215
in den Händen der Engländer. Ausgeführt werden besonders Seidenzeuge,
Baumwollenstoffe, Shawls, Teppiche, Diamanten und Edelsteine, Gewürze,
Apothekerwaaren, Elfenbein, Perlen und Vogelnester. Dampfboote befahren
bereits den Indus und Ganges, und die Auffindung von Steinkohlen hat
die Anlegung von Eisenbahnen nicht nur ermöglicht, sondern bereits ins
Leben gerufen.
Seiner geographischen Lage nach gehört Hindostan dem tropischen und
subtropischen Klima an; Winde, zahlreicbe Flüsse und Sumpfflächen, das
Himalayagebirge wirken mäßigend aus die Hitze ein. Die Monsune (vergl.
§ 126) mit den sie begleitenden Regen sind eine Eigenthümlichkeit des
indischen Oceans, werden durch die eigenthümliche Vertheilung der Länder-
massen in der tropischen Zone hervorgerufen und üben aus Pflanzen- und
Thierleben einen großen Einfluß aus. Der S.-W.-Monsun ist regnerisch,
der N.-O.-Monsun trocken. Sobald der erstere Ende Juni zu wehen an-
fängt, entladen sich unter fürchterlichen Donnerschlägen gewaltige Regengüsse,
welche die versengten Gefilde in lachendes Grün umschaffen. Bäche werden
zu reißenden Strömen und verbreiten Schrecken und Untergang allenthalben.
Fast überall folgen auf die Regenzeit ansteckende Krankheiten, besonders
Fieber, Cholera, Aussatz, Elephantiasis, Augenleiden und Blattern. Ins-
besondere wirkt das tropische Klima sehr nachthcilig auf die Europäer ein,
und hat Manchen zur Rückkehr gezwungen. In neuester Zeit hat man Ge-
sundheitsstationen in einigen hochgelegenen, gesunden Gegenden angelegt, wo
sich Kranke in kurzer Zeit wieder erholen können. Eine solche Gesundheits-
station befindet sich für Madras auf dem Rilgherriberg in einer Höhe von
7700) wo eine mittlere Temperatur von 16° 0. herrscht; eine andere liegt
nördlich von Kalkutta in den Bergen von Sikkim zu Dargiling (7000')
und eine dritte zu Landur im Lande Gherwal (8000'), wo ein angenehmes
Klima und die hier angebauten europäischen Obst- und Gemüsearten die
Gesundheit oft wieder schenken.
Das britische Indien zerfällt in mittelbare und unmittelbare Besitzungen;
jene bilden eine Art von Schutz- und Bundesstaaten, diese dagegen voll-
ständige Unterthanenlande. Die Letzteren werden in vier Präsidentschaften
eingetheilt.
1) Die Präsident sch äst Bengalen oder Kalkutta, die volkreichste, um-
faßt das untere Tiefland des Ganges und sämmtliche Besitzungen der Eng-
länder in Hinterindien, im Ganzen mit einer Bevölkerung von 40 Mill.
Die Hauptstadt Kalkutta mit Fort William besteht aus drei Municipali-
täten: dem eigentlichen Kalkutta, der „Stadt"; den vielen Vorstädten, welche
mit ihr auf derselben Seite des Flusses Hughly liegen und in denen die
Europäer und die Mehrzahl der Muhamcdaner wohnen, und drittens dem
Stadttheil Haurah. Die Bevölkerung ist im höchsten Grade buntscheckig,
beläuft sich aber wenigstens auf 1 Mill., darunter etwa 20,000 Europäer.
Murschedabad (150,000 E.). Patna am Ganges (300,000 E.). Kuttak
am Mahanaddy. Südlich von Kuttak liegt der berühmte Wallfahrtsort
Dschaggernat mit einer ungeheuren Pagode, welche nach der Sage 10,000
Jahre alt sein soll, und jährlich 1 Mill. Wallfahrer herbeizog. Die Pa-
gode besteht auö vielen Tempeln und geräumigen Wohnungen für mehrere
Tausend Braminen und Tempeldiener sammt Familien. Die hinterindischen
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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342
sonst als schwarze Spalten mitunter von nicht unbedeutender Breite erblicken.
Man hielt sie früher für Meere oder Flüsse, Canäle oder Landstraßen.
Sie scheinen die jüngsten Bildungen des Mondkörpers zu sein, durchschneiden
steile, hohe Berge und setzen sich durch Krater mit selbständigen Wällen
fort. Oh aber der Mond ursprünglich eine flüssige Masse war, welche
sich abkühlte und zuletzt erstarrte, ob in seinem Innern vulkanische Kräfte
bedeutende Eruptionen veranlaßten, wie wenn Luftblasen aus einer brei-
artigen Masse aufgetrieben werden und an der Oberfläche zerplatzend, einen
kreisförmigen erhöhten Rand und eine vertiefte Mitte zurücklassen — dies
zu untersuchen, gehört nicht in unser Bereich, ebenso wenig wie die Lösung
der bedeutsamen Fragen, ob der Mond eine Atmosphäre, Wasser, Vegeta-
tion, Städte und Festungen, Thiere und — Menschen habe.
Das verschiedene, bald hellere, bald dunklere Licht des Mondes hat
in der eigenthümlichen Beschaffenheit der Mondkruste seinen Grund; die
dunkleren Theile deuten auf lockeres Erdreich; das hellere Licht anderer
Punkte rührt gewiß von starren Massen und Licht zurückwerfenden Erhe-
bungen her. Auffallend sind jene Lichtstreifen, welche sowohl vereinzelt
auftreten, häufiger aber in regelmäßigen Systemen ganze weite Strecken
durchziehen. Gewöhnlich bilden die glänzendsten Ringgebirge ihre Mittel-
punkte ; sie laufen, ohne Gestalt, Farbe und Richtung zu ändern, über Berge
und Thäler hinweg.
Man hat von jeher dem Mond allerlei Einwirkungen auf die Erde
zugeschrieben und Richtiges, Falsches und Zweifelhaftes unter einander ge-
bracht. Zu dem Falschen gehört z. B. die Ansicht, daß der Mond einen
erkältenden Einfluß auf die Erde übe, indem man sich auf die größere
Kälte mondheller Nächte berief, ohne daß man erwog, die Erde strahle
gerade bei heiterem Himmel ihre Wärme aus (§ 126). Erwiesen ist,
daß der Mond auf der Erde Ebbe und Fluth veranlaßt und schwache
Barometerschwankungen bewirkt, zweifelhaft bleibt jedenfalls sein Einfluß
auf die Witterung und räthselhaft gar Manches, was von jeher den Ein-
wirkungen des Mondes zugeschrieben worden ist. So soll Holz, welches
bei abnehmendem Monde gefällt wird, leichter springen und eher faulen,
als solches, das bei zunehmendem Licht geschlagen wird; viele Bauern
behaupten, die Saat gedeihe besser, wenn man sie bei zunehmendem Mond
in die Erde bringt. Der Einfluß des Mondes auf Kranke ist eben so
ungewiß; wir nennen solche Menschen mondsüchtig, welche gewöhnlich beim
Mondwechsel im Schlafe aufstehen und entweder gewohnten Geschäften nach-
gehen oder sogar große Wagstücke unternehmen, vor welchen sie im wachen
Zustande zurückbeben müßten. Kröpfe sollen periodisch zur Zeit des Voll-
monds anschwellen, Leberleiden sich verschlimmern und Geisteskranke in Wuth
gerathen.
8 124.
Bon den Thierzeichen, den Jahreszeiten und dem Kalender.
Gleich aus der zweiten Seite eines jeden Hauskalenders stehen unter
einem Bildchen die Worte: am 20. Jan. tritt die Sonne ins Zeichen des
Wassermanns, und dreht man das Blatt um, so heißt es: am 20. Febr.
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366
sie durch die Wärme der Sonne, der umgebenden Luft und des oberflächlich
über den Gletscher fließenden Wassers aufgelöst und als Gletscherbach den
tiefern Thälern zugesührt wird.
Die Gletscher sind verschieden groß und mächtig. Es giebt einige,
welche viele Stunden im Umfang haben und eine Dicke von 100 — 450'
erreichen. An ihrem unteren Ende, welches an die Waldregion hinabreicht,
sind sie in der Regel dreimal schmäler als an ihrem oberen, und brechen
ziemlich steil mit einer Endfläche ab, an deren Fuß die trichterförmige
Eishöhle liegt, aus welcher lltr Gletscherbach das aus der Schmelzung
des ganzen Gletschers entstandene Wasser wegführt. Dieses Gletscherthor
hängt rückwärts mit Höhlen Zusammen, die sie oft weit unter dem Glet-
scher hinziehen und das Werk warmer Luftströmungen, vorzugsweise aber
das durch die Gletscherspalten herabrinnenden Wassers sind.
Das nackte Gebirge in der Höhe ist durch Wasser und Frost. Wind
und Regen, Sonne und Lust der Verwitterung ausgesetzt, und diese ist
grade in der Zone der Schneegrenze am bedeutendsten. Durch diesen Prozeß
lösen sich Felstrümmer los, und solche Anhäufungen von Steinen, welche
sich von den Felswänden des Gletscherthales loslösten, finden sich darum
aus beinahe allen Gletschern. Sie heißen Morainen, und zwar unterscheidet
man Seitenmorainen (Gandecken), Mittelmoraineu, (Gusferlinien) und Eud-
moraiuen. Die Seitenmorainen begleiten die beiden Seiten des Gletschers
als lauge Schuttwälle, in welchen die Felstrümmer sowohl in Hinsicht aus
Größe, als auf Beschaffenheit der Bestandtheile völlig ordnungslos durch
einander liegen. Dasselbe gilt auch von den Endmorainen, welche gewöhnlich
bogenförmig das untere Gletschereude umgeben und aus sämmtlichen Trümmern,
mächtigen Felsblöcken, Steinen, Sand oder Erde bestehen, die der Gletscher
unterwegs auffängt und aus seinem Rücken an seinen Eudabfall führt. Vor
manchen Gletschern liegen mehrere Morainen hinter einander; sie bezeichnen
die Größe ihres Vorrückens zu verschiedenen Zeiten. Die beim Rückzug
des Gletschers hinter der Endmoraiue frei werdende Fläche heißt Gletscher-
boden. Die Mittelmoraineu steigen bald als hohe Dämme, bald nur als
eine Reihe einzelner Steine über die ganze Länge des Gletschers hinab.
Es sind auf vielen Gletschern 3, 4 bis 8, von denen eine jede an einem
Felsvorsprung beginnt, der zwei Gletscherzuflüssen zur Trennung dient.
Sie bestehen also aus der in die Mitte genommenen und durch das stete
Vorrücken des Gletschers nach einer Linie ausgezogenen Vereinigung der
Seitenmorainen beider Gletscherzuflüsse.
Wenn man die ungeheure Eislast des Gletschers und seine thalwärts
gerichtete Bewegung bedenkt, so wird man es erklärlich finden, daß die
Felswände unter oder neben ihm glatt geschliffen werden. Die festgefornen
Steine und Quarzsandkörner bewegen sich mit dem Gletscher fort und
schleifen und poliren, wie eine gewaltige Druckfeile, die Felsen. An diesen
Glerscherschliffen nimmt man parallele Kritze und Furchen in der Richtung
des fortgeschobenen Gletschereises wahr, welche bei andern Felsstücken,
namentlich bei den durch Wasser abgerundeten, niemals vorkommen. Unter
allen Gletschern finden sich solche Schlifsflächen; man trifft sie aber auch
an vielen Felsen, die jetzt weit von den Gletschern entfernt liegen. Sie
sind ein umumstößlicher Beweis, daß vor Zeiten Gletscher ins Thal sich
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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250
Lande fruchtbaren Boden zu. Sobald sich das Wasser verlaufen hat, wird
der schwarze Schlammboden Anfangs Oktober ohne weitere Düngung besäet.
Der Same geht rasch auf, und während wir in Europa Schnee und Eis
haben, reist in Aegypten die üppigste Saat heran, und kann schon zu Anfang
März eingethan sein. Nun naht allmählich eine Alles austrocknende Hitze;
der Boden überzieht sich mit dickem Staube, das Laub der Bäume verdorret,
und Alles wartet mit Sehnsucht der Zeit, wo die Ueberschwemmungen Er-
lösungen von mancherlei Qualen bringen. Denn der austrocknende Chamsin
und der feine Sandstaub rufen Augenkrankheiten hervor; die Pest und die
zahllosen Heuschreckenschwärme quälen die Bevölkerung. Aegypten galt schon
im Altherthum für eine ergiebige Kornkammer, und führt jetzt noch in der
Regel bedeutende Massen Getreide, insbesondere Weizen, Reis, Baumwolle
(150 Mill. Pfd.), Zucker, Datteln, Indigo, Südfrüchte rc. aus. Neben
der Pferde- und Kameelzucht verwendet man große Sorgfalt aus das Aus-
brüten der Hühner, von denen man jährlich 100 Millionen Küchlein in
400 Vrutöfen erzielt. Die gemischte Bevölkerung des Landes bilden: Araber,
theils Fellahs (Landbauern), theils Beduinen, ferner Kopten, die Nachkommen
der alten Aegypter, Mamelucken, Türken, Griechen, Armenier, Juden, Franken
(d. i. Europäer), Nubier, Habessinier und Neger. Der Vicekönig herrscht
ziemlich unabhängig, muß ungefähr 8 Mill. Frk. Tribut an die Pforte
zahlen und im Kriege 18,000 Mann stellen; ihm ist insbesondere der Schutz
der heiligen Städte Mekka und Medina übertragen. Er ist Herr und Eigen-
thümer alles Grundbesitzes; alle Produkte des Landes wandern in seine
Magazine, die Preise bestimmt er allein. Auch die Webstühle sind sein
Eigenthum; darum liefert er Wolle und Flachs, bezahlt die Arbeiter, und
verkauft seine Waaren an die Handelsleute, welche zum Kaufe gezwungen
werden können. Wie wenig dadurch die Landwirthschaft und Gewerbthätigkeit
gefördert wird, leuchtet von selbst ein.
I. Aegypten.
Kairo (über 300,000 E.), mit Suez und Alexandria durch eine
Eisenbahn verbunden, ist nach Constantinopel die bedeutendste Stadt der
Türkei und die größte in Afrika. Kairo ist eine der wichtigsten Handels-
städte, hat für die 2000 dort lebenden Franken ein eignes Quartier, und
besitzt den Nilmesser. Oberhalb Kairo am linken Nilufer liegt die Stadt
Gizch, in deren Mh? die Ruinen des alten Memphis mit dem Mumien-
selde liegen. Hier finden sich auch auf einem Vorsprunge der Wüstenplatte
die 3 höchsten Pyramiden (465'). Sie können erstiegen werden, und ent-
halten enge Gänge und zwei Begräbnißkammern. Nicht weit davon erblickt
man, fast ganz in Sand vergraben, die riesenhafte Sphinx; der Kopf mißt
vom Kinn bis zum Scheitel 65'. Im Ganzen haben sich dort 50 Pyra-
miden erhalten. Napoleon besiegte 1798 hier die Mamelucken. Strom-
aufwärts liegen die Dörfer Luxor und Karnak, in deren Nähe die Ruinen
des hundertthorigen Theben stumme Zeugen längst entschwundener Zeiten
sind. Die gewaltigen herrlichen Ueberreste ägyptischer Baukunst fesseln hier
den Beschauer: kolossale Reste von Tempeln, Säulen, Sphinxenalleen, Kata-
komben, Thoren, Hieroglyphen rc. Sint (26000 E.) ist die größte Stadt
~ in Oberägypten, und ist als Stationsort für die Karawanen aus Nubien
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Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Europa Mekka Medina Kairo Suez Alexandria Constantinopel Afrika Kairo Kairo Memphis Luxor Karnak Oberägypten
392
Außer diesen und andern Tangarten wachsen im Meere noch Meer-
lattiche mit gekräuselten, purpurrothen Blättern, klumpige, faustgroße, durch-
löcherte Seeschwämme re. „Ueppig, mit tausend mannigfachen Gestalten, theils
dem Boden sich anschmiegend, theils mit krausen Laubbüscheln emporragend,
theils lang hingestreckt mit wallenden Wedeln der Bewegung des Wassers
folgend, stehen die Tange in Hellem und dunklem Grün, im prachtvollsten
Roth und Gelb glänzend im Widerschein des Lichtes. Millionen von Thieren
weiden, jagen und ruhen aus in diesen Pflanzen, welche rasch wachsen und
schnell vergehen. Auch der Mensch weiß sie zu nützen; die losgerissenen
Tangwälder liefern ihm aus der bromhaltigen Asche Soda und Jod, der
Apotheker kaust Carragheen-Tang, seine Heilmittelsammlung zu vervollständi-
gen, die Irländer und Grönländer leben sammt ihren Rinder- und Schaf-
herden von Mehl- und Zuckertang, an der Normandie düngt man die Aecker
damit, und in Grönland schminken sich die Frauen mit dem rothen Mehle
des Purpurtangs."
8 129.
Die allmähliche Bildung der Erdoberfläche.
Im Anfange bewegte sich die Erde als eine feurig-flüssige Masse im
Weltenraum; den festen Erdkörper umschloß eine gasreiche, sehr dichte At-
mosphäre. Alles Meer war noch Wasserdampf. Dadurch aber, daß der
Erdkörper beständig Wärme in den Weltenraum ausstrahlte, mußte er an
seiner Oberfläche wenigstens eine Verminderung der Hitze erleiden. Es
bildete sich, wie auf dem Wasser jetzt eine Eisdecke, über der Erdoberfläche
eine Erstarrnngskruste, welche um so weniger ohne fortwährende große Zer-
trümmerung bleiben konnte, weil die Anziehungskraft des Mondes und der
Sonne in der flüssigen Erdmasse Ebbe und Fluth, d. h. beständige Bewe-
gungen hervorrief. Wenn nun auch die dünne Decke in Schollen zerbröckelte,
sich wieder fügte und abermals barst, so mußte dieselbe doch endlich durch
die fortwährende Wärmeausstrahlung an Dicke und Consistenz gewinnen.
Jetzt erst, nachdem auch die Temperatur der Atmosphäre bedeutend abgenom-
men hatte, war es dem Wasserdampf ermöglicht, sich zu einer tropfbar-flüssi-
gen Masse, zu Wasser zu vereinigen. Dadurch entstanden die ersten aus
Wasser abgelagerten sogenannten Sedimentär- oder Schichtgesteine, welche be-
greiflicher Weise eine sehr einförmige Bildung zeigten. Sobald aber das
Wasser in erheblicher Menge durch eine Spalte ans die glühende Fläche des
Erdkerns gelangte, mußte sich eine ungeheure Masse Wasserdampf bilden,
welcher durch die hohe Temperatur eine außerordentliche Spannkraft erhielt.
Mit einer unwiderstehlichen Gewalt dehnten sich die Dämpfe aus. Sie
mußten also die Erdrinde emporheben, sie stellenweise blasenförmig auftreiben
und durchbrechen. Auch die oben bemerkte fluchende Bewegung der feurig-
flüssigen Masse im Innern der Erde verursachte Zerreißungen der Oberfläche,
und nicht minder wahrscheinlich ist es, daß die krystallinische Beschaffenheit
der allmählich erkaltenden und fest werdenden Erdrinde dieser eine größere
Ausdehnung gab und dadurch die noch flüssigen Massen zum Ausbruch
drängte. Denn krystallinische Körper nehmen häufig einen größern Raum
ein, als dieselben Körper, als sie noch flüssig waren, wie denn z. B. Eis
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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399
Die Erdbeben sind viel häufiger, als man gewöhnlich glaubt; ist auch
absolut keine Gegend von ihnen ganz verschont, so ist ihre häufige Er-
scheinung doch auf wenige Erdstriche beschränkt. Tie bedeutendsten Erdbeben-
zonen sind: 1) die südamerikanischer die Cordilleras de los Andes, deren
Kamm vom Feuerland in vorzugsweise nördlicher Richtung streicht und sich
nördlich von Quito in 2 Acste spaltet, wovi>n der östliche als Küstengcbirge
von Venezuela auf die kleinen Antillen übergeht, und Portoriko, Haiti, Ja-
maika, Kuba und Pukatan als Gipfel aus dem Meere hebt, sind innerhalb
dieser Strcichungslinie ein Hauptherd für Erdbeben; 2) die mexicanische:
diese unterscheidet sich von der vorigen wesentlich dadurch, daß die Stoß-
linie nicht wie dort dem Hauptgebirgszuge, sondern der diesen durchsetzenden
Vulkanreihe von W. nach O. folgt; 3) die europäische: die eine zieht von
den Pyrenäen durch die Alpen bis zum Kaukasus, die andere mit dieser
parallel von den Azoren bis Syrien und Palästina über beide Küsten des
Mittelmeeres; 4) die asiatische zählt 3 Glieder, welche alle von W. nach
O. ziehen, im R. von der Uralmündung bis Jrkutzk, eine mittlere vom
Aralsee bis nach China und eine südliche durch die Länder am Hymalaya;
5) die oceanische beginnt mit den Andamanen und schließt sich über Sumatra,
Java, die Philipinen, Japan, die Kurilen, Kamtschatka und die Alöuten fort-
setzend an die nordamerikanische an; 6) die australische umfaßt die Molucken,
Neu-Guinea, Neu-Vritanien, die Salomons-Jnscln, neuen Hebriden, Reu-
Seeland rc.
Sicherheitsventile gegen die Erdbeben sind die Vulkane. Sie werden
nach ihrer Thätigkeit in erloschene, ruhende und thätige eingetheilt und ha-
den sich allmählich emporgehoben. Sobald die glühenden Massen aus dem
Innern der Erde einen Ausweg gefunden haben, so legen sie sich um die
entstandene Ocfsnung und bilden so mit der Zeit einen kegelförmigen Berg.
Der Krater ist der obere Theil oder die Oefsnung einer aus dem Innern
des Vulkans, dem Herde des Erdseuers, bis zu seinem Gipfel emporsteigen-
den, schlotähnlichen Röhre, welche den gasigen, flüssigen und festen Auswür-
fen den Ausgang gestattet. Solche Krater nennt man Eeuptionskrater, es gibt
aber auch Erhebungskrater, welche nach einem einmaligen Ausbruch, der die
umliegenden Erdschichten gesprengt und gehoben hat, nicht weiter thätig sind.
Eine vulkanische Eruption, mit welcher Aufsteigen von Rauch, Wasserdampf,
Gasen und Fcuersäulen, Lava-, Aschen- und Steinauswürfe verbunden sind,
gehört zu den großartigsten Naturschauspielen.
Den Beginn einer Eruption pflegen Erderschütterungen anzuzeigen, be-
sonders wenn der Kratergrund sich seit einiger Zeit mehr gehoben hat.
Aufsteigende Dämpfe, Fumarolen genannt, warnen die Anwohnenden. Die
Rauchsäulen wachsen rasch heran und umlagern den Gipfel des Berges.
Schon vorher vernimmt man im Innern der Erde ein seltsames Getön,
das, anfangs dem Zischen auf glühende Kohlen geschütteten und verdampfen-
den Wassers vergleichbar, allmählich zu Kanonendonner ähnlichem Geheul
heranbraust. Leisere und heftigere Vodenerschütterungen folgen; ein starker
Knall, verbunden mit der plötzlichen Entzündung der mächtigen Rauchsäule,
meldet den wirklichen Anfang des vulkanischen Ausbruchs, welcher von fort-
währendem Ausströmen glühender Massen begleitet ist. Zunächst füllt sich
nun der durch die erste Explosion zerissene Kratergrund mit glühender Lava,
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
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Extrahierte Personennamen: Palästina
Extrahierte Ortsnamen: Feuerland Quito Venezuela Haiti Kuba Kaukasus Syrien China Hymalaya Sumatra Japan Kamtschatka Neu-Guinea Seeland
404
Sommertemperatur hat, wie Nantes? 51. Da Peking im Sommer gleiche
Temperatur wie Eairo und im Winter wie Upsala hat, so ist sowohl die
geographische Breite dieser 3 Orte, als auch die Ursache dieser Erscheinung
nachzuweisen. 52. Wo ist das absolute Maximum der Sommer- und
Wintertemperatur gefunden worden, und wie viele Grade nach Celsius be-
trägt dieser Unterschied?
53. Ist es Thatsache, daß die Temperatur mit zunehmender Höhe ab-
nimmt, und worin liegt der Grund hiervon? 54. Was versteht man unter
der Schneegrenze? 55. Von welchen Umständen hängt die Lage derselben
ab? 56. Nach welchem allgemeinen Gesetze steigt oder fällt die Schneelinie?
57. Welche 5 Ausnahmen wurden oben hiervon mitgetheilt? 58. In wel-
chen lokalen Verhältnissen liegt da der Grund der Unregelmäßigkeit und
Abweichung von dem gewöhnlichen Gesetze?
59. Was versteht man unter Firnschnee, und wie bildet sich derselbe
allmählich? 60. Was ist ein Gletscher?' 61. Wie sieht das Gletschereis
aus? 62. Welche Aehnlichkeit hat der Gletscher mit einem Strome?
63. Was sind Gletscherspalten? 63. Was nennt man Morainen, und wie
bilden sich dieselben? 65. Welche Arten von Morainen unterscheidet man,
und welche Merkmale bieten die einzelnen? 66. Welche Spuren lassen die
Gletscher zurück? 67. Welche wohlthätigen Einwirkungen haben die Glet-
scher? 68. Ist die Region der Gletscher ohne alles Leben?
66. Was sind Lauinen? 70. Wann und wie entstehen dieselben?
71. Welche heißen Staub-, welche Grund- oder Rutschlauinen, welche Glet-
scherlauinen? 72. Wann können dieselben gefährlich werden? Wodurch
wirken sie schädlich ein?
74. Wie entstehen Luftströmungen? 75. Was ist Windstille, und
wann tritt sie ein? 76. Wonach benennt man die Winde? 77. Wie
theilt man sie bezüglich ihrer Schnelligkeit ein? 78. Welche Winde rech-
net man zu den regelmäßigen? 79. Wo beginnen die veränderlichen?
80. Was versteht man unter Land- und Seewinden, und wie ist diese Er-
scheinung zu erklären? 81. Beruhen die Passate auf gleicher Ursache?
82. Wie erklären sich die Passate im Besonderen? 83. Aus welcher
Himmelsgegend weht der Passat auf der nördlichen, aus welcher auf der
südlichen Halbkugel? 84. Was für eine Windzone liegt zwischen beiden
Passaten? 85. Welche Eigenthümlichkeiten bietet diese? 86. Wie weit
dehnen sich die Passate aus? 87. Welche Winde nennt man Moussone?
88. Auf welchem Ocean wehen sie? 85. Worin liegt der Grund ihrer
Erscheinung? 90. Welchen Richtungen folgen die Moussone? 91. In
welchen Monaten herrscht der eine oder andere Mousson? 92. Wo wehen
sie am regelmäßigsten und stärksten? 93. Für wen ist die Kenntniß ihrer
Richtung von Bedeutung? 94. An welchem Beispiele kannst du dies
klarer machen?' 95. Welche Winde herrschen in den gemäßigten Zonen der
beiden Halbkugeln vor? 96. Welche Gesetze erkennt man bei der Wind-
drehung in unserer Breite? 97. Wie erklären sich die Wirbelwinde?
98. Welchen Nutzen gewähren die Winde? 99. Welchen Namen führt der
Südwind? 100. Welche charakteristischen Merkmale bietet der Föhn?
101. Läßt sich der Druck der Luft messen? 102. Mit welchen: In-
strument geschieht das? 103. Auf welche Weise und von wem ist es
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
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4) in das Bergland der standinavifchen Halbinsel,
5) „ von Großbritannien.
Iii. Das europäische Tiefland innerhalb des continentalen Dreiecks zerfällt
in 7 Abtheilungen, in:
1) die sarmatische (russische oder skythische) Tiefebene,
2) die norddeutsche „
3) die französische „
4) die mittelrheinische „
5) die österreichische Tiefebene mit dem Marchfelde,
6) die ober- und
7) die unterungarische Tiefebene.
Iv. Das europäische Tiefland außerhalb des continentalen Dreiecks zerfällt in:
1) das Tiefland auf der pyrenäischen Halbinsel.
2) „ auf der apenninischen „
3) „ auf der Balkan- „
4) „ auf der skandinavischen „
5) „ von Großbritannien.
Das europäische Bergland nimmt 53,000 Q.-M. ein, das Tiefland
115,000 Q.-M. Beide verhalten sich also zu einander wie 2:5.
Die europäischen Inseln gehören theils dem Tieflande, theils dem Berg-
lande, theils beiden Gestaltungen an. Auf das Bergland der Inseln rechnet
man etwa 5600 Q.-M., auf das Tiefland 3200 Q.-M.
Anmerkung: Aus den Sydow'schen Wandkarten sind alle Tiefländer
grün colorirt, die Hochebenen weiß, aber braun umgrenzt; die Berg-
länder sind mit kleinen brauen Strichen schraffirt. Die Höhe erkennt
man an der Hellern oder dunklern Schraffirung. Je höher, desto dunkler,
je niedriger, desto Heller braun ist der Ton der Farbe.
8 39.
Das südeuropäische Alpenland*).
erstreckt sich vom Busen von Genua bis zur ungarischen Tiefebene durch
15 Längengrade, in einer Breite bis zu 40 Meilen, und ist ein Massenge-
birge, welches einen Flächenraum von 4500 Q.-M. einnimmt, und aus einer
großen Anzahl Kettengebirgen besteht. Der Kern der Alpen besteht aus gram-
tischem Gestein; nördlich und südlich ziebt neben der Hauptkette eine Reihe
von Kalkgebirgen in verschiedener Breite, auf welche im Norden die Stufe
der Nagelfluhe folgt. Darunter versteht man eine aus Sand und Kalksteinen
bestehende zusammengebackne Masse, welche wiederum Steine anderer Art von
verschiedener Größe in sich schließt. Viele Vorberge endlich bestehen aus
Sandstein und Mergel. Die Schneelinie erreicht in den Alpen eine Höhe
von 7500 — 9000', doch giebt es auch höhere Gipfel ohne und niedere
Gipfel mit ewigem Schnee. Da nun gar viele Spitzen höher als 9000'
über der Meeresfläche liegen, so starren dieselben von ewigem Schnee und
Eis. Hier finden sich jene merkwürdigen Eisfelder und Gletscher, welche *)
*) Zur Kenntniß desselben ist zu empfehlen: Tschudi's Thierleben der Alpen-
welt. Leipzig bei Weber.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
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hinabbewegten. Aus welcher Zeit sie aber stammen, läßt sich kaum be-
stimmen. Bekannt ist, daß die erratischen Granitblöcke der norddeutschen
Tiefebene aus den Alpen Skandinaviens stammen. Sie sind auf Eisschollen
dort hin geführt worden und dann niedergesunken, als diese schmolzen.
In der Firn- und Gletscherregion scheint die Natur zu ruhen oder
erstorben zu sein. Allein auch die Eisdecke ist nicht ganz ohne Leben.
Den Firn beleben gewisse an die Eistemperatur gebundene animalische und
vegetabilische Organismen, wie Infusorien und verschiedene Protococcusarten,
welche ihn zuweilen aus bedeutende Strecken roth färben. Seltener dehnt sich
dieser „rothe Schnee" auch über ein Thalgelände aus, doch ist er schon
manchmal da erblickt und angestaunt worden. Auch der Gletscher ist nicht
ohne lebende Wesen. Milliarden unsichtbarer Wesen bewegen sich selbst-
thätig in den Haarspalten des Eises und suchen nach Nahrung; in zahl-
losen kleinen Wasserbecken der Eisoberfläche tummeln sich Schaaren von
Gletscherflöhen, welche die Natur durch ihre pechschwarze Farbe besonders
empfänglich für die Wirkungen der Sonne geschaffen hat.
Lauinen (Lavinen) sind von Bergen herabstürzende Schneemassen.
Keine Jahreszeit ist frei von Lauinen. Große Lauinen drohen nur von
Flächen, welche nicht zu steil sind. Ist nun der Schnee nicht feucht, wie
das gewöhnlich im Winter oder in beträchtlichen Höhen der Fall zu sein
pflegt, so entstehen Staublauinen, welche oft durch die unbedeutendsten Luft-
erschütterungen (einen Peitschenknall, Trompetenstoß, Schuß rc.) in Bewegung
kommen. Sie durcheilen den Bergabhang mit blitzähnlicher Geschwindig-
keit, und die durch sie erzeugte Lustbewegung bringt Allem, was in ihr
Bereich kommt, Tod und Verderben. Menschen, Thiere, Bäume, Steine —
unterliegen dem gewaltigen Drucke. Nicht so schnell bewegen sich thalwärts
die Grund- oder Nutschlauinen. Sie entstehen, wenn eine vom Regen durch-
weichte Schneedecke sich aus einem nicht sehr steilen Abhang in Bewegung
setzt; das unter der Schneedecke durchsickernde Wasser macht den Grund
schlüpfrig und bewirkt, daß der Schnee, wie ein Thauwetter über ein glattes
Dach, ins Thal rutscht. Gletscherlauincn bilden sich aus dem von, Glet-
schern abbröckelnden Eise, sie sind unschädlich, ihr Anblick erregt Staunen
und Grausen. In Hochthälern vermögen solche Gletscherlauinen den aus-
strömenden Bach oder Abfluß zu dämmen, bis dann die hochanfgestaute
Wassermasse sich gewaltsam Bahn bricht, und dann das darunter liegende
Thal grausam verheert.
3. Von den Luftströmungen oder Winden.
Wenn verschiedene neben einander liegende Luftschichten ungleich erwärmt
werden, so dehnt sich die wärmere Luft aus, wird leichter und steigt in
die Höhe; die aufsteigende Luft wird ersetzt durch die von der Seite zu-
fließenden kälteren Luftströme; und in den Raum, welchen vorher die kältere
Luftschicht einnahm, strömt dann die in höherer Atmosphäre erkaltete und
schwerer gewordene nieder. Man kann diesen Vorgang schon bei einem
großen Feuer wahrnehmen, welches man aus einem freien Platze anzündet.
Ganz die gleiche Erscheinung kann man beobachten, wenn man im Winter
die Thüre zwischen einem geheizten und einem kalten Zimmer öffnet. Stellt
man in dem Falle in die geöffnete Verbindungsthür zwei Kerzenlichter, das eine
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