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daß die Tiefe, in welche die Arbeiter hinabgelassen werden, so be-
trachtlich ist, daß aus ihr selbst hohe Kirchtürme nicht bis zur
Oberfläche emporragen würden. Um ^12 Uhr kommen aus den
Gruben sämtliche Arbeiter bis auf zwei oder drei, welche die Spren-
gungen vorbereiten, die dann Punkt 12 Uhr beginnen. Stark und
voll, wie der Donner im Gebirge, erdröhnt der Sprengschuß, und
meint man, mm sei der Donner verrollt, so prallt er plötzlich aus
einer Höhle oder an einer Klippe zurück und erstirbt dann grollend.
Während dieser Zeit fliegt das zersprengte Gestein auseinander, und
man hört noch lange den Fall einzelner Trümmer in der Tiefe.
Die Arbeiter haben zwar Zeit, sich zu verbergen, sobald die Zünd-
schnür angebrannt ist; aber die Gewohnheit der Gefahr macht die
Leute oft unvorsichtig, und es geschehen manche Unglücksfälle. Als
es hieß, die Arbeiter würden nun aus der Tiefe kommen, konnte
ich sie anfangs gar nicht gewahr werden. Endlich sah ich graue
Klumpen, die sich entlang der Wände heraufbewegten. Später er-
kannte ich in jedem Klumpen einen Eimer, auf dessen Rand drei
oder vier Arbeiter standen, die sich mit einer Hand am Seile hielten,
das sich langsam mit den daranhängenden Menschen um sich selbst
drehte. Die Leute hielten sich scheinbar ganz nachlässig an dem
Seile; sie sprachen zusammen; der eine nahm seine Mütze ab, der
andere sah zu uns herauf, der dritte trocknete sich die Stirne.
Gottlob! jetzt schwebten sie näher und näher, und bald entlud sich
der Eimer friedlich im nächsten Schuppen. Vier Menschen stiegen
vom Rande des Eimers herab, und ein fünfter, der darin gesessen
hatte, kroch heraus. Sie setzten sich auf Bänke und ließen sich ihr
Butterbrot wohl schmecken. Man erzählte mir, daß einige Wochen
vorher mehrere Engländerinnen die Fahrt in einer Tonne gewagt
hätten; das machte mir Mut, und ich beschloß, auch die Reise in
die Tiefe anzutreten. Mein Führer übergab mich zwei Gruben-
arbeitern, die mich auf meiner Fahrt begleiten sollten. Die Eimer
oder Tonnen, in welchen man zur Tiefe fährt, hängen ganz frei
über dem Abgrunde. Das Hineinsteigen ist für denjenigen, der mit
Schwindel behaftet ist, nicht ohne Gefahr. Als ich mit Hilfe meiner
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Begleiter glücklich in die Tonne gelangt war. ging es rasch entlang
der schroffen Wand in die Tiefe hinab, und nach fünf Minuten
fühlte ich mit großem Behagen festen Boden unter mir. Da ich
nun in dem schaurigen Schlünde stand, kam ein unheimliches Gefühl
der Verlassenheit über mich. Der mit düstern Wolken überzogene
Himmel bildete gleichsam die schwarze Decke zu dem leeren Sarge
eines Riesen; in furchtbar schauriger Schönheit stiegen die schroffen
Wände aus der Tiefe empor. Es war eisig kalt; niemals dringt
ja ein erwärmender Sonnenstrahl hierher. Der Abbau des Erzes
kann deshalb auch nur im Sommer betrieben werden; im Winter
werden die während des Sommers gewonnenen Erze verhüttet. Durch
künstliche Hinabführung warmer Luft befördert man im Frühjahr
das Schmelzen des Eises.
Die lange Macht und die Mitternachtssonne in Kammerfest.
Das Hlordkap.
Hammerfest ist die nördlichst gelegene Stadt der Erde. Die
lange Nacht, in welche die Stadt im Winter gehüllt ist, bildet auch
die Zeit der Ruhe für alles Handelsleben. Die Fische haben Frieden;
der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten
am qualmenden Feuer und warten dort in trägem Winterschlafe,
bis der nene Tag erscheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen
ihre Bücher in Ordnung, dann sitzen sie die meiste Zeit am Karten-
tische, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Theater und
sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, da im Osten ein Lichtstreis
hervorbricht. Außer den Kaufleuten wohnt in Hammerfest kaum noch
ein anderer gebildeter Mensch als der Pastor und der Arzt.
Die Zeit der langen Nacht ist aber doch nicht gauz so, wie wir
sie nns vorstellen. Die Sonne ist freilich acht Wochen ganz unter
dem Horizont, und vier Wochen lang — von Mitte Dezember bis
Mitte Januar — ist so tiefe Finsternis, daß bestandig Licht gebrannt
werden muß. Indes tritt bei hellem Wetter um die Mittagsstunde
eine Art Dämmerung ein, so daß man am Fenster ungefähr eine
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38 Das Altertum.
tru?in' l!m den 3nbu§ überschreiten zu können, baute ö l c^tl[e' solche zerlegt werden konnten, und ließ sie auf Kamelen zu land an den Indus bringen, um sie dort zusammenzusetzen und ihre Gruppen uberzulchiffeu. Als sie den Indern gegenüberstand, merkte sie, daß die ^nder im Vorteile seien, weil sie Elefanten hatten. Um nun die Femde glauben zu machen, sie habe ebenfalls Elefanten, lieft sie 300 000 schwarze Ochsen schlachten und umgab Kamele mit ihren Hauten. Auf diese Kamele wurden nun hölzerne Türme befestigt die mit Soldaten besetzt waren. Allein die Elefanten der Inder ließen sich nicht tauschen und richteten ein furchtbares Blutbad unter den Kamelen an, die noch überdies in ihren Bewegungen durch die Ochsenhäute gepudert nim-den. Semiramis erlitt eine so gewaltige Niederlage, daß sie ihre Residenz nur mit 20 Mann erreicht haben soll. Wer sieht nicht in all diesem Unwahrscheinlichkeit und Übertreibung?
3. Uber Ninive s. § 25, Anm. 2.
4. Ci in erstaunliches Kunstwerk war der angeblich von Semiramis angelegte große See in Babylonien, in welchem die überfließenden Gewässer des Euphrat gesammelt wurden. Dieser See hatte die Gestalt eines Vierecks und jede Seite desselben eine Länge von 68 km. Seine Tiere betrug 10y2 m; die Seitenwände waren mit Ziegelsteinen ausgemauert. Als der See vollendet war, ließ Semiramis den Euphrat ab-und in dieses Becken leiten, und als das Flußbett trockengelegt war wurde etit gewölbter Gang quer durch den Euphrat gebaut, der die alte Komgsburg (den Tempel des Bel) mit der neuen Königsburg verband Alsdann ließ man das Wasser aus dem See wieder in den Euphrat strömen. Dieses Werk soll in sieben Tagen zustande gebracht worden lern., Auch ans dieser Nachricht kann man ersehen, wie die Geschicht-ichmber der alten Zeit sich in Übertreibungen gefallen.
8 16.
Die Ägypter.
37) Die ältesten Einwohner Ägyptens waren wohl ebenfalls Chamiten (Neger), unter denen sich aber bald semitische Priester-jtämme ansiedelten. Die Priester begannen damit, Tempel und um dieselben herum Wohnungen für sich und die Ihrigen zu bauen und das Land urbar zu machen. Die Eingebornen schlossen sich au und es entstand so eine gemischte Bevölkerung, die aber an vollständiger Verschmelzung dnrch die Kasteneinteilnng gehindert wurde. Im Anfange wnrden die einzelnen Tempelbezirke von Vorstehern aus der Mitte der Priester regiert. Sie nannten sich Pharaonen, d. H. Stellvertreter der Sonne. Später wurden alle Tempelbezirke unter einem Pharao vereinigt, und die Vorsteher der einzelnen Tempelbezirke wurden untergeordnete Statthalter. Die wichtigsten Tempelbezirke waren Thebais mit der alten Hauptstadt Theben, Memphis, On (Heliopolis), Sais und Pellt sin m.
38) Die Religion der Ägypter war, wie die des Zendvolkes,
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Er ist der klassische gotische Turmhelm, von keinem andern an Sicherheit der Umrisse, an Schönheit der Verhältnisse erreicht.
Und bei all dieser Mustergiltigkeit ist unser Turm doch frei von jener frostigen Langeweile, die allem Tadellosen so leicht anhaftet. Dafür sorgt schon der weise verteilte plastische Schmuck. Für einen Kirchturm des 13. Jahrhunderts ist er in seinem untersten Drittel auffallend schmucklos gehalten. Nicht als ob der Meister dieses ältesten Teiles reicherem Schmuck grundsätzlich abhold gewesen wäre. Das Gegenteil beweist uns die Vorhalle im Erdgeschoß des Turmes. Wenn unser Turmbaumeister gleichwohl das Erdgeschoß im Äußeren so verhältnismäßig schmucklos ließ, so hatte er dabei offenbar seine künstlerischen Absichten.
Der Unterbau des schweren Turmes, zugleich Träger eines wuchtigen
Glockenstuhles, sollte möglichst massig und fest erscheinen. Der Kern des
Mauerwerks, die es zusammenhaltenden Streben mußten klar in die Erscheinung treten; sogar einige - kräftige Horizontallinien waren hier im Erdgeschoß nicht unerwünscht, um die Zuverlässigkeit der Lagerung recht zu betonen. Vou der Achtecksgaleric au beginnt dann die lastende Masse sich zu lockern: riesige Fensteröffnungen, auch als Schauuken für die Glocken erwünscht, tun sich weit aus. Durchsichtiger, immer durchsichtiger wird
nach oben zu der Turm, reicher der ihn umspielende Zierrat. Die Horizontallinien kommen gegen die alles übertönenden Vertikalen nicht mehr zu Wort. Schließlich jubelt der Turm, in Fialen und Spitzengewebe aufgelockert, leicht in die Lüfte.
So finden wir dann, daß alles und jedes an unserm Münsterturm wohl überlegt und weise berechnet ist.
Ein besonderer Vorzug unseres Turmes ist endlich noch die Farbe des Buntsandsteins, aus dem er errichtet wurde. Dieser Stein besitzt eine wunderbare Fähigkeit, je nach Witterung und Beleuchtung verschieden auszusehen, und diese seine wechselnde Färbung, die bald ernst und feierlich, bald heiter und strahlend wirft, ist gewiß ein Hauptgrund, warum wir
so gern nach unserm Turme ausschauen. Wie hebt er sich in seiner düsteren Würde so vornehm aus dem Rauchmeer der abendlichen Stadt! Wie sticht er ein anderes Mal wieder in strahlender Pracht vom Blau des Himmels, vom dunklen Grün der Berge ab! Ob wir ihn wohl so lieben könnten, wenn er aus köstlichem Marmor oder aus graugelbem Kalkstein ausgebaut wäre?
Nachdem wir so die Vollkommenheit unseres Turmes unter mancherlei Gesichtspunkten erörtert haben, drängt sich gebieterisch die Frage auf,
wer denn dies klassische Werk geschaffen hat. Die Antwort auf diese
wahrlich berechtigte Frage bleibt die Forschung uns leider schuldig. In-
schriftlich hat der Erbauer sich nirgends am Bau verewigt; es entsprach nicht den Gepflogenheiten der frommen alten Meister, an Werken zu Gottes Ehre für ihre eigene Ehre Vorsorge zu treffen. Bannrknnden ans dem 13. Jahrhundert, die uns den Namen des genialen Architekten über-
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37. Die Mimstervolballe.
£)ie Kirche ist das Haus Gottes. Wenn die Menschen in dasselbe hineingehen, so sollen sie vorher sich in Ordnung bringen, damit sie vor Gott hin treten können. Die Mutter zieht deshalb den Kindern am Feiertag schone Kleider au, bevor sie zur Kirche gehen. Aber auch die Seele soll sich vor dem Eintritt in das Gotteshaus schon machen. Und darum haben die Künstler, die das Münster gebaut und geschmückt haben, vor seiner Türe eilte Vorhalle angelegt mit gar ernsten, zum Nachdenken anregenden Bildern. In dieser Vorhalle soll der Mensch vor dein Eintritt ins Gotteshaus ein wenig sich sammeln und so seine Seele schon machen.
Zuerst, meint wir eintreten, sehen wir uns gegenüber das Christkind auf dem Arm seiner heiligen Mutter. Dahinter in den kleineren Figuren und Bildern über deu Türen findest du die Geschichte seines Lebens dargestellt: die Gebnrt des Kindes, die Verkündigung an die Hirten, das Leiden und die Kreuzigung des Herrn, endlich seine Wiederkunft zum Gerichte und das Gericht selber mit der Auferstehung der Toten. Rechts und links von den Türen sind außerdem die Verkündigung des Engels an die hl. Jungfrau, ihr Besuch bei Elisabeth und die Anbetung der Drei Könige abgebildet. Es gibt viele Leute, welche oft unter diesen Figuren vorüber gehen, ohne nach ihnen zu sehen. Wer aber sein Münster kennen und lieb haben will, der geht manchesmal eigens hinüber in die Vorhalle unter dem Turnt und sieht sich alle diese Bilder genau an. Dabei gibts manche L>onderlichkeit zu beobachten: so den Auferstehenden, der sich eben die Stiefel anzieht, dann auch den betenden Teufel, von dem in einem anderen Lesestück die Rede ist, endlich den Judas, der im Baum hängt und dein der Leib aufplatzt. Außerdem aber fallen ganz besonders in die Augen rechts und links an den Wänden die schonen Figuren der klugen und törichten Jungfrauen. Die klugen heben goldene Lämpchen in die Höhe und folgen ihrem Heiland, der in rotem Gewände dasteht und ihnen winkt. Die törichten aber haben geschlafen, ihre Lampen sind leer gebrannt, darum halten sie dieselben abwärts, und ihre ganze Stellung zeigt, daß sie eben erst aufwachen. Neben den törichten Jungfrauen sind sieben andere Jungfrauen abgebildet, von denen eine eben Schule hält; zwei Kinder befinden sich zu ihren Füßen; das eine lernt eifrig in einem Buche, das andere steht traurig da, weil es jetzt gleich die Rute bekommen soll. Diese sieben Jungfrauen bedeuten die sieben Künste, die man in der Schule lernt: die Sprachlehre, die Lehre vom kunstvollen Reden, die Beweiskunst, das Rechnen, das Zeichnen und Messen, die Sternkunde und die Musik. Gauz besonders aber soll man in der Vorhalle des Münsters acht geben auf den Monn, der gleich links neben der Gittertüre steht. Er ist von vorne schön gekleidet; aber sein Rücken ist voll Würmer und eklem Getier. Das ist ein Bild des Sünders, der zwar vor der Welt sich schön und fein gepntzt zeigen kann, dessen schmutzige und kranke Seele aber vor dem Auge Gottes nicht verborgen ist.
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39. Die farbigen Totster im Münster.
Im Münster herrscht nicht das grelle Licht des Tages, sondern die sanfte Dämmerung, die zur Andacht stimmt. Das kommt von den bunten Gläsern, mit denen ringsum die Fenster ausgefüllt sind.
Auch hier müssen wir wieder unterscheiden lernen. Nicht alle bunten Fenster sind aus derselben Zeit. Und gerade das macht die Fenster unseres Münsters besonders wertvoll. Nur wenige Kirchen und Dome haben einen so lehrreichen und so prächtigen Schatz an Glasgemälden, wie unser Münster. Darum sollen wir aber auch dankbar sein und sie fleißig betrachten.
Zuerst müssen wir wissen, wie die Fenstermalerei entstanden ist. Früher, als das Glas noch selten war, oerhing man die Fenster mit bunten Vorhängen. Später, als die Kuust des Glasbereiteus allgemeiner wurde und mau anch farbige Gläser zu machen wußte, da bildete mau die gewirkten Vorhänge nun in buntem Glase nach. Und so sehen denn die alten Fenster aus wie sarbenglühende, lenchtende Teppiche. Du wirst nun gleich bemerken, wenn du die Fenster ansiehst, daß sie an vielen Stellen mit allzuhelleu dünnfarbigen Gläsern geflickt sind. Besonders ausfallend wirken hellviolette und gar weiße Einsatzstücke. Das sieht aus, wie wenn die gläsernen Teppiche an diesen Stellen fadenscheinig wären. Und das sind sie mich tu gewissem Sinne. Die Fenster sind nämlich vielfach schadhaft gewesen und nicht immer gut wiederhergestellt worden.
Die ältesten Glasgemälde sind im rechten Seitenschiffe hinten im ersten Fenster. Die zwei heiligen Frauen, die darauf abgebildet sind, zeigen merkwürdig ernste, hagere Formen. Diese Fenster stammen noch aus spätromanischer Zeit und sind gegen 700 Jahre alt.
Die meisten anderen Fenster im Langhaus, besonders die beiden
über den Seitentüren rechts und links, stellen dagegen die schönsten Muster gotischer Glasmalerei dar und sind zwischen 400 und 600 Jahre alt. Wirklich wie prächtige Teppiche mit vielen, in wunderbaren Farben eingewobenen Bildern leuchten sie sanft auf den Beschauer nieder. Dazwischen findest du, wenn du genau hinsiehst, manchmal eingesetzte Figuren aus
ganz neuer Zeit. Diese sind weniger teppichartig, sind mehr gestaltet, wie
man sonst ein Menschenbild malt, aber ihre Gesamtwirkung ist nicht so angenehm wie die der alten Bilder. Schau dir nur einmal die Evange-listcnfignren im Fenster über dem steinernen Herzog an und vergleiche dann dieses Gemälde in seinen Farben mit den Fenstern über den beiden Seitentüren. Da wird dir der Unterschied viel klarer als durch lange Beschreibung.
Die Fenster der kleinen Alezanderkapelle sind nun wieder ganz
anders geartet. Aber sie sind von besonderer Schönheit und sind von dem Maler, der auch den Hochaltar gemalt hat, Haus Baldung. Sie sind fast gar nicht farbig, sondern mehr nur wie eine schwarze seine Strich-
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Zeichnung auf weißem Glas, mit etwas Gold verziert, und stammen aus dem Jahre 1515.
Auf dieselbe Zeit etwa gehen auch die sehr schönen Fenster im Tausch örle und in manchen Kapellen des Chornmgangs zurück. Die anderen Kapellen des Chorumgangs sind meist noch jünger. Die Teppichähnlichkeit geht hier immer mehr verloren. Man stellt jetzt ganze große Figuren und Gruppen in schönen Landschaften oder deutlich gemalten Jnnenrnumeu dar, Bilder wie man sie sonst auf Leinwand oder Holz malt, nur daß sie hier auf Glas gemalt sind.
Von diesen Fenstern des Chorumgaugs waren viele noch mehr zerstört als die Fenster im Langhaus. Aber man flickt sie jetzt nicht mehr mit so fadenscheinigen dünnfarbigen Glasstücken, sondern läßt sie von einem großen Künstler unserer Stadt, dem Glasmaler Fritz Geiges, wieder genau so herstellen, wie sie früher ausgesehen haben.
Die Fenster sind ein hervorragender Schmuck unseres Münsters. Wenn die Sonne durch sie hindurchscheint, so leuchten sie in glühender Farbenpracht auf. Und von besonders ergreifender Schönheit ist es, wenn am Abend durch die runden Rosen, hinten in den Seitenschiffen, der Schein der Abendsonne buntsarben hereinfällt und zarte Lichter auf die dunkelnden Steine und Altäre malt.
Engelbert Krebs.
.Bergmann aus dem Fenster über dem Portal des südlichen Seitenschiffes. (Grnbe Dieselmuot am Schauinsland.)
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10 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
Helden sprechen: „Kein unglücklicheres Geschöpf, das da athmet und
kreucht auf der Erde, als der Mensch!" Das ist ein Seufzer nach Er-
lösung aus der kalten Finsterniß des Lebens, das nicht von Gott, der
Sonne der Geister, erhellt und erwärmt wird.
Wir wissen nicht geschichtlich, wie lange die Menschen brauchten, um
zu Völkern heranzuwachsen, wie viele Versuche st'e machten, bis sic eine
bürgerliche Gemeinschaft ausgebildet hatten; wir wissen auch nicht, wie
st'e ihre verschiedenen Religionen gedichtet haben, denn wie das Licht der
Geschichte aufgeht, sehen wir ausgebildete Nationen dastehen. Ihr Schau-
platz ist das hintere Asten; allmalig rückt die Geschichte gegen Westen,
gleich dem Gange der Sonne.
Zweites Kapitel.
Indien.
Wann das Land, welches durch das Himalayagebirge (Emodus)
von Mittelasien, durch den Hindukusch (Paropamisus) von dem Hoch-
lande Iran (Aria), das bis zum Tigris in Vorderasten reicht, geschieden
wird, von den Stammvätern der Indier oder Hindu bevölkert wurde,
kann nicht geschichtlich bestimmt werden. Nach den eigenen uralten
Sagen des Volkes sind sie aus dem Geschlechte Iaphets (den Noah
nennen die Indier Men», seine Söhne Chama, Scherma, Japeti) und
wohnten im Hochlande jenseits der Indus- und Gangesquellen am
Göttergebirge Meru. Von da zogen sie in die große Halbinsel, welche
von dem Indus, dem Ganges und Bramaputra bewässert wird, und
breiteten sich von den Quellen des Indus und Ganges bis zu deren
Mündungen aus, und über die Hochflächen und Thäler des Dekhan, an
den Küsten von Malabar und Koromandel bis auf die Insel Sinhala
(Ceylon, Taprobane bei den Griechen). Diese arischen Einwanderer sind
aber nicht die Urbewohner der Halbinsel; sie trafen dort bereits andere
Stämme von chamitischer Abkunft, welche sie in die Gebirge zersprengten
oder unterjochten, indem sie sich selbst als ein edleres Volk betrachteten,
wie denn auch in ihrer Sprache Arier die „Ausgezeichneten" bedeutet.
Doch haben sie cs selbst nie dahin gebracht, daß sich ihre Stämme zu
einer Nation vereinigten und die ganze Halbinsel ein indisches Reich
bildete. Eine eigentliche Geschichte haben sie nicht; denn die meisten
Stämme besitzen keine schriftlichen Aufzeichnungen, sondern nur dunkle
und vielfach verwirrte Sagen, und die Bücher der Brammen, der Priester
jener Stämme des indischen Volkes, das die eigenthümlichste Entwicklung
erreichte, sind größtentheils ein Gewebe von Mythen; die beglaubigte
Geschichte scheint nicht über 800 Jahre vor Christus hinaufzureichen. —
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Aegypten.
33
gegen Ende Oktobers kehrt er wieder in sein Bett zurück und zwar in
kürzerer Zeit, als er angeschwotten ist und hinterläßt die Felder getränkt
und zollhoch mit einem fetten Schlamme überzogen. Nun wird gesäet
und gepflanzt; Getreide und Hülsenfrüchte aller Art, Sesam, Melonen,
Baumwolle u. s. w. wachsen bei der großen Sonnenwärme in dem
feuchten und fetten Boden schnell heran und reifen frühe, so daß der
Aegypter zweimal ärnten kann, ohne auch nur die Hälfte der Arbeiten ver-
richten zu müssen, welche bei uns dem Landmanne so manchen Schweiß-
tropfen auspressen. Diesen wohlthätigen Nil verehrten die alten Aegypter
göttlich und glaubten, er entspringe in den Wohnungen der Sonne; sein
Anschwellen und Zurücktreten wurde mit Festen gefeiert, bei welchen
der sonst düstere Aegypter sich dem Ausbruche seiner Lust zügellos
hingab. Regelmäßig tritt der Nil aus und wieder zurück; regelmäßig
folgen Saat und Aernte; die Sonne wird fast nie mit Wolken umhüllt,
sondern strahlt immer mit blendendem Glanze; Gewitter sind außer-
ordentlich selten, nur Unterägypten kennt Landregen. So wenig als
die Jahreszeiten sieht der Aegypter Berg und Thal, Wald und Feld,
Anger und Wiese mit einander abwechseln; zwischen nackten Felsrücken,
hinter denen der Wüstensand in der Sonnenhitze glüht und durch die
Verdünnung der Luft wirbelnde Stürme erzeugt, ist sein viele hundert
Stunden langes Thal eingeschnitten, welches jährlich einmal von dem
Flusse unter Wasser gesetzt, nachher aber zum Saat- und Aernte-
feld wird. So waren auch die alten Aegypter ein wunderbares Volk,
einzig in seiner Art, wie sein Land. Noch waltet über ihre älteste
Geschichte ein tiefes Dunkel, das vielleicht durch die Erforschung der
Denkmale anfgehellt wird, deren sie mehr als jedes andere Volk der
Erde hinterlassen haben. Aus den einbalsamirten Leichen, die in unzäh-
ligen Felsengräbern millionenweise aufbewahrt liegen, ergibt sich, daß
die Bevölkerung des alten Aegypten aus drei Menschenschlägen bestand,
die aber in einander übergingen, wozu wir in den amerikanischen Mestizzen
und Mulatten und deren Unterabtheilungen ein Seitenstück sehen. Ein
Theil der Aegypter war von Heller Farbe und gehörte offenbar dem soge-
nannten kaukasischen Stamme an; ein anderer war dunkler, aber schlicht-
haarig und bildete den Uebergang zu einem negerähnlichen Schlage, der
aber doch das wollige Haar des Negers nicht hatte und ebenso wenig
dessen ganze Schädelbildung und aufgeworfene Lippen. Dies ist ein
deutlicher Beweis, daß Aegypten einst von dunkelfarbigen Volksstämmen
bewohnt wurde, unter denen sich ein hellerer niederließ, der sich die Herr-
schaft des Landes aneignete, während er den alten Einwohnern von
seiner Bildung mittheilte. Woher aber diese Einwanderer gekommen,
ist noch immer nicht sicher erforscht. Eine Meinung läßt sie über die
Landenge von Suez hinziehen, nach einer andern sind sie den Nil herunter
Bumüller, Gesch. d. Alterth. 3
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Die Dome. Die christliche Kunst.
203
zusammendrücken, und je größer die Grundfläche einer Kirche war, um
so höher mußte auch das Dachwerk werden, und dies hatte zur Folge,
daß auch die Mauern hoch wurden, damit eine Uebereinstimmung zwi-
schen dem untern und ober» Theile des Gebäudes war; denn ein hohes
Dach auf niederen Mauern beleidigt das Auge. So strebte auch das
Kirchenfenster empor, damit es genug Licht in die Kirche gab und zu
Mauer und Dach im richtigen Verhältnisse stand. Zu diesem Aufwärts-
streben trug der Glockenthurm wesentlich bei; Glocken können nicht in
der Tiefe hängen, das gebietet schon die Natur des Schalles, deßwegen
stieg das anfängliche Glockengerüste als schlanker Glockenthurm empor; so
wirkten alle Verhältnisse zusammen. Auf diese Weise hat unser nordischer
Himmel selbst den alten Baumeistern eine größere Kirche vorgezeichnet,
aber was haben diese nicht aus den gegebenen Verhältnissen entfaltet!
Ohne Zweifel haben sie an den Kirchen Italiens und Frankreichs gelernt,
und wir sehen auch bei uns Kirchen im romanischen oder byzantinischen
Baustyle, aber die volle Entwicklung des gothischen gehört dem deutschen
Norden an. Die Mönche haben die ersten Grundzüge gegeben, von ihnen
stammt auch die Symbolik des Baues, denn alles hat Bedeutung und ist
nicht bloß architektonisch aufgefaßt; später bildete sich die strenggeschlos-
sene Genossame der „Maurer", und dieser verdanken wir die Aufführung
der Wunderbauten, die nur der Neichthum und das Hochgefühl der Stadt-
bürger möglich machte, wie denn überhaupt große Kirchen bloß in großen
Städten entstehen konnten. Man nannte die christliche Welt Kirche, und
ein Bild der christlichen Welt sollte ein solcher Kirchenbau darstellen.
Wie die christliche Kirche selbst steht er auf unerschütterlichem Funda-
mente und ist für die Ewigkeit gegründet; seine Form ist die des Kreu-
zes, mit dessen Namen schon Paulus seinen Glauben bezeichnet hat.
Aufwärts von der dunkeln Erde hebt der christliche Glaube den Men-
schen zum Himmel und dessen Lichte; so schwingt sich auch das Gebäude
von Stufe zu Stufe, von Bogen zu Bogen gegen das Himmelsgewölbe,
welches die Spitze des Thurmes zu berühren scheint. Um die strebendem
Pfeiler und Bögen schlingen sich Blumengewinde und rankende Pflan-
zen; denn die Blumen, die dem dunkeln Schooße der Erde entkeimen,
sehnen sich nach dem Lichte, und die Regungen der Andacht, welche das
Angesicht des Menschen verklären, richten auch dessen Auge himmelwärts.
Die Fundamente des christlichen Glaubens sind mannigfaltig in dem Bau
und dessen Bildwerken auf der Außenseite und dem Innern ausgespro-
chen. Im Innern tragen zwei schlanke Säulenreihen das Gebäude, und
wieder sind es die schlanken Spitzbögen, in welche die Säulen auslaufen
und als Kreuzgewölbe die Decke tragen. Die Seitenhallen zwischen den
Säulen und Mauern sind mit Nebenaltären und Denkmälern geziert;
sie und das Schiff enden in dem Chore, wo der Hochaltar steht, der
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