38 Das Altertum.
tru?in' l!m den 3nbu§ überschreiten zu können, baute ö l c^tl[e' solche zerlegt werden konnten, und ließ sie auf Kamelen zu land an den Indus bringen, um sie dort zusammenzusetzen und ihre Gruppen uberzulchiffeu. Als sie den Indern gegenüberstand, merkte sie, daß die ^nder im Vorteile seien, weil sie Elefanten hatten. Um nun die Femde glauben zu machen, sie habe ebenfalls Elefanten, lieft sie 300 000 schwarze Ochsen schlachten und umgab Kamele mit ihren Hauten. Auf diese Kamele wurden nun hölzerne Türme befestigt die mit Soldaten besetzt waren. Allein die Elefanten der Inder ließen sich nicht tauschen und richteten ein furchtbares Blutbad unter den Kamelen an, die noch überdies in ihren Bewegungen durch die Ochsenhäute gepudert nim-den. Semiramis erlitt eine so gewaltige Niederlage, daß sie ihre Residenz nur mit 20 Mann erreicht haben soll. Wer sieht nicht in all diesem Unwahrscheinlichkeit und Übertreibung?
3. Uber Ninive s. § 25, Anm. 2.
4. Ci in erstaunliches Kunstwerk war der angeblich von Semiramis angelegte große See in Babylonien, in welchem die überfließenden Gewässer des Euphrat gesammelt wurden. Dieser See hatte die Gestalt eines Vierecks und jede Seite desselben eine Länge von 68 km. Seine Tiere betrug 10y2 m; die Seitenwände waren mit Ziegelsteinen ausgemauert. Als der See vollendet war, ließ Semiramis den Euphrat ab-und in dieses Becken leiten, und als das Flußbett trockengelegt war wurde etit gewölbter Gang quer durch den Euphrat gebaut, der die alte Komgsburg (den Tempel des Bel) mit der neuen Königsburg verband Alsdann ließ man das Wasser aus dem See wieder in den Euphrat strömen. Dieses Werk soll in sieben Tagen zustande gebracht worden lern., Auch ans dieser Nachricht kann man ersehen, wie die Geschicht-ichmber der alten Zeit sich in Übertreibungen gefallen.
8 16.
Die Ägypter.
37) Die ältesten Einwohner Ägyptens waren wohl ebenfalls Chamiten (Neger), unter denen sich aber bald semitische Priester-jtämme ansiedelten. Die Priester begannen damit, Tempel und um dieselben herum Wohnungen für sich und die Ihrigen zu bauen und das Land urbar zu machen. Die Eingebornen schlossen sich au und es entstand so eine gemischte Bevölkerung, die aber an vollständiger Verschmelzung dnrch die Kasteneinteilnng gehindert wurde. Im Anfange wnrden die einzelnen Tempelbezirke von Vorstehern aus der Mitte der Priester regiert. Sie nannten sich Pharaonen, d. H. Stellvertreter der Sonne. Später wurden alle Tempelbezirke unter einem Pharao vereinigt, und die Vorsteher der einzelnen Tempelbezirke wurden untergeordnete Statthalter. Die wichtigsten Tempelbezirke waren Thebais mit der alten Hauptstadt Theben, Memphis, On (Heliopolis), Sais und Pellt sin m.
38) Die Religion der Ägypter war, wie die des Zendvolkes,
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Freiburg
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
— 84 —
37. Die Mimstervolballe.
£)ie Kirche ist das Haus Gottes. Wenn die Menschen in dasselbe hineingehen, so sollen sie vorher sich in Ordnung bringen, damit sie vor Gott hin treten können. Die Mutter zieht deshalb den Kindern am Feiertag schone Kleider au, bevor sie zur Kirche gehen. Aber auch die Seele soll sich vor dem Eintritt in das Gotteshaus schon machen. Und darum haben die Künstler, die das Münster gebaut und geschmückt haben, vor seiner Türe eilte Vorhalle angelegt mit gar ernsten, zum Nachdenken anregenden Bildern. In dieser Vorhalle soll der Mensch vor dein Eintritt ins Gotteshaus ein wenig sich sammeln und so seine Seele schon machen.
Zuerst, meint wir eintreten, sehen wir uns gegenüber das Christkind auf dem Arm seiner heiligen Mutter. Dahinter in den kleineren Figuren und Bildern über deu Türen findest du die Geschichte seines Lebens dargestellt: die Gebnrt des Kindes, die Verkündigung an die Hirten, das Leiden und die Kreuzigung des Herrn, endlich seine Wiederkunft zum Gerichte und das Gericht selber mit der Auferstehung der Toten. Rechts und links von den Türen sind außerdem die Verkündigung des Engels an die hl. Jungfrau, ihr Besuch bei Elisabeth und die Anbetung der Drei Könige abgebildet. Es gibt viele Leute, welche oft unter diesen Figuren vorüber gehen, ohne nach ihnen zu sehen. Wer aber sein Münster kennen und lieb haben will, der geht manchesmal eigens hinüber in die Vorhalle unter dem Turnt und sieht sich alle diese Bilder genau an. Dabei gibts manche L>onderlichkeit zu beobachten: so den Auferstehenden, der sich eben die Stiefel anzieht, dann auch den betenden Teufel, von dem in einem anderen Lesestück die Rede ist, endlich den Judas, der im Baum hängt und dein der Leib aufplatzt. Außerdem aber fallen ganz besonders in die Augen rechts und links an den Wänden die schonen Figuren der klugen und törichten Jungfrauen. Die klugen heben goldene Lämpchen in die Höhe und folgen ihrem Heiland, der in rotem Gewände dasteht und ihnen winkt. Die törichten aber haben geschlafen, ihre Lampen sind leer gebrannt, darum halten sie dieselben abwärts, und ihre ganze Stellung zeigt, daß sie eben erst aufwachen. Neben den törichten Jungfrauen sind sieben andere Jungfrauen abgebildet, von denen eine eben Schule hält; zwei Kinder befinden sich zu ihren Füßen; das eine lernt eifrig in einem Buche, das andere steht traurig da, weil es jetzt gleich die Rute bekommen soll. Diese sieben Jungfrauen bedeuten die sieben Künste, die man in der Schule lernt: die Sprachlehre, die Lehre vom kunstvollen Reden, die Beweiskunst, das Rechnen, das Zeichnen und Messen, die Sternkunde und die Musik. Gauz besonders aber soll man in der Vorhalle des Münsters acht geben auf den Monn, der gleich links neben der Gittertüre steht. Er ist von vorne schön gekleidet; aber sein Rücken ist voll Würmer und eklem Getier. Das ist ein Bild des Sünders, der zwar vor der Welt sich schön und fein gepntzt zeigen kann, dessen schmutzige und kranke Seele aber vor dem Auge Gottes nicht verborgen ist.
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10 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
Helden sprechen: „Kein unglücklicheres Geschöpf, das da athmet und
kreucht auf der Erde, als der Mensch!" Das ist ein Seufzer nach Er-
lösung aus der kalten Finsterniß des Lebens, das nicht von Gott, der
Sonne der Geister, erhellt und erwärmt wird.
Wir wissen nicht geschichtlich, wie lange die Menschen brauchten, um
zu Völkern heranzuwachsen, wie viele Versuche st'e machten, bis sic eine
bürgerliche Gemeinschaft ausgebildet hatten; wir wissen auch nicht, wie
st'e ihre verschiedenen Religionen gedichtet haben, denn wie das Licht der
Geschichte aufgeht, sehen wir ausgebildete Nationen dastehen. Ihr Schau-
platz ist das hintere Asten; allmalig rückt die Geschichte gegen Westen,
gleich dem Gange der Sonne.
Zweites Kapitel.
Indien.
Wann das Land, welches durch das Himalayagebirge (Emodus)
von Mittelasien, durch den Hindukusch (Paropamisus) von dem Hoch-
lande Iran (Aria), das bis zum Tigris in Vorderasten reicht, geschieden
wird, von den Stammvätern der Indier oder Hindu bevölkert wurde,
kann nicht geschichtlich bestimmt werden. Nach den eigenen uralten
Sagen des Volkes sind sie aus dem Geschlechte Iaphets (den Noah
nennen die Indier Men», seine Söhne Chama, Scherma, Japeti) und
wohnten im Hochlande jenseits der Indus- und Gangesquellen am
Göttergebirge Meru. Von da zogen sie in die große Halbinsel, welche
von dem Indus, dem Ganges und Bramaputra bewässert wird, und
breiteten sich von den Quellen des Indus und Ganges bis zu deren
Mündungen aus, und über die Hochflächen und Thäler des Dekhan, an
den Küsten von Malabar und Koromandel bis auf die Insel Sinhala
(Ceylon, Taprobane bei den Griechen). Diese arischen Einwanderer sind
aber nicht die Urbewohner der Halbinsel; sie trafen dort bereits andere
Stämme von chamitischer Abkunft, welche sie in die Gebirge zersprengten
oder unterjochten, indem sie sich selbst als ein edleres Volk betrachteten,
wie denn auch in ihrer Sprache Arier die „Ausgezeichneten" bedeutet.
Doch haben sie cs selbst nie dahin gebracht, daß sich ihre Stämme zu
einer Nation vereinigten und die ganze Halbinsel ein indisches Reich
bildete. Eine eigentliche Geschichte haben sie nicht; denn die meisten
Stämme besitzen keine schriftlichen Aufzeichnungen, sondern nur dunkle
und vielfach verwirrte Sagen, und die Bücher der Brammen, der Priester
jener Stämme des indischen Volkes, das die eigenthümlichste Entwicklung
erreichte, sind größtentheils ein Gewebe von Mythen; die beglaubigte
Geschichte scheint nicht über 800 Jahre vor Christus hinaufzureichen. —
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Aegypten.
33
gegen Ende Oktobers kehrt er wieder in sein Bett zurück und zwar in
kürzerer Zeit, als er angeschwotten ist und hinterläßt die Felder getränkt
und zollhoch mit einem fetten Schlamme überzogen. Nun wird gesäet
und gepflanzt; Getreide und Hülsenfrüchte aller Art, Sesam, Melonen,
Baumwolle u. s. w. wachsen bei der großen Sonnenwärme in dem
feuchten und fetten Boden schnell heran und reifen frühe, so daß der
Aegypter zweimal ärnten kann, ohne auch nur die Hälfte der Arbeiten ver-
richten zu müssen, welche bei uns dem Landmanne so manchen Schweiß-
tropfen auspressen. Diesen wohlthätigen Nil verehrten die alten Aegypter
göttlich und glaubten, er entspringe in den Wohnungen der Sonne; sein
Anschwellen und Zurücktreten wurde mit Festen gefeiert, bei welchen
der sonst düstere Aegypter sich dem Ausbruche seiner Lust zügellos
hingab. Regelmäßig tritt der Nil aus und wieder zurück; regelmäßig
folgen Saat und Aernte; die Sonne wird fast nie mit Wolken umhüllt,
sondern strahlt immer mit blendendem Glanze; Gewitter sind außer-
ordentlich selten, nur Unterägypten kennt Landregen. So wenig als
die Jahreszeiten sieht der Aegypter Berg und Thal, Wald und Feld,
Anger und Wiese mit einander abwechseln; zwischen nackten Felsrücken,
hinter denen der Wüstensand in der Sonnenhitze glüht und durch die
Verdünnung der Luft wirbelnde Stürme erzeugt, ist sein viele hundert
Stunden langes Thal eingeschnitten, welches jährlich einmal von dem
Flusse unter Wasser gesetzt, nachher aber zum Saat- und Aernte-
feld wird. So waren auch die alten Aegypter ein wunderbares Volk,
einzig in seiner Art, wie sein Land. Noch waltet über ihre älteste
Geschichte ein tiefes Dunkel, das vielleicht durch die Erforschung der
Denkmale anfgehellt wird, deren sie mehr als jedes andere Volk der
Erde hinterlassen haben. Aus den einbalsamirten Leichen, die in unzäh-
ligen Felsengräbern millionenweise aufbewahrt liegen, ergibt sich, daß
die Bevölkerung des alten Aegypten aus drei Menschenschlägen bestand,
die aber in einander übergingen, wozu wir in den amerikanischen Mestizzen
und Mulatten und deren Unterabtheilungen ein Seitenstück sehen. Ein
Theil der Aegypter war von Heller Farbe und gehörte offenbar dem soge-
nannten kaukasischen Stamme an; ein anderer war dunkler, aber schlicht-
haarig und bildete den Uebergang zu einem negerähnlichen Schlage, der
aber doch das wollige Haar des Negers nicht hatte und ebenso wenig
dessen ganze Schädelbildung und aufgeworfene Lippen. Dies ist ein
deutlicher Beweis, daß Aegypten einst von dunkelfarbigen Volksstämmen
bewohnt wurde, unter denen sich ein hellerer niederließ, der sich die Herr-
schaft des Landes aneignete, während er den alten Einwohnern von
seiner Bildung mittheilte. Woher aber diese Einwanderer gekommen,
ist noch immer nicht sicher erforscht. Eine Meinung läßt sie über die
Landenge von Suez hinziehen, nach einer andern sind sie den Nil herunter
Bumüller, Gesch. d. Alterth. 3
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T
18 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
befruchtenden Einfluß auf die Erde offenbart. Erdbeben, Wasserfluchen,
Mißwachs, Seuchen u. s. w. beweisen, daß die Ordnung des Himmels
gestört ist, und diese Störung hat ihre Ursache darin, daß die Ordnung
im Reiche gelitten hat und der Kaiser von ihr abgewichen ist, was nun
sein Volk und er mit ihm büßen muß, bis die wohlthätige Ordnung
des Himmels die Ordnung auf der chinesischen Erde wieder herstellt.
Von dem Kaiser, dem Vater des ganzen Volkes, kommt diesem also
alles Heil und Glück wie der einzelnen Familie durch den Familienvater,
und eben deßwegen ist der unbedingteste Gehorsam gegen den Kaiser
auch die erste Pflicht des ganzen Volkes.
Unter dieser Verfassung mögen die Chinesen ihre glücklichen Perio-
den gehabt haben (wie sie auch-wirklich viel von den langen und segens-
reichen Negierungen ihrer alten Kaiser zu erzählen wissen), denn offen-
bar mußte sie die Liebe zu Ackerbau und friedlichem Gewerbe außer-
ordentlich pflegen; doch „die Himmelssöhne" störten die Ordnung oft
genug und „die Kinder" zeigten sich alsdann nicht minder ausgeartet.
Da sich aber die Wirkung chinesischer Revolutionen in den Jahrhunder-
ten vor Christus auf China selbst beschrankt, so zählen wir die Reihen
ihrer Dynastieen nicht auf, und nennen nur die der Tschin von 249—206
vor Christus, welche dem Reiche seinen heutigen Namen gegeben hat.
Unter dieser Dynastie wurde die große Mauer gebaut, welche die Nord-
gränzc gegen die Einfälle der Barbaren schützen sollte, die in zahllosen
Schwärmen das Hochland Mittelasiens bewohnten und als Hiongnu ein
mächtiges Reich gründeten. Die große Mauer, eines der größten Werke
der menschlichen Hand (sie erstreckt sich 300 Meilen weit vom Meer-
busen Rhu Hai bis an das Gebirge Kueulun und den Gebirgssee Si
Hai oder Westmeer, aus welchen Gegenden die Chinesen herstammen),
verhinderte aber den Einbruch der Barbaren nicht, der Hiongnu so
wenig als später der Mongolenhorden, doch ermannten sich die Chine-
sen immer wieder, vertrieben oder unterwarfen die Eindringlinge und
verfolgten sie weit in das mittelasiatische Hochland. Die letzte einhei-
mische Dynastie, die der Ming, unter welcher China seine größte Aus-
dehnung erreicht hatte, unterlag 1644 den unausgesetzten Angriffen der
Mandschu, denen die Dynastie der Tsching angehört, welche bis aus die
neueste Zeit in China herrscht. Dieser tungusische Mamm ist. aber in
den Chinesen aufgegangen, indem die Eroberer von ver ihnen weit über-
legenen Kultur der Besiegten mehr und mehr annahmen. Der Man-
dschu auf dem Throne in Peking nennt sich Himmelssohn wie seine
Vorgänger aus den chinesischen Dynastieen, führt dieselbe väterliche
Sprache und übt denselben unbeschränkten Despotismus. Ein zahlreicher
Beamtenftand, in neun Rangstufen gesondert, durch Knöpfe und Federn
ausgezeichnet, wacht über den Vollzug der unzähligen Gesetze und Ver-
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Extrahierte Personennamen: Christus
Extrahierte Ortsnamen: China Hochland_Mittelasiens Westmeer China China Peking
274
Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
Umgebungen des Indus ermunterte jezt die vervielfältigten Handels-
reisen zu Wasser und zu Lande. Die Seteuciben (vordem Empor-
kommen der part hi scheu Macht) und die Ptolemäer theilten sich
in den indischen See-Handel; diese befuhren alle Küsten von Arabien
bis Ceylon und Malabar. Hipp alns wagte zum erstenmale die Fahrt
gerade über's Meer nach Indien. Er fuhr vorr Ocelis in Arabien aus.
Die Selenciden belebten vorzüglich den Verkehr zu Lande. Seteu-
kus Nikator war mit seinem Heere bis an den Ganges gedrungen.
Bengalen, Agra und Delhi traten aus der Dunkelheit hervor,
das große Patibothra (an der Vereinigung des Soane mit dem
Ganges) wurde entdeckt, und blieb von da der wichtigste Stapelort.
Vom Indus an durch Mittelasien zogen die Waaren theits ans den
im vorigen Zeiträume (B. ?. S. 245) beschriebenen Wegen, theilö
wurden sie stromaufwärts bis dahin gebracht, wo ein kurzer Landweg
zu dem oberen O r u s führte, auf dessen Rücken sie hinab in das kaspische
Meer, dann weiter in den Kur und nach einem abermaligen Land-
transport in den Phasiö und das schwarze Meer gelangten. (In noch
späteren Zeiten wurden anstatt der leztgenannten Flüsse die Wolga
und der Tanais (Don) gebraucht.)
Den karthagischen Handel haben wir im vorigen Zeiträume be-
leuchtet. Auch einige spanische und gallische Städte, wie Nnmantia,
Narbona, Bannes (in Bretagne) u. a. trieben ansehnlichen Han-
del. Auf Britannien und einen Theil der Nordseeküsten, so auch
auf die skandinavischen Länder, fällt allmälig durch einzelne Ent-
deckungsreisen und durch Zinn- und Bernstein-Handel ein zweifelhaf-
tes Licht.
§. 29. Römischer Handel.
Die Römer haben den Handel nicht werth geachtet und unmittel-
bar wenig für den denselben gethan. Sie hielten für rühmlicher, die
Nationen zu würgen und zu plündern, als gegen Zuführung friedlicher
Jndnstrieprodukte einen freiwilligen Tribut von denselben zu erheben.
Mehrere der blühendsten Handetstaaten sind unter den Streichen des
rohen Römerarms gefallen. Zuerst die stillen Etrusker, hierauf Syra-
kus und Karthago und Korinth. Auch die kleinasiatischen Städte und
Rhodus und selbst Massitia wurden hart von ihnen bedrängt. Gleich-
wohl war Rom nicht ohne Handel. Es hatte eine eigene Innung
von Kaufleuten (*), prägte Silbermünzen noch vor den punischen
Kriegen, und schuf während des ersten derselben sich eine Marine. Nur
(*) Die k* Claudia verbot den Patriziern, persönlich Handel zu treiben.
Aber Geld dazu durften sie geben.
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90
Syrien.
ten, welche gleichmäßig durch Abfall von Syrien entstanden, nimmt
die Weltgeschichte wenig Notiz.
tz. 24. Armenien.
Nördlich an Mesopotamien, in den Gebirgen, worin der Eu-
phrat und Tigris, weiter derlycns, Phasis, Cyrus und Arareö ent-
springen, und der große See Wan (der matianische See) eine Menge
von Bächen verschlingt, liegt Armenien (h. z. T. meist Turko-
manien und Erivan) von Kappadocien bis an die medische Grenze.
Der Euphrat theilt das Land in zwei ungleiche Theile; der westliche
hieß Klein-, der östliche Großarmenien. Wir treffen hier die gewöhn-
lichen Eigenschaften der Gebirgsländer und Gebirgsvölker in Klima
und Produkten, Charakter und Sitten an.
Aus den zerstreuten Angaben auswärtiger Geschichtschreiber Nlld
den von Moses von Ch or eue ziemlich unkritisch gesammelten ein-
heimischen Nachrichten (*) erhellt, daß von Haik und einem seiner
Nachkommen, Aram, die Landesnamen Hai ka und Armenien hcr-
rühren, daß in alter Zeit meist Assyrien und Medien über dasselbe ge-
herrscht und auch die persische und macedonische Hoheit — ungeach-
tet der einheimischen Vasallenkönige — sich darüber erstreckt habe.
Von Syrien, welchem bei der Zertrümmerung des Alerandrischen
Reiches Armenien zngefallen, riß sich dasselbe nach Antio ch's M. Un-
glück bei Magnesia, unter seinen Statthaltern Artarias und Za-
riadres (dieser in Klein-, jener in Großarmenien), los (3794. 189
v. Chr.), und behielt durch den ganzen Zeitraum eigene Beherrscher
ans den Häusern jener Empörer. Die kleinarmenischen Könige wa-
ren meist von Rom abhängig; aber unter den großarmenischen spielt
Ti gran es I. (3889. 94 v. Chr.) eine merkwürdige Rolle. Er
herrschte auch über Kleinarmenien, Kappadocien, Syrien, Cilicien und
nannte sich König der Könige. Aber der Krieg Mithridat's, sei-
nes Schwiegervaters, riß ihn ins Verderben. Ihm und seinen Nach-
folgern blieb nichts, als das eigentliche Armenien und eine gefahrvolle
Lage zwischen den beiden Hauptmächten, Parthien und Rom. Beide
betrachteten diese Provinz als Vormauer, und strebten nach deren
Besiz. Um kein Land in der Welt ist so hartnäckig gestritten worden.
Zwar Kleinarmenien wurde unter Vespasian eine römische Provinz;
aber in Großarmenien war — bei fortdauernder Regierung eigener
Könige aus verschiedenen Häusern — ein unaufhörlicher blutiger Wech-
sel der römischen und parthischen Hoheit, bis 412 nach Chr. Geb.
(#) S. Satterer Synchr. U. H. Ii. S. 207 f.
7*
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Moses_von_Ch Satterer_Synchr
Extrahierte Ortsnamen: Syrien Syrien Armenien Mesopotamien Armenien Armenien Syrien Rom Syrien Rom
307
Früher wurde die Messe weiter abwärts an der Wolga in einem
dem hl. Makarius geweihten Kloster gehalten. Als aber im
Jahre 1816 der Bazar daselbst niederbrannte, verlegte die Regierung
den Markt an die Mündung der Oka in die Wolga nach der Stadt
Nischnij-Nowgorod, deren Lage sehr günstig ist; denn hier treffen
nicht weniger als sieben große Handelsstraßen zusammen; zudem
liegt die Stadt auch an der Eisenbahn. 1822 wurde von der
russischen Regierung ein großartiger Bazar aus Steinen gebaut,
der aus 60 Gebäuden mit mehr als 2500 Verkaufsläden besteht;
aber auch dieser ungeheure Bazar reicht während der Messe nicht
für den Handel. Es müssen oft noch über 3000 Holzbuden er-
richtet werden. Die Messe beginnt am 15. Juli und dauert bis
zum 27. August. Das Völkergetümmel, welches während dieser
Zeit herrscht, ist unbeschreiblich. Aus Rußland allein finden sich
mehr als 30 verschiedene Völker zusammen; dazu kommen Geschäfts-
leute aus fast allen europäischen Staaten. Asiaten scheuen nicht
den weiten Weg von Afghanistan und vom Indus her; selbst aus
dem östlichen Sibirien kommen Jakuten mit Mamutzähnen, welche
sie an der Lenamündung aus dem Eise hervorgruben. Auch viele
Chinesen erscheinen mit Thee, Lackwaren und anderen Erzeugnissen
des Reiches der Mitte. Der Wert der zum Verkauf ausgestellten
Waren beträgt oft über 600 Millionen Mark. Zu den reichsten
Buden gehören diejenigen, in welchen Pelzwerk verkauft wird. Tritt
man in eine solche Bude, so sieht man an den Wänden einige un-
scheinbare Kisten und einige in Matten gehüllte Ballen, auf denen
die Verkäufer plaudernd sitzen. Aber der Sitz des einen ist eine
Kiste voll schwarzer Fuchsbälge, welche über 300 000 Mark wert
sind; der andere hat vielleicht einen noch kostbarern Sitz. Hier
wird nur im großen verkauft, und werden bedeutende Summen um-
gesetzt. — Einen noch auffallender» Gegensatz zwischen dem äußern
Ansehen und dem innern Gehalt liefern die Perlenbuden. Da
sitzt in einer bretternen, mit Matten ausgeschlagenen schlechten
Bude ein Mann, der auf einem Tischchen vor sich einige Bogen
gelbes und graues Papier hat, worauf für mehr als 100 000
Rubel (1 Rubel — 3,24 Mark) Perleu liegen. Ein sehr wichtiger
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland.
579
Xx.
Kaiser Karl V. und die Kirchenlrennung in Deutschland.
1. Karl, geboren zu Gent am 24. Februar 1500, erhielt von den
Kronen, die er zu tragen bestimmt war, zuerst die der spanischen Reiche.
In Bezug auf Caftilien war zwischen seinem Vater Philipp und seinem
Großvater Ferdinand seit Jsabellens Tode ein gespanntes Verhältniß
gewesen, das der baldige Tod Philipps löste. Bei seiner Mutter Johanna
hatte sich durch Philipps Tod eine Gemüthskrankheit so gesteigert, daß sie
außer allem Verhältniß zu den öffentlichen Angelegenheiten blieb. Als
Ferdinands Tod herannahte, sandte Karl aus den Niederlanden, wo
er ausgewachsen war, seinen Lehrer, den Cardinal Hadrian von
Utrecht', und leicht verständigte sich dieser mit dem Cardinal Ximenez,
da dieser große Mann, der zu seinen Verdiensten um die Verwal-
tung und dem Ruhme seiner Gelehrsamkeit im Jahre 1509 durch die
Eroberung von Oran den Lorbeer des Heerführers gesellt hatte, gern
dem Boten seines neuen Herrn den Vorrang einräumte, ohne in seiner
Thätigkeit für denselben nachzulassen. Ximenez beseitigte die Gefahr,
welche bei der ohnehin schwierigen Zeit eines Regierungswechsels durch
die dem Lande fremden niederländischen Räthe Karls herbeigeführt wurde.
Da er sie von dem Plane, Karln sofort vor seiner Ankunft zum Könige
ausrufen zu lassen, nicht abbringen konnte, verwandte er seine ganze
Kraft für die Ausführung ihres Beschlusses und trat den Großen Casti-
liens, welche die Ansprüche der noch lebenden Johanna zum Vorwände
des Sträubens nahmen und ihm das Recht zur Führung der Negierung be-
stritten, mit der Hinweisung auf die Kriegsmittel entgegen, die in Folge seiner
weisen Verwaltung hinreichten, das königliche Ansehen zu wahren. Erst
als der Vertrag zu Noyon das Verhältniß zu Frankreich geordnet hatte,
verließ Karl auf Ximenez' dringende Bitten die Niederlande und erschien
im Jahre 1517 in Asturien. Die Eifersucht seiner niederländischen
Räthe zeigte ihm die Thätigkeit des hochverdienten Ximenez in falschem
Lichte und beraubte ihn, da er ihn mit Versicherung der Anerkennung
von den Geschäften entfernte und derselbe bald darauf in hohem Alter
starb, eines Dieners, den nie ein anderer an Treue übertroffen hat.
Seinen Unterthanen noch fremd, beging der König, von Fremden umgeben,
manche Mißgriffe, welche den Geist der Widersetzlichkeit nährten. Als
er darauf durch die Kunde, daß er in Deutschland zum Kaiser erwählt
sei, im Jahre 1520 Spanien wieder verließ, begann sich allgemeine
Unzufriedenheit in einem Aufruhre zu entladen. Dieser Aufruhr ging
von den Bevölkerungen der Städte aus, und eine Anzahl empörter
Städte, an deren Spitze Toledo stand, bildete aus Abgeordneten unter
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl Karl Philipp Philipp Ferdinand Philipps Philipps Johanna Philipps Ferdinands Karl Karl Cardinal_Hadrian_von
Utrecht' Cardinal_Ximenez Karls Johanna Karl Karl Toledo
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Niederlanden Oran Karls Frankreich Niederlande Asturien Deutschland Spanien
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weil er seinen Katechismus vergessen und ihm die andern Menschen auch
nicht allzu deutlich bewiesen, daß sie denselben ihrerseits besser im Ge-
dächtnisse behalten hätten.
Solchergestalt war es beiläufig mit dem Manne bestellt, als dem
Herrn Pfarrer von der Wildsteige folgende Geschichte passierte.
Eines Nachmittags kehrte der Hochwürdige von Schongau oder
Peiting — ich weiß es nicht mehr genau — nach seinem einsam ge-
legenen Amtssitz zurück, und zwar über den Jlgenberg und den im Berg-
wald verborgenen Wallfahrts-Weiler ,Auf der Wies^ — auf einem Wege,
der stets von der Straße und belebtern Orten fern bleibt und sich durch
Busch und Heide, einsame Wiesengründe und dichten Waldstrich, wie sich
dies alles in jenen vorgebirgischen Landschaften hart aneinander findet,
bald aufwärts, bald abwärts in eigener Heimlichkeit hinschleicht. Unser
frommer Wanderer hatte eben die merkliche Höhe des Jgelbüchels er-
klommen und hielt erst aufatmend an, als ihn ein Stückchen freien
Himmels das karge Stück Erde deutlicher sehen ließ, auf welchem die
Kohlhofer Hütte stand. Sie war dem Herrn Pfarrer eben kein neuer,
überraschender Gegenstand; dennoch verweilte er ein paar Minuten über
dem Anblicke, dachte etwa daran, wie sein Pfarrhof dennoch viel lieb-
licher und lustiger auf dem grünen Büchel neben Sanct Sebastiani Kirche
oben stehe und ihn bald mit der einladend blauen Rauchsäule aus dem
blanken Schlote begrüßen werde, sah auch nach der Uhr, wie lange er
noch dieses tröstlichen Augenblickes warten müsse, und warf noch einmal
einen vergleichenden Blick auf des Kohlenbrenners jammersames Gehöfte.
Jetzt ersah er auch den Eigner desselben in nicht minder baufälliger Ge-
stalt, zerrissen und geräuchert wie jenes, und bemerkte, daß er von dem-
selben schon früher beobachtet sein mochte, weil der Martin hart am Gitter
seines Zaunes stand, die Augen nach dem Kommenden gerichtet, gleichsam
bereit, ihn an seinem Gebiete mit besonderer Aufmerksamkeit zu empfangen.
Dazumal war der Kohlhofer schon längst eingenistet in der Ödenei,
wie in dem bösen Leumunde, die beiden einzigen Besitztümer, die ihm
niemand streitig machte. Als denn der Hochwürdige den armen Sünder
mit seinem grauen Bart, wie auch die ganze Umgebung, die kümmerlichen
Kartoffelstauden im Steinfeld, das spärliche Sonnenlicht in der Wald-
grube, die Hütte nebst Zubehör abermals sich zu Gemüte zog, griff er
unwillkürlich in die Tasche, erwischte einen Groschen und ging dann
rüstigen Schrittes ans den Kohlenhof und seinen Besitzer zu. Der sprach
kein Wort, hob auch keine seiner Hände, die er über der Brnst gekreuzt
hielt, selbst als der Pfarrer hart am Gitter stand, so daß ihm dieser
den Groschen gleichsam in die Brusttasche schieben und zuerst sein „Grüß
Gott, Martin!" zurufen mußte. Jetzt wohl langte der wunderliche Thür-
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