38
Geschichte des Mittelalters.
der fränkischen Herrscher ein Held des Glaubens an dem Aufbau der
Kirche mitten in dem alten Germanien.
§ 110. Dieser war St. Bonifacius, geboren um 680 zu
Kirton in Devonshire, der Sohn begüterter angelsächsischer Eltern, in
der Taufe Winfried genannt, der dem Drange seines Innern folgend
im Kloster zu Ereter seine Jugend zubrachte, in Nutshelle Benediktiner
und Priester wurde und sich als Lehrer Ruhm erwarb. Schon 716
ging er als Missionär nach Frieöland, konnte aber des Krieges
wegen nicht wirken, erhielt am 15. Mai 719 zu Rom von Papst
Gregor Ii. den Missionsbrief für Germanien, kam über Bayern
und Thüringen an den Rhein und nach Frieöland, wieder zurück
nach Thüringen, wo er das Kloster Hamelburg an der fränkischen
Saale gründete, und taufte hieraus Tausende in Hessen. Von dem
erfreuten Papste nach Rom berufen, wurde er 723 zum Bischof
von Germanien ohne bestimmten Sitz ernannt, kehrte mit dem Namen
Bonifacius (Wohlthäter) geziert zurück, fällte 724 die Donner eiche
(Thors Heiligthum) bei Geismar in Hessen, stiftete hierauf das Kloster
Ohrdruf, zur Erziehung des weiblichen Geschlechtes die Frauenklöster
Kitzingen, Ochsenfurth und Bischofsheim (St. Lioba, Thekla,
Walpurgis), 732 Fritzlar und Amönaburg, erhielt von Gre-
gor Iii. das erzbischöfliche Pallium und machte hierauf einen vergeb-
lichen Versuch die Sachsen zu bekehren. Nach 738 und einem aber-
maligen Besuche in Rom ordnete er im Aufträge des Herzogs Odilo
die kirchlichen Verhältnisse in Bayern, indem er dasselbe in die vier Bis-
thümer: Salzburg, Passau, Regensburg und Freysing ein-
theilte und würdige Bischöfe einsetzte. 741 gründete er die Bisthümer
Würzburg, Büraburg und Erfurt (von den zwei letztern wurde
das eine mit Paderborn, das andere mit Mainz vereinigt), durch seinen
Freund St. Willibald 745 das zu Eichstädt, durch St. Sturm
das Kloster Hers seid, er selbst im Urwaldc Buchonia Fulda, das so
segensreich wie St. Gallen wirkte. Im Jahre 747 wurde er Erzbischof
von Mainz, Primas für Germanien, apostolischer Legat in Gallien
und Germanien, salbte 752 Pipin zu Soissons, übergab den erz-
bischöflichen Stuhl seinem Schüler Lullus und wanderte 753 als
Missionär nach Frieöland, um dessen Bekehrung zu vollenden. Hier
fand er bei Dokkum (5. Juni 755) mit 52 Gefährten den Tod unter
den Streichen einer Heidenschaar.
§111. St. Bonifacius war nicht allein dadurch der Wohlthäter
unseres Vaterlandes, daß er ganze Stämme der Finfterniß des Hei-
denthums entriß, bei den Neubekehrtcn heidnischen Aberglauben durch
weise Verordnungen bekämpfte, Bisthümer und Klöster und dadurch
christliche Zucht und Bildung gründete, sondern er legte auch die Grund-
steine zu dem deutschen Reiche, indem er die deutschen Stämme vorerst
als Christen durch das kirchliche Band vereinigte. Der „Primatus
Germaniae“ war die erste Form der deutschen Nationaleinheit.
Pipin gegen die Langobarden.
Der Kirchenstaat (755 n. Ehr.).
§ 112. Die longobardischen Könige trachteten beständig nach der
Oberherrschaft über Italien, erreichten aber ihr Ziel nicht, bis König
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Extrahierte Personennamen: Winfried Winfried Gregor_Ii Gregor Lioba Thekla Odilo Willibald
44
Geschichte des Mittelalters.
spann und freie Herberge. Auch von den gerichtlichen Geldbußen fiel
den Grafen ein Antheil zu.
8 131. Zur Unterhaltung seines Haus- und Hofhalts war ein
Theil des Krongutö als sogenanntes Tafelgut bestimmt, das in
einer großen Anzahl Höfe bestand (ein solcher Herrenhof hieß curlis,
lena dominica; ein abhängiger Hof, von freien oder leibeigenen Bauern
bewirthfchaftet, hieß man8u8, daher mansi ingenui und serviles; hoba,
Hufe, war ein vermessenes eingehägtes Gut von 40 Iucharten).
Karl war ein trefflicher Hauswirth und hielt genau Rechnung, daher
bildeten seine Höfe wahre Musterwirthschaften und übten großen Einstuß
auf die Verbesserung des Getreide-, Obst- und Weinbaus.
Karl als Pfleger höherer Bildung.
8 132. Karl war von seinem Vater zum Kriege erzogen worden,
erwarb sich aber noch im Mannesalter die Bildung seiner Zeitgenossen
und sorgte auch in dieser Hinsicht für seine Völker nach Möglichkeit.
Er hatte an seinem Hose beständig gelehrte Männer um sich (Alkuin,
Angilbert, Eginhart, Peter von Pisa, Paul Warnefried, Adelhard re.),
deren Rath und Dienst er in solchen Angelegenheiten benutzte. Er soll
den Monaten und Winden deutsche Namen gegeben und an die Ab-
fassung einer deutschen Grammatik gedacht haben; er legte auch eine
Sammlung alter Heldenlieder an, die leider bald vernichtet wurde.
8 133. Die Kirche unterstützte er eifrig. Er wohnte den meisten
Synoden bei und veranlaßte manche gute Anordnung; er stiftete Bis-
thümer, Klöster und Pfarreien und wies denselben das nothwendige Ein-
kommen an, das in jener Zeit nur in den Abgaben von Dörfern,
Höfen und Gütern bestehen konnte. Für die Bisthümer suchte er den
Zehnten allgemein einzuführen, konnte aber nicht überall durchdringen.
Auf seinen Gütern gründete Karl Schulen für die Söhne seiner Dienst-
leute und beförderte die Kloster-, Dom- und Pfarrschulen; er ließ aus
Italien Sänger zum Unterrichte seiner Franken kommen, erbaute Kirchen,
z. B. in Aachen, wo er am liebsten refidierte, und es war nicht seine
Schuld, daß die nordischen Völker in Kunst und Wissenschaft den Ita-
lienern und Griechen nicht frühzeitig gleich kamen.
Karls Tod den 28. Januar 814 n. Ehr.
8 134. Karl wurde noch bei Lebzeiten von allen Völkern als der
größte Mann seiner Zeit anerkannt; ihm war keine seiner großen Un-
ternehmungen mißglückt, seine Macht hatte beständig zugenommen, aber
am Ziele seines Lebens angekommen sah er sein Haus fast verödet.
Von seinen Söhnen waren Karl und Pipin früh gestorben und nur
Ludwig übrig (geb. 778), dem er im November 813 die Krone über-
gab und dadurch zu seinem Nachfolger einsetzte; er selbst starb 28. Ja-
nuar 814 zu Aachen, in dessen Dom er begraben liegt.
Kaiser Ludwig I. der Fromme (814—840 n. Ehr.).
8 135. Ludwig war wohlunterrichtet, andächtig und mild, aber
er besaß weder die Kraft noch den Scharfblick seines Vaters und war
darum nicht im Stande, dessen Reich zu regieren. Gleich anfangs gab
er zahlreichen Stiften Abgabenfreiheit und entband ihre Lehenöleute von
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Karl Hauswirth Karl Karl Karl Karl Peter_von_Pisa Paul_Warnefried Karl Karl Karls Karl Karl Karl Ludwig Ludwig Ludwig_I. Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Italien Aachen Karls Aachen
Von der Zeit des Zwischenreiches bis auf Kaiser Friedrich Hl. 97
Das Gericht hatte auf glaubwürdige Anzeige hin der Thatsache
nachzuforschen, Anklage und Vertheidigung zu Horen und nach dem
aktenmäßigen Erfunde das Urtheil zu fällen.
Gilstes Kapitel.
Von der Zeit des Zwischenreiches bis auf Kaiser
Friedrich Iii.
Das Interregnum (1254—1273).
§ 288. Nach dem Tode Wilhelms von Holland wählte der eine
Theil der Kurfürsten (bei dieser Gelegenheit erscheint zum erstenmal
ein Kurkollegium: Mainz, Trier, Köln, Sachsen, Brandenburg,
Böhmen, Pfalz) 1257 den reichen englischen Prinzen Richard von Richard von
Kornwallis, der andere den König Alfons X. von Kastilien. Kornwallis,
Letzterer hatte sich diese Wahl viel Geld kosten laffen, betrat aber den 9et’i272. '
deutschen Boden niemals, Richard dagegen, der noch mehr bezahlt hatte,
stellte sich mehrmals ein, zog am Rheine umher und kehrte wieder
heim, wenn sein mitgebrachtes Silber aufgebraucht war. Königliche Die „kaiser-
Gewalt zu üben gestatteten ihm die Fürsten nur selten, Deutschland lose, schreck-
war daher ohne Oberhaupt und alle Ordnung hörte auf. Die Großen lld;e
bekriegten einander, die kleinern Herren befehdeten sich, ihre Knechte
aber schwärmten als Räuber und Mörder umher. Viele Burgen
wurden zu Raubnestern, neue an Straßen und schiffbaren Flüssen er-
baut, so daß die Kaufleute ihre Maaren nur mit bewaffnetem Geleite
versenden oder sicheres Geleite mit schwerem Gelde erkaufen mußten;
überdies legten die Herren willkürliche Weg- und Flußzölle an. Das
wehrlose Landvolk verzweifelte fast, die Städte dagegen schloßen große
Bündnisse, im deutschen Norden z. B. schon 1241 Lübeck und Ham- Stävtc-
burg, denen bald Braunschweig, Münster, Soest, Dort- buntf‘
mund u. a. beitraten; 1255 den rheinischen Bund, der sich von
Köln bis Basel erstreckte und zunächst gegen das Unwesen der neuen
Zölle und Räuberei gerichtet war. Diesem Bunde traten auch mehrere
Laudesherren bei, er war jedoch zu weit ausgedehnt und seine Städte
lagen zu sehr auseinander, als daß er zu Festigkeit und Dauer hätte
gelangen können.
Uudols von Habsdurg (1273—1291).
§ 289. Die Kurfürsten brauchten lange, bis sie sich zur Erwäh-
lung des Grafen Rudolf von Habsburg verständigt hatten; die
Besitzungen desselben, zerstreut in den heutigen Kantonen Aargau, Lu-
zern, Zürich, Thurgau, im Elsaß und in Schwaben herumliegeud, waren
ansehnlich, ohne ihm jedoch eine für die Großen furchtbare Hausmacht
zu gewähren; er schien daher stark genug die Ordnung im Reiche eini-
germaßen wieder herzustellen, ohne den Großen gebieten zu können.
Rudolf hatte sich aber durch Gottesfurcht, Gerechtigkeit und Leutselig-
Bumiillrr, Weltg. Ii. 7
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Hl Friedrich Gilstes Friedrich_Iii Friedrich Wilhelms_von_Holland Wilhelms Richard_von_Richard_von
Kornwallis Alfons_X Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolf Rudolf
50
Geschichte des Mittelalters.
9.—11. August von den Ungarn vernichtet, die ihre Verwüstungen noch
weiter ausdehnten. Im Jahre darauf schlugen sie die Thüringer, dran-
gen in den zwei folgenden Jahren durch Bayern und Schwaben über
den Rhein nach Lothringen vor, erschlugen den Herzog Gebhard und
kehrten unangefochten wieder heim. Die deutschen Großen vereinigten
sich so wenig gegen die Ungarn, als die französischen gegen die Nor-
mannen, ihre Zwietracht stand in vollster Blüte, als Ludwig, der letzte
deutsche Karolinger, am 20. Juni 911 sein mattes Leben beschloß.
Siebentes Kapitel.
Die Normannen, Dänen, Nuffen, Ungarn und das
byzantinische Neich.
Die Normannen.
Wohnsitze § 155. North mannen, H eid enmannen hießen bei den Deut-
schen die Bewohner der skandinavischen Länder, und weil die Dänen als
die zahlreichsten erschienen, so werden manchmal alle aus dem Nor-
den kommenden Raubschaaren Dänen genannt. Ihre Geschichte
reicht nicht weiter zurück als bis zu der Zeit, in der sie mit den deut-
Ausskhen, scheu und romanischen Völkern Zusammenstößen. In ihrer Gestalt,
Elttkn, Bor- Lebensweise und Verfassung sind sie den Germanen des Tacitus ganz
" ""0' ähnlich: hohen, kräftigen Wuchses, gegen Kälte und Nässe fast un-
empfindlich, leben sie unter Königen und Edeln ohne denselben
anders als freiwillig zu dienen, haben keinen eigentlichen Priester-
stand, überlassen die Arbeiten den Leibeigenen und halten nur
Krieg, Jagd und Seefahrt des freien Mannes würdig. Der junge
Normanne lernte Bogen, Pfeile und Sehnen fertigen, schießen, fechten
mit Speer und Schwert, schwimmen, das 13 Ellen lange Ruder hand-
haben und ein Schiff steuern. Denn alle Normannen waren Küsten- oder
Schifffahrt. Inselbewohner, als solche Fischer und Schiffer, und an die nordischen Meere
gewöhnt, welche durch die Strömungen der gewaltigen Ebbe und Fluth,
durch Stürme, Klippen, Sandbänke u. s. w. viel gefährlicher sind als
das mittelländische Meer oder der offene weite Ocean. Daher bauten
die Normannen ihre größeren Schiffe („die Drachen"), die bis 120
Mann faßten, nicht breit und flachkielig wie die Griechen und Römer,
sondern lang, schmal, scharfkielig, mit scharfen Hinter- und Vorder-
steven, um Wellen und Strömungen leichter zu brechen. Im Kampfe
mit der wilden nordischen Natur, in den Fehden der Häuptlinge und in
Uebung der Blutrache, in Kriegen und Raubzügen gegen verwandte
und nichtverwandte (finnische Stämme) wurden diese Nordgermanen
furchtbare Krieger, welche den Tod in der Schlacht oder im Seesturme
für das glücklichste Lebensziel ansahen, weil der so Gestorbene sogleich
zu Odin nach Walhalla ging.
§ 156. Erst gegen das Ende des achten Jahrhunderts schwärmen
normannische Raubschiffe in allen Meeren; früher scheint sich die krie-
gerische Thätigkeit mehr gegen die finnischen Stämme gerichtet zu
haben und es ist sehr wahrscheinlich, daß das Beispiel der Friesen,
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: August Gebhard Ludwig Ludwig Fischer
30
Geschichte der neueren Zeit.
hielten von England einige Unterstützung an Truppen und Geld und
ließen durch die protestantischen Fürsten in Deutschland
Söldner, besonders Reiter, werben, während die Guisen spanische
und schweizerische Söldner an sich zogen. Sie stützten sich auf
Paris, welche Stadt schon damals einen mächtigen Einfluß auf Frank-
reich behauptete, und auf das Parlament, das in seiner großen
Schlacht Mehrheit katholisch war. In der Schlacht bei Dreux siegte der Guise
19. D^cem- ^anz, Konde wurde gefangen, als aber der Sieger bei der Belagerung
der 1562. von Orleans von einem hugenottischen Edelmann meuchlings erschossen
ward (Februar 1563) und König Anton an einer Wunde vor Rouen
von flarb, kam am 19. März 1563 der Friede von Amboise zu
Umborse Stande, welcher den hochadeligen Hugenotten und deren Untertha-
nen freie Religionsübung, den hugenottischen Edelleuten geringeren
Rangs und den Bürgern häuslichen Gottesdienst gestattete und allge-
meine Amnestie aussprach.
Zweiter Krieg (1566—1568).
§ 77. Der Friede wurde jedoch von keiner Partei aufrichtig ge-
halten, die Rüstungen dauerten auf beiden Seiten fort und im Septem-
her 1567 machten die Hugenotten einen Anschlag, den 14jährigen König,
der kurz vorher als volljährig erklärt worden war, in Monceaur
aufzuheben. Die in Chateau-Thierry liegenden Schweizer eilten
aber zur rechten Zeit herbei und retteten den König nach Paris, der
seit dieser Zeit einen unversöhnlichen Haß gegen die Häupter der Hu-
genotten in sich trug. Der Prinz von Konde belagerte hierauf Paris,
wurde aber bei St. Denys von dem 80jährigen Konnetable Mont-
Friede von morency, der im Treffen blieb, geschlagen, worauf abermals Friede ge-
Ä™ schloss-" »»»rte-
1568' Dritter Krieg (1568-1570).
§ 78. Aber schon im August brach der Krieg wieder aus; am
12. März 1569 wurden die Hugenotten bei Jarnak geschlagen und der
gefangene Konde meuchlerisch erschossen, worauf Admiral Koligny
und der 16jährige Heinrich von Navarra befehligten, aber bei
Monkontour (3. Oktober) eine schwere Niederlage erlitten. Koligny
blieb aber dennoch furchtbar und weil beide Theile sich gleich ermattet
Friede von fühlten, kam 1570 zu Germain en Laye ein neuer Frieden zu
“o" Stande, in welchem den Hugenotten freie Religionsübung und Amnestie
'zugestanden, außerdem La Rochelle, Montauban, Kognak und
La Charite als Sicherheitsplätze auf zwei Jahre eingeräumt wurden.
Die Sarilioloinäusnacht oder Liutliochzcit (24. Äugufr 1572).
Vierter Krieg (1572-1573).
8 79. Seitdem schien sich der König den Hugenotten zu nähern;
er berief den Admiral Koligny nach Paris, angeblich um mit ihm
über einen Krieg gegen Spanien zu berathen, verlobte seine Schwester
Margaretha mit dem jungen König Heinrich von Navarra,
aber als die Häupter der Hugenotten in Paris versammelt waren,
wurden sie in der Nacht des 24- August überfallen, Koligny und
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Denys August Admiral_Koligny Heinrich_von_Navarra Heinrich Koligny Margaretha Heinrich_von_Navarra Heinrich August
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland Paris Frank- Dreux Amboise Chateau-Thierry Paris Paris La_Rochelle Paris Spanien Paris Koligny
168
Geschichte der alten Welt.
106—79 «.der Jannäus behauptete das Gebiet in seinem ganzen Umfange, seine
Regierung war aber durch blutige Kämpfe zwischen der pharisäi-
schen, die er verfolgte, und sadducäischen Partei sehr unruhig.
8 511. Nach seinem Tode stritten sich seine zwei Söhne Hyrka-
nus und Aristobulus um den Thron; letzterer bemächtigte sich des-
selben mit Hilfe der Sadducäer, der andere rief Are tas, den König
der Nabathäer, zu Hilfe, welches arabische Handelsvolk im sogenannten
peträischen Arabien hauste und in der Stadt Sela oder Petra, im
tiefen Felsenthal des Gebirges Seir, eine fast unbezwingliche Festung
besaß. Jetzt erschien Pom pejus, gebot Frieden, Herausgabe der
Eroberungen und Abschaffung der Königswürde; Aristobulus schwankte,
Pompejus aber besetzte Jerusalem und erstürmte nach dreimonat-
licher Belagerung den Tempelberg, den die hartnäckigsten Juden besetzt
hatten. Die Mauern Jerusalems wurden gebrochen, Aristobulus
63v.chr. nach Rom abgeführt, Hyrkanus als tributpflichtiger Fürst eingesetzt.
Wie Verschwörung Les £ Sergius itatilina (65—62 v. Lhr.).
iít. Tullius Cicero.
§ 512. Während Pompejus in Asien wie ejn Monarch schaltete,
versuchte es in Rom eine Verbindung ganz und halb ruinierter Herren
sich der Gewalt zu bemächtigen. Ihr Haupt war der Patricier Kati-
lina, ehemals ein blutiges Werkzeug des Sulla, der es bis zur Prä-
tur brachte, jedoch bei seiner Bewerbung um das Konsulat durchsiel,
daher auf die Hoffnung verzichten mußte, auf dem Wege des Lukullus,
Pompejus rc. zu großem Reichthume zu gelangen, dessen er bei seiner
Lebensweise nothwendig bedurfte. Andere Herren befanden sich in der
gleichen Lage, daher verschworen sie sich zu einem Gewaltstreiche gegen
den Senat und die anderen Magistrate; ein gewisser Manlius sam-
melte Freischaaren bei Fäsulä in Etrurien, Katilina, ein Len-
tulus, Eetheguö, Eöparius rc. warben in Rom selbst eine Bande
an, mit welcher sie in der Stadt Feuer einlegen, während des Tumul-
tes die Konsuln ermorden, sich selbst die ersten Staatsämter über-
tragen und durch Proskriptionen zureichendes Vermögen sammeln woll-
ten; von dem gemeinen Volke erwarteten sie keinen Widerstand und die
Freischaar unter Manlius war nach dem Gelingen des ersten Streiches
sehr leicht zu einem mächtigen Heere zu verstärken.
8 513. Doch der Konsul Cicero, der beredteste und gebildetste
Römer seiner Zeit, wußte sich genaue Kunde von allen Entwürfen der
Verschwornen zu verschaffen und konnte sie bei der kräftigen Unterstützung,
die er in dem Senate fand, ohne viele Schwierigkeit vereiteln. Er
vertrieb den Katilina aus Rom und ließ die anderen Leiter der Ver-
schwörung, als ihre Schuld erwiesen war, zufolge eines Senatsbe-
schlusses hinrichten; Katilina fand mit seiner Freischaar bei Pistoria
im verzweifelten Kampfe gegen das konsularische Heer seinen Un-
62 v. Chr. tergang.
Triumvirat des pomprlus, Krassus und Casar (60 v. Chr.).
61 v.ehr. 8 514. Bald daraus kam Pompejus aus Asien zurück und hielt
einen prächtigen Triumph, wobei er sich rühmte, daß er die Gränzen
des Reiches zu dessen Mittelpunkt gemacht habe. Mit dem Senate aber
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Extrahierte Personennamen: Petra Sergius_itatilina Tullius_Cicero Sulla Cicero Katilina
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Aristobulus Rom Asien Rom Etrurien Katilina Rom Rom Asien
1
66
Die Römer von Nomuluö Liö Augustus.
Städte verbrüdert waren und in Alba longa, Roms Mutterstadt, vor
deren Zerstörung jährlich ein gemeinschaftliches Opfersesi feierten. Die
letzten römischen Könige hatten durch glückliche Kriege für Rom den Vor-
rang erkämpft, die römische Republik wollte ihn behaupten, die Römer
siegten auch wirklich in einer heißen Schlacht, fanden jedoch für gut nach-
zugeben und ^in Bündniß zu schließen. Tarquinius hatte in dieser
Schlacht zwei «Löhne verloren und zog sich hoffnungslos nach Cumä zurück,
wo er hochbejahrt starb.
^ufstrebru der plrbejer. Diktatur. Dolkstribunen.
§. 9. Die Patricier hatten Tarquinius durch eine Revolution ver-
trieben, weil ihnen dessen Herrschaft unerträglich war, es war aber eine
sehr natürliche Folge dieser Revolution, daß die Plebejer nicht länger un-
ter dem Drucke der Patricier leiden wollten und mehr Freiheit verlangten.
Zuerst mußten die Patricier einwilligen, daß jeder Bürger, welcher von
den Consuln zum Tode oder zu einer körperlichen Züchtigung verurtheilt
war, an die Centuriatcomitien appellieren, d. h. die Gnade der
gesammten Bürgergemeinde anrufen durfte.
Dagegen führten die Patricier (501) ein neues Amt ein, die Dikta-
tur. Der Dictator wurde nach vorangegangener Berathung in dem Senate
von dem einen Consul auf sechs Monate ernannt; seinen Gehilfen und
Stellvertreter, den Befehlshaber der Reiterei (umaistor eguikuui), wählte
er selbst. Er hatte in der Stadt wie in dem Felde unbeschränkte Ge-
walt, so daß ihm bei Leben und Tod jeder Römer zum augenblicklichen
Gehorsam verpflichtet war; von ihm fand keine Appellation an die Centu-
riatcomitien statt, auch war er nach der Niederlegung seines Amtes un-
verantwortlich. In der Regel wurde nur bei gefährlichen Kriegen ein
Dictator ernannt; da aber die innern Unruhen gewöhnlich bei Kriegen
stattsanden, so durfte der Dictator auch in Rom selbst ganz anders ein-
schreiten als den Consuln erlaubt war. Die römische Republik konnte
sich also durch die Diktatur für eine kurze Zeit in die unbeschränk-
teste Monarchie verwandeln und sich deren einheitliche Kraft an-
eignen.
Die Kriege gegen Roms Nachbarn: die Vejenter, Aequer und
besonders gegen die Volsker dauerten fast ohne Unterbrechung fort, aber
obwohl die Römer meistens siegten, so waren diese Kriege doch für die
meisten Plebejer verderblich. Denn diese waren fast alle Besitzer
von kleinen Grundstücken, von denen sie eine Staatssteuer entrich-
teten; mußten sie gegen einen Feind ausziehen, so erhielten sie keinen
Sold von dem Staate und ihre Gütchen wurden während ihrer Abwesen-
heit entweder nur mangelhaft oder mit größeren Kosten bestellt. Traf sie
ein Mißjahr oder ein verwüstender feindlicher Streiszug, so wurden sie
genöthigt Schulden zu machen, bei den immerwährenden Kriegen und dem
hohen Zinsfüße mußte aber die Schuldsumme zuletzt unerschwinglich
werden. Die Gläubiger waren fast immer Patricier und das Schulgesetz
war so hart, daß zuletzt der Schuldner dem Gläubiger gerichtlich als Schuld-
knecht zu gesprochen wurde.
Endlich brach den Plebejern die Geduld. Als sie (494) von einem
Feldzuge gegen die Volsker heimkehrten und ihnen abermals keine Abhilfe
der Schuldennoth gewährt wurde, zogen sie auf den sogenannten heili-
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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Extrahierte Personennamen: Nomuluö_Liö_Augustus Augustus
Ferdinand Ii. Kaiser. Richelieu, Tilly.
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bhmische Revolution und noch mehr die Usurpation des Pflzers; Kur-sachsen aus Ha gegen den Calvinismus, dem der Pflzer anhing, und noch mehr aus Besorgnis, durch den neuen Bhmenknig seinen Rang als erste protestantische Macht zu verlieren, Kurfürst Johann Georg verbndete sich daher mit Ferdinand Ii., der ihm die Lausitz als Lehen bertrug.
Die Union lie sich durch den spanischen Gesandten zu einem Vergleiche mit der Liga bestimmen, denn der Kardinal Richelieu, welcher Frankreich als Minister Ludwigs Xiii. regierte, hatte einen Auf-stand der Hugenotten zu bekmpfen, und frchtete, da die deutschen Prote-stanten, wenn sie den Kaiser besiegt htten, den Hugenotten zu Hilfe kommen wrden. Er hatte aber alle Vorsorge getroffen, da fter-reich nicht zu mchtig roerbe; dafr brgte brigens schon Max von Bayern, der fortrohrenb im Einverstndnisse mit Frankreich handelte und, wie alle deutschen Fürsten, ohne Unterschied des Glaubens, die Wiederherstellung der Kaisermacht zu verhindern entschlossen war.
Im Hochsommer 1620 fhrte Max und sein Feldherr Johann Tzer-klas Graf von Tilly (ein Niederlnder aus Brabant, geboren 1559) das gegen 30000 Mann starke Heer der Liga in das Feld. Die Auf-stndischen in Obersterreich wurden schnell unterworfen. Tilly drang sodann in starken Mrschen in Bhmen ein und schlug am 8. November das bhmische Heer, das sich auf dem Weien Berge vor Prag ver-schanzt hatte, so vollstndig, da Friedrich aus Bhmen floh und nach Holland entwich, denn der groe spanische Feldherr Spinola war aus den spanischen Niederlanden herbeigeeilt und hatte die Rheinpfalz bis auf wenige Städte erobert. Aus wohl begreiflichen Grnden untersttzten nun die protestantischen Hollnber den Pflzer und besten Verbnbete, und so waren bereits im Anfange des Krieges in Deutschland Spanier und Hollnder beteiligt.
Der Krieg am Neckar, Whein und Main. (16211623.)
9. Mansfeld hatte bei Prag nicht mitgefochten, denn Friedrich war ihm nicht gewogen; er hielt sich noch einige Zeit in Bhmen, brach dann pltzlich nach der Oberpfalz durch, zog, von Tilly verfolgt, durch die Bistmer Bamberg und Wrzburg nach Mannheim, ging der den Rhein, verwstete die Bistmer Worms, Speier und Straburg und nahm seine Winterquartiere in Lothringen. Hier warb er mit dem Gelbe, das er von den Hollndern und dem englischen Könige Jakob I., dem Schwiegervater Friedrichs von der Pfalz, erhielt, neue Scharen, während Tilly Heidelberg belagerte.
Im Frhjahre 1622 zog Mansfeld bei Germersheim der den Rhein
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Richelieu Tilly Johann_Georg Johann Ferdinand_Ii Ferdinand Richelieu Ludwigs_Xiii Ludwigs Max_von_Bayern Max Max Max Johann_Tzer-klas_Graf_von_Tilly Johann Tilly Friedrich Friedrich Spinola Friedrich Friedrich Tilly Jakob_I. Friedrichs Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Brabant Obersterreich Prag Holland Rheinpfalz Deutschland_Spanier Whein Main Bistmer_Bamberg Wrzburg Mannheim Rhein Worms Straburg Lothringen Mansfeld Germersheim
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bersicht der Ereignisse von 1815 bis 1870.
der Halbinsel, sondern hauptschlich gegen sterreich gerichtet war, das aus Italien vertrieben werden sollte. Schon im Sommer von 1847 erfolgten Ausbrche in Lucca, Parma und Modena, am heftigsten jedoch im Januar 1848 auf der Insel Sicilien, im Mai in Neapel. Als alle Zugestndnisse des Knigs Ferdinand Ii. die Sicilianer sowenig als die Neapolitaner beruhigten, lie er es auf einen Entscheidungskampf an-kommen und berwltigte den Aufstand hauptschlich durch die Tapfer-keit seiner ans Schweizern angeworbenen Regimenter. (Neapel im Mai 1848, Sicilien im April 1849.)
Der gute und mild gesinnte Papst Pius Ix. (erwhlt den 16. Juni 1846) hatte alle politischen Verbrecher amnestiert und eine Staats-konsnlta (Stndeversammlung) bewilligt. Als aber im Mrz 1848 die Revolution berall zu triumphieren schien und durch ganz Italien der Ruf: Tod den sterreichern! erscholl, ri in Rom ein Volkshaufen das Wappen an der Amtswohnung des sterreichischen Gesandten weg, und bald darauf verlangte das Volk, die Brgerwehr und das Militr, da Pius Ix. an sterreich den Krieg erklre. Da dieser sich standhaft weigerte, zogen die ppstlichen Schweizerregimenter, die Dragoner, die Artillerie und ein groer Haufen von Freiwilligen in die Lombardei gegen die sterreicher. Verwegene Republikaner sammelten sich aus ganz Italien in Rom an, ermordeten den ppstlichen Minister Rossi, feuerten in den Quirinal, in welchem der Papst residierte und bemchtigten sich der Gewalt in Rom, so da der Papst, um nicht gefangen oder gar ermordet zu werden, mit Hilfe des Grafen v. Spaur, des bayerischen Gesandten, heimlich aus Rom entfliehen mute (24. November 1848). Er fand einen sichern Zufluchtsort in der neapolitanischen Felsenfestung Gata, Rom aber verwandelte sich in eine Republik. Der Groherzog Leopold Ii. von Toscana bewilligte schon im Januar eine Verfassung und sprach sich sehr heftig gegen sterreich aus; das-selbe geschah durch Karl Albert, König von Sardinien, der bis in die letzten Jahre sterreichs Bundesgenosse gewesen war, aber seit 1846 sich rstete, um au die Spitze der Italiener zu treten, falls die Erhebung gegen sterreich gelingen wrde. In den groen Stdten des sterreichischen Oberitaliens: in Mailand, Pavia, Vicenza, Padua, Brescia, Venedig u. s. w. waren die Hauptherde der Verschwrung, an welcher sich fast alle Adeligen, die reichen Brger, die Beamten, Ge-lehrten, Advokaten und Studenten beteiligten. Als nun nicht nur tu Paris, sondern selbst in Wien die Revolution gesiegt hatte, erhob sich am 21. Mrz auch das groe reiche Mailand; hier befehligte der 80jhrige Feldmarschall Radehky etwa 18 000 Mann, und wre sicher der Stadt auch Meister geworden, obwohl ihr von allen Seiten Frei-
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Rossi Leopold_Ii Leopold Karl_Albert Karl
Extrahierte Ortsnamen: Italien Lucca Parma Modena Sicilien Neapel Neapel Sicilien Italien Rom Italien Rom Rom Rom Rom Sardinien Mailand Pavia Vicenza Padua Brescia Venedig Paris Wien Mailand
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126. Religiöse Gebräuche bei Ehe und Begräbnis. Totenkult.
mortimm in urbe ne sepelito neve urito); Ausnahmen machten nur die Yestalinnen und der Kaiser. Begräbnisplätze im heutigen Sinne gab es nicht; die Reichen hatten Familiengräber (sepulcra, monumenta fa miliaria) auf ihren Gütern, z. B. an der Appischen Strafse, die Kaiser grofsartige Mausoleen, die ganz arme Bevölkerung ihren Begräbnisort am Esquilin. Alle sepulcra galten als loca religiosa und genossen Rechtsschutz. Eine eigentümliche Begräbnisstätte waren die columbaria, Gewölbebauten mit Nischen, in die man die Aschenurnen stellte (s. Fig. 47). Yornehme Personen liefsen ihre sterblichen Überreste in prächtigen Sarkophagen bergen. Siehe den Sarkophag des Scipio Barbatus (Fig. 48).
Bei Personen von Stand und namentlich solchen, die ein Begräbnis auf Staatskosten (fityus 'publicum) erhielten, wurde die Leiche in feierlichem Zuge
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Fig. 48. Sarkophag des Scipio Barbatus.
zur Grabstätte bezw. dahin, wo jene verbrannt wrurde, auf einer Bahre (ledica, feretrum) getragen, bisweilen durch Senatoren oder Ritter. Den Zug eröff-neten Flötenbläser, es folgten Klageweiber (praeficae), um Bezahlung Klagelieder (neniae) singend; vor der Bahre schritten gedungene, kostümierte Männer mit den Wachsmasken der Ahnen (imagines maiorum) des Verstorbenen vor dem Gesichte und die Insignien der bekleideten Ehrenämter tragend; hinter der Leiche kamen die Angehörigen, Verwandten, Freunde etc. in Trauerkleidern. Auf dem Forum, über das der Zug ging, hielt dieser still, die Masken setzten sich auf die kurulischen Sessel und der nächste Verwandte hielt die laudcitio (funebris), alsdann setzte sich der Zug nach dem Orte der Bestattung fort Wurde die Leiche verbrannt, so warf man Wohlgerüche, Kleider und Kostbarkeiten auf den rogus, sammelte Asche und Gebeine, besprengte sie mit Wein und setzte sie in einer Urne (urna, testa) bei (condere und componere, und so conditi und compositi, die Verstorbenen) in der Nische einer Begräbnisstätte. Das letzte dem Toten zugerufene Lebewohl lautete z. B.: have anima candida, terra tibi levis sit, feliciter etc.
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