38
Geschichte des Mittelalters.
der fränkischen Herrscher ein Held des Glaubens an dem Aufbau der
Kirche mitten in dem alten Germanien.
§ 110. Dieser war St. Bonifacius, geboren um 680 zu
Kirton in Devonshire, der Sohn begüterter angelsächsischer Eltern, in
der Taufe Winfried genannt, der dem Drange seines Innern folgend
im Kloster zu Ereter seine Jugend zubrachte, in Nutshelle Benediktiner
und Priester wurde und sich als Lehrer Ruhm erwarb. Schon 716
ging er als Missionär nach Frieöland, konnte aber des Krieges
wegen nicht wirken, erhielt am 15. Mai 719 zu Rom von Papst
Gregor Ii. den Missionsbrief für Germanien, kam über Bayern
und Thüringen an den Rhein und nach Frieöland, wieder zurück
nach Thüringen, wo er das Kloster Hamelburg an der fränkischen
Saale gründete, und taufte hieraus Tausende in Hessen. Von dem
erfreuten Papste nach Rom berufen, wurde er 723 zum Bischof
von Germanien ohne bestimmten Sitz ernannt, kehrte mit dem Namen
Bonifacius (Wohlthäter) geziert zurück, fällte 724 die Donner eiche
(Thors Heiligthum) bei Geismar in Hessen, stiftete hierauf das Kloster
Ohrdruf, zur Erziehung des weiblichen Geschlechtes die Frauenklöster
Kitzingen, Ochsenfurth und Bischofsheim (St. Lioba, Thekla,
Walpurgis), 732 Fritzlar und Amönaburg, erhielt von Gre-
gor Iii. das erzbischöfliche Pallium und machte hierauf einen vergeb-
lichen Versuch die Sachsen zu bekehren. Nach 738 und einem aber-
maligen Besuche in Rom ordnete er im Aufträge des Herzogs Odilo
die kirchlichen Verhältnisse in Bayern, indem er dasselbe in die vier Bis-
thümer: Salzburg, Passau, Regensburg und Freysing ein-
theilte und würdige Bischöfe einsetzte. 741 gründete er die Bisthümer
Würzburg, Büraburg und Erfurt (von den zwei letztern wurde
das eine mit Paderborn, das andere mit Mainz vereinigt), durch seinen
Freund St. Willibald 745 das zu Eichstädt, durch St. Sturm
das Kloster Hers seid, er selbst im Urwaldc Buchonia Fulda, das so
segensreich wie St. Gallen wirkte. Im Jahre 747 wurde er Erzbischof
von Mainz, Primas für Germanien, apostolischer Legat in Gallien
und Germanien, salbte 752 Pipin zu Soissons, übergab den erz-
bischöflichen Stuhl seinem Schüler Lullus und wanderte 753 als
Missionär nach Frieöland, um dessen Bekehrung zu vollenden. Hier
fand er bei Dokkum (5. Juni 755) mit 52 Gefährten den Tod unter
den Streichen einer Heidenschaar.
§111. St. Bonifacius war nicht allein dadurch der Wohlthäter
unseres Vaterlandes, daß er ganze Stämme der Finfterniß des Hei-
denthums entriß, bei den Neubekehrtcn heidnischen Aberglauben durch
weise Verordnungen bekämpfte, Bisthümer und Klöster und dadurch
christliche Zucht und Bildung gründete, sondern er legte auch die Grund-
steine zu dem deutschen Reiche, indem er die deutschen Stämme vorerst
als Christen durch das kirchliche Band vereinigte. Der „Primatus
Germaniae“ war die erste Form der deutschen Nationaleinheit.
Pipin gegen die Langobarden.
Der Kirchenstaat (755 n. Ehr.).
§ 112. Die longobardischen Könige trachteten beständig nach der
Oberherrschaft über Italien, erreichten aber ihr Ziel nicht, bis König
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
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Extrahierte Personennamen: Winfried Winfried Gregor_Ii Gregor Lioba Thekla Odilo Willibald
Das Mittelalter geht zu Ende.
113
stützten, geriethen darüber in Streit, in welchem die ersten vollständig
obsiegten; denn der von ihnen erwählte Regent Georg Podiebrad Georg Po-
behauptete sich bis zu des Ladislaus Tod (1457), wurde dann zum ^kbrad.
Könige erwählt und regierte mit Klugheit und Kraft bis zu seinem
Tode (1471). Ungarn, das von den Türken bedroht wurde, übertrug
während der Minderjährigkeit des Thronfolgers Ladislaus die Krone
dem König Ladislaus Vi. von Polen, der 1444 bei Warna gegen Johannes
die Türken siel, woraus der Held Johannes Hunyad als Statthal- Hunyad.
ter Ungarn bis zu seinem Tode gegen die Türken vertheidigte. 1456.
§ 339. König Ladislaus von Böhmen und Ungarn starb 1457; von
seinem Erbe siel das Herzogthum Oesterreich au Friedrich Iii. und
dessen Bruder Albrecht, die Böhmen wählten den Regenten Podiebrad
zum Könige, die Ungarn Hunyads Sohn Mathias Korvinus (1458
bis 1490). Dieser schlug die Türken mehrmals zurück, richtete aber seine
Waffen nicht vorzugsweise gegen diese Barbaren, sondern entriß dem Nach-
folger Podiebrads Mähren, Schlesien und die Lausitz, dem Kaiser
Unterösterreich mit Wien, wo er 1490 an einem Schlagflusse starb.
Auf diese Weise kam Friedrich Iii. wieder zu seinem Herzogthum
und beerbte auch seinen Bruder Albrecht; 1456 hatte er die erledigte
Grafschaft Cilly eingezogen und als Herzog Sigismund 1490 Friedrichs
Sohne Maximilian Tyrol übertrug, sah der alte Kaiser das ganze
habsburgische Erbe wieder vereinigt, aber seit 1480 auch
die verwüstenden Streifzüge der Türken nach Kärnthen und Steyermark.
Die osmanischen Türken. Eroberung Konstantinopels
(29. Mai 1451).
8 340. Die türkischen Fürstentümer in Vorderasten warfen das
mongolische Joch frühe ab, worauf sich unter ihnen die Dynastie der
Osmanen rasch zur herrschenden erhob. Osman, der Sohn Er-
to^ruls, kam 1296 an die Spitze der von ihm benannten Horde und
gründete seine Herrschaft am trojanischen Olymp. Sein Sohn Orchan Reg. 1326
eroberte Brusa, Nikäa und Ni komedia und nahm den Titel Pa- bis 1359.
dischah an (Herr des Thrones). Er errichtete ein stehendes Fußvolk,
die Janitscharen (Jenitscheri, d. h. junge Leute), und die Reiterei
der Späh i. Ein Spahi, der im Dienste des Sultans einen glücklichen Die Späht.
Feldzug gemacht hatte, erhielt von diesem ein Lehen (Timar), das ihn
zum Auszuge auf das Gebot des Sultans verpflichtete; das Lehen war
aber nicht erblich, sondern die Spahisöhne mußten sich durch Kriegsdienst
erst Lehen erwerben, daher waren alle voll Kriegslust. Orchans Sohn
So lim an setzte 1356 über den Hellespont und eroberte Gallipoli;
Murad I. bemächtigte sich Adrianopels (1361), wo er seine Re-Reg. 1359
stdenz aufschlug, sowie Thessalonikas (1386) und umspannte da- bis 1389.
durch das byzantinische Reich, auch unterwarf er sich die kleinen türki-
schen Reiche in Vorderasieu.
§ 341. Er vollendete die Organisation der Janitscha-Die Janit-
ren, die er vorzugsweise aus kräftigen Christenknaben heranzog; sparen,
dieselben wurden entweder in Kriegszügen erbeutet, oder aus den unter-
worfenen Christenfamilien von Zeit zu Zeit (wie etwa der Zehnten)
ausgehoben und auf Kosten des Sultans zum Christenhasse und Waffen-
dienste nach spartanischer Weise erzogen. Dieses Fußvolk, welches an die
Bumüller, Wkltg. Ii. o
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment]]
Extrahierte Personennamen: Georg_Podiebrad_Georg_Po- Ladislaus Ladislaus Ladislaus Ladislaus Johannes_Hunyad Ladislaus Friedrich_Iii Friedrich Albrecht Albrecht Mathias_Korvinus Friedrich_Iii Friedrich Albrecht Sigismund_1490_Friedrichs Friedrichs Maximilian_Tyrol Maximilian Brusa
50
Geschichte der neueren Zeit.
und Astronomie (Tycho de Brahe und Kepler wurden von ihm
berufen), w§r aber ein unkriegerischer Mann und vernachlässigte die
Regierungsgeschäfte. Gegen die Protestanten verfuhr er schärfer
als sein Vater, überschritt jedoch dabei weder seine Rechte noch irgend
eine Bedingung des Augsburger Religionsfriedens, und verfuhr jeden-
falls nicht so hart als die protestantischen Fürsten gegen die Katholiken
oder gegen die Kalvinisten.
Der Kölner § 127. Große Unruhe erregte 1583 Erzbischof Gebhard von
Köln, der das Erzstift reformieren und für sich säkularisieren wollte,
welches Bestreben bei den protestantischen Ständen, mit Ausnahme
Sachsens, Unterstützung fand; die Katholiken behaupteten diesmal
jedoch die Aufrechthaltung des Uoservstum eeolesiaztioum.
Attentat § 128. Im Jahr 1606 sprengte und mißhandelte die protestan-
ln®™au' tische Bürgerschaft der Reichsstadt Donauwörth eine katholische Pro-
m Zession, die aus dem Kloster auszog und verwehrte, auf die von prote-
stantischen Fürsten und Städten versprochene Hilfe bauend, es dem Rathe
die von dem Kaiser gebotene Genugthuung zu geben. Darüber kam die
Stadt in die Reichsacht, welche Herzog Max von Bayern vollstreckte
und die Stadt annexierte, weil sie die Kosten der Achtsvollstreckung nicht
aufbringen konnte und ihre protestantischen Mitstände ein solches Opfer
nicht bringen wollten. Sie protestierten jedoch heftig und beklagten sich
überdies bitter über die Verfolgung des Evangeliums, weil der Erzherzog
Karl und nach ihm dessen Sohn Ferdinand in Steyermark,
Kärnthen und Krain dem Protestantismus Schranken setzten und
zuletzt eine Gegenreformation durchführten, wozu sie der alles Maß
überschreitende Trotz der Stände und des protestantischen gemeinen
^tie Volks nöthigte. Davon wurde auch der Vorwand zum Abschluß der
prorcstanii- Union genommen, eines Bündnisses, das nach langen zu Paris mit
schc Union, Khnig Heinrich Iv. gepflogenen Berathungen 1608 zu Ahausen in
I608^"^er-Franken förmlich entworfen und auf dem Unionstage zu Hall am
wählt den 7. Februar 1610 unter dem Vorsitze des französischen Gesandten er-
franzoslschen ^Eitert wurde. Mitglieder dieses Bundes waren: Rheinpfalz,
Protektor'" Pfñlzncuburg, Württemberg, Hessen-Kassel, Baden-
1610. Durlach, die Brandenburger in Franken und in der Mark und
15 Reichsstädte im nächsten Bereiche dieser fürstlichen Gebiete. Eng-
land, Dänemark und die Niederlande sagten Hilfe zu, Hein-
rich Iv. von Frankreich aber war der eigentliche Leiter des Bun-
des.' Derselbe bezweckte, wie schon früher gesagt wurde, gar nichts
anderes, als eine völlige Umgestaltung der politischen Verhältnisse Europas.
Die Bisthümer am Rhein und Main waren zur Säkularisation
bestimmt und ihre künftigen Besitzer aus der Zahl der Unionsherren
bereits designiert, wie Heinrich Iv. für die Kaiserkrone. Die Ausfüh-
rung dieser Plane schien bei den Bedrängnissen des Hauses Habsburg
so leicht, daß Sully glaubte, man werde fast ohne Schwertstreich
zum Ziele kommen.
Beginn des s 129. Im Frühjahr 1610 wurden die Bischöfe von Bamberg,
Krieges wi-Würzburg, Mainz, Speyer, Worms und Straßburg von
^und Reichs den unierten Fürsten angegriffen und Heinrich Iv. machte sich zur
Intervention in den Jülich'schen Erbfolgestreit bereit.
Am 25. März 1509 starb nämlich der katholische Herzog Jo-
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Gebhard_von
Köln Max_von_Bayern Max Karl Karl Ferdinand Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Sully Heinrich_Iv Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsens Reichsstadt_Donauwörth Krain Paris Rheinpfalz Pfñlzncuburg Württemberg Hessen-Kassel Baden- Durlach Frankreich Europas Rhein Main Hauses_Habsburg Bamberg Mainz Speyer Worms
124
Geschichte der neueren Zeit.
Anfang der
Säkularisa«
tioncn.
zösischen Blokadekorps ergaben, so daß mit dem Schluß des Jahres
1794 auf dem Boden der Republik kein Feind mehr stand.
Untergang der Schreckensmänner (24. März, 5. April, 28. Juli 1794).
K 322. Wie sich der Krieg mehr und mehr zu Gunsten der Repu-
blik wendete, so zerfiel die Partei der Schreckensmänner und vernichtete
sich selbst im Laufe des Jahres. Robespierre und Danton über-
lieferten im Einverständnisse den wüsten Religionsschänder Hebert
mit 18 Genossen der Guillotine (24. Marz), Rvbespierre den Dan-
ton, Kamille Desmoulins (5. April), als diese Partei zur
Mäßigung einlcnkte, er selbst aber mit seinem Bruder, St. Just,
Lebas, Kouthon, Henriot re. wurde von der Mehrheit des Konvents,
welcher Robespierres Herrschaft zu halsgefährlich fand, gestürzt und
seinen zahlreichen Opfern nachgeschickt (28. Juli).
pichegru erobert Holland (Januar 1795). Preußen schließt zu Lasel /rieben
(5. April).
§ 323. Nach der Schlacht bei Fleurus war Pichegru bis an die
holländische Gränze vorgerückt und als der strenge Winter Flüsse und
Kanäle mit Eis belegte, marschierte er über diese Brücke in Holland
ein und bemächtigte sich desselben im Januar 1795 um so leichter, als
sich überall die demokratische Partei gegen den Erbstatthalter erhob, der
nach England flüchtete. Holland wurde in eine batavische Repu-
blik nach dem Muster der französischen umgeformt, schloß mit ihr ein
enges Bündniß, trat das holländische Flandern und Mastricht ab
und bezahlte 100 Millionen an den Kriegskosten. Die Engländer
griffen seitdem auch die holländischen Kolonien an, nahmen das Kap
und Ceylon, vernichteten die holländischen Fischereien und kaperten
die Handelsschiffe.
§ 324. Der große Bund gegen Frankreich begann sich um diese
Zeit aufzulösen. Im Februar schloß der Großherzog von Toskana
Frieden, am 5. April zu Basel sogar Preußen. Es handelte sich
nämlich um eine zweite Theilung Polens; darum wurde Oesterreich und
das südwestliche Deutschland im Stiche gelassen und als Gränze des
neutralen Deutschlands eine Demarkationslinie von Ostfriesland an die
Nordgränze von Schwaben und von da um Franken rc. bis Schlesien
gezogen; in einem geheimen Artikel überließ Preußen auch das linke
Rheinufer an Frankreich, bedingte sich aber seine Entschädigung in
Norddeutschland aus, namentlich das Bisthum Münster.
Am 22. Juli schloß Spanien Frieden, als ein französisches Heer
unter Dugommier, der siegend bei St. Sebastian fiel, in Katalonien
und dem Baskenlande vordrang; Spanien trat als Friedenspreis seinen
Antheil an der Insel Hayti ab.
Der Krieg im Sommer und Herbst 1795.
8 325. Am 6. Juni ergab sich die von aller Hilfe abgeschnitteue
Festung Luxemburg durch Hunger genöthigt nach sechsmonatlicher
Belagerung, am 5. September Düsseldorf mit großen Waffen-
vorräthen an Jourdan, am 22. Mannheim an Pichegru (beide
Festungen waren pfalzbayerisch); Jourdan verletzte die Neutralitäts-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
Extrahierte Personennamen: Danton Toskana Sebastian Jourdan
Extrahierte Ortsnamen: Robespierres Holland Holland England Holland Ceylon Frankreich Basel Oesterreich Deutschland Deutschlands Ostfriesland Schwaben Frankreich Norddeutschland Spanien Katalonien Spanien Luxemburg Mannheim
134
Geschichte der neueren Zeit.
Dicmcdiati-
sierungcn und
Säkularisa-
tionen.
schlossen, sich und der „großen Nation" den gewonnenen Preis zu
sichern. Das eigentliche Frankreich (la France) dehnte er bis an den
Rhein und die Schelde, über den Jura an den Bielersee, von
Genf bis an die Rhone quellen, über die Alpen in Italien bis
Parma aus (die ligurische Republik wurde 1805 einverleibt); das
französische Reich (l'empire) aber noch beträchtlich weiter, denn schon
im Mai 1805 setzte er sich die Krone des Königreichs Italien
auf und ernannte seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais (Jose-
phine, Tochter eines westindischen Pflanzers Ta sch er de la Pa-
gerie, Wittwe des guillotinierten republikanischen Generals Beau-
harnais, seit 1795 Napoleons Frau, war seine Mutter) zum Vice-
könig. Napoleon umgab sich mit einem glänzenden Hofstaate, erhob seine
Verwandten zu Prinzen und Prinzessinen, seine vornehmsten Generäle
zu Reichsmarschällen mit fürstlichen Titeln und Dotationen, seine Räthe
zu Grvßwürdenträgern des Reichs und erfüllte die Kaiserstadt mit
Glanz und Luxus.
Der Nnchsdeputationshauptschluß vom 25. Februar 1803.
§ 352. Dieser kam unter der Vermittlung Frankreichs und
Rußlands zu Stande und bestimmte nach seiner Ratifikation durch
Reichstag und Kaiser die Vertheilung oder Unterwerfung der schwäche-
ren Reichsstände unter einheimische und ausländische Herren.
Von den geistlichen Reichsständen blieben nur noch die Obern
der Johanniter und Deutschritter sowie der Erzbischof von
Mainz, der als Kurerzkanzler des Reichs nach Regensburg versetzt
wurde (Aschaffenburg und Wetzlar wurden ihm überdies zuge-
theilt). Mit dem Erzbisthum Salzburg und der Kurwürde entschä-
digte man den Großherzog von Toskana, mit dem Breisgau und
der Ortenau den Herzog von Modena, Oesterreich für diese
abgetretenen Gebiete in Schwaben mit den Bisthümern Brixen und
Trient; Nassau - Oranien mit Fulda und Korvei, einigen Ab-
teien und mit der Reichsstadt Dortmund; Bayern theilte mit dem
Kurfürsten von Salzburg die Bisthümer Pa ss au und Eichstädt und
erhielt dazu die Hochstifte Würzburg, Bamberg, Freising und
Augsburg sowie die meisten dazwischen liegenden Prälaturen und
Reichsstädte in Franken und Schwaben; Baden gewann die dies-
seitige Rheinpfalz, die diesseitigen Reste der Bisthümer Speyer,
Straßburg und Basel, das Bisthum Konstanz, dazu Abteien
und Reichsstädte sammt der Kurwürde; Württemberg vorderöster-
reichische Landschaften, acht Abteien, neun Reichsstädte und die Kur-
würde; Preußen die Bisthümer Paderborn, Ht'ldcsheim, das
mainzische Thüringen, den größeren Theil von Münster, sechs
Abteien, die Reichsstädte Goslar, Mühlhausen und Nordhau-
sen; Hannover Osnabrück; auch Oldenburg, Darmstadt,
Nassau, Salm, Aremberg rc. erhielten Entschädigungen, ebenso
die Reichsgrafen, welche auf dem linken Rheinufer Verluste erlitten
hatten. Von den Reichsstädten fristeten noch sechs: Augsburg,
Nürnberg, Frankfurt, Bremen, Hamburg und Lübeck ihr
Dasein.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Eugen_Beauharnais Eugen Napoleons Napoleon
6
Geschichte der neueren Zeit.
Fürsten überall die Wege verlegten, und als er selbst tödtlich verwun-
det wurde, übergab die Besatzung die Burg, so daß der Ritter als Ge-
7^Mai" fanöcnct starb.
Der Äaucrnkrieg (1524—1525).
§ 14. Gefährlicher als Sickingens ritterlicher Handstreich war die
Bauernrevolution, die vom Oberrhein bis Thüringen
und Sachsen reichte. Die Mehrzahl der deutschen Bauern war mit
Abgaben und Diensten verschiedener Art schwer belastet und mußte
vielfach von adeligen Herren und deren Knechten dieselbe Behandlung
erdulden, welche vor 200 Jahren die Bauern in der Schweiz zum
Aufstande getrieben hatte. Schon vor dem Auftreten Luthers gährte
es unter den Bauern, besonders in Schwaben, in sehr bedenklicher
Weise. Als sie aber erst von der Predigt der „evangelischen Freiheit"
hörten, glaubten sie auch ihre Zeit gekommen und verlangten Freiheit von
der Leibeigenschaft und anderen Lasten und beriefen sich zu ihrer Recht-
fertigung auf das Wort Gottes. Sie gingen jedoch in ihren Forderun-
gen immer weiter, so daß an eine gütliche Vereinbarung fast in keiner
Gegend mehr zu denken war, und auch die zwischen Bauern mit Herren
und Städten anfangs abgeschlossenen Verträge gewöhnlich von den
Bauern selbst zuerst gebrochen wurden. Die Bauern blieben daher sich
selbst überlassen, da auch die Bürger (mit Ausnahme von wenigen und
unbedeutenden Städten), die sonst den geistlichen und weltlichen Herren
nicht eben hold waren, sich von ihnen abwandten oder ihnen, wie be-
sonders mehrere Reichsstädte thaten, mit Stückkugeln Antwort gaben.
§ 15. Die Bauern selbst waren unter sich nicht einig und ihre
Heerhaufen, die sich zwischen dem Rheine und dem Lech, am Neckar,
Sommer in Franken und Thüringen umhertrieben, gehorchten weder den An-
führern, die sie aus ihrer Mitte wählten (G. Metzler, Jäcklin
Rohrbach, Salb, Bermeter rc.), noch den entlaufenen Mönchen
und Geistlichen, die sich ihnen zugesellten; auch eine Art Bundes-
Die zwölf bries, die berühmten zwölf Artikel, welche die Forderungen der Ober-
Artikcl. Nutzer aussprachen, wurde nicht allgemein anerkannt, so daß der Tag
zu Heilbronn, wo die Anführer von der Abschaffung aller geistlichen
und weltlichen Territorialherrschaft und der Aufrichtung einer einheit-
lichen Reichsregierung durch den Kaiser verhandelten, ohne allen Erfolg
blieb.
§ 16. Im Frühjahr 1525 schwärmten die Bauern in großen Heer-
haufen im Elsaß, am Oberrhein, in Oberschwaben, am Neckar, in
Franken und Thüringen, plünderten und verbrannten Klöster und
Schlösser und schmausten aus dem Vorrathe der Speicher und Keller.
Unterdessen hatten sich aber auch die Fürsten gerüstet; der Feldherr des
schwäbischen Bundes, Truchseß Georg von Waldburg, zersprengte
oder vernichtete die ungeordneten Schaaren bei Elchingen und Leip-
heim, bei Böblingen den „Hellen Haufen", der am 16. April
Weinsberg erobert und alle gefangenen Adeligen sammt deren Knech-
ten getödtet hatte, siegte bei Königshofen und Würzburg (Aprilbis
Juni); nicht besser ging es den Aufgestandenen in der Rheinpfalz;
im Elsaß sowie in Lothringen ließ sie der Herzog Anton zu Tau-
senden niedermetzeln.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Georg_von_Waldburg Anton
Die englische Revolution und das Zeitalter Ludwigs Xiv. 85
durch ungeeignete Personen. Sie verordnet Freiheit der Wahlen in das
Parlament, Freiheit der Rede für die Mitglieder des Parlaments, das
Recht der Unterthanen Waffen zu tragen und dem Monarchen Bitt-
schriften einzureichen.
§ 222. Jakob Ii. landete am 11. Mai 1689 bei Kiúsale an
der Küste Irlands und sah sich bald im Besitze des größten Theils der
Insel, allein am 11. Juli 1690 wurde er an der Boyve von
Wilhelm gänzlich geschlagen und flüchtete abermals nach Frankreich, in
Irland aber wiederholte der Oranier die Gräuel aus der Zeit Elisa- Bedrückung
b-,h« °°d Kr°mw°M
Neuer Krieg Ludwigs Xiv. (1689—1697).
§ 223. Als im Jahre 1685 die pfälzische Linie Simmern aus-
starb, sprach Ludwig die Allodialgüter derselben (d. h. die Besitzungen,
die nicht Reichslehen waren) als Erbe für den Herzog von Orleans an,
dessen Gemahlin eine pfälzische Prinzessin aus der Linie Simmern
war. Dieser Uebergriff bewog 1686 die deutschen Fürsten zu einem
Bündnisse, welchem bis 1690 fast alle europäischen Mächte beitraten.
Ludwig begann den Krieg durch raschen Ueberfall der Rheinlande,
die er äusplündern und in den Jahren 1689 bis 1693 in eine Wüste Mordbrenne-
verwandeln ließ, um auf solche Weise die französische Westgränze gegen re,(
den Angriff der deutschen Heere zu decken. Damals verbrannten die
Franzosen z. B. Worms, Speyer mit dem Dome, Frankenthal,
Oppenheim, Mannheim, Heidelberg, die Städte an der
Bergstraße, Durlach, Bruchsal, Rastatt, Alzei, Oberwesel,
Kreuznach, Andernach rc., im Ganzen 1400 größere Ortschaften;
die Einwohner wurden ausgeraubt, mißhandelt, oft getödtet, im kälte-
sten Winter in das Freie hinausgetrieben, die Obstbäume umgehaueu,
die Reben ausgerissen.
§ 224. Dennoch wurde der Krieg von deutscher Seite mit gerin-
ger Thätigkeit geführt, denn der beste Theil der kaiserlichen Streitkräfte
war mit den Türken beschäftigt und die deutschen Fürsten konnten sich
nicht zum Aufgebot aller Kräfte verstehen, einzelne blieben ohnedem mit
Ludwig in Verbindung. In den Niederlanden siegte der Marschall
von Luxembourg bei Fleurus, Steenkerken und Neerwiv- I690 bis
den, in Italien Kativat über den Herzog von Savoyen bei "93.
Staffarda und Marsaglia, während Ludwig von Baden und
der Reichsmarschall von Thüngen mit ihren unzureichenden Truppen
die französischen Mordbrenner nicht immer hindern konnten, bis tief in
Schwaben vorzudringen. Nur zur See wandte das Glück dem „großen"
Könige den Rücken; Admiral Tourville hatte über die englische und
holländische Flotte bedeutende Vortheile errungen (1690), als ihm
Ludwig befahl (1692) die weit überlegene feindliche Macht anzugrei-
fen ; Tourville mußte gehorchen und verlor in der Seeschlacht bei
La Hogue nach der tapfersten Gegenwehr fast sämmtliche Schiffe, so 29. Mai
daß England vor einer französischen Landung unter der Fahne Jakobs Ii. ^92.
gesichert war. Deßwegen entschloß sich der Oranier zum Frieden, der
Herzog von Savoyen folgte seinem Beispiele und dem deutschen Reich
blieb keine andere Wahl, als den von Ludwig angebotenen Frieden an- friere
zunehmeu; der französische König gab alle in diesem Kriege gemachten "1697a''
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Jakob_Ii Wilhelm Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Staffarda Ludwig_von_Baden Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Das Soldatenkaiserthum.
135
England, Oesterreich, Rußland, Schweden und Neapel gegen Frankreich
verbündet. Ulm (17. Oktober), Äufterlitz (2. Äeeembcr), Trafalgar
(21. Oktober 1805)?
§ 353. Vorzüglich durch die Bemühungen des englischen Ministers
Pitt kam die sogenannte dritte Koalition, der Bund der oben ge-
nannten Reiche gegen Frankreichs drohende Uebermacht zu Stande, aber
Napoleon schloß das österreichische Heer unter Mack in Ulm ein und
nöthigte dasselbe zur Ergebung; die badischen, hessischen, würt- !?•
tembergisch en Truppen verstärkten sein Heer, mit dem er schon am 1 °‘
13. November Wien besetzte, und am 2. Decomber bei Austerlitz
(unweit Brünn in Mähren) einen eben so leichten als vollständigen
Sieg über die österreichisch-russische Armee erfocht. Am 26. Decomber
schloß Kaiser Franz Ii. den Frieden von Preßburg, in welchem
er Vorderösterreich vollends an Bayern, Württemberg und
Baden, Tyrol an Bayern, Venedig und Dalmatien an
Napoleon abtrat, wofür er nur Salzburg und Berchtesgaden,
sowie das erbliche Hochmeisterthum des Deutschordens für einen
österreichischen Prinzen erhielt. Bayern gab Würzburg ab und
empfing dafür die Reichsstadt Augsburg, von Preußen Anspach
und Baireuth, welches dagegen Hannover besetzen durfte, worauf
England durch eine Blokade der preußischen Häfen antwortete; auch
Kleve-Berg überließ es an Napoleon, der daraus und aus einigen
anderen Stücken das Großherzogthum Berg für seinen Schwa-
ger und Reitergeneral Murat bildete. Die Freude Napoleons I. über
seine Erfolge verbitterte jedoch der englische Admiral Nelson,
welcher bei dem Vorgebirge Trafalgar am 21. Oktober die fran-
zösisch-spanische Flotte vernichtete und die Franzosen nöthigte dem See-
kriege im Großen zu entsagen.
Der Rheinbund (12. Juli 1806); Ende des deutschen Reichs (6. Äug. 1806).
§ 354. Bayern, Württemberg (deren Fürsten in dem Preß-
burger Frieden den Königstitel erhielten), der Kurerzkanzler Karl
Theodor von Dalberg, Baden, Kleve-Berg, Darmstadt,
die nassauischen, salm'schen und hohenzollern'schen Für-
stenthümer, Aremberg, I senburg - Birstein, Lichtenstein und
Ley en sagten sich vom Reiche los und errichteten den sogenannten
Rheinbund, erkannten Kaiser Napoleon l. als ihren Protektor 12. Juli
und verpflichteten sich in dessen Kriege 63,000 Mann zu stellen. Der ^ris.
Bundestag sollte in Frankfurt berathen, der ehemalige Kurerz-
kanzler als Fürst Primas demselben präsidieren, daher Napoleon
ihm die Reichsstadt Frankfurt schenkte, wofür Regensburg an
Bayern fiel; die neuen Souveräne erhielten auch die Erlaubniß alle
zwischen ihren Gebieten gelegene Fürsten, Grasen, Reichsritter und
Reichsstädte ihrer Souveränität zu unterwerfen (Nürnberg wird
bayerisch). Der französische Gesandte kündigte dem Reichstage zu
Regensburg die Errichtung des Rheinbundes an und erklärte, daß
Frankreich von einem deutschen Reiche in Zukunft nichts mehr
wisse, worauf Kaiser Franz Ii. am 6. August seine Würde als Kaiser
des heiligen römischen Reichs deutscher Nation niederlegte;
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Franz_Ii Franz Napoleon Napoleon Napoleons_I. Admiral_Nelson Karl
Theodor_von_Dalberg Karl Napoleon Napoleon Franz_Ii Franz August
Extrahierte Ortsnamen: England Oesterreich Schweden Neapel Frankreich Frankreichs Ulm Wien Württemberg Baden Tyrol Venedig Dalmatien Salzburg Berchtesgaden Würzburg England Napoleons Rheinbund Württemberg Baden Kleve-Berg Darmstadt Aremberg Rheinbund Frankfurt Nürnberg Rheinbundes Frankreich
70
Geschichte der alten Welt.
Dorer, in drei Stämme getheilt: Hylleer, Dymanen und Pam-
phylen, jeder Stamm nach seiner Familienverwandtschaft in zehn Oben,
die ihre eigenen Opferfeste hatten. An der Spitze der zwei ersten Oben
der Hylleer standen die beiden Könige (der eine aus der Familie
der Ägiden, der andere aus der der Eurypontiden, beide heraklidischen
Stammes); die Könige hatten den Vorsitz im Rathe sowie die Gerichts-
barkeit in Familiensachen; sie brachten die Opfer für den Staat dar, em-
pfingen die Gesandten fremder Staaten und führten im Kriege das Heer
mit unbeschränkter Feldherrngewalt an (es zog jedoch immer nur einer
aus, während der andere in Sparta des königlichen Amtes waltete) ; bei
allen Festen nahmen sie Ehrenplätze ein, empfingen von dem Staate
einen Beitrag an Wein, Gerste und Opferthieren, dazu eine Steuer
von den Periöken; das spartanische Königthum war demnach wesentlich
wie das im Zeitalter der Heroen. Der Rath (Gerusia) bestand aus
den zwei Königen und 28 Mitgliedern, so daß jede Obe durch ein Mit-
glied vertreten war; sie durfte indessen nur Männer wählen, die 60
Jahre alt und unbefleckten Rufes waren. Der Rath war das höchste
Gericht in Kriminalsachen und entschied in allen wichtigen Angelegen-
heiten; doch bedurfte ein solcher Beschluß der Bestätigung durch die
Versammlung der Spartaner, die jedoch nur annehmen oder ver-
werfen, nicht abändern konnte; auch Reden für oder gegen durften
nicht gehalten werden.
8 196. Ein sehr wichtiges Amt war das der fünf Ephoren, das
nur ein Jahr dauerte; sie wurden von dem Volke gewählt, urtheilten in
Streitigkeiten über das Mein und Dein, später aber erweiterte sich ihre
Gewalt sehr; sie zogen die Behörden, selbst die Könige, zur Rechenschaft,
beaufsichtigten Zucht und Erziehung, konnten Volksversammlungen be-
rufen , erhielten gewöhnlich die Vollmacht mit den fremden Gesandten
zu verhandeln, Kriegserklärungen und Friedensschlüsse vorzubereiten, im
Kriege Heeresabtheilungen auszusenden, Verhaltungsbefehle an die An-
führer zu erlassen, sie abzuberufen, zur Verantwortung zu ziehen; zwei
Ephoren folgten dem Könige in das Feld und gehörten zum Kriegö-
rathe; auch trafen sie Anordnungen in unterworfenen Städten.
Mit dem zwanzigsten Jahre trat der junge Spartaner in das Bürger-
recht (erst mit dem dreißigsten wohnte er der Volksversammlung bei) und
Kriegsver- zugleich in das Heer ein, dem er bis zum sechzigsten angehörte. Als
faffung. Krieger wurde er Mitglied einer Zeltgenossenschaft, einer kame-
radschaftlichen Verbindung, die in der Regel aus 15 Männern bestand,
. welche im Kriege mit einander lagerten und kochten und neben einander
kämpften, zu Hause gemeinschaftlichen Tisch hatten, zu welchem jeder
seinen bestimmten Beitrag lieferte. Die kleinste Abtheilung war die
Enomotia (d. h. Eidsgenossenschast), welche zu Lenophons Zeit 36
Mann stark war; zwei Enomotien bildeten eine Pentekost ys, vier
derselben einen Lochos, vier Lochen eine Mora. Die Stärke des
Heeres bestand in den Hopliten, d. h. Fußsoldaten, mit Helm, lang-
rundem , den ganzen Mann deckenden Schilde, Brustharnisch, kurzem
Schwerte und langem Speere bewaffnet; sie rückten, nachdem der Päan
gesungen und das Kriegsgeschrei erhoben war, in tiefen, festgeschlosse-
nen Gliedern, gemessenen Schrittes, lautlos, unter Flötenschall an, und
ihr Stoß galt bis zur Schlacht bei Leuktra (371 v. Ehr.) als unwider-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
I
Die Griechen. 105
einen mächtigen Städtebund zu gründen, verhinderte dies die Eifersucht
der Spartaner (s. 8 289).
König Philipp Ii- (361—336 o. Lhr.).
K 303. Die Kraft des kernhaften makedonischen Volkes wurde aber
erst von König Philipp Ii., dem jüngsten Sohne Amyntas Ii., ent-
fesselt. Der eine seiner Brüder war ermordet worden, der andere gegen
die Illyrier geblieben, Makedonien wurde von den Barbaren bedroht
und theilweise erobert, während die Athener einen ältern Prinzen unter-
stützten, welcher dem unmündigen Sohne des letzten Königs den Thron
streitig machte. Als Vormund seines Neffen ergriff Philipp die Zügel
des Reiches und befreite es aus seiner traurigen Lage durch Waffen-
gewalt und geschickte Unterhandlungen so schnell, daß die dankbaren
Makedonier ihn als König begrüßten.
8 304. Er war 23 Jahre alt, als er sich in den Augen seines
Volkes den Thron verdiente, und vereinigte in sich alle Eigenschaften
eines großen Kriegers und Staatsmannes. Er hatte die ganze griechische
Bildung jener Zeit in sich ausgenommen, theilte aber auch in reichem
Maße die Fehler seiner Zeit; er war Meister in der Kunst zu täuschen
und zu überlisten, verachtete Recht und gegebenes Wort, wenn sie ihm
hinderlich waren, huldigte sinnlicher Lust wie die meisten seiner Zeit-
genossen, denen dazu die Mittel zu Gebote standen, wußte sich aber zu
beherrschen und vergaß seine Aufgabe als König niemals. Die Grie-
chen kannte er durch und durch, ihre Stärke wie ihre Schwäche; denn
er hatte mehrere Jahre als Geisel in Theben zugebracht und mit den
bedeutendsten Männern, besonders mit Pelopidas und Epaminondas,
verkehrt.
Als König schuf er sich zuerst ein tüchtiges Heer; der Adel stellte Organisi
eine vortreffliche 1200 Mann starke schwere Reiterei und zwei Garde-
regimenter zu Fuß; aus den kräftigen Hirten und Bauern aber bildete "
Philipp seine Hopliten, denen er 16 1 lange Speere (Sarissen) und eine
festgeschloffene, gewöhnlich 16 Mann hohe Aufstellung gab, so daß dieser
Heerestheil, der allerdings nur aus dem geeigneten Boden manöverieren
konnte, kaum zu sprengen war und durch seinen Stoß die gewöhnliche
Aufstellung des Fußvolkes durchbrechen mußte. Zu diesem makedoni-
schen Nationalheere fügte er aus den unterworfenen thrakischen und
illyrischen Stämmen Bogenschützen, Peltasten und leichte Reiterei, so
daß sein Heer alle Waffengattungen in sich vereinigte; er übte es fast
ohne Unterbrechung, indem er, wenn nicht griechische Städte, so doch
illyrische oder thrakische Völkerschaften bekämpfte und seinem Reiche ein-
verleibte.
Philipps Erfolge im Norden (361—353 v. Ehr.).
8 305. Makedonien war bei Philipps Thronbesteigung vielleicht
1200 lj Meilen groß; jede eroberte Stadt oder Landschaft wurde in-
sofern Eigenthum des Königs, als er sie nach seinem Willen beherrschte
und ihr Ertrag in seine Kasse floß, wodurch er in den Stand gesetzt
wurde auf eigene Kosten ein Heer zu unterhalten und Krieg zu führen,
ohne daß er von dem makedonischen Adel und Volke die Einwilligung
dazu erhalten mußte.
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland]]
TM Hauptwörter (200): [T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Philipp_Ii- Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp Philipp Organisi Philipp Philipp Philipps Philipps Philipps Philipps