Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Freiburg
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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37. Die Mimstervolballe.
£)ie Kirche ist das Haus Gottes. Wenn die Menschen in dasselbe hineingehen, so sollen sie vorher sich in Ordnung bringen, damit sie vor Gott hin treten können. Die Mutter zieht deshalb den Kindern am Feiertag schone Kleider au, bevor sie zur Kirche gehen. Aber auch die Seele soll sich vor dem Eintritt in das Gotteshaus schon machen. Und darum haben die Künstler, die das Münster gebaut und geschmückt haben, vor seiner Türe eilte Vorhalle angelegt mit gar ernsten, zum Nachdenken anregenden Bildern. In dieser Vorhalle soll der Mensch vor dein Eintritt ins Gotteshaus ein wenig sich sammeln und so seine Seele schon machen.
Zuerst, meint wir eintreten, sehen wir uns gegenüber das Christkind auf dem Arm seiner heiligen Mutter. Dahinter in den kleineren Figuren und Bildern über deu Türen findest du die Geschichte seines Lebens dargestellt: die Gebnrt des Kindes, die Verkündigung an die Hirten, das Leiden und die Kreuzigung des Herrn, endlich seine Wiederkunft zum Gerichte und das Gericht selber mit der Auferstehung der Toten. Rechts und links von den Türen sind außerdem die Verkündigung des Engels an die hl. Jungfrau, ihr Besuch bei Elisabeth und die Anbetung der Drei Könige abgebildet. Es gibt viele Leute, welche oft unter diesen Figuren vorüber gehen, ohne nach ihnen zu sehen. Wer aber sein Münster kennen und lieb haben will, der geht manchesmal eigens hinüber in die Vorhalle unter dem Turnt und sieht sich alle diese Bilder genau an. Dabei gibts manche L>onderlichkeit zu beobachten: so den Auferstehenden, der sich eben die Stiefel anzieht, dann auch den betenden Teufel, von dem in einem anderen Lesestück die Rede ist, endlich den Judas, der im Baum hängt und dein der Leib aufplatzt. Außerdem aber fallen ganz besonders in die Augen rechts und links an den Wänden die schonen Figuren der klugen und törichten Jungfrauen. Die klugen heben goldene Lämpchen in die Höhe und folgen ihrem Heiland, der in rotem Gewände dasteht und ihnen winkt. Die törichten aber haben geschlafen, ihre Lampen sind leer gebrannt, darum halten sie dieselben abwärts, und ihre ganze Stellung zeigt, daß sie eben erst aufwachen. Neben den törichten Jungfrauen sind sieben andere Jungfrauen abgebildet, von denen eine eben Schule hält; zwei Kinder befinden sich zu ihren Füßen; das eine lernt eifrig in einem Buche, das andere steht traurig da, weil es jetzt gleich die Rute bekommen soll. Diese sieben Jungfrauen bedeuten die sieben Künste, die man in der Schule lernt: die Sprachlehre, die Lehre vom kunstvollen Reden, die Beweiskunst, das Rechnen, das Zeichnen und Messen, die Sternkunde und die Musik. Gauz besonders aber soll man in der Vorhalle des Münsters acht geben auf den Monn, der gleich links neben der Gittertüre steht. Er ist von vorne schön gekleidet; aber sein Rücken ist voll Würmer und eklem Getier. Das ist ein Bild des Sünders, der zwar vor der Welt sich schön und fein gepntzt zeigen kann, dessen schmutzige und kranke Seele aber vor dem Auge Gottes nicht verborgen ist.
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Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland.
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Xx.
Kaiser Karl V. und die Kirchenlrennung in Deutschland.
1. Karl, geboren zu Gent am 24. Februar 1500, erhielt von den
Kronen, die er zu tragen bestimmt war, zuerst die der spanischen Reiche.
In Bezug auf Caftilien war zwischen seinem Vater Philipp und seinem
Großvater Ferdinand seit Jsabellens Tode ein gespanntes Verhältniß
gewesen, das der baldige Tod Philipps löste. Bei seiner Mutter Johanna
hatte sich durch Philipps Tod eine Gemüthskrankheit so gesteigert, daß sie
außer allem Verhältniß zu den öffentlichen Angelegenheiten blieb. Als
Ferdinands Tod herannahte, sandte Karl aus den Niederlanden, wo
er ausgewachsen war, seinen Lehrer, den Cardinal Hadrian von
Utrecht', und leicht verständigte sich dieser mit dem Cardinal Ximenez,
da dieser große Mann, der zu seinen Verdiensten um die Verwal-
tung und dem Ruhme seiner Gelehrsamkeit im Jahre 1509 durch die
Eroberung von Oran den Lorbeer des Heerführers gesellt hatte, gern
dem Boten seines neuen Herrn den Vorrang einräumte, ohne in seiner
Thätigkeit für denselben nachzulassen. Ximenez beseitigte die Gefahr,
welche bei der ohnehin schwierigen Zeit eines Regierungswechsels durch
die dem Lande fremden niederländischen Räthe Karls herbeigeführt wurde.
Da er sie von dem Plane, Karln sofort vor seiner Ankunft zum Könige
ausrufen zu lassen, nicht abbringen konnte, verwandte er seine ganze
Kraft für die Ausführung ihres Beschlusses und trat den Großen Casti-
liens, welche die Ansprüche der noch lebenden Johanna zum Vorwände
des Sträubens nahmen und ihm das Recht zur Führung der Negierung be-
stritten, mit der Hinweisung auf die Kriegsmittel entgegen, die in Folge seiner
weisen Verwaltung hinreichten, das königliche Ansehen zu wahren. Erst
als der Vertrag zu Noyon das Verhältniß zu Frankreich geordnet hatte,
verließ Karl auf Ximenez' dringende Bitten die Niederlande und erschien
im Jahre 1517 in Asturien. Die Eifersucht seiner niederländischen
Räthe zeigte ihm die Thätigkeit des hochverdienten Ximenez in falschem
Lichte und beraubte ihn, da er ihn mit Versicherung der Anerkennung
von den Geschäften entfernte und derselbe bald darauf in hohem Alter
starb, eines Dieners, den nie ein anderer an Treue übertroffen hat.
Seinen Unterthanen noch fremd, beging der König, von Fremden umgeben,
manche Mißgriffe, welche den Geist der Widersetzlichkeit nährten. Als
er darauf durch die Kunde, daß er in Deutschland zum Kaiser erwählt
sei, im Jahre 1520 Spanien wieder verließ, begann sich allgemeine
Unzufriedenheit in einem Aufruhre zu entladen. Dieser Aufruhr ging
von den Bevölkerungen der Städte aus, und eine Anzahl empörter
Städte, an deren Spitze Toledo stand, bildete aus Abgeordneten unter
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl Karl Philipp Philipp Ferdinand Philipps Philipps Johanna Philipps Ferdinands Karl Karl Cardinal_Hadrian_von
Utrecht' Cardinal_Ximenez Karls Johanna Karl Karl Toledo
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Niederlanden Oran Karls Frankreich Niederlande Asturien Deutschland Spanien
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weil er seinen Katechismus vergessen und ihm die andern Menschen auch
nicht allzu deutlich bewiesen, daß sie denselben ihrerseits besser im Ge-
dächtnisse behalten hätten.
Solchergestalt war es beiläufig mit dem Manne bestellt, als dem
Herrn Pfarrer von der Wildsteige folgende Geschichte passierte.
Eines Nachmittags kehrte der Hochwürdige von Schongau oder
Peiting — ich weiß es nicht mehr genau — nach seinem einsam ge-
legenen Amtssitz zurück, und zwar über den Jlgenberg und den im Berg-
wald verborgenen Wallfahrts-Weiler ,Auf der Wies^ — auf einem Wege,
der stets von der Straße und belebtern Orten fern bleibt und sich durch
Busch und Heide, einsame Wiesengründe und dichten Waldstrich, wie sich
dies alles in jenen vorgebirgischen Landschaften hart aneinander findet,
bald aufwärts, bald abwärts in eigener Heimlichkeit hinschleicht. Unser
frommer Wanderer hatte eben die merkliche Höhe des Jgelbüchels er-
klommen und hielt erst aufatmend an, als ihn ein Stückchen freien
Himmels das karge Stück Erde deutlicher sehen ließ, auf welchem die
Kohlhofer Hütte stand. Sie war dem Herrn Pfarrer eben kein neuer,
überraschender Gegenstand; dennoch verweilte er ein paar Minuten über
dem Anblicke, dachte etwa daran, wie sein Pfarrhof dennoch viel lieb-
licher und lustiger auf dem grünen Büchel neben Sanct Sebastiani Kirche
oben stehe und ihn bald mit der einladend blauen Rauchsäule aus dem
blanken Schlote begrüßen werde, sah auch nach der Uhr, wie lange er
noch dieses tröstlichen Augenblickes warten müsse, und warf noch einmal
einen vergleichenden Blick auf des Kohlenbrenners jammersames Gehöfte.
Jetzt ersah er auch den Eigner desselben in nicht minder baufälliger Ge-
stalt, zerrissen und geräuchert wie jenes, und bemerkte, daß er von dem-
selben schon früher beobachtet sein mochte, weil der Martin hart am Gitter
seines Zaunes stand, die Augen nach dem Kommenden gerichtet, gleichsam
bereit, ihn an seinem Gebiete mit besonderer Aufmerksamkeit zu empfangen.
Dazumal war der Kohlhofer schon längst eingenistet in der Ödenei,
wie in dem bösen Leumunde, die beiden einzigen Besitztümer, die ihm
niemand streitig machte. Als denn der Hochwürdige den armen Sünder
mit seinem grauen Bart, wie auch die ganze Umgebung, die kümmerlichen
Kartoffelstauden im Steinfeld, das spärliche Sonnenlicht in der Wald-
grube, die Hütte nebst Zubehör abermals sich zu Gemüte zog, griff er
unwillkürlich in die Tasche, erwischte einen Groschen und ging dann
rüstigen Schrittes ans den Kohlenhof und seinen Besitzer zu. Der sprach
kein Wort, hob auch keine seiner Hände, die er über der Brnst gekreuzt
hielt, selbst als der Pfarrer hart am Gitter stand, so daß ihm dieser
den Groschen gleichsam in die Brusttasche schieben und zuerst sein „Grüß
Gott, Martin!" zurufen mußte. Jetzt wohl langte der wunderliche Thür-
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Handlungen ist jedoch selbst der Glänzendste hier seines Erfolgs nicht sicher,
da die Ehrbarkeit ein bestimmtes Eingehen auf die Anträge des Braut-
werbers verbietet, und jetzt beginnt die Aufgabe des Freiers. — Er tritt
an einem Nachmittag in das Hans der Gesuchten, und zwar jedesmal
unter dem Vorwände, seine Pfeife anzuzünden, — die Hausfrau setzt ihm
einen Stuhl und scharrt schweigend die Glut auf, dann knüpft sie ein
gleichgültiges Gespräch an vom Wetter, den Kornfrüchten rc. und nimmt
unterdessen eine Pfanne vom Gesimse, die sie sorgfältig scheuert und
über die Kohlen hängt. Jetzt ist der entscheidende Augenblick gekommen.
— Sieht der Freier die Vorbereitungen zu einem Pfannenkuchen, so
zieht er seine dicke, silberne Uhr hervor und behauptet, sich nicht länger,
aufhalten zu können; werden aber Speckschnitzel und Eier in die Pfanne
gelegt, so rückt er kühnlich mit seinem Antrage heraus, die jungen Leute
wechseln „die Treue", nämlich ein paar alter Schaumünzen, und der
Handel ist geschlossen.
Einige Tage vor der Hochzeit macht der Gastbitter mit ellenlangem
Spruche seine Runde, oft meilenweit, da hier, wie bei den Schotten, das
verwandte Blut bis in das entfernteste Glied, und bis zum Ärmsten
hinab, geachtet wird. Nächst diesem dürfen vor allem die sogenannten
Nachbarn nicht übergangen werden, drei oder vier Familien nämlich, die
vielleicht eine halbe Meile entfernt wohnen, aber in uralten Gemeinde-
registern, aus den Zeiten einer noch viel sparsamern Bevölkerung, als
„Nachbarn" verzeichnet stehen und, gleich Prinzen vom Geblüte vor den
nähern Seitenverbindungen, so auch ihre Rechte und Verpflichtungen vor
den vielleicht erst seit ein paarhundert Jahren Näherwohnenden wahren.
Am Tage vor der Hochzeit findet der „Gabenabend" statt, eine freund-
liche Sitte, um den jungen Anfängern über die schwerste Zeit wegzu-
helfen. Abends, wenn es schon stark dämmert, tritt eine Magd nach
der andern ins Haus, setzt mit den Worten: „Gruß von unserer Frau",
einen mit weißem Tuche verdeckten Korb ans den Tisch und entfernt sich
sofort; dieser enthält die Gabe: Eier, Butter, Geflügel, Schinken — je
nach den Kräften eines jeden — und die Geschenke fallen oft, wenn das
Brautpaar unbemittelt ist, so reichlich aus, daß dieses um den nächsten
Wintervorrat nicht sorgen darf. Eine liebenswürdige, das Volk bezeich-
nende Höflichkeit des Herzens verbietet die Überbringung der Gabe durch
ein Familienmitglied; wer keine Magd hat, schickt ein fremdes Kind.
Am Hochzeitsmorgen, etwa um acht, besteigt die Braut den mit einer
weißen goldflunkernden Fahne geschmückten Wagen, der ihre Ausstattung
enthält; sie sitzt allein zwischen ihren Schätzen, im besten Staate, aber
ohne besonderes Abzeichen, und weint aufs jämmerlichste; auch die auf
dem folgenden Wagen gruppierten Brautjungfern und Nachbarinnen
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