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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 84

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
84 der Oder, hat 71,000 E., ist eine hügelige Festungsstadt, und ein wichtiger Seehandelsplatz mit c. 250 Seeschiffen. Der Hafen von Stettin ist Swine- münde auf der Insel Usedom, auch als Seebad bekannt. Stralsund, Kriegs- hafen und Festung, 27,000 E>, widerstand Wallensteins Belagerung 1631; in seinen Straßen fiel 1811 der heldenmüthige Ferdinand Schill. Die Univ. Greifswald, 17,600 E., liegt nahe an der Ostsee. Zu Pommern gehört die schöne Insel Rügen, die sich nach außen durch ihre schroffen Kreidewände und zackigen Riffe, sowie durch ihren fruchtbaren Boden, ihre Buchen- und Eichenwälder auszeichnet. Die Schafzucht und der Getreidebau sind hier bedeutend. Bergen ist als Hauptort, Putbus als Seebad bekannt. 4. Die Provinz Brandenburg. (724*/2 Q.-M. und 2,620,000 Einwohner) Sie liegt an der Elbe und Oder, ist ganz eben und nur von unbe- deutenden Hügelzügen unterbrochen. Der Boden ist zum Theil Sand. Ueber 700 Seen machen diese Provinz zur fischreichsten. In einigen Gegenden giebt es sehr fruchtbare Niederungen, besonders an den Flüssen; den schlechte- sten Boden hat die Niederlausitz. Die Fabrikthätigkeit ist bedeutend und gehört in einigen Städten zu den bedeutendsten des preußischen Staates. Berlin ist der Hauptpunkt derselben; Potsdani, Neustadt-Eberswalde, Freien- walde, Krossen, Züllichau, Kottbus, Guben rc. zeichnen sich ebenfalls darin aus. Berlin und Frankfurt sind die vornehmsten Handelsplätze. Brandenburg bildet den Kern des preußischen Staates. Als 1320 die Markgrafen aus dem askanischen Geschlechte ausstarben, gab Ludwig der Baier das Land seinem Sohne als Reichslehen, welches 1373 gegen eine Summe von 200,000 Thlr. Otto von Wittelsbach an Carl Iv. ab- treten mußte. Carls Sohn Wenzel gab die Mark seinem Bruder Sigis- mund, welcher sie verpfändete, aber wieder erhielt, und 1415 erb- und eigenthümlich um 400,000 Goldgulden dem Burggrafen Friedrich von Nürn- berg aus dem Hause Hohenzollern überließ. Die Provinz zerfällt in die Regierungsbezirke Potsdam und Frankfurt. a. Hauptstadt ist Berlin an der Spree, 635,000 E. Bedeutende Fa- briken. Sehenswürdigkeiten: das königliche Schloß, der Lustgarten, das Museum, die prachtvolle Schloßbrücke, das Zeughaus, die Univer- - sität, die Akademie, das Opernhaus, die St. Hedwigskirche, die Straße „unter den Linden", das Reiterstandbild Friedrichs des Gr., das Bran- denburger Thor. Potsdam an der Havel, 42,500 E. In der Nähe Sans-Souci, Spandau (16,000 E.) und Charlottenburg (13,500 E.) mit dem Mausoleum Friedrich Wilhelm Iii. und der Königin Louise. Brandenburg, 26,000 E. Bei Fehrbellin schlug der große Kurfürst 1675 die Schweden; der edle Froben rettete ihm das Leben. Teltow durch seine Rüben, Großbeeren durch den Sieg der Preußen 1813 bekannt. Jüterbogk ist Knotenpunkt der märkischen Eisenbahnen. b. Frankfurt an der Oder, 40,000 E., hat Fabriken, Handel und Messen. Oestlich davon das Schlachtfeld von Kunersdorf (1759). Küstrin (10,000 E.) an der Warte ist Festung; nördlich liegt die Wahlstatt

2. Geschichte des Mittelalters - S. 69

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Neue Orden. Konrad Ii. Iv 46—51. 69 bisher nur Jägern zugänglich gewesen war; in Einöden bauten sie ihre Niederlassungen. Die drei Orden hatten nur einen Abt: in Cluny, Eiteaur, dann Elairvaur, und Premontre; die Klöster er- □ hielten Pröpste aus dem Mutterkloster. □ 5. Konrad n. und Heinrich in. 1. Nach dem Aussterben des sächsischen Kaiserhauses versammelten sich am Rhein gegenüber Oppenheim die geistlichen und weltlichen Herren zur Königswahl. Von zwei Nachkommen Ottos des Großen aus dem fränkischen Hause der Salier, das von Konrad dem Roten abstammte, erkor man einhellig den älteren. Konrad Ii. war ein mächtiger Graf in Franken, unkundig des Lesens und Schreibens, aber klug, kraftvoll und wohlwollend: einem Ritter, der zu Ravenna im Straßenkampf einen Fuß verloren hatte, ließ er den Stiefel mit Gold gefüllt vors Bett stellen. Die Zeitgenossen sagten, an seinem Sattel hingen die Bügel Karls des Großen. * *Er begann seine Regierung mit dem schon bei den Merowingern üblichen Königsritt, einer Rundreise durch die Herzogtümer, wie sie seither jeder König unternahm. Dabei sorgte Konrad für Ordnung und Recht. Wie die Lehenshoheit über Ungarn und Polen und die Herrschaft Über Italien hielt er die Ansprüche des Reiches auf Burgund fest, die Heinrich Ii. erworben hatte; Burgund umfaßte die heutige Westschweiz mit Savoyen. Seinen Stiefsohn, Herzog Ernst von Schwaben, der als Verwandter des letzten burgundischen Königs das Land forderte und sich zu einer Empörung verleiten ließ, setzte er gefangen auf die Feste Eiebichenstein bei Halle. Als Ernst sich weigerte, seinem Freunde Werner von Kyburg zu entsagen, schritt Konrad zuletzt dem Reichsgesetze gemäß zur Achterklärung gegen den Friedensbrecher, und beide Freunde fanden bei einem Ausfall aus der Burg □ Falkenstein im württembergischen Schwarzwald den Sob.d Die burgundischen Großen huldigten Konrad; Burgund bildete nunmehr die Brücke zwischen Deutschland und Italien. Auch Italien bändigte der Salier. „Stirbt der König, so bleibt doch das Reich," sagte er. In Mailand empfing er die Eiserne, in Rom, umgeben von Königen und Fürsten, vor einer unermeßlichen Menge die Kaiserkrone. * * Angesichts der Herrschsucht der Herzöge sicherte sich Konrad

3. Geschichte des Mittelalters - S. 85

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Friedrich I. und die Lombarden. V 4a—6. 85 Fremdherrschaft abzuschütteln, zusammen zu einem Städtebund, stellten Mailand wieder her und bauten mit dem Segen des Papstes Alerander Iii., den Friedrich nicht anerkannte, die Bundesfestung Alessandria. Als nun die Pest in Rom ein kaiserliches Heer vernichtete, brach der Aufstand aus; mit Mühe entkam Friedrich über Susa und den Mont Cenis nach Burgund. Da Heinrich der Löwe sich ihm versagte, erlitt er die schwere Niederlage bei Legn ano: die Deutschen wurden von Italienern, die Ritter von Fußsoldaten geschlagen! Alexander Iii. war längst zur Versöhnung bereit. Jetzt erschien der Kaiser in stolzer Galeere zu Venedig. In der Vorhalle des Markusdoms erwartete ihn der Papst; der Hohenstaufe sank vor ihm nieder und küßte ihm die Füße; Alexander hob ihn auf und bot ihm Friedenskuß und Segen; darauf hielt ihm Friedrich den Zügel. Die beiden Herren der Christenheit schieden als Freunde. Die Städte erkannten in einem Frieden, der zu Konstanz beschworen wurde, den Kaiser als ihren Lehnsherrn an, leisteten ihm und seinem Sohne den Treueid und verpflichteten sich zu Geldleistungen. * * Friedrich gewährte ihnen dagegen die Selbstverwaltung: nur die Bestätigung ihrer Ratsherren und beträchtliche Geldleistungen bei seinen Besuchen in Italien behielt er sich vor. Aber die Lombarden waren auch zu der Einsicht gelangt, wie wertvoll ihnen ein Kaiser sein mußte, bei ihren großen Handelsunternehmungen als Schirm- □ Herr, bei ihren Streitigkeiten als Schiedsrichter.^ 5. Inzwischen lud Friedrich den Welfen auf drei Reichstage; als er nicht erschien, sprach er mit innerm Widerstreben die vom Reichstag beschlossene Acht über ihn aus und zersplitterte seine Herzogtümer. Aber der „Löwe" wehrte sich trotzig, bis ein Reichsaufgebot gegen ihn erging und seine Vasallen abfielen. Vis über die Elbe drang Friedrich vor; er eroberte Lübeck und gab der Stadt große Vorrechte. Nun erst warf sich Heinrich, von allen verlassen, auf dem Reichstag in Erfurt ihm zu Füßen; der Kaiser umarmte ihn mit Tränen, verbannte ihn aber aus dem Reiche. Heinrich ging zu seinem Schwiegervater, dem König Heinrich Ii. von England. * *6- Mit dem Sturze Heinrichs des Löwen beginnt die rasche Auflösung der Herzogtümer. Der Erzbischof von Köln wurde Herzog von Sachsen; aber ein großer Teil des Landes kam an das Haus der Askanier (Anhalt). Heinrich behielt die vom Kaiser Lothar

4. Geschichte des Mittelalters - S. 87

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Friedrich I. und der dritte Kreuzzug. V 46—54. 87 von Ikonium Verträge schließen, die dem Kreuzheer den Durch-□ marsch sichern sollten. □ Eine Gesandtschaft ging an den Sultan Saladin, ihn zur Rückgabe Palästinas oder zu ritterlicher Fehde aufzufordern. 2. Um die Osterzeit 1189 brach der Kaiser mit dem schönsten Heere des Mittelalters von Regensburg auf, vielleicht 100 000 Mann, darunter 20000 Ritter, lauter Deutsche. Mitziehen durfte nur, wer sich selbst verpflegen konnte. Die Regierung des Reiches übertrug er seinem ältesten Sohne Heinrich; für sich dachte er an keine Rückkehr. Trotz aller Griechentücke erreichte das Heer Asien; Friedrich selbst landete als der letzte: „Seid getrost, meine Brüder! Gott ist mit uns!" rief er. Auch in den Wüsteneien Kleinasiens hielt er die Seinen aufrecht. Bei Ikonium warf sich der Greis mitten unter die Feinde und erfocht seinen letzten Sieg. Wenige Tage darauf ertrank er beim Baden im Flusse Saleph. Leidvoll kehrten viele um; die andern zogen unter des Kaisers Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben, weiter und bestatteten das Herz ihres Kaisers in Tarsus. Wo die andern Reste Barbarossas ruhen, weiß man nicht. 3. Vor Ackers brach die Pest aus; ihr erlag auch der junge Friedrich. Herzog Leopold von Österreich, dem nunmehr die Führung des Kreuzheers zufiel, wurde von König Richard Löwen-herz von England, der zur See kam, beleidigt und kehrte heim. Als sich dann Richard auf der Heimfahrt im Pilgerkleide durch Deutschland schleichen wollte, ließ ihn Leopold festnehmen; Heinrich Vi. nötigte den Herzog, ihm seinen Gefangenen auszuliefern. Mit diesem vereinbarte er auf dem Reichstag zu Speier ein hohes Lösegeld; bis zu dessen Auszahlung weilte Richard teils am Kaiserhofe, teils in ritterlicher Haft auf der Feste Trifels. Bald nachher starb der alte Löwe in Braunschweig, von der Sage verherrlicht wie sein Schwager und wie sein kaiserlicher Gegner, den das Volk unter seiner thüringischen Bergpfalz Kyffhausen im Zauberschlafe fortleben ließ. 4. Friedrich von Schaben erwirkte kurz vor seinem Tode noch dem Deutschen Orden die päpstliche Bestätigung. Das Ordensland kam später an das Haus Hohenzollern und sollte mit der Mark Brandenburg zur Grundlage der preußischen Monarchie werden.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 94

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
94 Fürsten und Städte. Rudolf war ein schon bejahrter Herr von hohem Wuchs, schlicht und leutselig, mit einer Adlernase im bartlosen Gesicht; er soll in Breisach geboren sein; Kaiser Friedrich Ii. hatte ihn aus der Taufe gehoben. Auch er vermochte die Auflösung des Reiches nicht zu hemmen. Alle Macht lag in den Händen der Fürsten. Das Reich hatte keinen Grundbesitz und fast keine Einkünfte. Die Fehde galt immer noch als Rechtsmittel. O ^Rudolfs nächste Sorge war, dem Reiche Geld zu verschaffen. Daher legte er den Städten eine feste Steuer auf, den „Dreißigsten Pfennig". Die Erregung, die diese ganz neue Maßregel hervorrief, benützte ein rätselhafter Abenteurer, Dietrich Holzschuh oder Tile Kolup, um sich für Kaiser Friedrich Ii. auszugeben. Er endete zu □ Wetzlar auf dem Holzstoß. U) 2. Dann suchte Rudolf das verschleuderte Reichsgut zurückzugewinnen und die widerstrebenden Fürsten zur Anerkennung seiner Oberhoheit zu zwingen. König Ottokar von Böhmen hatte nach dem Aussterben der Babenberger Österreich, Steiermark und Kram, von einem andern Geschlecht Kärnten geerbt: er gebot von den Sudeten bis zur Adria. Die Kaiserkrone lehnte er hochfahrend ab. Nach einer kurzen Aussöhnung, die Rudolf dem stolzen Tschechen aufnötigte, erlag 1278 Ottokar auf dem Marchfelde der schweren Reiterei des Königs mit ihren „verdachten" (gepanzerten) Rossen. Rudolf selber focht tapfer mit. Ottokar fiel. Seinem Sohn nahm der Sieger die von dem unglücklichen König eroberten Länder ab. Nur Böhmen verblieb dem jungen Fürsten. * * Rudolfs Sieg hat dem Deutschtum die Ostmarken gerettet. Mit Recht stimmten die Fürsten ihm zu, als er Österreich und Steiermark seinen Söhnen verlieh und sv den österreichischen Staat □ gründete. □ 3. An der Spitze eines reisigen Heeres, dem er selbst das Vorbild genügsamer Lebensweise bot, schirmte er den Landfrieden im Reiche; in Thüringen nahm und zerstörte er in einem Monat 66 Raubburgen. Der greise Herrscher erfreute sich allgemeinen Ansehens. Bei der Krönung in Aachen vermählte er zwei feiner sieben Töchter mit den Herzögen von Bayern und Sachsen. In Erfurt sammelten sich die Fürsten Mittel- und Norddeutschlands um ihn; gleich am ersten Tag seines Erfurter Aufenthaltes liefe er 29 Raubritter vor den Toren

6. Geschichte des Mittelalters - S. 99

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Karl Iv. und seine Söhne. Vi 2i—i. 99 zahl der Wahlfürsten fest. Die Kurfürsten erhielten zugleich Ehrenämter. Alljährlich sollten sie mit dem Kaiser zur Beratung zusammentreten und dabei der König von Böhmen ihm als Erzmundschenk, der Pfalzgraf als Erztruchseß, der Kurfürst von Sachsen als Erzmarschall, der Brandenburger als Erzkämmerer dienen; die geistlichen Kurfürsten waren Erzkanzler für Deutschland, Italien und „Gallien" (Burgund). Die Kurländer erklärte er für unteilbar und stattete sie mit dem Recht aus, Bergbau zu treiben und Münzen zu prägen: dem Berg- und Münzregal. Er ließ seine Urkunden neben der lateinischen auch in deutscher (oberdeutscher) Sprache abfassen, wie denn seit Karls Zeit neben die lateinische Geschichtschreibung der Mönche die deutsche bürgerlicher Beamten trat. Unermüdlich bereiste er das Reich; bis nach Lübeck ist er gekommen. In dem von ihm gegründeten St. Veitsdom auf dem Hradschin □ zu Prag liegt Kaiser Karl Iv. begraben. □ 3. Im Widerspruch zu den Bestimmungen der Goldenen Bulle hatte er seinem Sohne die Krone verschafft. Wenzels gute Anlagen wurden durch maßlose Iagdlust und Trunksucht überwuchert. * *Als er mit dem König von Frankreich zu einer Besprechung der Kirchenspaltung in Reims zusammentraf, war er so schwer betrunken, daß er zum Prunkmahl nicht erscheinen konnte. Den Erzbischof von Prag, der ihm Vorstellungen machte, ließ er einkerkern und dessen Eeneralvikar Johann von Pomuk (Nepomuk) foltern, dann gefesselt und geknebelt von der Moldaubrücke stürzen. Die Dichter klagten, die Welt habe einen Papst zu viel und einen Kaiser □ zu wenig. □ Wieder versammelten sich die Kurfürsten; vor den Toren Lahnsteins erklärten sie vor allem Volke Wenzel als „unnützlich, trag und für das römische Reich durchaus ungeschickt" und wählten auf dem von Karl Iv. erbauten Königstuhl zu Reuse den Pfalzgrafen Ruprecht zum König. Aber auch der wohlmeinende Pfälzer konnte der Verwirrung nicht Herr werden. 4. Mit Siegmund, Wenzels Bruder, starb das Lützelburger Haus aus. Er war ein auffallend schöner, großer Mann mit blitzenden Augen und wallendem, zweigeteiltem Bart, fröhlich, geistreich, beredt; den gemeinen Mann redete er mit Ihr an; zu Konstanz auf dem Turnier erlegte er zwei Gegner, ehe er den Helm lüftete. Aber er war ein 7*

7. Geschichte des Mittelalters - S. 86

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
86 Staufer und Kreuzzüge. ererbten Besitzungen (Allode) Braunschweig und Lüneburg, Bayern fiel an Otto von Wittelsbach; doch wurde jetzt auch Steiermark ein selbständiges Herzogtum, das bald unter dem Geschlechte der Baden-□ Berger mit Österreich vereinigt wurde.□ 7. Mit Strenge hielt Friedrich die Ordnung im Reich aufrecht. Den Bauern verbot er die Waffen, die sie bisher selbst bei der Feldarbeit getragen, verurteilte aber auch Fürsten, wenn sie den Landfrieden brachen, zu der Strafe des Hundetragens, die seit Jahrhunderten nicht mehr angewendet worden war. Er beschränkte die Zölle auf dem Main und Rhein; Gewerbe und Handel blühten. Neben seinen Pfalzen (Gelnhausen, Trifels, Hagenau) gründete er Märkte, aus denen einige Städte erwachsen sind. In einer langen Friedenszeit, wie sie noch nie erlebt war, wurde Deutschland das mächtigste Land Europas. 8. Dichter und Spielleute priesen das Pfingstfest in Mainz: die „Schwertleite" (den Ritterschlag) der beiden ältesten Kaisersöhne Heinrich und Friedrich. Siebzigtausend Ritter soll der leutselige Herr als seine Gäste empfangen und in einer aus Holz und Leinwand rasch erbauten Stadt beherbergt, bewirtet und reich beschenkt haben; glänzende Kirchgänge und Kampfspiele befriedigten die Schaulust. Nicht minder großartig war das Fest, das ihm die Stadt Mailand bei seiner letzten Fahrt nach Italien als Zeichen ihrer Treue ausrichtete; es galt der Vermählung seines Sohnes, des bereits zum König erwählten Heinrich, mit der normannischen Königstochter Konstanze, der Erbin Siziliens und Apuliens. Von Lübeck bis Palermo gebot der greise Held. Aber der Papst sah mit Besorgnis auf diese Machtfülle der Hohenstaufen. 5. Der dritte Kreuzzug. Die Ritterorden. 1. Da erscholl die Schreckensbotschaft, Jerusalem sei gefallen. Alsbald berief der Kaiser einen ,,Hoftag Jesu Christi" nach Mainz und nahm unter dem Jubel vieler Tausende das Kreuz. * *Auf dem zweiten Kreuzzug hatte Friedrich seinen Oheim begleitet; als das Kreuzheer in Kleinasien umkehren mußte, hatte der junge Schwabenherzog einen Teil weitergeführt bis nach Palästina, nach Ackers (Akkon): eine wertvolle Schule für den dritten Kreuzzug. Belehrt durch jene Erfahrungen, ließ er durch Gesandtschaften mit den Ungarn und Serben, dem Griechenkaiser und dem Sultan

8. Geschichte des Mittelalters - S. 91

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Heinrich Vi. Philipp. V 6e—74. 91 reits zum König gewählt und gekrönt. Da er aber die Regierung nicht führen konnte, nahm sein jüngster Oheim, Herzog Philipp von Schwaben, die Krone an, die ihm die Fürsten anboten. Gegen Philipp erhob eine Gegenpartei Otto, den jungen Sohn des Löwen, zum Gegenkönig. * * Otto Iv. war in England erzogen und in Frankreich mit einer englischen Grafschaft belehnt worden. Er bat nicht nur wie Philipp den Papst um Bestätigung seiner Wahl; als Innozenz sich nach langem Zögern für ihn erklärte, schrieb er ihm: „In Staub und Asche hätte sich mein Königtum aufgelöst, wenn Ihr nicht in Eurer Huld die Wag- □ schale zu meinen Gunsten gesenkt hättet." D Als der Papst sich für Otto entschied, fühlten sich manche Fürsten durch diese Einmischung gereizt: sie traten zu Philipp über, dem „jungen sühen Mann", für den Walter von der Vogelweide seine herrlichsten Sprüche dichtete. Da wurde er auf seiner Pfalz bei Bamberg von dem gewalttätigen Otto von Wittelsbach aus Rachsucht ermordet, und seine Witwe, die griechische Kaisertochter 3rene> die „Rose ohne Dorn, die Taube sonder Galle", starb bald nachher aus der Burg Hohenstaufen. Ietzt wurde Otto allgemein anerkannt. Aber als er die Rechte des Reiches wahrte und sogar Apulien zu erobern sich anschickte, kam des Papstes Mündel, Heinrichs Vi. junger Sohn, über die Alpen. Wenige Stunden vor Ottos Ankunft zog Friedrich Ii. in Konstanz eilt; alles verließ den hochfahrenden Welfen. 3. Aber auch Friedrich geriet in vielfachen Streit mit den Päpsten. Im Bann unternahm er einen Kreuzzug, den er bei der Krönung in Aachen gelobt hatte. Er gewann durch Unterhandlungen Jerusalem, Bethlehem und Nazareth nebst Sidon und die Krone des Gelobten Landes, nutzte sie aber selber vom Altar der Kirche des Heiligen Grabes nehmen, weil kein Priester sie ihm aufsetzen durfte. * * Friedrich Ii. verwaltete sein apulisches Erbreich nach ganz modernen Grundsätzen, führte Gerichtshöfe, besoldete Beamte, Zölle, Monopole ein. Die Regierung Deutschlands überließ er seinem ältesten Sohn; doch beugte er die aufblühenden Städte, die Heinrich frei machen wollte, unter die Hoheit der Landesfürsten. 4. Sein Kampf mit dem Papst Innozenz Iv., einem Grafen Fiesco aus Genua, gestaltete sich fast so leidenschaftlich und verderblich wie der Investiturstreit. Innozenz erklärte Friedrich für abgesetzt,

9. Geschichte des Mittelalters - S. 103

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Die Besiedelung Ostdeutschlands. V 3 s—44. _________ Gauen Deutschlands zogen junge Ritter- und Bauernsöhne, aber auch Kaufleute, nach Holstein, nach Mecklenburg und Pommern; am Nordrande des deutschen Mittelgebirges entlang, durch die Kösener Pforte bei Naumburg, zogen die Auswandererscharen Jahrhunderte hindurch in die entvölkerte Mark Brandenburg, nach Sachsen (Meißen) und Schlesien: Mönche und Ritter, Kaufleute, Handwerker und Bauern. Fürsten wie Albrecht der Bär und Heinrich der Löwe betrieben die Besiedlung der Ostseeküste von Holstein bis Livland, wo Riga aufblühte. In Mecklenburg waren die wendischen, in Schlesien die polnischen Fürsten selber darauf bedacht, deutsche Ansiedler heranzuziehen; die heilige Hedwig, die aus deutschem Fürstengeschlecht stammle, bemühte sich zugleich mit gutem Erfolg, das Christentum einzubürgern. In Böhmen nahm König Ottokar, ja schon sein Vater deutsche Einwanderer mit Freuden auf; deutsche Bergleute erschlossen den Reichtum der Tiefe und machten Ottokar zum „goldenen König": am Nord-und Westrande des Landes überwog die deutsche Bevölkerung. Österreich ist schon seit Herzog Tassilos Tagen von Bayern aus besiedelt worden; in Siebenbürgen (am Flusse Seben) schützten die Deutschherren, ehe sie nach Preußen zogen, eine Zeitlang die Mark; jetzt fanden Franken aus der Eifel den Weg dorthin, und diese „Sachsen" (Sassen) haben mit zäher Treue Sprache und Volkstum bis heute bewahrt. 3. Die Wenden wurden ausgerottet oder zu Deutschen gemacht; noch heute sitzen ihre Nachkommen im Spreewald und in Hannoverisch Wendland; unter der Obhut deutscher Grafen siedelten sich mitten unter ihnen deutsche Bauern an. Damals sind zahlreiche wendische Wörter ins Deutsche aufgenommen worden: Dolmetsch; Kürschner, Zobel; Kalesche, Droschke; Peitsche, Knute, Kummet; aus dem Ungarischen ist Trabant und Heiduck, wie späterhin Husar, Pandur, Tolpatsch eingedeutscht worden. Von Riga bis Siebenbürgen erblühten neue Heimstätten für den Überschuß unseres Volkes, waren Pflug und Schwert, Handwerk und Handel tätig; reiche Klöster wurden Pflegestätten des religiösen Lebens, aber auch eines vorbildlichen Land- und Gartenbaues und gewerblicher Wasseranlagen. 4. Der Eisenpflug, der Ziegelbau, die Eindämmung der Ströme zeigten die deutsche Überlegenheit. Als freies Eigentum zogen sich die

10. Geschichte des Mittelalters - S. 61

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Deutsche Gesittung unter den Ottonen. Iv 2 s—s. 61 die in der Kanzlei die Urkunden prächtig ausführten, waren Kleriker wie in England (clerks). Die deutsche Kirche erreichte damals ihre höchste Blüte. Unbeschadet ihrer Zugehörigkeit zur römischen Mutterkirche galt der Kaiser als ihr Oberhaupt. Das Reich zählte sechs Erzbistümer: Mainz, Köln und Trier, Bremen, Magdeburg und Salzburg. Das Erzstift Mainz, dessen Erzbischof die höchste Stellung im Reich einnahm, er-D streckte sich mit seinen dreizehn Stiftern über das halbe Deutschland.^ Aus den Klöstern und ihren Schulen ging ein gebildeter, eifriger Priesterstand hervor, während die weltliche Bildung vernachlässigt wurde: Heinrich I. konnte gar nicht lesen und schreiben, Otto I. lernte es erst in spätern Jahren. * * Neben der Seelsorge, der sie mit Eifer oblagen, hielten die Kirchenfürsten Gericht wie der König und führten ihm ihren gepanzerten Heerbann zu wie die weltlichen Großen: in der Zeit der Nordmänner- und Ungarnnot sind binnen dreier Jahrzehnte zwei Erzbischöfe und acht Bischöfe im Kampfe gefallen! 8. Um die Wenden dauernd zu bekehren, gründete Otto das Erzbistum Magdeburg mit den Bistümern Haoelberg, Brandenburg, Meißen, Merseburg und Zeitz (Naumburg). Unter dem Einfluß des Herrschers und seines Bruders, des Erzbischofs Brun von Köln, der auch das Herzogtum Lothringen verwaltete, wich der Überrest alter Roheit milderer Gesittung und tiefer Frömmigkeit. Das Zeitalter der Ottonen hat das Christentum mit voller Inbrunst erfaßt. In alle Verhältnisse des Lebens griff die Religion ein. Mit Fasten und Beten, Almosengeben und Krankenpflege, Schenkungen an Kirchen und Klöster, Tragen von Bußgürteln und härenen Gewändern bemühte sich jeder um einen Platz im Himmelssaal. Mit Fasten und Beten bereitete man sich auch auf die Schlacht vor: das Heer hörte eine Messe; dann erst stürzte es sich mit dem frommen Ruf: Kyrie eleison grimmig auf den Feind. Lange bevor mit dem Ablauf des vermeinten tausendjährigen Reiches der Weltuntergang hereinzubrechen schien, ergaben sich die Deutschen einer strengen Askese: viele enthielten sich ganz des Fleisches, auch der Fische, ja soviel wie möglich aller Speise; beim Gottesdienst, namentlich beim Genusse des Abendmahls, brachen oft Geistliche und Laien in Tränen und zerknirschte Wehklagen aus.
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