Einleitung.
13
Besitzungen auf dem festen Lande von Italien an Frank-
reich, und ward, im wörtlichen Sinne, ein Jnsularkönig,
bis ihn der Wiener Congreß nicht nur in Piemont, Sa-
voyen, Nizza, und in den mailandischen Landschaften her-
stellte, sondern auch sein Gebiet durch die Einverleibung des
Freistaates Genua in denselben bedeutend vergrößerte und
erweiterte. Denn dieser im Mittelalter mit Venedig wett-
eifernde Freistaat ward in unsern Tagen, so wenig wie die-
ser, wieder hergestellt, und Venedig bildete nun, nach
mannigfaltigen wechselnden Schicksalen, einen Bestandtheil
des an Oestreich gekommenen lombardisch -venetianisehen Kö-
nigreiches. — Eben so ward der Freistaat d e r N i e d e r-
lande, der erst in der zweiten Halste des sechszehnten
Jahrhunderts entstanden und eine Zeitlang zu großem politi-
schen Gewichte gelangt war, am Anfange des neunzehnten
Jahrhunderts in ein Königreich Holland umgebildet, dann
Frankreich selbst einverleibt, und in Folge der neuesten Ordnung
der Dinge, in Verbindung mit dem vormals östreichischen
Belgien, für das Haus Oranien in ein Königreich der
Niederlande umgewandelt. Nur die Schweiz rettete,
aus den Stürmen der Zeit, ihre republikanische Staatsform,
und neben ihr führen noch St. Marino, Cracau, die
sieben jonischen Inseln und die vier freien Städte
Teutschlands in unsern Zeiten den Namen Freistaaten
in der Mitte des europäischen Staatensystems. —
Dieses europäische Staatensystem bildete sich aber im
Laufe der drei Jahrhunderte in seinem südwestlichen
Theile durch die Wechselwirkung und Verbindung der ein-
zelnen Reiche und Staaten mit einander früher aus, als
in seinem nordöstlichen Theile; denn erst mit Gustav
Adolphs Erscheinen auf teutschem Boden (1620) kam der
Norden in eine bleibende politische Verbindung mit dem
Süden und Westen, obgleich nach Karls 12 Tode (1718)
Schwedens Principal im europäischen Norden völlig erlosch,
und auf das durch Peter l neugestaltete Rußland über-
ging. Für die Anwendung und Ausbildung politischer Theo-
rieen im wirklichen Staatsleben, und für den Einfluß des
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Gustav
Adolphs Gustav Karls Peter
Extrahierte Ortsnamen: Italien Wiener_Congreß Nizza Genua Venedig Venedig Holland Frankreich Belgien Haus_Oranien Niederlande Cracau Karls Schwedens
Sechster Zeitraum.
328
Wahl der Bürgergcmeinden, theils durch Gewalt beherrscht
hatten, namentlich Brescia, Bergamo, Padua, Vicenza
und andere. Was diesem Staate am Umfange fehlte; das
besaß er an innerer Kraft der Bevölkerung, des Reichthums
und Wohlstandes. Doch schon unter Galeazzo'ö Söhnen
Johann Maria (f 1412) und Philipp Maria
(i 1447) verminderte sich die Kraft dieses regierenden Hau-
ses. Valentina, die Schwester derselben, war an den Her-
zog Ludwig von Orleans vermahlt. — Als nun, nach dem
Willen der Mailänder, nach Philipp Maria, mit welchem
der Mannsstamm des Hauses Viskonti erlosch, dessen natür-
liche Tochter, Blanka Maria, die mit Franz Sforza
vermahlt war, zur Regierung gelangte; so machte Frankreich
dem Hause Sforza die Regierung streitig. Zwar folgte
auf Franz (1466) sein Sohn Galeazzo Maria (1466 —
1476)/ und diesem sein Sohn Johann Galeazzo; der
letzte ward aber von seinem Oheim Ludwig Moro (mit
der Maulbeere) verdrängt (1494). Mit diesem arglistigen
Herzoge, welcher Frankreich und Oestreich in die italischen
Angelegenheiten zu verflechten wußte, erhielt die italische
Politik eine neue Richtung, die aber zuletzt seinem eigenen
Hause verderblich ward.
Spater und langsamer rundete sich die Macht des klei-
nen Staates von Mantua. Die Stadt Mantua gehörte
im Mittelalter zum lombardischen Stadtebunde. Nach langen
Kämpfen der vornehmsten Familien unter sich, erhielt
Franz von Gonzaga (1432) von dem Kaiser Sigis-
mund für 12,000 Goldgülden die markgrafliehe Würde
von Mantua.
378.
Florenz. Ferrara. Modena.
Seit dem Kostnitzer Frieden blühten im Mittelalter
unter republikanischen Formen die Städte Pisa, Lucca,
Siena und Florenz, obgleich auch hier die Partheien der
Guelphen und Gibellinen einen vieljahrigen Kampf veran-
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Extrahierte Personennamen: Johann_Maria_( Johann Maria Philipp_Maria
( Philipp Maria Valentina Ludwig_von_Orleans Ludwig Philipp_Maria Philipp Maria Blanka_Maria Maria Franz_Sforza Franz Sforza Franz_( Franz Galeazzo_Maria_( Maria Johann_Galeazzo Johann Ludwig_Moro Ludwig Franz_von_Gonzaga Franz
Extrahierte Ortsnamen: Brescia Bergamo Padua Vicenza Frankreich Frankreich Mantua Mantua Mantua Florenz Ferrara Modena Lucca Siena Florenz
194
Siebenter Zeitraum.
gen im europäischen Staatensvsteme. Wichtiger war für
ihre innere Verfassung der Einfluß der Kirchenver-
besserung, die (seit 1519) Zwingli in Zürich, Oeco-
la m p ad i u S in Bafel, und Calvin in Genf leiteten,
und die erst nach laugen und blutigen Kämpfen in Helve-
tien feste Wurzel faßte. Zürich, Bafel, Bern, S ch a f-
haufen, und die Städte Biel, Mühlhausen und St. Gal-
len neigten sich hin zum verbesserten Lehrbegriffe; Glarus,
Appenzell und B ü n d t e n theilten sich; F r e y b n r g,
Uri, Schwitz, Unterwalden, Solothurn, L u -
eern, Zug und das Walliser land blieben katholisch.
— Die Berner entrissen dem Herzoge von Savoyen das
Waadtland (pays de Vaud), und Genf ward frei.—
Eine weife Neutralität in dem verheerenden dreißigjährigen
Kriege verschaffte den Eidgenossen (1618) im westphali-
sch e n Fr i e d e n die Anerkennung ihrer freien Verfassung und
ihrer Unabhängigkeit von Teutschland.
In den unruhigen Zeiten Ludwigs 14 behaupteten die
Schweizer ihre Neutralität, die auch von keiner der krieg-
führenden Mächte beeinträchtigt ward; nur in ihrem Innern
selbst wogten bisweilen religiöse Stürme auf, die nicht
selten blutige Folgen hatten. Die Sitte, 30 — 40,000
Eingebohrne in fremden Sold zu geben, blieb bis auf die
neuesten Zeiten.
Im Jahre 1777 (25 Aug.) schlossen die Eidgenossen
und die mit verbundenen Stande ein allgemeines und
ewiges B ü n d n i ß m i t F ra u kr e i ch. — So nahte der
Zeitpunct der Revolution in Frankreich, bei deren Ausbruche
die Schweizer ihre Neutralität beizubehalten wünschten, ob-
gleich sich (Sept. 1792) bereits in Genf das traurige Vor-
spiel der bevorstehenden Ereignisse zeigte. Demungeachtet
war die Schweiz der einzige europäische Staat, der auö
dem Sturme der Revolution mit der Beibehaltung seiner
republikanifchen Verfassung heraustrat, obgleich die
Form derselben theils in der Mediationsacte, theils unter
den Einflüssen der Wiener Congreßmachte wesentlich verän-
dert ward.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
48
§■ "4.-;
Kriegswesen.
Anfangs noch daö Rittcrwesen, wie in Deutschland und
Frankreich, doch zeichneten sich die italischen Ritter nicht
sonderlich ans. Bei der Veränderung der Kriegskunst waren
die Italer von den ersten, welche Feuergewehre einführten, so
wie auch eine neue Art, zu befestigen.
Der erweiterte Handel machte auch Seekriege nothwendig,
worin sich die Venezianer und Genueser hcrvorthaten.
75*
Gelehrte Verfassung.
Die italischen Staaten waren die ersten, in welchen
Künste und Wissenschaften wieder hervorgingen. Man kann
daher Italien als die Lehrerin des übrigen Europens ansehen.
Der nähere Umgang mit den Griechen und Arabern, die Zur
rückkehr der Menschen zu friedlichen Beschäftigungen, und
endlich die aus Griechenland nach Italien geflüchteten Griechen
erweckten hier die Wissenschaften, und der durch den Handel ehr
wordene Reichthum gab ihnen Nahrung und Pflege. Mehrere
große italische Häuser waren Beförderer, unter welchen wir
dem Hause Ä?ed ici in Florenz am meisten zu danken haben *.
(Beförderung durch die Dnchdruckerknnst!. Philologie und
Dichtkunst. — Die italische Sprache erhielt einen Grad der
Vollkommenheit; auch lebten die größten italischen Dichter in
dieser Periode. — Gestiftete Universitäten dieser Zeit sind:
Bologna (die älteste unter allen, ungewiß, wann?) Padua,
*221. — Perugia, 1807; — Pisa, x3sg; — Pavia, 1061; —
Ferrara, 1091; — Turin, 1400; — Florenz 1453.
* Der spätere Lorenzo de Medici.-—
§. 76.
Ans der italienischen Literatur dieser Periode sind zu
bemerken:
1) Theologie und Philosophie: Thomas von
Asinino, 1224 —1274; — Bvnaventura (Doctor
sera-
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Extrahierte Personennamen: Thomas_von
Asinino
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Italien Griechenland Italien Florenz Bologna Padua Perugia Pavia Ferrara
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
35
. l. Europäische Staaten.
b) Die Schweiz (Helvetien).
§. 5l.
^ie Schweiz vergrößerte ihr Gebiet durch Pays de'vaud
(von Savoyen rc.) — Emige Kantone traten noch in dieser
Periode bei, wie schon in der vorigen bemerkt wurde. — Seit
dem Freiburger Frieden ging aber durch innere Kriege und
mächtige Nachbarn — wie Frankreich und Oesireich — aller
Einfluß auf fremde Staaten verlohren.
§. 69.
Demokratische und aristokratische Regierungsformen der
Kantone; — Tagsatzungen, auf welchen die allgemeinen
Angelegenheiten dernation besorgt werden.— Eidgenossen; —
die schweizerischen Unterthauen und zugewandteu Orte; (zwei
Klaffen der lcztern: Bundesgenossen und verbündete Orre,
socii et conkoeclerati). l
§. 60.
Das Derhältniß der Künste und Wissenschaften ist schon
oben bei Deutschland bestimmt, zu welchem die Schweizer —
als eine deutsche Nation — in solchen Hinstchten immer
gehören. Nur in der Theologie sind noch zwei Männer anzu,
führen, die hier, wie Luther, eine Revolution hervor brach,
ten: Ulrich Zwingli, Prediger in Zürich, und Johann
Kalvin zu Genf; (Kalvin — ein Franzose von Noyon
in Frankreich). — Abendmahlsstrcit. — Gnadenwahl. —
Johann Hausschein (Oikolampa dius), Zwingli's
Freund. — Zu dem Kalvinismus wandten sich bald einige
Kantone der Schweiz, die vereinigten Niederlande, einige
deutsche Reichsstädte; — deutsche Fürstcnfamilieu, z. B. Vran,
denburg rc., die Hugenotten in Frankreich, u. a. —
Drand's Morn,. Wclrnesch. 7. Heft» C
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Extrahierte Personennamen: Luther Ulrich_Zwingli Johann
Kalvin Johann Johann_Hausschein Johann
Extrahierte Ortsnamen: Helvetien Frankreich Deutschland Genf Frankreich Oikolampa Niederlande Frankreich
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68
Körner,
i
schicken. Hannibal mußte zurückeilen, um seine Vater-
stadt zu retten, verlor bei Zama eine 5)auptschlacht, und
Karthago mußte auch izt wieder einen harten Frieden
mit Rom eingeben.
Der dritte punische Krieg endigte sich 146 kurz damit,
daß die Römer Karthago zerstörten. Der Name Kar-
thager verlieret sich nun ganz aus der Geschichte.
N ö in e r. A
Die Römer waren eines der mächtigsten Völker der
Welt, und wirkten nicht nur auf die gleichzeitigen Staa-
ten, welche sie sich meistens unterwarfen, bedeutend ein,
sondern bleiben auch durch ihre Sprache, durch ihre Ge-
setze rc. für spatere Zeiten.noch wichtig; es ist daher auch
erforderlich, daß wir auf den Ursprung und auf die
ersten Verhältnisse dieses Volkes zurückgehen.
Italien, das Stammland der Römer, bildet eine
große Halbinsel in dem Mittelmccre, welche in demnord-
wesieu und Norden durch sehr hohe Gebirge, die Alpen,
mit dem festen Lande Europa's zusammenhängt. So wie die
Alpen Ln der bezeichnetcn Gegend gleichsam in einem Halb-
zirkel Italien umgeben, so ziehet sich ein andres Gebirg,
die Apenninen, durch die Mitte dieses Landes hin, und
theilet es in zwei, fast gleiche Theile. Dieses Gebirges
wegen kann Italien keine große Flüsse, dafür desto mehr
kleinere Küstenflüffe haben, unter welchen der Po, die
Etsch< die Adda, der Tessino, und die Tiber die
bedeutendsten sind. In der ältern, wie in der neuern
Zeir nnterschied man es in drei Theile: Ober-, Mit-
tel-, und Unter-Irnlien. Unter den Inseln, welche zu
Italien gehören sind Sicilien, welches wir bereits ken-
nen, Sardmien, und Korsika die wichtigsten.
Italien wurde wahrscheinlich zuerst von einer star-
ken Horde von Galen, Iberern, oder Illyriern
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— 503 —
aus den Gräberfunden bereits kannte. Zu den Funden am Züricher
See gesellten sich bald andre im Boden-, Neuenburger-, Bieter- und Sem-
pachersee. Am Südrande der Alpen entdeckte man in lombardischen Seen
nicht unbedeutende Reste ähnlich angelegter, vorgeschichtlicher Wohnstätten.
Wann diese Seedörfer entstanden, wann sie untergegangen sind, darüber
fehlen alle schriftlichen Zeugnisse. Im allgemeinen darf man annehmen,
daß sie mit dem Eindringen römischer Kultur zerstört wurden und verfielen.
Später finden wir an den Alpenseen die vornehmsten Sammelplätze
der Bevölkerung und eines vielgestaltigen Lebens. Sie bilden die beweg-
lichen Straßen eines zahlreichen Personen- und wichtigen Handelsverkehrs
mit Barken und Nachen, Fracht- und Dampfschiffen, während gleichzeitig
die aus den Felsen gehauenen Knnststraßen oder Schienenwege ihren Ufern
folgen. Viele der größeren Städte der Schweiz spiegeln sich in den Fluten
der Alpenseen, wie Genf, Neuenbürg, Luzern, Zürich und Zug, und an
diese reihen sich überall, wo die Uferfelsen eine Niederlassung gestatten,
gewerbtätige Ortschaften.
Schließlich verdient noch eine doppelte Wohltat Erwähnung, welche
die Seen spenden. Wie nämlich die Gletscher die Vorratskammern der
Wafferschätze sind, so dienen am Rande des Gebirges die Seen als Sammel-
plätze und Läuterungsbecken der Alpengewässer. Wild tobend stürzt sich
der Alpeufluß trüb und schmutziggrau in den See; zwar in voller Jugend-
frische noch, aber in seiner Farbe geläutert und geklärt und zu geordnetem
und gemäßigtem Laufe gezügelt, setzt er seinen Lauf fort, Segen spendend
den umliegenden Gebieten. Sodann regeln die Alpenseen den Wasserstand.
Zuzeiten der Schneeschmelze würden die aus dem Gebirge niederstürzen-
den Ströme das fruchtbare Land weithin überschwemmen und verwüsten.
Da werden ihre großen Wassermassen von den Seen aufgenommen, um
später, gerade dann, wenn überall Dürre herrscht, die Landschaft ringsum
zu bewässern, zu erfrischen. Dies weise Geschenk der Natur wird jetzt
künstlich durch Staubecken und Talsperren nachgeahmt, wo die Seen
fehlen oder bereits zugeschwemmt sind.
24(6. Der Alpenjäger.
Friedrich von Schiller.
Sämtliche werke, Säkularausgabe. Stuttgart und Berlin. 1. Bd. S. 107.
1. „Willst du nicht das Lämmlein hüten?
Lämmlein ist so fromm und sanft,
nährt sich von des Grases Blüten,
spielend an des Baches Banst."
„Mutter, Mutter, laß mich gehen,
jagen nach des Berges Höhen!"
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Schiller Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Neuenburger- Bieter- Genf Neuenbürg Luzern Stuttgart Berlin