Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erdkunde - S. 261

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
261 — und nun erst darf die Sennerin an ihr Mittagsmahl denken, das aus Brot, Milch, „Topfen", Butter oder dem beliebten „Schmarren" besteht, selten einmal auch aus Fleisch, das man ihr „von unten" heraufbringt; denn in Zwischenräumen erscheint ein Hausgenosse, um die von der Sennerin bereitete Butter abzuholen. Abends findet sich die Schar der Rinder zur Nachtruhe ein. Zum drittenmal wird gemolken; Grünfutter bildet die Abendkost. Bald herrscht tiefe Ruhe in der Hütte und auf der Alm; nur die Bergamfel flötet im Busche. Wohl ist es schön auf der Alm, „wenn's klare Tag hat und 's Vieh g'sund ist"; aber ängstlich wird es der einsamen Bewohnerin der Hütte, weun die Sommerschwüle donnernde Gewitter erzeugt und zuckende Blitze die Herde bedrohen. Und wenn erst die Nebel hereingezogen kommen! Schwer und fröstelnd lagern sie tagelang über der Alm und wollen gar nicht weichen, bis sie sich endlich in kalten Regen auflösen, während dann auf den Berggipfeln Schnee fällt und der Sturm Flocken und Wolken vor sich her treibt. Dann läßt das Vieh den Kopf hängen, und die Sennerin ist „völlig zag". Sie möchte lieber unten im Thale sein. Nur Ge- duld! Der Michaelistag rückt immer näher heran, und mit ihm geht die Almzeit zu Ende. Man denkt ans „Absödeln" und an den Heimtrieb; geht es dann endlich thalein, so trägt jede Kuh Blumenkränze auf den Hörnern. Allgemach breitet sich der Winter ins Thal, und die Sennerin sitzt an den langen Abenden am Spinn- rocken, oft in Gesellschaft befreundeter Almerinnen aus der Nachbar- schast. Sie singen Almlieder und erzählen einander, was sie in der Sommerzeit erlebten. (Nach Daniel.) Die ungarischen Wußten. In Deutschlaud hat man von den ungarischen Pußten oft eine Vorstellung, die ganz unrichtig ist. Man denkt sich unabsehbare grüne Flächen, bedeckt mit prächtigen Viehherden, die im üppigen Grase halb verschwinden. Und doch giebt es in der ganzen West- Hälfte Europas keine Gegend, die den größten Teil des Jahres mehr

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 38

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
38 Das Altertum. tru?in' l!m den 3nbu§ überschreiten zu können, baute ö l c^tl[e' solche zerlegt werden konnten, und ließ sie auf Kamelen zu land an den Indus bringen, um sie dort zusammenzusetzen und ihre Gruppen uberzulchiffeu. Als sie den Indern gegenüberstand, merkte sie, daß die ^nder im Vorteile seien, weil sie Elefanten hatten. Um nun die Femde glauben zu machen, sie habe ebenfalls Elefanten, lieft sie 300 000 schwarze Ochsen schlachten und umgab Kamele mit ihren Hauten. Auf diese Kamele wurden nun hölzerne Türme befestigt die mit Soldaten besetzt waren. Allein die Elefanten der Inder ließen sich nicht tauschen und richteten ein furchtbares Blutbad unter den Kamelen an, die noch überdies in ihren Bewegungen durch die Ochsenhäute gepudert nim-den. Semiramis erlitt eine so gewaltige Niederlage, daß sie ihre Residenz nur mit 20 Mann erreicht haben soll. Wer sieht nicht in all diesem Unwahrscheinlichkeit und Übertreibung? 3. Uber Ninive s. § 25, Anm. 2. 4. Ci in erstaunliches Kunstwerk war der angeblich von Semiramis angelegte große See in Babylonien, in welchem die überfließenden Gewässer des Euphrat gesammelt wurden. Dieser See hatte die Gestalt eines Vierecks und jede Seite desselben eine Länge von 68 km. Seine Tiere betrug 10y2 m; die Seitenwände waren mit Ziegelsteinen ausgemauert. Als der See vollendet war, ließ Semiramis den Euphrat ab-und in dieses Becken leiten, und als das Flußbett trockengelegt war wurde etit gewölbter Gang quer durch den Euphrat gebaut, der die alte Komgsburg (den Tempel des Bel) mit der neuen Königsburg verband Alsdann ließ man das Wasser aus dem See wieder in den Euphrat strömen. Dieses Werk soll in sieben Tagen zustande gebracht worden lern., Auch ans dieser Nachricht kann man ersehen, wie die Geschicht-ichmber der alten Zeit sich in Übertreibungen gefallen. 8 16. Die Ägypter. 37) Die ältesten Einwohner Ägyptens waren wohl ebenfalls Chamiten (Neger), unter denen sich aber bald semitische Priester-jtämme ansiedelten. Die Priester begannen damit, Tempel und um dieselben herum Wohnungen für sich und die Ihrigen zu bauen und das Land urbar zu machen. Die Eingebornen schlossen sich au und es entstand so eine gemischte Bevölkerung, die aber an vollständiger Verschmelzung dnrch die Kasteneinteilnng gehindert wurde. Im Anfange wnrden die einzelnen Tempelbezirke von Vorstehern aus der Mitte der Priester regiert. Sie nannten sich Pharaonen, d. H. Stellvertreter der Sonne. Später wurden alle Tempelbezirke unter einem Pharao vereinigt, und die Vorsteher der einzelnen Tempelbezirke wurden untergeordnete Statthalter. Die wichtigsten Tempelbezirke waren Thebais mit der alten Hauptstadt Theben, Memphis, On (Heliopolis), Sais und Pellt sin m. 38) Die Religion der Ägypter war, wie die des Zendvolkes,

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 137

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 50. Die Gründung Noms. 137 soll dieser Mord erst später erfolgt sein, als die (Stadtmauern schon standen. Remns soll nämlich über sie hinausgesprungen sein und über ihre Niedrigkeit sich lustig gemacht haben. 3. Die Gegend um Rom war eine sehr hügelige und ganz geeignet znr Ansiedelung von Leuten, die sich voreinander hüten wollten. R v-mnlns hatte sich auf dem Palatiuischeu Hügel angesiedelt und räumte den anderen Ankömmlingen den ©aturninifchen Hügel ein. Etrusker, die unter ihrem Anführer Ellius freiwillig einwanderten, nahmen einen dritten Hügel in Besitz und nannten ihn den Cölischen (Colins). Später kamen noch der Quirinalis, der Aventinns, der Esqui- liuus und der Viminalis hinzu. So wurde Nom eine Sieben- hügel st a d t. 4. Nomulus suchte vor allem seinen Unterthanen für sich Respekt einzuflößen. Er kleidete sich prächtiger als die übrigen Römer und ging nie aus, ohne daß ihn, nach Sitte der etruskischen Obrigkeiten, 12 Viktoren begleiteten. Beraten ließ er sich von 100 Männern, deren Versammlung Senat hieß. Die Senatoren wurden mit dem Ehrennamen "Väter" augeredet, weshalb auch noch ihre Nachkommen den Namen Patrizier führten. Allein die Nachbarvölker konnten keine Achtung vor dem zusammengelaufenen Gesindel haben, und als Gesandte der Römer um die Erlaubnis baten, sich mit ihnen verschwägern zu dürfen, erhielten sie die Antwort, sie sollten eine Freistätte für Weibsbilder errichten, alsdann könnten sie sich mit ihresgleichen verheiraten. Romulus verbarg seinen Zorn. Nach einiger Zeit veranstaltete er Spiele zur Ehre Neptuns. Die Nachbarn wurden dazu eingeladen und erschienen hauptsächlich aus Neugierde, die neue Stadt zu sehen. Mitten in den Spielen brachen die römischen Jünglinge hervor und raubten die Mädchen ihrer (Safte. Die Zahl der geraubten Mäbchen betrug gegen 700. Außer den Sabinern, die am zahlreichsten vertreten waren, waren noch Eäninen-ser, Krustumiuier und Antemnater erschienen. Diese fingen wegen des Raubes zuerst Krieg an, würden aber leicht besiegt und ließen sich als römische Kolonisten aufnehmen. Die Sabiner hatten am längsten wegen der Zurückgabe der geraubten Mäbchen unterhanbelt. Als sie nun vor Nom lagen, bekamen sie die Vestalin Tarpeja, die Tochter des -tarpejus, des Befehlshabers der römischen Burg, in ihre Gewalt. Diese war Wasser zu holen ausgegangen. Denn die Vestalinnen bürsten nur des Wassers aus einer besonders heiligen Quelle sich bebieuen, die da-mals im Bereich des feinblichen Heeres lag. Tarpeja versprach, dem tfeinbe einen Eingang in die Burg zu zeigen, wenn man ihr das geben lmtrbe was bte Sabiner am linken Arme trügen. Das Mädchen meinte die goldenen Armspangen. Als die Sabiner aber in der Burg waren, töteten sie die Tarpeja, indem sie die Schilde auf das Mädchen warfen, die sie ebenfalls am linken Arme trugen. Der steilste Platz auf dem ©aturnmifchen (später Kapitolinischen) Hügel, wo die Bura staub, hteß von nun an der Tarpejische Fels. Von ihm hinunter würden die Jaterlanbsverrater gestürzt. Die Sabiner bauten sich auf einem Hüqel an, dem sie den Namen Quirinalis gaben. Eures ober Quiris war namhch die Hauptstabt der Sabiner (h. Eorrese), weshalb sie dem ierg den vaterlanbischen Namen beilegten. Das vereinigte Volk hieß Qutrtten. 9 ’ p Wie die Sabinerinnen zwischen ihren Männern und ihren Vätern vermittelten wird verschieden erzählt. Als die Sabiner von den Römern zur totadt hinausgedrängt worden seien, sollen, wie Livius

4. Freiburger Lesebuch - S. 84

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 84 — 37. Die Mimstervolballe. £)ie Kirche ist das Haus Gottes. Wenn die Menschen in dasselbe hineingehen, so sollen sie vorher sich in Ordnung bringen, damit sie vor Gott hin treten können. Die Mutter zieht deshalb den Kindern am Feiertag schone Kleider au, bevor sie zur Kirche gehen. Aber auch die Seele soll sich vor dem Eintritt in das Gotteshaus schon machen. Und darum haben die Künstler, die das Münster gebaut und geschmückt haben, vor seiner Türe eilte Vorhalle angelegt mit gar ernsten, zum Nachdenken anregenden Bildern. In dieser Vorhalle soll der Mensch vor dein Eintritt ins Gotteshaus ein wenig sich sammeln und so seine Seele schon machen. Zuerst, meint wir eintreten, sehen wir uns gegenüber das Christkind auf dem Arm seiner heiligen Mutter. Dahinter in den kleineren Figuren und Bildern über deu Türen findest du die Geschichte seines Lebens dargestellt: die Gebnrt des Kindes, die Verkündigung an die Hirten, das Leiden und die Kreuzigung des Herrn, endlich seine Wiederkunft zum Gerichte und das Gericht selber mit der Auferstehung der Toten. Rechts und links von den Türen sind außerdem die Verkündigung des Engels an die hl. Jungfrau, ihr Besuch bei Elisabeth und die Anbetung der Drei Könige abgebildet. Es gibt viele Leute, welche oft unter diesen Figuren vorüber gehen, ohne nach ihnen zu sehen. Wer aber sein Münster kennen und lieb haben will, der geht manchesmal eigens hinüber in die Vorhalle unter dem Turnt und sieht sich alle diese Bilder genau an. Dabei gibts manche L>onderlichkeit zu beobachten: so den Auferstehenden, der sich eben die Stiefel anzieht, dann auch den betenden Teufel, von dem in einem anderen Lesestück die Rede ist, endlich den Judas, der im Baum hängt und dein der Leib aufplatzt. Außerdem aber fallen ganz besonders in die Augen rechts und links an den Wänden die schonen Figuren der klugen und törichten Jungfrauen. Die klugen heben goldene Lämpchen in die Höhe und folgen ihrem Heiland, der in rotem Gewände dasteht und ihnen winkt. Die törichten aber haben geschlafen, ihre Lampen sind leer gebrannt, darum halten sie dieselben abwärts, und ihre ganze Stellung zeigt, daß sie eben erst aufwachen. Neben den törichten Jungfrauen sind sieben andere Jungfrauen abgebildet, von denen eine eben Schule hält; zwei Kinder befinden sich zu ihren Füßen; das eine lernt eifrig in einem Buche, das andere steht traurig da, weil es jetzt gleich die Rute bekommen soll. Diese sieben Jungfrauen bedeuten die sieben Künste, die man in der Schule lernt: die Sprachlehre, die Lehre vom kunstvollen Reden, die Beweiskunst, das Rechnen, das Zeichnen und Messen, die Sternkunde und die Musik. Gauz besonders aber soll man in der Vorhalle des Münsters acht geben auf den Monn, der gleich links neben der Gittertüre steht. Er ist von vorne schön gekleidet; aber sein Rücken ist voll Würmer und eklem Getier. Das ist ein Bild des Sünders, der zwar vor der Welt sich schön und fein gepntzt zeigen kann, dessen schmutzige und kranke Seele aber vor dem Auge Gottes nicht verborgen ist.

5. Freiburger Lesebuch - S. 32

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 32 — kirchen und von der St. Nikolanskirche in der Vorstadt Neuburg die Glocken läuteten, wurde der Englische Gruß gebetet. Dann wurde zu Mittag Suppe, Fleisch, Gemüse, reichlich Brot, sehr oft statt des Fleisches Fische, namentlich Heringe und Stockfische gegessen; auch Milch wurde viel getrunken; denn viele Bürger hatten noch eine Kuh im Stalle stehen. Manchmal, an Waschtagen, wenn die Wäsche auf den Wiesen vor der Stadt zur Bleiche ausgelegt wurde, da aßen Mutter und Kinder draußen im Freien unter dem Nußbaum. Das war allemal ein Fest! Oder wenn gar um Martini der Vater das fette Schwein aus dem Stalle holte, der Metzger das Messer schliff, und zum Mittag die frischen Blut- und Leberwürste mit dem neuen Sauerkraut oder den sauren Rüben auf den Tisch kamen! Am Nachmittag, wenn die Bauern und fremden Händler die Stadt wieder verlassen hatten, war es stille in den engen Gassen. Da saßen nun die Bürgersfrauen vor den Häusern, hüteten die Kinder und besorgten daneben allerlei Hausarbeit, nähten, strickten und flickten und sangen dazwischen wohl auch ein fröhliches oder ernstes Lied. Dieses Verweilen in der freien Luft war nötig, denn die alten Häuser waren oft recht schmal und hatten nicht viel Luft und Licht, und besonders die Schlafräume lagen in den dunkeln Alkoven. An Sonn- und Feiertagen gab es allerlei Abwechslung in dieser stillen, fleißigen Tätigkeit. Am Morgen ging der Vater, an hohen Feiertagen mit dem Degen an der Seite, die Mutter in der goldgestickten Haube, in das Münster ins Hochamt, wo der Vater bei seinen Zunftgenossen den Platz hatte. Nachher wurden die Gräber auf dem Kirchhof ums Münster besucht; am Bäckerlicht und bei der St. Andreas-Kapelle (bei der Volksbibliothek) brannten Lichter für die armen Seelen. Schon um elf Uhr wurde Sonntags zu Mittag gegessen. Um ein Uhr war Christenlehre. Erst nach der Vesper begann das fröhliche Sonntagstreiben. Im Stadtgraben um die Festungsmauern lockten die Kinder die Hirsche und Rehe, die in Friedenszeiten, wenn der tiefe Graben nicht mit Wasser gefüllt war, da gehalten wurden. Droben beim Schützen übten sich die Gesellen vom Stahl im Scheibenschießen. Auf der Wiese drehten sich Burschen und Mägde im Tanz. Auch in der Stadt gab es allerlei Belustigung, namentlich auf dem Münsterplatz. Da trieben die Ritter vor dem adeligen Gesellschaftshaus „zum Ritter" (Erzbischöfliches Palais) das Wasfenspiel. Auch friedlichere Schauspiele wurden auf dem Platz aufgeführt, Szenen aus dem Heiligenleben oder der Bibel, auch aus der Geschichte und Sage. Den Höhepunkt bildete aber das Fronleichnamsfest. Alle Zünftigen traten in Harnisch und Gewehr an. Der Zunftmeister trug stolz während der Prozession die Zunftfahne, die schon in vielen Kämpfen mit dabei war. Die Meister trugen in feierlichem Schritt die Büste des Zunftheiligen oder wirkten in den Darstellungen mit, die auf Wagen allerlei Szenen aus der biblischen Geschichte boten. Nach der Prozession hielten die Meister

6. Freiburger Lesebuch - S. 113

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 113 — endlich zufällig zu dem Fährmann, der Ottilie übergesetzt hatte. Dieser beschrieb ihm die Flüchtige und den Weg, den sie genommen, genau, sodaß ihm kein Zweifel war, daß er auf der richtigen Fährte sei. Er ließ sich mit seinem Gefolge ebenfalls übersetzen und jagte hinter der Tochter her. Diese war inzwischen der Drei)am entlang aufwärts gewandert und bog da, wo jetzt die Kartause steht, in den Wald ein. Längs des Waldbachs am Südabhang des Roßkopfes klomm sie bergauf durchs Gesträuch. Ermattet von dem ungewohnten weiten Weg ließ sie sich an einer Quelle nieder, um sich ein wenig zu erholen und flehte zu Gott, ihre Kräfte nicht ganz schwinden zu lassen und ihr einen sicheren Zufluchtsort zu zeigeu. Aber kaum hatte sie ein wenig geruht, da hörte sie das Wiehern und das Getrappel von Pferden. Ein Trupp Reiter kam den Wald herauf und mit Schrecken erkannte sie die Abzeichen der Mannen ihres Vaters. Eilends sprang sie auf und eilte dem Dickicht der Höhe zu. Aber bald versagten ihr die Kräfte, und sie war nahe daran, erschöpft zusammenzusinken. Zitternd breitete sie ihre Arme nach dem Himmel und flehte um Rettung aus dieser Not. lind siehe! Schon drangen die Reiter auf sie ein, da öffnete sich der Fels vor ihr, sie flüchtete hinein, und der Fels ging wieder hinter ihr zusammen. Als der Herzog sah, daß der Himmel selbst Ottilien so wunderbar vor ihm in Schutz nahm, ging er reuevoll in sich und schwor, er wolle das Gelübde seines Kindes ehren und eine Kapelle bauen. Kaum hatte er dies in seinem Innern beschlossen, da öffnete sich der Fels wieder und Ottilie trat heraus, strahlend von überirdischem Glanze. Der Fels blieb von dieser Stunde an offen, und in der Höhle, welche Ottilie geborgen hatte, fließt bis zum heutigen Tag der heilkräftige, kristallklare Quell. Ottilie kehrte mit ihrem Vater nach Hohenburg zurück. Er ließ ihr dort ein Kloster einrichten, in dein sie ihr Leben unter gottseligen Übungen verbrachte. Die Kapelle, die Herzog Attich damals beim Mußbach unterhalb des Roßkopfs bauen ließ, steht heute nicht mehr. An ihrer Stelle erhebt sich jetzt eine gotische Kapelle. Der Bau derselben fällt in die Regierungs-zeit des Kaisers Maximilian I., der ein besonderer Gönner der Stadt Freibnrg war. Damals blühten Kunst und Wissenschaft in Freiburg und der Chorbau des Münsters ging um jene Zeit feiner Vollendung entgegen. Heute noch wie zu alten Zeiten trifft man in St. Ottilien stets Andächtige, die in frommem Gebet hier weilen. Getröstet und erleichtert verlassen sie das waldumkränzte Kirchlein mit seiner Felsengrotte und der klaren Quelle. es 8

7. Freiburger Lesebuch - S. 127

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 127 — abreichen. Zwischen Eichstetten und Bötzingen kam der Zug an einen Brunnen. Das Fräulein wollte aussteigen und Wasser trinken. Weil es aber auf dem Wege so schmutzig war, mußten die Diener die für die Armen bestimmten Brote hervorholen und auf den Weg legen, damit die Braut auf ihnen trockenen Fußes zum Brunnen gelangen könne. Als die Armen sahen, wie die Diener die Brote aus dem Wagen holten, frohlockten sie; als sie aber gewahr wurden, wie schändlich die edle Gottes- gabe mißbraucht wurde, schrien alle zu Gott, er möge diesen Frevel rächen. Das Fräulein ging zum Brunnen; es beugte sich zweimal, schöpfte und trank aus einem silbernen Becher; als es sich aber zum drittenmal niederbeugte, da wich der Boden unter seinen Füßen zurück, und es versank in die Tiefe des Brunnens. Nach Manger. 61. Kimburg. An einem schönen Frühlingsabend des Jahres 1218 ritt Kaiser-Friedrich Ii. einsam längs des Rheines dahin. Schon sah er durch die Baumwipfel die alte Feste Limburg in der Abendsonne leuchten, da kam er an eine Stelle, wo der Wald gegen den Rhein zu gelichtet war und einen herrlichen Ausblick auf die Bogesen vergönnte. Der Kaiser stieg vom Pferde, und an die Wand eines Kapellchens gelehnt betrachtete er die liebliche Abendlandschaft, wobei er endlich, müde von dem Ritt, einschlief. Im Traume sah er Kaiser Karl den Großen in voller Pracht, mit dem Heiligenscheine, und es bäuchte ihm, als ob er ihn bei der Rechten nehme und spreche: „Steige eilends hinauf zur Limburg! Die Gräfin von Habsburg hat daselbst soeben einen Sohn geboren, dessen Pate sollst Du sein. Er wird Dir folgen auf dem Kaiserthron, der Deinem Geschlecht nicht bleiben wird. Du aber gib ihm als Patengeschenk Dein goldenes Jagdmesser." Der Kaiser erwachte und ritt eilends zur Burg. Hier fand er die Bewohner in großer Freude über die Geburt des jungen Grafen von Habsburg. Da erkannte er, daß ihm der Traum von Gott gesandt sei und tat, wie ihn das Traumbild geheißen hatte. Der junge Graf Rudolf wuchs heran und ward kräftig und stark zu allen Übungen des Leibes. Als er nenn Jahre alt war, begab es sich eines Tages, daß er seinen Vater bat, ihn ans die Jagd mitzunehmen und ihm zu erlauben, daß er das schöne goldene Messer umgürte. Nach vielem Bitten gestattete ihm der Gras, ein Pferd zu besteigen und bis in den Wald mitzureiten. Dort blieb der Knabe unter der Obhut eines Dieners zurück, die anderen aber ritten weiter ins Dickicht. Während der Diener schlief, suchte Rudolf nach Erdbeeren. Da rannte ein großer -Wolf gegen ihn an. Der mutige Knabe ging mit dem goldenen Jagd-

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 10

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
10 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie. Helden sprechen: „Kein unglücklicheres Geschöpf, das da athmet und kreucht auf der Erde, als der Mensch!" Das ist ein Seufzer nach Er- lösung aus der kalten Finsterniß des Lebens, das nicht von Gott, der Sonne der Geister, erhellt und erwärmt wird. Wir wissen nicht geschichtlich, wie lange die Menschen brauchten, um zu Völkern heranzuwachsen, wie viele Versuche st'e machten, bis sic eine bürgerliche Gemeinschaft ausgebildet hatten; wir wissen auch nicht, wie st'e ihre verschiedenen Religionen gedichtet haben, denn wie das Licht der Geschichte aufgeht, sehen wir ausgebildete Nationen dastehen. Ihr Schau- platz ist das hintere Asten; allmalig rückt die Geschichte gegen Westen, gleich dem Gange der Sonne. Zweites Kapitel. Indien. Wann das Land, welches durch das Himalayagebirge (Emodus) von Mittelasien, durch den Hindukusch (Paropamisus) von dem Hoch- lande Iran (Aria), das bis zum Tigris in Vorderasten reicht, geschieden wird, von den Stammvätern der Indier oder Hindu bevölkert wurde, kann nicht geschichtlich bestimmt werden. Nach den eigenen uralten Sagen des Volkes sind sie aus dem Geschlechte Iaphets (den Noah nennen die Indier Men», seine Söhne Chama, Scherma, Japeti) und wohnten im Hochlande jenseits der Indus- und Gangesquellen am Göttergebirge Meru. Von da zogen sie in die große Halbinsel, welche von dem Indus, dem Ganges und Bramaputra bewässert wird, und breiteten sich von den Quellen des Indus und Ganges bis zu deren Mündungen aus, und über die Hochflächen und Thäler des Dekhan, an den Küsten von Malabar und Koromandel bis auf die Insel Sinhala (Ceylon, Taprobane bei den Griechen). Diese arischen Einwanderer sind aber nicht die Urbewohner der Halbinsel; sie trafen dort bereits andere Stämme von chamitischer Abkunft, welche sie in die Gebirge zersprengten oder unterjochten, indem sie sich selbst als ein edleres Volk betrachteten, wie denn auch in ihrer Sprache Arier die „Ausgezeichneten" bedeutet. Doch haben sie cs selbst nie dahin gebracht, daß sich ihre Stämme zu einer Nation vereinigten und die ganze Halbinsel ein indisches Reich bildete. Eine eigentliche Geschichte haben sie nicht; denn die meisten Stämme besitzen keine schriftlichen Aufzeichnungen, sondern nur dunkle und vielfach verwirrte Sagen, und die Bücher der Brammen, der Priester jener Stämme des indischen Volkes, das die eigenthümlichste Entwicklung erreichte, sind größtentheils ein Gewebe von Mythen; die beglaubigte Geschichte scheint nicht über 800 Jahre vor Christus hinaufzureichen. —

9. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 33

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Aegypten. 33 gegen Ende Oktobers kehrt er wieder in sein Bett zurück und zwar in kürzerer Zeit, als er angeschwotten ist und hinterläßt die Felder getränkt und zollhoch mit einem fetten Schlamme überzogen. Nun wird gesäet und gepflanzt; Getreide und Hülsenfrüchte aller Art, Sesam, Melonen, Baumwolle u. s. w. wachsen bei der großen Sonnenwärme in dem feuchten und fetten Boden schnell heran und reifen frühe, so daß der Aegypter zweimal ärnten kann, ohne auch nur die Hälfte der Arbeiten ver- richten zu müssen, welche bei uns dem Landmanne so manchen Schweiß- tropfen auspressen. Diesen wohlthätigen Nil verehrten die alten Aegypter göttlich und glaubten, er entspringe in den Wohnungen der Sonne; sein Anschwellen und Zurücktreten wurde mit Festen gefeiert, bei welchen der sonst düstere Aegypter sich dem Ausbruche seiner Lust zügellos hingab. Regelmäßig tritt der Nil aus und wieder zurück; regelmäßig folgen Saat und Aernte; die Sonne wird fast nie mit Wolken umhüllt, sondern strahlt immer mit blendendem Glanze; Gewitter sind außer- ordentlich selten, nur Unterägypten kennt Landregen. So wenig als die Jahreszeiten sieht der Aegypter Berg und Thal, Wald und Feld, Anger und Wiese mit einander abwechseln; zwischen nackten Felsrücken, hinter denen der Wüstensand in der Sonnenhitze glüht und durch die Verdünnung der Luft wirbelnde Stürme erzeugt, ist sein viele hundert Stunden langes Thal eingeschnitten, welches jährlich einmal von dem Flusse unter Wasser gesetzt, nachher aber zum Saat- und Aernte- feld wird. So waren auch die alten Aegypter ein wunderbares Volk, einzig in seiner Art, wie sein Land. Noch waltet über ihre älteste Geschichte ein tiefes Dunkel, das vielleicht durch die Erforschung der Denkmale anfgehellt wird, deren sie mehr als jedes andere Volk der Erde hinterlassen haben. Aus den einbalsamirten Leichen, die in unzäh- ligen Felsengräbern millionenweise aufbewahrt liegen, ergibt sich, daß die Bevölkerung des alten Aegypten aus drei Menschenschlägen bestand, die aber in einander übergingen, wozu wir in den amerikanischen Mestizzen und Mulatten und deren Unterabtheilungen ein Seitenstück sehen. Ein Theil der Aegypter war von Heller Farbe und gehörte offenbar dem soge- nannten kaukasischen Stamme an; ein anderer war dunkler, aber schlicht- haarig und bildete den Uebergang zu einem negerähnlichen Schlage, der aber doch das wollige Haar des Negers nicht hatte und ebenso wenig dessen ganze Schädelbildung und aufgeworfene Lippen. Dies ist ein deutlicher Beweis, daß Aegypten einst von dunkelfarbigen Volksstämmen bewohnt wurde, unter denen sich ein hellerer niederließ, der sich die Herr- schaft des Landes aneignete, während er den alten Einwohnern von seiner Bildung mittheilte. Woher aber diese Einwanderer gekommen, ist noch immer nicht sicher erforscht. Eine Meinung läßt sie über die Landenge von Suez hinziehen, nach einer andern sind sie den Nil herunter Bumüller, Gesch. d. Alterth. 3

10. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 18

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
T 18 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie. befruchtenden Einfluß auf die Erde offenbart. Erdbeben, Wasserfluchen, Mißwachs, Seuchen u. s. w. beweisen, daß die Ordnung des Himmels gestört ist, und diese Störung hat ihre Ursache darin, daß die Ordnung im Reiche gelitten hat und der Kaiser von ihr abgewichen ist, was nun sein Volk und er mit ihm büßen muß, bis die wohlthätige Ordnung des Himmels die Ordnung auf der chinesischen Erde wieder herstellt. Von dem Kaiser, dem Vater des ganzen Volkes, kommt diesem also alles Heil und Glück wie der einzelnen Familie durch den Familienvater, und eben deßwegen ist der unbedingteste Gehorsam gegen den Kaiser auch die erste Pflicht des ganzen Volkes. Unter dieser Verfassung mögen die Chinesen ihre glücklichen Perio- den gehabt haben (wie sie auch-wirklich viel von den langen und segens- reichen Negierungen ihrer alten Kaiser zu erzählen wissen), denn offen- bar mußte sie die Liebe zu Ackerbau und friedlichem Gewerbe außer- ordentlich pflegen; doch „die Himmelssöhne" störten die Ordnung oft genug und „die Kinder" zeigten sich alsdann nicht minder ausgeartet. Da sich aber die Wirkung chinesischer Revolutionen in den Jahrhunder- ten vor Christus auf China selbst beschrankt, so zählen wir die Reihen ihrer Dynastieen nicht auf, und nennen nur die der Tschin von 249—206 vor Christus, welche dem Reiche seinen heutigen Namen gegeben hat. Unter dieser Dynastie wurde die große Mauer gebaut, welche die Nord- gränzc gegen die Einfälle der Barbaren schützen sollte, die in zahllosen Schwärmen das Hochland Mittelasiens bewohnten und als Hiongnu ein mächtiges Reich gründeten. Die große Mauer, eines der größten Werke der menschlichen Hand (sie erstreckt sich 300 Meilen weit vom Meer- busen Rhu Hai bis an das Gebirge Kueulun und den Gebirgssee Si Hai oder Westmeer, aus welchen Gegenden die Chinesen herstammen), verhinderte aber den Einbruch der Barbaren nicht, der Hiongnu so wenig als später der Mongolenhorden, doch ermannten sich die Chine- sen immer wieder, vertrieben oder unterwarfen die Eindringlinge und verfolgten sie weit in das mittelasiatische Hochland. Die letzte einhei- mische Dynastie, die der Ming, unter welcher China seine größte Aus- dehnung erreicht hatte, unterlag 1644 den unausgesetzten Angriffen der Mandschu, denen die Dynastie der Tsching angehört, welche bis aus die neueste Zeit in China herrscht. Dieser tungusische Mamm ist. aber in den Chinesen aufgegangen, indem die Eroberer von ver ihnen weit über- legenen Kultur der Besiegten mehr und mehr annahmen. Der Man- dschu auf dem Throne in Peking nennt sich Himmelssohn wie seine Vorgänger aus den chinesischen Dynastieen, führt dieselbe väterliche Sprache und übt denselben unbeschränkten Despotismus. Ein zahlreicher Beamtenftand, in neun Rangstufen gesondert, durch Knöpfe und Federn ausgezeichnet, wacht über den Vollzug der unzähligen Gesetze und Ver-
   bis 10 von 64 weiter»  »»
64 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 64 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 4
1 3
2 0
3 3
4 1
5 30
6 2
7 11
8 0
9 5
10 3
11 3
12 0
13 0
14 0
15 0
16 4
17 3
18 0
19 1
20 0
21 0
22 2
23 1
24 0
25 1
26 0
27 0
28 0
29 0
30 1
31 1
32 0
33 20
34 0
35 0
36 0
37 47
38 3
39 2
40 0
41 0
42 0
43 5
44 0
45 7
46 1
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 2
1 168
2 16
3 21
4 7
5 9
6 5
7 15
8 38
9 39
10 0
11 1
12 25
13 36
14 23
15 18
16 139
17 321
18 3
19 12
20 17
21 96
22 14
23 42
24 20
25 17
26 34
27 19
28 49
29 19
30 10
31 23
32 13
33 9
34 8
35 71
36 17
37 3
38 1
39 52
40 3
41 48
42 23
43 55
44 2
45 53
46 11
47 11
48 3
49 8
50 8
51 8
52 61
53 9
54 22
55 58
56 33
57 1
58 10
59 11
60 6
61 5
62 5
63 46
64 11
65 25
66 14
67 14
68 31
69 9
70 12
71 26
72 16
73 8
74 22
75 51
76 39
77 435
78 6
79 2
80 7
81 75
82 60
83 11
84 19
85 15
86 10
87 47
88 29
89 24
90 11
91 40
92 299
93 8
94 71
95 15
96 21
97 12
98 168
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 22
1 3
2 5
3 1
4 4
5 8
6 36
7 1
8 6
9 1
10 0
11 11
12 8
13 8
14 1
15 1
16 7
17 0
18 0
19 4
20 31
21 1
22 3
23 0
24 12
25 8
26 5
27 1
28 5
29 6
30 3
31 1
32 14
33 68
34 26
35 1
36 0
37 1
38 0
39 11
40 1
41 28
42 6
43 27
44 0
45 1
46 2
47 13
48 18
49 17
50 18
51 53
52 11
53 2
54 6
55 0
56 0
57 0
58 5
59 75
60 3
61 10
62 3
63 2
64 17
65 5
66 0
67 3
68 2
69 0
70 1
71 2
72 7
73 6
74 5
75 7
76 6
77 1
78 44
79 2
80 1
81 156
82 4
83 29
84 2
85 19
86 4
87 25
88 1
89 9
90 0
91 13
92 3
93 0
94 1
95 7
96 5
97 6
98 2
99 1
100 73
101 27
102 22
103 5
104 62
105 5
106 12
107 11
108 2
109 33
110 9
111 49
112 10
113 39
114 17
115 28
116 34
117 0
118 0
119 44
120 12
121 5
122 11
123 21
124 5
125 14
126 24
127 61
128 8
129 13
130 2
131 9
132 1
133 24
134 120
135 0
136 97
137 3
138 9
139 8
140 4
141 1
142 20
143 9
144 1
145 6
146 6
147 2
148 3
149 0
150 1
151 2
152 19
153 3
154 5
155 5
156 2
157 2
158 2
159 35
160 2
161 3
162 7
163 5
164 6
165 8
166 17
167 10
168 12
169 2
170 0
171 6
172 31
173 31
174 0
175 60
176 2
177 32
178 11
179 28
180 4
181 8
182 14
183 55
184 18
185 4
186 32
187 15
188 30
189 66
190 0
191 4
192 5
193 57
194 1
195 11
196 33
197 1
198 0
199 10