§ 61. Die Zeit zwischen dem ersten und zweiten pnnischen Kriege. 166
schwören müssen. Um .diesem Eidschwur nachzukommen, entschloß sich Haunibal, den Krieg gegen die Römer selbst herbeizuführen.
Er zog deshalb gegen Sagn nt und eroberte es, konnte sich aber des Besitzes nicht erfreuen, denn die Sagunter zündeten die Stadt an und verbrannten sich mit ihren Weibern, Kindern und Schätzen in ihren eigenen Häusern. Die Römer ließen alsbald durch Qu intus Fabius Maximus die Auslieferung Hanni-bals verlangen, und als der Senat in Karthago diese ver- ^ weigerte, wurde der Krieg erklärt. bl Gl,r'
Anmerkungen.
1. Telamon, h. Telcmione, im früheren Toskana am Tyrrhenischen Meere; Gades, H. Cadix; Neu-K ar t h a g o, H. Carthagena; S a-g und lag am Mittelländischen Meere, in der Gegend, wo Valencia lieqt also noch herwärts des Ebro, heute Murviedro.
2. Der^erste illyrische Krieg dauerte von 230—228 v. Chr. und hatte zur Folge, daß Demetrius von Pharos, der Statthalter von Ja0ict)ici (j?orfu), welcher diese Alltel Quslieseite, von den Mömern sie wie-der .als Eigentum und zugleich die Statthalterschaft über Jllyrien erhielt, topater ober trieb er Seeräubern und wollte von Rom sich uuabhäuaiq machen. Der römische Konsul Amilius nahm ihm deshalb die ^nsel Pharos, wo er residierte, und alle feine Besitzungen weg und nötigte ihn, nach Makedonien zu fliehen (219 v. Chr.). Illyrieu ward Provinz.^ Die Griechen gestatteten fortan aus Dankbarkeit den Römern den Zutritt zu den Olympischen und zu den Jsthmischen Spielen
3. Den Galliern kamen die Gäsäten unter dem Könige Viri-d.omar zu Hilfe. Dieser bot dem Konsul M. Claudius Marcellus einen Zweikampf an, der angenommen und in welchem der Gallier besiegt wurde. Dies wirkte entmutigend auf die Gallier. Die Gäsaten gogen frd) zurück. Die Römer gingen das erste Mal über den Po, nahmen Je ed to (aitum und andere gallische Städte ein, und legten an der Grenze von Mittelitalien die Kolonien Placentia (Piacenza), Mit-n ua_ (Modena) und 6 r emo na an und führten die Flaminische Straße, welche von Rom bis Ariminnm (Rimini) sich rog, von da an unter dem Namen Amilische Straße bis nach Placeutia fort.
4. Spamen war zur Zeit Hannibals im Innern von Kelten, an der Küste von Renern bewohnt; nach letzteren nannten die Auswärtigen das ßand Serien Seit der Vermischung beider Völker nannte man tue Einwohner Keltiberer. Die Hauptflüsse sind der Jberus (Ebro) der Sduerus (Duero), Tajus (Tajo), Auas (Guadiana) und Bätis (Guadalquivir). Der Ebro fließt in das Mittelländische, die anderen Flusse tu das Atlantische Meer. Außer den bereits genannten Stadien Gades, Hispalis, Neu-Karthago sind noch zu bemerken: Bar-etno (Sarceuono), Toledum (Toledo), Tarraco (Tarragoua), Portus Eale (Oporto), Numantia, das in Trümmern liegt, und
?!? den vielen einzelnen Völkerschaften sind hervorzuheben: die Gallier im Nordwesten; die Vasconen (Basken), die !1 ^utierttn Norden und die Susi tan er im Westen.
Das Land hatte mcht nur Überfluß an Produkten aus dem Pflanzen-reiche, sondern auch an Metallen. Gold und Silber fand man nicht Rolfus, Weltgeschichte. 3. Auff. o
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§ 93. Die christliche Kirche. 255
welche am Don wohnten. In heißem Kampfe unterlagen die Alanen, vereinigten sich aber mit den Hunnen und beide warfen sich nun gemeinsam aus die Goten. Die Ostgoten wanderten aus; die Westgoten dagegen unter den Häuptlingen Alawif und Fritiger baten den Kaiser Valeus um die Erlaubnis, in der Bulgarei sich niederlassen zu dürfen. Valens bewilligte es, aber unter sehr harten Bedingungen. Sie sollten nicht nur ihre Waffen abgeben und einen Teil ihrer Kinder in die kleinasiatischen Städte als Geiseln senden, sondern auch ihre Lebensmittel teuer bezahlen. Es sollen über eine Million Menschen, worunter 200 000 streitbare Männer, gewesen sein. Die römischen Beamten gaben ihnen um vieles Geld schlechte Nahrungsmittel, so daß sie ihre Sklaven und Kinder verkaufen mußten, um nicht Hungers zu sterben. So zogen denn die Goten es vor, eher in offenem Kampfe zu sterben, als elend umzukommen. In der Schlacht von Adrianopel wurden mit dem Kaiser Valens alle römischen Generale bis auf drei getötet, und zwei Drittelte des Heeres kamen um.
5. Zu Theffalonich wurde der Statthalter ermordet. Theodosius ließ im Zorne unter dem Vorwande öffentlicher Spiele die Einwohner in das Amphitheater locken und 7000 niederhauen ohne Unterschied, die Unschuldigen mit den Schuldigen. Als er bald darauf in Mailand die Kirche besuchen wollte, trat ihm Ambrosius entgegen und wehrte es ihm, weil seine Hände mit Blut befleckt feien. Theodosius erkannte sein Unrecht, nahm die auferlegte Buße an und gab ein Gesetz, daß Todesurteile erst dreißig Tage nach dem Ausspruche vollstreckt werden sollten.
8 93.
Die christliche Kirche.
259) Seit die Kirche der Freiheit und des Schutzes sich erfreute, konnte sich die kirchliche Amtsgewalt auf ihreu verschiedenen Rangstufen (Hierarchie) ordnungsgemäß entwickeln. Wir finden deshalb in dieser Zeit schon Erzbischöfe, Primaten und Patriarchen, welche an die Spitze des Episkopates in den einzelnen Ländern traten und ein hervorragendes Ansehen genossen. Ganz besonders konnte das Papsttum die ihm von Christus zugewiesene Aufgabe immer umfassender erfüllen und wurdeu die Nachfolger des Petrus allgemein als die von Gott eingesetzten Vorsteher anerkannt. Ihnen allein blieb der Name Papst, weil man in ihnen den gemeinsamen Vater der Christenheit verehrte. Auch die Kirchenzucht wurde nach bestimmten Satzungen gegen Ungehorsame angewendet. Die Streitigkeiten in Glanbenssachen wurden ans ökumenischen d. i. allgemeinen Konzilien, die Diszipliuarsacheu in der Regel auf Provinzialsynoden untersucht und entschieden.
260) Aber auch das praktische Christentum brachte neue Lebeusverhältnisse hervor. Seit der Decianischen Verfolgung flüchteten sich viele Christen in die Einsamkeit (Eremns), um fern
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§ 95. Unabhängige Staaten infolge der Völkerwanderung. 261
Geistesgaben und seltenen Regenteneigenschaften, aber auf seinen Raubzügen ein grausamer Würger, der sich selbst zur Godegisel (Geißel Gottes) berufen glaubte. So lange er Krieg gegen Ost-Rom führte, war er stets siegreich. Als er aber seine Waffen auch gegen Gallien und Deutschland kehrte, verbanden sich die deutscheu Stämme mit den Römern . und Theodor ich, der König der Westgoten, trat ebenfalls auf ihre Seite. Als die ungeheuren Heere bei Chalous an der Marne einander gegenüberstanden, da zweifelte Attila selbst ant Siege und begann die Schlacht erst nachmittags drei Uhr, damit die Nacht den Kampf bald beendige. Es sollen auf beiden Seiten 160—300 000 Menschen gefallen fein. Attila mußte sich zurückziehen, seine Macht war gebrochen. Das nächste Jahr brach er in Italien ein und erschreckt flohen die Völker vor ihm her. Rom zitterte. Da trat ihm Papst Leo I. an der Spitze einer römischen Gesandtschaft entgegen und bewog ihn zur Umkehr, indem er ihn auf die Strafgerichte Gottes hinwies. Als Attila später gefragt wurde, warum er dem Papste so große Ehrfurcht bewiesen und alles gethan habe, was er verlangte, antwortete der Hunne, hinter dem Bischöfe sei noch ein anderer Mann in priesterlichem Gewände, von schöner, ehrwürdiger Gestalt und glänzendem Haare gestanden und habe mit gezücktem Schwert ihm mit dem Tode gedroht. Die Zusammenkunft fand statt bei P es chier a. Bald nach seiner Umkehr erreichte Attila der Tod (453). Die Hunnen, die keinem ihrer Häuptlinge das Vertrauen schenkten, das Attila genossen, trennten sich in verschiedene Horden und wurden in die Länder hinter dem Schwarzen Meere zurückgedrängt.
4. Reihenfolge der oströmischen Kaiser. Arkadins 395 bis 408. — Theodosins Ii. 408—450. — Marciau 450—457. — S e o I., ein Thrakier, 457—472. — Leo Ii., ein Enkel Leos I. und von ihm zum Mitregenten angenommen, 473—474. —Zeno 474—491. Er war der Vater des ihm vorhergehenden Leo Ii. und Gemahl der Ariadne, der Tochter Leos I. Er soll von seiner eigenen Gattin in ein Grabgewölbe gesperrt und so lebendig begraben worden sein. Ariadne reichte hierauf ihre Hand einem alten und rechtschaffenen Minister, dem Anastasius, der aber zu schwach war, weshalb das Reich völlig zerrüttet wurde (491—518).
8 95.
Unabhängige Staaten infolge der Völkerwanderung.
265) Infolge der großen Bewegung, welche durch den Übergang der Hunnen über die Wolga stattfand, waren die Vandalen, ein germanischer Stamm, nach Spanien gezogen. Als S-ß-iii4aliu§z der römische Statthalter in Afrika, seine Stellung am Hofe Valentinians Iii. zu Navenna durch Atztius gefährdet sah,' rief er "die Vaudalen zu Hilfe. Ihr König Genserich kam mit 80 000 Mann über die Meerenge von Gibraltar, doch nicht als Freund und Helfer, sondern als Feind und Eroberer. Bonifacius wollte sich nun mit dem römischen Hofe versöhnen und forderte die Vandalen anf, das Land zu verlassen. Aber diese siegten in zwei Schlachten und nötigten den Bonifacius,
429.
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Extrahierte Personennamen: Theodor Attila Attila Leo_I. Leo_I. Attila Attila Attila Leo_Ii Leo Leos_I. Leos_I. Leo_Ii Leo Leos_I. Bonifacius
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Gallien Deutschland Italien Gottes Spanien Afrika Bonifacius
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Extrahierte Personennamen: Endoxia Leo Leo Apostel Theodorich_I. Theodor Chlodwig Toledo Roderich Kent Kent Egbert Rhadagais
Extrahierte Ortsnamen: Rom Karthago Gallien Spanien Englands Wesiengländ Mercia Baltischen_Meere Italien Frankreich
396 Die mittlere Zeit.
Lorenzo bet Mebici raurbe der Stammvater der spätern Großherzoge von Toskana. Die Mebiceer waren Männer von Geschmack, Bilbung und Gelehrsamkeit und thätige Besörberer der Künste und der Wissenschaften, so daß Florenz zur Zeit der Mebiceer das zweite Athen genannt würde.
4. Nach dem Einfalle der Mauren blieb den Westgoten nur Asturien, Leon, Biscaya und Galizien übrig. Aber Bald machten Navarra und Aragon sich von der Herrschaft der Mauren unabhängig, und nach bent Einbringen der Franken in Spanien (s. Nr. 299) staub Katalonien unter Fürsten aus dem Stamme Karls b. Gr. Der Islam erstreckte sich bagegen über Estremabura, Anba-lnsien, Kastilien, die Königreiche Murcia, Granaba, Valen-zia und Portugal. Den Namen Portugal erhielt das alte Lusi-t ante ix entraeber von der Stadt Oporto (portus Gallorum) ober vom Seehafen Cale (portus Cale). Gebräuchlich raurbe der Narrte erst zur Zeit Ferbinanbs I., welcher den größten Teil des Laubes sich unterwarf. Die Portugiesen waren frühe eine seefahrenbe Nation. Sie errangen auch über die Mauren den ersten Seesieg. Um 1212 vereinigten sich bte Könige von Kastilien, Aragonien und Navarra und erfochten bei Totosa einen Sieg, infolge bessen den Mauren nur noch das Gebiet von Grattaba und Alicante blieb, und zwar bies nur unter kasti-lischer Oberhoheit. Viel zttr Bekämpfung der Ungläubigen hatten die bret geistlichen Rttterorben von Alcantara, Calatrava und San Jago bi Compostella beigetragen. Aus Granaba vertrieb sie Gon-salvo be Corbova (1492), der Felbherr Ferbinanbs V.
5. In Spanien hatten viele Juben und Mauren sich taufen lassen, blieben aber innerlich bent alten Glauben treu und vermischten benselben mit christlichen Gebräuchen. Dabei waren sie von einem unbezwingbaren Haß gegen bte Christen beseelt und erregten gefährliche Aufstäube. Auch beschimpften bte Jubaisten das Christentum. Zur Aufspürung und Bestrafung dieser Aufwiegler raurbe nun ein Jnquisitionstribunal eingesetzt , bessen Präsibent der Dominikaner Torquemaba roar. Ihm jtanben zwei Ratsversammlungen zur Seite: ein Rat von Theologen und ein Rat von Juristen. In allen geistlichen Fragen brauchte der Großinquisitor nur die Meinung der Theologen einzuholen, in allen Bürgerlichen und Rechtsfragen bagegen war berselbe an die Stimmenmehrheit der Juristen geburtbett. Allein eine wichtigere Aufgabe der Inquisition war die, das königliche Ansehen und bte königlichen Vorrechte zu schützen, welche der spanische Abel und bte Prälaten in biesein Umfange nicht gelten lassen wollten und sich auf ihre Rechte beriefen. Die Päpste selbst gaben sich große Mühe, die Statuten der Inquisition zu ntilbern, und setzten es zuletzt bnrch, daß man von der Inquisition an sie appellieren bürste. Die Zahl der Opfer, welche ihr anheimfielen, ist von den Feinben der Kirche übertrieben worben. Das Gerichtsverfahren war überbtes rttüber als das, welches zur selben Zeit bei den weltlichen Gerichten in Deutschlaub angewendet würde. Die sogenannten Autos ba fe (jpanblungeit des Glaubens) bestauben aber nicht in Brennen und Morben, fonbern teils in der Freierklärung der fälschlich An-geschulbigten, teils in der Versöhnung der Reuigen und Bußfertigen, und es gab manches Auto ba fe, „Bei welchem nichts brannte, als bte Kerze, welche der Büßer zum Zeichen des roiebemufgegangenett Glau-Beuslichtes in der Hand trug".
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Extrahierte Personennamen: Lorenzo Biscaya Karls Alcantara Calatrava
Extrahierte Ortsnamen: Toskana Asturien Galizien Navarra Aragon Spanien Katalonien Karls Kastilien Granaba Portugal Kastilien Aragonien Navarra Grattaba Alicante Spanien Deutschlaub
316
Das Reich der Cäsaren.
Augustus verlangte beides, allein die Abgaben und die Verwaltung waren
geregelter, der Kriegsdienst ehrenvoller. Denn nun trat der Provin-
ziale in die Legion ein, wodurch er dem gebornen Römer gleichgestellt
wurde und mit diesem nicht nur die Beschwerden, sondern auch die Vor-
theile des Soldatenlebens theilte. In kurzer Zeit wurden die Legionen
fast ausschließlich aus den Provinzen geworben und da auf den Legio-
nen die Macht des Reiches beruhte, so wurden die Söhne der Pro-
vinzen die rechte Hand des Kaisers, die eigentlichen Römer. Aus den
ausgedienten Legionen gingen aber auch rechtlich die neuen römischen
Bürger hervor, indem die Kaiser (namentlich Augustus) durch sie neue
Kolonieen gründeten oder alte Kolonieen auffrischten; der Kolonist war
aber, wie wir wissen, römischer Bürger.
Die Provinzialbevölkerung hatte ihre oppida (urbs hieß eigen-
tümlich nur Rom) municipia, coloniae, praefecturae, fora, vici,
conciliabula, castella. Die drei ersten waren nicht auf eine einzelne Stadt
begränzt, sondern umfaßten einen ganzen Bezirk, dessen Einwohner in
allen wichtigern Angelegenheiten dorthin als den Sitz ihrer Municipal-
regierung angewiesen waren. Die conciliabula, vici, Ibra scheinen Orte
gewesen zu sein, wo an bestimmten Tagen von den Duumvirn oder dem
Präfekten der Bezirksstadt Gericht gehalten wurde; sie hatten wahrschein-
lich keine höheren Magistrate und nur Dekurionen (Gemeinderäthe,
zugleich Steuereinzieher). Die Munieipien hatten, wie früher gesagt
worden ist, ihre Komitien, ihren Senat (decuriones), dessen Präsiden-
ten die duumviri oder quinquennales, in den Präfekturen die prae-
fecti waren; diese übten auch die Gerichtsbarkeit; die niederen Magistrate
waren die aediles und quaestores. (Alle diese Titel finden sich häufig,
wo Reste ehemaliger römischer Niederlassungen ausgegraben werden.)
Ausbreitung der römischen Kultur; Vernichtung der Nationalitäten.
Unter Augustus und dessen nächsten Nachfolgern wurden die Pro-
vinzen des Westen und die nördliche Küste von Afrika (Aegypten und
Kyrene ausgenommen) eigentlich römisch; sie gehorchten nicht bloß den
von Rom ausgehenden Geboten des Eäsars, sondern ihr ganzes Wesen
wurde in das römische aufgelöst: Religion, Sitte, Sprache, Lebens-
weise, alles Nationale hörte auf. Die Völker in den helvetischen,
rhätischen und norischen Alpenthälern, die Gallier, Hispanier, Britan-
nen, Numidier und Punier widerstanden dem Andrange des römischen
Wesens so wenig, als sie der römischen Waffenmacht sich hatten erweh-
ren können. Auch in dieser Beziehung hat es kein Volk dem römischen
gleich gethan; keines entwickelte aber auch die furchtbare Energie der
Römer und nahm hinwieder gewisse fremde Elemente so in sich auf, als
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Augustus
P. Aelius Hadrianus.
357
In seiner Politik wich er von dem trajanischen Gange beträchtlich ab.
Trajan hatte dem Senate wieder einige Rechte eingeräumt, so daß der
Schriftsteller Tacitus sagen konnte, dieser Kaiser habe sonst unverträgliche
Dinge, nämlich Herrschaft und Freiheit, mit einander geeiniget; Hadrian
aber nahm dem Senate und den Prätoren ihren bisherigen Antheil an der
Gesetzgebung, dem Gerichtswesen und der Verwaltung und schuf dafür eigene
Aemter, deren Inhaber der Kaiser unmittelbar ernannte und dirigierte.
Die Edikte der alten Prätoren ließ er sammeln, damit Lie Richter nach
einer bestimmten Norm sprechen konnten; sein edictum perpetuum ist
demnach das erste eigentliche Gesetzbuch der Römer, und von dieser
Zeit an nimmt die Rechtsgelehrsamkeit einen merkwürdigen Aufschwung.
Obgleich in der Kriegskunst nicht unerfahren, zog er den Frieden
dem Kriege vor. Er gab den Parthern die trajanischen Eroberungen
zurück und machte den Euphrat und die arabische Wüste zur Gränze des
Reiches. In Britannien zog er den Piktenwall (von Tyne bis New-
castle) gegen die kriegerischen Kaledonier, und im südwestlichen Deutsch-
land verstärkte er die Gränzfesten durch zusammenhängende Werke (val-
lum Hadriani). Er verwies die Römer also wieder auf den Verthei-
digungskrieg, von welchem Trajan abgegangen war, und lieferte damit
zugleich ein Zeugniß, daß es mit dem Römerthum zu Ende gehe. Unter
ihm machten die Juden Ln Palästina noch einmal einen blutigen Auf-
stand; Hadrian beschränkte sie nämlich in der öffentlichen Ausübung
ihres Kultus und baute 126 n. Ehr. an die Stätte Jerusalems eine
römische Kolonie und auf den Moriah einen Tempel des Jupiter Ka-
pitolinus; dem Kaiser und dem Gotte zu Ehren hieß die neue Kolonie
Aelia Kapitolina. Darüber geriethen die Juden in neue Wuth und unter
einem falschen Propheten, der sich Bar Kochab, Sohn des Sterns nannte,
versuchten sie noch einmal Gott und das Glück der Waffen (135 nach
Ehr.). Die Römer metzelten über eine halbe Million nieder, zerstörten
über 1000 Städte und Flecken und machten Judäa zur Einöde. Bei Todes-
strafe durfte fortan kein Jude sich in Jerusalem sehen lassen; nur einmal
im Jahre war es ihm gegen Erlegung einer Abgabe erlaubt, auf den
Trümmern seiner Stadt zu weinen und die alten Klagelieder zu fingen.
Hadrians Leben war nicht fleckenlos und er gab den durch Trajan
verwöhnten Römern manchmal Anlaß zur Unzufriedenheit. Er war ihnen
auch zu gelehrt und ging zu viel mit Gelehrten um, ließ sich zu viel
von den Griechen schmeicheln und verweilte zu gerne in Athen und
Alexandrien, wo ihm sein Liebling Antinous im Nil ertrank und darauf
unter die Götter und die Gestirne versetzt wurde. Gegen das Ende
seines Lebens wurde er gemüthskrank und argwöhnisch; vier Senatoren
ließ er in dieser Stimmung willkürlich hinrichten. Indessen wurde er
doch nach seinem 138 erfolgten Tode unter die Götter erhoben.
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80
rnber Maxentius, der auf der Flucht in der Tiber ertrank. Zum Danke dafür ließ sich Konstantin in einer Bildsäule W mit einem Kreuze in der Hand und mit folgender Ä^?orstellen: „Durch dieses heilsame Zeichen, das achte Wahrzeichen der Tapferkeit, habe ich euere Stadt vou rim Är(l?ni^en ^oche befreit, dem Senat und dem römischen Volke die alte Würde und den vorigen Glanz wieder hergestellt." Von nun an führte Constantiu auch die Kreuzfahne in allen seinen Feldzügeu mit sich und ließ sie, wo er eine seiner Schaaren im Gedränge gefährdet sah, dorthin tragen, und that es immer mit dem gewünschten Erfolge. Er bezeugte selbst, daß denjenigen, der die Kreuzfahne getragen, noch nie ein feindliches Geschoß getroffen habe.
Nach dem Siege über Maxentius ertheilte Constantin den Christen vollkommene Religionsfreiheit, stellte ihnen ihre Güter zurück, befähigte sie zu allen Staatsämtern und erbaute ihnen sogar prächtige Kirchen. Zn Rom wurde die Kirche des heiligen Johannes im Lateran eingerichtet, die noch jetzt als die Hauptkirche der Christenheit gilt, und als die heilige Helena auf Golgatha das wahre Kreuz des Heilandes entdeckte, so wurde auch dort über dem Grabe des Erlösers eine prachtvolle Kirche aufgeführt. Als aber auch der letzte Nebenbuhler, Licinins, von Constantin überwunden wurde (324), erbaute Constantin die nach ihm benannte Stadt Constantinopel, schmückte sie mit lauter-christlichen Kirchen und setzte das Kreuz oben auf seinen Palast. Noch im Jahre 337 feierte er das Osterfest in vollkommenem Wohlsein und durchwachte mit den Gläubigen die Nacht im Gebete. Bald darauf ward er aber unwohl und ließ sich bei zunehmender Krankheit durch den Bischof Eusebius von Nikomedien die Taufe ertheilen, worauf er sich in weißem Gewände auf sein Bett legen ließ und am Pfingstfeste gegen Mittag, im 64. Lebensjahre und im 31. seiner Herrschaft, den Geist in die Hände seines Schöpfers aufgab.
Allgemein war die Trauer der Christen bei seinem Tode. Durch ihn war ja der christliche Name in der ganzen Welt zu Ehren gekommen; dnrch ihn war der Schrecken der blutdürstigen Verfolgung von der heiligen Braut des Herrn, der Kirche, genommen, und war es dieser vergönnt worden, sich mit dem Gewände der Freude und Herrlichkeit zu schmücken, zur Ehre beste», der gesagt
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Extrahierte Personennamen: Konstantin Constantin Johannes Helena Golgatha Constantin Constantin Constantin Eusebius
22 Das Christenthum unter den Germanen und Slaven.
fürchtete Krieger zu Waffer und zu Land, deren Raubschiffe unter den
letzten römischen Kaisern Britannien und Gallien heimsuchten. Wir
kennen sie bereits als die Eroberer eines Theils von Britannien und
werden sie später noch einmal mächtig gegen die Franken für ihre na-
tionale Unabhängigkeit und Religion kämpfen sehen.
Zweites Kapitel.
Die Einrichtung der nrurn Reiche.
Die Stände.
Bei jedem deutschen Stamme findet sich eine herrschende und freie,
sowie eine dienende und unfreie Klasse. Die Herren (aus Hehiro, einer
Komparativform, die auch im Adjektiv „hehr" erhalten ist; der Herr
hieß auch Froho, daher Frohnaltar, Frohnleichnam, die Herrin Froha,
d. h. Frau) waren entweder Adelige (von Adal, d. h. Ursprung, Ge-
schlecht, mit dem Merkmal des Vorzugs) oder gewöhnliche Freie.
Zu dem Adel gehörten die Könige, Herzoge und Grafen, insofern
diese Würden immer von Männern alter Abstammung begleitet wurden,
auch bei denjenigen germanischen Stämmen, wo die Volksgemeinde noch
unbeschränktes Wahlrecht ausübte. Die Adeligen besaßen auch die größ-
ten Hofgüter als freies Eigenthum (Allod), die gemeinen Freien weniger
große (30—60 Morgen Ackerlands, ohne Wald und Weide, scheint bei
den meisten Stämmen das Maß gewesen zu sein, das einem gemeinen
Freien bei der Besitznahme eines Landes als Eigenthum zugeschieden
wurde).
Die Dienstbarkeit hatte verschiedene Abstufungen, von den Liten
und Hörigen, welche auf einem zinsbaren Gute saßen und zum Kriegs-
dienste verpflichtet waren, bis zu den Leibeigenen, welche mit ihrem
Leibe dem Herrn gehörten und ihre Dienstbarkeit auf ihre Kinder ver-
erbten. Die Leibeigenen wohnten theils um den Herrenhof und dienten
als eigentliches Gesinde, auch als Handwerker u. dgl., oder ihr Herr
wies ihnen ein Stück Land an, gab ihnen Haus, Vieh und Ackerwerk-
zeug, wofür sie ihm einen Theil von dem Ertrage des Ackers, der Wiese
und des Stalles, auch Wolle und Gewebe abgaben. Andere hüteten
das Vieh auf den herrschaftlichen Weiden, machten Käse und Butter
(Sennen); noch Andere trieben Handwerke und lieferten in das Herren-
haus z. B. hölzernes und irdenes Geschirr, Ackerwerkzeuge re. Je
mehr ein Herr Land hatte, desto mehr konnte er auch durch Leibeigene
anbauen lassen und um so reicher war er. Die Freilassung eines
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Verfall und Sturz des ostgothischen Reichs.
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ihn der edle und gelehrte Boethius mit der Aeußerung vertheidigte,
wenn Albinus schuldig sei, so theilte der ganze Senat dessen Verbrechen,
beredeten die Ankläger des Albinus den König, die Rede des Boethius
geradezu wörtlich zu nehmen. Er ließ den Papst in das Gefängniß
werfen, in welchem dersclbe'bald starb, ebenso viele Senatoren, unter
ihnen den Boethius und dessen würdigen Schwiegervater Symmachus,
wollte durch Folterqualen Geständnisse erpressen und ließ zuletzt den
Boethius und Symmachus hinrichten (525). Im Gefängnisse schrieb
Boethius als der letzte römische Philosoph sein berühmtes Werk „äs
con8ointione philosophiae“; früher hatte er trotz seiner Thätigkeit als
höherer Beamter die Bearbeitung klassischer Hauptwerke, namentlich ari-
stotelischer Schriften, ausgeführt und darin einen Schatz der alten Wissen-
schaft niedergelegt, der im Mittelalter dankbar benützt wurde.
Theodorich wurde seit diesen Hinrichtungen von Gewissensbissen ge-
foltert, hätte aber wahrscheinlich die Verfolgung noch weiter ausgedehnt,
wenn er nicht 526 durch den Tod von solcher seines frühern Lebens
unwürdigen Rolle abberufen worden wäre.
Verfall und Sturz des ostgothischen Reichs (526—553).
Amalasuntha 526—534.
Ihm folgte sein siebenjähriger Enkel Athalarich unter der Vor-
mundschaft seiner Mutter Amalasuntha (der Wittwe eines Westgothen
aus dem königlichen Hause der Amalunger); die hochgebildete Frau ver-
mochte aber die Eigenmächtigkeit der gothischen Großen nicht zu bändigen
und als Athalarich 534 starb, weigerten sich die Gothen ihr ferner zu
gehorchen. Sie wählte deßwegen einen Schwestersohn Theodorichs,
Theodahat, zum Gemahl, der sie bald darauf ermorden ließ.
Die Byzantiner erobern Italien 534—553. Belisar. Narses.
Theodahat. Witiges.
Diese Unthat nahm Kaiser Iustinian I. zum Vorwände um Theo-
dahat zu bekriegen; denn Amalasuntha hatte als Freundin des Kaisers
den byzantinischen Schiffen während des Krieges gegen die Vandalen
die sicilischen Häfen geöffnet und die Ausfuhr von Lebensmitteln für das
Heer in Afrika gestattet, der leichte Sturz des vandalischen Reichs aber
ermunterte den Kaiser die Wiedereroberung Italiens zu versuchen. Ein
byzantinisches Heer entriß den Gothen 535 Dalmatien mit leichter Mühe,
mit einem andern landete Belisar auf Sicilien, dessen er sich mit Hilfe
der Einwohner fast ohne Kampf bemächtigte, die meisten Hafenplätze
Unteritaliens aber lieferte ihm der Verrath eines Verwandten des Theo-
dahat in die Hände.
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