Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erzählungen aus der Geschichte - S. 181

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
181 5n in alter Zeit gab es unter dem Adel der Germanen solche, imfie wegen geringeren Besitzes anderen mchtigen Adeligen nachstanden. Diese traten nicht selten zu den Mchtigeren in ein Dienstverhltni und wurden deren Lehensleute. Ein solcher adeliger Lehensmann hie Ritter, d. i. Reiter, weil er seinen Heer-dienst mit seinem Herrn zu Rosse leistete. In diesem adeligen Lehensverhltnisse war der Anfang zu dem spter so einflureichen Ritterthum gegeben. Heinrich I. hatte wesentlich dazu beigetragen, da der Ritter-stand eine bevorzugte Stellung vor dem Volle erhielt. Diejenigen, welche den Dienst zu Ro im Kriege whlten, wurden von ihm durch besondere Auszeichnungen vor den Uebrigen geehrt, damit so die Lust an dem viel kostspieligeren Reiterdienst geweckt wrde. Am glnzendsten erscheint aber das Ritterthum zur Zeit der Kreuz-zge. In diesem groen Ereignisse fanden gerade die Tugenden, welche als besonderes Eigenthum der Ritter angesehen wurden, Treue, Muth, Ehrenhaftigkeit, Kampf fr die christliche Religion gegen die Unglubigen, Beschtzung der Unschuld, der Schwachen, Frauen und Waisen, die reichste Gelegenheit, sich zu bewhren. Der Ritter zeichnete sich schon uerlich vor dem brigen Volke aus. Er trug einen Ring- oder Schuppenpanzer um die Brust, einen Helm mit einem Visir, das der das Gesicht herab-gelassen werden konnte, am linken Arm einen dreieckcgen Schild, welcher wie' der Helm das Wappenbild des Geschlechtes zeigte, eine Lanze und das gerade Schwert, goldene Sporen, Armschienen und Handschuhe. Dazu kam noch ein Wappenrock, welcher den Krper bis zu den Knieen deckte und wie Schild und Helm, mit dem Wappenbilde geziert war. Wie die Stellung des Ritters, so war auch die Heranbildung zum Ritter eine besondere. Der Knabe von adeligem Geschlecht verblieb bis zum siebenten Jahre unter der Obhut der Mutter. Vom siebenten bis zum vierzehnten Jahre that er als Edelknabe oder Bube an dem Hofe eines vornehmen Ritters Dienste, um das Leben des Ritters durch eigene Anschauung und Hebung kennen zu lernen und sich jung an Rittersitte zu gewhnen. Ein Pferd tummeln, die Waffen führen, den Krper in Kraft und zierlichem Anstand den, gehrte jetzt schon zur Aufgabe des adeligen Knaben. Mit dem vierzehnten Jahre durfte er als Junker (Jungherrlin) oder Knappe mit seinem Herrn in den Kampf ziehen; er mute demselben die Rstung tragen und das Pferd vorfhren. Im ein-undzwanzigsten Jahre, wenn er in ritterlicher Sitte und Tapfer-feit gebt war, erhielt er in feierlicher Weise den Ritterschlag. Nachdem sich der Knappe durch Fasten und Beten vorbereitet hatte, gelobte er, Gott zu frchten, tglich die Messe zu hren,

2. Erzählungen aus der Geschichte - S. 182

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
182 fr den christlichen Glauben und die Kirche zu kmpfen, ute Unschuld zu schtzen, dem Kaiser Gehorsam zu leisten - Baterland zu vertheidigen und tadellos vor Gott und der cheic zu man-deln. Hierauf wurde er mit den ritterlichen Abzeichen geschmckt und erhielt den Ritterschlag, d. i. mit der flachen Schwertseite drei Schlge zwischen Hals und Schulter, mit den Worten: Im Namen Gottes, des heiligen Michael und Georg schlage ich dich zum Ritter." Gewhnlich war mit dem Ritterschlag, welches immer ein groes Fest war, ein Turnier verbunden. Dies waren festliche Kampfspiele, in welchen die Ritter zu Ro ihre Strke und Ge-wandtheit in der Fhrung der Waffen zeigten. Lngere Zeit galten diese Turniere als die Glanzpunkte des Ritterlebens und wurden mit der grten Pracht und unter zahlreicher Theilnahme der Ritter-schaft abgehalten. Den Gegner beim Anrennen zu Pferd mit ein-gelegter Lanze aus dem Sattel zu heben, war das Streben der Kmpfenden, und fters wurden mehrere Lanzen gebrochen, bis der Sieg entschieden war. Der Preis des Sieges war ein Helm, ein Schwert, eine goldene Kette n. dgl. und wurde von einer der an-wesenden Frauen dem Sieger berreicht. Auf den Kampf folgte der Festschmaus. In der Folge aber arteten die Turniere wie das ganze Ritterthum in rohe Gewalt aus. Nicht minder verschieden, als die uere Erscheinung und die ganze Stellung des Ritters waren auch seine Wohnung und sein ganzes husliches Leben. Die Ritter wohnten in Burgen, welche je nach dem Vermgen bald klein und unwohnlich, bald groß und prchtig waren. Sicherheit der Lage und Festigkeit wurden beim Bau derselben besonders bercksichtigt. Daher wurden sie gewhnlich auf steilen Hhen, oder in der Ebene an solchen Pltzen erbaut, welche von Wasfer oder Sumpf umgeben waren. Um die Burg war ein Graben, der welchen eine Zugbrcke in den Thorweg zur Burg fhrte. Durch den Burghof, welchen die Stallungen fr Pferde, Hunde n. f. w. einschlssen, kam man zur eigentlichen Burg. Hier waren der Rittersaal, die Rstkammer , die Kapelle und der Thurm mit dem frchterlichen Burgverlie. Die Mauern des Erd-gefchosfes waren so fest, da sie als Wlle dienten. Den Rittersaal schmckten die Waffen, Siegeszeichen und Ahnenbilder des Burg-Herrn; hier hielten sich die Männer gewhnlich auf und suchten sich durch Wrfelspiel und Becherklang das einfrmige Leben er-gtzlich zu machen. Denn wenn die Ritter nicht gerade zu Krieg und Fehde auszogen, fo fhrten sie im Ganzen ein sehr einsames Leben. Nur die Ritterfeste, die Jagd und der Besuch fahrender Ritter brachten einige Abwechslung in die oft langweilige Ein-frmigkeit des Aufenthaltes auf der Ritterburg. Fahrende Ritter

3. Erzählungen aus der Geschichte - S. 68

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
68 seinem Zeitgenossen Georgidas errichtet worden und bestand aus 300 auserlesenen jungen Thebanern, welche sich enge an einander anschlssen und wegen ihrer Vaterlandsliebe und Tapferkeit als die ersten des thebanischen Heeres galten. Im ueren Leben war Pewpidas sehr gewandt; daher fhrte er auch mehrmals glckliche Unterhandlungen besonders mit den Macedoniern zum Besten seines Vaterlandes. Epaminondas dagegen besa eine hhere geistige Ausbildung, welche er sich hauptschlich unter der Leitung seines Lehrers Lysis angeeignet hatte, und war fem ganzes Leben hindurch daraus be-dacht, seine Mue zu wissenschaftlichen Beschftigungen zu ver-wenden. Dabei war er tapfer wie keiner, hatte seinen Krper von frher Jugend an in Kraft und Ausdauer gebt und ber-ragte an Feldherrntalent und kriegerischer Tchtigkeit weit die zu seiner Zeit lebenden griechischen Heerfhrer, wie den Spartaner Agesilaos, die Athener Jhpikrates, Chabrias. Er war der Erfinder einer neuen Schlachtordnung oder Phalanx; dieselbe wurde in der Folge auch von den grten Heerfhrern ihrer Zeit, von Philippus und seinem Sohne Alexander von Macedonien beibehalten und vervollkommnet. An Adel der Gesinnung waren aber beide groen Männer gleich, und darauf beruhte auch ihre innige Verbindung, welche ihrem Vaterlande Schutz und Ehre brachte. In dem Kriege, welcher nach der Vertreibung der Spartaner aus Theben zwischen den beiden Staaten ausgebrochen war, fhrte Epaminondas seine Mitbrger zu den glnzenden Siegen bei Leuktra in Botien, 371 und bei Mantmea in Arkadien, 362 v. Chr. Als auf dem Marsche das Heer durch bte Vorzeichen erschreckt wurde, rief ihm Epaminondas den Vers aus Homers Ge-dichten zu: Ein Wahrzeichen nur gilt, das Vaterland zu erretten!" In der Schlacht bei Mantmea wurde Epaminondas durch einen Speer in die Brust tdtlich getroffen. Als man ihm aber ge-meldet hatte, da sein Schild gerettet sei und die Seinigen gesiegt htten, zog er sich freudig das Eisen aus der Brust und sagte: Ich habe genug gelebt." Epaminondas machte aber nicht nur sein Vaterland durch glcklich gefhrte Kriege groß und angesehen, sondern er diente auch seinen Mitbrgern als ein Muster der Einfachheit und Tugend. Denn er war, wie ein alter Schriftsteller sagt, ein Mann, den alle Tugenden schmckten und fein Laster befleckte. Er lebte hchst einfach und mig; er besa manches Hausgerthe nicht, welches sonst einfache Leute hatten, und verharrte in seiner Drftigkeit, als er der angesehenste Mann des Staates geworden war, so sehr, da er nur einen einzigen Mantel hatte und zu Hause bleiben mute, wenn dieser gewaschen wurde. Es wre ihm leicht ge-

4. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 17

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 17 — füllte die Bürger mit Scham, und sie lieferten ihm den Übelthäter aus. Der große Gesetzgeber behielt den Jüngling statt aller Strafe bei sich, und seine Milde uitb Herzensgute verwandelten ihn bald in seinen feurigsten Anhänger. Auch die Mädchen wurden durch Laufen und Werfen abgehärtet und durch Reigen, bei welchen sie fromme Lieder fangen, zu anmutiger Haltung gewöhnt. Die Spartanerin dachte und empfand wie ihr Gatte, wie ihre Söhne; sie war stolz, wenn einer der Ihrigen den Tod fand in der Schlacht. Eine Mutter übergab ihrem Sohne, der auszog in den Krieg, seinen Schild mit dem lakonischen Wort: „Damit oder darauf!" Demi für den Hopliten, den vollbewaffneten Kriegsmann mit Helm und Panzer, Beinschienen und Schild, Speer und kurzem Schwert, war die Schlacht ein Fest, dem er bekränzten Hauptes und mit frohem Gesang entgegenging. Wer entfloh oder gar den Schild wegwarf, der war entehrt für immer. Die Toten trug man auf dem Schilde heim, um sie im Schmuck des roten Kriegermantels und des Olivenkranzes ehrenvoll zu bestatten. Diese Gesinnung machte Festnngsmanern unnötig. Besser als durch Backsteine, meinte Lykurg, sei Sparta durch seiner Bürger Tapferkeit geschützt. Lykurgs Gesetze waren kurz und nicht zahlreich. Wer nicht viel Worte macht, bedarf auch nicht vieler Gesetze, sprach König Charilaos. Und Lykurg sorgte, daß seine Gesetze Bestaub hatten. Er nahm der Bürgerschaft einen Eid ab, an denselben nichts zu ändern, bevor er von Delphi zurückkomme, beste» Orakel er über den Wert seiner Einrichtungen fragen wolle. Er kam nicht wieber; man weiß nicht, wo er gestorben. Die Freunde sollen seilte Asche ins Meer gestreut haben; die Lacedämonier blieben gebunden an ihren Eid. Jahrhunderte lang lebten sie nach Lykurgs Gesetzen; so wurden sie die Herren des Peloponnes, die Kriegsfürsten aller Hellenen. Ihrer Kraft und Kriegskunst erlag selbst die opferfreudige Tapferkeit ihrer tneffenifchen Stammes-genofsen und ihrer Führer Aristomenes und Aristodemos. In dem Land Elis aber riefen die Spartaner die Olympi-f chen Spiele ins Leben, feierliche Schaustellungen zur Verherrlichung des olympischen Zeus. Der Sieger im Wettlauf, dann im Pentathlon (Fünfkampf: Sprung, Wurf der Diskos-scheibe, Laufen, Ringen, Faustkampf oder Speerwurf), sowie in dem später aufkommenden Wagenrennen und in den Künsten der Musen wurden mit einem Ölzweige geschmückt. Ebenso wurden bei Korinth zu Ehren Poseidons die Jsthmischen, bei Delphi zum Ruhm Apolls die Pythischen Spiele ausgeführt; der Siegespreis

5. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 29

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
Wohnungen mit sich umherschleppend für jeden Feind unerreichbar war. Daher erging es Darms nicht viel besser als später auf demselben Boden Napoleon I.: die Scythen wichen ihm aus, nachdem sie die Vorräte zerstört, die Brunnen verschüttet. Da mag mancher Scythe den sorglich gegerbten Skalp eines Persers, den er aus dem Hinterhalt erlegt, am Zügel seines Rosses mitgeführt oder aus weiter Perserhaut sich eine Hülse um seinen Köcher, aus weichem Perserschädel einen reichvergoldeten Prunkpokal für die großen Kriegerfeste gefertigt haben. Nach monatelangem Vormarsch verfiel das Heer der bittersten Not. Der König begriff endlich den Sinn eines Geschenkes, welches die Feinde ihm geschickt, Vogel, Maus, Frosch und Pfeil: weitn ihr nicht fliegt wie ein Vogel, euch in der Erde oder im Wasser bergt wie Maus und Frosch, so werden die Pfeile der Scythen euch die Heimkehr wehren. Da trat er den Rückzug au. Den Fürsten, welche er in den jonischen Städten als eine Art Unterkönige eingesetzt, hatte Darins die Obhut über die Donaubrücke übertragen; wenn er nach sechzig 'Tagen nicht zurückkomme, möchten sie heimfahren. Die Frist war abgelaufen, und scythische Boten meldeten die Bedrängnis der Perser. Da riet der Tyrann des Thracischen Chersonnes Miltiades, der Sprößling eines vornehmen Athenerhauses: machen wir die Griechen Asiens frei, brechen wir die Brücke ab; das andere werden die Scythen besorgen! Daö^ Schicksal des Perserreiches stand auf dem Spiel; aber die L-tandesgenossen des großen Atheners wollten die Freiheit nicht, weil der Zusammenbruch des Großkönigs auch ihre Throne zertrümmern mußte. Diese Selbstsucht rettete das Heer und den König. Ja erließ sogar starke^Truppenabteilungen in Europa zurück; sie sollten die Küste Thraciens unterwerfen und Magazine anlegen für den großen Feldzug gegen Griechenland, welchen er im Schilde führte. Zu spät schritten die jonischen Städte zum Aufstand. Die herrlich ausblühende Stadt Athen sendete den Stammesgenossen zwanzig, Eretria auf der Insel Euböa fünf Dreidecker zu Hülfe. Die Zonier nahmen und verbrannten Sardes; aber bald übten Zwietracht und Verrat ihr trauriges Werk. Sie mußten zurück; «ach hartnäckiger Verteidigung ging das glänzende Milet in Flammen auf; die Einwohner wurden, soweit sie nicht gefallen waren, am fernen Tigris angesiedelt. In den Griechenstädten Asiens und am Hellespont schaltete der Perser mit Feuer und Schwert.

6. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 31

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 31 — vereitelte Miltiades durch raschen Rückmarsch an den Saronischen Busen. An dem Ruhmestage bei Marathon hat er Athen und damit die europäische Bildung gerettet. 6. Terxes und Leoni das. Die Kunde von Marathon versetzte Darius in helle Wut. Jahrelang arbeitete er unausgesetzt an den Vorbereitungen zu einem neuen Zug. Da ereilte ihu der Tod. Sein Sohn und Nachfolger Xerxes setzte, von dem ehrgeizigen Mardonius aus-gestachelt, die Rüstungen fort. _ In' maßloser Herrschsucht träumte der königliche Jüngling schon von einer Unterwerfnng ganz Europas, von der Knechtung des ganzen Erdbodens. So sammelte er ein Heer, mie es die Welt noch nicht gesehen; die 480 Flüsse versiegte», ans denen es trank. Um den Athos nicht » Chr. umfahren zu müssen, ließ er durch den Hals der Athos-Halbinsel einen breiten Kanal ziehen; Magazine wurden angelegt und Brücken gebaut. Eine doppelte Schiffbrücke schlugen phöniciscke und ägyptische Bauleute über den Hellespo,tt; als der Sturm sie zerriß, gebot er die Baumeister zu enthaupte» und dem „bitteren Wasser" 300 Geißelhiebe geben. ^ Als der König, _ von Troia kommend, auf marmornem L.hron an der Meeresstraße platznahm, sah er die See weithin von seinen Schiffen, das Land von seinen Heerscharen bedeckt, sieben Lage und sieben Nächte lang marschierten sie ohne Unterbrechung, die besten Abteilungen bekränzt, über die neuerstellten Brücken; in der Mitte der König selbst ans prächtigem Wagen, der mit heiligen Schimmeln nisäischer Rasse bespannt war. 170 Myriaden (1700000 Mann) soll allein das Landheer gezählt habe». Und welch ein Vielerlei von Völkerschaften, von Trachte» und Waffen! Turban u»d Mütze wechselten mit ehernen und ledernen, hölzernen und geflochtenen Helmen, mit Pferdeköpfen und Fuchspelzen, Kaftan und Panzer mit Löwen-uud Pantherfelle», Lanze »nd Böge» mit Ke»le und Art, mit Schwert und Dolch. Nomadische Reiter waren mit Scklingen bewaffnet; indische Hunde und Wildesel-Gespaime fehlten so wenig wie arabische Kamel-Reiterei. Die Flotte bestand, die kleineren Fahrzeuge gar nicht mitgerechnet, aus mehr als 1200 Segeln, bemannt mit Phönizier», Ägyptern, asiatischen Griechen, darunter die männlich kühne Königin Artemisia von Halikarnaß. Bis zur Ankunft an der Grenze Griechenlands schmoll diese Heeres-macht durch Zuzug thracischer Abteilungen immer noch an, so da|5 sie zuletzt mit Einschluß der Dienerschaft weit über fünf Millionen Köpfe betragen haben muß. Wohl mochte frohe Zu-

7. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 33

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 33 - Thespier, die würdigen Nachbarn Platääs, teilten freiwillig das L-chicksal der Spartaner. Um die Mittagszeit eröffneten die Perser in Front und Rücken den Ansturm aus die todesfreudige Heldenschar. In so wuchtigen Massen wurden sie vorgetrieben, daß sie einander im Getümmel zertraten oder ins Meer drückten. Grimmen Mutes fochten Spartaner und Thespier; als die Lanzen zersplitterten, schwangen sie Schwerter und Messer, ja mit Steinen und Zähnen tobten sie gegen den Feind. Da starb König Leonidaö den seligsten Mannestod; über seiner Leiche sielen zwei Brüder des Großkönigs. Auf einem Hügel im Passe drängte sich das Häuflein der ©einigen zusammen, förmlich überschattet von den Perserpfeilen, wie es einer von ihnen vor der Schlacht ausgesprochen. Mann für Mann sanken sie in ihr Blut. Mit dem Tode des letzten Griechen endete das Würgen. Die unverwelkliche Ehre der gefallenen Helden pries ein steinerner Löwe und die schlichte Inschrift auf ihrem gemeinsamen Grabe: Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest Uns hier liegen gesehn, wie bas Gesetz es befahl! 20000 Tote zählten die Perser! Drum ließ König Xerxes in ohnmächtiger Rachgier, die edle Sitte seines Volkes verleugnend, Leonidas' Leiche verstümmeln und ans Kreuz schlagen. Den Thebanern aber, die während der Schlacht zu ihm übergetreten, ließ er sein Zeichen in die Haut brennen, wie man es Sklaven zu thun psiegte. 7. Themistokles und die Seeschlacht bet Salamis. Den entscheidenden Schlag aber in dem folgenschweren Zusammenstoß hat Atheu geführt. Die wackere Gemeinde setzte in unvergeßlicher Selbstaufopferung alles an die Erhaltung des griechischen Volkes. Das Orakel weissagte die gänzliche Vernichtung der im vollen Gedeihen wachsenden Stadt; Rettung verhieß es nur hinter hölzernen Mauern. Themistokles war der Staatsmann, welcher diese Mauern geschaffen hatte, die Flotte. Freilich mußte sein Gegner, der edle, bedächtige Aristeides, durch eine Abstimmung des Volkes, ein „Scherbengericht", verbannt werden, ehe sein wohlerwogener Rat dnrchdrang. Schon war der Ausbruch des Perserkrieges in Sicht, da bewog er die Bürger, 200 Trieren zu erbauen und den Ertrag der Bergwerke des Launon-Gebirges, welchen sie sonst alljährlich unter sich verteilten, aus diesen Schutz des Landes zu verwenden. 3

8. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 58

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
4. Vom Ltrymon bis in die Sahara. „3l4 •• bein ^"bruch des Frühjahrs 334 verließ der junge ' König fein Reich, in welchem er Antipatros als Statthalter zurückließ. An der Spitze von 30 000 Mann zu Fuß und 5000 Reitern zog er am Nordrande des Thraciermeeres hin über Stry-mon und Hebros (Maritza). Zwischen Sestos und Abydos, wo ^"^.^erxes seine Brücken geschlagen, wurde der Hellespont zu schiff überschritten; mitten im Meeresarm opferte Alexander Poseidon und den Nereiden einen Stier und einen Weiheguß aus goldener schale. Und wie Xeixes pilgerte er nach Jlinm • er bekränzte das Grab Achills, welchen das Königshaus seinen Ahnen zuzählte wie Herakles, und pries den Helden selig, der in Homer den Herold seiner Thaten gefunden. Mittlerweile sammelte sich hinter dem Granikos, der zum Marmara-Meere fließt, ein Heer persischer Reiter und griechischer Söldner. Vergebens warnten die Getreuen den König • weithin kenntlich an der glänzenden Rüstung, stürzte sich der Held, seinen Reitern nach, in das „Wässerlein" und erklomm nach hitzigem Handgemenge das Felsenufer. Einen Schwiegersohn des Königs Dareios Iii., Mithridates, der seinem Reiterkeil unerschrocken voranssprengte, tötete er selbst durch einen Lanzenstich ins Gesicht; über seinem eigenen Haupte schwang ein persischer Großer schon den Säbel, als ihm der wackere Kleitos den Arm samt der Schulter weghieb. Da, wo der König focht, wich der Feind zuerst, und bald war alles in regelloser Flucht. Die erste Schlacht war gewonnen; der persische Feldherr gab sich aus Scham den Tod. Am anderen Tag begrub Alexander, wie er es fortan immer that, seine Toten im Schmuck ihrer Waffen; ihren Eltern und Kindern verlieh er Steuerfreiheit. Die Verwundeten besuchte er und sprach ihnen Trost ein. Auch die gefallenen Feinde bestattete er mit Ehren. Die gefangenen. Hellenen schickte er gefesselt nach Macedonien zur Zwangsarbeit, weil sie für die Barbaren gegen Hellenen gefochten. Auf dem Weitennarsch an der Meeresküste hinunter leistete nur Halikarnaß entschlossenen Widerstand; Alexander zerstörte es, übte jedoch Milde gegen die Einwohner wie überall. Die jungvermählten Offiziere und Soldaten durften den Winter in der Heimat verleben, ^ie holten ihn dann ein im Herzen Kleinasiens, auf dem Wege nach der phrygischen Stadt Gordion. Dort stand in der Königsburg der altertümliche Gordios-Wagen, der einer Weissagung gemäß den hadernden Phrygern einst einen

9. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 59

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 59 — König gebracht, den Streit zu schlichten: Midas, den Sohn des Bauers Gordioö. An das Gefährte des königlichen Friedensstifters knüpfte sich das Orakel, wer dessen verschlungene Baststricke löse, werde König von Asien. Da durchhieb Alexander den „gordischen Knoten" mit dem Schwerte. Dieselbe Straße, auf welcher vor siebzig Jahren Cyrus gen Babylon zog, führte das Heer eilig über den Taurus nach Ci-licien. Heiß vom Marsche, stürzte sich der König unweit Tarsus in den klaren kalten Cydnnsfluß; Plötzlich sank er unter, bewußtlos wurde er herausgetragen. Angst und Jammer erfüllte das Heer. Der Arzt Philippus aber erbot sich, in wenig Tagen die Genesung zu bewirke». Alexander vertraute ihm und trank seine Mischung, während er ihm ein Schreiben seines getreuen Parmenion überreichte, welches vor demselben warnte. Der Arzt bestand glänzend; nach wenigen Tagen trat Alexander wieder vor seine jubelnden Truppen. Es war die höchste Zeit! Denn mit gewaltigen Heeresmassen näherte sich König Dareios Iii. der Syrischen Pforte. Bei Jssus, im Winkel zwischen Kleinasien und Syrien, zwischen Gebirg und Meer griff ihn Alexander an. Mit seinem rechten Flügel schlug er den Feind; seine Thessaler zersprengten die überlegene persische Reiterei. Noch war die Phalanx nicht im Feuer, welche durch ihren wuchtigen Stoß den Ausschlag geben sollte, wie jene Heersäule in Epaminondas' Schlachten; da entfloh Darms, seinen Wagen zurücklassend samt Purpurmantel, Bogen und Schild. In seinem Zelte fand man seine Mutter und Gemahlin, zwei Töchter und einen unerwachsenen Sohn. Alexander ließ die Frauen über das Schicksal des Großkönigs beruhige»; am nächsten Tage soll erste selbst besucht haben. Die greise Königin warf sich vor seinem Begleiter nieder, dem hochgewachsenen Hephästion, den sie für den König hielt; als sie wegen dieses Versehens sich entschuldigen wollte, tröstete sie der König: „Du hast nicht geirrt," sprach er, „auch er ist Alexander." Der bewährte Freund seiner Jugend war sein zweites Ich. Bereitwillig öffneten die Küstenstädte Syriens und Phöniciers ihre Thore. Neu-Tyrus aber auf seiner schroffen Klippeninsel wollte dem Sieger wehren, dem Stadtgotte Herakles in seinem Tempel zu opfern. Da ließ er aus L>tein und Holz einen Datum aufschütten quer durch den Meeresarm und ihn der Festungsmauer gegenüber durch zwei Türme krönen; auf diesen standen, durch aufgehängte Häute vor den lyrischen Galeeren und Feuerpfeilen gedeckt, die Geschütze, welche Steine und Balken schlenderten auf die feindliche Stadt und Flotte. In einer Sturmnacht aber füllten die Belagerten ein Schiff mit Schwefel, 333 v. Chr.

10. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 65

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
Die Macedonier, die ihren König nur für sich haben wollten, wurden eifersüchtig auf die Perser. Sie sträubten sich gegen die Vorschrift, den König nach morgenländischem Knechtsgebrauch kniend zu begrüßen; mehrfach sah sich der König sogar von Verschwörungen bedroht, die er dann wohl mit blutiger Strenge niederschlug. Selbst die älteren Feldherren und Kriegsleute verhehlten nicht immer ihren Groll. K l e i t o s (Clitus) büßte seinen Freimut mit dem Tode; bei einem Dionysosfeste stach der truukeue Alexander seinen Lebensretter nieder, als dieser in seiner Erbitterung die Thaten und Pläne des Königs herabsetzte. Was half es, daß der jähzornige Jüngling alsbald sein gräßliches Unrecht einsah und sich drei Tage und Nächte lang einschloß ohne Speise und Trank, laut jammernd um den ermordeten Freund! Trotz aller Veränderung war ihm doch die ferne Heimat unvergessen. Als er in Indien viele Tausende von Rindern erbeutete ungewöhnlich schönen und großen Schlages, wählte er die schönsten aus, um sie nach Hause zu schicken. Und wie sorgte er sür seine Macedonier! Nach der Rückkehr aus Indien zahlte er ihnen alle Schulden, die sie angaben; 20 000 Talente, 100 Millionen Mark, soll ihn diese „Lastabschüttelung" gekostet haben. Beim Übergang über einen schneebedeckten Paß sah er einen älteren Kriegsmann vor Müdigkeit und Kälte zusammenbrechen; da sprang er auf und trug ihn aus den Armen zu seinem eigenen Sitz am Feuer. Die Soldaten hingen denn auch mit unverwüstlicher Treue au ihrem Heldenkönig. Bei der Erstürmung einer Stadt im Osten machten sie nieder, was ihnen in die Hände siel, weil ihn bei der Berennung ein Pfeilschuß getroffen. In Tapferkeit und Hingebung wetteiferten sie mit ihm, er mit ihnen. Mühen und Gefahren teilte er mit dem Geringsten, wie den Ruhm und die Beute. Auf dem gedrosischen Wüstenmarsch ging zev zu Fuß, um nichts vorauszuhaben vor den anderen; und einen Trunk Wassers, den eine Streifwache fand und im Helm ihm zutrug, schüttete er aus, weil es nicht für alle reiche. Er konnte sich rühmen, daß auf der Vorderseite seines Körpers kein Fleckchen sei ohne Wunden. Beim Sturm war er regelmäßig unter den vordersten im Hagel der Geschosse. Im Kampfe mit den Mallern in Indien sprengte er allen voran über einen Fluß und erwehrte sich lediglich durch seine Reiterkünste der zahllosen Scharen, die auf ihn eindrangen. Als Hülse kam, verfolgte er die Fliehenden nach ihrer Stadt, zerschmetterte mit Axthieben das Thor, und wie die Feinde sich in die Burg flüchteten, legte er eine Leiter an, stieg unter den Schild geduckt hinauf und stieß die Feinde von der Mauer. Unter der Last seiner Getreuen 5 bbbbbbh ■■' Hhi Hab
   bis 10 von 20 weiter»  »»
20 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 20 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 1
6 0
7 2
8 0
9 2
10 6
11 1
12 0
13 0
14 7
15 0
16 4
17 0
18 0
19 0
20 1
21 0
22 0
23 2
24 1
25 0
26 5
27 1
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 5
37 3
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 12
44 0
45 1
46 1
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 6
2 1
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 4
15 0
16 1
17 7
18 0
19 0
20 0
21 0
22 2
23 8
24 0
25 0
26 0
27 0
28 1
29 0
30 1
31 4
32 0
33 0
34 0
35 2
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 1
54 1
55 1
56 0
57 0
58 0
59 4
60 0
61 0
62 0
63 1
64 0
65 1
66 0
67 0
68 2
69 2
70 1
71 6
72 1
73 0
74 0
75 3
76 2
77 2
78 0
79 0
80 0
81 0
82 18
83 1
84 0
85 0
86 0
87 1
88 1
89 1
90 1
91 2
92 2
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 12
1 1
2 19
3 3
4 15
5 5
6 4
7 9
8 1
9 33
10 21
11 0
12 6
13 2
14 0
15 21
16 21
17 7
18 5
19 34
20 3
21 21
22 43
23 8
24 6
25 3
26 7
27 32
28 0
29 4
30 12
31 3
32 1
33 73
34 6
35 16
36 0
37 33
38 2
39 26
40 18
41 4
42 3
43 9
44 7
45 7
46 3
47 6
48 13
49 11
50 10
51 5
52 6
53 5
54 38
55 14
56 9
57 5
58 12
59 72
60 4
61 7
62 25
63 10
64 10
65 21
66 0
67 16
68 6
69 0
70 1
71 27
72 14
73 24
74 8
75 7
76 10
77 9
78 2
79 17
80 14
81 115
82 5
83 0
84 1
85 31
86 3
87 5
88 15
89 2
90 0
91 14
92 0
93 9
94 1
95 1
96 0
97 6
98 7
99 7
100 21
101 0
102 13
103 29
104 4
105 15
106 8
107 0
108 13
109 1
110 14
111 7
112 20
113 0
114 5
115 21
116 15
117 3
118 7
119 4
120 24
121 42
122 5
123 9
124 6
125 4
126 17
127 20
128 18
129 21
130 1
131 16
132 12
133 4
134 5
135 0
136 43
137 3
138 11
139 2
140 22
141 13
142 13
143 46
144 7
145 42
146 30
147 8
148 7
149 2
150 16
151 16
152 15
153 1
154 7
155 31
156 53
157 7
158 13
159 1
160 1
161 8
162 19
163 21
164 27
165 18
166 46
167 11
168 7
169 17
170 3
171 18
172 9
173 26
174 6
175 17
176 15
177 41
178 1
179 12
180 13
181 18
182 31
183 36
184 21
185 7
186 10
187 13
188 5
189 17
190 18
191 6
192 33
193 2
194 12
195 0
196 10
197 24
198 9
199 5