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Unfern der Westküste, die nnter türkischer Herrschaft steht, liegen
in der Landschaft Hedschas die den Mohammedanern heiligen Städte
Mekka (60 900 E.), Geburtsort des Propheten, und Medina
(20 000 E.), Grab desselben; beide Städte sind alljährlich das Ziel
vieler Tausende von Wallfahrern, welche selbst aus den entlegensten
Ländern hierher kommen, um ein Gebot des Koran zu erfüllen.
Der Hafenplatz ist Dschidda (30 000 E.).
In der südlichen Landschaft Jemen, der fruchtbarsten Region
der Halbinsel, gedeiht der vortreffliche Kaffee, welcher nach dem Aus-
suhrhafen Mokka genannt wird. — Unfern der Südwestspitze Ara-
biens liegt die britische Stadt Aden (23 000 E.), von großer Be-
deutung als Kohlenstation für die Dampfschiffahrt.
Die Ostküste Arabiens gehört teils dem Sultauat Oman
mit der Hauptstadt Maskat, teils der durch Perlenfischerei berühmten
türkischen Provinz El - Hasa an.
Im Innern sind die weidenreiche Oase (d. i. tief gelegene,
wohl bewässerte und fruchtbare Laudstrecke) Nedschd und das große
Reich Schammar, die Heimat des edeln arabischen Pferdes.
Die Halbinsel Sinai liegt im Nordwesten Arabiens zwischen
den Busen von Snes und Akaba. Das 2600 m hohe Gebirge
Sinai ist für ewige Zeiten eine Stätte des Heiles; denn hier
empfing Moses die zehn Gebote Gottes.
Die asiatische Türkei.
Sie umfaßt außer den Küstenstrichen in Arabien noch: a) Ar-
menien und Mesopotamien, b) Syrien und Palästina, c) Kleinasien
— zusammen 1685 000 qkm mit 17 Millionen E.
A. Armenien und Mesopotamien.
Nordarmenien ist russisch, Ostarmenien persisch. Das türkische
Armenien liegt im Quellgebiete des Euphrat und Tigris. Die Haupt-
stadt Erzerum mit 40 000 E. ist ein wichtiger Handelsplatz an der
Karawanenstraße von Persien nach der Küste des Schwarzen Meeres.
Mesopotamien (d. i. „Zwischenstromland") ist das Tiefland
der Zwillingsflüffe Euphrat und Tigris, welche sich vor ihrer Mün-
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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— 123
c) Ungefähr die Hälfte der Bewohner ist mohammedanisch,
die andere christlich, und zwar vorzugsweise griechisch-orthodox.
d) Die Volksbildung steht in der Türkei noch auf sehr uiedri-
ger Stufe.
Der Boden des Landes ist vorzüglich, meist aber schlecht bebaut;
ein großer Teil liegt brach. Neben Getreide (Weizen und Mais) und
Hülsenfrüchte:! werden hauptsächlich Südfrüchte, Wein, Honig, Wachs,
Sesamöl sowie trefflicher Tabak erzeugt. Wichtig ist auch die Viehzucht,
besonders die Pferdezucht. — Die In-
dustrie ist von geringer Bedeutung:
nur Teppiche, Seidenstoffe, Waffen,
Saffianleder, Gold- und Silberarbei-
ten sind bedeuteud, ganz hervorragend
aber die Herstellung von Rosenöl. —
Der Handel ist wegen Mangels
an Kapital und Transportwegen im
Verhältnis zum Reichtum des Landes
noch wenig ausgedehnt und liegt zu-
meist in den Händen der Ausländer.
e) Die Türkei ist eine absolute
Monarchie (Despotie). Der Sultan
oder Padischah, d. i. Großherr, übt als
Nachfolger des Propheten die höchste
Gewalt in geistlichen und weltlichen
Angelegenheiten unumschränkt aus.
Der ganzen staatlichen Einrichtung nach ist die Türkei kein euro-
päisches, sondern ein asiatisches Reich. In der That breitete sich auch
von Asien her die türkische Herrschaft in Europa aus, und in Asien
liegt heute noch der größte Teil derselben, nämlich Syrien und Pa-
lästina, ganz Kleinasien, ein Teil von Armenien, das Euphrat- und
Tigrisland sowie die West- und Ostküste Arabiens — im ganzen
1 685 000 qkm mit ungefähr 17 Millionen Einwohnern (S. 186 ff.).
Dagegen besteht die türkische Herrschaft über Ägypten in Afrika nur
mehr dem Namen nach.
6 *
Bild 37. Türkischer Lastträger.
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Extrahierte Personennamen: Rosenöl
Extrahierte Ortsnamen: Asien Europa Asien Syrien Kleinasien Armenien Arabiens Afrika
— 185 —
qkm Flächeninhalt Deutschland an Größe dreimal übertrifft, zählt
es doch nur 9 Millionen Einwohner, die sich fast ausschließlich zum
Islam bekennen. — Die Regierung wird von dem Könige oder
Schah (eigentlich Schah-in-Schah, d. i. König der Könige) mit
schrankenloser Gewalt ausgeübt. — Die Hauptstadt Teheran mit
210 000 E. liegt auf einer öden Hochebene. — Tabris (180 000 E.)
ist die wichtigste Hau-
dels- und Industrie-
stadt. — Ispahan
(90 000 E.) ist Haupt-
sitz der Teppichweberei.
— Schiras (32 000
E.) mit dem heitersten
Himmel und der rein-
sten Luft der Erde ist
als der „Rosengarten"
von Persien berühmt.
— Abuschehr (Bu-
schir, 27 000 E.) ist der
bedeutendste Haseuplatz.
Arabien und die
Sinai - Halbinsel.
Arabien, die größte
Halbinsel der Erde, etwa
fünfmal so groß als
das Deutsche Reich, ist
sehr wenig gegliedert.
Das Innere, zumeist Wüste, wird von räuberischen Beduinen (ö. h.
Kindern der Wüste) durchzogen (Bild 62). Nur das Küstenland
und einzelne Oasen im Innern sind anbaufähig. Produkte sind:
Kaffee, Weihrauch, Balsam, Kamele, edle Pferde.
Die fast ausnahmslos mohammedanische Bevölkerung
wird auf mindestens 3 Millionen geschätzt.
Bild 62. Ein Beduine aus seinem Kamel.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Teheran Persien
38 Das Altertum.
tru?in' l!m den 3nbu§ überschreiten zu können, baute ö l c^tl[e' solche zerlegt werden konnten, und ließ sie auf Kamelen zu land an den Indus bringen, um sie dort zusammenzusetzen und ihre Gruppen uberzulchiffeu. Als sie den Indern gegenüberstand, merkte sie, daß die ^nder im Vorteile seien, weil sie Elefanten hatten. Um nun die Femde glauben zu machen, sie habe ebenfalls Elefanten, lieft sie 300 000 schwarze Ochsen schlachten und umgab Kamele mit ihren Hauten. Auf diese Kamele wurden nun hölzerne Türme befestigt die mit Soldaten besetzt waren. Allein die Elefanten der Inder ließen sich nicht tauschen und richteten ein furchtbares Blutbad unter den Kamelen an, die noch überdies in ihren Bewegungen durch die Ochsenhäute gepudert nim-den. Semiramis erlitt eine so gewaltige Niederlage, daß sie ihre Residenz nur mit 20 Mann erreicht haben soll. Wer sieht nicht in all diesem Unwahrscheinlichkeit und Übertreibung?
3. Uber Ninive s. § 25, Anm. 2.
4. Ci in erstaunliches Kunstwerk war der angeblich von Semiramis angelegte große See in Babylonien, in welchem die überfließenden Gewässer des Euphrat gesammelt wurden. Dieser See hatte die Gestalt eines Vierecks und jede Seite desselben eine Länge von 68 km. Seine Tiere betrug 10y2 m; die Seitenwände waren mit Ziegelsteinen ausgemauert. Als der See vollendet war, ließ Semiramis den Euphrat ab-und in dieses Becken leiten, und als das Flußbett trockengelegt war wurde etit gewölbter Gang quer durch den Euphrat gebaut, der die alte Komgsburg (den Tempel des Bel) mit der neuen Königsburg verband Alsdann ließ man das Wasser aus dem See wieder in den Euphrat strömen. Dieses Werk soll in sieben Tagen zustande gebracht worden lern., Auch ans dieser Nachricht kann man ersehen, wie die Geschicht-ichmber der alten Zeit sich in Übertreibungen gefallen.
8 16.
Die Ägypter.
37) Die ältesten Einwohner Ägyptens waren wohl ebenfalls Chamiten (Neger), unter denen sich aber bald semitische Priester-jtämme ansiedelten. Die Priester begannen damit, Tempel und um dieselben herum Wohnungen für sich und die Ihrigen zu bauen und das Land urbar zu machen. Die Eingebornen schlossen sich au und es entstand so eine gemischte Bevölkerung, die aber an vollständiger Verschmelzung dnrch die Kasteneinteilnng gehindert wurde. Im Anfange wnrden die einzelnen Tempelbezirke von Vorstehern aus der Mitte der Priester regiert. Sie nannten sich Pharaonen, d. H. Stellvertreter der Sonne. Später wurden alle Tempelbezirke unter einem Pharao vereinigt, und die Vorsteher der einzelnen Tempelbezirke wurden untergeordnete Statthalter. Die wichtigsten Tempelbezirke waren Thebais mit der alten Hauptstadt Theben, Memphis, On (Heliopolis), Sais und Pellt sin m.
38) Die Religion der Ägypter war, wie die des Zendvolkes,
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Freiburg
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
— 84 —
37. Die Mimstervolballe.
£)ie Kirche ist das Haus Gottes. Wenn die Menschen in dasselbe hineingehen, so sollen sie vorher sich in Ordnung bringen, damit sie vor Gott hin treten können. Die Mutter zieht deshalb den Kindern am Feiertag schone Kleider au, bevor sie zur Kirche gehen. Aber auch die Seele soll sich vor dem Eintritt in das Gotteshaus schon machen. Und darum haben die Künstler, die das Münster gebaut und geschmückt haben, vor seiner Türe eilte Vorhalle angelegt mit gar ernsten, zum Nachdenken anregenden Bildern. In dieser Vorhalle soll der Mensch vor dein Eintritt ins Gotteshaus ein wenig sich sammeln und so seine Seele schon machen.
Zuerst, meint wir eintreten, sehen wir uns gegenüber das Christkind auf dem Arm seiner heiligen Mutter. Dahinter in den kleineren Figuren und Bildern über deu Türen findest du die Geschichte seines Lebens dargestellt: die Gebnrt des Kindes, die Verkündigung an die Hirten, das Leiden und die Kreuzigung des Herrn, endlich seine Wiederkunft zum Gerichte und das Gericht selber mit der Auferstehung der Toten. Rechts und links von den Türen sind außerdem die Verkündigung des Engels an die hl. Jungfrau, ihr Besuch bei Elisabeth und die Anbetung der Drei Könige abgebildet. Es gibt viele Leute, welche oft unter diesen Figuren vorüber gehen, ohne nach ihnen zu sehen. Wer aber sein Münster kennen und lieb haben will, der geht manchesmal eigens hinüber in die Vorhalle unter dem Turnt und sieht sich alle diese Bilder genau an. Dabei gibts manche L>onderlichkeit zu beobachten: so den Auferstehenden, der sich eben die Stiefel anzieht, dann auch den betenden Teufel, von dem in einem anderen Lesestück die Rede ist, endlich den Judas, der im Baum hängt und dein der Leib aufplatzt. Außerdem aber fallen ganz besonders in die Augen rechts und links an den Wänden die schonen Figuren der klugen und törichten Jungfrauen. Die klugen heben goldene Lämpchen in die Höhe und folgen ihrem Heiland, der in rotem Gewände dasteht und ihnen winkt. Die törichten aber haben geschlafen, ihre Lampen sind leer gebrannt, darum halten sie dieselben abwärts, und ihre ganze Stellung zeigt, daß sie eben erst aufwachen. Neben den törichten Jungfrauen sind sieben andere Jungfrauen abgebildet, von denen eine eben Schule hält; zwei Kinder befinden sich zu ihren Füßen; das eine lernt eifrig in einem Buche, das andere steht traurig da, weil es jetzt gleich die Rute bekommen soll. Diese sieben Jungfrauen bedeuten die sieben Künste, die man in der Schule lernt: die Sprachlehre, die Lehre vom kunstvollen Reden, die Beweiskunst, das Rechnen, das Zeichnen und Messen, die Sternkunde und die Musik. Gauz besonders aber soll man in der Vorhalle des Münsters acht geben auf den Monn, der gleich links neben der Gittertüre steht. Er ist von vorne schön gekleidet; aber sein Rücken ist voll Würmer und eklem Getier. Das ist ein Bild des Sünders, der zwar vor der Welt sich schön und fein gepntzt zeigen kann, dessen schmutzige und kranke Seele aber vor dem Auge Gottes nicht verborgen ist.
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86
Die Halbinsel Sinai. §. 26.
Ii. Die Halbinsei Sinai.
Das Verbindungsglied zwiseben Asien und Afrika, zunächst
zwischen Arabien und Aegypten, bildet eine Halbinsel, die vom
Meerbusen von Akaba im O., dem von Suez im W. und von
Palästina im N. begrenzt wird. Sie trägt bei den Schriftstellern
gewöhnlich den Namen peträisches Arabien (von der ehemaligen
Hauptstadt, jetzt Ruinenstadt Petra — also nicht: „das steinige Ara-
bien"!), den die Eingeborenen nicht kennen; auch haben die Araber
selbst sie nie zu Arabien gerechnet. Daher hat man (Ritter) sie in
neuester Zeit von der Gebirgsmasse des Sinai, welche die Grund-
gestaltnng des überwiegend bedeutungsvollen südlichen Theiles bildet,
die Halbinsel Sinai genannt. Diese Gruppe erhebt sich zwischen
den beiden Meerbusen plötzlich und steil aus großer Meerestiefe
(1000—1200') zu einer Höhe von 7000—8000'.
Zum Sinai, welcher von den einheimischen Beduinen das Mose-Gebirge
genannt wird, gehört der Horeb („das niedere Stockwerk des Sinai") mit der
Elias-Kapelle, die der Legende zufolge diesem Propheten zum Asyl diente. Von
hier aus erreicht man in 3u Stunden den Sinai, den Berg der Gesetzgebung,
dessen Gipfel 700' höher (7000' über dem Meere) ist. Christliche Wallfahrer
verehren hier die Stelle, wo Moses das Gesetz empfangen; Araber wallfahrten
hierhin, weil sie glauben, Mohamed habe auf demselben Berge 40 Tage ge-
fastet, und der Beduine küßt an einem nahen Felsen einen Abdruck von Moha-
med's Fußstapfen. Am Fuße dieses de» Bekennern der drei monotheistischen
Hauptreligionen (Juden, Christen, Moslemen) ehrwürdigen Berges liegt das
Sinai- oder K a th arinen kloster mit Hospiz, mitten in der größten Wildniß
durch die vom Kaiser Justinian erbauten festen Kloftermauern gegen die feind-
lichen Beduinen gesichert, wo seit Jahrhunderten die christlichen Pilger von den
Mönchen gastlich aufgenominen wurden. Es ist eine außerordentlich große
Anstalt mit 8—10 auf- und absteigenden Hofräumen und vielen (23?) Kapellen
für die verschiedenen christlichen Seelen, aus denen früher die Pilgerzüge bestanden.
Die Mehrzahl der Bewohner der Sinai-Halbinsel sind Beduinen,
unter denen schon ein Keim der Civilisation (Grundbesitz, Rechtsver-
hältnisse) in der Entwickelung begriffen zu sein scheint.
8- 27.
Das türkische Asien.
Die asiatische Türkei umfaßt außer den schon im §. 26
behandelten Küstenstrichen Arabiens (Hedschas und Jemen) sämmt-
liche Länder vom Westrande des Plateaus von Iran bis zum mit-
telländischen Meere und dem Arckipelagus, nämlich:
I. Kurdistan.
Dieses immer noch wenig bekannte und fast undurchdringliche
Grenzland gegen Persien (dem auch ein Theil von Kurdistan an-
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Extrahierte Personennamen: Petra_—
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Akaba Suez Palästina Asien Arabiens Kurdistan Persien Kurdistan
Das innere Syrien. §. 27.
97
Armenien, Kurdistan) ist, Damaskus dagegen durcb seine Lage an
der Grenze der Wüste zwar nur wenige Beziehungen in der Nähe,
aber desto wichtigere in der Ferne (mit Bagdad und Mekka) hat
und namentlich als Durchgangspunkt sür die Mekka-Pilger aus den
verschiedensten Gegenden des Orients zu einem bedeutenden Wohl-
stände gelangt ist.
Aleppo wird von Reisenden noch immer „die Königin des Orients" ge-
nannt und verdient diesen Namen im Vergleich mit andern Städten des Orients
(wie Cairo), wo das Nationale immer mehr durch Fremdes verdrängt wird.
Sein Handel würde ansehnlicher sein, wenn es einen guten Hafen in der Nähe
hätte (das von Fiebersümpfcn umgebene Alerandrette ist 4 Tagereisen entfernt)
und wenn es nicht beständig von Ueberfällen der Beduinen aus der Wüste be-
droht wäre. Auch veranlassen die fortwährenden Fehden mit den Kurden häufig
die Karavanen, sich südwärts nach Damaseus zu wenden, das nur 2*^ Tage-
reisen von seinem trefflichen Hafen Beirut entfernt ist.
Am Ostabhange des Antilibanus und an der Westgränze der Wüste liegt
in paradiesischer Umgebung das schon in Abrahams Zeiten erwähnte Damas-
cus, der wichtigste Punkt an der großen Wanderstraße der Völker vom Euphrat
nach Phönizien, Palästina und Aegypten. Seine höchste Blüte erlebte es als
Residenz der omaijadischen Khalifen, und wenn die Stadt diesen Glanz schon
mit der Verlegung der Residenz nach Bagdad verloren hat, so ist ihr doch in
Folge ihrer Jsolirung, mehr als einer der größern Städte des türkischen Reiches,
der orientalische Charakter geblieben. Ihre Bewohner zeichnen sich durch Gewerb-
fleiß (Damascener-Klingen, Atlasstvffe) vor den meisten Städten des Morgen-
landes aus. Der Handel knüpft sich vorzugsweise an die Pilgerfahrten nach
Mekka, welche jährlich (ans mehr als 2000 Kameelen) europäische und Damas-
cener-Waaren nach Arabien bringen und reicher belastet zurückkehren, um auf der
großen Messe in Damascus das Mitgebrachte feil zu bieten.
Nordöstlich von Damaskus erbaute (nach der gewöhnlichen Annahme)
Salomo zur Unterwerfung der Wüste, die schon David (bis Thapsacus)
durchzogen hatte, in einer wasserreichen Oase die Stadt Tadmor, welche
bei den Griechen Palmyra (d. h. -Palmenstadt) hieß. Durch ihre vor-
theilhafte Handelsstellung (als Land des Durchgangs) zwischen dem
Orient und Occident erlebte sie eine außerordentliche Blüte (unter
Odenathus und Zenobia), wurde aber durch ihre nachtheilige politische
Stellung an der Grenze zweier Weltreiche, die um die Oberherrschaft
kämpften, gestürzt (von Aurelian zerstört) und fiel in ihren Trümmern
so der Vergessenheit anheim, daß sie von den Europäern wieder entdeckt
werden mußte.
Die Ruinen von Palmyra sind dem Baustile nach denen anderer syrischer
Städte aus der Seleucidenzeit verwandt, übertreffen aber die von Baalbeck, wenn
auch nicht an imponirender Größe und Feinheit der Arbeit, so doch an Ausdeh-
nung und Anzahl (noch über 400 aufrecht stehen gebliebene Säulen; der über
das Ganze hervorragende, prächtige Ueberrest des von Aurelian zerstörten, aber
auch wieder hergestellten quadratförmigen Sonnentempels von 700—750' Länge
auf jeder Seite; die mehrstöckigen und reich verzierten Gräberthürme oder Mau-
soleen außerhalb der Stadt).
Pütz, Lehrbuch d. vergl. Erdbesch. 4. Ausl. 7
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Abrahams David_( David Zenobia)
Medina. Das nördliche und südliche Binnenland. §. 26. 85
völkerung von Mekka, selbst die Tempeldiener, von einem sehr einträglichen Han-
del, indem sie die in Mekka's Hafen Dschivda eingekauften Waaren zur Wall-
fahrtszeit theuer verkaufen und oft durch Betrug und Prellerei im Verkehr mit
den meistens fremde Sprachen redenden Pilgern ihren Gewinnst noch bedeutend
erhöhen.
Etwa 50 Meilen nördlich von Mekka liegt die zweite Hauptstadt des
Hedschas, Medina (18,000 (§.), am Rande der arabischen Wüste, und auf
einer (wenigstens 3000' hohen) Hochebene, in deren niedrigster (und daher durch
Zusammenfluß der Gewässer fruchtbaren) Einsenkung. Sie ist eine der schönsten
Städte des Orients und ebenfalls ein Ziel der Wallfahrten, weil die Haupt-
moschee Mohamed's Grab enthält; doch ist dessen Besuch nicht geboten, wie
der der Kaaba in Mekka, sondern wird nur zu deu verdienstlichen Werken ge-
rechnet, und von den Pilgern, die Mekka besuchen, geht nur etwa der dritte
Theil auch nach Medina. Ein ansehnlicher Handelsverkehr hat sich hier nicht
gebildet.
4. Das nördliche Binnenland oder Nedsch (Nedjd) ist
ein isolirtes, vom Hochlande des asiatischen Continentes getrenntes
Bergland mit vorherrschender Plateaubildung, gleichsam das Arka-
dien der Araber. Es ist reich an Weiden und Viehtriften, daher
die Heimat des Pferdes und des Kameels.
Die Pferde gelten für die schönsten der Welt; sie sind ebenso ausge-
zeichnet durch ihren leichten, schlanken, hohen Körperbau und die ungemeine Be-
weglichkeit ihrer Glieder, als durch ihre Ausdauer für Strapazen; die Vollblut-
pferde tragen ani Halse ein Säckchen mit einem Stück Gazellenhaut, worauf ihre
Genealogie verzeichnet ist. Das Kameel wird zum Ackerbau benutzt, ist aber,
wie das Pferd, zugleich ein Hauptgegenstand der Ausfuhr.
Neben dem patriarchalischen Leben der Beduinen, welches sich hier
unverändert seit Jahrtausenden erhallen hat, ist auch der Handelsgeist
einheimisch und vorherrschend. Besonderes Interesse verdient dieses Bin-
nenland aber als Sitz der Secte der Wechabiten, welche im Anfang
des 19. Jahrhunderts ihre Herrschaft über ganz Arabien ausdehnten und
sogar die Nachbarländer bedrohten, bis der Pascha von Aegypten sie
durch einen höchst blutigen Krieg unterwarf (1819).
5. Das südliche Binueulaud zwischen Jemen und Oman
ist eine in der größten Breite der Halbinsel von einem Ende bis
zum andern ausgedehnte Wüste.
Diese Wüste ist im Sommer völlig menschenleer; im Winter aber
wenn der Regen einiges Gras hervorbringt, ziehen ganze Stämme aus
Nedsched, Hedschas und Jemen, also aus N. und W., mit ihren Heerden
in die an ihr Gebiet stoßenden Theile der Wüste; der östliche Theil soll
nicht den geringsten Pflanzenwuchs enthalten und würde also eine Aus-
nahme von der allgemeinen Beschaffenheit der arabischen Wüsteil bil-
den, die nach der Regenzeit Vegetation zeigen, daher nur temporäre
Wüsten, und von der sonnenverbrannten, ewigen Steppe in Nubien sehr
verschieden sind.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
10 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
Helden sprechen: „Kein unglücklicheres Geschöpf, das da athmet und
kreucht auf der Erde, als der Mensch!" Das ist ein Seufzer nach Er-
lösung aus der kalten Finsterniß des Lebens, das nicht von Gott, der
Sonne der Geister, erhellt und erwärmt wird.
Wir wissen nicht geschichtlich, wie lange die Menschen brauchten, um
zu Völkern heranzuwachsen, wie viele Versuche st'e machten, bis sic eine
bürgerliche Gemeinschaft ausgebildet hatten; wir wissen auch nicht, wie
st'e ihre verschiedenen Religionen gedichtet haben, denn wie das Licht der
Geschichte aufgeht, sehen wir ausgebildete Nationen dastehen. Ihr Schau-
platz ist das hintere Asten; allmalig rückt die Geschichte gegen Westen,
gleich dem Gange der Sonne.
Zweites Kapitel.
Indien.
Wann das Land, welches durch das Himalayagebirge (Emodus)
von Mittelasien, durch den Hindukusch (Paropamisus) von dem Hoch-
lande Iran (Aria), das bis zum Tigris in Vorderasten reicht, geschieden
wird, von den Stammvätern der Indier oder Hindu bevölkert wurde,
kann nicht geschichtlich bestimmt werden. Nach den eigenen uralten
Sagen des Volkes sind sie aus dem Geschlechte Iaphets (den Noah
nennen die Indier Men», seine Söhne Chama, Scherma, Japeti) und
wohnten im Hochlande jenseits der Indus- und Gangesquellen am
Göttergebirge Meru. Von da zogen sie in die große Halbinsel, welche
von dem Indus, dem Ganges und Bramaputra bewässert wird, und
breiteten sich von den Quellen des Indus und Ganges bis zu deren
Mündungen aus, und über die Hochflächen und Thäler des Dekhan, an
den Küsten von Malabar und Koromandel bis auf die Insel Sinhala
(Ceylon, Taprobane bei den Griechen). Diese arischen Einwanderer sind
aber nicht die Urbewohner der Halbinsel; sie trafen dort bereits andere
Stämme von chamitischer Abkunft, welche sie in die Gebirge zersprengten
oder unterjochten, indem sie sich selbst als ein edleres Volk betrachteten,
wie denn auch in ihrer Sprache Arier die „Ausgezeichneten" bedeutet.
Doch haben sie cs selbst nie dahin gebracht, daß sich ihre Stämme zu
einer Nation vereinigten und die ganze Halbinsel ein indisches Reich
bildete. Eine eigentliche Geschichte haben sie nicht; denn die meisten
Stämme besitzen keine schriftlichen Aufzeichnungen, sondern nur dunkle
und vielfach verwirrte Sagen, und die Bücher der Brammen, der Priester
jener Stämme des indischen Volkes, das die eigenthümlichste Entwicklung
erreichte, sind größtentheils ein Gewebe von Mythen; die beglaubigte
Geschichte scheint nicht über 800 Jahre vor Christus hinaufzureichen. —
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Aegypten.
33
gegen Ende Oktobers kehrt er wieder in sein Bett zurück und zwar in
kürzerer Zeit, als er angeschwotten ist und hinterläßt die Felder getränkt
und zollhoch mit einem fetten Schlamme überzogen. Nun wird gesäet
und gepflanzt; Getreide und Hülsenfrüchte aller Art, Sesam, Melonen,
Baumwolle u. s. w. wachsen bei der großen Sonnenwärme in dem
feuchten und fetten Boden schnell heran und reifen frühe, so daß der
Aegypter zweimal ärnten kann, ohne auch nur die Hälfte der Arbeiten ver-
richten zu müssen, welche bei uns dem Landmanne so manchen Schweiß-
tropfen auspressen. Diesen wohlthätigen Nil verehrten die alten Aegypter
göttlich und glaubten, er entspringe in den Wohnungen der Sonne; sein
Anschwellen und Zurücktreten wurde mit Festen gefeiert, bei welchen
der sonst düstere Aegypter sich dem Ausbruche seiner Lust zügellos
hingab. Regelmäßig tritt der Nil aus und wieder zurück; regelmäßig
folgen Saat und Aernte; die Sonne wird fast nie mit Wolken umhüllt,
sondern strahlt immer mit blendendem Glanze; Gewitter sind außer-
ordentlich selten, nur Unterägypten kennt Landregen. So wenig als
die Jahreszeiten sieht der Aegypter Berg und Thal, Wald und Feld,
Anger und Wiese mit einander abwechseln; zwischen nackten Felsrücken,
hinter denen der Wüstensand in der Sonnenhitze glüht und durch die
Verdünnung der Luft wirbelnde Stürme erzeugt, ist sein viele hundert
Stunden langes Thal eingeschnitten, welches jährlich einmal von dem
Flusse unter Wasser gesetzt, nachher aber zum Saat- und Aernte-
feld wird. So waren auch die alten Aegypter ein wunderbares Volk,
einzig in seiner Art, wie sein Land. Noch waltet über ihre älteste
Geschichte ein tiefes Dunkel, das vielleicht durch die Erforschung der
Denkmale anfgehellt wird, deren sie mehr als jedes andere Volk der
Erde hinterlassen haben. Aus den einbalsamirten Leichen, die in unzäh-
ligen Felsengräbern millionenweise aufbewahrt liegen, ergibt sich, daß
die Bevölkerung des alten Aegypten aus drei Menschenschlägen bestand,
die aber in einander übergingen, wozu wir in den amerikanischen Mestizzen
und Mulatten und deren Unterabtheilungen ein Seitenstück sehen. Ein
Theil der Aegypter war von Heller Farbe und gehörte offenbar dem soge-
nannten kaukasischen Stamme an; ein anderer war dunkler, aber schlicht-
haarig und bildete den Uebergang zu einem negerähnlichen Schlage, der
aber doch das wollige Haar des Negers nicht hatte und ebenso wenig
dessen ganze Schädelbildung und aufgeworfene Lippen. Dies ist ein
deutlicher Beweis, daß Aegypten einst von dunkelfarbigen Volksstämmen
bewohnt wurde, unter denen sich ein hellerer niederließ, der sich die Herr-
schaft des Landes aneignete, während er den alten Einwohnern von
seiner Bildung mittheilte. Woher aber diese Einwanderer gekommen,
ist noch immer nicht sicher erforscht. Eine Meinung läßt sie über die
Landenge von Suez hinziehen, nach einer andern sind sie den Nil herunter
Bumüller, Gesch. d. Alterth. 3
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