreise starb, beanspruchte der Äeilige Stuhl das Recht der Wiederbesetzung, unbekümmert um die Rechte der sonst Wahlberechtigten („reservierte Fälle"). Auch bei solchen Gelegenheiten kam die päpstliche Kasse nicht zu kurz. Es wurden sogar Anwartschaften auf Pfründen in allen Ländern Europas verliehen, 1 Das Pallium, das Abzeichen der erzbischöflichen Würde, war ein Streifen von wollenem Tuch, der über die Schultern gehängt wurde. Seine Verleihung bedeutete die päpstliche Anerkennung.

2. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 30

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
30 Ii. Germanen und Römer. von dort bis an den Rhein aus einem Erdwall mit Pfahlwerk und Graben bestand *). Zur Verstärkung der Grenzsperre dienten etwa 80 Kastelle mit ständigen Besatzungen. Ein solches Römerkaftell war einst die von Kaiser Wilhelm Ii. in ursprünglicher Gestalt wieder hergestellte „Saalburg" mit ihrem Limesmuseum bei Äomburg im Taunus. Zwischen den Kastellen waren gegen 900 Wachttürme errichtet, die nur so weit voneinander entfernt standen, daß sich die Grenzwächter durch Zeichen miteinander verständigen konnten, wenn Gefahr drohte; auf der den limes entlang laufenden Äeerstraße konnten dann die Besatzungen der Kastelle rasch herbeieilen. Im weiteren Hintergründe aber lagen an Donau und Rhein stark belegte Standlager der Legionen, die durch gute Heerstraßen mit den Grenzkastellen verbunden waren. Eine solche Straße führte über den Großen St. Bernhard nach Zürich und von da über Straßburg nach Augsburg. Um die Standlager errichteten Ländler und Handwerker ihre Zelte, und bald wurden daraus Säufer. Ebenso siedelten sich ausgediente Soldaten sowie Leute aus den benachbarten Landschaften gern unter dem Schutze des Lagers an; das Standlager wandelte sich somit mehr und mehr in eine „Stadt" um. Die rechtwinklig sich schneidenden Lagerwege wurden zu Straßen, und feste Wohnhäuser, Bäder, Wasserleitungen, Altäre, Tempel, Kauf- und Gerichtshallen sowie Amphitheater erhoben sich an Stelle der alten Zeltstadt. Fast zwei Jahrhunderte lang erfüllte der Grenzwall seinen Zweck. Er hielt die Germanen von Einfällen ins römische Reich ab und Zwang sie, seßhaft zu werden. Die durch den Pfahlgraben abgeschnittene Südwestecke Deutschlands aber schlugen die Römer zu ihrem Reiche; man nannte sie „Zehntland", weil die Bevölkerung den zehnten Teil ihrer Einkünfte als Steuer nach Rom entrichten mußte. Rasch hielt hier die römische Kultur ihren Einzug. Obstgärten, Getreidefelder, Weinberge, Steinbrüche, Bäder (wie Wiesbaden, Baden-Baden, Badenweiler), Straßen gaben dem Lande bald römisches Gepräge. Der freie Germane aber durfte das Zehntland nur bei Tage betreten, auch mußte er, bevor ihn der Posten durch die Grenzsperre ließ, seine Waffen abliefern und für mitgeführte Waren Zoll bezahlen; außerdem mußte ein Legionsfoldat den Fremden begleiten. Wohl gab es an der weiten Grenze bisweilen Plänkeleien, aber die Schranke wurde nirgends ernstlich durchbrochen. J) Die Römer nannten das Ganze limes, d. H. Grenze, auch palus oder vallum. Daraus machten die Germanen „Pfahlgraben" oder „Wallgraben". Die Bezeichnungen „Pfahl" und „Wall" haben sie in der Folgezeit vielfach zur Bildung ihrer Ortsnamen verwandt (Pfahlheim, Pfahlbronn, Wall-Haufen), die erhalten blieben, während der limes selber zerfiel.

3. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 80

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
80 V. Das Kaisertum der Äohenftaufen. Es gelang Friedrich jedoch, die Erfüllung dieses Vertrages hinauszuschieben. Za, er konnte sogar seinen jugendlichen Sohn nach Deutschland kommen und ihn auch hier zu seinem Nachfolger wählen lassen. Obwohl Friedrichs Vorgehen Innocenz' Bestrebungen völlig widersprach, tat sein Nachfolger keine Schritte dagegen. Um so mehr lag ihm der Kreuzzug am Äerzen, dessen Ausführung Friedrich gelobt hatte. Für diese Fahrt bildete das sizilische Königreich eine weit bessere Grundlage als Deutschland. Ehe sich der König jedoch auf einen Kampf gegen die Ungläubigen einlassen konnte, mußte er auch in seinem normannischen Reiche die Stellung der Krone neu befestigen, die seit dem Tode Heinrichs Vi. erst unter der langen vormundfchaftlichen Regierung, sodann während seiner eigenen Abwesenheit durch die großen Lehnsbarone arg geschwächt worden war. Er setzte in Deutschland eine Regentschaft für den unmündigen Sohn ein und begab sich 1220 wieder nach Italien. Nach seiner Kaiserkrönung hub die Reformtätigkeit in Sizilien an. Alle seit 1189 erfolgten Vergebungen von Krongut wurden für ungültig erklärt, so daß der König wieder in den Besitz großer Mittel gelangte. Die bereits weit fortgeschrittene Geldwirtschaft machte es möglich, durch die Erträgnisse direkter und indirekter Steuern die Mittel für die Einrichtung eines straffen Beamtenstaates zu gewinnen, der an die Stelle des lockeren Lehnsstaates trat. Auch konnte der Kaiser eine starke Truppe von sarazenischen Söldnern halten, die ihn von dem guten Willen der großen Vasallen unabhängig machte. Für Frieden und Ruhe im Lande sorgten landesherrliche Rechtsprechung und Polizei; das Fehderecht der Barone wurde fast völlig beseitigt. Friedrichs Streben, das uns ganz neuzeitlich anmutet, ging auf ein absolutes Königtum hin, und zum guten Teil hat er dies Ziel auch erreicht. Natürlich mußte er im Lande erst manchen Widerstand brechen und den Bestand seiner Neuordnung einigermaßen sichern, ehe er an die Ausführung des Kreuzzuges denken konnte. Im Jahre 1227 fand ein Wechsel auf dem Stuhle Petri statt. Der neue Papst Gregor Ix. verlangte dringend die Einlösung des gegebenen Versprechens. Friedrich trat auch noch in demselben Jahre die Kreuzfahrt an; doch eine im Äeer ausbrechende Seuche nötigte ihn zur Umkehr. Der greise Papst wollte in dieser Begründung einen leeren Vorwand erblicken und belegte den Kaiser mit dem Banne. Trotzdem unternahm Friedrich im nächsten Jahre den Kreuzzug, und obwohl die geistlichen Gewalten dem Gebannten mannigfache Schwierigkeiten bereiteten, erwirkte er durch Vertrag mit dem ägyptischen Sultan den Besitz der heiligen Stätten und freie Zugangsstraßen von den Küstenplätzen des Königreichs Jerusalem zur Äauptstadt.

4. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 118

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
118 V. Landesherrschasten und Reichsreform in Deutschland. Reformwünsche der Stände einzugehen. Doch blieb es meistens bei Versprechungen; das Reichsregiment ist nur auf ganz kurze Zeit ins Leben getreten, und zur Durchführung einer allgemeinen Reichssteuer ist es überhaupt nicht gekommen. Die Aufbringung der Mittel für die bewilligten Neichshilfen erfolgte nach wie vor durch Matrikular-beitrüge der einzelnen Stände, deren Löhe aber sehr gering war, und die auch nur unvollständig gezahlt wurden. Nur gegen das jede Ordnung aufhebende Fehdewesen schritt man ein. Auf dem Reichstage zu Worms von 1495 wurde ein allgemeiner Landfriede ver-kündigt. Ferner trat ein Reichskammergericht ins Leben, dessen Mitglieder zum großen Teil von den Ständen gewählt wurden, und das Reich wurde in zehn Landfriedenskreise eingeteilt, denen die „Reichsexekution", die Vollstreckung der gegen die Friedensbrecher ergangenen Urteile des Reichskammergerichts, obliegen sollte. An der Spitze standen die mächtigsten Landesherren als Kreisoberste. Trotz aller Anläufe war es also nicht gelungen, die Kräfte des Reiches wieder fester zusammenzufassen. Der Kaiser dachte bei allen Reformversuchen nur daran, wie er die neugewonnene europäische Stellung seines Laufes durch die Mittel des Reiches stützen und stärken könne. Aber auch den Ständen lag mehr an der Steigerung ihrer Macht und Freiheit als an der Festigung des Reiches; Opfer für die Einheit des Reiches zu bringen, waren sie ebensowenig gesonnen wie der Kaiser. So erreichte die staatliche Zersplitterung in Deutschland einen Löhepunkt, der um so gefährlicher wurde, als Frankreich seine Macht auf Kosten des Reiches auszudehnen suchte und die Türken in bedrohlicher Weise vordrangen. Auch die Landesfürsten waren in ihrer Lerrschaft nicht uneingeschränkt. Das Lehnsrecht legte dem Vasallen die Verpflichtung auf, seinem Lernt mit Rat zur Verfügung zu stehen, und in dem großen Privileg Friedrichs Ii. von 1232 war von einer Mitwirkung der Großen des Landes bei Gesetzgebung und Regierung die Rede. Daraus entwickelte sich im 14. Jahrhundert der Gebrauch, daß zur Erhebung von Auflagen Adel und Geistlichkeit ihre Zustimmung geben mußten. Als dritte ständische Gruppe kamen noch die Landstädte dazu, die ebenfalls nach und nach die „Landstandschaft" erhielten, wie es im 15. Jahrhundert den Reichsstädten gelang, Sitz und Stimme im Reichstage zu erhalten. Ständige Steuern gab es in den Territorien ebensowenig wie im Reiche. Der Fürst war neben den meist nicht sehr ertragreichen Zöllen und Regalien auf die Lausgüter (Domänen) angewiesen, die er durch Amtleute verwalten ließ. Von ihren Einkünften sollte er die Bedürfnisse seines Lofhaltes wie die der Landesverwaltung und Gerichtsbarkeit bestreiten.

5. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 93

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
I. Das deutsche Städtewesen im Mittelalter. 93 sich aber keiner geringeren Selbständigkeit als die größeren Reichsstädte. Für den Bevölkerungszuwachs der Stadt war es von größter Bedeutung, daß zugezogene Anfreie, wenn sie nicht von ihrem Lerrn zurückgefordert wurden, nach Jahr und Tag die Freiheit „ersaßen": „Stadtluft macht frei." Auch Personen, die außerhalb des Stadtgebietes wohnten, pflegte man das Bürgerrecht zu erteilen. Solche „Ausbürger" oder „Pfahlbürger" unterstanden der städtischen Gerichtsbarkeit und hatten das Recht, in der Stadt Äandel zu treiben. Dafür waren sie ihr zu Kriegsdiensten verpflichtet. Es ist erklärlich, daß sich die Landesfürsten durch diese Einrichtung geschädigt fühlten; sie wurde daher wiederholt seit Friedrich Ii. durch Reichsgesetze eingeschränkt, besonders auch durch die Goldene Bulle. Das Vordringen des Deutschtums nach Osten brachte seit der zweiten Äälfte des 12. Jahrhunderts auch dorthin deutsche Bürger, und es wurde in der Folgezeit eine Menge von Städten gegründet, die bis Krakau und Lemberg hin einen vorherrschend deutschen Charakter trugen. Von den Fürsten wurden sie als Stützpunkte des Handels- und Gewerbebetriebes an geeigneten Stellen angelegt und ihnen nach deutschem Muster ein Stadtrecht verliehen. Die neue Gemeinde galt dann als Tochterstadt derjenigen Stadt in der deutschen Leimat, mit deren Rechte sie ausgestattet war. So verbreitete sich über Brandenburg, Schlesien, Böhmen, Posen das Magdeburgische Recht, während in den Ostseegebieten mehr das „Lübische" üblich war. Die rechtliche Stellung dieser städtischen Anlagen im Ansiedlungs-gebiet glich also derjenigen der Städte im Mutterlande, mit deren Äilfe sie auch eingerichtet wurden. So hat Lübeck bei der Gründung von Danzig, Elbing it. a. in tatkräftiger Weise mitgewirkt und sich damit um die Germanisation der preußisch-litauischen Ostseeküste im Bunde mit dem Deutschen Orden große Verdienste erworben. Auch in diesen Städten hatten zunächst die Geschlechter die Führung und bildeten den Rat, der, oft noch in Gemeinschaft mit landesherrlichen Vögten, Verwaltung, Gericht und Polizei in seinen Länden hatte. Der Lande!, der in den Städten immer mehr aufblühte, steigerte die Geld wirtschaft; daher wurden ihre indirekten und direkten Steuern nicht, wie im agrarischen Lehnsverbande, in Naturalien und persönlichen Leistungen, sondern in barem Gelde entrichtet, und zwar die direkten meist in der Form des Grundzinses. Auch für die eigenen Bedürfnisse sorgten die Städte durch Aufbringung von Geldmitteln, so daß die mittelalterliche Stadtwirtschaft die Vorläuferin der Finanzwirtschaft des modernen Staates geworden ist.

6. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 2

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
2 I. Das hellenische Mutterland. in der Meerflut spiegelt. Denn ganz Griechenland ist vom Meer umspült. Kein Punkt im Innern liegt weiter als eine Tagereise (60—80 km) von der Küste entfernt. So tief dringen die Meeresarme gliedernd in das Festland ein. Vielgezackt und zerrissen ist infolgedessen das Land, reich an Ääfen, aber klein und eng. Ein einziges größeres Flachland tritt uns entgegen. Es ist das berg-umlagerte thessalische Peneiosbecken. Alle anderen Ebenen sind mehr Oasen in der Gebirgswelt, z. B. das attische Getreidetal von Eleusis und das peloponnesische Sparta („Saatland"). Schmal und kurz sind deshalb die Bäche und Flüsse, die zur Zeit des regenarmen und heißen Sommers oft ganz austrocknen. Aber das Klima bleibt auch in der heißen Jahreszeit erträglich und mild genug im Winter (Seeklima). Alle diese Tatsachen: reichste Gliederung, malerische Landschaftsformen, wechselseitige Durchdringung von Wasser und Land, kleine Ebenen und Flüsse, günstiges Klima haben mitbestimmend auf die Art des Volkes und den Gang seiner Geschichte eingewirkt. Ii- Ältere Staatenbildung. Das Gebiet des heutigen Königreichs Griechenland zerfiel im Altertum in zahlreiche kleine Teile. Das brachte schon die topographische Beschaffenheit des Landes mit sich. Und weil über die Höhenrücken nur wenige Saumpfade, doch kaum fahrbare Straßen führten, so blieben die Landschaften im allgemeinen einander fremd; ein Gebiet bildete für das andere eine Art Ausland, und das Zustandekommen großer gemeinsamer Unternehmungen war erschwert. An der Zersplitterung trug aber auch der hellenische Volkscharakter seine Schuld. Ihn kennzeichnet der Lang zu fehdelustiger Absonderung; es fehlte der Sinn für festen staatlichen Zusammenhang der Stämme. Das tritt uns bereits in der Art der Siedlung entgegen. Die Griechen haben nicht von alters her in Äellas gewohnt. Sie sind vielmehr in grauer Vorzeit vom Balkan her eingewandert. Die Ankömmlinge siedelten sich familienweise an. Eine Gruppe von Familien, die ihren Ursprung auf einen gemeinsamen Ahnherrn zurückführten, nennt man ein Geschlecht. Jedes Geschlecht hatte seine eigene Rodung, seine Äerden, seine Begräbnisstätte, seinen Äerzog. Und wenn der Äerdenreichtum größer wurde, entstanden Fehden um die Weideplätze. Diese Kämpfe führten bisweilen die Verschmelzung mehrerer Geschlechter zu einem großen Stamme oder Gau herbei; aber bei der Zerklüftung des Landes und Volkes blieb der an-

7. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 7

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Iv. Lomerische Dichtung. 7 geben, ohne daß durch eine chronikartige Aufzählung der Ereignisse die Lörer (und Leser) ermüdet werden. Größere Schwierigkeiten bot die Gestaltung des jüngeren Epos, der Odyssee. Es handelt von der Rückkehr des leidengeprüften Odysseus zu seiner Familie. Eine Aneinanderreihung von See- und Landabenteuern hätte auch hier ermüdend gewirkt. So stellt der Dichter zunächst t>ie_ unerträglichen Zustände dar, die sich in Abwesenheit des Herrschers auf Ithaka herausgebildet haben (Übermut der Freier, Aristokratie!). So wird Spannung erregt: Wo mag der Netter weilen? Auf Göttergebot verläßt er seinen idyllischen Aufenthalt bei der Nymphe Kalypso, zu der ihn Stürme verschlugen, und gelangt nach neuem Schiffbruch zur Insel der Phäaken (Nausikaa). Gastfreundlich aufgenommen, erzählt er hier seinen Wirten seine bisherigen Erlebnisse (Vorbild des Ich-Romans). Schlafend gelangt er auf einem Phäakenschiff ins Vaterland und muß unerkannt manche Demütigung ertragen, bis er endlich den Übermut der Freier strafen und die Herrschaft wieder in seine Lände nehmen kann, vereinigt nun mit seiner treuen Gattin Penelope und seinem Sohne Telemachos. So wird dank der kunstvollen Komposition auch hier der Zuhörer in immer neue Lebenslagen eingeführt und folgt mit immer neuer Spannung dem Berichte. Der Genuß wird erhöht durch die zahlreichen Gleichnisse und die Kunst der naturgetreuen Darstellung wahrer Menschen auf naiver Kulturstufe. Der Dichter selbst tritt völlig zurück, so daß aus den Epen nichts über seine Persönlichkeit zu ermitteln ist. Kaum merkt man, welche Partei er in den dargestellten Kämpfen nimmt; mit gleicher Liebe schildert er Freund und Feind. So finden wir in der Ilias, und Odyssee alles, was das Wesen des Epos ausmacht, plastische Anschaulichkeit, fortreißenden Zug der Handlung, Natur und Wahrheit, Naivität und kühle Objektivität. Bei solcher Löhe der Darstellungskunst können die beiden Epen natürlich nicht am Anfange der Dichtkunst stehen, sondern sie bedeuten schon das Ergebnis einer Jahrhunderte alten Kunstübung. Die homerischen Gedichte sind vom Griechentum wie heilige Bücher hochgehalten worden. Aus ihnen lernte man die ältesten Schicksale des Volkes. An ihnen bildete sich der Sinn für Geschichte und Poesie. An ihnen lernten auch die Römer das Singen und Sagen. Und als man sich in Deutschland im 18. Jahrhundert von dem französischen Einflüsse in der Dichtkunst befreien wollte, da fand man in der homerischen Dichtung das echte Muster der Nachbildung, aus dem man die Regeln aller wahren epischen Kunstübung glaubte ableiten zu können. Durch Voß' Übersetzung wurden die

8. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 13

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
1. Die griechische Religion. 13 Diese Gottheiten wohnen in Welle, Berg, Weinstock, Flur und Waldbaum etwa so, wie die Seele im Menschen. Sie sind die Seelen der Dinge und Vorgänge, und diese sind ihre Leiber (Animismus). Darum seufzt die Dryade, wenn die Axt den Baum fällt. Wie die menschliche Seele sich von ihrem Leibe vorübergehend im Schlaf oder dauernd im Tode trennen kann, so kann sich die Nymphe von ihrer Quelle entfernen. Ohne Behausung hat die Seele freilich keine Stätte der Ruhe. Deshalb war es Pflicht der Angehörigen, die Leiber ihrer Toten gut zu bergen und durch Totenopfer zu ernähren. Mächtige Könige wurden deshalb in Grabkammern aufgebahrt. Darum warfen die ältesten Griechen die Leiber der Feinde und Bösewichter Kunden und Vögeln zum Fraße hin. Später verlor sich die Sitte des Totenkultus. Es brach sich statt seiner der Hadesglaube Bahn. Die Seele, so glaubte man, lebte ohne Leib als bloßer Schatten in der Unterwelt Daher wurde zu Horners Zeit die Totenverbrennung üblich, bis das Christentum sie wieder abschaffte. Die Unterwelt ist das unterste Stockwerk der dreistöckigen Welt Der Götterbote Hermes geleitet die Seelen der Toten hinab an den Styxfluß, der Bootsmann Charon setzt sie über, und nun hält Hades (Pluton) über sie Gericht ab; die Guten leben im Elysium, die Bösen im Tartarus (Hölle) ohne Licht und Sprache und ohne Freude, einzelne hervorragende Verbrecher, wie Sisyphus, Tantalus und die Danaiden, auch in schwerer Pein. Aber auch das elysische Glück ist nicht vollkommen. Zwar sendet man den Helden Waffen, Diener, Rosse usw. mit in das Totenreich, d. H. man verbrennt sie mit den Herren, damit auch ihre Seelen mit hinabsteigen; Achill schlachtet dem Patroklos zwölf trojanische Gefangene, vier Pferde, zwei Hunde und viele Schafe und Rinder, die mit dem toten Freund auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Allein Achilleus Schatten erklärt dem Odysseus im Hades, lieber möchte er der ärmste Tagelöhner oben auf der Erde sein als König im sonnenlosen Schattenreiche. Welche Diesseitsliebe und Lebensfreude des Hellenen, der so ungern vom Lichte der Sonne schied! Der Grieche übertrug den Beseelungsglauben auch auf die Vorgänge seines innern Lebens. Woher die Reue nach begangener böser Tat? Das sind die Eumeniden (Furien, Erinnyen). Und woher die Liebe? Es ist Aphrodite, die schaumgeborne Göttin, die sie erregt. „Zwischen Menschen, Göttern und Heroen knüpfte Amor einen schönen Bund." Und woher Unglück und Verbrechen? Das schickt Ate, das beirrende Schicksal. Des Krieges Erreger

9. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 82

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
82 Vii. Nom und Karthago. In die Provinzen sandten die Römer anfänglich Prätoren und Quästoren, später aber Prokonsuln (d. H. Stellvertreter der Konsuln) als Statthalter. Schließlich wurde es Sitte, daß die nach Schluß des Amtsjahres abtretenden Konsuln die Verwaltung erledigter Provinzen unter sich verlosten. Die einheimische Bevölkerung verlor das Waffenrecht; römische Besatzungen hatten für Schutz und Sicherheit zu sorgen. Mannigfaltig waren die Einkünfte, die aus den Provinzen in die Staatskasse flössen: Einnahmen von Staatsgütern, Grund- und Kopfsteuern, Weidegeld, Lasen- und Straßenzölle, Getreide, Erträge von Bergwerken, so daß die finanzielle Lage des römischen Staates sich nunmehr außerordentlich günstig gestaltete. 2. Der Zweite punische Krieg. (218—201). Bald erholte sich Karthago von seiner Niederlage wieder und rüstete M neuen Kämpfen. Die Seele des erneuten Angriffs auf die römische Macht wurde Lannibal. Sein Vater Lamilkar, der den Römern als punischer Feldherr im letzten Teile des ersten Krieges viel zu schaffen gemacht hatte, nahm den Knaben mit auf den spanischen Kriegsschauplatz, wo er den Karthagern für den Verlust des wertvollen Siziliens einen ebenbürtigen Ersatz zu erobern trachtete. In einer Reihe von Feldzügen wurde das silberreiche Land unterworfen und aus Söldnern und Eingeborenen ein schlagfertiges Leer geschaffen. Mit dieser Macht den römischen Nebenbuhler zurückzudrängen, war sein letzter und höchster Plan. Voll glühenden Römerhasses, den er schon als Knabe dem Vater geschworen, unternahm später Lannibal die Führung des Leeres. Zu ihm hatten die Soldaten das größte Vertrauen und zeigten unter ihm den entschlossensten Wagemut. In Gefahren paarte er die höchste Kühnheit mit der höchsten Besonnenheit Keine Strapaze konnte ihn ermüden. Er war gleich abgehärtet gegen Litze wie gegen Kälte, war mäßig in Speise und Trank und des Schlafes nur wenig bedürftig. Auch pflegte er der Ruhe nicht auf weichen Polstern oder in der Stille, vielmehr ruhte er am liebsten zwischen Wachen und Vorposten auf bloßer Erde, bedeckt mit einem Soldatenmantel. Nichts unterschied ihn von dem gemeinen Soldaten als seine blitzenden Waffen und sein mutiges Streitroß. Im Laufen, Reiten und Fechten der tüchtigste, der vorderste beim Angriff, des Leeres Abgott, so ungefähr schildert ihn Livius im 21. Buche seiner Geschichte der Stadt Rom „ab urbe condita“. Nach einem zwischen Rom und Karthago vereinbarten Vertrage sollte der Ebro die Grenze sein zwischen den beiderseitigen „Interessensphären". Diesen Vertrag hatten die Römer verletzt, in-

10. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 6

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
6 Iv. Lomerische Dichtung. Ostens vom Muttersitz der einzelnen Stämme genau in der Richtung nach den gegenüberliegenden Inseln und Küstenstrichen erfolgt. So redet man von einem dorischen, ionischen und äolischen (gemischten) Kolonienbereiche. Iv. Homerische Dichtung. Die Kolonien entwickelten sich schneller als das Mutterland und überraschen bereits um 800 durch Reichtum und geistige Bildung. Damals zogen an den Küsten Kleinasiens Sänger (Rhapsoden) von Stadt zu Stadt und sangen von Kämpfen und Irrfahrten, von Melden und ihren Burgen, von Odysseus' List und dem Zorn Achills. Die Ilias und die Odyssee haben also in der großen östlichen Kolonisation, besonders in der Besiedlung der Nordküfte im 9. und 8. Jahrhundert, ihren wesentlichen Hintergrund, den Sangeslust und Stolz der Enkel reich ausgestaltete und in Liedern pries. Bald galt der „blinde £ o m er" als Dichter der beiden Epen, und viele Städte stritten sich um das Vorrecht, sein Geburtsort zu sein. Ilias und Odyssee sind unter den zahlreichen Epen, die der Pflege griechischer Heldensage dienten, die beiden einzigen, die die spätere griechische Wissenschaft dem blinden Sänger „Äomer" zuschrieb. In der Tat zeigen sie in ihren großen Zügen einen so planmäßigen Aufbau und eine so festgefügte, einheitliche Komposition, daß erst die moderne Wissenschaft die Schichten des Baues bloßlegen sonnte1). Die Ilias ist das ältere Epos; aus der reichen Überlieferung über die Kämpfe vor Ilios bringt sie einen kleinen Ausschnitt, die Erzählung vom Zorn des Achilleus, durch den der Gewaltigste aller Griechen vom Kampfe ferngehalten wurde. So ergab sich Gelegenheit, die andern Äelden, wie Agamemnon, Menelaos, Ajas, Dtomedes, Odysseus u. a., in ihrer Eigenart hervortreten zu lassen, ohne daß sie durch den Glanz Achills überstrahlt werden. Diese Einschiebungen (Episoden) geben zugleich ein Bild von den balladenartigen Einzelliedern, die die Vorstufe des großen Selden--epos gebildet haben. Erst nach der Schilderung der Taten der anderen Könige tritt Achill wieder in den Kampf ein, um den Tod seines Freundes Patroklos zu rächen. Er erschlägt Lektor und liefert dem Vater Priamos die Leiche aus. So ist es dem Dichter gelungen, ein lebhaftes Bild des Kampfes und der Äaupthelden zu Vgl. die Forschung über die Entstehung der Mosesbücher und des Nibelungenliedes.
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