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Straßen führen aus dem Kattegat in die Ostsee? 26. Welches sind die
vorzüglichsten Inseln des dänischen Archipelagus? 27. Welche ist die öst-
lichste? 28. Seit welcher Zeit ist das Königreich auf den gegenwärtigen
Bestand herabgekommen? 29. Welche Besitzungen im Ausland sind 1646
verkauft worden? 30. Wie viel brachte alljährlich der Sundzoll ein?
31. Welche Producte fehlen ganz in Dänemark? 32. In welche 4 Pro-
vinzen kann man Dänemark eintheilen? 33. Welches sind die bemerkenswerthe-
sten Wohnplätze darin? 34. Wo wurde der Sundzoll erhoben? 35. Wo
liegen die Färöer? 36. Was ist von Island zu merken? 37. Unter wel-
chen Graden der Breite und Länge liegt Island?
Zur Wiederholung von 8 56 und 57.
1. In welchen Beziehungen ist Deutschland das Land der Mitte in
Europa? 2. Welche Ströme durcheilen cs? 3. Was ist vom Stromgebiete
des Rheins, der Weser, Elbe, Oder und Donau zu wiederholen? 4. Was
von dem deutschen Mittelgebirgs- und Tieflande? 5. Welche Erzeugnisse lie-
fert der Boden? 6. Welche Ausfuhrartikel erzeugt Deutschland? 7. Durch
welche Charaktereigenthümlichkeiten zeichnet sich der Deutsche aus? 8. Worin
zeichnen sich dieselben aus? 9. Welche deutschen Fabrikate sind im Auslande
geschätzt? 10. Auf welcher Stufe stehen Handel und Verkehr? 11. Welche
Einrichtung hatte der deutsche Bundestag von 1815? 12. Wann ist er
aufgehoben worden?
Zur Wiederholung von 8 58.
1. Wann ist der norddeutsche Bund gestiftet worden? 2. Welche
Zwecke hat er? 3. Wodurch unterscheidet er sich von dem deutschen Bun-
desstaat? 4. Welche Staaten gehören zum norddeutschen Bunde? 5. Wie
viel Q. M. umfaßt der norddeutsche Bund? 6. Wie viel Menschen woh-
nen darauf? 7. Welche süddeutschen Staaten gehören nicht zum norddeutschen
Bunde? 8. Wie viel Q. M. machen ihre Länder zusammen aus? 9. Wie
viel Menschen wohnen darauf?
Zur Wiederholung von 8 59.
1. Wie viel Q. M. umfaßt der preußische Staat nach dem Kriege
von 1866? 2^ Wie groß ist die Zahl seiner Einwohner? 3. Aus wel-
chen Provinzen besteht Preußen seit 1866? 4. An welche Meere und
Länder grenzt Preußen? 5. Welcher Theil der preußischen Monarchie liegt
an der Ostsee? 6. Welche Ströme und Küstenflüsse münden aus preußischem
Gebiet in dieselbe? 7. Welche Zuflüsse aus Preußen erhält der Pregel,
die Weichsel, die Oder, die Elbe, die Weser, der Rhein? 8. Welcher Theil
Preußens liegt an der Donau? 9. Wodurch zeichnet sich die baltische
Landhöhe aus? 10. Wo beginnt dieselbe? 11. Wo endet sie? 12. Welche
wichtigen Canäle haben wir in Preußen kennen gelernt? 13. Auf melcher
Stufe stehen in Preußen die Viehzucht und der Ackerbau, ferner die Ge-
werbe und die Volksbildung? 14. Wo findet man Bernstein? 15. Welche
3 Bezirke in dem preußischen Rheinland zeichnen sich durch eine vorzügliche
Gewerbthätigkeit aus? 16. Welches sind die wichtigsten Erzeugnisse des
Mineralreichs in Preußen? 17. Welche Fabriken Berlins werden gerühmt?
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Dänemark Island Island Deutschland Europa Rheins Donau Deutschland Ostsee Rhein Donau Bernstein Rheinland Berlins
V
für den Unterricht ein lebenskräftiger Eifer der Schüler gewonnen
wird. Zwei vollständige Jnhaltsregister sind ebenfalls neu hinzu-
gekommen. Daß sich schließlich der Verfasser bemühte, neue For-
schungen auf dem Gebiete der geographischen Wissenschaft, soweit sie
dem Standpunkte der Schüler angemessen sind, in dies Lehrbuch auf-
zunehmen, wird der aufmerksame Leser leicht finden. Mit dem Wunsche,
es möge auch diese zweite Auflage sich Gunst und Wohlwollen zu
erwerben im Stande sein, übergebe ich sie den Lehrern und Freunden
der geographischen Wissenschaft.
Frankfurt am Main, den 15. Okt. 1858.
Prof. Dr. H. Cassian.
Vorrede zur dritten Auflage.
Die zweite Auflage dieses Lehrbuchs war rasch vergriffen, da
dasselbe in vielen Schulen des In- und Auslandes sich Eingang
verschafft hatte. Um so mehr glaubte der Verfasser bei dieser dritten
Auflage darauf sehen zu müssen, daß einzelne Irrthümer beseitigt
und diejenigen Verbesserungen vorgenommen wurden, welche durch
die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit geboten waren. Der Para-
graph, welcher die staatlichen Verhältnisse Italiens behandelt, wurde
neu bearbeitet, das. Heerwesen Deutschlands in seinen Grundformen
ausgenommen, die Erweiterung des französischen Gebiets nachge-
tragen und endlich was an neuen Entdeckungen im Gebiet der astro-
nomischen Geographie bekannt geworden ist, an Ort und Stelle ein-
geschaltet. Möge auch diese dritte Auflage wie die beiden ersten sich
die Gunst der Lehrer und Lernenden zu erhalten im Stande sein;
dieß wünscht von Herzen
der Verfasser.
Frankfurt am Main, den 15. März 1861.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
76
und der Vater durch das Gesetz verpflichtet, es regelmäßig bis zur Confir-
mation zum Schulbesuch anzuhalten. Für die höhere Bildung sorgen in
Deutschland 25 Universitäten, 400 Gymnasien und Lyceen, viele lateinische
Schulen, Seminarien, böhere Bürger- und Realschulen, polytechnische Schu-
len, Anstalten für den Gewerbe- und Haudelsstand, für das Militär, für
Landwirthe, Forstbeamte, Bergleute, Chirurgen, Thierärzte, Pharmazeuten re.
Zahreiche Sammlungen aller Art und öffentliche Bibliotheken erleichtern
setzt das Studium der Wissenschaften. In mehr denn 150 Städten sind
öffentliche Bibliotheken, und mehr als 40 davon zählen über 25,000 Bände.
Die berühmtesten Biblotheken sind in München (800,000 Bände), in
Berlin, Wien, Göttingen, Dresden, Breslau, Wolsenbüttel re. Auch haben
sich in den meisten größeren Städten Gesellschaften gebildet, denen es Ernst
ist, auf dem Gebiete der Wissenschaft anzuregen und das Gute zu fördern.
Insbesondere ist cs dem deutschen Bedürfnisse angemessen, daß von Tag zu
Tag das Studium der Naturwissenschaften zunimmt und ins Leben übergeht.
Für die Erforschung der Himmelsräume sind gegenwärtig sechzehn Stern-
warten in lebhafter Thätigkeit. Die Geistesprodukte des In - und Auslan-
des versenden 1500 Buchhandlungen, deren Centralpunkt Leipzig in: Norden,
Stuttgart im Süden von Deutschland ist.
Einer ebenso sorgsamen Pflege haben sich auch von je die Künste in
Deutschland zu erfreuen gehabt. Tie Geschichte der Dichtkunst, Musik, Ma-
lerei und Baukunst weist große Meister auf, welche Deutschland hervorgebracht
hat. Aber auch die Gegenwart ist nicht zurückgeblieben. Man hat in allen
Fächern der Kunst Anstalten, welche den Geschmack bilden und das Kunst-
gefühl der Nation heben sollen. So befinden sich in Wien, Berlin, Düssel-
dorf und München Akademien der Künste; Maler - und Zeichenschnlen zu
Berlin, Düsseldorf, München, Nürnberg, Frankfurt, Kassel re.; Gemälde-und
Antikensammlungeu in den eben genannten und vielen andern deutschen
Städten; endlich Conservatorien für Musik iu Leipzig, Prag, Wien, Berlin,
Stuttgart und München.
8 57.
Der deutsche Bund von 1815.
In dem Umfange, wie Deutschland in dem vorhergehenden Abschnitte
(§ 56) genommen wurde, hat es während des letzten halben Jahrhunderts,
nämlich von 1815 bis 1866, bestanden. Wenige Jahre vorher war es
Napoleon I. gelungen, sich Deutschlands durch Gewalt und List zu bemäch-
tigen und nach Willkür darin zu schalten und zu walten; 1813 ermannte
sich jedoch das deutsche Volk und vertrieb den französischen Eroberer und
Despoten. Um sich für die Zukunft gegen solche Feinde zu sichern, schlossen
die damals auf 35 sich belaufenden deutschen Staaten 1815 ein Schutz-
und Trutzbündniß mit einander. Die Leitung dieses deutschen Bundes
ward Gesandten der verbündeten Staaten übertragen; sie bildeten in ihrer
Gesammtheit den deutschen Bundestag, und Frankfurt a. M. war
der Sitz deffelben. Ihre Instructioneu erhielten die Bundestagsgesandten
von ihren Regierungen; die Völker selbst übten keinen Einfluß auf sie aus.
Die Militärmacht, über welche der Bund im Falle eines Krieges zu ver-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland München Berlin Wien Göttingen Dresden Breslau Leipzig Stuttgart Deutschland Deutschland Deutschland Wien Berlin Berlin Düsseldorf München Nürnberg Frankfurt Kassel Leipzig Prag Wien Berlin Stuttgart Deutschland Deutschlands Frankfurt
78
S 58.
Der norddeutsche Bund von 1866.
Zwischen den beiden Großstaaten des deutschen Bundes, zwischen Oester-
reich und Preußen, bestanden von Ansang an ziemlich ungünstige Verhält-
nisse, da jeder derselben nach der Herrschaft in Deutschland strebte. Preußen,
als echt deutscher Staat, hielt sich dazu vorzugsweise berufen; Oesterreich
dagegen glaubte seine ganze staatliche Existenz bedroht, wenn es die Ober-
herrschaft in Deutschland einbüßte. In dem Kriege um Schleswig-Holstein
gegen Dänemark (1863 und 1864) gingen beide Staaten zwar nochmals
Hand in Hand mit einander; die gemeinsame Verwaltung der glücklich er-
oberten Herzogthümer entzweite sie jedoch und ließ die alte gegenseitige Ab-
neigung deutlich wieder zu Tage treten und endlich zum Ausbruch kommen.
Beschlüsse, welche der Bundestag auf Veranlassung Oesterreichs am 15. Juni
1866 gegen Preußen faßte, nöthigten letzteren Staat, aus dem Bunde zu
treten und diesen selbst für erloschen zu erklären.
Preußen drang nun aus Berufung eines deutschen Parlaments, und
kam damit lange gehegten Wünschen des deutschen Volkes entgegen. In
seinen: Statut-Entwurse für dasselbe forderte es Ausschluß Oesterreichs aus
Deutschland. Die Folge hiervon war der Ausbruch eines Krieges zwischen
Preußen und Oesterreich, in welchem Letzteres in wenig Wochen im eigenen
Lande so total geschlagen wurde, daß es Frieden schließen (23. Aug. 1866
zu Prag) und in Folge dessen zugleich Venetien an das mit Preußen ver-
bündete Italien abtreten mußte.
Preußen ist durch diesen Sieg nicht nur in den vollen Besitz von
Schleswig-Holstein gekommen, sondern hat auch das Königreich Hannover,
das Kurfürstentb um Hessen, das Herzogthum Nassau, einen Theil des Groß-
herzogthums Hessen und die Stadt Frankfurt a. M., deren Regierungen ihm
in dem Kriege mit Oesterreich feindlich entgegentraten, erworben.
Die norddeutschen Fürsten sind der Aufforderung Preußens, mit ihm
einen norddeutschen Bund zu bilden, nachgekommen, während die süd-
deutschen, nämlich Baiern, Württemberg und Baden, noch für sich dastehen.
Das Verlangen der Völker ist jedoch auf die Vereinigung Süddeutschlands
mit Norddeutschland zu einem einzigen deutschen Bunde gerichtet, da sie die
Ueberzeugung haben, daß nur aus der Vereinigung Heil für Alle erwächst.
Die Zeit, wo ein deutscher Bund, in dem Preußen die militärische und
diplomatische Führung hat, sich bilden wird, ist gewiß nicht mehr fern, und
ist er gestiftet, dann werden auch die deutschen Länder Oesterreichs wieder
in ein freundliches Verhältniß zu demselben treten können.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Ortsnamen: Oester- Deutschland Oesterreich Deutschland Schleswig-Holstein Oesterreichs Oesterreichs Deutschland Oesterreich Italien Schleswig-Holstein Hannover Hessen Hessen Frankfurt_a._M. Oesterreich Baiern Württemberg Baden Norddeutschland Oesterreichs
115
Innern, 3) die romanische in Graubündten, welche wiederum 4 Dialekte
hat, 4) die italienische in Tessin und den südlichen Thalschaften von Bündten.
Der Religion nach sind drei Fünftel der Bevölkerung Glieder der evange-
lischen, zwei Fünftel dagegen Anhänger der römisch-katholischen Kirche. Juden
leben 2000 in der Schweiz.
Die schweizerische Industrie ist sehr bedeutend und im Ausland wohl
angesehen. Die Baumwollenmanufakturen von Glarus, die Spitzen von
Neuenburg, die seidenen Waaren von Zürich, die Baumwollen- und Leinen-
webereien von Appenzell, die Papierfabrikation von Basel, die Gold- und
Silberwaaren von Gens, die Schweizer-Uhren von Genf und Neuenburg
gehen in alle 5 Welttheile und finden wegen ihrer Güte großen und raschen
Absatz. Ebenso sind die Holzschnitzereien des Berner Oberlandes gesuchte
Artikel. Besonders lebhaft ist der Transithandel aus Deutschland nach
Italien über den Splügen und Gt. Gotthardt; Basel, Zürich, St. Gallen, Lu-
zern, Neuenburg, Bern, Genf und Chur sind die Haupthandelsplätze der Schweiz.
Eine besondere Eigenthümlichkeit der Schweizer besteht darin, daß sie
des Verdienstes willen ihre Heimath auf längere oder kürzere Zeit verlassen
und später mit dem Erwerbe in die Heimath zurückkehren. So wandern
namentlich aus Tessin jedes Frühjahr Tausende von Männern und Jüng-
lingen nach Italien oder Tyrol, und erwerben sich daselbst als Glaser,
Maurer, Tagelöhner oder Handlanger so viel Geld, daß sie den Winter
von dem Ersparten sich und ihre Familie erhalten können. Besondere Be-
rühmtheit haben von diesen wandernden Schweizern die Graubündtner Zucker-
bäcker erhalten, deren „Schweizer-Conditoreien" in allen größeren Haupt-
städten Europas wohl besucht sind. Ebenso werden Erzieher und Erzieherin-
nen aus den Kantonen Genf, Waadt, Neuenburg und Freiburg aller Orten
geschätzt. Wiederum treten Andere in römische oder neapolitanische Kriegs-
dienste, in welche man die Schweizer wegen ihrer Treue und Tapferkeit
immer gern aufgenommen hat, und erwerben sich daselbst für die alten Tage
ausreichende Pensionen neben der Erfahrung im Kriegshandwerk. Aber Allen
bleibt in der Ferne eine Liebe und Anhänglichkeit zum Vaterland und zur
Heimath, welche sich bei allen Gelegenheiten durch Wort und That frisch
und kräftig erzeigt.
Die schweizerische Eidgenossenschaft besteht aus 22 Kantonen, von denen
jeder souverain ist, und von denen drei wieder in 2 selbständige Landestheile
zerfallen, Unterwalden (in Ob- und Nidwalden), Appenzell (Außer- und
Innerrhoden) und Basel (Basel-Stadt und Basel-Land). An der Spitze
der Gesammtheit steht der Bundesrath, welcher aus 7 Mitgliedern besteht,
und die Beschlüsse des Stände- und Nationalraths auszuführen hat. Seine
Amtsdauer erstreckt sich auf drei Jahre. Der Ständerath besteht aus 44
Abgeordneten der Kantone; jeder Kanton schickt 2 Ständeräthe nach Bern;
in den getrennten Kantonen sendet jeder Landestheil ein Mitglied ab. Der
Nationalrath besteht aus den Abgeordneten des Volkes. Je 20,000 Einwoh-
ner oder eine Bruchzahl über 10,000 wählen ein Mitglied. Soll ein Gesetz
oder Vorschlag zum Bundesgesetz erhoben werden, so müssen beide Räthe
ihre Zustimmung ertheilen. Bundessitz in der Schweiz ist Bern.
Jeder Kanton der Schweiz ist souverain, d. h. er ordnet seine inneren
Angelegenheiten selbständig. Die Spitze eines jeden Kantons bildet das
8*
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Alles ist ihnen Gegenstand der Spekulation, denn Alles will reich werden
und Schätze sammeln und zwar so rasch als möglich. „Zeit verloren, Alles
verloren" -- denken sie. Die natürlichen Wasserstraßen, die zahlreichen
Kanäle, Eisenbahnen, Kunststraßen, Posteinrichtungen befördern den Handel
ungemein. Keine Zölle hindern den Binnenhandel. Ausgeführt werden ins-
besondere Baumwolle, Neis, Mehl, Mais, Fleisch, Fett, Häute, Tabak, See-
fische, Holz und Metalle. Die wichtigsten Seehandelsplätze sind Neu-Uork,
Philadelphia, Baltimore, Neu-Orleans, Charleston, Providence (Neu-Jersey),
Portland, Norfolk, Savannah, Brooklyn, Alexandria, San Franzisko.
Die ganze gesetzgebende Gewalt ist durch die Konstitution dem Kon-
gresse, und die vollziehende Gewalt dem Präsidenten der Union übertragen.
Der Kongreß besteht aus dem Senate und dem Hause der Repräsentanten.
In den Senat sendet jeder von den 36 Staaten 2 Abgeordnete, welche die
gesetzgebende Versammlung der einzelnen Staaten auf 6 Jahre wählt. Alle
2 Jahre scheidet ein Drittel der Senatoren aus. Nur wer 30 Jahre alt,
9 Jahre Bürger der Union gewesen und ein Einwohner des Staates ist,
in welchem er gewählt wird, kann zum Senatoren gemacht werden. Präsi-
dent des Senats ist der jedesmalige Vice-Präsident der Union; er stimmt
nur mit, wenn die Stimmen einstehen. Der Senat nmß jede Bill ohne
Ausnahme, welche im Repräsentantenhaus angenommen ist, berathen; nimmt
auch er sie an, so wird dieselbe zum Gesetze erhoben, wenn der Präsident
sie unterzeichnet. Geschieht das nicht, so muß eine neue Berathung in bei-
den Häusern stattfinden. Sprechen sich dann in jedem 2/3 der Stimmen
für das Gesetz aus, so hat dasselbe auch ohne des Präsidenten Zustimmung
volle Gültigkeit. Die Repräsentanten werden alle 2 Jahre von dem Volke
der einzelnen Staaten gewählt. Wählbar sind nur diejenigen, welche ein
Alter von 25 Jahren erreicht haben, 7 Jahre Bürger der Union gewesen
und zur Zeit der Wahl Einwohner des Staates sind, in welchem sie ge-
wählt werden. Nach der letzten Zählung kamen auf 70,700 Köpfe (5 Sklaven
— 3 Freien) ein Repräsentant und überdies noch einer mehr, wenn der
Rest der Bevölkerung mehr als die Hälfte von 70,700 Seelen beträgt.
Die Repräsentanten (gegenwärtig an 240) wählen sich ihren Sprecher
(— Präsident) selbst. Der Präsident der Union wird aus 4 Jahre und
gleichzeitig mit ihm der Vice-Präsident, sein Stellvertreter und Ersatzmann,
gewählt. Wählbar ist nur ein Bürger der Union, welcher seit 14 Jahren
daselbst wohnt und 35 Jahre alt ist. Beide werden in jedem Staate von
einem Wahlkörper gewählt, welcher aus so viel Mitgliedern besteht, als der
betreffende Staat Mitglieder zu dem Kongreß absendet. In der ganzen
Union wird diese Wahl am gleichen Tage vorgenommen; die Stimmenmehr-
heit entscheidet. Der Präsident ist zugleich Oberbefehlshaber des Heeres und
der Flotte; er hat zunächst die Beschlüsse des Kongresses auszuführen, die
laufenden Staatsgeschäfte zu überwachen und mit Einwilligung des Kongresses
Verträge und Bündnisse zu schließen, die Beamten der Union zu ernennen
und dem Kongresse Botschaften zu bringen, d. h. er muß schriftlich Mit-
theilungen über die innern und äußern Verhältnisse der Union machen; denn
weder der Präsident, noch seine Minister haben Zutritt zum Kongreß. Das
Kabinet des Präsidenten besteht aus dem Minister des Staats, der Finanzen,
des Kriegs, der Marine, dem General-Staatsanwalt und dem General-Post-
Cassian, Geographie. 4. Aufl. ^9
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt]]
Der Wiener Kongre. Iii 122i.
67
die er mit der Altmark, mit Magdeburg und Halberstadt zu der neuen Provinz Sachsen vereinigte. Die Saalepsse und die Elbefestungen Torgau und Wittenberg sowie die stliche Lausitz mit Grlitz wurden preuisch. Aus der polnischen Lndermasse fiel Westpreuen mit Danzig und Thorn nebst dem Netze-Distrikt und Posen an Preußen zurck, das dieser Striche zur Deckung seiner Hauptstadt und zur Verbindung der Pro-vinzen Preußen und Schlesien bedurfte. sterreich erhielt Galizien zurck. So beschrnkte sich das mit Rußland durch Personalunion" verbundene Knigreich auf Kongrepolen".
4. Neben den Verhandlungen gingen rauschende und kostspielige Feste her, die unser guter Kaiser Franz" seinen Gsten gab. Da widmete man sich ganz der Freude an der neugewonnenen Friedenszeit. Alt-Wien" erwies sich als die rechte Stadt der Feste, die auch die Bevlkerung in allen Schichten mitvorbereitete und mitfeierte. Gebude und Jnneneinrich-hing, Gewnder und Schmuck, Marstlle und Grten: alles brachte den Gsten festliche Stimmung entgegen. Unter dem Einflu groer Bestellun-gen hob sich der Gewerbflei und der Geschmack: die Bronze- und Gold-schmiedekunst blhten auf; Wien zhlte sechshundert Seidenfabriken; die Kunsttischlerei verstand es, die Mbel in Stil und Farbe feilt abzutnen und zueinander und zu den Rumen in Einklang zu bringen. Die Tracht, wie sie nach den Schreckenstagen in Paris aufgekommen war, wurde weiter-entwickelt: die Männer trugen blaue Frcke mit goldenen Knpfen, im Sommer mit gelben Nankinghosen, die Damen griechische Gewnder mit hoher Grtung, Hut und Haube auf eng anliegendem Haar.
So begann eine neue Form des Daseins, eine neue Lebenskunst, die sich den verschiedenen Stnden, zunchst in der schnen Donaustadt, mit-geteilt und bis heute weitergestaltet Hat. Daneben aber ging der Lnder-schacher ungestrt weiter.
2. Die neue Karte Europas und der Bundestag.
1. Es war unmglich, den Rheinbundstaaten die Lndergebiete oder doch den Gebietsumfang, womit Napoleon sie ausgestattet Hatte, wieder abzunehmen: nur gegen dieses Versprechen hatten die bedeutendsten sich zu dem Bunde gegen Frankreich herbeigelassen. Daher konnte man auch die deutschen Gromchte nicht in der alten Form, sondern nur in ihrem alten Grenverhltnis wiederherstellen.
So ergaben sich folgende Neugestaltungen:
Frankreich behielt die Grenzen, die vor der Revolution ihm zu-gehrten. Nur einige Kolonien in Westindien verblieben England, das auch das hollndische Kapland und den westlichen Teil des hollndischen
5*
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Altmark Magdeburg Sachsen Wittenberg Danzig Thorn Galizien Wien Paris Donaustadt Europas Rheinbundstaaten Frankreich Frankreich Westindien England
Die Umgestaltung Europas. Der Bundestag. Iii 2i4.
69
Lombardisch-Venezianische Knigreich, das bis an Tessin und Po reichte, ausgiebigen Ersatz. In Toskana, Parma, Modena herrschten Erz-herzge: ein Drittel aller Italiener stand unter habsburgischem Zepter.
3. Die Erneuerung der Kaiserwrde lehnte sterreich ab; es hinderte aber auch Preußen, einen magebenden Einflu aus das Reich zu erwerben. Auf sterreichs Vorschlag wurde Deutschland ein lockerer Staatenbund, und auch das nicht ohne hartes Mhen: Bayern trat nur aus Geflligkeit" bei, und Wrttemberg strubte sich gegen den Ge-danken, da man aus verschiedenen Vlkerschaften, wie Preußen und Bayern, sozusagen eine Nation machen wolle". Der deutsche Bund bestand aus einem Kaiserreich, den Knigreichen Preußen, Bayern, Sachsen, Hannover, das sich die Knigswrde eigenmchtig beilegte, und Wrttem-berg, dem Kurfrstentum" Hessen, den Groherzogtmern Baden, Hessen-Darmstadt, Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Weimar und Luxemburg, einer Anzahl Herzog- und Frstentmer und den vier Freien Stdten Hamburg, Bremen, Lbeck und Frankfurt am Main. Luxemburg war mit der Grantschen, (Schleswig-) Hol st ein mit der dnischen. Hannover mit der englischen Krone verbunden. Ost- und Westpreuen sowie Posen und die sterreichischen Kronlnder jenseits der Leitha gehrten dem Reichsverband nicht an.
Die Vertreter der Regierungen dieser 39 Staaten, die von 269 noch brigblieben, bildeten den Bundestag, der in Frankfurt a. M. unter sterreichs Vorsitz tagte. Fr wichtige Beschlsse war Einstimmigkeit ntig wie auf dem polnischen Reichstag. Jeder Souvern" durfte auch mit auswrtigen Staaten Bndnisse schlieen, wenn sie nur nicht gegen die Sicherheit des Bundes oder einzelner Bundesstaaten gerichtet waren. Fr das Reichsheer wurde nach jahrelangem Streit keine einheitliche Ord-nung, kein unabhngiger Oberbefehl geschaffen; doch errichtete man die Bundesfestungen Mainz, Luxemburg und Landau, wozu spter noch Rastatt und Ulm kamen; Preußen baute die Werke von Ehrenbreitstein. Von einer Vertretung des Volkes war keine Rede; dagegen versicherte ein Ar-tikel (13) der Bundesakte", da in allen Bundesstaaten eine landstn-dische Verfassung statthaben werde.
Diese deutsche Bundesakte stand als ein Teil der Beschlsse des Wiener Kongresses unter der Brgschaft der Gromchte, die damit eine Art Aufsichtsrecht der das politisch ohnmchtige deutsche Volk erhielten.
4. Fast an demselben Tag, da die Bundesakte unterzeichnet wurde, 1816 verlas in der Schlokapelle zu Charlottenburg der achtzehnjhrige Prinz Wilhelm von Preußen als Konfirmand sein selbstverfates Glaubens-bekenntnis, 37 Lebensgrundstze", in denen der sptere Mann schon zu erkennen ist:
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Europas Toskana Parma Modena Deutschland Wrttemberg Bayern Bayern Sachsen Hannover Hessen Baden Hessen-Darmstadt Mecklenburg-Schwerin Mecklenburg-Strelitz Sachsen-Weimar Luxemburg Bremen Frankfurt Main Luxemburg Schleswig- Frankfurt_a._M. Mainz Luxemburg Landau Ehrenbreitstein Charlottenburg
Die Heilige Allianz. Das Wartburgfest. Iii 243s. 71
kein deutscher Staat mehr. In Preußen wollte der Geheimrat Schmalz, ein Schwager Scharnhorsts, den magebenden Dreisen einreden, das Volk habe die ungeheuern Opfer an Gut und Blut lediglich aus Gehorsam gegen den König gebracht; jetzt aber bestnden geheime Verbindungen und Verschwrungen, die Unruhen und Blutvergieen anstiften wollten.
Zwar schufen weitblickende Fürsten in ihren Staaten landstndische Verfassungen: Karl August von Weimar vereinbarte mit seinen Stnden eine Volksvertretung, der er das Recht der Steuerbewilli-gung und der Beschwerdefhrung zugestand, wie er den Zeitungen das Recht freier Meinungsuerung (die Prefreiheit) gewhrte. Seinem Vorgang folgten Bayern und Baden, dann Hessen-D arm-stadt, während der junge König von Wrttemberg, Wilhelm I., gemeinsam mit seinen Stnden eine Verfassung schuf, an der vor allen Ludwig Uhland arbeitete (Prolog zum Herzog Ernst).
Aber das deutsche Volk, unter allen Vlkern Europas das zahlreichste und gebildetste, erhielt keinen Staat; eine Vertretung des ganzen deutschen Volkes erwartete man vergebens: der allmchtige Fürst Metternich wollte keinen verruchteren Gedanken kennen als den einer Einigung der deutschen Völker. Er beschwor, auch in Preußen, eine grausame Verfolgung herauf der die jungen Leute, die der Turnvater Jahn mit derbkrftigen teut-schen" Worten zu rstiger Tat erziehen wollte, und der die Studenten, die zum guten Teil in Frankreich mitgefochten hatten und die nun mit-zuarbeiten verlangten an einem einigen Reich und an der Wohlfahrt eines freien deutschen Volkes. Als ehrliche und wehrliche Burschen" trugen sie Schnrrock und Tellermtze, wohl gar auch einen Vollbart und um die Brust schwarz-rot-goldene Bnder und sangen Vaterlandslieder: lauter Dinge, die Metternichs Argwohn erregten.
3. Diese Studenten grndeten in Jena die Allgemeine deutsche Burschenschaft", in der sie sich zu deutschen Mnnern, zu Pflegern und Frderern der Freiheit und der Selbstndigkeit des Vaterlandes heranzubilden gewillt waren. Bei der Gedenkfeier der deutschen Reformation und der Leipziger Vlkerschlacht veranstalteten sie mit ihren Kommili-tonen" von Leipzig, Halle und Gieen ein Fest auf der Wartburg: sie zndeten ein Freudenfeuer an, zu dem ihnen Groherzog Karl August (der Altbursch", wie ihn Metternich in seinem rger nannte) das Holz geschenkt hatte, und warfen neben Schriften von Schmalz u. a. eine preu-ische Ulanen-Schnrbrust, einen kurhessischen Normalzopf und einen fter-reichischen Korporalstock als Sinnbilder der berwundenen Zeiten und Zu-stnde in die Flammen.
Die Erregung, die in den herrschenden Kreisen darber entstand, wurde noch gesteigert, als der junge Student Sand, ein Jenaer Burschen-
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Extrahierte Ortsnamen: Baden Wrttemberg Europas Frankreich Metternichs Jena Leipzig Wartburg
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Das Zeitalter des Bundestages.
schafter, den Dichter Kotzebue, den man fr einen russischen Spion hielt, in Mannheim ermordete. Nun berief Metternich die Diplomaten der Heiligen Allianz zu einem Kongre, und es wurde eine strenge berwachung der zahlreich aufkommenden Zeitungen (durch die Zensur, eine Prfungs-behrde fr Drucksachen) und der Universitten angeordnet, verdiente Männer wie Jahn und Arndt aus ihrem Wirkungskreis entfernt; un-beachtet blieben die Warnungen Wilhelm v. Humboldts, der nicht zugeben wollte, da die auf dem Kongre vertretenen Staaten sich in preuische Angelegenheiten einmischten.
Zu den sptern Opfern dieser Verfolgung gehrte der Mecklenburger Brgermeisterssohn Fritz Reuter: das preuische Kammergericht ver-urteilte ihn mit 39 andern Burschenschaftern wegen Hochverrats zum Tode; dann wurde er zu dreiig Iahren Festungshaft begnadigt", von denen er sieben abgesessen hat. Seine juristische Laufbahn war verdorben; so wurde er der plattdeutsche Dichter der Luschen und Rimels", der Fran-zosentid", der Stromtid". In der Festungstid" hat er seine Leidensgeschichte mit guter Laune geschildert.
Tiefe Erbitterung ergriff die ehrlichen Vaterlandsfreunde: Htte die Nation 1813 gewut, da nach elf Jahren von einer damals zu er-reichenden und wirklich erreichten Stufe des Glanzes, Ruhmes und An-sehens nichts als die Erinnerung und keine Realitt brig bleiben wrde, wer htte damals wohl alles aufgeopfert, solchen Resultates halber?" So schrieb Prinz Wilhelm, der sptere Kaiser, im Jahre 1824.
4. Die Orientalische Frage und die Griechen.
1. Den Trken galten die unterworfenen Christen als eine willen-lose Herde, die Rajah". Der Landmann, dessen Htte eher eine Erdhhle heien mochte, baute nur so viel an, als er notwendig brauchte: alles brige nahmen ihm doch die Beamten weg. An Verbesserungen im Ackerbau dachte niemand. Vier Fnftel des Erdbodens lagen brach; im gesegnetsten Gelnde, vor den Toren Konstantinopels, breitete sich eine Einde aus. Die Erwgung, ob die trgen Osmanli" zu einer Erneue-rang ihres Staatslebens zu bringen seien oder ob ein anderes Volk, und welches, die Schtze ihres Landes zu heben berufen sei, das ist der ursprngliche Inhalt der Orientalischen Frage".
2. Endlich emprte sich die Rajah berall, wo Griechen sich ange-siedelt hatten: in den Donaulndern, in Hellas (dem alten Mittel-Eriechenland), in der Peloponnes (jetzt Morea) und auf den Inseln des Archipels. Die Handels- und seetchtigen Griechen, die in Konstantinopel und in den Stdten des stlichen Mittelmeers saen, waren die Trger
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Extrahierte Personennamen: Metternich Jahn Arndt Wilhelm Wilhelm