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1. Grundriss der römischen Altertümer - S. 92

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
92 § 43. Die kaiserliche Gewalt. Principates erteilt und wurde eigentliche Herrscherbezeichnung = imperator oder regierender Fürst. Dio Cass. 53, 16: A’jyouo^o; cu; xal tcaeiov xt ?) xaia ävöpo)7:ou; cov ir.z'alrßr^. Caesar, das cognomen des Gründers der Monarchie, wurde appellative Benennung der kaiserlichen Prinzen oder vom Kaiser den Regierungsnachfolgern (caesares) beigelegt. Als Tracht hatte der imperator die toga praetexta, bei Festlichkeiten die ganz purpurne toga picta, im Felde das paludamentum (purpureum); die sella curulis zavischen beiden Konsuln, einen Lorbeerkranz auf dem Haupte, Proedrie im Theater, Fascen und 12 (24) Liktoren, Viatoren und Präkonen. Als Leibwache die Prätorianer; Aufstellung des kaiserlichen Bildes bei den Feldzeichen und Abprägung auf Münzen. Er zählte seine Regierungsjahre nach der potestas tribunicia (z B. tr. pot. Ii.) und die Jahre wurden nach dem Kaiser benannt. Seit man begonnen hatte, den verstorbenen Kaiser göttlich zu verehren (con-secratio, Apotheose) und ihm Tempel zu errichten, wurde der Imperator vollends ein absoluter Herrscher. Der Titel: divus Augustus, divus Antoninus etc. (Siehe die Erinnerungsmünze, Fig. 21.) 2. Ämter. Der Kaiser vereinte in sich a) das Imperium als lebenslänglicher imperator. Demnach stand ihm der Oberbefehl und die Aushebung der Truppen, Entscheidung über Krieg und Frieden zu und zwar war der Kaiser Oberfeldherr im ganzen Reiche; b) das Imperium proconsulare, hier mit dem ersteren im-perium gleichbedeutend; denn während die Gewalt des Prokonsuls sich nur auf eine Provinz erstreckte, besafs sie der Kaiser über alle Provinzen. Die römischen Bürger in den Provinzen können von den Entscheidungen der Statthalter an den Kaiser appellieren. Der Tag, an dem der Kaiser dieses imperium antritt (dies imperil), gilt überhaupt als Regierungsantritt. Sämtliche Truppen leisten dem Kaiser den Fahneneid und er ernennt die Offiziere. Aufser-dem haben einige Kaiser sich noch das Konsulat übertragen lassen. Wichtiger jedoch war c) die potestas tribunicia. Mit dieser waren die Herrscher wie ehedem die Yolkstribunen unverletzlich, konnten Senat und Volk berufen, gegen Senats- und Yolksbeschlüsse inter-cedieren und Beklagte vor ihr Tribunal ziehen. Augustus erhielt 26 v. Chr. dieses oberste bürgerliche Amt und zählte nach ihm seine Regierungsjahre, d) Die censorische Gewalt gab den Kaisern die lectio senatus, Yornahme des Census und das höchste Sittenrichteramt (praefectura morum). Endlich e) hatte der Kaiser als jpontifex maximus die oberste Leitung in den Kultusangelegen- Fig. 21. Erinnerungsmünze an

2. Deutsche Geschichte vom Beginn der Neuzeit bis zur Thronbesteigung Friedrichs des Großen - S. 213

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Friedrich Wilhelm, der Groe Kurfürst. 213 Sparr war von Geburt ein Kurmrker. Er frderte namentlich die Aus-bildung des Geschtz- und Festungswesens. Bei Warschau entschied er an der Spitze des brandenburgischen Fuvolkes den Sieg. Ein Jahr darauf wurde er vom Kurfrsten zum Feldmarschall ernannt: das erste Beispiel in der brandenburgischen Geschichte. Die Schlacht bei Fehrbellin hat er nicht mehr erlebt. Derfflinger stammte aus Osterreich. Er war von niederer Her-fnft; in seiner Jugend soll er das Schneiderhandwerk erlernt haben. Seine militrische Laufbahn begann er während des Dreiigjhrigen Krieges in schsischen und schwedischen Diensten; spter trat er in das brandenburgische Heer ein. Sein Werk ist vor allem die Ausbildung der tchtigen Reiterei, die den Sieg bei Fehrbellin erkmpfte. Der Kurfürst verlieh auch ihm den Rang eines Feld Marschalls und erwirkte vom Kaiser seine Erhebung in den Reichs-freiherrnstand. Auer dem stehenden Landheere rief der Groe Kurfürst eine Kriegs-flotte ins Leben. Nach der Schlacht bei Fehrbellin mietete er zur Fort-setzung des Krieges mit den Schweden eine Anzahl Fahrzeuge von dem hollndischen Reeder Raule (vgl. S. 209). Ebenso verfuhr er, um sich an Spanien fr die Vorenthaltung versprochener Hilfsgelder zu rchen. Das in den Ozean entsandte Geschwader kaperte mehrere spanische Schisse und wagte es sogar, sich mit einer doppelt so starken feindlichen Flotte in einen Kampf einzulassen (1681). Drei Jahre spter schuf der Kurfürst, besonders mit Rcksicht auf die berseeischen Kolonien (S. 214), eine selbstndige Flotte (1684). So kam zum erstenmal seit den Tagen der Hanse der deutsche Name auf der See wieder zu Ehren. Der khnen Schpfung war keine lange Dauer beschieden. Die knappen Mittel des Staates erlaubten nicht die gleichzeitige Entwicklung einer Land- und Seemacht. Daher wurde die Flotte bereits unter dem Nachfolger des Groen Kurfrsten wieder aufgelst. Erst 150 Jahre spter, unter dem Könige Friedrich Wilhelm Iv., erstand sie von neuem als Kniglich preuische Marine, die sich dann zur Kaiserlich deutschen Marine erweiterte. c) Maregeln zur Frderung der Wohlfahrt des Volkes. Auch auf wirtschaftlichem Gebiete wirkte der Groe Kurfürst bahnbrechenb fr die Zukunft Preuens und Deutschlands. Zur Frberung des Ackerbaues zog er fremde Ansiedler, namentlich Hollnder und Schweizer, in die entvlkerte Kurmark. Er befahl durch strenge Verorbnungen die Bestellung der verwilberten Ackerflchen und hielt Bauern und Brger an, bei ihren Husern Grten anzulegen und Obst-bume zu pflanzen. In seinem eigenen Obst- und Gemsegarten wurden die in Deutschland fast noch unbekannten Kartoffeln gebaut. Auch der Anbau des Tabaks fand an ihm einen eifrigen Gnner1. ! Die Sitte des Rauchens wurde während des Dreiigjhrigen Krieges durch auslndische Soldaten bei uns eingebrgert.

3. Deutsche Geschichte vom Beginn der Neuzeit bis zur Thronbesteigung Friedrichs des Großen - S. 214

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
214 Siebter Zeitraum. Vom Westfl. Friedend, z. Thronbesteigung Friedrichs d.gr. Die Industrie, welche namentlich in der Mark Brandenburg noch auf einer sehr niedrigen Stufe stand, suchte er mit hnlichen Mitteln zu heben wie Ludwig Xiv. (vgl. S. 206). Sehr frderlich wirkte auf den Gewerbeflei die Aufnahme von etwa 14000 Hugenotten, von denen ungefhr die Hlfte in Berlin angesiedelt wurde. Sie brachten eine Menge neuer Industriezweige mit, wie die Herstellung von Gold- und Silber-arbeiten, Seiden- und Glaswaren. Dem Handel und Verkehr erffnete der Kurfürst neue Bahnen. Berlin sollte der Handelsmittelpunkt der Mark Brandenburg, ja des ganzen nordstlichen Deutschlands werden. Diesem Zwecke diente u. a. der nach ihm benannte Friedrich-Wilhelms-Kanal zwischen Oder und Spree, welcher vor allem eine Wasserstrae zwischen Berlin und Breslau herstellte. Eine regelmige Verbindung zwischen allen Landesteilen der Monarchie wurde durch die kursrstlich-brandenburgische Reitpost geschaffen. Sie war eine reine Staatsanstalt, unabhngig von der im Reiche bestehenden Post der Grasen von Thurn und Taxis (S. 176), und ging in zehn Tagen von Kleve der Magdeburg und Berlin nach Knigsberg, wo sie Anschlu nach Memel und den polnischen Stdten Warschau und Danzig hatte. Aus ihr hat sich die Kniglich preuische und dann die Kaiserlich deutsche Post entwickelt. Sogar am Welthandel suchte der Kurfürst seinem Lande Anteil zu verschaffen. Auf seine Anregung entstand nach hollndischem Vorbilde die Afrikanische Handelsgesellschaft, welche mit den Negern an der Goldkste und am unteren Senegal Verbindungen anknpfte. Zum Schutze des khnen Unternehmens gegen die Angriffe einheimischer Stmme und der eiferschtigen Hollnder wurden branden-burgische Kriegsschiffe und Truppen entsandt. An ihrer Spitze stand der feurige Major Friedrich von der Grben. Dieser legte unweit des nunmehr (seit 1884) deutschen Gebietes von Togo die Feste Gro-Friedrichsburg an und stellte die umwohnenden Negerstmme unter brandenburgischen Schutz (1683). Die junge Kolonie verschlang so groe Summen fr Festungsanlagen und Besatzungen, da der erhoffte Gewinn ausblieb. Auch fehlte es bei den rmlichen Verhltnissen der damaligen Zeit den Kaufleuten an Geld und Unternehmungslust, um trotz anfnglicher Mierfolge auszuharren. So ging das ganze Werk immer mehr zurck, bis schlielich der sparsame König Friedrich Wilhelm I. die afrikanischen Besitzungen an die Hollnder verkaufte. Hinter der Sorge fr das wirtschaftliche Gedeihen des Volkes trat die Pflege des geistigen Lebens zurck. Zwar hielt der Kurfürst kraft seiner Herrschergewalt sich fr berechtigt und verpflichtet, auch auf dem Gebiete des Schulwesens einzugreifen; aber bei den knappen Mitteln

4. Deutsche Geschichte vom Beginn der Neuzeit bis zur Thronbesteigung Friedrichs des Großen - S. 217

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Friedrich Wilhelm, der Groe Kurfürst. 217 herabwallten. Er war ein gewandter Reiter und khner Jger; be-sonders liebte er die Hirschjagd, die er gewhnlich zu Pferde ausbte. An geistigen Fhigkeiten berragte er die meisten Fürsten seiner Zeit. Auer seiner Muttersprache beherrschte er das Franzsische, Polnische und Hollndische; auch das Lateinische war ihm gelufig. Fr die Wissen-schaften und Knste hatte er einen regen Sinn. Den Erfinder der Lust-pumpe, Otto von Guericke aus Magdeburg, lie er an seinen Hof kommen, damit er ihn und die Prinzen mit der neuen Erfindung bekannt mache. Er sammelte mit feinem Verstndnis Bcher, Gemlde und Mnzen. Mue fr diese Beschftigungen konnte er nur dadurch finden, da er u n-ermdlich ttig war. Geradezu staunenerregend ist die Zahl der Gesetze und Verordnungen, die er, oft mitten im Feldlager, erlassen hat. Trotz seiner groen Fhigkeiten und Erfolge blieb der Kurfürst bis an sein Ende ein demtiger Christ. Fr Gott und mein Volk" war der Wahlspruch seines Lebens. Als berzeugter Calvinist nahm er sich der Hugenotten an (S. 211). Zwischen den Reformierten und Luthe-ranern suchte er eine Verstndigung herbeizufhren. Der fromme Luthe-raner Paul Gerhardt, der sich durch die Anordnungen des Kurfrsten in seinem Gewissen bedrngt fhlte, gab seine Predigerstelle in Berlin auf. Gegen die Katholiken war der Kurfürst duldsam; doch gestattete er in den fast ganz protestantischen Provinzen Brandenburg und Pommern keinen katholischen Gottesdienst. Die Juden, die unter Johann Georg aus Brandenburg vertrieben worden waren, durften sich wieder ansiedeln. Nichts kennzeichnet den Charakter des Groen Kurfrsten besser als das Testament, das er lange vor seinem Tode fr seine Shne niedergeschrieben hat. Da finden sich u. a. folgende Stze: Die rechte Tugend eines rechtschaffenen Regenten besteht darin, da er Gott recht von Herzen frchte und liebe. Be-trachtet oftmals, da Ihr auch von dem Allergeringsten, was Ihr tut, werdet Rechenschaft geben mssen. Eure Untertanen msset Ihr ohne Ansehung der Religion als rechter Landesvater lieben, ihren Nutzen allzeit gern zu frdern suchen. Die liebe Justiz lasset Euch in allen Euern Lndern sehr befohlen sein und sorget dafr, da sowohl den Armen wie den Reichen ohne Ansehen der Person Recht verschafft werde. Bndnisse sind gut, aber eigene Krfte noch besser." F. Der brandenburgische Staat beim Tode des Groen Kurfrsten. Der Flcheninhalt des brandenburgischen Staates betrug bei dem Re-gierungsantritt Friedrich Wilhelms nicht ganz 81000, bei seinem Tode etwas mehr als 110000 qkm, d.h. soviel wie heute Bayern, Wrttem-berg und Baden zusammen oder fast 1/s des heutigen Knigreiches Preußen, die Einwohnerzahl 900 000 bzw. 1500000 (gegenwrtig fast 41 Mit!.). Die Verwaltung, namentlich das Steuerwesen, war wohlgeordnet. Das Heer befand sich in guter Verfassung und geno europischen Ruf. Trotz

5. Deutsche Geschichte vom Beginn der Neuzeit bis zur Thronbesteigung Friedrichs des Großen - S. 218

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
218 Siebter Zeitraum. Vom Westfl. Frieden b. z. Thronbesteigung Friedrichs d. Gr. des groen Steuerdrucks war doch das Land in sichtlichem Aufblhen begriffen. Die Einwohnerzahl Berlins stieg von 6000 auf 20 000. Neben den strohgedeckten, schornsteinlosen Husern erhoben sich einzelne stattliche Neubauten; auch begann man die Straen zu pflastern und auf grere Reinlichkeit zu halten. Das Leben zeigte noch einen einfachen, ziemlich burischen Zuschnitt. Mit den Hugenotten hielt eine feinere Bil-dung ihren Einzug. Wohl konnte daher Friedrich der Groe am Sarge des Groen Kur-frsten sagen: Der hat viel getan." 1688 2. Ariedrich Iii., Kurfürst von Brandenburg, spter Ariedrich I., 1713 König in Wrenen. A. Jugend und Thronbesteigung. Der Verzicht auf den Kreis ^chwiebus. Friedrich war als Kind sehr schwchlich; durch einen un-glcklichen Fall zog er sich eine Krmmung des Rckgrates zu, die mit den Jahren sich immer mehr verschlimmerte. Schon frh zeigte er ein weiches, fremden Einflssen leicht zugngliches Gemt und eine auffallende Neigung zu uerem Glnze. Sein Erzieher, der begabte und vielgereiste Eberhard von Danckelmann, verstand es, ihn mit Liebe zu den Wissenschaften und Knsten zu erfllen. Der Zwist Friedrichs mit seiner Stiefmutter (S. 216) trbte auch das Verhltnis zum Vater. Dies machte sich die sterreichische Regierung zu nutze. Sie bestimmte den Kurprinzen ohne Wissen des Groen Kur-frsten. sich schriftlich zu verpflichten, da er nach dessen Tod den Kreis Schwiebus dem Kaiser zurckgeben werde. Die Rckgabe erfolgte im Jahre 1694. Als Friedrich die Regierung antrat, machte er seinen Erzieher zu seinem ersten Ratgeber. Dieser bewies sich als einen tchtigen Staatsmann, fiel aber spter in Ungnade und mute unfhigen und selbst-schtigen Hflingen Platz machen (5. 226). B. Kriege und Erwerbungen. a) Untersttzung Wilhelms Iii. von Oranien bei seiner Thron-besteignng in England. In England war nach dem Tode der Knigin Elisabeth (S. 171) das Haus Stuart gefolgt. Der erste König dieses Stammes, Jakob I., war ein Sohn der Maria Stuart (S. 171) und der Schwiegervater des Winterknigs" (S. 179). Wie die franzsischen Herrscher seiner Zeit (Heinrich Iv., Ludwig Xiii.) strebte er nach unumschrnkter Gewalt, stie aber auf den heftigsten Widerstand des Parlaments, d. h. der englischen Volksvertretung. Sein Sohn und Nach-folger Karl I. trat in die Fustapfen seines Vaters und endigte auf dem Blut-

6. Deutsche Geschichte vom Beginn der Neuzeit bis zur Thronbesteigung Friedrichs des Großen - S. 220

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
220 Siebter Zeitraum. Vom Westfl. Frieden b. z. Thronbesteigung Friedrichs d. Gr. brandenburgisches Heer. Vor ihm wichen die Franzosen unter greulichen Verheerungen des Landes zurck, behaupteten sich aber in der kurklnischen Festung und Residenz Bonn, die sie auf das hartnckigste verteidigten. Erst als die Stadt nur noch ein wster Trmmerhaufen war. bergab der franzsische Befehlshaber sie gegen freien Abzug der Truppen dem Kurfrsten von Brandenburg (Herbst 1689). Inzwischen hatten die Franzosen unter dem General Melac die Pfalz und die umliegenden Landschaften verwstet, um zwischen Deutsch-land und Frankreich eine Einde zu schaffen, die jeden Durchzug deutscher Truppen unmglich machen sollte (Anfang 1689). Zahlreiche Städte, wie Heidelberg. Mannheim. Speier. Worms. Kreuznach, Andernach, und'noch mehr Drfer gingen in Flammen auf. Das schne Heidelberger Schlo sank in Trmmer; im Dom zu Speier ward die Gruft der deutschen Kaiser entweiht. Auf dem Lande wurden die Saatfelder zertreten oder umgepflgt, die Obstbume und Weinstcke abgehauen. Schon hatte der Regensburger Reichstag an Frankreich den Krieg erklrt; jetzt schlo der Kaiser auch mit Holland ein Bndnis, dem England unter seinem neuen Könige Wilhelm Iii. beitrat. So entbrannte ein groer europischer Krieg, der zu Wasser und zu Lande gefhrt wurde und sich bis zum Jahre 1697 hinzog. Der Hauptschauplatz waren die Niederlande, wo Wilhelm Iii. den Franzosen persnlich ent-gegentrat. Trotz mehrerer Niederlagen behauptete sich der König im Felde. Das Deutsche Reich wurde schon bald durch innere Zwistigkeiten gelhmt. Seine ganze Ohnmacht trat zu Tage, als es den Unterhndlern Ludwigs Xiv. gelang, die Verbndeten zu trennen, so da schlielich Kaiser und Reich ihm allein gegenberstanden. Im Frieden zu Ryswyk [>r. Reisweif], einem Schlosse bei Haag, mute Straburg endgltig an Frankreich abgetreten werden (1697); Freiburg wurde von den Franzosen herausgegeben. Das deutsche Volk spottete der den Frieden von Reiweg" wie vordem der den Frieden von Nimmweg". c) Teilnahme am Kampfe gegen die Trken. Die Schlachten bei ^alankemen und bei Zenta. Durch den dritten Raubkrieg wurden die Fortschritte der Deutschen im Kampfe gegen die Trken gehemmt. Diese gingen sogar von neuem zum Angriff auf Ungarn vor. Da trat ihnen der Markgraf Ludwig von Baden (der Trkenlouis") bei Solan-kemen unweit Belgrad entgegen (1691). Die Trken wurden vllig geschlagen und muten ihr ganzes Lager den Christen als Beute lassen. An der Schlacht nahmen auch 6000 Brandenburger unter dem General von Barfu teil. In dem Bericht, den der kaiserliche Oberfeldherr dem

7. Deutsche Geschichte vom Beginn der Neuzeit bis zur Thronbesteigung Friedrichs des Großen - S. 222

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
222 Siebter Zeitraum. Vom Sbefifl. Frieden b. z. Thronbesteigung Friedrichs d. Gr. einen Teil desselben fr seinen zweiten Sohn Karl, den spteren Kaiser Karl Vi., während der ltere Sohn Joseph ihm auf dem deutschen Throne folgen sollte. Die Seemchte waren vor allem fr ihren Handel besorgt; Holland sah zudem in der Besetzung der spanischen Niederlande durch fran-zsische Truppen eine Bedrohung seiner eigenen Selbstndigkeit (vgl. S. 207); den Englndern aber stand die Wiederkehr der Stuarts in Aussicht, da Ludwig Xiv. den Sohn des gestrzten Jakob Ii. als König von Gro-britannien anerkannte. Die Seele der Groen Allianz war Wilhelm Iii. Seine Schwgerin Anna, die ihm auf dem englischen Throne folgte (1702), hielt jahrelang an dem Bndnisse mit sterreich fest, trat aber schlielich davon zurck und gab dadurch dem Kriege eine ganz andere Wendung. Das Deutsche Reich war, wie gewhnlich, uneinig. Die Kurfrsten von Kln und Bayern, zwei Brder aus dem Hause Wittelsbach, standen mit Ludwig Xiv. im Bunde. Doch die meisten Reichsstnde hielten es mit dem Kaiser. Die besten und zahlreichsten Truppen stellte der Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg. Noch vor dem Ab-schlu der Groen Allianz hatte er, um die Zustimmung des Kaisers zu seiner Knigskrnung zu erlangen (S. 225), versprochen, 8000 Mann der seine Reichspflicht hinaus, im ganzen 14 000 Mann zu stellen. Ludwig Xiv. besa durch den Umfang seiner Machtmittel (Geld, Truppen, Kriegsschiffe) und die Einheit der Leitung einen groen Vorteil vor seinen Gegnern. Dafr hatten diese zwei Feldherren ersten Ranges, den Prinzen Eugen von Savoyen und den englischen Herzog von Marlborough [fpr. Mahlbru]. Die beiden kmpften zuerst getrennt, der Prinz Eugen in Italien, Marlborough in den Nieder-landen und am Rhein, dann vereinigt in Sddeutschland, dann wieder getrennt wie anfangs und endlich nochmals vereinigt in den Niederlanden. y) Die Niederlagen der Franzosen bei Hchstdt, Turin, Ramillies, Oudenaarde und Malplaquet. In den ersten Jahren geschah nichts von Bedeutung. Den ersten groen Sieg erkmpften die beiden Feldherren gemeinsam der ein franzsifch-bayrifches Heer bei Hchstdt a. d. Donau (1704), wo das preuische Fuvolk unter der Fhrung des Fürsten Leopold von Anhalt-Defsau, der drei preuischen Knigen als aus-gezeichneter Exerziermeister und Feldherr gedient hat (S. 233), groen Mut und eine bewundernswerte Kaltbltigkeit bewies. In Italien brachte der Prinz Eugen bei Turin, der Residenz des mit dem Kaiser verbndeten Herzogs von Savoyen-Piemont, den Franzosen eine vollstndige Niederlage bei (1706). Nach der Schlacht berichtete er an den König Friedrich I.: Die Truppen Eurer Majestt haben den grten Anteil an diesem Siege

8. Deutsche Geschichte vom Beginn der Neuzeit bis zur Thronbesteigung Friedrichs des Großen - S. 224

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
224 Siebter Zeitraum. Vom Westfl. Frieden b. z. Thronbesteigung Friedrichs d. Gr. Teile des spanischen Oberquartiers Geldern (sdlich von Kleve) ab-gefunden. 5. England erhlt die spanische Bergfestung Gibraltar und mehrere franzsische Kolonien in Nordamerika (Neufundland, Neuschottland und die Hudsonsbailnder). 11 Karl Vi. wollte diese Bedingungen nicht anerkennen, und der deutsche > Reichstag stimmte ihm bei. Der Kaiser verlangte namentlich die Heraus-gbe des Elsa. Aber bald zeigte sich wieder die Ohnmacht des Reiches, seinen Forderungen Nachdruck zu geben. Die bewilligten Kriegs-gelber gingen nicht ein, und die den einzelnen Stnden auserlegten Truppen blieben aus ober waren nicht vollzhlig. So mute der kaiserliche Feldherr Eugen von Savoyen vor den Franzosen zurckweichen. Im Frieden zu Rastatt trat alsdann der Kaiser und zu Baden im Aargau (Schweiz) auch das Reich dem Utrechter Frieden bei (1714). e) Die oranische Erbschaft: Mrs, Lingen, Neuenburg. Nach dem Tode des kinderlosen Wilhelm Iii. von England (1702) hatte Friedrich I als der Sohn der Kurfrstin Louise Henriette die nchsten Ansprche auf die weit zerstreuten Besitzungen des Hauses Oranien. Aber er erhielt, hauptschlich wegen des Widerstandes der Republik Holland, nur einen Teil derselben, nmlich Mrs, Lingen und Neuenburg. Von den neuen Erwerbungen bildete die Grafschaft Mrs mit Mrs und Krefeld eine gute Abrundung der niederrheinischen Lande; die Grafschaft Lingen a. d. Ems schlo sich an die westflischen Besitzungen (Ravensberg und das von Friedrich I. durch Kauf erworbene Tecklenburg). Dagegen lag das Frstentum Neuenburg in der Schweiz weitab von den brigen Teilen des preuischen Staates. C. Die Erhebung Preuens zu einem Knigreiche. a) Beweggrnde. Solange Friedrich Iii. noch Kurfürst war, richtete sich sein Hauptstreben darauf, die Knigskrone zu erlangen. Auer seiner angeborenen Vorliebe fr Glanz und Pracht spornte ihn namentlich der Gedanke an die Standeserhhung benachbarter Fürsten an. Sein Vetter Wilhelm Iii. von Oranien war mit seiner Hilfe auf den englischen Thron gelangt; sein Schwiegervater Ernst August von Braunschweig-Lneburg hatte die neugeschaffene neunte Kurwrde (Hannover) und bald darauf fr sein Haus die Anwartschaft auf die Krone Englands er-werben1. Der Kurfürst Friedrich August von Sachsen, wegen seiner riesigen Krperkraft der Starke genannt, war nach seinem bertritt zur katholischen Kirche König von Polen geworden (1697). 1 Das Haus Hannover kam nach dem Tode der Knigin Anna im Jahre 1714 aus den englischen Thron.

9. Deutsche Geschichte vom Beginn der Neuzeit bis zur Thronbesteigung Friedrichs des Großen - S. 225

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Friedrich Iii., Kurfürst v. Brandenburg, spter Friedrich I., König in Preußen. 225 b) Der Kronvertrag mit dem Kaiser. Als deutscher Reichssrst glaubte Friedrich sich der Zustimmung des Kaisers versichern zu mssen. Anfangs war man am Wiener Hofe gar nicht geneigt, auf die Wnsche des Kurfrsten einzugehen. Aber die Notwendigkeit, fr den bevorstehenden Spanischen Erbfolgekrieg eine krftige Sttze zu gewinnen, lie zuletzt der alle Bedenken hinwegsehen. Gleich nach dem Tode Karls Ii. von Spanien kam der Krn vertrag zu stnde (November 1700), wonach der Kaiser dem Kurfrsten die Annahme der Knigswrde unter schweren Verpflichtungen (S. 222) gestattete. c) Die Krnungsfeier in Knigsberg. Da der Knigstitel sich nur an ein Land knpfen konnte, der welches Friedrich Iii. die volle Souvernitt besa, so wurde die Krone auf das Herzogtum Preußen gegrndet. In Knigsberg fand die Krnungsfeier statt. Friedrich erschien mit einem beraus glnzenden Gefolge, zu dessen Befrderung mehr als 30 000 Pferde erforderlich waren. Herolde in goldgestickten Wappenrcken verkndeten den Bewohnern unter Glockengelute und Kanonendonner die Erhebung des Herzogtums Preußen zu einem Knigreiche. Um den Glanz des Festes zu erhhen, wurde am Tage vorher (17. Januar 1701) der Schwarze Adlerorden gestiftet mit der Inschrift: Suum cuique ( Jedem das Seine), die fortan der Wahlspruch des preuischen Knigtums war. Am 18. Januar setzte sich Friedrich im 1701 Audienzsaale des Schlosses selbst die Krone auf und ergriff das Zepter, um anzudeuten, da er seine knigliche Wrde keinem auf Erden zu danken, sondern solche sich selbst gegeben habe". Dann krnte er auch seine Gemahlin Sophie Charlotte und ging mit ihr in feierlichem Zuge zur Schlokirche. Hier vollzogen zwei Oberhofprediger die Salbung des Knigspaares. d) Folgen der Knigskrnung. Der Form nach war nur das souverne Herzogtum Preußen zum Knigreiche geworden. Aber Preußen war bereits Teil eines Gesamtstaates, der jetzt unter dem Namen Kniglich preuische Staaten" zusammengefat wurde. Der neue Titel erstreckte sich aus alle Landesteile. In der Folge gab es nur noch kniglich preuische Untertanen und Beamte und eine kniglich preuische Armee. Die gemeinsamen Farben, die von dem Deutschen Orden entlehnt wurden, waren Schwarz-wei. Auf dem Brustschilde des Adlers der Wappenfahne (S. 203) traten an die Stelle des S die ineinander-gezogenen Buchstaben F E (Fridericus Rex). Eine Machterweiterung brachte die Standeserhhung nicht; aber es war doch, wie Friedrich der Groe schreibt, als htte Friedrich I. seinen Nachfolgern zurufen wollen: Hier habt ihr den Knigstitel, macht euch seiner wrdig!" v. Die Landesregierung, insbesondere die Pflege der Wissen-schasten und Knste. Friedrich berlie die Regierung fast ganz feinen

10. Deutsche Geschichte vom Beginn der Neuzeit bis zur Thronbesteigung Friedrichs des Großen - S. 228

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
228 Siebter Zeitraum. Vom Westfl. Frieden b. z. Thronbesteigung Friedrichs d. Gr. gegenwrtige Ruhmeshalle, und das der Knigin zu Ehren benannte Schlo Charlottenburg westlich von Berlin. Dem Kniglichen Schlosse in Berlin gab er seine jetzige Gestalt (Barockstil). Auch der Entwurf zu dem ehernen Reiterstandbilde des Groen Kurfrsten auf der Langen (Spree-) Brcke ist sein Werk. Berlin wurde durch die Friedrichs-stadt erweitert, deren Ausbau die freigebige Untersttzung aus der knig-lichen Kasse beschleunigte. E. Hof- und Familienleben. Das Ende des Knigs. Trotz seiner persnlichen Abneigung gegen Ludwig Xiv. wollte Friedrich es doch in allen Dingen ihm gleich tun. Die Sprache des Hofes war das Fran-zfische. Das Leben war in so beengende Regeln eingeschnrt, da auer fremden Gesandten und den Mitgliedern des Hofstaates, zu denen auch ein Hofnarr gehrte, kaum jemand Zutritt zum Herrscher erlangen konnte. Die zahllosen Hofbedienten trugen vom hchsten bis zum niedrigsten kostbare Kleidung. Vierundzwanzig Trompeter riefen zur Mittags-tafel. In den vielen Lust- und Jagdschlssern sah man prunkvolles Tafel gert, silberne Kandelaber und Kronleuchter in Menge. Das eine Fest drngte das andere, und ein jedes kostete ungeheure Summen. Der König war dreimal vermhlt. Seine zweite Gemahlin Sophie Charlotte hate die steifen Formen des Hoflebens und weilte daher meist auf dem Schlosse Charlottenburg, wo sie in zwangloser Weise mit Gelehrten und Knstlern verkehrte (vgl. oben S. 226). Aus dieser zweiten Ehe stammte der Kronprinz Friedrich Wilhelm, der nachmalige König Friedrich Wilhelm I. Kurz vor seinem Hinscheiden sprach der König zu seiner Umgebung: Die Welt ist nur ein Schauspiel, das bald vorbergeht; wer nichts als dieses hat, ist bel dran." 1713 3. Ariedrich Wilhelm I. A. Jugend und Thronbesteigung. Im Gegensatze zu seinem Vater hatte Friedrich Wilhelm gesunde, krftige Gliedmaen. Schon als Kind zeigte er einen lebhaften Geist und vor allem einen starken Willen, der sich oft in Trotz und aufbrausendem Wesen Luft machte. Fr Wissenschaft und Kunst hatte er keinen Sinn; sogar in der Muttersprache und im Franzsischen erwarb er nur geringe Kenntnisse. Dagegen wurde er ein Meister in allen Leibesbungen. Er liebte einfache Kleidung und hatte eine besondere Neigung zur Sparsamkeit und zum Soldatenleben. der seine Ausgaben fhrte er aus eigenem Antrieb ein Tagebuch, und mit Erlaubnis seines Vaters bildete er aus
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