186
misus und Elburs im N. Im Elburs ist der 13,800' hohe Vulkan De-
mavend. Diese Randgebirge bilden in Bezug auf Fruchtbarkeit und Be-
wässerung den entschiedensten Gegensatz zum innern Plateau.
2. Das Hochland von Armenien
erhebt sich aus tiefer liegenden Landschaften und besteht aus mehreren Hoch-
flächen, deren Scheitel steppenartig sind, während die von ihnen ausgehenden,
tiefgefurchten Thalschaften reichliche Bewässerung und üppige Vegetation ha-
den. Aus der Hochebene von Erzerum erhebt sich der 16,000' hohe Ara-
rat, wo Noah die Arche verließ. Er ist vulkanischer Natur und hat 1840
gezeigt, daß seine vulkanische Thätigkeit noch fortdauert. Am Ararat erhebt
sich die Schneelinie fast bis zu derselben Höhe, welche sie am Aequator er-
reicht, obwohl er 40° N. B. liegt. Dies rührt daher, daß er isolirt einem
bedeutenden Plateau aufgesetzt ist, welches durch seine continentale Lage eine
ungemein hohe Sommertemperatur darbietet.
3. Das Hochland von Kleinasien
(Anatoli — Levante oder Orient) wird im N. und S. vom Taurus und
Antitaurus umgeben, die parallel mit einander ziehen. Der Westrand bietet
schöne Berglandschaften mit fruchtbaren Thälern dar. Vor der Westküste
lagern die vulkanischen Sporaden-Jnseln, welche sich durch den Reichthum
ihrer Vegetation vor dem Innern Kleinasiens auszeichnen. Dieses selbst ist
eine wasserarme Steppe, welche neben vielen vulkanischen Spuren auch
Sümpfe und Salzlachen aufzuweisen hat. Auch der Nord- und Südrand
ist fruchtbar und angebaut; besonders zeichnen ihn dichte, hochstämmige Wal-
dungen aus.
Mit dem Hochland von Armenien steht durch eine niedrige Bergland-
schaft zwischen 60° und 62° Ö. L. der Kaukasus in Verbindung. Er' ge-
hört zur Klasse des Alpenlandes und besteht aus 3 Hauptparallelketten,
mehreren Hochflächen und vielen Vorgruppen. Im Elburs erreicht er feine
bedeutendste Höhe (16,000'); der Kasbeck ist 14,400' über dem Meere
erhaben. Er zeigt vielfache Spuren früherer vulkanischer Thätigkeit; dieselbe
ist noch nicht erloschen, wie wir aus den Schlammvulkanen auf der Halb-
insel Taman*) und Abscheren oder Baku**), wo ja noch immer die heili-
gen Feuer hervorbrechen, ebenso wie aus den heißen Quellen und Erdbeben
deutlich wahrnehmen können. Er streicht im Ganzen von So. nach Nw.
Obwohl er unter gleicher nördlicher Breite mit den Pyrenäen liegt, so steigt
doch seine Schneelinie, aus dem gleichen Grunde wie die des Ararat, bis
zu 9,900' empor. Der Kaukasus hat enge Thalschaften, die keine Kultur-
thäler sind. Ueber den Kaukasus führen nur 2 Gebirgspassagen: 1) der
Paß von Wladikaukas im Thal des Terek, die Straße nach Tiflis; 2) der
Küstenpaß von Derbend im Osten.
*) Taman an der Straße von Kertsch zwischen dem schwarzen und asow'schen
Meere.
**) Abscheren oder Baku an der Westküste des Kaspi-Sees.
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Extrahierte Personennamen: Anatoli_— Wladikaukas
Extrahierte Ortsnamen: Elburs Armenien Kleinasien Kleinasiens Armenien Kaukasus Tiflis Baku
188
5. Das Hochland von Syrien
oder das syrisch-peträische Gebirgsland beginnt auf der Halbinsel des Sinai
und zieht sich in nördlicher Richtung bis zum Taurus in Vorderasien. Der
südliche Theil des syrischen Hochlandes heißt das peträische Arabien, der
nördliche das Plateau von Soristan. Die höchsten Punkte im peträischen
Arabien sind der Sinai und Horeb (7 — 8000').
Das syrische Bergland besteht: 1) aus der schmalen Küstenterrasse;
2) dem vielfach gestalteten Bergland und 3) aus der 3000' hohen Hoch-
terrasse, welche zum Theil sehr fruchtbare Ebenen enthält. Ungefähr in der
Mitte erhebt sich der 20 Meilen lange Libanon bis zu 12,000'; er ist
kaum 4 M. breit, und seine Gipfel bilden eine wellenförmige Linie. Pa-
rallel mit ihm streicht der 15 M. lange Anti-Libanon; zwischen beiden Ge-
birgen ist das Hochthal el Bekaa oder Coelesyrien (3,500'). Von: Süd-
ende des Libanon zieht sich in einer Länge von 60 M. eine tiefe Thal-
Einsenkung, el Ghor, dessen Sohle zum Theil bedeutend unter dem Spiegel
des Mittelmeers liegt (§ 79, V. 7). Im Norden füllt es der Jordan,
der See von Liberias und das todte Meer aus; südlich ist die Thalspalte
eine trockne brennende Wüste, welche sich bis zum Golf von Akabah fort-
setzt. Die ganze Erscheinung ist das Zeugniß einer vulkanischen Revo-
lution des Erdinnern, wie denn noch heutigen Tages heiße Quellen und
zahlreiche Erdbeben die fortdauernde Thätigkeit der vulkanischen Kräfte be-
urkunden.
Die Küstenebenen des syrischen Berglandes sind im Durchschnitt frucht-
bare Landschaften; die berühmten alten Hafenplätze der syrischen Küste sind
gegenwärtig entweder sehr seicht oder ganz versandet. Die Berglandschaften
haben größtentheils in den Ebenen und Thälern fruchtbaren Boden. Der
Libanon ist mit der üppigsten Vegetation bedeckt; Palmen-, Orangen-, Maul-
beer-, Obstbäume und Weinreben schmücken seine Abhänge. In einer Höhe
von 6000' liegt in einem sonst öden kleinen Kesselthal der Rest jenes be-
rühmten Cedernhains.
6. Der Ural
erstreckt sich in einer Länge von 500 Stunden von 9t. nach S. und wird
daher häufig ein Meridian-Gebirge genannt. Sein nördlicher Theil ist fast
ganz unbekannt; der mittlere durch seinen Metall-, der südliche durch seinen
Waldreichthum ausgezeichnet. Rach O. fällt das Gebirge steil ab; an der
Ostseite mag der Wassermangel und die hohe' Winterkälte jene kahlen und
pslanzenleeren Abhänge gebildet haben, welche den westlichen, wasserreichen
Abhängen, namentlich im südlichen Ural, ganz fehlen. Dagegen liegen auf
der nackten Ostseite die Metallerze häufig zu Tage, während sie auf der
Westseite durch fruchtbare Erde oder jüngere Bildungen bedeckt sind. Die
höchsten Gipfel des unlieblichen Gebirges in seinem mittleren Theile mögen
bis zu 9000' ansteigen.
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215
in den Händen der Engländer. Ausgeführt werden besonders Seidenzeuge,
Baumwollenstoffe, Shawls, Teppiche, Diamanten und Edelsteine, Gewürze,
Apothekerwaaren, Elfenbein, Perlen und Vogelnester. Dampfboote befahren
bereits den Indus und Ganges, und die Auffindung von Steinkohlen hat
die Anlegung von Eisenbahnen nicht nur ermöglicht, sondern bereits ins
Leben gerufen.
Seiner geographischen Lage nach gehört Hindostan dem tropischen und
subtropischen Klima an; Winde, zahlreicbe Flüsse und Sumpfflächen, das
Himalayagebirge wirken mäßigend aus die Hitze ein. Die Monsune (vergl.
§ 126) mit den sie begleitenden Regen sind eine Eigenthümlichkeit des
indischen Oceans, werden durch die eigenthümliche Vertheilung der Länder-
massen in der tropischen Zone hervorgerufen und üben aus Pflanzen- und
Thierleben einen großen Einfluß aus. Der S.-W.-Monsun ist regnerisch,
der N.-O.-Monsun trocken. Sobald der erstere Ende Juni zu wehen an-
fängt, entladen sich unter fürchterlichen Donnerschlägen gewaltige Regengüsse,
welche die versengten Gefilde in lachendes Grün umschaffen. Bäche werden
zu reißenden Strömen und verbreiten Schrecken und Untergang allenthalben.
Fast überall folgen auf die Regenzeit ansteckende Krankheiten, besonders
Fieber, Cholera, Aussatz, Elephantiasis, Augenleiden und Blattern. Ins-
besondere wirkt das tropische Klima sehr nachthcilig auf die Europäer ein,
und hat Manchen zur Rückkehr gezwungen. In neuester Zeit hat man Ge-
sundheitsstationen in einigen hochgelegenen, gesunden Gegenden angelegt, wo
sich Kranke in kurzer Zeit wieder erholen können. Eine solche Gesundheits-
station befindet sich für Madras auf dem Rilgherriberg in einer Höhe von
7700) wo eine mittlere Temperatur von 16° 0. herrscht; eine andere liegt
nördlich von Kalkutta in den Bergen von Sikkim zu Dargiling (7000')
und eine dritte zu Landur im Lande Gherwal (8000'), wo ein angenehmes
Klima und die hier angebauten europäischen Obst- und Gemüsearten die
Gesundheit oft wieder schenken.
Das britische Indien zerfällt in mittelbare und unmittelbare Besitzungen;
jene bilden eine Art von Schutz- und Bundesstaaten, diese dagegen voll-
ständige Unterthanenlande. Die Letzteren werden in vier Präsidentschaften
eingetheilt.
1) Die Präsident sch äst Bengalen oder Kalkutta, die volkreichste, um-
faßt das untere Tiefland des Ganges und sämmtliche Besitzungen der Eng-
länder in Hinterindien, im Ganzen mit einer Bevölkerung von 40 Mill.
Die Hauptstadt Kalkutta mit Fort William besteht aus drei Municipali-
täten: dem eigentlichen Kalkutta, der „Stadt"; den vielen Vorstädten, welche
mit ihr auf derselben Seite des Flusses Hughly liegen und in denen die
Europäer und die Mehrzahl der Muhamcdaner wohnen, und drittens dem
Stadttheil Haurah. Die Bevölkerung ist im höchsten Grade buntscheckig,
beläuft sich aber wenigstens auf 1 Mill., darunter etwa 20,000 Europäer.
Murschedabad (150,000 E.). Patna am Ganges (300,000 E.). Kuttak
am Mahanaddy. Südlich von Kuttak liegt der berühmte Wallfahrtsort
Dschaggernat mit einer ungeheuren Pagode, welche nach der Sage 10,000
Jahre alt sein soll, und jährlich 1 Mill. Wallfahrer herbeizog. Die Pa-
gode besteht auö vielen Tempeln und geräumigen Wohnungen für mehrere
Tausend Braminen und Tempeldiener sammt Familien. Die hinterindischen
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
57
aufgestülpt, die Lippen sind wulstig aufgeworfen, die Stirn ist niedrig),
schwarzes wolliges Haar, einen viereckigen, an den Seiten einge-
drückten Kopf. Ihre Heimath ist Mittelafrika; durch den Sklaven-
handel ist sie auch in die neue Welt gekommen.
4) Die malayische Race erkennt man an dem kraftvollen Wuchs, an
der ihr eigenthümlichen dunkelgelben Hautfarbe, an dem starken,
lockigen schwarzen Haar, au einer auffallend häßlichen Gesichts-
bildung (die Nase ist dick und breit, der Mund groß, der Ober-
kiefer hervorstehend, die Stirn hoch) und au einem schmalen Schädel.
Sie bewohnt die Halbinsel Malakka auf Hinterindien und die
Inseln des indischen Weltmeeres.
5) Die amerikanische Nace (Indianer) ist von kleinerem Wuchs, hat
eine lohfarbige oder kupferbraune Hautfarbe, stark ausgeprägte Ge-
sichtsbildung (die Nase ist stark gebogen, die Backenknochen stehen
stark hervor, die kleinen Augen liegen tief in ihren Höhlen, der
Bart ist äußerst schwach), dünnes struppiges Haar und einen oft
künstlich geformten Kopf. Die Ureinwohner Amerikas, welche frei-
lich wieder sehr von einander verschieden sind, gehören dieser Race
ausschließlich an.
Durch die Verbindung von Individuen verschiedener Racen entstehen ver-
schiedene Zwischenformen, nämlich die der Mulatten, Mestizen und Zambos
oder Chinos. Die Mulatten sind die Abkömmlinge der kaukasischen und
afrikanischen, die Mestizen die der europäischen und amerikanischen, die Zam-
bos die der amerikanischen und afrikanischen Race. Durch fortgesetzte Ver-
bindung der Mulatten und Mestizen mit Kaukasiern entstehen die Terceronen
und Quarteronen re.
8 50.
Bildung und Religion der Völker.
So verschiedenartig die Menschen in Bezug auf ibre äußeren Kenn-
zeichen, als Farbe, Wuchs, Haar, Schädelbildung re. sind, ebenso mannig-
fache Unterschiede bieten sich bei Betrachtung ihrer Bildung und Lebensweise
dar. Beide hängen vielfach von den natürlichen Verhältnissen des Land-
striches ab, den ein Volk durchstreift oder inne hat. So sind die Anwoh-
ner der Meeresküste auf Fischfang, Schiffbau und Handel hingewiesen, die
Bewohner waldiger Strecken auf Jagd, die Bebauer sonniger Ebenen und
fruchtbarer Gefilde auf den Ertrag, welchen der Boden bei Fleiß und Aus-
dauer gewährt. Wiederum gibt es Völker, welche, im Gegensatze zu den
seßhaften, Ackerbau treibenden Nationen, mit ihren Hecrden von einem
Weideplatz zum andern ziehen. Sie wohnen unter Zelten, welche sie leicht auf-
schlagen und abnehmen können, und verweilen nur so lange in einer Gegend,
als ihre Heerden hinreichende Nahrung finden. Solche Hirtenvölker heißen No-
maden. Die Völker kaukasischer Race treiben fast ausschließlich *) Ackerbau,
*) In Lappland, an den Küsten des nördlichen Eismeeres und des schwarzen
Meeres finden sich die einzigen Nomaden Europa's.
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Extrahierte Personennamen: Malakka
Extrahierte Ortsnamen: Hinterindien Amerikas Lappland
66
Bespannung gewährt, von großer Wichtigkeit. Endlich hat Rußland an
Fischen und Pelzthieren (Bären, Zobeln, Hermelinen, Füchsen, Bibern, Eich-
hörnchen, Vielfraßen, weißen Hasen, wilden Katzen rc.) einen solchen Ueber-
fluß, wie kein anderes Land von Europa.
Kein Staat Europas hat endlich solche Schätze im Gebiete des Mi-
neralreichs aufzuweisen, wie der russische. Goldminen finden sich im Ural
und asiatischen Altai; man schätzte ihren Ertrag in den Jahren 1842 — 1846
auf 350 Millionen Franken. Ebenso ergiebig sind die Plasina-, Silber-,
Kupfer-, Eisen-, Blei- und Edelstein-Gruben. Stein- und Braunkohlen,
Salz, Mineralquellen sind in Ueberfluß vorhanden.
Hat sich auch die Industrie und der Handel im europäischen Rußland
in den letzten hundert Jahren um ein Bedeutendes gehoben, so steht doch na-
mentlich erstere noch der anderer europäischen Länder bedeutend nach. Be-
sondere Erwähnung verdient die Bereitung des Leders in Rußland; die
sogenannten Juchten oder Insten, welche ihren eigenthümlichen Geruch durch
Gerben mit Birkentheer erhalten, sowie der russische Saffian *) bilden neben
dem Getreide, Hanf, Flachs, Talg und Pelz die bedeutendsten Handels- und
Ausfuhrartikel. Die Fabriken in Tuch- und' Baumwollenzeugen sind beträcht-
lich. Zu bemerken bleibt noch, daß die Russen sich des alten julianischen
Kalenders bedienen. (§ 124.)
Ortsbeschreibung.
Wir betrachten die wichtigsten Städte nach folgenden Provinzen:
1) Die Dftseeprovinzeu.
а. Jugermsnland: St. Petersburg an der Newa, 540,000 Einw., ist
eine der schönsten Städte Europa's. Viele prächtige Kirchen und
Paläste, das Denkmal Peters des Gr. und die Älexandersäule sind
sehenswerth. Eisenbahn nach dem kaiserlichen Lustschloß Zarskoje Selü.
Der Seekriegshafen Kronstadt (50,000 Einw.). Schlüsselburg, Fest-
ung Carl Xii. bei Narwa 1700;
d. Esthland: Reval, 30,000 E.
б. Piefland: Riga, 78,000 E., Univ. Dorpat, 14,000 E. Sternwarte,
ä. Kurland: Mitau an der Aa, 23,000 E.
2) " Das Grostfürstruthum Finnland.
Abo, 15,500 E., Helstngfors, 20,000 E., Univ. Tornea. Alands-Inseln.
3) Grostrustland.
Moskau an der Moskwa, 360,000 E. „der Kreml" (Napoleon 1812.
Gouverneur Graf Rostopschin). Nowgorod am Ilmen-See, 18,000 E.
Nischei-Nowgorod, ein sehr bedeutender Meßplatz am Einfluß der Oka
in die Wolga, zählt 42,000 E. Kaluga, 35,000 E. Tula, Gewehr-
fabriken, Smolensk und Borodino 1812. Woronesch und Orel, Städte
von 40 — 45,000 E. Archangel an der Dwina 20,000 E. Kola,
Härings- und Wallfischfang. Die Insel Nowaja-Semlja, eine Doppel-
*) Saffian, marokkanisches Leder oder Maroquin, ein aus Ziegenfellen be-
reitetes, farbiges Leder, hat seinen Namen von der marokkanischen Seestadt Saffi,
von wo es nach Europa (früher ausschließlich von da) versandt wird.
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Extrahierte Personennamen: Jugermsnland Carl_Xii Piefland Tornea Napoleon Graf_Rostopschin Borodino
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Ueberfluß Kronstadt Schlüsselburg Narwa Riga Dorpat Kurland Finnland Helstngfors Moskau Moskwa Ilmen-See Nischei-Nowgorod Wolga Kaluga Tula Smolensk Europa
126
500,000 Soldaten. Kein Staat Europas hat aber auch ein so weitläufiges
Grenzgebiet im Nothfalle zu schützen, als England.
In keinem Lande hat die Landwirthschaft bisher so bedeutende Erfolge
erzielt, als in England. Der fruchtbare Boden, das günstige Klima und
die aufmerksame Wartung haben Wiesen, Felder und die Heerden auf den
höchsten Ertrag gebracht. Die Hauptprodukte des Ackerbaues sind in Eng-
land der Weizen und die Gerste, in Schottland Hafer, in Irland Kartoffeln.
Doch reichen begreiflicher Weise die eigenen Vorräthe nicht aus, um 29^
Mill. Menschen vollständig zu erhalten.
Die Viehzucht steht in England auf einer noch höheren Stufe, als der
Ackerbau; ihr Ertrag ist ebenso ergiebig bei dem üppigen Futter, daß manche
Gegenden nur Viehzucht treiben. Der Fischfang, namentlich der Wallfisch-,
Stockfisch- und Häringsfang, liefert nicht nur reichlichen Ertrag, sondern bildet
auch tüchtige Seeleute heran. Der Bergbau steht dem deutschen nach; edle
Metalle werden nicht gebaut. Aber Kupfer wird sowie Zinn in Cornwallis
und Devonshire, Blei in Wales und Schottland, Eisen in mehreren Orten
in ausreichender Menge gefunden. Das wichtigste Mineral für Englands
Fabriken und Dampfmaschinen, die Steinkohlen, ersetzen den Mangel an Holz,
und sind in so vorzüglicher Qualität und ausnehmend reicher Quantität aufge-
funden, daß die vorhandenen Lager noch für Tausende von Jahren ausreichen.
Salz ist bisher in großen Vorräthen gewonnen worden. Warme Quellen
hat Bath.
In Bezug auf Gewerblhätigkeit und Handel nimmt England abermals
die erste Stelle ein. Der wichtigste Zweig der englischen Industrie ist die
Baumwollenmanufaktur; diese soll in Manchester, Liverpool, Glasgow, Pais-
ley re., trotz der Maschinen, nahe an 2 Millionen Arbeiter beschäftigen. Ihr
folgt die Wollenmanufaktur in Leeds, Halifax, Norwich, Aberdeen, Dublin,
Kork re., die Linnenfabrikation in Irland und Schottland. Seidenfabrikation
findet sich in geringerer Ausdehnung; dagegen sind die Metall- und englischen
Stahlwaaren, Maschinen und Gewehre allgemein als die besten anerkannt.
Einen bedeutenden Zweig des Gewerbes und Handels bildet noch die Bier-
brauerei; Porter und Ale werden von den Engländern für unentbehrlich ge-
halten, und das Ausland verlangt der Nachahmung wegen auch von diesem
ungemein starken Bier.
Schon aus der oben angegebenen Stärke der Handelsflotte kann man
leicht auf die Ausdehnung des englischen Seehandels schließen. Die See-
schiffe schaffen nicht nur viele Rohstoffe für die Fabriken, Colonialwaaren,
Wein re. herbei, sondern führen auch die verschiedensten Gegenstände der eng-
lischen Industrie aus. Die wichtigsten Seehandelsplätze sind: London, Liver-
pool, Bristol, Hüll, Edinburg, Glasgow. Aberdeen und Dublin. Was aber
aus dem Auslande in diese Seehäfen eingeführt wird, das kann vermittelst
der äußerst zahlreichen Eisenbahnen, Canäle und Straßen rasch ins Innere
verschickt werden. Und da ist denn fast keine Stadt, welche sich nicht mehr
oder weniger mit Handel abgibt.
Der Werth der Ausfuhr Großbritaniens betrug 1865 die Summe
von 165,862,402 Pfd. Sterb, also weit über 1000 Millionen deutscher
Thaler; und davon erhielt Deutschland allein 17,878,213 Pfd. Sterb
Seit dem 27. Juli 1866 ist England mit Nordamerika durch einen
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europas England England Eng- Schottland Irland England Wallfisch- Cornwallis Wales Schottland Englands England Liverpool Glasgow Leeds Halifax Aberdeen Dublin Irland Schottland London Bristol Edinburg Glasgow Aberdeen Dublin Deutschland England Nordamerika
129
schlagen, das Budget zu bewilligen, Steuern auszuschreiben und Vorschläge
zu machen. Soll eine Bill, d. i. ein Gesetzesvorschlag, Gültigkeit erlangen,
so muß dieselbe zu einer dreimaligen Lesung kommen; ist sie dann im Unter-
oder Oberhause angenommen, so wird dieselbe im andern Haus vorgebracht.
Haben beide Häuser eine Bill angenommen, so wird sie dem Könige zur
Annahme und Genehmigung vorgelegt. Dieser hat allerdings das Recht, sie
abzulehnen. Seit 1693 hat aber kein englischer König von diesem Veto
Gebrauch gemacht.
Die gesummten Staatseinnahmen beliefen sich 1865 auf 118,420,851
Pfund Sterling. Davon wird eine beträchtliche Summe zur Verzinsung der
großen Staatsschuld verwandt, welche 1865 808,289,398 Pf. St. betrug.
Ortsbeschreibung.
1. England
im engern Sinn des Wortes und Wales zerfallen in 52 Grafschaften; wir
wählen zur leichteren Uebersicht die geschichtliche Eintheilung in die 7 alten
Königreiche.
1) Königreich Essex mit der Hauptstadt London an der Themse, 3 Mill.
Einw. London ist die erste Handelsstadt der Welt und besitzt so viele
Sehenswürdigkeiten, daß es einer geraumen Zeit bedarf, alle in Augen-
schein zu nehmen. Wir führen von denselben an: die königlichen Schlösser,
den Tower, den Tunnel unter der Themse, die Docks, die St. Pauls-
kirche, die Westminsterabtei, das Parlamenthaus. Um den königlichen
Palast liegen der St. James-, Green- und Hyde-Park, große mit Bäu-
men besetzte und mit Alleen eingefaßte Wiesen. Die Stadt zerfällt in
3 Theile: City, Westminster und Southwark. Nach allen Richtungen
gehen Eisenbahnen; die Seeschiffe können bis zur Stadt gelangen.
2) Königreich Mangeln mit der Hauptstadt Norwich, 75,000 Einwohner.
Fabriken in Wollwaaren, Damast und Shawls. Die Universität Cam-
bridge, 26,500 Einw. Iarmoth, 35,000 Einw., ist eine starke Festung.
Daselbst steht Nelsons Monument, 109' hoch; nördlich von der Stadt
8 Leuchtthürme.
3) Königreich Mercia: Oxford an der Themse, 28,000 Einw., ist die
berühmteste Universität Englands; sie besteht aus 34 Gebäuden und hat
jährlich 1 '/2 Mill. Thlr. Einkünfte. Strattfort, Geburtsort und Grab
von William Shakespeare (1564 — 1616). Birmingham am Trent,
296,000 E., ist die bedeutendste Fabrikstadt. Es giebt dort über 200
verschiedene Geschäftsweige, und der Werth der jährlich fabricirten Waaren
übersteigt wohl 30 Mill. Thlr. In außerordentlicher Menge werden
Gewehre, Säbel, metallene Knöpfe und Schnallen, Messing- und Bronze-
waaren, Stecknadeln, Nägel, Stahlfedern, lackirte und Glaswaaren ver-
fertigt. Rings umher liegen Fabrikdörfer; die Eisenhämmer von Bilston
liefern so viel Eisen, als ganz Schweden. Nottingham am Trent. 75,000
Einw., hat berühmte Strumpfwirkereien, ebenso Leicester, 68,000 Einw.
Berühmt durch seinen Käse ist Chester. In der Stadt Gloncester am
Severn, welche bedeutende Nadelfabriken hat, liegt Wilhelm der Eroberer
begraben (ch 1087).
Cassian, Geographie. 4. Aufl.
9
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Personennamen: England Iarmoth Nelsons William_Shakespeare Wilhelm Cassian
Extrahierte Ortsnamen: Wales Königreich_Essex London London Hyde-Park Westminster Norwich Englands Schweden Nottingham
136
8. Burgund
hat, wie die Champagne, durch seine Reben einen weltberühmten Namen
erlangt. Der Burgunder Wein wird in Dijon (37,000 E.), Macon,
(18,000 E.) und Chalous-siir-Saöne (20,000 Einw.) in den Handel ge-
bracht. Dijon ist die alte, schöne Hauptstadt von Burgund, und der her-
zogliche Palast steht noch. Bei Fontenai unterlag Lothar seinen Brüdern
Ludwig und Karl dem Kahlen (841).
9. Die Dauphins
ward im Mittelalter von Grafen beherrscht, welche ihr Land den französischen
Königen unter der Bedingung vermachten, daß der jedesmalige Thronfolger
den Titel Dauphin (delphinus) führen sollte. Hauptstadt ist das stark
befestigte Grenoble an der Isere (35,000 E.), in dessen Nähe im Alpen-
land die große Carthause liegt, das Mutterkloster des strengen Carthäuser-
ordens. In Vienne, einer alten Römerstadt, wohnte der mächtige Graf der
Dauphins, welcher einen Delphin (Dauphin) im Wappen führte. In der
Nähe von Grenoble lag das Schloß Bayard des Ritters sans peur et
sans repoche f 1524.
10. Lyonnais,
das Bergland rechts der Rhone und Saone, hat seinen Namen von der
zweiten Hauptstadt Frankreichs, Lyon am Zusammenfluß der Rhone und
Saone (320,000 E.). Lyon hat bedeutende Seide- und Sammetfabriken,
welche über 90,000 Arbeiter beichäftigen. St. Etienne, mit Lyon durch
eine Eisenbahn verbunden, zählt 93,000 E., und ist durch seine Waffen
und Seidenbänder, seine Glasfabriken und Steinkohlengruben berühmt.
An Lyonnais wollen wir noch eine benachbarte Provinz anreihen, die Land-
schaft Auvergne; sie liegt westlich davon, und bildet den höhern Theil des
französischen Mittelgebirgslands, welches an jener Stelle zahlreiche Spuren
ehemaliger vulkanischer Thätigkeit aufweisen kann. Auvergne ist die kälteste
und unfruchtbarste Landschaft Frankreichs; auf dem erstarrten Lavaboden
wächst herber Wein und saures Gras. Die Bewohner wandern zahlreich
aus und kehren mit dem Erlös ihrer Händearbeit zurück. Reizend gelegen
ist die Hauptstadt Clermont (38,000 E.), deren Häuser und Pflaster aus
Lava bestehen. Hier hielt Pabst Urban Ii. in Begleitung des Peter von
Amiens 1091 die Versammlung, welche den ersten Kreuzzug zur Folge hatte.
11. Die Provence,
vom lateinischen provineia, ward der Theil des alten Galliens genannt,
welcher den Römern zuerst unterworfen war. Es ist ein mildes, herrliches
Südland, in welchem Wein, Südfrüchte, Getreide vortrefflich gedeihen. Im
Mittelalter war es die eigeytliche Heimath der Troubadours oder proven^a-
lischen Dichter, welche den Hof der kunstliebenden Grafen von der Provence
durch ihr Spiel und ihren Gesang verherrlichten. Hauptort ist Marseille,
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Extrahierte Personennamen: Macon Lothar Ludwig Ludwig Karl Karl Etienne Pabst_Urban Urban Peter_von
Amiens
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sonst als schwarze Spalten mitunter von nicht unbedeutender Breite erblicken.
Man hielt sie früher für Meere oder Flüsse, Canäle oder Landstraßen.
Sie scheinen die jüngsten Bildungen des Mondkörpers zu sein, durchschneiden
steile, hohe Berge und setzen sich durch Krater mit selbständigen Wällen
fort. Oh aber der Mond ursprünglich eine flüssige Masse war, welche
sich abkühlte und zuletzt erstarrte, ob in seinem Innern vulkanische Kräfte
bedeutende Eruptionen veranlaßten, wie wenn Luftblasen aus einer brei-
artigen Masse aufgetrieben werden und an der Oberfläche zerplatzend, einen
kreisförmigen erhöhten Rand und eine vertiefte Mitte zurücklassen — dies
zu untersuchen, gehört nicht in unser Bereich, ebenso wenig wie die Lösung
der bedeutsamen Fragen, ob der Mond eine Atmosphäre, Wasser, Vegeta-
tion, Städte und Festungen, Thiere und — Menschen habe.
Das verschiedene, bald hellere, bald dunklere Licht des Mondes hat
in der eigenthümlichen Beschaffenheit der Mondkruste seinen Grund; die
dunkleren Theile deuten auf lockeres Erdreich; das hellere Licht anderer
Punkte rührt gewiß von starren Massen und Licht zurückwerfenden Erhe-
bungen her. Auffallend sind jene Lichtstreifen, welche sowohl vereinzelt
auftreten, häufiger aber in regelmäßigen Systemen ganze weite Strecken
durchziehen. Gewöhnlich bilden die glänzendsten Ringgebirge ihre Mittel-
punkte ; sie laufen, ohne Gestalt, Farbe und Richtung zu ändern, über Berge
und Thäler hinweg.
Man hat von jeher dem Mond allerlei Einwirkungen auf die Erde
zugeschrieben und Richtiges, Falsches und Zweifelhaftes unter einander ge-
bracht. Zu dem Falschen gehört z. B. die Ansicht, daß der Mond einen
erkältenden Einfluß auf die Erde übe, indem man sich auf die größere
Kälte mondheller Nächte berief, ohne daß man erwog, die Erde strahle
gerade bei heiterem Himmel ihre Wärme aus (§ 126). Erwiesen ist,
daß der Mond auf der Erde Ebbe und Fluth veranlaßt und schwache
Barometerschwankungen bewirkt, zweifelhaft bleibt jedenfalls sein Einfluß
auf die Witterung und räthselhaft gar Manches, was von jeher den Ein-
wirkungen des Mondes zugeschrieben worden ist. So soll Holz, welches
bei abnehmendem Monde gefällt wird, leichter springen und eher faulen,
als solches, das bei zunehmendem Licht geschlagen wird; viele Bauern
behaupten, die Saat gedeihe besser, wenn man sie bei zunehmendem Mond
in die Erde bringt. Der Einfluß des Mondes auf Kranke ist eben so
ungewiß; wir nennen solche Menschen mondsüchtig, welche gewöhnlich beim
Mondwechsel im Schlafe aufstehen und entweder gewohnten Geschäften nach-
gehen oder sogar große Wagstücke unternehmen, vor welchen sie im wachen
Zustande zurückbeben müßten. Kröpfe sollen periodisch zur Zeit des Voll-
monds anschwellen, Leberleiden sich verschlimmern und Geisteskranke in Wuth
gerathen.
8 124.
Bon den Thierzeichen, den Jahreszeiten und dem Kalender.
Gleich aus der zweiten Seite eines jeden Hauskalenders stehen unter
einem Bildchen die Worte: am 20. Jan. tritt die Sonne ins Zeichen des
Wassermanns, und dreht man das Blatt um, so heißt es: am 20. Febr.
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