Aus der allgemeinen Geschichte.
I. pie Kulturvölker des Morgenlandes.*)
1. Von den Ägyptern.
Im östlichen Teile von Nordafrika, im Norden vom Mittelmeere, im Osten vom Roten Meere, im Süden von Nubien, int Westen von der Libyschen Wüste begrenzt, liegt Ägypten. Durch die etwa 15 Meilen breite Landenge von Suez, die das Mittelländische Meer von dem Roten scheidet, hing Ägypten mit Arabien, also das afrikanische Festland mit dem asiatischen zusammen, bis im Jahre 1869 die Landenge durchstochen und beide Meere durch den Suezkanal verbunden wurden. Das alte Ägypten war ein Landstrich von ungefähr 120 Meilen Länge und 75 bis 90 Meilen Breite, seiner ganzen Länge nach von dem Nilflusse durchströmt. Dem Nil verdankte Ägypten schon im Altertum feine Fruchtbarkeit. Er tritt nämlich alljährlich zu bestimmten Zeiten aus seinen Usern, überschwemmt das Land und läßt da einen äußerst fruchtbaren Schlamm zurück. Die Überschwemmung beginnt in der Zeit des längsten Tages und erreicht den höchsten Wasserstand Ende September. Ende Oktober ist der Fluß wieder in sein gewöhnliches Bett zurückgekehrt, und nun beginnt die Einsaat, die bis zum Mai des folgenden Jahres tausendfältige Frucht brächte, wenn die gegenwärtigen Bewohner noch den nämlichen Fleiß auf den Anbau der Felder verwendeten wie die alten Ägypter.
Im Altertum wurde das Land eingeteilt in Oberägypten mit der Hunderttorigen Königsstadt Theben, Mittelägypten mit der Hauptstadt Memphis, in deren Nähe sich vierzig Pyramiden
*) Kulturvölker nennen wir diejenigen Völker, welche durch ihr geistiges Leben, ihre Kunst und Wissenschaft, ihre Tätigkeit im Handel und Gewerbe dazu beigetragen haben, die Bildung und Gesittung der Menschen zu fördern. Von den Babyloniern und Assyriern reden wir hier nicht, weil sie nicht in unmittelbare Berührung gekommen sind mit den Kulturvölkern an den Ufern des Mittelmeeres, denen wir einen Teil unserer Bildung verdanken. Die Gefchichte der Juden ist, soweit sie hier heranzuziehen wäre, aus dem Religionsunterrichte bekannt, weshalb wir sie mit Rücksicht ans den beschränkten Raum füglich übergehen können.
Berger-Stehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. 11
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Aus der deutschen Geschichte.
I. Von den alten Deutschen.
Schon vor zweitausend Jahren erstreckten sich die Wohnsitze unseres Volkes von dem Rhein bis zur Weichsel und den Karpathen und von den Alpen bis zur Ostsee und Nordsee. Das deutsche Land war aber damals nicht so schön und fruchtbar wie heutzutage. Es war vielmehr zum größten Teil mit dichten Wäldern bedeckt, in denen wilde Tiere, wie der Wolf, der Bär, der Luchs, der Auerochs, der Wisent und das Elentier hausten. Ta die alten Deutschen die breiten und wasserreichen Flüsse noch nicht einzudämmen verstanden, traten letztere häufig aus ihren Usern und verwandelten weite Strecken Landes in unzugängliche Sümpfe. Nur ein geringer Teil des Landes war angebaut; allein die Fruchtbarkeit war nicht groß, weil die Lust meist nebelig war und der Winter mehr als die Hälste des Jahres dauerte.
Die alten Deutschen waren in viele Stämme geteilt; daß sie aber nur eiu einziges Volk ausmachten, zeigten ihre Sitten und Einrichtungen, sowie ihre Körpergestalt. Sie hatten einen hohen Wuchs, schlanke und kräftige Glieder, weiße Haut, rötlich-blondes Haar und blaue Augen. Ihre Kleidung war einfach; sie bestand aus einem Mantel vou Wolle oder Pelzwerk, der durch eine Spange von Metall, bei den ärmeren durch einen Baumdorn festgehalten wurde. Nur die reichsten Leute trugen leinene Kleider: die Frauen lange und weite Gewänder ohne Ärmel, mit einem Purpurstreis geziert, die Männer eng anliegende Wämser und Beinkleider.
Städte und Dörser gab es in Deutschland nicht. Die Gehöfte wurden in der Mitte der Grundstücke, so weit als möglich von den Nachbarn entfernt, angelegt. Die Häuser waren aus rohen Baumstämmen aufgebaut, mit Lehm beworfen und mit Stroh gedeckt, ihre Giebel mit bunten Farben angestrichen. Auch kellerartige Räume wurden angelegt zur Aufbewahrung von Vorräten, als Schutz gegen die Winterkälte und als Versteck bei Feindesnot. Die Hausgeräte waren ärmlich: irdenes und hölzernes Geschirr, statt der Betten Mooslager mit Tierfellen bedeckt.
Berger-Stehle, Erzählungen aus der Welrgei'chichle. \
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein Ostsee Nordsee Deutschland Berger-Stehle
63 —
und legten neue Druckereien an. So druckte Johann Mente! in Straßburg schon (1466) eine ganze Bibel in deutscher Sprache, und im Jahre 1470 finden sich Buchdruckereien in Köln, Augsburg, Paris, Venedig, Rom, Neapel.
' Bis zum Jahre 1500 verbreitete sich die Buchdruckerkunst über ganz Europa; mehr als 30 000 Werke, darunter gegen zwanzig verschiedene deutsche Übersetzungen der Bibel, verließen die Presse.
Xv. pstö aste Weich.
1. Das Reichsgebiet in verschiedenen Zeiten.
Grenzen. Das Reich Karls des Großen umfaßte das ganze heutige Frankreich, in Spanien das Land zwischen den Pyrenäen und dem untern Laufe des Ebro, die Jufel Korsika, die nördliche Hälfte der italienischen Halbinsel, die Schweiz, Holland. Belgien, Österreich bis zur Theiß und Raab und das deutsche Reich bis zur Elbe.
Die Nordgrenze gegen die Dänen bildeten die Eider und die Schlei: die Grenze im Osten ist durch eine Linie zu bezeichnen, die den Flüssen Trave, Elbe, Mulde, dann dem Böhmerwald bis zu seinem südlichen Ende solgt; hier wendet sie sich etwas nördlich von der Donau gegen Osten bis zur Theiß, folgt dann südlich dem Laufe der Theiß bis zur Donau, weiterhin westlich dem Laufe der Sau und wendet sich zuletzt südlich bis zur Ostküste des adriatischen Meeres. Von der Eidermündung westlich folgt die Reichsgrenze der Küste der Nordsee, des Kanals, des atlantischen Ozeans bis zum Meerbusen von Biskaya; hier wendet sie sich östlich in der Richtung der Pyrenäen, darauf südwestlich bis zum Ebro, dessen Laus sie bis zur Mündung folgt. Von hier ab ist die Küste des Mittelmeeres die Grenze bis zur Mündung des Garigliauo südlich von Rom. Die Grenzlinie zieht sich dann quer über die italienische Halbinsel und solgt zuletzt der Küste des adriatischen Meeres.
Dieses gewaltige Gebiet wurde durch den Vertrag von Verduu von den Enkeln Karls des Großen in drei Reiche geteilt, unter denen das östliche damals Ostfranken hieß und später dt'u Namen Deutschland erhielt. Dieses Reich war im Westen durch eine Linie begrenzt, die denr^ Rhein von feiner Mündung bis Basel folgt und sich dann quer durch die Schweiz nach dem St. Gotthard richtet. Von hier geht die Grenze dem Hauptzug der Alpen nach, wendet sich dann südlich, durchschneidet Oberitalien zwischen der Adda und dem Oglio und folgt zuletzt dem Po bis zu seiner Mündung. Die übrigen Grenzen im Norden, Osten und Süden waren die nämlichen, wie in der Zeit Karls des Großen.
Durch den Vertrag von Mersen wurden die Länder Elsaß und Lothringen hinzugefügt, d. h. das Gebiet, das im Westen von einer Linie begrenzt wird, die man in ziemlich gerader Richtung von der Scheldemündung bis Basel zieht.
Unter den sächsischen Kaisern wurde das Reichsgebiet nach Osten bis zur Oder und zum Riesengebirge ausgedehnt; unter den letzten Karolingern war jedoch im Südosten so viel Land an die Ungarn und Slaven verloren worden, daß die Grenzen ungefähr- mit der östlichen Grenzlinie der deutschen Länder des österreichischen Kaiserstaates zusammenfallen. Otto der Große gewann das Königreich Italien, das sich von den Alpen bis zum Garigliauo erstreckte.
Der erste Kaiser aus dem fränkischen Hause, Konrad Ii., vermehrte das Reichsgebiet im Südwesten; er erwarb nämlich das bnrgnndisch-
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Karls Raab Karls Gotthard Karls Otto Konrad_Ii Konrad
Extrahierte Ortsnamen: Straßburg Augsburg Paris Venedig Rom Neapel Europa Frankreich Spanien Holland Belgien Böhmerwald Donau Donau Nordsee Rom Deutschland Rhein Basel Oberitalien Oglio Lothringen Basel Ungarn Italien
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Geschichte des Mittelalters.
Dik germa- § 7. Tacitus zählt in seiner Germania nicht alle germanischen
Stämme^des ^nutte auf, sondern führt nur die folgenden an: auf dem linken
Tacitus und Rheinufer gehören entschieden zu den Germanen (denn auch belgische
Mniusd.ä. Stamme schrieben sich germanische Abkunft zu) die streitbaren Bata-
ver auf der Insel zwischen Rhein, Waal und Ocean, freie römische
Bundesgenossen; die romanisierten Ubier, Vangionen, Remeter
und Tribokken. Auf dem rechten Rheinufer gränzen an die von den
Römern unterworfenen Mattiaken die Chatten, nördlich von diesen
folgen die durch ihre Reiterei berühmten Lenkte rer, die Sigam-
bern, Usipeter; östlich von den Batavern wohnen die Friesen
und Chauken; an der Ems die Brukterer, welche von den einwan-
dernden Angrivariern und Chamaven beinahe aufgerieben wur-
den; hinter diesen die Amsivarier, Chasuarier und Dulgibi-
ner; zu beiden Seiten der mittleren Weser die Cherusker; jenseits
der unteren Elbe Reste der Teutonen und Cimbern, später die
Saronen. Die weiteste Verbreitung haben die suevischen Völker:
zu ihnen gehören die Hermunduren vom rhätischen Gränzwall über
den Thüringer Wald bis an die Saale; die Rarisken im nordöst-
lichen Bayern, die Markomannen in Böhmen, die Quaden in
Mähren; nördlich von den Hermunduren hausen zwischen der mittleren
Elbe und Oder die Semnonen, die Elbe abwärts Longobarden,
zwischen der unteren Elbe und der Ostsee die Avionen, Anglen,
Variner, Endosen, Suardonen, Ruithonen; zwischen der
Oder und der Weichsel die ligyschen Völker: Arier, Helvekonen,
Manimer, Elysier, Raharvalen; an der Ostsee, von Tacitus
suevisches Meer genannt, die Gothonen, Lemovier und Rugier;
die Vandalen erwähnt Tacitus nicht, wohl aber sein Zeitgenosse
Plinius d. ä., welcher die Burgundionen einen Stamm derselben
nennt. Jenseits der Weichsel und der Gothonen folgen die nichtgerma-
nischen Aesthyer, in den polnischen Ebenen sarmatische (slavische)
Völker; nordöstlich von den Markomannen und Quaden, an der obern
Oder und Weichsel, galten die Burier und Marsigner als Sue-
ven, die Gothinen als ein keltisches, die Osen als ein pannonisches
(illyrisches) Volk; die Bastarner, welche sich von den Theißquellen
bis an die untere Donau, wo sie Peuciner hießen, ausbreiteten, scheinen
ein germanisches, jedoch mit fremden Bestandtheilen gemischtes Volk ge-
wesen zu sein. Die Bewohner der Inseln im nördlichen Oceane nennt
Tacitus Suionen und Sitonen und rechnet sie zu den Sueven;
jenseits derselben sei das Meer trüg und fast unbewegt.
§ 8. Die Gränzen dieser verschiedenen Völker und Stämme lassen
sich selten genau bestimmen, weil die Römer selbst dieselben meistens nicht
genau kannten, und die Germanen in fast ununterbrochener kriegerischer
Bewegung waren, so daß die Gränzen und Wohnsitze einzelner Stämme
häufigem Wechsel unterworfen waren.
Religion der Germanen.
Charakter § 9. Es gilt als erwiesen, daß die Religion aller germanischen
dcr gcrm. Stämme wesentlich die gleiche war, jedoch einzelne eigenthümliche Kulte
e'80n' hatte, wie z. B. bei den suevischen Stämmen der Sonnen-, Mond-
und Elementardienst vorherrschte, während bei den westlichen die
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
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Die andern europäischen Völker.
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solcher war der Schirmvogt (sàvoerà), der das Stift vor Gericht
vertrat, in dem Gebiete des Stifts die Gerichtsbarkeit übte, in Kriegen
die Mannschaft anführte; hatte er zugleich auch die Oberaufsicht über die
Ministerialen (Meier, Keller), welche die Stiftsgüter verwalteten, so hieß
er Kastvogt. Dieses Amt war gewöhnlich in der Familie des adeli-
gen Stifters erblich und wurde vielfach zu Erpressungen mißbraucht,
weßhalb die Stifte sich viele Mühe gaben, sich das Recht der freien
Wahl ihrer Vögte zu verschaffen.
Viertes Kapitel.
Die andern europäischen Völker.
a) Nordcuropäischc.
§ 74. Um diese Zeit stehen die Nordgermanen in Skandina-
vien noch ganz im Hintergründe. Kleine dänische Königreiche finden
sich in Jütland, auf den Inseln zwischen dem Kattegat und baltischen
Meere, sowie im südlichen Schweden (Halland, Blekingen, Schonen);
im eigentlichen Schweden Suealand und Götaland, in Norwegen zahl-
reiche kleine Staaten unter Häuptlingen (Jarls). Die große skandi-
navische Halbinsel ist noch mehr als zur Hälfte von dem finnischen oder
tschudischen Stamme der Lappen (Samelads) besetzt, die aber von
den Germanen immer weiter gegen Norden gedrängt werden.
§ 75. Im Nordosten Europas saßen finnische Stämme: die
eigentlichen Finnen vom weißen bis zum baltischen Meere, die
Estheu, Tschuden, Woten, Wessen, Muromen, Mord-
winen re. im Norden des heutigen Rußland, zu beiden Seiten des
nördlichen Ural die Ungarn, welche allein unter ihnen zu größerer
politischer Bedeutung gelangen.
d) Staven.
§ 76. Die zahlreichen Stämme dieser Völkergruppe, welche neben
der germanischen und romanischen das Hauptelement der heuti-
gen Bevölkerung Europas ausmacht und von den Alten wenig-
stens theilweise unter dem Namen Sarmaten begriffen wurde, be-
wegten sich mit oder hinter den auswandernden östlichen Germanen.
Ihr gemeinschaftlicher Name Slaven soll Menschen von einerlei Sprache
bedeuten. Sie theilten sich in drei Hauptstämme: Wenden, die west-
lichen, Slovenen, die mittleren, Anten, die östlichen Slaven. Am
Ende des sechsten Jahrhunderts haben die Tschechen Böhmen besetzt,
die Sorben wohnen vom obern Main und der Saale bis an die
Spree und mittlere Elbe; zwischen dem unteren Laufe der Elbe und
Weichsel hausen Obotriten, Pommern, Milzen; von der Weich-
selmündung bis zum Niemeu die Preußen; landeinwärts von diesen
die Ljächen (Polen) und Lithauer, letztere ein eigener den Slaven
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Extrahierte Personennamen: Meier
Extrahierte Ortsnamen: Nordcuropäischc Schweden Schweden_Suealand Norwegen Europas Ungarn Europas Main Pommern Niemeu Polen
Die ältesten Staaten.
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Denkmäler und Schrift.
§ 48. Aegypten ist noch immer außerordentlich reich an Denk-
mälern und Ueberresten aus seiner Vorzeit, und die meisten derselben
enthalten Inschriften, nicht nur die Tempel, Obelisken, Stelen,
Grabkammern, Kolossalstatuen, sondern auch Ellen, Gefäße, Mumien-
särge, Werkzeuge, Schmucksachen. Dazu kommen Papyrusrollen, die
besonders in den Gräbern gefunden werden, denn die Aegyptier waren
ein sehr schreibseliges Volk, so mühsam auch ihre Schrift war. Diese
war eine Bilderschrift, die weltbekannte hieroglyphische, deren
Räthsel erst in unserer Zeit, wenn auch nicht vollständig, gelöst worden
ist, da manche Hieroglyphe noch nicht entziffert und über die Bedeutung
anderer die Aegyptologen nicht einig sind. Früher war man der Mei-
nung, jedes Bild sei ein Wort, indem es geradezu das Abbild eines
Gegenstandes (z. B. das Bild eines Hauses drückt auch das Wort Haus
aus), oder denselben symbolisch bezeichnet. Dies ist theilweise der Fall,
indem z. B. das Bild der Sonne das Wort Sonne, ein Palmzweig
das Wort Jahr ausdrückt; aber viele Bilder bezeichnen auch nur einzelne
Laute und andere einzelne Silben. Außerdem gibt es determinative Hie-
roglyphen, d. h. solche, welche die Bedeutung anderer genauer bestimmen
sollen. Die Hieroglyphenschrift wurde hauptsächlich in den Tempeln und
auf Monumenten angewandt, auf Papyrus hingegen und auch bei gewöhn-
lichen Inschristen diente die hieratische Schrift, welche die Hiero-
glyphenbilder nur in deutlichen Umrissen skizzierte. Später, man glaubt
zur Zeit Psametichs I., wurde eine noch einfachere Form, die Andeutung
des Bildes gewählt, und diese Schrift, die sogenannte d emo tische,
diente für den gewöhnlichen Gebrauch.
Baukunst.
§ 49. Am ausgezeichnetsten sind die Bauten der Aegyptier.
Die jährliche Ueberschwemmung des Landes nöthigte sie ihre Städte
auf künstlichen Anhöhen anzulegen oder dieselben durch hohe und starke
Dämme zu schützen; sie mußten also messen und rechnen und große
Werke gemeinschaftlich aussühren. Gemeinschaftliche Arbeit gebot auch
das Bedürfniß, den Thalboden gleichförmig und hinlänglich zu bewässern,
sie mußten Gräben und Nebengräben, Dämme und Nebendämme auf-
führen, daher Aegypten seit uralter Zeit mit einem Netze von Gräben
und Dämmen durchzogen ist. Ein gewaltiges Werk bilden die Dämme,
welche die beiden Ufer des Nils in seiner ganzen Länge begleiten; sie
gestatten ihm die Ueberschwemmung eines bestimmten Landstrichs erst,
penn der Uferdamm an einer Stelle durchschnitten wird; sie verwehren
aber in gleicher Weise das alsbaldige Nückfließen des ausgetretenen
Wassers in das Strombett, wenn der Wasserstand sich wieder senkt.
Die Ueberschwemmung wurde also reguliert, was nicht einzelnen Orten
und Bezirken überlassen werden konnte, sondern immer unter der Lei-
tung der Landesregierung stehen mußte. Ein erstaunlicher Wasserbau
wird von den Griechen einem Pharao Möris zugeschrieben; oberhalb
Memphis wird nämlich das libysche Gebirge von einem engen Felsen-
thale durchbrochen, welches sich alsbald in ein mehrere Meilen im Durch-
messer haltendes Thalbecke» erweitert (heute el Fayum genannt). Aus
2*
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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12
Geschichte der alten Welt.
Nil in zwei Hauptarme und mehrere Nebenarme, welche sich in das
Meer oder in Strandseen ergießen (die Alten unterschieden sieben
Mündungen, von denen die kanopische im Westen und die pelusische im
Osten die bedeutendsten waren; heute behaupten diesen Rang die Mün-
dung von Rosette, ehemals die bolbitinische, und die von Damiette,
ehemals die phatmetische). Das Land zwischen den Mündungsarmen
und dem Meere nannten die Griechen wegen seiner dreieckigen Gestalt
Delta, mit welchem Namen man jetzt alle ähnlichen Mündungsgebiete
bezeichnet. Das Nildelta ist ungefähr 400 O Meilen groß, das Nilthal,
von der Spitze des Delta bis Syene, 92 Meilen lang und hat nur
ein einziges, wenige Quadratmeilen großes angebautes Seitenthal, das
Fayum (siehe unten).
§ 33. Aegypten ist demnach ein kleines Land und konnte keine
Volksmasse hegen, die sich mit der chinesischen oder indischen vergleichen
ließe (in seiner besten Zeit soll es sieben Millionen Einwohner gehabt
Bedeutung hüben); aber es ist außerordentlich fruchtbar und verdankt dies aus-
dcs Nils für schließlich dem N,l. Derselbe schwillt durch die tropischen Regen im
Aegypten. Gebiete seiner Queüflüsse so an, daß er langsam steigend allmälig den
größten Theil des ägyptischen Thalbodens überrieselt. Um die Som-
mersonnenwende hebt sich der Strom, Ende Septembers bis Mitte
Oktobers steht er am höchsten (in Mittelägypten 20—24' über dem
niedrigsten Stande), im November kehrt er in sein Bett zurück und in
den letzten Tagen des Mai liegt er am tiefsten. Der fette Thalboden
wird auf diese Weise nicht nur durch und durch getränkt, sondern auch
mit einer seinen Schichte Schlamms überzogen und dadurch gedüngt.
Ist er hinlänglich abgetrocknet, so wird die Saat ausgestreut und ober-
flächlich untergebracht. Getreide, Hülsenfrüchte, Flachs re. brauchen
zur Reife 3—4 Monate, daher wird noch eine zweite Kultur möglich,
die aber künstlich (z. B. durch Schöpfräder) bewässert werden muß. Von
Mittelägypten bis Syene begleiteten den Strom vor Zeiten unabsehbare
Reihen von Dattelpalmen, deren Früchte eine Hauptnahrung des Volkes
ausmachten. Wie im untern Euphrat wachsen auch im Nil Nym-
phäen (sogenannte Wasserrosen) mit eßbaren Wurzeln, außerdem der
Papyrus, eine Grasart, deren unterer Stengel wegen seines zucker-
haltigen Marks gegessen wurde, die aber ungleich wichtiger durch ihren
Bast war, aus dessen feinen Fasern ein sehr dauerhaftes Papier be-
reitet wurde.
^ Dagegen besitzt Aegypten keine eigentlichen Wälder, also auch kein
Bauholz, kein Eisen, wenig und schwer zu gewinnendes Kupfer, dochueber-
sluß an Salz, Natron und Salpeter, sowie an vortrefflichen Bausteinen.
Jas Reich der alten Pharaonen (bis 2178 v. Ehr.).
8 34. Das a lt ä g y p t i s ch e V o l k war von chamitischem Stamme,
rothbrauner Farbe, die untere Klasse schwärzlich und kraushaarig, nicht
groß, aber wohlgebaut und ausdauernd. Es lebte in seinem Nilthale
ägyp?. Aba" fast abgeschlossen; denn die ägyptische Küste des Mittelmeereö ist ge-
schloffenhcit. jährlich und besaß in alter Zeit keinen Hafen, daher die Schiffe in einen
Nilarm einfahren mußten, wenn sie mit den Aegyptiern verkehren
wollten. Das rothe Meer ist noch heute bei den Seefahrern verrufen,
sein afrikanisches Ufer fast ohne alles süße Wasser und steht mit dem
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
38
Geschichte der alten Welt.
Tempel wurde ausgeraubt, die goldenen Geräthe in den Baalstempel
geschickt, die ganze Stadt verbrannt, der Rest des streitbaren Volkes
nach Babylonien abgeführt.
Auch die andern abgefallenen Stämme, z. B. Moabiten und Edo-
miten unterwarf Nebukadnezar; nur Jnseltyrus konnte er trotz vieljäh-
riger Blokade nicht bezwingen, doch anerkannte es endlich die Ober-
hoheit des babylonischen Königs und bezahlte Tribut, eine babylonische
Besatzung nahm es aber nicht auf.
§ 99. Nachdem Nebukadnezar seinem Reiche ganz Syrien einver-
leibt hatte, schuf er auch große Werke des Friedens. Er grub den
Königskanal (jetzt Naharmalka), der den Euphrat mit dem Tigris ver-
band und die größten Flußschiffe trug, außerdem andere Gräben, die
nur zur Bewässerung bestimmt waren oder die Versumpfung niederer
Lagen verhindern sollten; bei Sepharvaim, oberhalb Babylon, ließ er
ein großes Becken ausgraben, welches bei der Anschwellung des Euphrat
die Ueberfülle des Flußwaffers aufnahm und dasselbe durch eine Reihe
von Kanälen in die Sümpfe und Seen am Ausflusse des Stromes führte,
bei niederem Wasserstande aber die Bewässerungsgräben speiste. Den
Kern des Reiches, die Ebene Schinear zwischen Euphrat und Tigris,
schützte er durch eine Mauer, welche bei einer Dicke von 20' und einer
Höhe von 100' von einem Strome bis zum andern reichte; sie hieß
die medische Mauer.
Die Stadt Babylon.
§ 100. Durch Nebukadnezar erhielt Babylon seinen vollen Um-
fang, seine unüberwindlichen Festungswerke und bewunderte Prachtbauten.
Ihm verdankte der Stadttheil auf dem östlichen Ufer des Euphrat seine
Gründung, so daß Babylon (nach Herodot) ein Viereck von 480 Sta-
dien Umfang bildete, das von einem tiefen ausgemauerten Graben, der
aus dem Euphrat gefüllt werden konnte, und einer Mauer von 200 Ellen
Höhe und 50 Ellen Breite umschlossen war, mit 250, die Mauer um
10 Ellen überragenden Thürmen und 100 ehernen Thoren, so daß die
alte Kriegskunst mit Gewalt gegen Babylon nichts auszurichtcn ver-
mochte. Beide Stadttheile verband Nebukadnezar durch eine Brücke und
sicherte die Ufer des Flusses durch steinerne Dämme; zum Flusse hinunter
führten auf beiden Ufern große Treppen, die nachts durch Thore ge-
schloffen wurden. Aus der Ostseite erbaute er einen neuen Königspalast,
der 30 Stadien cinnahm und von einer gewaltigen Backsteiumauer um-
geben war, mit bemalten Gypsplattcn bekleidet, welche Schlachten
und Jagden darstellten. Zu diesem Palafte gehörten die sogenannten
hängenden Gärten, die 400' lang und breit in Stufen, welche auf
Mauern ruhten, vom Euphrat bis zu 130' senkrechter Höhe anstiegen.
Er restaurierte den großen Tempelthurm des Bel; derselbe erhob sich
hinter einem großen Vorhof auf einer viereckigen Unterlage in acht
verjüngten Stockwerken bis 000' Höhe, zu welcher man auf einer mit
Absätzen und Ruhepunkten versehenen außen herumlaufenden gewun-
denen Treppe gelangte.
Bildung und Gesittung.
§ 101. Die Chaldäer (mit welchem Namen man in späterer
Zeit die babylonischen Priester und Gelehrten bezeichnete, in der Bibel
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Extrahierte Personennamen: Nebukadnezar Nebukadnezar Nebukadnezar Herodot Ellen
Höhe Nebukadnezar
Die Griechen.
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tolr'en, Doris, Lokris (in zwei getrennten Theilen, das ozolische am
korinthischen Meerbusen, das epiknemidische und opuntische an der euböi-
schen Meerenge), Phokis, Böotien, Attika, Megaris.
8 130. Zu Mittelgriechenland müssen wir auch die Insel Euböa
(Negroponte) rechnen, die sich 22 Meilen lang und durchschnittlich
3 Meilen breit der Küste von Hellas gegenüber lagert; sie ist von der-
selben durch einen schmalen Sund getrennt, der sich als Euripus bis
auf 200' verengt, so daß über denselben in alter Zeit eine Damm-
brücke mit einem Durchlaß für große Schiffe führte. Euböa war
weidereich (daher der Name) und hatte fruchtbare Küstenebenen; das
Gebirge (über 5000' ansteigend) lieferte Kupfer und ausgezeichneten
Marmor. Die Stadt Chalkis am Euripus galt als einer der Schlüssel
zu Mittelgriechenland.
c) Der P eloponnes. Das heutige
§ 131. Der Peloponnes, ungefähr 400 O Meilen groß, ist die aus- Morea.
gebildetste Halbinsel der Erde, durch die Golfe (saronischer, argolischer,
lakonischer, messenischer, kyparissischer, kyllenischer, korinthischer) so ge-
staltet, daß man ihn von jeher mit einem Maulbeer-, Platanen- oder
Rebenblatte verglich; mit Hellas hängt sie durch den Isthmus von Ko-
rinth zusammen, indessen ist der korinthische Meerbusen überall gefahr-
los zu überschiffen und zudem zwischen Rhion und Antirhion nur
% Stunde breit. Ihr Kern ist das Hochland Arkadien, dessen
tiefste Landschaften, geschlossene Thalebenen, in denen die Gebirgsbäche
stagnierende Seen bilden, noch 2000' über dem Meere liegen; das
nördliche Randgebirge erreicht im Kyllene 7310' Höhe, das östliche
im Artemisius 5455', im Parthenius 3746', das westliche im
Lykäus 4371'; die meisten Thäler münden in das des Alp Heus,
welcher den gesammelten Wasserschatz in den kpparissischen Meerbusen
ergießt.
§ 132. Den nördlichen Abfall des arkadischen Gebirges mit schma-
ler Küstenebene nahm Achaja ein, an welches sich östlich die Gebiete
von Sikyon, Phlius und Korinth anschlossen; den westlichen minder
steilen Abfall mit breiter, sehr fruchtbarer Küstenebene Elis. Der
nach Osten auslaufende Gebirgszug (Artemisius, Lyrkeus) bildet die
felsige, trockene Halbinsel Argolis mit vortrefflichen Häfen, den
Gebieten der Städte Argos, Epidaurus, Hermione, Trözene.
Gegen Süden laufen der Parnon und der 7416' erreichende Tay-
getus; sie endigen in den Vorgebirgen Male« und Tänarum und bil-
den die lakonische Halbinsel mit dem 9 Meilen langen Thale
des Eurotas, der von dem Gebiete des Alpheus nur durch eine Hoch-
fläche getrennt ist. Auf der anderen Seite des Taygetus und zwischen
den Ausläufern des Lykäus erstreckt sich das Thal des Pamisus,
der Garten der messenischen Halbinsel, deren westliche Küstenebene durch
den Nedabach von der elischen getrennt ist.
!l. Die Inseln.
8 133. Griechenland hatte nur wenige Landschaften, die nicht un-
mittelbar an das Meer stießen und der Verkehr vermittelte sich
zwischen den meisten leichter zu Schiffe, als auf dem durch die vielen
Gebirge erschwerten Landwege. Die Griechen mußten daher frühe mit
der See vertraut werden und sich in größere Entfernungen um so
Bumüllcr, Weltg. a
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