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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 613

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 220. Der Kirchenstaat. Modena. Parma. Toskana. 613 fein sollten, in den kontinentalen Zeitungen. Es war darauf abgesehen, diese Staaten, namentlich die am Mittelmeere, in beständiger Aufregung zu erhalten, damit sie ihre Kräfte nicht sammeln und mit dem englischen Handel nicht wetteifern konnten. 4. Mailand mußte Radetzky räumen, weil er kein Pulver mehr hatte und seine Soldaten schon zwei Tage hungerten, während er die reiche Stadt verschonte. In Venedig proklamierte der Advokat Manin die Republik, und der alte General Pepe kam mit 2000 Neapolitanern zu Hilfe, leitete auch die Verteidigung der Stadt. Karl Albert, dem der italienische Beruf so schlecht bekam, ging nach Oporto, wo er infolge der Aufregung am 26. Juli 1849 starb. 5. Joseph Wenzel Graf Radetzky de Radetz wurde in Böhmen 1766 geboren. Er machte 1788—1789 die Türkenkriege mit und war schon 1809 Feldrnarschall-Lentnant. 1836 wurde er Feldmarschall. Er starb den 3. Jan. J858. Von ihm ward seiner Reit gesungen: „I n deinem Lager ist Österreich." 8 220. Der Kirchenstaat. Modena. Parma. Toskana. (1831—1849.) 607) Der Staat, gegen welchen die Angriffe der Carbonaris und aller Feinde des Thrones und des Altars besonders sich richteten, war begreiflich der Kirchenstaat, dessen ehrwürdige, beinahe patriarchalische Regierung unter dein Papst-König der größte Dorn im Auge des falschen Liberalismus sein mußte. Einige Tage vor der Wahl Gregors Xvi. war der Kirchen-2. Fe-staat im Aufstande, und eine gesetzgebende Versammlung,^ welche sich in Bologna konstituiert hatte, erklärte das weltliche Regiment des Papstes für aufgehoben. Die Österreicher unter General Frimont schafften Ruhe, aber das Jahr 1848 er- ms. schüttelte den Kirchenstaat dennoch, obgleich der milde und menschenfreundliche Pins Ix. aus freiem Antriebe den Wünschen seines Volkes entsprach und den Weg freisinniger Reformen betrat. 19. Allein weder dies noch die 1848 gegebene Konstitution konnte 8 den unersättlichen Liberalismus befriedigen. Als das Leben des Papstes, der den Krieg an Österreich erklären sollte, dies aber entschieden verweigerte, in Gefahr kam, floh derselbe ans dem Lande und fand gastliche Aufnahme beim Könige Ferdinand Ii. m Gaöta. In Rom wurde nun die Republik und der Krieg gegen Österreich erklärt. (Siu Triumvirat, an dessen Spitze Mazzini stand, nahm die Regierung in die Hand. Allein der Papst wandte sich an Frankreich, Österreich, Neapel und Spanien um Hilse. Uni Österreich und Spanien abzu-halteu, bei der Restauratiou des päpstlichen Stuhles sich zu be*

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 668

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
668 Unsre Zeit. durch den zu Lyon bestehenden Verein zur Verbreitung des Glanbens, von dem der Ludwigsverein in München und die Leopoldinenstiftung in Österreich Zweigvereine sind. Um die armen Nengebornen in China nimmt sich der Verein der heiligen Kindheit Jesu an. Für Deutschland ist derboni-sacius verein, der die religiösen Bedürfnisse der katholischen Brüder unter fremden Glaubensgenossen zu befriedigen sucht, ein herrliches Band katholischer Einheit und Liebe. 666) Daneben hat die Kirche freilich auch den Verlnst zahlreicher Kinder zu beklagen, die mit Gewalt von ihrer Brust hinweggerissen werden. Dahin gehören die Verfolgungen der Kirche in Rußland und Polen, wo der Katholizismus mit offener Gewalt unterdrückt wird und die pflichtgetrenen Bischöfe und Priester deu Qualen des Kerkers und der Verbannung unterliegen. Ebenso gehören hierher die Verfolgung der Kirche in Spanien und in Italien, wo die Priester und Ordensleute durch die Aushebung der Klöster dem Hunger und Elende preisgegeben wurden. Der Schmerz über die Christenverfolgungen in An ant, China, Japan und Korea wird durch die Erwägung gemildert, daß diese Verfolgungen wenigstens von Heiden ausgehen, und daß das Blut der Märtyrer der Same zu neuen Be-kennern ist. Die Versuche, der katholischen Kirche gegenüber neue Kirchen aufzustellen, wie z. B. St. Simon in Frankreich, Ron ge -iu Deutschland und die Freidenker in Belgien und der Schweiz es versuchten und noch fortwährend versuchen, ist mehr um der Seelen willen zu beklagen, die verlorengehen, als wegen des Schadens, welcher der katholischen Kirche im großen und ganzen dadurch erwächst. Sie dienen mehr dazu, die Kirche von feindseligen Elementen zu reinigen, und zeigen, wie auch taleutvolle Männer den Thorheiten eines verdorbenen Herzens anheimfallen, wenn sie die Gnade Gottes und das Licht des Glaubens von sich weisen. 667) In diesen Wechsel von Freud und Leid trat überaus Seit glorreich Papst Pius Ix., dessen Pontifikat zu den denkwür-Junidigsten in der Kirchengeschichte gezählt wird. Zwar ist auch ihm 1846.um des Kreuzes willeu Kreuz zum Anteil geworden, doch hat der Herr seinen Diener in allen Leiden wunderbar gekräftigt und aufrechterhalten. Eine staunenswerte Thätigkeit entwickelte er nach allen Seiten des kirchlichen Regiments. Unter seiner Herrschaft allein wurden 15 apostolische Präfekturen, 33 Vikariate, 135 Bistümer und 29 Erzbistümer neuerrichtet. Mehrmals sah 8.De- Pius Ix. sich mit einer großem Anzahl von Bischöfen als seinen ^854^ Mitarbeitern umgeben; so am 8. Dezember 1854 bei der Fest-

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 173

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Friedrichs Lombarden-Krieg. 173 Friedrichs Lombarden-Krieg (1236 — 1250). Im Sommer 1236 brach Friedrich Ii. mit Heeresmacht gegen Oberitalien auf, schlug die Bürger von Vicenza, Padua und Treviso bei Rivalta, eroberte Vicenza, mußte aber wieder umkehren und einen ziemlich erfolglosen Krieg gegen den widerspenstigen letzten Babenberger, Herzog Friedrich den Streitbaren von Oesterreich, führen, worauf er seinen Sohn Konrad zum deutschen Könige wählen ließ (1237), und im August aus Deutschland schied, das ihn nie wieder sah. Deutschland war für den Kaiser, wenigstens vorläufig, Nebensache, denn er machte es sich zur Hauptaufgabe, Italien zu bezwingen. Dieses war damals das reichste Land der Erde, und wurde Friedrich Herr desselben, so konnte er allerdings an die Herstellung der unumschränkten Kaisermacht denken. Sein Großvater hatte Gleiches im Sinne gehabt, nur betrachtete er Deutschland als das Fundament seines Reiches, von dem aus er Italien unterwerfen wollte, während Friedrich Ii. auf Ita- lien als Unterlage seiner Herrschaft bauen wollte. In Italien aber waren zwei Mächte zu besiegen, die lombardischen Städte und der Papst, und diese beiden Mächte waren zu sehr auf einander angewiesen, als daß Friedrich daran denken konnte, sie von einander zu trennen und jede vereinzelt zu unterwerfen; er mußte den Kampf mit beiden zugleich aufnehmen. Die Lombarden bekümmerten sich um die Bedingungen des Kon- stanzer Friedens so viel als ihnen beliebte, sie beleidigten den Kaiser geflissentlich und hatten seinen Sohn Heinrich zum Abfälle ermuntert; er hatte demnach alle Ursache zum Kriege, aber durfte er hoffen, denselben siegreich zu beendigen, und sich mehr Zutrauen als seinem gewaltigen Groß- vater? Friedrich Ii. rechnete am meisten auf die Italiener selbst; denn neben den städtischen Republiken gab es noch adelige'dynasten und in den Städten selbst adelige Geschlechter, welche an der zunehmenden Demo- kratie kein Gefallen hatten. Daher kam die Zwietracht, welche die mei- sten Städte erfüllte, und Friedrich hielt es möglich, durch die Begünsti- gung der Aristokratieen, wohl auch der Tyranneien, die lombardischen Republiken auf die gleiche Weise zu zügeln und zu unterwerfen, wie es den makedonischen Antigonusen und Philippen mit den griechischen Bün- den und Städten geglückt war. Diese aristokratischen Parteien hießen' in Italien Ghibellinen, weil sie an dem Kaiser ihren Rückhalt hatten und auf seinen Namen hin handelten; ihre Gegner, die Republikaner und Demokraten, nannten sich Guelfen, weil die welfische Familie von Konrad Iii. bis Friedrich Ii. die den Hohenstaufen feindliche deutsche Macht war. Diese Parteinamen dauerten in Italien fort, nachdem die

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 159

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Dritter Kreuzzug. 159 sichern schien; er schloß mit dem Normannen Wilhelm Friede und dies führte so weit, daß er für seinen Sohn Heinrich die Hand der Konstan- tia, der Erbtochter von Neapel und Sicilien, erwarb; 1186 den 27. Juni fand in Mailand die verhängnißvolle Hochzeit statt. Diese Heirath er- schreckte den Papst nicht wenig, denn sie enthüllte die Gesinnungen Fried- richs gegen den päpstlichen Stuhl sehr deutlich: er wollte denselben in die Mitte nehmen und zur Ergebung an den Kaiser zwingen. Auch in Deutschland bekümmerte sich letzterer um den venetianischen Frieden nicht im mindesten; seine Macht war aber so groß, sein Ansehen bei dem Volke so allvermögend, daß die deutschen Bischöfe den Papst (Lucius Hi.) selber baten, er möge es ja mit dem Kaiser nur auf dem Wege der Güte versuchen. So hoch stand Friedrich, seit Heinrich der Löwe ge- stürzt war. Vierzehntes Kapitel. Dritter Kreuzzug. Friedrich I., Philipp August von Frankreich, Richard von England nehmen das Kreuz. Es war Friedrichen nicht gegönnt, seine alten Tage in Deutschland zu verleben und sein Werk, Erhebung der Kaisermacht über jede Schranke, weiter zu fördern; durch ganz Europa scholl die Schreckensbotschaft: Jerusalem ist in die Hände der Türken gefallen. Der türkische Eroberer von Edessa, Nureddin, stürzte durch seinen Feldherrn, den Kurden Sala- din, 1168 das fatimidische Chalifat in Aegypten, konnte es aber nicht verhindern, daß Saladin sich unabhängig machte und eine eigene Dy- nastie gründete (Ejubiden, nach Saladins Vater Ejub genannt). Dieser bekriegte das Königreich Jerusalem anfangs mit schlechtem Erfolge, denn 1177 wurde er bei Ramla, unweit Askalon, von König Balduin Iv. gänzlich geschlagen, dagegen gelang ihm die Eroberung der syrischen Emirate und eines Theils von Arabien, während die Christen in Palä- stina und Antiochien einander durch Verrätherei und Gehässigkeit ver- folgten. Der Fürst Raynald von Antiochia, ein Vasall des Königs von Jerusalem, brach den mit Saladin geschlossenen Waffenstillstand, indem er eine Karawane Mekkapilger überfiel, worauf Saladin rasch in Pa- lästina einrückte. Am 4. Juli 1187 schlug er die Christen vollständig in der Schlacht von Hittin, unweit Liberias, der König selbst, Veit

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 194

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
194 Das heilige römische Reich deutscher Nation. beachtet würden, sondern Fürsten und Völker riefen seine Vermittlung oder seinen Schutz an, und machten ihn dadurch zum höchsten Tribunal, zum Friedensrichter der Christenheit. Neben ihm stand der Kaiser, dem mit der Krone das Schutzrecht über die Kirche übertragen wurde; ihn anerkannte die Christenheit als ihren ersten Fürsten, von ihm erwartete sie, daß er die Bösen strafe, die Gewaltthätigen Niederschlage, die Em- pörer gegen das christliche Gesetz zum Gehorsam zwinge und das Panner der Christenheit emporhalte gegen die Feinde ihres Namens. Der ge- fährlichste dieser Feinde war der Islam, denn Todfeindschaft gegen das Christenthum war und ist sein erstes Gebot; mit dem Schwerte hatte er es in Asien und Afrika vertilgt und bedrohte es von Osten und Westen in Europa; da erhob sich das christliche Europa wie ein Mann und be- stand einen Kampf, der hinsichtlich seiner Dauer und Streiterzahl seines Gleichen noch nie hatte. Doch triumphierte das Kreuz nicht vollständig über den Halbmond; der Entscheidungskampf wurde vielmehr den Nach- kommen als ein Erbtheil hinterlassen. Durch Papst und Kaiser eine feste Ordnung der christlichen Staaten zu begründen gelang auch nicht; denn die beiden Mächtigen entzweiten sich, der Kaiser unterlag mit sei- nen Ansprüchen, seine Nachfolger erbten wohl seinen Namen, aber we- nig von seiner Macht, und das Papstthum mußte so gewaltige Anstren- gungen machen, daß es obwohl siegreich doch geschwächt aus dem großen Kampfe hervorging und die Stellung nicht mehr behaupten konnte, welche ihm seine großartige Wirksamkeit bei dem Aufbau des germanisch-christ- lichen Staatenspstems angewiesen hatte. Doch trug Europas Ringen nach höherer Einigung seines Völkerlebens, sein Heldenkampf mit dem Islam reichen Lohn; erreichte es auch das angestrebte Ziel nicht, so brachte die Entfaltung aller besseren Kräfte so manches andere Treffliche, das man früher nicht geahnt hatte. Ein allgemeiner Aufschwung hob Nationen und einzelne Stände, ein vorher nicht gekannter Verkehr ver- breitete besonders in den Städten Reichthum und Bildung, die Isolie- rung der Nationen hörte auf, Wissenschaft und Kunst bauten gemein- schaftliche Herde, so daß eine europäische Kunst und Literatur auf- blühte. Es war in jener Zeit ein reiches und bewegtes Leben, und wir sehen überall in allen Kreisen eine Kraftfülle schaffen und walten, die uns ganz wunderbar erscheint. Damit ist nicht gesagt, daß damals alles schön und gut gewesen sei; die Leidenschaften trieben damals ihr Spiel wie zu jeder Zeit und um so verderblicher, weil jenes Zeitalter so kräftige, Willensstärke und thatenlustige Menschen hegte; ein heißer Sommer ist ein fruchtbarer, aber auch gewitterreicher, und je höher ein Baum ist, um so weiter wirft er seinen Schatten.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 126

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
126 Das heilige römische Reich deutscher Nation. der Beweis, daß die deutsche Nation die erste in der Christenheit sei. Die Beschütznng des hl. Stuhles, die Verteidigung der Kirche gegen innere und auswärtige Feinde war allerdings eine ebenso schöne als hohe Pflicht, aber weil mit ihr zugleich die Oberherrlichkeit über Italien verbunden war, so führte dies zu unaufhörlichen Kämpfen mit den ita- lienischen Städten und Fürsten und mit dem Papste selbst, wenn der Kaiser seine sehr beschränkte Gewalt ausdehnen wollte. Papstthum und Kaiserthum. Die Idee einer ros pulilioa ellristinnu, eines allgemeinen christ- lichen Staatenbundes unter der Oberleitung des Papstes, gehörte ur- sprünglich der Hierarchie an und wurzelte in den christlichen Völkern um so tiefer ein, als die weltlichen Gewalthaber nur zu gerne die Schranken des göttlichen und menschlichen Rechtes durchbrachen und da- durch au die Nothweudigkeit eines höhern Richters mahnten. Das geist- liche Oberhaupt der Christenheit erschien durch seine Unabhängigkeit von dynastischen sowie nationalen Interessen und Leidenschaften, durch die heiligen Pflichten, die ihm seine hohe Würde auferlegten, eigentlich zum Vermittler und Versöhner zwischen feindlichen Fürsten oder Völ- kern , zum gemeinschaftlichen Friedensrichter und Hüter des Völker- rechtes berufen, und kein Mensch bestritt damals auch nur von ferne die Berechtigung des Nachfolgers des Apostels Petrus, für die unter- drückte Unschuld einzuschreiten und zu dem gekrönten Frevler zu sprechen wie Nathan zu David, wie Johannes der Täufer zu Herodes. Die natürliche Folge dieser Stellung war, daß ein ächter Papst, der nicht gewaltsam B. durch Faktionen in Rom und Italien) in seiner Thätigkeit gehemmt wurde, um so energischer eingriff, je mehr durch Despotismus oder Anarchie die gesetzliche Ordnung der christlichen Staaten gebrochen war, und darum wurde der Papst gerade in solchen Zeiten zu dem Mittelpunkte, d^ durch seine Macht es verhinderte, daß die christliche Weltordnung nicht in Trümmer auseinander fiel. Ein solches Einschreiten des Papstes war ein Verdienst um die Christenheit, was die Völker dankbar anerkannten, und darum wuchs die Macht oder das Ansehen des Papstes gegenüber der kaiserlichen bei jedem derartigen Ereignisse. Gerade als die Karolinger das Werk ihres großen Ahnen zer- störten , vollendete oder befestigte vielmehr Papst Nikolaus I. die hier- archische Ordnung im Abendlande und erwirkte für das oberste Richter- amt des Papstes die allgemeine Anerkennung. Auf der einen Seite leitete er die Bekehrung der Bulgaren mit apostolischer Weisheit, auf der andern setzte er gegen den anfänglichen Widerspruch des Erzbischofs Hinkmar von Rheims die Anerkennung des päpstlichen oberhirtlichen

7. Geschichte des Mittelalters - S. 146

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
146 Das heilige römische Reich deutscher Nation. (wie immer) durch die, welche schon in der Gunst waren; dieser Weg konnte aber der Art sein, daß ihn kein Mann von Ehre betreten mochte. So war es unter Heinrich Iv.; während seines Aufenthaltes bei Adal- bert von Bremen mußte diesem stolzen und habsüchtigen Manne gedient werden, wenn jemand eine Pfründe wollte, später aber verschenkten Heinrichs nichtswürdige Günstlinge die Pfründen oder verkauften sie, bald mit, bald ohne Wissen ihres Herrn. Wir haben gesehen, daß der päpstliche Stuhl sich in keiner besseren Stellung befand, und wie oft er durch römische Faktionen vergeben wurde. Unter solchen Verhältnissen war es noch ein Glück, wenn ein kräftiger Kaiser ihn besetzte, doch sein Recht war es nie, weder als ein cäsarisches Erbe, noch als Folge der Kaiserkrönung. Der Papst darf nämlich, wenn ein ordnungsmäßiger Zustand der Kirche bestehen soll, weder von einer Volkspartei, noch von einer Adelöfaktion, noch von einem mächtigen Herrscher erhoben werden, sondern er muß frei aus der Kirche hervorgehen. Deßwegen verordnete Papst Nikolaus Ii. auf dem lateranischen Koncil 1059, daß jede Papftwahl ungiltig sein sollte, welche nicht durch die Kardinäle vorgenommen worden sei. Sein Nachfolger Alexander Ii. hatte noch mit einem Gegenpapste zu kämpfen, für den sich Adalbert von Bremen erklärt hatte, aber die Unterstützung aller bessern Bischöfe und der italienischen Städte verschaffte ihm einen glän- zenden Sieg, und er erneuerte alle Gebote und Verbote, welche auf Priefterehe, Simonie und Papstwahl Beziehung hatten. Als er am 21. April 1073 starb, ernannten die Kardinäle an demselben Tage den Hildebrand zum Papste, als welcher er Gregor Vii. heißt. Gregor mußte die Reformation vollenden, die seine Vorgänger angefangen hatten; ihm blieb der schwierigste Theil des Werkes Vorbe- halten, die allgemeine Durchführung der kirchlichen Verordnungen, nach- dem diese vorerst nur in Rom und seinem politischen Gebiete sowie in einzelnen Gegenden Italiens vor sich gegangen war. Durch Dekrete hätte Gregor nie das Kirchengesetz durchführen können, denn wenn Geist- liche und Laien ihn nicht hörten, wie sollte er seine Verordnungen geltend machen? Er war allerdings ein ausgezeichneter Politiker, aber gerade deßwegen wußte er am besten, welch vielfältigem und heftigem Widerstande seine Reformation begegnen werde, und in dieser Rücksicht hätte er sie aufgeben müssen. Gregor unternahm sie dennoch, denn er vertraute auf den höheren Schutz, welcher der Kirche von ihrem Stifter verheißen ist, und auf die Reformation, die auf einem andern kirchlichen Gebiete vorangegangen war und der seinigen den Weg bereitet hatte. Auch die Klöster hatten vielfach durch Simonie gelitten oder waren durch die Fülle ihres Besitzes zu einem weltlichen Leben verlockt worden. Dieser Ausartung arbeiteten aber Männer entgegen, in denen derselbe

8. Geschichte des Mittelalters - S. 253

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Gegenkönige Friedrich von Oesterreich und Ludwig von Bayern. 253 Zeit an Bayern, das durch diesen Besitz eine europäische Macht werden konnte. Ludwig hatte noch mehr Glück; der Graf Wilhelm von Holland, Seeland, Friesland und Utrecht kam 1345 im Kriege gegen die Friesen um ohne Kinder zu hinterlassen; Ludwigs zweite Gemahlin war Wil- helms Schwester; allein die zwei anderen Schwestern wollten auch erben; da erklärte Ludwig, daß jene Reichslehen nicht auf Weiber erben, zog sie als König zu seinen Händen ein und verlieh sie seinem Sohne Wil- helm (1346). Die bayerischen und pfälzischen Wittelsbacher. Er stellte auch den Frieden des wittelsbachischen Hauses wieder her (1329); die Pfalz war bereits 1225 an Herzog Otto Ii. von Bayern gekommen, so daß sich zwei wittelsbachische Hauptlinien, eine bayerische und eine pfälzische, bildeten; die Erbitterung der beiden Linien war so groß gewesen, daß Ludwigs Bruder, der Pfalzgraf Rudolf am Rheine, in dem Kronstreite auf Seite des Habsburgers getreten war; die rudol- fische Linie erhielt durch den Vertrag von Pavia die Rheinpfalz und den größten Theil von der Mark des Nordgaues, die von jetzt an Oberpfalz heißt. Stellung dcs Papstcs. Bonifacius Viii. (1294-1303). Während dem Bayer so in Deutschland vieles gelang, war er mit dem Papste in einen Streit verwickelt, der Deutschland und Italien zer- rüttete. Das Papstthum war kaum ein Jahrhundert nach Innocenz Iv., dem Besieger Friedrichs Ii., in eine gänzlich veränderte Stellung ge- kommen und zwar durch die Franzosen. König Philipp der Schöne (1285—1314) ging rüstig auf dem Wege fort, den seit Ludwig Iv. alle seine Vorgänger, eingeschlagen hatten: er erweiterte die Königsmacht, demüthigte die Großen, begünstigte die Städte. Er war aber mit Eduard I. von England in Kampf gerathen, denn damals war noch ein schöner Theil Frankreichs englisch; beide Könige schloßen Bündnisse mit den Deutschen und suchten ihrem Gegner Feinde in seiner Nähe oder unter seinen großen Vasallen zu erwecken; so stiftete Frankreich Schott- land auf, England dagegen Flandern und die Bretagne. Papst Bonifacius Viii. (1294—1303) wollte den Streit vermitteln, indem er im Geiste Gregors Vii. (dem er an hohem Ernste und Eifer für die Ordnung der Kirche gleich war) die päpstliche Autorität den weltlichen Fürsten gegenüber geltend machte und ihre Waffen gegen die Türken zu richten sich bemühte. Seine Mahnungen fruchteten nichts;

9. Geschichte des Mittelalters - S. 214

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
214 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Zweiundmanzigstes Kapitel. Das Zeitalter -er Kreuzzüge. Mit den Kreuzzügen ist die Hauptepoche des Mittelalters vorbei; mit dem Aufgebot aller Kräfte hat die europäische Christenheit während desselben nach einem Ziele gestrebt, höher und herrlicher, als seitdem je eines den Völkern vorschwebte. Die christlichen Völker des Abendlandes waren geeinigt in der Kirche unter ihrem sichtbaren Oberhaupte, dem Papste, und dieser sollte nicht bloß über den Glauben wachen, die kirch- liche Ordnung aufrecht erhalten und durch Befehl, Warnung und Strafe dafür sorgen, daß christliche Sitte und Zucht auch von den Großen be- achtet würden, sondern Fürsten und Völker riefen seine Vermittlung oder seinen Schutz an, und machten ihn dadurch zum höchsten Tribunal, zum Friedensrichter der Christenheit. Neben ihm stand der Kaiser, dem mit der Krone das Schutzrecht über die Kirche übertragen wurde; ihn aner- kannte die Christenheit als ihren ersten Fürsten, von ihm erwartete sie, daß er die Bösen strafe, die Gewaltthätigen Niederschlage, die Empörer gegen das christliche Gesetz zum Gehorsam zwinge und das Panner der Christenheit emporhalte gegen die Feinde ihres Namens. Der gefähr- lichste dieser Feinde war der Islam, denn Todfeindschaft gegen das Chriftenthum war und ist sein erstes Gebot; mit dem Schwerte hatte er es in Asien und Afrika vertilgt und bedrohte es von Osten und Westen in Europa; da erhob sich das christliche Europa wie ein Mann und bestand einen Kampf, der hinsichtlich seiner Dauer und Streiterzahl seines Gleichen noch nie hatte. Doch triumphierte das Kreuz nicht vollständig über den Halbmond; der Entscheidnngskampf wurde vielmehr den Nachkommen als ein Erbtheil hinterlassen. Durch Papst und Kaiser eine feste Ordnung der christlichen Staaten zu begründen gelang auch nicht; denn die beiden Mächtigen entzweiten sich, der Kaiser unterlag mit seinen Ansprüchen, seine Nachfolger erbten wohl seinen Namen, aber wenig von seiner Macht, und das Papstthum mußte so gewaltige Anstrengungen machen und zu so gefährlichen Mit- teln greifen, daß es obwohl siegreich, doch geschwächt aus dem großen Kampfe hervorging und die Stellung nicht mehr behaupten konnte, welche ihm seine großartige Wirksamkeit bei dem Aufbau des germa- nisch-christlichen Staatensystems angewiesen hatte. Doch trug Europas Ringen nach höherer Einigung seines Völkerlebens, sein Heldenkampf mit dem Islam reichen Lohn; erreichte es auch das angestrebte Ziel nicht, so brachte die Entfaltung aller besseren Kräfte so manches andere Treffliche, das man früher nicht geahnt hatte. Ein allgemeiner Auf- schwung hob Nationen und einzelne Stände, ein vorher nicht gekannter

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 22

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
22 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. die Beute 10 Millionen Goldgulden betragen haben soll. Der schwä- bische Hauptmann Schertlin aus Schorndorf erzählt selbst, daß er „12,000 Florin heimgebracht habe, nebst anderem Kleinod mit Gottes Hilf", wo- für er die Herrschaft Burtenbach kaufte. Es ist erwiesen, daß der Kaiser um den Angriff auf Rom nichts wußte, und als der Papst in der Engelsburg belagert und in die höchste Noth gebracht wurde, konnte er von Spanien aus seinen Hauptleuten nicht Befehle geben, welchen weder diese noch die Soldaten gehorcht hätten. Daher machte der Papst unter harten Bedingungen einen Waffenstillstand mit den Hauptleuten in Rom und entfloh bei der nächsten Gelegenheit. Unterdessen waren die Franzosen unter Lautrek (1528) bis Nea- pel vorgedrungen und gingen dort im Sommer durch ansteckende Krank- heiten zu Grunde. Ebenso verloren sie Genua, das wieder in ihre Hände gefallen war; Andreas Doria, der Seeheld, glaubte besser für seine Vaterstadt zu sorgen, wenn er sie unter den Schutz des Kai- sers und einer aristokratischen Verfassung stellte, als wenn sie als fran- zösischer Angriffspunkt gegen Italien dienen würde. Darum vertrieb er die Franzosen und Genua hatte sein Unternehmen nicht zu bereuen. Auch der Papst war zum Frieden geneigt; außer der Reformation in Deutschland wirkte auf ihn der Aufstand der Florentiner, die in demo- kratischer Aufwallung die mediceische Familie vertrieben und die Republik eingeführt hatten. Er versöhnte sich mit Karl und krönte ihn zu Bo- logna im Februar 1530 zum Kaiser und zum lombardischen Könige. Karl gab dafür alles zurück, was er im Kriege dem Kirchenstaate ent- rissen hatte, zwang Florenz nach harter Belagerung zur Uebergabe und setzte den Alexander von Medici als Fürsten von Florenz ein. Der Friede mit Venedig war die nächste Folge. Mit Franzen waren die Unterhandlungen am schwierigsten; seine beiden Söhne befanden sich als Geiseln des Madrider Friedens in Karls Gewalt; aber was sollte dieser mit den Prinzen anfangen? Franz hielt dafür Burgund fest und wollte es um keinen Preis fahren lassen. Karl hatte Ursache, von die- ser Seite her Ruhe zu wünschen; daher überließ er seinem Gegner Burgund für zwei Millionen Thaler und gegen eine nochmalige Ver- zichtleistung desselben auf Mailand und Neapel. Dies geschah 1529 in dem Frieden von Kambrai, welcher der Damenfriede genannt wird, weil Franzens Mutter und Karls Tante zwischen den beiden Herrschern vermittelten. Nun endlich konnte Karl als Kaiser nach Deutschland zurückkehren, nachdem er Italien erobert, sich mit dem Papste ausgesöhnt und Frankreich zweimal zum Frieden genöthigt hatte.
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