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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 2

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
2 Die Reformationszeit. die Sorge, von ihm verworfen zu sein, ließ ihm keine Ruhe; er quälte sich mit Fasten und anderen Kasteiungen; die Seelenangst raubte ihm den Schlaf: die Mönche meinten, er sei besessen, und er selbst glaubte, mit dem Teufel zu ringen. Der Oberste des Augustiner-Ordens in Deutschland, der Ordensvikar Johann von Staupitz, wies ihn in langen Unterredungen auf Gottes Gnade hin: dem Gesetz könne kein Mensch Genüge tun; das sei nur Jesus gelungen in seinem Erlösertod. Aus der Bibel, die er mit Feuereifer durchforschte, schöpfte Luther endlich Trost und Vertrauen auf Christus. Auf Staupitz' Vorschlag berief ihn der Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, als Professor an seine neugegründete Hochschule zu Wittenberg. Friedrich war ein milder, bedächtiger Fürst, der sich an grünen Saaten und am Schlag der Nachtigallen erfreute und, obgleich un-vermählt, gerne Rindern eine Freude bereitete wie Kaiser Maximilian. Als ein krafterfüllter Mann kehrte Luther ins Leben zurück. Er vertiefte sich mit seinen Schülern in die Bibel: aus ihr lehrte er die Studenten den Glauben an die Erlösung, an Gott als den Vater jedes einzelnen Menschen. 3. Kurz vorher hatte Papst Julius Ii. den Neubau der St. Peterskirche unternommen, da die Gebeine der Heiligen in dem alten Gotteshaus Wind und Wetter ausgesetzt seien. Sein Nachfolger Leo X., aus dem prachtliebenden Fürstengeschlecht der Mediceer in Florenz, schrieb einen großen Ablaß aus, dessen Ertrag zur Vollendung des Werkes bestimmt war. Diesen Ablaß pries in Deutschland der Dominikaner-Prior Tetzel unter Glockengeläute und wehenden Fahnen als ein Mittel, die Seelen aus dem Fegefeuer zu befreien. * * Längst verschlang der große Aufwand des päpstlichen Hofes, der „Kurie", ungeheure Summen, und besonders Deutschland mußte schwere ©eidopfer bringen. Wie die Ablaßgelder mußte das Volk die Gebühren für die Bestätigung neu gewählter Kirchenfürsten ausbringen; auch über die Steuern in den geistlichen Staaten und über die Spenden für die Bettelklöster wurde viel geklagt, auch auf den □ Reichstagen. Tetzels Auftreten steigerte den Unwillen. □ 4. Aber niemand wagte, „der Katze die Schelle umzubinden". Als aber Luthers Pfarrkinder dem Ablaßkrämer zuliefen, hielt er

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 4

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
4 Die Reformationszeit. der junge Ritter Ulrich von Hutten schrieb ihm: „All meinen Dichter-ruhm will ich ablegen, um dir, o Mönch, treu nachzufolgen wie ein Schildknappe." Inzwischen starb Kaiser Mar, und die Kurfürsten wählten an seine Stelle seinen Enkel Karl, den König von Spanien. Er war erst 19 Jahre alt, ein kleiner, blasser Herr mit rötlichem Haar und glitzernden Augen. 1521 2. Im Frühjahr 1521 hielt Karl V. in Worms seinen ersten Reichstag. Auf diesen lud er Luther durch einen Herold, um von ihm „Erkundigung zu empfahen". „Ich will hinein," sagte der tapfere Mann, „und wenn so viele Teufel auf mich zielten, als Ziegel auf den Dächern sind." Unerschrocken stand er vor Kaiser und Fürsten: ein stattlicher Mann mit Heller, wohllautender Stimme, mit großen, schwarzen Augen, vor deren Feuer die Gegner erschraken. Man verlangte den Widerruf seiner Schriften; er wich nicht von seiner Lehre. „Wenn man," so erklärte er, „mich nicht durch Zeugnis der Schrift oder durch offenbare Gründe überwindet, so kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen zu handeln beschwerlich, unheilsam und gefährlich ist. Gott helf mir! Amen!" Den Reisenden hatten Bürger und Bauern zu Tausenden begrüßt; jetzt, wie er völlig allein vor Kaiser und Reich seine Sache verfocht, bewunderten ihn auch die Feinde. Nur Kaiser Karl, „das teure junge Blut", sagte kalt: „Der soll mich nicht zum Ketzer machen." Aber das freie Geleit, das er Luther gewährt hatte, durfte man nicht verletzen: er wolle nicht mit Siegmund erröten, sagte der junge Herrscher; erst nach Luthers Abreise sprach er des Reiches Acht und Aberacht über ihn aus und verbot, seine Schriften und Lehren zu verbreiten. 3. Um Luther vor feindlichen Anschlägen zu schützen, ließ ihn Kurfürst Friedrich auf der Heimreise im Thüringer Walde durch vermummte Reiter greifen und auf die Wartburg bringen. Als „Junker Georg" lebte dort der von Kirche und Staat ausgestoßene Mann, in schlaflosen Nächten sich mit dem Teufel herumschlagend. Als aber in Wittenberg übereifrige Anhänger das Abendmahl unter beiderlei Gestalt austeilten und ein Pöbelhaufe die Bilder (die „Ölgötzen") in den Kirchen zerschlug, eilte er auf feinen Posten: er predigte Tag für Tag gegen die „Schwarm- und Rottengeister" und mahnte zur Liebe, zur Geduld und Mäßigung, bis die Aufregung

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 5

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Luther auf der Wartburg. I 2i—5. 5 sich legte. Dankbar beschenkte ihn der Stadtrat (Magistrat) und verehrte auch seinem Vater eine Fuhre Bier. 4. Auf der Wartburg begann Luther seine Bibelübersetzung. Jeder seiner „lieben Deutschen" sollte das Wort Gottes lesen, mit eigenen Augen die Lehren seines Glaubens prüfen können. Luther verdeutschte das Neue, dann auch das Alte Testament nach der Urschrift; er hatte von den Humanisten das Griechische, das Hebräische von seinem jungen Amtsgenossen Philipp Melanchthon gelernt, dessen Oheim Johannes Reuchlin es aus Frankreich zuerst nach Deutschland gebracht hatte. -* * Philipp Melanchthon war als Sohn eines Schlossers und Waffenschmiedes in dem damals kurpfälzischen Städtchen Breiten bei Bruchsal geboren. Mit 21 Jahren war er als Professor nach Wittenberg berufen worden. An seinem „Magister Philippus" oder „Philippche" hing Luther sein Leben lang mit inniger Liebe. Auch andere befreundete Amtsgenossen haben an dem Übersetzungswerk treulich mitgeholfen. Das Veste daran hat aber Luther selbst getan: er hat, wie er selbst erzählt, mit unsäglichem Fleiß „der Mutter im Hause und den Kindern auf der Gasse auf den Mund geschaut"; er lief bei Bauern und Handwerkern herum, um von ihnen die Ausdrücke zu erfahren, die er brauchte. Erst durch Luther haben die Deutschen eine Schriftsprache erhalten, die alle Stände und □ Stämme verstanden. □ 5. Auch unserer Volksschule hat er den Weg geebnet. Er ermahnte die Städte, tüchtige Schulmeister zu halten, welche „die liebe Jugend", „auch die Maidlein", im Glauben unterweisen sollten und in den Sprachen; denn diese seien die Scheide, worin das Wort Gottes stecke. Das junge Volk der Knaben und auch der Mädchen solle nicht vernachlässigt, sondern fürs Leben brauchbar gemacht werden. Auch der Gesang solle in der Schule Pflege finden. Zur Hebung des Gottesdienstes begründete er das evangelische Kirchenlied; in einem Jahre hat er 23 verfaßt; „Ein feste Burg ist unser Gott" ist fast zum Volksliede geworden. * * Einige Fabeln hat er nach Äsop u. a. verfaßt und manche Sprüche geprägt: „Ein Schelm ist nirgends besser untergebracht als am Galgen", „Was nutzt der Kuh Muskatnuß!" Der köstliche Humor, der sich hier ausspricht, würzt mitunter seine grimmigsten Streitschriften. Auf die Frage, was wohl Gott vor der Schöpfung

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 7

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Luthers Häuslichkeit. Die Not der Bauern. I 2s—3-2. 7 3. Der Bauernkrieg. 1. Dem machtlosen Kaiser gegenüber wurden die Landesfürsten immer mächtiger. Der Adel war verarmt, seitdem die Kreuzzüge und die „Romfahrten" aufgehört hatten. Die Ritter dienten den Fürsten und Städten, oder sie lauerten in Busch und Strauch (als „Heckenreiter", „Strauchdiebe") auf die „Eottesgabe" eines Warenzuges, um ihn „niederzuwerfen" und sich an Beute und Lösegeld zu erholen. Adel, Geistlichkeit und Städte aber schoben in den Einzelländern die Kosten der Staatsverwaltung, die Steuern, am liebsten auf den Bauernstand, der längst wehrlos geworden und in eine Art Leibeigenschaft gesunken war. An Rechtsprechung und Kriegspflicht, an Wald und Weide hatte er keinen Anteil mehr; zum Auswandern besatz er kein Recht, und es fehlte an Ländern zur Ansiedlung. Abgaben hatte er nicht nur an den Landesherrn zu entrichten: an den Herrn oder das Kloster, dessen Eigentum seine Felder waren, fiel die dritte Garbe der Ernte und beim Tode des „Grundholden" der „Sterbfall" oder das „Vesthaupt", das beste Stück des Nachlasses. Schwer lastete die Fronarbeit in Hand- und Spanndienst, schwerer noch der Wildschaden: der Bauer mußte als Treiber jagen helfen, durfte aber sein Feld nicht selber schützen gegen das Wild; der „Wilderer" wurde grausam gestraft, etwa gar auf einen Hirsch geschmiedet. Die Sommernächte hindurch mußten die Ärmsten wohl das Wasser im Burggraben peitschen, damit das Quaken der Frösche die Herrschaft nicht im Schlafe störe; in der Wutachgegend, im südlichen Schwarzwald, mutzten sie in der Erntezeit Schneckenhäuser suchen, auf die die Gräfin von Lupfen Garn winden wollte. Am meisten traf der Hatz des „gemeinen Mannes" die Geistlichkeit, der er von Halmfrüchten, Wein und Heu den Großen, von Vieh und Gartenfrüchten, Obst und Hanf den Kleinen Zehnten schuldete. *2. Und dabei lebte im Bauernstande noch die alte Kraft: in Scharen strömten die Bauernsöhne den „Fähnlein" der Fürsten und Städte zu, um als „fromme (d. h. tapfere) Landsknechte" zu dienen und Beute zu machen. Der Bürger wurde reich durch Handwerk und Handel; um an Glanz und Wohlleben hinter ihm nicht zurückzustehen, sog der Adel den hörigen Landmann immer schonungsloser aus. „Der Bauer ist an

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 9

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Der Bauernkrieg. I 32—6. 9 gehen. Darum antwortete er alsbald auf die zwölf Artikel. Furchtlos redete er den Fürsten und Herren ins Gewissen, die durch Mißachtung und Bedrückung den gemeinen Mann gereizt und ihm das reine Evangelium vorenthalten hätten, nicht minder aber den Bauern, deren Auflehnung wider die Obrigkeit unchristlich sei. Zu spät. Schon lockten die Kaufmannsgüter in den Städten und die Klosterschätze die Begehrlichkeit. Hunderte von Klöstern und Burgen plünderten und zerstörten die Bauern: „Wir haben so lange hineingeführt, nun wollen wir auch herausführen." Als bei Weinsberg der „helle Haufen" vom Odenwald während der Unterhandlung überfallen und auf seinen Herold geschossen wurde, stürmte er am Osterfeste die Burg Weibertreu und jagte siebzig Ritter nach Landsknechtsgebrauch in die Spieße. Und das alles geschah im Namen des Evangeliums! 5. Da forderte Luther in einer zornigen Schrift die Fürsten auf, „die raubischen und mordischen Bauern" totzuschlagen wie tolle Hunde. Das harte Wort fand alsbald willige Hände. Schlag auf Schlag traf die uneinigen Haufen in Schwaben und im Taubergrund. Mit köpfen und Hängen, mit Fingerabhacken und Augenausstechen wüteten die Sieger. Ritter Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, dem der Odenwälder Haufe seine Führung aufgezwungen hatte, schmachtete zwei Jahre zu Heilbronn im „Eötzenturm". Vor Zabern im Elsaß wurden an 20000 Bauern, als sie vertragsmäßig ohne Waffen abziehen wollten, von den Soldknechten Herzog Antons von Lothringen niedergehauen. Münzer verhieß seinen Bauern, die feindlichen kugeln in seinen Ärmeln aufzufangen; fast ohne Gegenwehr wurden sie von den Landsknechten bei Franken- 1625 hausen an der Unstrut niedergemacht, Münzer selbst gefoltert und enthauptet. Auf dem Weg zum Schafott legte er den Fürsten das arme Volk ans Herz, das nur durch die Tyrannei der Junker zum Aufstand getrieben worden sei. Mindestens 100000 Bauern kamen um; die anderen zerstreuten sich in ihre rauchenden Dörfer. Ihre Lage wurde noch schlimmer als vorher; nur wenige Fürsten, wie der Landgraf Philipp von Hessen, der Pfalzgraf Ludwig V. und die Markgrafen von Baden, gewährten ihnen Erleichterungen. *6. Einige „Propheten" der „Wiedertäufer" wollten von Münster in Westfalen aus ein neues Volk Israel begründen.

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 12

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
12 Die Reform ationszeil. Reichstag. Melanchthon hatte das lutherische Glaubensbekenntnis in versöhnlichem Geist abgefaßt: er stellte die Punkte voran, worin die protestantische Lehre mit der katholischen übereinstimmte, und überging die deutschen Klagen über römische Mißbrauche. Aber 1530 der Kaiser, dem die „Augsburgische Konfession" vorgelesen wurde, forderte von den Protestanten nach langen Verhandlungen, sie sollten sich bis zum Frühjahr unterwerfen. Mit nassen Augen ritt der ehrliche Kurfürst Johann der Beständige, Friedrichs des Weisen Bruder, von seinem Kaiser weg. 5. Alsbald schlossen die protestantischen Fürsten zur Verteidigung ihres Glaubens zu Schmalkalden ein Bündnis, das nach dem Beitritte der großen Städte, wie Magdeburg und Lübeck, vom Bodensee bis zur Ostsee reichte. Ein neuer verheerender Türkenkrieg hinderte den Kaiser, gegen den Bund einzuschreiten; um die Hilfe der Lutherischen zu gewinnen, bestimmte er im Nürnberger Religionsfrieden, bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung sollten die Stände um des Glaubens willen einander nicht anfechten. Der Sultan wich aus Österreich und Steiermark. Aber er führte 30000 Gefangene mit in die Sklaverei und behielt den größten Teil Ungarns mit der Hauptstadt Ofen. 5. Zwingli und Kalvill. 1. Der Schweizer Humanist und Theologe Huldrich Zwingli war der Sohn eines wohlhabenden Landmannes im obern Roggen-burg; am Fuße des Säntis ist sein stattliches Vaterhaus noch zu sehen. Ein schöner, freundlicher Mann, hatte er als Feldprediger Söldner nach Italien begleitet; seither eiferte er gegen das „Reislaufen", die Unsitte seiner Landsleute, ihr Blut fremden Fürsten zu verkaufen. Als Pfarrhelfer in Einsiedeln wie als Leutpriester in Zürich predigte er gewaltig: Gottesfurcht, Gottesliebe, Unschuld sei der Kern aller Religion; tätig zu sein im Vertrauen auf Gott sei die große Christenpflicht. Unter der Erregung über den Ablaßhandel beseitigte er im Einverständnis mit dem „Großen Rat" und der Bevölkerung Zürichs alle kirchlichen Einrichtungen und Gebräuche, die der Bibel widerstrebten; er wollte den Gottesdienst nach dem Muster des Urchristentums einrichten. Die Reform fand auch Eingang in Bern und andern Kantonen. Dagegen schlossen sich die katholischen „Fünforte" Uri, Schwyz

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 14

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
14 Die Reformationszeit. 6. Der Schmalkaldner Krieg. Moritz von Sachsen. 1. Kaiser Karl hatte bald gegen Franzosen und Türken, bald gegen die Seeräuber Nordafrikas zu kämpfen. Denn ihm als dem Herrscher Spaniens und Unteritaliens lag die Seepolizei auf dem Mittelmeer ob: gegen die Räuberstaaten -tunis und Algerien hatte er den Handel seiner Länder zu schützen. Inzwischen bildeten sich weitere Landeskirchen: so in Württemberg und Brandenburg. Von einem neuen Kriege gegen Franz I. siegreich heimkehrend, schickte sich der Kaiser an, als Schirmvogt der Kirche die Glaubenseinheit herzustellen. * *£)ie längst begehrte und verheißene Kirchenversammlung war in Trient zusammengetreten. Die Protestanten blieben ihr fern, weil sie nur feindselige Beschlüsse zu gewärtigen hatten. So □ brach der Krieg aus: der Papst unterstützte den Kaiser.□ Päpstliche und spanische Truppen rückten gegen die Schmalkaldner heran,- die Reichsacht erging gegen Johanns des Beständigen Sohn Johann Friedrich und den Landgrafen Philipp von Hessen; der junge Herzog Moritz von Sachsen trat, unbekümmert um sein protestantisches Bekenntnis, aus Ehrgeiz auf die Seite des Kaisers. Während die „Schmalkaldner" mit großen Heeresmassen in Schwaben standen, brach Moritz in Kursachsen ein. Johann Friedrich eilte heim, und Oberdeutschland mit seinen Städten unterwarf sich. 2- Im Frühjahr zog Karl links der Elbe hinunter, dem von Johann Friedrich bedrängten Moritz zu Hilfe. Während Johann 1547 Friedrich in Mühlberg dem Sonntagsgottesdienst anwohnte, holten Spanier vom rechten Ufer die Kähne herüber, deren sie zum Bau einer Brücke bedurften, und überschritten den Fluß. Aus der Kirche tretend, sah der Kurfürst sein Heer in voller Flucht. Mittels einer Leiter erstieg der beleibte Fürst sein Schlachtroß, wurde aber gefangen. Der Kaiser empfing ihn ungnädig. Mit Seelenruhe nahm er sein Todesurteil wie nachher dessen Umwandlung in „ewige Gefangenschaft" entgegen. Im Dulden verdiente er sich den Beinamen des „Großmütigen". Sein Land mit der Kurwürde erhielt Moritz. Landgraf Philipp fühlte sich zu schwach, den Krieg allein weiterzuführen ; er tat Abbitte vor dem Kaiser. Auch er wurde in Hast genommen.

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 20

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
20 Die Kämpfe der Gegenreformation. kehren, die Protestanten in den Schoß der Kirche zurückführen. Der (Erfüllung dieser Aufgabe wollte er zustreben durch Predigt, Beichtehören und Erziehung der Jugend sowie durch die Abhaltung geistlicher Übungen. Neben den gewöhnlichen Mönchsgelübden war der Jesuit zu strengstem Gehorsam ausschließlich gegen seine Vorgesetzten und den Papst verpflichtet. Der Orden verlangte den ganzen Menschen; erst nach zweijähriger Probezeit erfolgte die Aufnahme. Mit Recht warnte die Bulle vor dem Beitritt, ehe man mit sich genau zu Rate gegangen. * 5. O Nicht allein der Neuling (Novize) wurde von Vorgesetzten und Genossen scharf überwacht: selbst dem Ordensgeneral stand in seinem Beichtvater ein „(Ermähnet“ zur Seite. Der eintretende Jünger verzichtete auf seinen Besitz, den er aber nicht seinen Angehörigen gab, sondern den Armen. Auch die Freiheit nutzte man dem Herrn darbringen, „Gedächtnis, Einsicht, Willen: so schließt man mit ihm den Bund der Liebe", sagt Ignatius selbst. Über einen Befehl durfte der Jesuit nicht nachdenken, nur über die beste Art, ihn auszuführen : gefühllos, wie der Stab dem Greise, mußten sie dem Papste dienen. Darum war aber der Ordensdienst nicht traurig. Ignatius hörte gern ein fröhliches Lachen; allzu strenge Askese (Andachtsübung □ und Kasteiung) schwäche den Geist. lu Besonders eifrig pflegten die Jesuiten, gleich den übrigen Orden, die volkstümliche Predigt; als Beichtväter gewannen sie Einfluß auf geistliche und weltliche Fürsten. In ihren Schulen, auf Gymnasien und Universitäten, kamen die humanistischen Studien, aber daneben auch Leibesübungen und dramatische Aufführungen zu ihrem Recht, Einrichtungen, die besonders vornehme Jünglinge anlockten. Die wichtigste Triebfeder für den Eifer ihrer Schüler war der Ehrgeiz, den man durch Preise (Prämien) und den Wettstreit um die Plätze (das Lozieren) in ungesundem Maß anspornte. Ihren schweren Dienst verrichteten die Jesuiten auch ohne Ordenskleid und auch außerhalb des Klosters (Kollegs). 6. Mit schrankenloser Hingebung widmeten sich die „Jünger Loyolas" der Heidenbekehrung in den unermeßlichen Ländern, die eben damals entdeckt wurden. In Amerika, Ostindien, ja in China und Japan erhoben sich katholische Kirchen und Bistümer. Auch in der Wissenschaft haben die Jesuiten eifrig und erfolgreich gewirkt,

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 23

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Philipp Ii. Ii 22—5. 23 4. Die Moriskos, die Nachkommen der arabischen Mauren, die seit der Zeit Ferdinands und Isabellas sich zum Christentum bekannten, bauten an den Hängen der Sierra Nevada und ihrer Ausläufer ihre Weinberge und Kornfelder, ihre Gärten voll Granatäpfel, Myrten und Maulbeeren; sie hatten die fruchtbare Erde mitunter selbst auf die Felsrücken getragen: fleißige, rechtliche Leute, die aber dem Christentum nur äußerlich angehörten. In seinem Elaubenseifer verbot ihnen der König ihre Sprache und ihre althergebrachten Gebräuche. Verzweifelt schmiedeten sie sich Waffen und wählten den jungen Müler) Hassan, der einem alten Kalifenhaus entstammte, zu ihrem König: seinen Namen trägt noch jetzt der höchste Berg des „Schneegebirges" und Spaniens, der Cumbre de Mulhacen. Um die Weihnachtszeit überfielen die Moriskos die Kirchen, töteten die Männer und schleppten die Frauen und Kinder auf die Sklavenmärkte Afrikas: Greuel, die von den spanischen Bürgerheeren (Milizen) reichlich vergolten wurden. Endlich übertrug Philipp die Leitung des Krieges seinem Halbbruder Don Juan (Johannes). Der Prinz stürmte die Felsennester der Empörer, allen voran die Höhen erklimmend. Noch wirksamer als seine Tapferkeit war die Milde, mit der er den Feinden verzieh, wenn sie sich freiwillig unterwarfen. So wurde er des Aufstandes Herr. Wehklagend zogen die Morisken fort aus der blühenden Vega (Ebene) von Granada, die seitdem verödet ist. * 5. *Nach dem Verluste des Heiligen Landes halten sich die Johanniter auf der Insel Rhodus niedergelassen; hier-spielt Schillers „Kampf mit dem Drachen". Als Soliman sie von dort vertrieb, wies ihnen Karl V. die Insel Malta an. Erfüllt von dem Wunsche, das Mittelmeer zu einem türkischen Gewässer zu machen, ließ der greise Sultan die schöne Insel, die an der wichtigsten Stelle des Meeres lag, mit Heer und Flotte angreifen. Aber die „Malteser" schlugen alle Angriffe ab und bauten eine neue Hauptstadt, die sie nach dem ruhmvollen Namen ihres Hochmeisters La Valette nannten. Als Solimans Nachfolger den Venezianern Zypern entreißen wollte*), schlug Papst Pius V., ein Dominikaner, der die Strenge seines Ordens auch auf dem Stuhle Petri beibehielt, Spanien ein □ Bündnis vor.d *) Mallock: In an enchanted Island.

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 25

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Lepanto. Der Abfall der Niederländer. Ii 25—3s. 25 3. Philipp ü. und die Niederländer. 1. Karl V. hatte sein großmütterliches Erbe im Mündungsgebiete von Rhein, Maas und Schelde in feierlicher Versammlung zu Brüssel seinem Sohn übertragen. Er liebte die Niederländer; Philipp entfremdete sie sich durch seine Unzugänglichkeit und verletzte ihre Rechte. * * Wie in seinem ganzen Reich, in dem die Sonne nicht unterging, wollte Philipp auch in den Niederlanden die Glaubenseinheit aufrechterhalten. Er teilte das Land in drei Erzbistümer mit fünfzehn Bistümern; die Ernennung der Bischöfe nahm er als sein Recht in An- □ spruch wie in Spanien. □ Als er die Zahl der Bistümer vermehrte und spanische Truppen im Lande ließ, machte der Adel der Regierung Vorstellungen; ein kalvinistischer Pöbelhaufe erschlug in den flandrischen Küstenstädten die Priester und plünderte die Kirchen. 2. Entschlossen, die neue Lehre auszurotten, ersetzte der König die milde Statthalterin, seine Stiefschwester Margarete von Parma, durch den Herzog von Alba. Der meinte: „Gegen Ketzerei hilft nur Feuer und Schwert." Um den Sold für seine Krieger zu gewinnen, schrieb er unbefugt Steuern und Zölle aus; zur Aufrechterhaltung der Ordnung errichtete er einen „Rat der Unruhen", den das Volk wegen seiner massenhaften Todesurteile den Blutrat hieß. Vor allem suchte er die Vornehmen zu beseitigen oder einzuschüchtern: selbst Graf Egmont mußte auf dem Marktplatze zu Brüssel das Schafott besteigen; Alba sagte, ehe Milde walten dürfe, müßten noch 800 Köpfe fallen. 3. Nun griff der Adel, den die spanischen Räte wegen seiner Schulden höhnten, unter dem Namen Geusen (gueux, Bettler) zu den Waffen; Graf Wilhelm von Oranien aber holte deutsche Söldner herbei. So entbrannte der 80 jährige Freiheitskampf der Niederländer. * *In hingebender Begeisterung wehrte sich das ganze Volk um seine Freiheit. Die belagerten Leidener erklärten, ehe sie sich ergäben, würden sie den linken Arm aufessen, um sich mit dem rechten verteidigen zu können. Aus den Rat Wilhelms von Oranien durchstachen sie die Deiche: das Meer trug die Geusenflotte an die Mauern, und die Belagerer mußten abziehen. Albas Truppen begingen entsetzliche Ausschreitungen, die schlimm-
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