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innern große Sandhügel, aus welchen Hunderte von weißgebleichten
Gerippen, Uberreste von Menschen, Pferden und Kamelen empor-
ragen, alle in der Stellung, in welcher der Tod sie überraschte.
Einige sitzen auf den Gerippen der niedergestürzten Pferde, den
Turban noch auf dem Schädel; andere halten vertrocknete Wasser-
schlauche in den Knochenhänden. Hier scheint einer nach dem Schwerte,
ein anderer nach der Erde gegriffen zu haben, um sie zur Kühlung
aufzuwühlen. Mehrere halten noch die Arme über die Brust ge-
kreuzt, das Gesicht nach Mekka gewendet; betend sind sie gestorben.
Zuweilen sehen die verdurstenden Wanderer aus dem rötlichen
Dunste des Horizonts plötzlich Wasserspiegel blinken, um welche Palmen
sich wiegen und Schlösser sich reihen. Der frische Anblick bringt
neues Leben in die ermatteten Glieder; schon fühlt man die nahe
Erlösung (vgl. Bild 66, S. 193). Aber der erfahrene Wüsten-
Pilger seufzt traurig, indem er daran denkt, wie oft „das Wasser
des Satans" ihn getäuscht hat. Fort stürmt die Karawane, den
Lebensquell zu erreichen; aber dieser weicht tückisch zurück, und endlich
zerrinnen See und Palmen und Schlösser in leere Luft. So täuscht
die Wüste durch trügerische Luftspiegelung (Kimmung, Fata
Morgana) die armen Reisenden und steigert das Grauen, womit
sie die Seele erfüllt.
Ate Union- und Gentral-Mcificöahn.
Wer heutzutage Lust, Zeit und Geld znm Reisen hat, dem ist
die Möglichkeit geboten, in kurzer Zeit in die entlegensten Gegenden
der Erde zu gelangen. Ja eine Reise um die Welt sogar ist bei-
nahe nur mehr eine Spazierfahrt zu nennen im Vergleich zu dem
Aufwände an Zeit, den sie noch vor 79 oder 80 Jahren erforderte.
Der menschliche Geist ist unablässig bestrebt, die weitesten Entfernungen
zu verkürzen, die entlegensten Länder durch Eisenbahnen miteinander
in Verbindung zu bringen, wenn dies für Handel und Verkehr vor-
teilhaft erscheint. Das Großartigste im Baue ausgedehnter Bahn-
linien wurde bisher in Nordamerika mit Herstellung der acht paci-
fischen Bahnen geleistet, welche, quer den Kontinent durchschneidend,
4
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tragen ihre geringe Habe ins Leihhaus, nm bent Lieblingsvergnügen
beiwohnen zu können. Die zum Kampfe bestimmten Stiere werden
mit großer Sorgfalt ausgesucht; man wählt die stärksten und un-
gestümsten, weil die ruhigen und tückischen zu gefährlich sind.
Die Nacht vor dem Stierkampf ist die ganze Bevölkerung der
Stadt in Aufregung; alles eilt dem Kampfplatz zu; denn bei Sonnen-
aufgang wird ein Stier losgelassen, um die Neugierigen anzulocken.
Ist derselbe nach langem, widerlichem Kampfe getötet, so muß das
arme Volk den Cirkus verlassen, um denen Platz zu machen, welche
den Eintritt bezahlen können. Der Cirkus gewährt, wenn er mit
Zuschauern gefüllt ist, einen überraschenden Anblick; die meisten er-
scheinen in der andalusischen Kleidung. Die Mäntel der Männer
sind entweder dunkelblau oder scharlachrot; die kurzen, offenen Jacken
zeigen den lebhaftesten Farbenwechsel. Die Frauen pflegen weiße
Schleier zu tragen, welche vortrefflich zu ihrem übrigen Anzüge
passen.
Vor Beginn der Stiergefechte ziehen die Stierkämpfer über die
Arena (den Kampfplatz), begrüßen den König oder den für ihn be-
stimmten Ehrenplatz und ziehen sich dann wieder zurück. Der Stier-
kämpf erfolgt in drei Abteilungen.
Zuerst treten die Picadores auf, welche beritten sind und
lange Lanzen mit kurzen Spitzen führen. Sie halten sich in der
Nähe der ungefähr l1/2 m hohen Einfassung des Platzes auf, in
welcher einige schmale Öffnungen sind, durch die sie sich vor den
Angriffen des gereizten Tieres retten können. Trompetenstöße ver-
kündigen den Anfang des Gefechtes. Wütend stürzt der Stier aus
seiuem Zwinger auf den Kampfplatz, von den Zuschauern mit Freuden-
geschrei begrüßt. Erblickt der Stier die Picadores, so geht er auf
den nächsten derselben los. Dieser empfängt ihn mit seiner Lanze,
deren Spitze genau auf das Schulterblatt gerichtet sein muß. Die
kurze Spitze macht nur eine kleine Wnnde. Der Stier rennt mit
steigender Wut gegen den zweiten, dritten und vierten Feind an.
Wenn die Picadores nicht sehr gewandt und stark sind, so wirft
der Stier das Pferd zu Boden und durchbohrt es mit den Hörnern,
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— 292 —
daß die Tiefe, in welche die Arbeiter hinabgelassen werden, so be-
trachtlich ist, daß aus ihr selbst hohe Kirchtürme nicht bis zur
Oberfläche emporragen würden. Um ^12 Uhr kommen aus den
Gruben sämtliche Arbeiter bis auf zwei oder drei, welche die Spren-
gungen vorbereiten, die dann Punkt 12 Uhr beginnen. Stark und
voll, wie der Donner im Gebirge, erdröhnt der Sprengschuß, und
meint man, mm sei der Donner verrollt, so prallt er plötzlich aus
einer Höhle oder an einer Klippe zurück und erstirbt dann grollend.
Während dieser Zeit fliegt das zersprengte Gestein auseinander, und
man hört noch lange den Fall einzelner Trümmer in der Tiefe.
Die Arbeiter haben zwar Zeit, sich zu verbergen, sobald die Zünd-
schnür angebrannt ist; aber die Gewohnheit der Gefahr macht die
Leute oft unvorsichtig, und es geschehen manche Unglücksfälle. Als
es hieß, die Arbeiter würden nun aus der Tiefe kommen, konnte
ich sie anfangs gar nicht gewahr werden. Endlich sah ich graue
Klumpen, die sich entlang der Wände heraufbewegten. Später er-
kannte ich in jedem Klumpen einen Eimer, auf dessen Rand drei
oder vier Arbeiter standen, die sich mit einer Hand am Seile hielten,
das sich langsam mit den daranhängenden Menschen um sich selbst
drehte. Die Leute hielten sich scheinbar ganz nachlässig an dem
Seile; sie sprachen zusammen; der eine nahm seine Mütze ab, der
andere sah zu uns herauf, der dritte trocknete sich die Stirne.
Gottlob! jetzt schwebten sie näher und näher, und bald entlud sich
der Eimer friedlich im nächsten Schuppen. Vier Menschen stiegen
vom Rande des Eimers herab, und ein fünfter, der darin gesessen
hatte, kroch heraus. Sie setzten sich auf Bänke und ließen sich ihr
Butterbrot wohl schmecken. Man erzählte mir, daß einige Wochen
vorher mehrere Engländerinnen die Fahrt in einer Tonne gewagt
hätten; das machte mir Mut, und ich beschloß, auch die Reise in
die Tiefe anzutreten. Mein Führer übergab mich zwei Gruben-
arbeitern, die mich auf meiner Fahrt begleiten sollten. Die Eimer
oder Tonnen, in welchen man zur Tiefe fährt, hängen ganz frei
über dem Abgrunde. Das Hineinsteigen ist für denjenigen, der mit
Schwindel behaftet ist, nicht ohne Gefahr. Als ich mit Hilfe meiner
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— 321 —
furchtbaren Schlünde dieses Kegels wurden beständig große Massen
rot-, ja sogar weißglühender Lava unter einem wahrhast betäubenden
Getöse ausgeworfen und mit einer Gewalt, welche die Felsenrippen
des Berges zu zerreißen und seine diamantenen Pfeiler zu zer-
trümmern drohte. Manchmal erschien das Getöse unterirdisch, tief
und wahrhaft höllisch. Zuerst war es ein Rumpeln, Murmeln, ein
Zischen oder ein tiefes mahnendes Murren, dann folgte eine ent-
schliche Explosion, wie das Donnern von Breitseiten in einer See-
Bild 105. Der Lavasee Kilauea.
schlacht oder lebhafte Salven einer Batterie nach der andern in
einer Feldschlacht. ... Die Ausbrüche zeigten keine Unterbrechung,
sondern waren anhaltend. Ungeheure Massen des Geschmolzenen
stiegen beständig aufwärts und fielen herab wie ein Wasserstrahl.
Die Kraft, welche diese feurigen Säulen ans der Mündung hervor-
trieb, zertrümmerte sie in Millionen von Bruchstücken verschiedener
Größe; die einen stiegen empor, während andere fielen, einige schössen
seitlich empor, andere beschrieben zierliche Bögen, einige bewegten
sich geradlinig, manche fielen senkrecht wieder in den Krater zurück.
14 **
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38 Das Altertum.
tru?in' l!m den 3nbu§ überschreiten zu können, baute ö l c^tl[e' solche zerlegt werden konnten, und ließ sie auf Kamelen zu land an den Indus bringen, um sie dort zusammenzusetzen und ihre Gruppen uberzulchiffeu. Als sie den Indern gegenüberstand, merkte sie, daß die ^nder im Vorteile seien, weil sie Elefanten hatten. Um nun die Femde glauben zu machen, sie habe ebenfalls Elefanten, lieft sie 300 000 schwarze Ochsen schlachten und umgab Kamele mit ihren Hauten. Auf diese Kamele wurden nun hölzerne Türme befestigt die mit Soldaten besetzt waren. Allein die Elefanten der Inder ließen sich nicht tauschen und richteten ein furchtbares Blutbad unter den Kamelen an, die noch überdies in ihren Bewegungen durch die Ochsenhäute gepudert nim-den. Semiramis erlitt eine so gewaltige Niederlage, daß sie ihre Residenz nur mit 20 Mann erreicht haben soll. Wer sieht nicht in all diesem Unwahrscheinlichkeit und Übertreibung?
3. Uber Ninive s. § 25, Anm. 2.
4. Ci in erstaunliches Kunstwerk war der angeblich von Semiramis angelegte große See in Babylonien, in welchem die überfließenden Gewässer des Euphrat gesammelt wurden. Dieser See hatte die Gestalt eines Vierecks und jede Seite desselben eine Länge von 68 km. Seine Tiere betrug 10y2 m; die Seitenwände waren mit Ziegelsteinen ausgemauert. Als der See vollendet war, ließ Semiramis den Euphrat ab-und in dieses Becken leiten, und als das Flußbett trockengelegt war wurde etit gewölbter Gang quer durch den Euphrat gebaut, der die alte Komgsburg (den Tempel des Bel) mit der neuen Königsburg verband Alsdann ließ man das Wasser aus dem See wieder in den Euphrat strömen. Dieses Werk soll in sieben Tagen zustande gebracht worden lern., Auch ans dieser Nachricht kann man ersehen, wie die Geschicht-ichmber der alten Zeit sich in Übertreibungen gefallen.
8 16.
Die Ägypter.
37) Die ältesten Einwohner Ägyptens waren wohl ebenfalls Chamiten (Neger), unter denen sich aber bald semitische Priester-jtämme ansiedelten. Die Priester begannen damit, Tempel und um dieselben herum Wohnungen für sich und die Ihrigen zu bauen und das Land urbar zu machen. Die Eingebornen schlossen sich au und es entstand so eine gemischte Bevölkerung, die aber an vollständiger Verschmelzung dnrch die Kasteneinteilnng gehindert wurde. Im Anfange wnrden die einzelnen Tempelbezirke von Vorstehern aus der Mitte der Priester regiert. Sie nannten sich Pharaonen, d. H. Stellvertreter der Sonne. Später wurden alle Tempelbezirke unter einem Pharao vereinigt, und die Vorsteher der einzelnen Tempelbezirke wurden untergeordnete Statthalter. Die wichtigsten Tempelbezirke waren Thebais mit der alten Hauptstadt Theben, Memphis, On (Heliopolis), Sais und Pellt sin m.
38) Die Religion der Ägypter war, wie die des Zendvolkes,
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602 Unsre Zeit.
über die arabischen Stämme behielt. Diesen Frieden brach er 1839, wurde aber von Bedean dafür gezüchtigt und auf marokkanisches Gebiet getrieben (1842).
5. Der älteste Sohn Louis Philipps, der Herzog vou Orleans, kam bei einer Fahrt von Nenilly nach Paris ums Leben. Die Pferde am Wagen wurde» scheu, der Prinz sprang aus dem Wagen, wurde auf das Steinpflaster geschleudert und starb nach wenigen Stunden (1842). Sein Sohn, der Graf von Paris (geb. 1838), war beim Ausbruche der Revolution erst zehn Jahre alt. Für eine Regentschaft des Herzogs von Nemours, des zweiten Sohnes Ludwig Philipps, konnten die Franzosen sich nicht begeistern.
6 Um dem Nationalgefühl der Franzosen eine Huldigung darzubringen , wurde durch Louis Philipps dritten Sohn, den Herzog von Joinville, die Leiche Napoleons I. vou St. Helena abgeholt und am 15. Dezember 1840 in dem Jnvalidendom zu Paris bestattet.
7. Schon 1841 verlangte der Journalist Louis Blaue die Organisation der Arbeit. Der Staat, als der größte Kapitalist, sollte, damit der Arbeiter nicht vom Kapital erdrückt würde, Nationalwerkstätten, große gewerbliche Unternehmungen gründen und den Gewinn den dabei beteiligten Arbeitern zu gute kommen lassen.
8 216.
Spanien.
(Seit 1812.)
594) Als in Spanien das Volk gegen die Franzosen aufstand, hatte die oberste Junta, welche in Cadix versammelt war, 1812. eine Verfassung entworfen und 1812 verkündet. Nach seiner März Rückkehr beging Ferdinand Vii. die Rücksichtslosigkeit, diese 1814‘ Verfassung umzustoßen und alles wieder aus den alten Fuß zu setzen. Darüber entstand eine große Unzufriedenheit und zwar gerade bei denen, welche am meisten für die Dynastie gekämpft 1820. hatten. Als nun 1820 die südamerikauischeu Besitzungen abfielen und Militär dahingeschickt werden sollte, so empörte sich dieses und der Oberstleutnant Riego proklamierte die Verfassung von Isis. 1812. Der Aufstand verbreitete sich mit reißender Schnelligkeit über ganz Spanien, und Ferdinand Vii. mußte die Konstitution beschwören, wenn er nicht seine Krone verlieren wollte. Während des Königs Bruder Don Kar los von allen Zugeständnissen abriet, unterzeichnete Ferdinand die Verfassung, ohne entschlossen zu sein, dieselbe auch aufrichtig zu halten. Fortan war Spanien in zwei Feldlager geteilt. Auf der einen ^>eile standen die Absolutisteu, welche die Abschaffung der Koustl-tutiou anstrebten und in Don Karlos ihren Netter erblickten, auf der andern Seite die Konstitutionellen, welche Ferdinand Vii. in unwürdiger Abhängigkeit erhielten. Es entstand
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Extrahierte Personennamen: Louis_Philipps Philipps Nenilly Ludwig_Philipps Ludwig Philipps Louis_Philipps Philipps Joinville Napoleons_I. Helena Louis_Blaue März_Rückkehr Ferdinand_Vii Ferdinand Riego Ferdinand Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Paris Spanien Spanien Cadix Spanien Spanien Don_Karlos
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Freiburg
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
— 84 —
37. Die Mimstervolballe.
£)ie Kirche ist das Haus Gottes. Wenn die Menschen in dasselbe hineingehen, so sollen sie vorher sich in Ordnung bringen, damit sie vor Gott hin treten können. Die Mutter zieht deshalb den Kindern am Feiertag schone Kleider au, bevor sie zur Kirche gehen. Aber auch die Seele soll sich vor dem Eintritt in das Gotteshaus schon machen. Und darum haben die Künstler, die das Münster gebaut und geschmückt haben, vor seiner Türe eilte Vorhalle angelegt mit gar ernsten, zum Nachdenken anregenden Bildern. In dieser Vorhalle soll der Mensch vor dein Eintritt ins Gotteshaus ein wenig sich sammeln und so seine Seele schon machen.
Zuerst, meint wir eintreten, sehen wir uns gegenüber das Christkind auf dem Arm seiner heiligen Mutter. Dahinter in den kleineren Figuren und Bildern über deu Türen findest du die Geschichte seines Lebens dargestellt: die Gebnrt des Kindes, die Verkündigung an die Hirten, das Leiden und die Kreuzigung des Herrn, endlich seine Wiederkunft zum Gerichte und das Gericht selber mit der Auferstehung der Toten. Rechts und links von den Türen sind außerdem die Verkündigung des Engels an die hl. Jungfrau, ihr Besuch bei Elisabeth und die Anbetung der Drei Könige abgebildet. Es gibt viele Leute, welche oft unter diesen Figuren vorüber gehen, ohne nach ihnen zu sehen. Wer aber sein Münster kennen und lieb haben will, der geht manchesmal eigens hinüber in die Vorhalle unter dem Turnt und sieht sich alle diese Bilder genau an. Dabei gibts manche L>onderlichkeit zu beobachten: so den Auferstehenden, der sich eben die Stiefel anzieht, dann auch den betenden Teufel, von dem in einem anderen Lesestück die Rede ist, endlich den Judas, der im Baum hängt und dein der Leib aufplatzt. Außerdem aber fallen ganz besonders in die Augen rechts und links an den Wänden die schonen Figuren der klugen und törichten Jungfrauen. Die klugen heben goldene Lämpchen in die Höhe und folgen ihrem Heiland, der in rotem Gewände dasteht und ihnen winkt. Die törichten aber haben geschlafen, ihre Lampen sind leer gebrannt, darum halten sie dieselben abwärts, und ihre ganze Stellung zeigt, daß sie eben erst aufwachen. Neben den törichten Jungfrauen sind sieben andere Jungfrauen abgebildet, von denen eine eben Schule hält; zwei Kinder befinden sich zu ihren Füßen; das eine lernt eifrig in einem Buche, das andere steht traurig da, weil es jetzt gleich die Rute bekommen soll. Diese sieben Jungfrauen bedeuten die sieben Künste, die man in der Schule lernt: die Sprachlehre, die Lehre vom kunstvollen Reden, die Beweiskunst, das Rechnen, das Zeichnen und Messen, die Sternkunde und die Musik. Gauz besonders aber soll man in der Vorhalle des Münsters acht geben auf den Monn, der gleich links neben der Gittertüre steht. Er ist von vorne schön gekleidet; aber sein Rücken ist voll Würmer und eklem Getier. Das ist ein Bild des Sünders, der zwar vor der Welt sich schön und fein gepntzt zeigen kann, dessen schmutzige und kranke Seele aber vor dem Auge Gottes nicht verborgen ist.
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Karl Karl Friedrich Friedrich Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Karl Karl Rudolf Rudolf
10 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
Helden sprechen: „Kein unglücklicheres Geschöpf, das da athmet und
kreucht auf der Erde, als der Mensch!" Das ist ein Seufzer nach Er-
lösung aus der kalten Finsterniß des Lebens, das nicht von Gott, der
Sonne der Geister, erhellt und erwärmt wird.
Wir wissen nicht geschichtlich, wie lange die Menschen brauchten, um
zu Völkern heranzuwachsen, wie viele Versuche st'e machten, bis sic eine
bürgerliche Gemeinschaft ausgebildet hatten; wir wissen auch nicht, wie
st'e ihre verschiedenen Religionen gedichtet haben, denn wie das Licht der
Geschichte aufgeht, sehen wir ausgebildete Nationen dastehen. Ihr Schau-
platz ist das hintere Asten; allmalig rückt die Geschichte gegen Westen,
gleich dem Gange der Sonne.
Zweites Kapitel.
Indien.
Wann das Land, welches durch das Himalayagebirge (Emodus)
von Mittelasien, durch den Hindukusch (Paropamisus) von dem Hoch-
lande Iran (Aria), das bis zum Tigris in Vorderasten reicht, geschieden
wird, von den Stammvätern der Indier oder Hindu bevölkert wurde,
kann nicht geschichtlich bestimmt werden. Nach den eigenen uralten
Sagen des Volkes sind sie aus dem Geschlechte Iaphets (den Noah
nennen die Indier Men», seine Söhne Chama, Scherma, Japeti) und
wohnten im Hochlande jenseits der Indus- und Gangesquellen am
Göttergebirge Meru. Von da zogen sie in die große Halbinsel, welche
von dem Indus, dem Ganges und Bramaputra bewässert wird, und
breiteten sich von den Quellen des Indus und Ganges bis zu deren
Mündungen aus, und über die Hochflächen und Thäler des Dekhan, an
den Küsten von Malabar und Koromandel bis auf die Insel Sinhala
(Ceylon, Taprobane bei den Griechen). Diese arischen Einwanderer sind
aber nicht die Urbewohner der Halbinsel; sie trafen dort bereits andere
Stämme von chamitischer Abkunft, welche sie in die Gebirge zersprengten
oder unterjochten, indem sie sich selbst als ein edleres Volk betrachteten,
wie denn auch in ihrer Sprache Arier die „Ausgezeichneten" bedeutet.
Doch haben sie cs selbst nie dahin gebracht, daß sich ihre Stämme zu
einer Nation vereinigten und die ganze Halbinsel ein indisches Reich
bildete. Eine eigentliche Geschichte haben sie nicht; denn die meisten
Stämme besitzen keine schriftlichen Aufzeichnungen, sondern nur dunkle
und vielfach verwirrte Sagen, und die Bücher der Brammen, der Priester
jener Stämme des indischen Volkes, das die eigenthümlichste Entwicklung
erreichte, sind größtentheils ein Gewebe von Mythen; die beglaubigte
Geschichte scheint nicht über 800 Jahre vor Christus hinaufzureichen. —
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Aegypten.
33
gegen Ende Oktobers kehrt er wieder in sein Bett zurück und zwar in
kürzerer Zeit, als er angeschwotten ist und hinterläßt die Felder getränkt
und zollhoch mit einem fetten Schlamme überzogen. Nun wird gesäet
und gepflanzt; Getreide und Hülsenfrüchte aller Art, Sesam, Melonen,
Baumwolle u. s. w. wachsen bei der großen Sonnenwärme in dem
feuchten und fetten Boden schnell heran und reifen frühe, so daß der
Aegypter zweimal ärnten kann, ohne auch nur die Hälfte der Arbeiten ver-
richten zu müssen, welche bei uns dem Landmanne so manchen Schweiß-
tropfen auspressen. Diesen wohlthätigen Nil verehrten die alten Aegypter
göttlich und glaubten, er entspringe in den Wohnungen der Sonne; sein
Anschwellen und Zurücktreten wurde mit Festen gefeiert, bei welchen
der sonst düstere Aegypter sich dem Ausbruche seiner Lust zügellos
hingab. Regelmäßig tritt der Nil aus und wieder zurück; regelmäßig
folgen Saat und Aernte; die Sonne wird fast nie mit Wolken umhüllt,
sondern strahlt immer mit blendendem Glanze; Gewitter sind außer-
ordentlich selten, nur Unterägypten kennt Landregen. So wenig als
die Jahreszeiten sieht der Aegypter Berg und Thal, Wald und Feld,
Anger und Wiese mit einander abwechseln; zwischen nackten Felsrücken,
hinter denen der Wüstensand in der Sonnenhitze glüht und durch die
Verdünnung der Luft wirbelnde Stürme erzeugt, ist sein viele hundert
Stunden langes Thal eingeschnitten, welches jährlich einmal von dem
Flusse unter Wasser gesetzt, nachher aber zum Saat- und Aernte-
feld wird. So waren auch die alten Aegypter ein wunderbares Volk,
einzig in seiner Art, wie sein Land. Noch waltet über ihre älteste
Geschichte ein tiefes Dunkel, das vielleicht durch die Erforschung der
Denkmale anfgehellt wird, deren sie mehr als jedes andere Volk der
Erde hinterlassen haben. Aus den einbalsamirten Leichen, die in unzäh-
ligen Felsengräbern millionenweise aufbewahrt liegen, ergibt sich, daß
die Bevölkerung des alten Aegypten aus drei Menschenschlägen bestand,
die aber in einander übergingen, wozu wir in den amerikanischen Mestizzen
und Mulatten und deren Unterabtheilungen ein Seitenstück sehen. Ein
Theil der Aegypter war von Heller Farbe und gehörte offenbar dem soge-
nannten kaukasischen Stamme an; ein anderer war dunkler, aber schlicht-
haarig und bildete den Uebergang zu einem negerähnlichen Schlage, der
aber doch das wollige Haar des Negers nicht hatte und ebenso wenig
dessen ganze Schädelbildung und aufgeworfene Lippen. Dies ist ein
deutlicher Beweis, daß Aegypten einst von dunkelfarbigen Volksstämmen
bewohnt wurde, unter denen sich ein hellerer niederließ, der sich die Herr-
schaft des Landes aneignete, während er den alten Einwohnern von
seiner Bildung mittheilte. Woher aber diese Einwanderer gekommen,
ist noch immer nicht sicher erforscht. Eine Meinung läßt sie über die
Landenge von Suez hinziehen, nach einer andern sind sie den Nil herunter
Bumüller, Gesch. d. Alterth. 3
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