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1. Erdkunde - S. 289

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 289 — fach herrscht unter ihr die gräßlichste Armut. In elenden Keller- Wohnungen leben die Familien zusammengepfercht; von den Tauseu- den und aber Tausenden, die dort das Licht der Welt erblicken, wachsen die meisten ohne alle Erziehung und ohne allen Unterricht auf. Schon in den Kinderjahren müssen diese Unglücklichen ihr Bild 93. Themsc-Tunnel. Durchschnitt. Brot zu verdienen suchen. Die Eltern kümmern sich oft nicht um sie. Zwar geschieht sehr viel zur Linderung der Not und des Elendes. In den Armenhäusern sind 40—50 000 altersschwache Männer und Frauen untergebracht, für mittellose Kranke bestehen an 140 Spitäler; zahlreich sind die Waisenhäuser, Bessernngs- anstalten u. s. w. Man hat berechnet, daß in London durchschnittlich Bumüllcr-Schuster, Erdkunde. Neue Ausg. 2. Aufl. 1z

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 38

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
38 Das Altertum. tru?in' l!m den 3nbu§ überschreiten zu können, baute ö l c^tl[e' solche zerlegt werden konnten, und ließ sie auf Kamelen zu land an den Indus bringen, um sie dort zusammenzusetzen und ihre Gruppen uberzulchiffeu. Als sie den Indern gegenüberstand, merkte sie, daß die ^nder im Vorteile seien, weil sie Elefanten hatten. Um nun die Femde glauben zu machen, sie habe ebenfalls Elefanten, lieft sie 300 000 schwarze Ochsen schlachten und umgab Kamele mit ihren Hauten. Auf diese Kamele wurden nun hölzerne Türme befestigt die mit Soldaten besetzt waren. Allein die Elefanten der Inder ließen sich nicht tauschen und richteten ein furchtbares Blutbad unter den Kamelen an, die noch überdies in ihren Bewegungen durch die Ochsenhäute gepudert nim-den. Semiramis erlitt eine so gewaltige Niederlage, daß sie ihre Residenz nur mit 20 Mann erreicht haben soll. Wer sieht nicht in all diesem Unwahrscheinlichkeit und Übertreibung? 3. Uber Ninive s. § 25, Anm. 2. 4. Ci in erstaunliches Kunstwerk war der angeblich von Semiramis angelegte große See in Babylonien, in welchem die überfließenden Gewässer des Euphrat gesammelt wurden. Dieser See hatte die Gestalt eines Vierecks und jede Seite desselben eine Länge von 68 km. Seine Tiere betrug 10y2 m; die Seitenwände waren mit Ziegelsteinen ausgemauert. Als der See vollendet war, ließ Semiramis den Euphrat ab-und in dieses Becken leiten, und als das Flußbett trockengelegt war wurde etit gewölbter Gang quer durch den Euphrat gebaut, der die alte Komgsburg (den Tempel des Bel) mit der neuen Königsburg verband Alsdann ließ man das Wasser aus dem See wieder in den Euphrat strömen. Dieses Werk soll in sieben Tagen zustande gebracht worden lern., Auch ans dieser Nachricht kann man ersehen, wie die Geschicht-ichmber der alten Zeit sich in Übertreibungen gefallen. 8 16. Die Ägypter. 37) Die ältesten Einwohner Ägyptens waren wohl ebenfalls Chamiten (Neger), unter denen sich aber bald semitische Priester-jtämme ansiedelten. Die Priester begannen damit, Tempel und um dieselben herum Wohnungen für sich und die Ihrigen zu bauen und das Land urbar zu machen. Die Eingebornen schlossen sich au und es entstand so eine gemischte Bevölkerung, die aber an vollständiger Verschmelzung dnrch die Kasteneinteilnng gehindert wurde. Im Anfange wnrden die einzelnen Tempelbezirke von Vorstehern aus der Mitte der Priester regiert. Sie nannten sich Pharaonen, d. H. Stellvertreter der Sonne. Später wurden alle Tempelbezirke unter einem Pharao vereinigt, und die Vorsteher der einzelnen Tempelbezirke wurden untergeordnete Statthalter. Die wichtigsten Tempelbezirke waren Thebais mit der alten Hauptstadt Theben, Memphis, On (Heliopolis), Sais und Pellt sin m. 38) Die Religion der Ägypter war, wie die des Zendvolkes,

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 422

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
422 Die neue Zeit. stand ein wissenschaftlicher Streit, in welchem Lnther seine Gegner mit maßlosen Schmähungen überhäufte und in seinen Behauptungen immer mehr von der Lehre der Kirche abirrte, so daß er znletzt zur Verantwortung uach Nom vorgefordert wnrde. Da er aber stets beteuerte, daß er der Kirche und dem Ausspruche des römischen Stuhles sich unterwerfen werde, so brachte es Friedrich der Weise dahin, daß die Sache in Deutschland verhandelt werden sollte. Allein weder der gelehrte Kardinal Cajetanns (Tho,mas de Vio von Gatzta) noch der päpstliche Gesandte Karl vonmiltiz konnten Lnther zu eiuem Widerrufe bewegen. Eine Disputation zu Leipzig war ebenfalls erfolglos geblieben. Auf dieser Disputation und in zweien seiner Schriften: „An den christlichen Adel deutscher Nation" und „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche", leugnete Luther wesentliche Lehren der Kirche. Der Papst sprach deshalb den Bann über Luthers Lehre und verurteilte dessen Schriften zum Feuer; ihm selbst vergönnte er 60 Tage, innerhalb welcher Frist er widerrufen sollte. Lnther aber verbrannte öffentlich in Gegenwart seiner akademischen Zuhörer vor dem Elsterthore in Wittenberg die Bannbulle sowohl als das kanon ische Recht. Damit hatte er sich förmlich und feierlich vou der Kirche los-^Tc- gesagt. Manche Fürsten, viele Adelige und Gelehrte schlugen 5i52o.r sich auf Luthers Seite. Dadurch gemauu dessen Schritt eine erhöhte Bedeutung. Da mittlerweile Maximilian, der den Streit unterschätzt hatte, gestorben war, und Karl Y. einen Reichstag nach Worms angesagt hatte, so wurde auch Luther dahin zur Verantwortung vorgeladen. Anmerkungen. 1. Martin Luther wurde am 10. November und zwar uach allgemeiner Annahme, obwohl es nicht ganz bestimmt ist, im Jahre 1483 zu Eisleben geboren. Seine Eltern waren Hans Luther, ein armer Bauersmann, der aus dem kleinen Orte Möhra herstammte, und Magdalena Lindemann. Der Vater zog bald uach Luthers Geburt in das Dtädtlein Mansfeld und widmete sich dem Bergbau. Er brachte es durch Fleiß 'und Sparsamkeit soweit, daß er »ermöglich wurde, so daß er 24 Jahre nachher zu Luthers erster heiliger Messe mit 20 Pferden reiten und seinem Sohne 20 Gulden schenken sonnte. Beide Eltern waren fromm und gottesfnrchtig, lind Luther wurde sehr strenge erzogen. Anch erhielt er wegen seines unbeugsamen Eigensinnes viele Schläge, sowohl vom Vater als von dem Lehrer. Dies mag auf den Knaben, der ein tiefes Gemüt hatte, großen Eindruck gemacht und frühe eine gewisse Bitterkeit des Herzens und einen innern Groll erzeugt haben. Im 15. Jahre kam er nach Magdeburg, um bei den Franziskanern zu studieren, und ein Jahr darauf uach Eisenach, wo er sich kümmerlich nährte lind meistens von dem Almosen lebte, welches die armen Schüler (Kurrend-

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 494

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
17. August 1786. 494 Die neue Zeit. der Regentenpflichten einen großen Teil seiner Zeit den schönen Wissenschaften zu widmen itnb selbst Schriftsteller zu sein. Wie Maria Theresia orduete er die Finanzen durch ungemeine Sparsamkeit auf der Grundlage einer genauen Beaufsichtigung des Staatshaushaltes. Vorzügliche Aufmerksamkeit wendete er der Rechtspflege zu. Besonders suchte er die Manufakturen (Handgewerke) zu befördern und errichtete selbst mit großen Kosten Seiden-, Papier-, Wollen- und Porzellan-Manu-sakturen. Um das Volks schul wesen zwar bekümmerte er sich wenig, aber für höhere wissenschaftliche Bildung gründete er verschiedene gelehrte Anstalten, wie z. B. die Akademie der Wissenschaften in Berlin. Da die Roheit der Sitten, unter denen er an seines Vaters Hose ausgewachsen war, ihn anwiderte, so fühlte er sich von Jugend aus angezogen von französischen Manieren und Anschauungen, und die Männer, welche er um sich versammelte, waren meistens Franzosen, wie z. B. Voltaire, die mit geistreichen Witzen selbst das Heilige verhöhnten und darauf ausgingen, das religiöse Bewußtsein zu untergraben. Friedrich verhielt sich nicht nur selbst höchst gleichgültig gegen die Religion, sondern von seinem Hose ging auch iene verderbliche Strömung über Deutschland aus, welche mit sträflichem Leichtsinn den Glauben lockerte und die Sitten verdarb, was man „aufklären" nannte. Auch auf die innere Verwaltung übten die vielen Franzosen, welche in Preußen angestellt wurden, einen nachteiligen Einfluß, weil sie das französische Steuersystem nachahmten, d. h. die Kunst, aus allen möglichen Objekten Steuern herauszuschlagen. Als Friedrich d. Gr. starb, hinterließ er den Staatsschatz gefüllt, das Volk aber in einer äußerst gedrückten Lage. Anmerkungen. 1. Friedrich Ii. wurde ant 24. Januar 1712 zu Berlin geboren und in den ersten Jahren von einer Dame, der Frau von Rocoules, erzogen, die nur französisch sprach und die seinen Vater schon erzogen hatte. Der Vater hatte einen Widerwillen gegen das Französische gefaßt, während der Sohn Vorliebe dafür hegte. Der Unterricht Friedrichs, der talentvoll und wißbegierig war, sollte auf Befehl des Vaters sehr durstig sein. Gesangbuch und Katechismus waren die einzigen deutschen Bücher, die er in die Hand bekam. Mit einer für ihn errichteten Kompanie adeliger Knaben sollte er den ganzen Tag exerzieren und ntanövericren. Der Knabe lernte heimlich, sah sich in der altklassischen Litteratur und in der alten Geschichte um, und bte Mutter ließ ihm ebenfalls heimlich Unterricht im Flölenblasen geben. Auch in feinen Mitteln würde er sehr beschränkt, so daß er Schulben machen mußte, was den Vater sehr aufbrachte. Dieser behaubelte beit Sohu äußerst brutal. Eiumal, als Frieb-rich schon Oberstleutnant war, schleifte ihn der Vater an den Haaren

5. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 220

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
220 Das Altertum. Schriftsteller" genannt wirb. Titus Livius (geb. zu Pabua 58 v. Chr.) verwaubte 20 Jahre auf fein Geschichtswerk. Von 142 Büchern fiitb aber nur 35 ganz (1—10 und 21—45), die übrigen nur im Auszuge vorhanben. — Unter den Sprachlehrern war der berühmteste Te-rentius Varro, Bibliothekar des Julius Cäsar. 3. Die Bilbuugsaustalten in Rom waren keineswegs glänzenb. Die ersten Schulen waren Privatschulen und befanben sich in offenen Bubeu aus bent Forum. Dabei gab es auch Schulen in triviis, b. i. auf den Straßen. Die ersten Lehrer in Rom ließen sich nichts bezahlen. Dergleichen Schulen kommen schon 449 v. Chr. vor. Das Unterrichten ltnt Gelb kam erst zu den Zeiten des zweiten pnnischen Krieges auf (201 v. Chr.). Die Knaben würden in biefe Schulen von Kapsariern begleitet, b. i. von Sklaven, welche die Bücher, das Schreibzeug und die Rechenpfennige tragen mußten. Der erste Lehrer war der Li t terato r. Man lernte bei ihm Lesen, Schreiben, Sprüche und Rechnen aus Tafeln, an den Fingern und mit Strichen. Oft gab der Litterator auch Unterricht in der griechischen Sprache. Um sich weiter zu vervollkommnen, besuchte man fobann einen Gram mattsten (Grammatiker), welcher seine Schüler tiefer in das Verstänbnis der Dichter einführte und sie zugleich sich praktisch üben ließ; benn, wie Cicero erwähnt, lernten die Römer die freien Künste nicht, um sich bloß zu Silben, sonbern bamit die Ler-uenben bcm Staate nützliche Dienste leisten könnten. Cs war also der Kursus des Grammatiken bereits der Vorbilbungskursus für den Staatsdienst und bestaub in der Fertigung schriftlicher Arbeiten und im Vortrage betfelbcit. Was der Graininatist begonnen, vollenbete der Rhetor. Aber biefe Rhetorenschulen wirkten so wenig vorteilhaft in patriotischer wie in wissenschaftlicher Hinsicht, daß die Zensoren Cn. Dorni-tius Ahenobarbus und L. Licinius Crassus sowohl den Seh-renbert als beit Lernenben ihr Mißfallen ausbrückten. Die Lehrer trieben aber ihr Unwesen je länger, besto frecher, und Julius Cäsar war es hauptsächlich, der sie in Schutz nahm und den fremben das Bürgerrecht verschaffte. Augustus wies dem Fi accus und seiner Schule das Haus des Catilina an und setzte bemselben eine Belohnung von 5300 Thalern aus. Auch beschenkte er die fleißigen Schüler mit Büchern — die ersten Schulprämieu. Doch mußte dem gewöhnlichen Lehrer, selbst wenn er die Vornehmen unterrichtete, kein glänzenbes Los zugefallen feilt, benn jener Orbilius, zu dem Horaz in die Schule ging, verlebte seine letzten Tage kümmerlich in einem Dachstübchen.

6. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 238

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
238 Die mittlere Zeit. Anmerkungen. 1. M a r c u § Co ccej us Nerva war ein Umbrier, der in Rom zu den höchsten Würden gelangte und mit Ncspasian sowohl als mit Domitian Kousul mar. Er wäre der beste Regent gewesen, wenn er nicht in einer Zeit gelebt hätte, in der das Volk wie die Soldaten die Verschwendung der Staatsgelder verlangten und die Sparsamkeit au deu Kaisern gleichmäßig haßten. 2. Marcus Ulpius Trajauus, ein Spanier, erhielt den Beinamen „bet Beste" (Optimus), und seine Regierung galt bermaßen als ciue Acusterregieruug, daß der römische Senat in der Folge bic Kaiser mit beut Zurufe begrüßte: „Sei uoch glücklicher als Äuglest us, noch besser als Trajau!" Um feine Siege in Dacien zu verherrlichen, ließ Trajau in Rom eine eherne Säule errichten, welche noch steht und 3lv2 Meter hoch ist. In ihrem Innern führen 185 Stufen bis zur Spitze. Oben staub die Reiterstatue Trajaus, jetzt trägt sie das Staubbilb des Hl. Petrus. 3. Die Waisenhäuser, die Trajan errichtete, waren nur für die Kiuber armer, aber freigeborner Eltern, bic das römische Bürgerrecht besaßen. Die Sorge um die armen Kinder ohne Unterschied kennt erst das Christentum. 4. Dacien umfaßte das heutige Temeswarer Banat und Ungarn, östlich der Theiß, ganz Siebenbürgen, die Bukowina, die südlichste Spitze vou Galizieu, die Moldau, westlich vom Pruth, lind die Walachei. Trajan baute bei Czeruetz (Tschäruätz) eine 3500 Schritte lauge Brücke über die Donau, die Hadrian wieder abbrechen ließ, weil, durch sie dem Feinde der Einbruch in das Reich erleichtert wurde. Übrigens besetzte Trajan das eroberte Dacien mit so vielen römischen Kolonisten, daß die Sprache des Landes lange die lateinische blieb. 5. Dem Trajan berichtete der jüngere Plinins, der um 103 Statthalter in Bithynien war, in betreff der Christen, daß ihre Irrlehre nicht bloß in den Städten, sondern auch auf dem Laude verbreitet sei. Von denen, welche er in Untersuchung gezogen, hätten einige bekannt, daß sie vorher Christen gewesen, sie hätten aber beteuert, ihr ganzer Irrtum hätte nie in etwas andern bestanden, als daß sie an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zusammengekommen und Christo, als ihrem Gotte, Loblieder gesungen hätten. Sie hätten sich eidlich verpflichtet, keine Frevelthat zu'begehen, weder Diebstahl, noch Raub, uoch Ehebruch, ihre Versprechungen zu halten und das Anvertraute nicht wegzuleugnen. Dann seien sie wieder zusammengekommen, um eine, aber ganz unschädliche, Speise zu sich zu nehmen. Er fragte bei Trajan an, wie er sich gegen die Christen verhalten solle. Trajan schrieb ihm zurück, man solle dieselben nicht aufsuchen; wenn aber Leute, welche als Christen angezeigt würden, dessen überführt werden, solle man sie bestrafen, ihnen jedoch verzeihen, wenn sie den Göttern opfern. Klagschristen von Ungenannten solle man aber keine annehmen. , 6. Pnblius Älius Habriauus, ein Römer, hatte eine Ver-roaubte Trajans zur Frau und würde von bemselben aboptiert. Habrian pflegte in allen Städte«, wo er hinkam, Denkmale, Tempel, Lanbhäuser, Wasserleitungen zu erbauen. Das großartigste ist wohl die Habrians-b ur g (Moles Hadriani), die zu seinem Grabmale bestimmt war, die jetzige Engelsburg. Er stiftete in Rom auch ein Athenäum, d. t.

7. Freiburger Lesebuch - S. 84

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 84 — 37. Die Mimstervolballe. £)ie Kirche ist das Haus Gottes. Wenn die Menschen in dasselbe hineingehen, so sollen sie vorher sich in Ordnung bringen, damit sie vor Gott hin treten können. Die Mutter zieht deshalb den Kindern am Feiertag schone Kleider au, bevor sie zur Kirche gehen. Aber auch die Seele soll sich vor dem Eintritt in das Gotteshaus schon machen. Und darum haben die Künstler, die das Münster gebaut und geschmückt haben, vor seiner Türe eilte Vorhalle angelegt mit gar ernsten, zum Nachdenken anregenden Bildern. In dieser Vorhalle soll der Mensch vor dein Eintritt ins Gotteshaus ein wenig sich sammeln und so seine Seele schon machen. Zuerst, meint wir eintreten, sehen wir uns gegenüber das Christkind auf dem Arm seiner heiligen Mutter. Dahinter in den kleineren Figuren und Bildern über deu Türen findest du die Geschichte seines Lebens dargestellt: die Gebnrt des Kindes, die Verkündigung an die Hirten, das Leiden und die Kreuzigung des Herrn, endlich seine Wiederkunft zum Gerichte und das Gericht selber mit der Auferstehung der Toten. Rechts und links von den Türen sind außerdem die Verkündigung des Engels an die hl. Jungfrau, ihr Besuch bei Elisabeth und die Anbetung der Drei Könige abgebildet. Es gibt viele Leute, welche oft unter diesen Figuren vorüber gehen, ohne nach ihnen zu sehen. Wer aber sein Münster kennen und lieb haben will, der geht manchesmal eigens hinüber in die Vorhalle unter dem Turnt und sieht sich alle diese Bilder genau an. Dabei gibts manche L>onderlichkeit zu beobachten: so den Auferstehenden, der sich eben die Stiefel anzieht, dann auch den betenden Teufel, von dem in einem anderen Lesestück die Rede ist, endlich den Judas, der im Baum hängt und dein der Leib aufplatzt. Außerdem aber fallen ganz besonders in die Augen rechts und links an den Wänden die schonen Figuren der klugen und törichten Jungfrauen. Die klugen heben goldene Lämpchen in die Höhe und folgen ihrem Heiland, der in rotem Gewände dasteht und ihnen winkt. Die törichten aber haben geschlafen, ihre Lampen sind leer gebrannt, darum halten sie dieselben abwärts, und ihre ganze Stellung zeigt, daß sie eben erst aufwachen. Neben den törichten Jungfrauen sind sieben andere Jungfrauen abgebildet, von denen eine eben Schule hält; zwei Kinder befinden sich zu ihren Füßen; das eine lernt eifrig in einem Buche, das andere steht traurig da, weil es jetzt gleich die Rute bekommen soll. Diese sieben Jungfrauen bedeuten die sieben Künste, die man in der Schule lernt: die Sprachlehre, die Lehre vom kunstvollen Reden, die Beweiskunst, das Rechnen, das Zeichnen und Messen, die Sternkunde und die Musik. Gauz besonders aber soll man in der Vorhalle des Münsters acht geben auf den Monn, der gleich links neben der Gittertüre steht. Er ist von vorne schön gekleidet; aber sein Rücken ist voll Würmer und eklem Getier. Das ist ein Bild des Sünders, der zwar vor der Welt sich schön und fein gepntzt zeigen kann, dessen schmutzige und kranke Seele aber vor dem Auge Gottes nicht verborgen ist.

8. Freiburger Lesebuch - S. 48

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 48 — Zuchtlosigkeit und Verwilderung der Sitten allmählich in erschreckendem Maße verbreitet, Streitsucht, Händel und Unbotmäßigkeit waren an der Tagesordnung. Noch lange dauerte es, bis wirklich Ruhe und Friede zurückkehrte. Möge Gott für alle Zukunft unsere Heimatstadt und unser liebes, deutsches Vaterland vor ähnlichen Schreckenszeiten bewahren! Hermann Mayer. 20. Drei Kirchlein unter einem Dach auf dem Eorettoberg. In den -tagen des 3. bis 5. August 1644 tobte am Schönberg und Lorettoberg eine der fürchterlichsten Schlachten des dreißigjährigen Krieges. Die Bayern unter dem tapferen Feldmarschall Franz von Mercy kämpften gegen die weit zahlreicheren Truppen der Franzosen. Während des heißen Schlachtgetümmels gelobte der Freiburger Bürger und Zunft-obermeister Christoph Mang, er wolle der Mutter Gottes ein Kirchleiu auf der Statte des Kampfes errichten, wenn die Stadt ans diesen Drangsalen glückliä) errettet werde. Und er fand Erhörung. Nach hartem Kampfe mußten die Franzosen weichen. Bereitwillig stifme Mang eine größere Geldsumme zur Ausführung seines Verbrechens. Sein Freund, der Freiburger Kapuziner Schächtelin, durch dessen Bemühungen auch die Gebeine des Hl. Stadtpatrons Alexander aus den Katakomben in Rom nach Freiburg verbracht wurden, mad)te den Vorschlag, die Kapelle nach dem Vorbild der Kirche in Loretto zu erstellen. Dieser Gedanke fand begeisterte Zustimmung in der Einwohnerschaft, und alle wollten zu dem guten Werke beitragen. Die Wohlhabenden spendeten Geld, die ärmeren Leute leisteten Handarbeit. Zunächst wurde der Berg abgetragen und ein ebener Platz geschaffen. Am Josephstag 1657 wurde feierlich der Grundstein zum Gotteshaus gelegt, und bereits am 20. Oktober desselben Jahres konnte die Einweihung der drei Kirchlein unter einem Dach erfolgen, die der Mutter Gottes, der hl. Mutter Anna und dem hl. Joseph gewidmet sind. Die Jahreszahl 1657 ist noch über dem Osteiugang zu sehen. Hundert Jahre nach der Stiftung des Kirchleins, im Jahre 1744, wurde Freiburg wieder von den Franzosen belagert. König Ludwig Xv. sah am 20. Oktober 1744 mit seinem Stabe vom Lorettoberg ans der Beschießung der Stadt zu. Er stand in der Tür zur Kapelle, als plötzlich eine Kanonenkugel dicht über seinem Haupte in die Mauer sthlug. Da drohte der König, er werde das Münster zerschießen lassen, wenn man seinen Standpunkt weiter gefährde. Daraufhin gaben dann die deutschen Kanoniere auf dem Schloßberg ihren Geschossen eine andere Richtung. Zum Andenken ist in die Wand der Kapelle eine Kanonenkugel mit der Jahreszahl 1744 eingemauert H,

9. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 10

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
10 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie. Helden sprechen: „Kein unglücklicheres Geschöpf, das da athmet und kreucht auf der Erde, als der Mensch!" Das ist ein Seufzer nach Er- lösung aus der kalten Finsterniß des Lebens, das nicht von Gott, der Sonne der Geister, erhellt und erwärmt wird. Wir wissen nicht geschichtlich, wie lange die Menschen brauchten, um zu Völkern heranzuwachsen, wie viele Versuche st'e machten, bis sic eine bürgerliche Gemeinschaft ausgebildet hatten; wir wissen auch nicht, wie st'e ihre verschiedenen Religionen gedichtet haben, denn wie das Licht der Geschichte aufgeht, sehen wir ausgebildete Nationen dastehen. Ihr Schau- platz ist das hintere Asten; allmalig rückt die Geschichte gegen Westen, gleich dem Gange der Sonne. Zweites Kapitel. Indien. Wann das Land, welches durch das Himalayagebirge (Emodus) von Mittelasien, durch den Hindukusch (Paropamisus) von dem Hoch- lande Iran (Aria), das bis zum Tigris in Vorderasten reicht, geschieden wird, von den Stammvätern der Indier oder Hindu bevölkert wurde, kann nicht geschichtlich bestimmt werden. Nach den eigenen uralten Sagen des Volkes sind sie aus dem Geschlechte Iaphets (den Noah nennen die Indier Men», seine Söhne Chama, Scherma, Japeti) und wohnten im Hochlande jenseits der Indus- und Gangesquellen am Göttergebirge Meru. Von da zogen sie in die große Halbinsel, welche von dem Indus, dem Ganges und Bramaputra bewässert wird, und breiteten sich von den Quellen des Indus und Ganges bis zu deren Mündungen aus, und über die Hochflächen und Thäler des Dekhan, an den Küsten von Malabar und Koromandel bis auf die Insel Sinhala (Ceylon, Taprobane bei den Griechen). Diese arischen Einwanderer sind aber nicht die Urbewohner der Halbinsel; sie trafen dort bereits andere Stämme von chamitischer Abkunft, welche sie in die Gebirge zersprengten oder unterjochten, indem sie sich selbst als ein edleres Volk betrachteten, wie denn auch in ihrer Sprache Arier die „Ausgezeichneten" bedeutet. Doch haben sie cs selbst nie dahin gebracht, daß sich ihre Stämme zu einer Nation vereinigten und die ganze Halbinsel ein indisches Reich bildete. Eine eigentliche Geschichte haben sie nicht; denn die meisten Stämme besitzen keine schriftlichen Aufzeichnungen, sondern nur dunkle und vielfach verwirrte Sagen, und die Bücher der Brammen, der Priester jener Stämme des indischen Volkes, das die eigenthümlichste Entwicklung erreichte, sind größtentheils ein Gewebe von Mythen; die beglaubigte Geschichte scheint nicht über 800 Jahre vor Christus hinaufzureichen. —

10. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 33

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Aegypten. 33 gegen Ende Oktobers kehrt er wieder in sein Bett zurück und zwar in kürzerer Zeit, als er angeschwotten ist und hinterläßt die Felder getränkt und zollhoch mit einem fetten Schlamme überzogen. Nun wird gesäet und gepflanzt; Getreide und Hülsenfrüchte aller Art, Sesam, Melonen, Baumwolle u. s. w. wachsen bei der großen Sonnenwärme in dem feuchten und fetten Boden schnell heran und reifen frühe, so daß der Aegypter zweimal ärnten kann, ohne auch nur die Hälfte der Arbeiten ver- richten zu müssen, welche bei uns dem Landmanne so manchen Schweiß- tropfen auspressen. Diesen wohlthätigen Nil verehrten die alten Aegypter göttlich und glaubten, er entspringe in den Wohnungen der Sonne; sein Anschwellen und Zurücktreten wurde mit Festen gefeiert, bei welchen der sonst düstere Aegypter sich dem Ausbruche seiner Lust zügellos hingab. Regelmäßig tritt der Nil aus und wieder zurück; regelmäßig folgen Saat und Aernte; die Sonne wird fast nie mit Wolken umhüllt, sondern strahlt immer mit blendendem Glanze; Gewitter sind außer- ordentlich selten, nur Unterägypten kennt Landregen. So wenig als die Jahreszeiten sieht der Aegypter Berg und Thal, Wald und Feld, Anger und Wiese mit einander abwechseln; zwischen nackten Felsrücken, hinter denen der Wüstensand in der Sonnenhitze glüht und durch die Verdünnung der Luft wirbelnde Stürme erzeugt, ist sein viele hundert Stunden langes Thal eingeschnitten, welches jährlich einmal von dem Flusse unter Wasser gesetzt, nachher aber zum Saat- und Aernte- feld wird. So waren auch die alten Aegypter ein wunderbares Volk, einzig in seiner Art, wie sein Land. Noch waltet über ihre älteste Geschichte ein tiefes Dunkel, das vielleicht durch die Erforschung der Denkmale anfgehellt wird, deren sie mehr als jedes andere Volk der Erde hinterlassen haben. Aus den einbalsamirten Leichen, die in unzäh- ligen Felsengräbern millionenweise aufbewahrt liegen, ergibt sich, daß die Bevölkerung des alten Aegypten aus drei Menschenschlägen bestand, die aber in einander übergingen, wozu wir in den amerikanischen Mestizzen und Mulatten und deren Unterabtheilungen ein Seitenstück sehen. Ein Theil der Aegypter war von Heller Farbe und gehörte offenbar dem soge- nannten kaukasischen Stamme an; ein anderer war dunkler, aber schlicht- haarig und bildete den Uebergang zu einem negerähnlichen Schlage, der aber doch das wollige Haar des Negers nicht hatte und ebenso wenig dessen ganze Schädelbildung und aufgeworfene Lippen. Dies ist ein deutlicher Beweis, daß Aegypten einst von dunkelfarbigen Volksstämmen bewohnt wurde, unter denen sich ein hellerer niederließ, der sich die Herr- schaft des Landes aneignete, während er den alten Einwohnern von seiner Bildung mittheilte. Woher aber diese Einwanderer gekommen, ist noch immer nicht sicher erforscht. Eine Meinung läßt sie über die Landenge von Suez hinziehen, nach einer andern sind sie den Nil herunter Bumüller, Gesch. d. Alterth. 3
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