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1. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 285

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
285 Steuerbestimmungen zum Nachtheil der Colonieen, aber zum Vortheil des Mutterlandes. Anfangs hatte England nämlich nur ein indirektes Ein- kommen gehabt, indem die Coloniften keine Stahl-, Blech-, Draht- und Eisen- werke anlegen durften, die Häute und Felle und das Schiffsbauholz nur nach England ausführen und ihren Bedarf an Hüten, wollenen Zeugen und Eisen aus England beziehen mußten. Als aber die englische Staatsschuld neue Einnahmen nöthig machte, legte England einen hohen Zoll auf alle nicht englischen Waaren, verbot das Papiergeld der Colonieen rc. Die Amerikaner, über diese gesetzliche Bestimmung erbost, untersagten sich darauf selbst den Gebrauch aller englischen Waaren, worauf das Parlament gleich- sam als Strafe alle gerichtlichen und ungerichtlichen Urkunden in den Colo- nieen einer Stempelung unterwarf. Wegen des Widerstands, welchen dies Gesetz erfuhr, hob man es zwar wieder auf, verfügte aber eine Steuer auf importirtes Glas, Papier, Thee rc. Aber nur die Theesteuer trat in Kraft; jetzt tranken die Amerikaner keinen Thee mehr, und als nun im Dec. 1773 die englisch-westindische Handelskompagnie zollfreien Thee brachte, nahm man ihn auch nicht. In Boston erstieg ein Haufe als Indianer verkleideter Leute sogar ein Schiff und schüttete 332 Kisten Thee ins Meer. Tiefer berühmte Theesturm fachte alsbald den Krieg zwischen dem Mutterlande und den Colo- nieen an, in welchem von Seiten der Nordamerikaner sich besonders Georg Washington und Benjamin Franklin, jener als Feldherr, dieser als Staats- mann auszeichneten. Am 4. Juli 1776 erfolgte die berühmte Unabhängig- keitserklärung von 13 Staaten, deren politische Selbständigkeit nach einem wechselvollen Kriege im Frieden von Versailles am 3. Sept. 1783 von Seiten Englands anerkannt werden mußte. Die spanischen Colonieen in Mexiko, Mittel- und Südamerika wurden von der Krone nur als eine nie versiegende Quelle betrachtet und demgemäß behandelt. Alle Bergwerke lieferten ihre bedeutenden Ausbeuren nach Madrid, die spanischen Kaufleute setzten ihre Waaren nach den Colonieen ab und brachten Gold und Silber zurück. Nachdem aber England sowohl durch den Verlust eines ansehnlichen Theils seiner amerikanischen Colonieen, als durch die europäische Continentalsperre genöthigt war, neue Consumplätze für seine Waaren auszusuchen, wandte es seine Blicke auf Südamerika. Die spanische Regierung begünstigte zu ihrem eigenen Nachtheile Englands Vorhaben. In der neuen Verfassung, welche Spanien 1810 nach dem Muster der französi- schen erhielt, war anfänglich die Bestimmung enthalten, den Bewohnern der Colonieen gleiche Rechte mit denen des Mutterlandes zu ertheilen, und in allen Abstimmungen die Stimmenmehrheit zu respektiren. Durch dies Ge- setz ward aber die Regierung in Wirklichkeit nach Amerika verlegt, weil die Colonieen 13 Mill., das Mutterland 10 Mill. Seelen zählte. Um diesen Fehler wieder gut zu machen, fügte man darnach die Bestimmung hinzu, es solle kein auch noch so entfernter Abkömmling aus afrikanischem Blute wähl- bar sein, noch wählen dürfen. Dadurch wurde natürlich weitaus der größte Theil der Colonisten vom Staatsleben ausgeschlossen. Es entstanden allenthalben Revolutionen und Unabhängigkeitserklärungen, welche zuletzt den Verlust aller Colonieen mit Ausname der Insel Cuba für die spanische Krone herbeiführten. Eine eigene Geschichte hat Brasilien. Nach seiner Entdeckung durch Cabral (1500), welcher es ^anta Cruz nannte (stmen jetzigen Namen ver-

2. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 313

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
313 Mitte, welche auf der äußern Inselreihe von Nell-Guinea bis Neu-Cale- donien ihre Heimath haben. Diese Australbevölkerung ist sehr gering; wo das Christenthum, wie z. B. bei den Negritos, noch feinen Eingang gefunden hat, ist sie in raschem Abnehmen begriffen. Die Ursachen dieser Abnahme sind zunächst in den gegenseitigen Kriegen, in dem feindlichen Zusammentreffen mit den Weißen, in den Krankheiten und Lastern der Europäer, in dem all- gemein verbreiteten Kindermord rc. zu finden. Die Negritos neigen sich in ihrer Hautfarbe und Gcsichtsbilduug den Aethiopiern zu; ihr langes, schwarzes, -seidenartiges Haar nähert sie den Malayen, ihre Sprache den nordamerikailischen Indianern; in Sitten und Gebräuchen gleichen sie aber durchaus keinem unter den bekannten Volks- stämmen. Sie sind groß und schlank gebaut, haben große Köpfe, ein rundes Vorderhaupt, große Augenbraunen, dicke Nasen, volle Lippen, einen großen Mund, keine Vorderzähne, da man sie den Kindern auszieht, keine Häuser und wenig Geräthschaften. Sie scheinen einer höhern Entwicklung ganz un- fähig zu sein, und leben in viehischer Rohheit; sie halten in kleineren Horden zusammen, treiben Jagd und Fischfang, aber keinen Ackerbau. Ueber ihre Religion wissen wir nur Weniges. Sie glauben an ein höheres Wesen, welches in Verbindung mit seinem Sohne alle Tinge geschaffen hat. Diesem Weltschöpser feiern sie im Februar Feste; wer denselben nicht beiwohnt, zieht sich den Haß der Gottheit zu; diese wohnt auf einer Insel und lebt von Fischen, welche auf das erste Wort von ihr aus dem Wasser hervorkommen. Ein Bruder des Weltschöpfers soll die Blattern verbreitet haben, und ein böser Geist Nachts die unglücklichen Wanderer erschlagen und verzehren, wes- halb sie sich auch die Feuerstätte nur mit einer Kienfackel versehen zu ver- lasseu getrauen. Die Polynesier stehen im Allgemeinen auf einer höhern Kulturstufe und haben christliche Prediger nie mit Widerwillen aufgenommen; darum macht auch das Christenthum erfreuliche Fortschritte bei ihnen. Sie trieben von je etwas Ackerbau; Kokospalmen, Bananen, Panis, Bataten waren ihre gewöhn- lichen Anpflanzungen. Jetzt werden schon europäische Getreidearten und Hülsen- früchte gebaut, und einige Sorgfalt auf die Schweinezucht verwandt. Die Polyne- sier werden gewöhnlich als einsichtsvolle, unternehmende, leidenschaftliche, kampf- lustige und grausame Völker bezeichnet. Ihr Element ist das Wasser, wel- ches sie mit ihren Barken kühn nach allen Richtungen hin durchschneiden; daneben sind sie selbst vorzügliche Schwimmer. Ihre Bekleidung ist sehr einfach; sie verstehen Zeuge zu verfertigen und künstliche Matten zu flechten. Eine besondere Freude macht ihnen das Tätowiren, d. h. das Einätzen aller- lei Figuren in die Haut mittelst scharfer Werkzeuge. Ihre Religion ist eine durchaus heidnische und verlangt unzählige Spendungen und grausame Men- schenopfer. Daher war auch Kindesmord, Menschenfresserei, Rachsucht, Falsch- heit, Betrug und Mordwuth bei ihnen etwas Gewöhnliches. Aber nirgends auf der ganzen Erde hat in jüngster Zeit die Lehre Jesu so herrliche Er- folge gefeiert, als bei den Polynesiern. Aus rohen Wilden blüht allmählich ein gesittetes, thätiges und friedfertiges Volk empor. An die Stelle der L-klavenarbeit der Frauen und des Müssiggangs der Männer ist eine ge- regelte, gemeinsame Thätigkeit getreten. Seitdem das Christenthum auf jenen Inseln Eingang gefunden hat, herrscht Eintracht und Zufriedenheit, Thätig-

3. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 282

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
282 nach Amerika kamen, fanden sie nur 3 halbgebildete Nationen vor: 1) die Natchez am Mississippi; 2) die Azteken oder Mexikaner, und 3) die Inka in Peru. Sic trieben einen prunkhaften Götzendienst in riesenhaften Tempeln; die Azteken brachten auch Menschenopfer. Jetzt sind die Natchez ganz ver- schwunden; die andern Indianer aber leben unter der Herrschaft der Weißen nach deren Sitten, treiben Ackerbau und Gewerbe und heißen Indios reäu- cidos oder fideles; diejenigen, welche ihre Eigenthümlichkeiten beibehalten haben und die Oberherrschaft der Weißen anerkennen, werden Indios catequisa- dos, die, welche als Jäger, Fischer oder Krieger frei herumstreifen, Indios bravos genannt. Die Indianer leben in geringer Zahl bei einander. Da sie keine Heerden besitzen, keinen Ackerbau treiben und zur Trägheit hinneigen, so gehen sie, vom unerbittlichen Hunger getrieben, auf Beute aus. Durch das wilde Leben, die fortwährenden Fehden und blutigen Kämpfe sind sie grausam und rachsüchtig geworden. Die Meisten sind wahre Kannibalen, skalpiren ihre Feinde und martern die Gefangenen auf das Schauderhafteste. Die jungen Indianer werden in diesen Gräueln nicht nur thätig unterwiesen, sondern auch angehalten, selbst ohne ein Zeichen des Schmerzes die größten Peinigungen zu ertragen. Während die Männer feiern, müssen die Weiber arbeiten. Der kühnste Krieger wird ihr Führer. Ihre Kriegstänze sollen schaudererregend sein; andere Tänze, womit sie Feste oder einen Frieden feiern, während die Anführer die Friedenspfeife rauchen, sollen nett aussehen. Von den eingebornen Völkern Südamerikas wollen wir nur die bekann- teren anführen. 1) Die Pescherähs bewohnen das Feucrland, sind klein, kupferfarbig und bemalen das Gesicht mit Kohle. Ihr Körperbau ist merkwürdig. Während Brust und Schultern gut entwickelt sind, bleiben Arme und Beine dünn und hager; den Kniemuskeln fehlt die Kraft, und die Arme sind unverhältniß- mäßig lang. Kleine schwarze Augen, breite Nase, stark hervortretende Backen- knochen, sehr schöne Zähne, großer Mund, langes dünnes und schmutziges Haar sind die Merkmale des Kopfes. Ihre Hütten und Kähne zeugen von Einsicht und Kunstfertigkeit. Sie leben von Muscheln, Austern, Fischen und Seehunden. Sie Schwäche ihrer Beine rührt von ihrem beständigen Sitzen und Liegen her. 2) Die Patagonier sind öfter Gegenstand der Besprechung gewesen, weil seit Magelhaen ganz widersprechende Nachrichten von ihnen nach Europa drangen. Patagonien wird von verschiedenen Völkern bewohnt; die Tehuel- bets sind am zahlreichsten, und einige ihrer Stämme zeichnen sich allerdings durch ihre Größe aus. Daß alle Bewohner Patagoniens aber Riesen von 6 — 7' Höhe seien, ist ein Märchen. 3) Die Araukaner in Chile unter 38° und 39° S. Br. haben sich frei erhalten und standen lange iin Rufe, als ob sie eine höhere Bildung besäßen, wie ihre Nachbarn. Wahr ist es, daß sie Ackerbau treiben, bleibende Wohnsitze haben und festen staatlichen Einrichtungen anhangen. Ihre Art Krieg zu führen ist gefürchtet, weil sie vorzügliche Reiter sind und ihre 20' lange Lanze sehr geschickt führen. Sie werden als gastfrei und herzlich ^ ge- schildert. Die Frauen sind Sklavinnen der Männer und müssen arbeiten, während die Männer auf Jagd und Abenteuer ausziehen, Volksversammlungen besuchen oder auch träge im Schatten liegen und rauchen.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 74

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
74 Sachsen- und Franken-Kaiser. Aber mit Ausnahme der Sachsen erkannte niemand Rudolf an; am Abend seines Kronungstages mußte er aus Mainz flüchten. In Hellem Zorn kehrte Heinrich zurück; wie die Lombarden stellten sich die Schwaben, Bayern, Franken aus seine Seite; selbst Kaufleute traten in sein Heer ein, und Rudolf verblutete schließlich in der Feldschlacht. Inzwischen führte der Röntg einen Eegenpapst nach Rom und ließ sich von ihm in der Peterskirche krönen. Gregor schloß er ein in der Engelsburg, dem alten Grabmal Hadrians; der Normannenherzog Robert Guiscard rettete ihn in das unteritalische Land, mit 1075 dem ihn der Papst belehnt hatte. Dort starb Gregor zu Salerno, nachdem er alle Gebannten gelöst hatte bis auf Heinrich und den Eegenpapst. „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt; darum sterbe ich in der Verbannung," soll er gesprochen haben. 6. Daheim wütete allerorten der Bürgerkrieg. In Schwaben spannten die Bauern einander selbst vor den Pflug, weil sie keine Zugtiere mehr hatten. Aber Kaiser Heinrich gewann durch Milde und rastlose Bemühungen immer mehr Große; er schützte und förderte durch seinen Gottesfrieden die Bauern und namentlich die aufblühenden Städte, Gewalttat züchtigte er mitunter nach der grausamen Sitte der Zeit durch Stäupen, Abschlagen der Hand. Heinrichs ältester Sohn Konrad hatte sich zum Kummer des Vaters von der päpstlichen Partei zum König von Italien krönen lassen: er verzichtete auf die Investitur und erkannte den Papst als seinen Lehnsherrn an. Als er im Aufruhr reuevoll verdorben war, reizten die Ritter, die nicht mehr auf Raub ausreiten konnten mit Scharlachmantel und goldenen Sporen, den zweiten, Heinrich, zur Empörung. * 7. *Der junge Heinrich mochte besorgen, sein Erbrecht zu verlieren, falls sein Vater durch eine Fürstenverschwörung gestürzt würde. Er stützte sich auf die Sachsen und den Papst, dem er Deutsch-□ land wieder zuführen wollte. □ Durch erheuchelte Reue verleitete er den unglücklichen Vater, sein Heer zu entlassen, nahm ihn auf der Burg Böckelheim bei Ingelheim gefangen und zwang ihn zur Abdankung. Nun aber rüsteten die Städte am Unterrhein für den alten Kaiser; er widerrief seine Abdankung, war aber so arm, daß er sein Reitzeug gegen Brot versetzen mußte. Da starb der früh gealterte Herrscher in Lüttich, auf fremder Erde, wie Gregor, und im Kirchenbann.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 21

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Hunnen und Westgoten. Ii 19—3 s. 21 sie keinen Vertrag. Sie liebten nichts als das unersättlich begehrte Gold. So urteilten die Zeitgenossen. 2. Wie ein Sturmwind kam dieses Volk aus seiner asiatischen Heimat heran. Die Steppen des südlichen Rußlands luden zu längerem Verweilen. Dann zogen sie wieder weiter und prallten auf die Ostgoten. Der angeblich mehr als hundertjährige König Her-manrich aus dem Heldengeschlechte der Amaler verzweifelte an wirksamer Gegenwehr und tötete sich selbst; seine Goten unterwarfen sich dem fremden Volke. Dieses ostgermanische Reitervolk und die östlich von ihm wohnenden Alanen, die zuerst von der hunnischen Woge fortgerissen wurden, nahmen alsbald ihr altes Nomadenleben wieder auf. 3. Die Westgoten. Alarich. 1. Auch die Westgoten fühlten sich den Hunnen nicht gewachsen. Sie suchten Schutz hinter der Donau. Kaiser Valens nahm sie in die Provinz Mösien (Bulgarien) auf; dafür verpflichteten sie sich, die Grenze des Reiches zu decken. Nordwärts der Donau tummelten die Hunnen ihre Rößlein auf den weiten Fluren der Walachei und in der ungarischen Pußta. Aber römische Beamte beuteten die gotischen Siedler aus. Lange trugen sie geduldig die Unbill; um den notwendigsten Unterhalt zu erschwingen, lieferten manche ihre Kinder der Sklaverei aus. Endlich griffen sie zu den Waffen und vernichteten das kaiserliche Heer in einer großen Schlacht bei Adrianopel. Valens selbst kam um. 2. Sein Nachfolger, der Spanier Theodosius, brachte die Westgoten gütlich in die Dienste des Reiches. * *Als er sie dann auch in die regelmäßigen Truppenverbände seiner Legionen aufnahm, fühlte sich der römische Hochmut gekränkt: bei den Spielen, die der Kaiser in Thessalonich veranstaltete, erfolgten lärmende Kundgebungen. Im Zorn ließ er seine Soldaten in die Volksmenge einhauen: das war die Bluttat, wegen der ihn dann Bischof □ Ambrosius in Mailand öffentlich strafte. (Gemälde von Rubens.)□ Seit Theodosius^ Tode blieb das Reich in West- und Ostreich mit den Hauptstädten Rom und Konstantinopel geteilt. Sein Sohn Arkadius, dem das Westreich zufiel, zahlte den Goten die Jahr-gelder nicht mehr, die ihnen zugesichert waren. Da beschloß das stolze Volk, wieder unabhängig zu werden: es hob den jungen Alarich

6. Griechische und römische Geschichte - S. 25

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Philipp und Demosthenes. V 122 4. 25 Als er die Rede eines athenischen Staatsmannes hrte, der sich gegen die Anklage des Verrates verteidigte, reifte in ihm der Entschlu, als Redner und Staatsmann seinem Vaterland zu dienen. Bei einem gefeierten Redner nahm er um schweres Geld Unterricht, um die Vormnder zur Rechenschaft ziehen zu knnen. Doch gewann er nur den geringsten Teil seines Erbes zurck. Vllig milang seine erste Rede in der Volksversammlung: er sprach matt und undeutlich; den Anfangsbuchstaben seiner Redekunst konnte er nicht aussprechen und verschluckte manche Silben, zumal als das Hohngelchter der Zuhrer seine Verwirrung noch steigerte. Aber ein alter Brger, den seine Sprechweise an Perikles gemahnte, sprach ihm Mut ein, und ein Schauspieler soll ihn die Kunst richtigen Atemholens und geflligen Vortrags gelehrt haben. Das Beste jedoch tat der starke Wille und der unermdliche Flei des Jnglings. Als er wieder auftrat, zeigte er so wunderbare Fortschritte, da sich die Athener allerhand nrrische Dinge erzhlten: er habe sich im Deklamieren gebt am brausenden Meer oder in unterirdischem Kmmerlein. Immer eifriger lauschte das Volk seinen ernsten Worten. Denn er hatte stets das Wohl des Vaterlandes, nie persnlichen Vorteil im Auge. Unablssig legte er seinen Mitbrgern die Wahr-heit ans Herz: der das Leben geht die Ehre; was ihr zuwider-luft, kann nicht wahrhaft ntzlich sein." 3. Mit argwhnischen Blicken verfolgte Demosthenes jeden Schritt des makedonischen Knigs. Philipp gewann eine Stadt um die andere. Wo die Gewalt versagte, griff er zu List und Lge. Keine Burg sei so fest und hoch, meinte er, da nicht ein mit Gold be-ladener Esel hineinkme. Auch in Athen war eine einflureiche Partei fr ihn ttig. Sie erwirkte ihm den Auftrag, die Stadt Amphissa zu zchtigen, die sich delphisches Tempelland angeeignet hatte. Aber er bemchtigte sich der Gebirgspsse, die nach Botien und Attika fhrten. 4. Den Weg nach Athen beherrschte die Stadt Elateia. Es war eine schreckensvolle Abendstunde, als die Botschaft eintraf: Elateia ist besetzt." Alsbald wurden die Buden auf dem Markte zusammengeworfen und angezndet; dies roar das Zeichen zur Volksversammlung fr den nchsten Morgen. Alle kamen. Aber so oft auch der Herold rief, niemand ergriff das Wort. In dieser Ratlosigkeit erhob sich Demosthenes. Er hatte alles kommen sehen;

7. Griechische und römische Geschichte - S. 37

1916 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Der Krieg unter Perives. Alkibiades. Iv 2i—3i. 37 O Perikles wollte die Entscheidung da herbeiführen, wo Athen * unbesiegbar war: zur See. Lebensmittel und Kriegsbedarf brachte die allen Gegnern überlegene Flotte, und so konnte Athen den Krieg länger aushalten als die andern. Die Peloponnesier fielen in Attika ein, verbrannten die Dörfer und Höfe, hieben die Ölbäume und Wein stocke um und verwüsteten die Kornfelder. Dann zogen sie heim, damit die Bundesgenossen ihre Ernte einbringen konnten. Perikles fuhr inzwischen an die Küsten des Peloponneses und verwüstete auch dort die Saaten. D □ 5. Nun aber kam die Pest und raffte in jahrelangem Wüten ein Drittel der Einwohner hin. Auch für dieses Elend sollte Perikles verantwortlich sein. Unter dem Vorwande der Unterschlagung entsetzte man ihn des Feldherrnamtes und verurteilte ihn zu schwerer Geldbuße. Dazu nutzte der alternde Mann auch noch eines seiner Lieben nach dem andern ins Grab sinken sehen. Er trug alles ohne Murren. Erst als er seinem zweiten Sohne den Totenkranz auf die Stirne legte, brach er laut weinend zusammen. Wohl empfand das Volk sein Unrecht und stellte den erprobten Helden wieder an die Spitze des Staates; und das Glück lächelte seinen Unternehmungen. Aber im dritten Jahre des Krieges erlag auch er in seinem verödeten Hause der Seuche. *Mit seinem Tode verlor Athen die zielbewußte Leitung, die * ihm trotz der Pest den Sieg hätte verschaffen müssen. 429 Raub- und Rachgier der Menge ließ sich von gewissenlosen Rednern immer wieder zu Verwüstungen und Massenmord hinreißen; die Frauen und Kinder eroberter Ortschaften füllten die Sklavenmärkte Griechenlands und Asiens. Nach einigen Jahren schloß Athen mit Sparta einen Frieden, auf den bald ein Bündnis folgte. Aber die Volksverhetzer („Demagogen") wollten keinen Frieden. □ Q 3. Alkibiades der Unstern Athens. 1. Nun ging die Leitung an unbesonnene Volksredner über, die von den Leidenschaften der Menge sich leiten ließen. Der begabteste und gewissenloseste war Alkibiades, ein Verwandter des Perikles, der sein Vormund gewesen war. Ganz Athen

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 63

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Deutschlands Not nach dem Großen Krieg. Iv 35—4*. 63 düng zu erwerben: sie bezogen die Hochschule, wo sie den Zweikampf einbürgerten. 2. Mit den ausgedienten Soldaten wetteiferte der verarmte Adel, die „Krippenreiter", in wüstem, räuberischem Stegreifleben: sie beraubten die Bauern oder legten sich ihnen truppweise mit Rossen und Knappen in die Häuser, bis in Küche, Stall uns Scheune alle Vorräte aufgezehrt waren. Goldgräber und Goldmacher, Wunderdoktoren und Teufelsbeschwörer nährten sich vom Aberglauben, der im Kriegselend gedieh, trotz der hohen Blüte, die in der Reformationszeit die Naturwissenschaften erreicht hatten. Die Richter ließen sich bestechen, mitunter von beiden Parteien: „selten fällt in einen offenen Beutel ein schlimmes Urteil", lautete ein Sprichwort. Aber mit Eifer folterte und verbrannte man angebliche Heren; erfolglos erhoben Männer wie der Jesuit Friedrich Spee, der sich am Bett eines Pestkranken den Tod holte, gegen den Wahnwitz die Stimme der Menschlichkeit. 3. Die Bauern gerieten in Schulden und kamen um Hab und Gut. Ihr Viehbestand war vernichtet; da sich niemand um die Erhaltung der Dämme kümmerte, wurden die Felder durch Überschwemmungen verwüstet; ihre Früchte konnten sie schwer auf den Markt bringen, weil die Landstraßen zerfallen waren; in den entvölkerten Städten fanden sich wenige Käufer, die Geld übrig hatten. Arbeitskräfte waren selten und teuer; man sagte, niemand sei reich als die ganz Armen, die hohe Löhne, reichliche Nahrung erhielten und keine Steuern zu zahlen hatten. Vielfach, namentlich im Norden, wurden die Bauern leibeigen, da die Landesherren dem Adel die Polizei und die niedere Gerichtsbarkeit überließen. Überall waren sie zu Fronden und Treiberdiensten verpflichtet und hatten schwere Abgaben zu entrichten. In Süddeutschland begann die Auswanderung nach Amerika. 4. Auf das Gewerbe drückte nicht minder schwer der Mangel an Arbeitskräften und Kapital, außerdem die Einfuhr englischer und holländischer Waren; die Zollschranken, mit denen sich jeder Staat umgab, lähmten den Handel; Augsburg zählte im 16. Jahrhundert 6000, im 17. nur noch 500 Weber. Der Bergbau lag ganz darnieder. Die Zünfte verknöcherten: die einzige Sorge der Meister war, die Kundschaft auszubeuten, durch Fernhaltung fremden und durch Beseitigung einheimischen Wettbewerbs ihr Einkommen zu sichern oder zu erhöhen.

9. Bilder aus der jüdischen Vergangenheit - S. 136

1914 - Frankfurt am Main : Kauffmann
— 136 — aber nahm Besitz von ihren Gütern und ihrem Vermögen und vernichtete alle königlichen Nachkommen. Auch über mich, der ich nichts Unrechtes gesprochen, nichts Trügerisches getan, zürnte der König. Weil in früheren besseren Zeiten mich innige Freundschaft mit den jetzt verfolgten Fürsten verbunden, und sie öfters bei mir Rat erholten, liess sich der König bitter und hasserfüllt über mich aus, er glaubte, ich gehöre zu den Verschworenen, denn diese hätten sicher nichts getan, ohne mich, ihren besten Freund, in ihre Pläne einzuweihen. Nichtswürdige Menschen, die mich verdrängen wollten, um sich meines Besitzes zu bemächtigen, verübten Anschläge gegen mich, spitzten ihre Zunge wie die Schlange und redeten mir Schlechtes nach, was ich nicht veranlasst und mir niemals in den Sinn gekommen war. Mitten in diesen Wirren erhielt ich den Befehl, ungesäumt zum Könige zu kommen, und ich machte mich sogleich im Bewusstsein meiner Unschuld auf den Weg, an den Ort zu eilen, wohin mich der König berufen hatte. Unterwegs aber trat ein Mann in der Herberge an mich heran und sagte zu mir: „Geh’ nicht weiter, rette dein Leben, denn es ist eine Unglückszeit!“ Da nun das Gerücht zu mir gelangte, dass man sich gegen mein Leben verschworen hat und ich nun sah, dass Treu und Liebe und Gottesfurcht aus dem Lande geschwunden war, und meine eigenen Augen wahrnahmen, dass über mächtige und fromme Männer, die nie ein Unrecht getan, das Geschick hereingebrochen und sie anderen ihren Besitz überlassen mussten, da sagte ich zu mir: „Wohin nun? Ich weiss, dass man nach meinem Besitz gelüstet, der König streckt seine Hand nach mir aus, was nützt mir Gold und Silber, was helfen mir meine Weinberge und Aecker, mögen meine Feinde es unter sich verteilen; mein Reichtum ist mein Unglück; ich will mein Leben retten, mag

10. Bilder aus der jüdischen Vergangenheit - S. 195

1914 - Frankfurt am Main : Kauffmann
— 195 — um einen so grossen Mann, wie den Prager Rabbiner handelt. Ich habe auch gehört, dass nicht nur die Juden, die unter der Herrschaft des Kaisers leben, zu einer solchen Handlung verpflichtet sind, sondern dass auch die Juden im türkischen Reiche ebenso bei dieser Pflichtübung sich beteiligen müssen.“ Auf den Einwand, dass (um Erpressungsversuche zu vereiteln) man gesetzmässig das Lösegeld nie allzuhoch bemesse, bemerkte der Kanzler: „Wie gibt es da bei einem so hochstehenden Manne einen begrenzten Wert? Wollt ihr zehrijausend Taler rh. zahlen, gut! Dann gehe ich zum Kaiser, vielleicht lässt er sich dazu bewegen, sich mit diesem Preise zu begnügen; wollt ihr aber nicht, so kann ich beim Kaiser weiter nichts versuchen, und das Urteil bleibt rechtskräftig. Der Kaiser gab sich schliesslich mit der genannten Summe zufrieden, und es wurde eine ratenweise Zahlung festgesetzt, für deren Innehaltung von angesehenen Juden Wiens Bürgschaft geleistet wurde. Das Verbot, R. Jomtob dürfe fürder kein Rabbinat im Bereich der kaiserlichen Herrschaft bekleiden, wurde durch ein späteres Edikt auf Prag allein beschränkt. Von vielen Seiten wurden dem so schwer geprüften Manne vornehme Rabbinatssitze angeboten. Er starb am 26. Elul 414 (1654) in Krakau, nachdem er zehn Jahre das Rabbinat dieser berühmten Stadt innegehabt hatte. Was nun die Anklage gegen ihn betrifft, äo war diese nichts als eine gemeine Denunziation, entstanden aus verletzter Eitelkeit und aus Schelsucht auf die Stellung dieses berühm- 13*
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