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1. Geschichte des Mittelalters - S. 139

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Kaiser Marimilian. Vii 94—8. „Fähnlein" von 400 Mann; den Oberbefehl über das ganze Heer hatte der „Gemeine Hauptmann". Zur Schlacht stellten sich die Landsknechte im lanzenstarrenden Viereck auf, die Fahnen in der Mitte. Zum Abfeuern der „Büchsen" und Geschütze („Stüde“) hielten die Schützen stets brennende Lunten bereit; erst um 1600 kamen die □ Feuersteinschlösser (Flint, der Feuerstein) in Gebrauch. □ Seine ungeheuren Kanonen, den „Weckaus", den „Purlepaus , liebte Mai wie Haustiere und erfand die Kunst, sie zur Fortschaffung zu zerlegen. 7. Das zu diesen Rüstungen erforderliche Geld verlangte er vergeblich vom Reichstag: Mai nannte sich wohl den König der Könige, da ihm niemand gehorche. * * Das Reich war in vollständigem Verfall: es konnte kein Heer auf- bringen, besaß keine eigenen Einkünfte, keine Beamten. Eine Steuer, die der Reichstag bewilligte, den „Gemeinen Pfennig", mußten die Pfarrer erheben: dazu hatten die Juden eine Kopfsteuer von einem Gulden (fl. = Florin, Florentiner Gulden = 8 M.), die reichern Leute, „soviel ihre Andacht ist", d. h. nach Selbsteinschätzung, zu leisten. Aber die Steuer ging nicht ein, weil es an Zwangsmitteln fehlte. Die Städte, die als „dritte Bank", neben der Ersten und Zweiten Bank der (geistlichen und weltlichen) Kurfürsten und Fürsten, auf dem Reichstag berieten und abstimmten, litten unter den Zöllen, die sie den immer mächtiger werdenden Landesfürsten zu entrichten hatten. So gelang es nur, die „Matrikel" festzulegen, einen Anschlag der Truppenmacht, die jeder „Stand" zu stellen hatte. Die Kreise, die erst einige Jahre nach Maiimilians Tod eingerichtet wurden, hatten die Reichsstreitmacht nach der Matrikel und eine Polizeitruppe zur Wahrung des Landfriedens aufzubringen; aber es wäre ihnen auch bei allseitigem guten Willen nicht möglich gewesen. Daher schlugen alle Unternehmungen gegen die italienischen Städte und gegen die Türken fehl. Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn blieben dem Reiche □ verloren. □ Den Weg nach Rom verlegten ihm die Venezianer; rasch entschlossen, nahm er in nationalem Selbstgefühl zu Trient den Titel „erwählter Kaiser" an. 8. Gelungen ist damals die Aufrichtung eines „ewigen Landfriedens" und die Gründung eines ständigen höchsten Gerichtshofes, des Reichskammergerichts. Seine Mitglieder bezogen einen festen

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 41

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Wallenstein. Iii 2s—3s. 41 Da war denn dem Kaiser das Erbieten eines tschechischen Edelmanns willkommen, für ihn eine „Armada" von 15000 Mann zu Fuß und 5000 Reitern auf eigene Rosten ins Feld zu stellen. 2. Albrecht von Wallen st ein war nach dem Tode seiner protestantischen Eltern von den Jesuiten erzogen worden. * * Seine Eltern hatten der Brüdergemeinde angehört, einem Nachwuchs der hussitischen Partei. Er selbst bezog die Nürnbergische Universität Altdorf, wäre aber wegen leichtfertiger Streiche beinahe ausgewiesen (relegiert) worden. Darauf studierte er in Padua und Bolo- □ gna, wo er sich die feinen Sitten der spanischen Gesellschaft aneignete. □ Dann focht er unter Kaiser Matthias und Erzherzog Ferdinand gegen Türken und Venezianer. Zu dem großen mährischen Grundbesitz, den seine erste Gemahlin ihm zugebracht, kaufte er um einen Spottpreis über sechzig Landgüter, die in Böhmen eingezogen worden waren; der Kaiser erhob ihn zurrt Herzog von Friedland. Die ungeheuern Einkünfte seiner Besitzungen verwendete er nun zur Schaffung eines Heeres; die Verpflegung bürdete er nach Mansfelds Vorbilde den Ländern auf, durch welche die „Kriegsfurie" hinzog. Wallenstein war tschechischer Abkunft, fühlte aber als Deutscher; seine Güter bewirtschaftete er ausschließlich mit deutschen Beamten. Obgleich zum Katholizismus übergetreten („Konvertit"), baute er den Evangelischen in seiner Hauptstadt Eitschin eine Kirche. Sein religiöses Leben drehte sich um die Sterne, wie das vieler Gebildeten jener Zeit. Oft hatten Große, wie Kaiser Rudolf ü., Papst Pius V., ihre Hofastrologen, die ihnen die „Nativität", das „Horoskop" stellen, den Stand der Gestirne bei ihrer Geburt und zu anderen Zeitpunkten berechnen mußten; Kepler hat von diesen Arbeiten gelebt. * *Es war allgemeine Sitte, daß die Fürsten Aufrichtung und Unterhalt der Regimenter, deren sie bedurften, dem Oberfeldherrn überließen und dieser sie seinen Generalen und Obersten übertrug: die Kriegführung war ein großes Gelbgeschäft, das reichlich lohnte. So warb auch Wallenstein angewiesen, daß er „teils selbst das Gelt hierzu bargebe, teils oermugliche Obristen, welche von dem Ihrigen etwas zuzusetzen, bestellen möchte". 3. Die Lage des Kaisers war gefährlich genug. Die Ungarn hatten den Siebenbürger Fürsten Be thlen Gabor (Gabriel Bathory)

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 43

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Das Reftitutionscdikl. Wallensteins Sturz. Iii 33—41. 43 des Geistlichen Vorbehalts, „das Endurteil in einem nunmehr über ein Jahrhundert geführten großen Prozeß". In Württemberg z. B. mußten die Klöster mit all ihrem reichen Besitz wiederhergestellt werden; zu Tausenden flüchteten die protestantischen Einwohner in die Schweiz. Die beiden „restituierten" Erzbistümer und sechs Bistümer verlieh der Kaiser einem seiner Söhne. 5. Die Macht des Kaisers aber erschien den deutschen Fürsten, namentlich Maximilian, längst als eine Gefahr für ihre „Libertät". Daher zwangen sie Ferdinand, den Feldhauptmann zu entlassen, dem er seine Machtstellung verdankte. * * Gewiß lastete Wallensteins Kriegführung schwer auf den Ländern : er forderte nicht nur, wie die andern, Quartier und Nahrung, sondern auch das zur Löhnung nötige Geld; die Mittel dazu mußten die einheimischen Behörden selbst durch wöchentliche Kontributionen (Soldatensteuer, „Kommiß") aufbringen. Aber der wahre Grund zu Wallensteins Sturz war die ungeheure Machterweiterung, die der Kaiser dem „heroischen Valor" und dem Feldherrngeist des Friedländers verdankte. Dadurch fühlten sich die deutschen Fürsten und nicht minder Frankreich und der Papst beunruhigt wie in Karls V. Tagen. Als daher der Kaiser auf dem Regensburger Fürstentag die Erwählung seines ältesten Sohnes zum Deutschen König anregte, forderten die Fürsten im Einverständnis mit Richelieu und dem Papste, daß vorher der Feldhauptmann entlassen werde. Der Kaiser gab nach; die Königstoahl aber wurde trotzdem verschoben. Wallenstein fügte sich ohne ein Zeichen des Unmuts dem 23e* □ fehl seines Kaisers. □ 4. Gustav Adolf und der Schwedenkrieg. * *1. Gustav Wasa, der Sprößling des alten schwedischen Königshauses der Folkunger, hatte sein Vaterland von der Herrschaft der Dänen befreit und die Reformation eingeführt; die Kirchen- 15*23 güter wurden eingezogen und in Staatsbesitz (Domänen) umgewandelt. Sein zweiter Sohn jedoch trat wieder zur katholischen Kirche über, und dessen Sohn Sie gm und wurde zum König von Polen gewählt. Die Krone Schwedens aber übertrugen die Stände Gustavs jüngstem Sohne, dem protestantischen Karl Ix. Der Polenkönig

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 96

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
96 Preußen und Österreich. einen Stein von einheimischer Wolle auszuführen sich untersteht, soll den Galgen verdient haben." Die schlesische Leinwand schlug den englischen Wettbewerb in England und Holland, in Spanien und D Westindien, m 6. Er erblickte im Staat nicht sein persönliches Eigentum wie die andern Fürsten; er betrachtete es als seine königliche Gewissenspflicht, sein Volk „soviel nur mensch und möglich" zu „konservieren", es so wohlhabend zu machen, daß die Abgaben es nicht drückten. Sein „Generaldirektorium", in dem er sich selbst den Vorsitz vorbehielt, verteilte die Steuern nach Maßgabe des Vermögens auf alle Untertanen; sein eigener Hofhalt sollte nicht akzisefrei sein. Er milderte die Fronlast und schützte die Bauern vor Mißhandlung: ein König der Bettler, wie die Franzosen spotteten. Er machte das Havelländische Luch urbar. An der Landwirtschaft hatte er selbst seine Freude; rastlos bereiste er die Provinzen und beaufsichtigte den Anbau seiner Domänen, den Verkauf des Holzes aus seinen Forsten wie des Salzes und der kohlen aus seinen Bergwerken. In den wachsenden Städten fand der Landmann Absatz für sein 5torn, für das der König einen Mindest- und einen Höchstpreis festsetzte. In guten Jahren kaufte er Kornvorräte ein, um sie in teuern Zeiten billig abzulassen; so hat er, so später sein Sohn der Hungersnot vorgebeugt. Fleißige Hände suchte er immer ins Land zu ziehen: „je mehr Menschen, desto lieber!" sagte er. „Menschen halte ich für den größten Reichtum." Aber er bestimmte: „Bei Leib- und Lebensstrafe keine Polen, sondern lauter deutsche Leute!" * * Menschen suchte er auch für seine Städte zu gewinnen. „Handwerker von allen Professionen": Bankiers, ftommerzianien, Handelsleute, Künstler, Manufaduriers, Tuchmacher, Strumpfweber, Stricker, Metallarbeiter, Knopfmacher, Hutmacher, Seifensieder, Bürstenbinder: □ alle lud er ins Land. □ 7. In dem von der Pest entvölkerten Ostpreußen siedelte er Scharen von Einwanderern an; er zahlte ihnen die Reise durch seine Lande und gab ihnen Häuser und Ackergeräte. 15000 protestantische Bauern, die der Erzbischof von Salzburg auswies, nahm er unter seinen Schutz und verpflanzte sie an die Memel. * *Die Salzburger Protestanten hatten dem Erzbischof Firmiern mutig ihren Glauben bekannt. Da mußten sie in harter Winterszeit ihre Heimat verlassen. Der König nahm sie als seine

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 10

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
10 Die Reformationszeit. Sie verwarfen Kirche und Gottesdienst, die Kindertaufe und alle Gesetze und Gebräuche, die nicht in der Bibel vorgeschrieben seien. Das heiligste Buch war ihnen die Offenbarung Johannis. Bei eifrigem Bibellesen und der Predigt „erweckter" Brüder wollten sie freie, fromme Gemeinden bilden. Ein Bäcker aus Harlem, dann der Schneider Johann von Leyden waren ihre Führer. Sie vertrieben Katholiken und Protestanten aus der Stadt, zogen ihr Vermögen ein, verwüsteten Kirchen, verbrannten Bücher und alte Urkunden, führten Gütergemeinschaft und Vielweiberei ein. Nach sechzehnmonatiger Belagerung wurde das „Königreich Jerusalem" von dem Bischof von Münster mit Hilfe anderer Fürsten zerstört, □ seine Häupter martervoll hingerichtet.□ 4. Karls V. Kriege und die Augsburger Konfession. 1. Seitdem die Kriege mit England aufgehört hatten, suchten die Franzosen in Italien Fuß zu fassen. Ihr jugendlicher König Franz I. nahm Mailand und die Lombardei ein; in der Absicht, dieses deutsche Lehen zurückzuerobern, hatte Karl V. den Wormser Reichstag berufen. Ritter und Söldner aus den Ländern beider Monarchen zogen über die Alpen. Trotz Karls feindseliger Haltung gegen Luther eilten die deutschen Bauernsöhne unter seine Fahnen und zogen unter Georg von Frundsberg auf bisher unbegangenem Pfad über die Alpen: zwei Landsknechte gingen vor und hinter ihm, durch eine Lanze, die sie an beiden Enden hielten, den dicken Herrn vor dem Absturz bewahrend. Als Franz Pavia umschloß, stürmten die Kaiserlichen, Deutsche und Spanier, sein Lager. In zwei Morgenstunden war das stattliche Heer vernichtet, Franz gefangen. „Alles ist verloren, nur die Ehre nicht," schrieb er seiner Mutter. 2. Als der junge König von Ungarn und Böhmen in einer großen Türkenschlacht siel, gewann sein Schwager, Karls V. Bruder Ferdinand, Böhmen und einen Teil Ungarns: mit Spanien, den Niederlanden, Mailand und Unteritalien, der deutschen Kaiserkrone und den amerikanischen Ländern, die eben jetzt erobert wurden, besaßen die Habsburger ein Reich, darin die Sonne nicht unterging. * O Diese ungeheure Ausdehnung der habsburgischen Macht verwickelte Deutschland in die großen Welthändel und machte es zum Schauplatz jahrhundertelanger Völkerkämpfe; Frankreich wurde der

6. Bilder aus der jüdischen Vergangenheit - S. 81

1914 - Frankfurt am Main : Kauffmann
— 8i — genheit gewährt werden. Wer sie gegen dieses unser Edikt belästigt, hat dem Kaiser eine Busse, d. i. drei Pfund Gold, zu zahlen. 13. Wenn jemand gegen einen von ihnen einen anderen zum Mord anstiftet, so haben beide, der Anstifter und der Mörder, je zwölf Pfund Gold in den königlichen Aerar zu zahlen. Wenn er ihn aber, jedoch nicht tödlich, verwundet hat, zahlt er ein Pfund Gold. Ist es ein Sklave, der ihn verwundet oder getötet hat, so hat dessen Herr entweder die oben genannte Strafe zu zahlen oder den Sklaven als Busse herzugeben. Wenn wegen Armut die Strafe nicht gezahlt werden kann, so ist dieselbe Strafe anzuwenden, mit welcher jener zur Zeit unseres Ahnen Heinrich*) bestraft wurde, welcher einen Juden Namens Vivus**) getötet hatte, dem nämlich die Augen ausgestochen und die rechte Hand abgehauen wurde. 14. Weil, wenn die Juden selbst unter sich einen Streit oder irgendeine Sache auszutragen haben, sie von ihresgleichen und nicht von anderen abgeurteilt werden, und wenn bisweilen einer sich als Betrüger gezeigt, er die Wahrheit verheimlichen möchte, so soll er genötigt werden, vor ihrem Bischof***) die Wahrheit zu bekennen. Sind sie aber wegen einer bedeutenden Angelegenheit angeklagt, so können sie, wenn sie wollen, einen Aufschub, um die Sache vor den Kaiser zu bringen, bekommen. 15. Es ist ihnen ausserdem erlaubt, Wein, Salben, Arzneimittel an die Christen zu verkaufen, und, wie wir schon gesagt, darf ihnen niemand Frohn oder irgendeine Leistung, öffentliche oder private, auferlegen. Dass die Autorität dieser Konzession für immer unver- *) Heinrich Ul., vgl. Speierer Edikt. **) ***) Oberrabbiner. 6 Sulzbach, Bilder

7. Bilder aus der jüdischen Vergangenheit - S. 177

1914 - Frankfurt am Main : Kauffmann
— 177 — Versammelten könnten im Verein mit den noch vorhandenen, von dem reformierten Oranier besiegten Katholiken im Lande den Frieden des Landes bedrohen. So liessen sie nun dem Oberrichter sagen: „Wir haben beobachtet, dass in unserem Nachbarhause vom frühen Morgen an bis jetzt eine Rotte Missetäter versammelt ist, die den Frieden und die Ruhe unserer freien Provinzen, die wir mit unserem Leben, mit Schwert und Waffen den Katholiken abgerungen haben, zu stören trachten und uns wieder unter das spanische Joch, das uns vernichtet und auf gerieben hat, bringen wollen.“ Jenen packte der Zorn, er schickte Beamte und einige seiner bewaffneten Hauswache hin, die Versammelten auseinanderzutreiben und die Häupter ins Gefängnis zu werfen. Als sie hinkamen, klopften sie an die Tür, die die Beter aus der immer sie noch bedrückenden Angst vor der Inquisition verschlossen hatten, und sie versuchten, da sie nicht geöffnet wurde, mit Gewalt einzudringen. Der Lärm bewog die Betenden, sich nach der Ursache umzusehen, da waren die Wachen schon eingedrungen und, in ihre Gebetgewänder gehüllt, flüchteten sich die Andächtigen, als seien sie vom Schwerte bedroht, die einen durch ein Gitter, andere zum Fenster hinaus; den übrigen aber, die sich nicht retten konnten, riss man die Mäntel herunter, durchsuchte ihre Gewänder und ihre Taschen und rief: „Gebt eure Bilder heraus! Her die Hostie mit der Monstranz, her das Kruzifix und die Gesangbücher!“ Man konnte ihnen nichts antworten, da niemand von ihnen die Landessprache verstand. Die Häscher durchsuchten das ganze Zimmer, man fand aber nichts als hebräische Gebetbücher. Dann fasste man den Greis Moses und seinen Sohn Aharon und führte sie ins Gefängnis ab. Aber ihr Haupt, der löwenmutige Jacob Tirado, er begab sich furchtlos zum Stadtoberhaupte. Nachdem er 12 Sulzbach, Bilder

8. Vom Regierungsantritt Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 74

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
74 V. Landesherrschaften und Reichsreform in Deutschland. Reformwünsche der Stände einzugehen. Doch blieb es meistens bei Versprechungen; das Neichsregimenl ist nur auf ganz kurze Zeit ins Leben getreten, und zur Durchführung einer allgemeinen Reichssteuer ist es überhaupt nicht gekommen. Die Aufbringung der Mittel für die bewilligten Reichshilfen erfolgte nach wie vor durch Matrikular-beitrage der einzelnen Stände, deren Äöhe aber sehr gering war, und die auch nur unvollständig gezahlt wurden. Nur gegen das jede Ordnung aufhebende Fehdewesen schritt man ein. Auf dem Reichstage zu Worms von 1495 wurde ein allgemeiner Landfriede verkündigt. Ferner trat ein Reichskammergericht ins Leben, dessen Mitglieder zum großen Teil von den Ständen gewählt wurden, und das Reich wurde in zehn Landfriedenskreise eingeteilt, denen die „Reichsexekution", die Vollstreckung der gegen die Friedensbrecher ergangenen Arteile des Reichskammergerichts, obliegen sollte. An der Spitze standen die mächtigsten Landesherren als Kreisoberste. Trotz aller Anläufe war es also nicht gelungen, die Kräfte des Reiches wieder fester zusammenzufassen. Der Kaiser dachte bei allen Reformversuchen nur daran, wie er die neugewonnene europäische Stellung seines Äauses durch die Mittel des Reiches stützen und stärken könne. Aber auch den Ständen lag mehr an der Steigerung ihrer Macht und Freiheit als an der Festigung des Reiches; Opfer für die Einheit des Reiches zu bringen, waren sie ebensowenig gesonnen wie der Kaiser. So erreichte die staatliche Zersplitterung in Deutschland einen Äöhepunkt, der um so gefährlicher wurde, als Frankreich seine Macht auf Kosten des Reiches auszudehnen suchte und die Türken in bedrohlicher Weise vordrangen. Auch die Landesfürsten waren in ihrer Herrschaft nicht uneingeschränkt. Das Lehnsrecht legte dem Vasallen die Verpflichtung auf, seinem Äerrn mit Rat zur Verfügung zu stehen, und in dem großen Privileg Friedrichs Ii. von 1232 war von einer Mitwirkung der Großen des Landes bei Gesetzgebung und Regierung die Rede. Daraus entwickelte sich im 14. Jahrhundert der Gebrauch, daß zur Erhebung von Auflagen Adel und Geistlichkeit ihre Zustimmung geben mußten. Als dritte ständische Gruppe kamen noch die Landstädte dazu, die ebenfalls nach und nach die „Landstandschaft" erhielten, wie es im 15. Jahrhundert den Reichsstädten gelang, Sitz und Stimme im Reichstage zu erhalten. Ständige Steuern gab es in den Territorien ebensowenig wie im Reiche. Der Fürst war neben den meist nicht sehr ertragreichen Zöllen und Regalien auf die Äausgüter (Domänen) angewiesen, die er durch Amtleute verwalten ließ. Von ihren Einkünften sollte er die Bedürfnisse seines Äofhaltes wie die der Landesverwaltung und Gerichtsbarkeit bestreiten.

9. Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte - S. 310

1873 - Frankfurt a.M. : Jaeger
310------------------ als die Stützen der königlichen Gewalt hoch achtete, haßte er die Puritaner wegen ihrer freieren Richtung, und den Katholiken brach er später die ertheilten Zugeständnisse wieder und erbitterte sie aufs äußerste. Schon 1603 wurde Dir Pulver-"ne Verschwörung katholischer Geistlichen entdeckt, welcher 1605 nach Vertrei-verschwsrung bung der Jesuiten die Pulververschwörung des Robert Catesby und mirlingt. Guy Fawkes folgte. Durch einen Zufall erhielt Lord Mounteagle Kunde von der Absicht der Verschworenen, am 5. November 1605 den König und das Parlament in die Luft zu sprengen; sie wurde vollständig vereitelt. Gegen die Katholiken verfuhr man dann mit großer Härte. Die Einführung ver Episkopalkirche in Schottland erregte dort Unzufriedenheit, während in England die Willkürlichkeiten des königlichen Günstlings, des Herzogs von Buckingham, das Parlament zu ernsten Vorstellungen veranlaßten, daß ohne Zustimmung des Ober- und Unterhauses keinerlei Steuern erhoben werden dürften. Jakob war ein Verschwender; an seinem Hofe herrschten Völlerei und Sittenlosigkeit. Der Sache der bedrängten Protestanten in Deutschland und seines vertriebenen Schwiegersohns Friedrich V. von der Pfalz nahm er sich wenig an, obwohl es das Karl I. Parlament oft verlangte. Als Jakob 1625 starb, nahm er den Haß und die Vermacht sich achtung der englischen Nation mit in das Grab. Sein Sohn Karl I. (1625—1649) Bmlhmm machte sich gleich im Anfang seiner Regierung durch seine Heirath mit einer katholischen Prinzessin, der Tochterheinrichs Iv., durch Beibehaltung des Ministers Buckingham und durch Misachtung des Parlaments verhaßt. Gleich anfangs gerieth Karl mit diesem in Streit, als es sich weigerte, das Tonnen- und Pfundgeld auf die ganze Regierungszeit, wie es bis dahin gebräuchlich gewesen war, zu bewilligen. Karl löste zweimal das Parlament auf und erhob die Steuern willkürlich weiter. Er bedurfte des Geldes zu einem unglücklichen Krieg gegen Spanien, zut Unterstützung der Sache Friedrichs von der Pfalz in Deutschland, wozu noch ein Krieg mit Frankreich zur Unterstützung der Hugenotten kam, der ganz erfolglos war. Ein Sturm des Unwillens erhob sich gegen Buckingham. Um feinen Günstling zu gegen da, rettfn' mußte Karl die ihm von dem Parlamente vorgelegte petition of rights an-Parlament nehmen (1628), in welchem jede eigenmächtige Erhebung von Steuern durch den verhaßt. _^5nig und die willkürliche Verhaftung eines Parlamentsmitgliedes als gegen die Gesetze des Landes verstoßend erklärt wurde. Nachdem Buckingham durch einen Fanatiker ermordet worden war, trat der Graf Strafford an seine Stelle. Dieser schloß Frieden mit Spanien und Frankreich, um weiterer Geldbewilligungen des Parlamentes nicht zu bedürfen und berief 11 Jahre lang kein Parlament. Karl regierte nun mit der größten Willkür; durch ungesetzliche Erhebung des sog. Schiffsgeldes, durch Verkauf von Monopolen re. und Erpressungen verschaffte er sich Geld. Zu gleicher Zeit suchte der Erzbischof Laud die Herrschaft der anglikanischen Kirche fester zu begründen und die Presbyterianer zu unterdrücken. Die Misstimmung im Volke gegen das Regiment des Königs wurde immer größer. Als elotitanb a^er 1637 die anglikanische Liturgie in Schottland einzuführen versuchte, erregt er wurde am Ostersonntag 1638 zu Edinburgh der Geistliche im bischöflichen Ornate Men!*8' ^er hinausgedrängt; die Schotten schlossen zum Schutze ihrer Religion den „Eovenant". Karls Truppen wurden geschlagen, die Schotten überschritten die englische Grenze; der König war gezwungen das (sog. lange) Parlament zusammenzuberufen, in welchem die Presbyterianer die Oberhand hatten. Er mußte ein Ministerium aus Straffords Gegnern bilden, und um Strafford und Laud, gegen welche das Parlament eine Anklage erhoben hatte, zu retten, alle Forderungen des

10. Neu-eingerichtetes Mülheimer Lesebuch für Deutsche Schulen - S. 377

1814 - Frankfurt/Main Leipzig
377 waaren re. Die vornehmsten Flüsse heißen, nebst dem Rheine, der in einer Strecke von 30 franz. Meilen die Gränze gegen Deutschland macht: die Mosel, Maas, Schelde, Seine, Loire, Garonne und Rhone rc. Die Volksmenge Frankreichs belauft sich auf 26 Millio- nen , welches auf jede Quadratmcile 2600 Menschen beträgt. Die stehende Armee beläuft sich ungefähr auf * 200,000 Mann; die Seemacht dürfte bald wieder ihre vorige Größe erreichen. — Die Christliche Religion, und deren öffentliche Ausübung ist nun wieder feierlich einge- führt. Die Römisch - Katholische Kirche ist die Kirche der großen Mehrheit; aber die beiderseits Protestantischen Kir- chen haben mit der Römisch - Katholischen gleiche Rechte und Freiheiten erhalten. Auch die Juden sind von der bürgerlichen und religiösen Freiheit nicht ausgeschlossen. — Die Regie- rungsform dieses Staats war seit der Revolution republi- kanisch , wurde dann wieder monarchisch, und die Republik in ein Kaiserthum umgewandelt, das jetzt wieder zum Köniathum geworden ist. Die Hauptstadt des Reichs und der Sitz der Regierung ist Paris, und nach derselben sind Lyon, Aix, Marseille, Toulon, Toulouse, Cet- te, Montpellier, Bayonne, Lourdeaux, Rochelle, Nantes, Rennes, Brest, Rouen, Orleans, Ver- sailles, Amiens, Lille, Dünkirchen, Strasburg, Metz, Nancy, Besancon, Grenoble und Nizza w. oie vornehmsten Städte. Grosibrittanien und Irland sind zusammen 61391 Quadratmeilen groß, deren England insbesondere 3050, Schottland 1600, und Irland 1489; enthält. England ist unter diesen dreien Königreichen am allerbeß- ten angebauet und bevölkert. Der Ackerbau, die Vieh- und Pferdezucht, besonders aber die Schafzucht *) ist hie überaus wichtig. Künstler und Handwerker gibt es in großer Menge. Unter den vielen Manufacturen und Fa- briken sind besonders die Wollen, und Baumwollen-Ma- nufacturen und die Stahlfabriken in einem überaus blü- henden Zustande: denn sie übertreffen beinah alles, was von Manufacturen und Fabriken in andern Staaten an, getroffen wird. Handel und Schifffahrt sind außerordent-
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