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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 148

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
148 X. Aus der Frankfurter Nationalversammlung. muß alle deutschen Ländergebiete zusammenfassen. Das ist eine stümperhafte Einheit, die ein Dritteil der deutschen Länder außerhalb der Einigung läßt. Daß es schwierig ist, Österreich mit dem übrigen Deutschland zu vereinigen, wissen wir alle; aber es scheint, manche nehmen es auch zu leicht, auf Österreich zu verzichten. Manchmal, wenn in diesem Saale österreichische Abgeordnete sprachen und wenn sie gar nicht in meinem Sinne redeten, war mir doch, als ob ich eine Stimme von den Tiroler Bergen vernähme oder das adriatische Meer rauschen hörte. Wie verengt sich unser Gesichtskreis, wenn Österreich von uns ausgeschieden ist! Die westlichen Hochgebirge weichen zurück, die volle und breite Donau spiegelt nicht mehr deutsche User. Es genügt nicht, staatsmännische Pläne auszusinueu und abzumessen, mau muß sich in die Anschauung, in das Land selbst versetzen, man muß sich vergegenwärtigen die reiche Lebensfülle Deutsch-Österreichs. Welche Einbuße wir an Macht, an Gebiet, an Volkszahl erleiden würden, das ist hinreichend erörtert, ich füge nur eins bei: Deutschland würde ärmer um alle die Kraft des Geistes und Gemütes, die in einer Bevölkerung von acht Millionen lebendig ist. Ich glaube, meine Herren, daß, wenn wir mit einem Bundesstaat ohne Österreich nach Hause kommen, unser Werk nicht überall wird gelobt werden; ich glaube dies namentlich von dem südlichen Deutschland sagen zu können, wo zwischen der dortigen Bevölkerung und der österreichischen eine nahe Verwandtschaft der Kulturanlagen und der geschichtlichen Erinnerungen obwaltet. Schonen Sie, meine Herren, das Volksgefühl! Ich werde gegen meinen Landsmann, der vor mir gesprochen hat, keinen Bürgerkrieg führen, aber ich glaube doch sagen zu körnten, daß auch meine Gesinnung in dieser Beziehung nicht in der Luft hängt. Wir wollen, meine Herren — gestatten Sie zum letztenmal — einen Dombau; wenn unsere alten Meister ihre riesenhaften Münster aufführten, der Vollendung des kühnen Werkes ungewiß, so bauten sie den einen Turm und für den anderen legten sie den Sockel — der Turm Preußen ragt hoch auf, wahren wir die Stelle für den Tnrm Österreich! Der Turmspitzen haben wir freilich eine große Zahl, ich will mich anders fassen. Mitten in der Zerrissenheit dieser Versammlung war mir das ein erhebendes Gefühl, daß, so sehr wir uns oft gegeneinander aufbäumen, wir dennoch durch das nicht mehr zu brechende, im Volksbewußtsein gefestigte Gebot der deutschen Einheit wie mit eisernen Banden zusammengeschmiedet sind; trennen Sie Österreich ab, so ist das Band zerschlagen. Zum Schlüsse, meine Herren, verwerfen Sie

2. Geschichtliches Lesebuch - S. 163

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
X. Aus der Frankfurter Nationalversammlung. 163 jetzt die Nationalversammlung zur Einheit und zu kräftigem Beschluß nicht gelangt, wer mag dann die Gefahren bezweifeln, denen wir entgegengehen? Wird dann nicht die Mode des Oktroyierens der Ver-safsnngen auch an uns kommen? unser ganzes Werk, welches mit einem Beschlusse von uns zu einer Grundlage für die Einheit und Freiheit Deutschlands auf lange Zeiten gemacht werden wird, aus-eiuauderstäubeu in die Winde, wenn wir ohne diesen Beschluß auseinandergehen? — Wenn aber Männer da sind, die die Gefahren nicht sehen bei dein hereinbrechenden Kriege von Dänemark, vielleicht von Dänemark und Rußland, bei dem großen Unglücke, das uns droht durch die Nichtvereinignng mit Österreich, die da noch zweifelhaft sind, ich würde sie nicht überzeugen; aber meine Herren, warten Sie nicht, bis fremde Quartiermeister vor unserer Thüre stehen, wenn Sie das Vaterland schützen und retten wollen! Wenn wir zu lange bedenken und zaudern, dann werden die Gefahren über uns und das Wohl des Vaterlandes verderblich hereinbrechen, und wir werden das Unheil nicht mehr abwenden, wir werden aber die Ehre verloren haben in Deutschland und Europa! Man wird sagen, wir, die deutsche Nation, haben die Elite unserer Männer geschickt, um das Verfassungswerk zustande zu bringen, um das Vaterland zu retten und zu bewahren; sie aber haben schöne Worte gemacht, haben geredet, geträumt, gezögert, gezankt und nichts zustande gebracht! Meine Herreu! Lassen Sie mich für meine Überzeugung wenden an die in verschiedenen Fraktionen des Hauses vorherrschenden Ansichten. Giebt es Republikaner in diesem Hause? Können die Republikaner wünschen, daß unser Verfassungswerk und unsere Versammlung zerstiebe? Ich glaube, nein. Ich habe früher einmal es auf dieser Tribüne und mit ehrlicher Überzeugung gesagt: es kann eine Zeit kommen, wo ich selbst mir einen Platz auf der Linken erbitte, wo ich selbst mich zu denen bekenne, die die Republik wollen; denn keiner Form — ich habe das bewiesen in Beziehung ans die verschiedenen Anträge in betreff der Oberhauptsfrage —, keiner Form und keinem Fürsten auf Erden habe ich meine Überzeugung für des Vaterlandes Wohl und Ehre verschworen; ich werde thun, was das Vaterland rettet, was die Einheit des Vaterlandes, seine Kraft, Macht und Ehre nach außen schützt, und diesem Gedanken werde ich jede Form unterordnen. Aber, meine Herren, wann ist die Möglichkeit, daß eine Republik in Deutschland entstehe? Eine Republik ist unseren Neigungen, Sitten, Gewohnheiten, unseren Vorstellungen von dem li*

3. Geschichtliches Lesebuch - S. 148

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
148 X. Aus der Frankfurter Nationalversammlung. muß alle deutschen Ländergebiete zusammenfassen. Das ist eine stümperhafte Einheit, die ein Dritteil der deutschen Länder außerhalb der Einigung läßt. Daß es schwierig ist, Österreich mit dem übrigen Deutschland zu vereinigen, wissen wir alle; aber es scheint, manche nehmen es auch zu leicht, auf Österreich zu verzichten. Manchmal, wenn in diesem Saale österreichische Abgeordnete sprachen und wenn sie gar nicht in meinem Sinne redeten, war mir doch, als ob ich eine Stimme von den Tiroler Bergen vernähme oder das adriatische Meer rauschen hörte. Wie verengt sich unser Gesichtskreis, wenn Österreich von uns ausgeschieden ist! Die westlichen Hochgebirge weichen zurück, die volle und breite Donau spiegelt nicht mehr deutsche Ufer. Es genügt uicht, staatsmäuuische Pläne auszusinnen und abzumessen, man muß sich in die Anschauung, in das Land selbst versetzen, man muß sich vergegenwärtigen die reiche Lebensfülle Deutsch-Österreichs. Welche Einbuße wir an Macht, an Gebiet, an Volkszahl erleiden würden, das ist hinreichend erörtert, ich füge nur eins bei: Deutschland würde ärmer um alle die Kraft des Geistes und Gemütes, die in einer Bevölkerung von acht Millionen lebendig ist. Ich glaube, meine Herren, daß, wenn wir mit einem Bundesstaat ohne Österreich nach Hause kommen, unser Werk nicht überall wird gelobt werden; ich glaube dies namentlich von dem südlichen Deutschland sagen zu können, wo zwischen der dortigen Bevölkerung und der österreichischen eine nahe Verwandtschaft der Kulturanlagen und der geschichtlichen Erinnerungen obwaltet. Schonen Sie, meine Herren, das Volksgefühl! Ich werde gegen meinen Landsmann, der vor mir gesprochen hat, keinen Bürgerkrieg führen, aber ich glaube doch sagen zu können, daß auch meine Gesinnung in dieser Beziehung nicht in der Luft hängt. Wir wollen, meine Herren — gestatten Sie zum letztenmal — einen Dombau; wenn unsere alten Meister ihre riesenhaften Münster aufführten, der Vollendung des kühnen Werkes ungewiß, fo bauten sie den einen Turm und für den anderen legten sie den Sockel — der Turm Preußen ragt hoch auf, wahren wir die Stelle für den Turm Österreich! Der Turmspitzen haben wir freilich eine große Zahl, ich will mich anders fassen. Mitten in der Zerriffenheit dieser Versammlung war mir das ein erhebendes Gefühl, daß, so sehr wir uns oft gegeneinander aufbäumen, wir dennoch durch das nicht mehr zu brechende, im Volksbewußtsein gefestigte Gebot der deutschen Einheit wie mit eisernen Banden zusammengeschmiedet sind; trennen Sie Österreich ab, so ist das Band zerschlagen. Zum Schlüsse, meine Herren, verwerfen Sie

4. Geschichtliches Lesebuch - S. 163

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
X. Aus der Frankfurter Nationalversammlung. 163 jetzt die Nationalversammlung zur Einheit und zu kräftigem Beschluß nicht gelangt, wer mag dann die Gefahren bezweifeln, denen wir entgegengehen? Wird dann nicht die Mode des Oktroyierens der Verfassungen auch au uns kommen? unser ganzes Werk, welches mit einem Beschlusse von uns zu einer Grundlage für die Einheit und Freiheit Deutschlands auf lauge Zeiten gemacht werden wird, auseinanderstauben in die Winde, wenn wir ohne diesen Beschluß auseinandergehen? — Wenn aber Männer da sind, die die Gefahren nicht sehen bei dem hereinbrechenden Kriege von Dänemark, vielleicht von Dänemark und Rußland, bei dem großen Unglücke, das uns droht durch die Nichtvereinigung mit Österreich, die da noch zweifelhaft sind, ich würde sie nicht überzeugen; aber meine Herren, warten Sie nicht, bis fremde Quartiermeister vor unserer Thüre stehen, wenn Sie das Vaterland schützen und retten wollen! Wenn wir zu lange bedenken und zaudern, dann werden die Gefahren über uns und das Wohl des Vaterlandes verderblich hereinbrechen, und wir werden das Unheil nicht mehr abwenden, wir werden aber die Ehre verloren haben in Deutschland und Europa! Man wird sagen, wir, die deutsche Nation, haben die Elite unserer Männer geschickt, um das Verfafsungswerk zustande zu bringen, um das Vaterland zu retten und zu bewahren; sie aber haben schone Worte gemacht, haben geredet, geträumt, ge’ zögert, gezankt und nichts zustande gebracht! Meine Herren! Lassen Sie mich für meine Überzeugung wenden an die in verschiedenen Fraktionen des Hauses vorherrschenden Ansichten. Giebt es Republikaner in diesem Hause? Können die Republikaner wünschen, daß unser Versassungswerk und unsere Versammlung zerstiebe? Ich glaube, nein. Ich habe früher einmal es auf dieser Tribüne und mit ehrlicher Überzeugung gesagt: es kann eine Zeit kommen, wo ich selbst mir einen Platz auf der Linken erbitte, wo ich selbst mich zu denen bekenne, die die Republik wollen: denn keiner Form ich habe das bewiesen in Beziehung aus die verschiedenen Anträge in betreff der Oberhauptsfrage —, feiner Form und feinem Fürsten auf Erden habe ich meine Überzeugung für des Vaterlandes Wohl und Ehre verschworen; ich werde thun, was das Vaterland rettet, was die Einheit des Vaterlandes, seine Kraft, Macht und Ehre nach außen schützt, und diesem Gedanken werde ich jede Form unterordnen. Aber, meine Herren, wann ist die Möglichkeit daß eine Republik in Deutschland entstehe? Eine Republik ist unseren Neigungen, Sitten, Gewohnheiten, unseren Vorstellungen von dem li*

5. Vorbereitung zur WeltGeschichte für Kinder - S. 72

1800 - Göttingen : Vandenhoek und Ruprecht
72 Kap. Hl. §. Z5. tausenden, die etwas neues Nützliches ausfpeculiren: das sind wichtige Leute in der Welt« und Menfchengeschichte, man nennt sie Erfinder. Und wenn sie das, was sie erfunden haben, nicht neidisch für sich behalten, sondern es auch ihren Mitmenschen weisen: so hei- ßen sie Lerer des menschlichen Ge- schlechts (nicht Gelerre, das ist ganz was anders). Z. Ex. Es war eine Zeit, da die Menschen noch nichts von Feuer wuß. Len: folglich mußten ße alles roh essen, | mußten bei Nacht im Dunkeln sitzen, mußten bei der Kälte frieren, und konn- ten keine Messer machen. Nun zünde- te einst, stell ich mir vor, der Blitz ei- nen Baum auf freiem Felde an: in der Nähe M

6. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 293

1865 - Göttingen : Deuerlich
293 eben so schnell wieder erneuert wurde. Beutemachen war wohl meistenteils der Zweck der Kriege, Verheerung und Plünderung des feindlichen Landes stets damit verbunden und Vieh und Leib- eigene der Hauptgewinn jedes Kampfes. War ein Stamm zu schwach, um sich mit dem mächtigen Nachbar zu messen, so wanderte er aus, verdrängte wieder andere aus ihren Wohnsitzen oder zog ganz über des Vaterlandes Grenzen, um auf fremdem* Boden sich Buhe zu erkämpfen, wohin auch oft grössere Frucht- barkeit des Auslandes rufen mochte. Mächtige Fürsten und Kö- nige gab es in Deutschland nicht. Reichthum, Muth, Tapferkeit und kluger Bath in der Versammlung der Gemeinde oder des ganzen Stammes gab allein Ansehen. Dadurch wurden einzelne Männer oder deren Familien hochgeachtet und berühmt. An sie schlossen sich andere an, und so wie man darnach strebte, zum Gefolge und zu den Kampfgenossen eines tapferen Helden zu gehören und für ihn in der Schlacht Blut und Leben aufzuopfern, so gereichte es natürlich auch dem Helden selbst zur Ehre, ein zahlreiches Gefolge kampflustiger Männer um sich zu haben, und unter ihnen an Muth und Tapferkeit der Erste zu sein. Das waren die Fürsten (Vordersten, Ersten) der alten Deutschen. Gebietende Herren waren sie nicht, wenn gleich aus ihnen die einzelnen Stämme oft Könige wählten; nur im Kriege galt ihr Wort als Befehl, wenn sie als Anführer gemeinschaftliche Feld- züge leiteten. Sollte ein Gesetz gegeben, ein Beschluss gefasst, ein Anführer gewählt werden, so beriethen alle freien Männer die Angelegenheiten in gemeinschaftlicher Versammlung. — Die Deutschen waren zur Zeit Christi noch völlig roh; sie kannten keine Schrift, keine Münzen, keine Handwerke, keinen Handel, kurz, keine Beschäftigung des gebildeten Menschen. Eben so wenig gebildet war ihre Gemüthsart; sie besassen noch alle gu- ten und schlechten Eigenschaften roher Nationen. Kampf-, Spiel- end Trunksucht und Hang zum Müssiggango warf man ihnen vor; rühmend gedenken die Römer atyyr auch ihrer einfachen Lebens- weise, ihrer Treue, ihres geraden, von aller Falschheit entfernten Sinnes, ihrer Gastfreiheit, ihrer Vaterlands- und Freiheitsliebe, daneben ihrer züchtigen Sitten, ihrer Unerschrockenheit und Ta- pferkeit. Die Religion der Deutschen war Heidenthum. Sie ver- ehrten verschiedene Götter, denen sie in Wäldern unter heiligen Bäumen Opfer, wohl auch Menschenopfer, brachten und deren Priester, die zugleich Wahrsager waren, in grossem Ansehen standen. Eine Hauptgottheit hiess Wodann oder Odin (Allvater). 127. Die Hermannsschlacht. Die mächtigen Römer hatten um die Zeit der Geburt Christi das Land zwischen dem Rhein und der Weser besetzt, betrachteten es als ihr Eigenthum und behandelten es als solches. Die römischen Legionen be- fehligte zu der Zeit Quinetilius Varus. Der saß unter den Germanen

7. Im alten Reich - S. 5

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 5 — herangeschritten. Die Bäume zerbrachen wie Streichhölzer, die Läufer knickten zusammen, als wären sie von Papier. And ach ©off, da unten kommt noch ein Zug heran, und drüben auf der Nebenstraße noch einer — Freunde, Landsleute, rettet euch, - da ist es heran. Ameisen kriechen im Sande, und es wird ein Schwall Wasser ausgegossen, und sie sind fort — weggerissen, überspült, verschwunden. So sind die Menschen hinweggerissen, die noch eben da ihre Rettung verspätet suchten. Die himmlischen fegten sie hinweg von der Männererde. Und schon ist das Meer heran, brüllt zu unsern Füßen, spritzt uns seine Fetzen ins Gesicht. Da wenden wir uns um und tauchen unter in dem wandernden Volke. Nach Süden, der Sonne entgegen. Cimbern waren es, die so aus ihrer Leimat aufgescheucht wurden. Die Sturmslut hatte Inseln verschlungen und Landengen zerrissen und Deiche überspült und ein Land in Meer verwandelt. Da zogen sie aus, Tausende, Lunderttausende. Sie kamen an die Elbe und die Elbe entlang; wo jetzt Dresden liegt, mögen sie eingetreten sein ins Elbsandsteingebirge und hindurch nach Böhmen und aufwärts die Moldau entlang zu den Alpen. Straßen haben sie wenig gefunden. Meilenweite Wälder ohne eine menschliche Wohnung. Städte nicht eine einzige. Löchstens Dörfer. Aber diese nicht eine Straße zusammen, sondern in Gehöften zerstreut, wie es auch ihre eigne Sitte war. Und wenn ihnen dann an einem Flußübergang oder an einem Grenzwall Menschen entgegentraten, verwundert, erschrocken über das heranziehende Volk, dann waren diese Männer gewassnet wie sie selbst, trugen das lange, blonde Laar und die wilden Tierhelme wie sie selbst und waren riesige Gestalten wie [sie selber. Und wenn sie nun fragten nach Brotkorn oder nach Weideplätzen, dann klangen wohl die Worte der Antwort etwas anders, als ihre eigne Sprache, aber man verstand sich doch. Und wenn sie des Abends ein Lager schlugen, die Wagen im Ring zusammenschoben zu einer Art Mauer und holten die Fässer voll Met, voll schäumenden Lonigbiers von den Wagen, um mit den Einheimischen ein friedliches Verbrüderungsfest zu feiern, und die Priesterin in langem Gewände trat herzu, ein Roß wurde als Opfer geschlachtet, das Blut in einer Schale für Wodan ausgegossen, das Fleisch als herrlicher Braten von den Kriegern verzehrt, dann sahen sie, daß die Einheimischen diese Sitten natürlich fanden und daß ihnen dieselbe Speise schön schmeckte wie ihnen selbst an der Nord-

8. Im alten Reich - S. 18

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 18 — welschten die da miteinander, und er stand dabei und konnte nicht einmal verstehen, was sie sprachen, und plötzlich war er verurteilt, er wußte nicht, wie ihm geschah. Da sahen die Deutschen, daß die als Brüder zusammengehören, die eine und dieselbe Sprache sprechen, und daß die Muttersprache es ist, was das Volk zusammenbindet. Und sie spürten es wohl, daß die andern deutschen Stämme, die Chatten oder die Thüringer oder die Sachsen, wenn sie auch von anderem Stamm waren, doch mit ihnen eine und dieselbe Sprache redeten und als Brüder ein Volk bildeten. Und sie hätten es wohl merken müssen, daß die, die als Brüder zu einem Volk gehören, sich auch zu einem Staat zusammenbinden müssen, damit sie einen Lerrn und ein Gesetz und einerlei Gericht haben, wie wir jetzt endlich in unserm Deutschen Reich. Aber sie waren das nun einmal nicht gewohnt und hatten immer als lauter Lausen getrennt für sich gelebt und waren noch zu stumpf und zu dumm, um zu merken, was ihnen fehlte. Da trat nun ein jo eit) unter ihnen auf, der sah es endlich ein, daß sie sich einmal zusammentun müßten und das Fremdenjoch abschütteln müßten und der Römerzeit ein Ende machen. Das war Äermann der Cherusker, der Befreier Deutschlands. Die Römer nannten ihn Arminius. Er war von edlem deutschen Geschlecht, eine Art Häuptling, der viele Äöfe und Knechte besaß und dem auch viele freie Deutsche anhingen. Er war in Rom erzogen; denn die römischen Feldherren schickten gern junge Edle aus den Germanen in die Kaiserstadt, damit sie dort die Pracht und die Macht des römischen Reiches recht im Kern sehen und Respekt davor kriegen sollten und es nachher zu Lause wiedersagen und den Leuten beibringen, daß hier aller Widerstand vergeblich und gute Freundschaft das allerbeste wäre. So hatte Äermann dort bei den Römern die fremde Sprache gelernt und die ganze römische Kriegskunst und hatte gesehen, wie die Römer durch Zusammenhalten, durch Befehlen und Gehorchen und eiserne Zucht so furchtbar viel fertig kriegten in der Welt und hatte es sich alles gemerkt und zum Äeil seines Volkes behalten. Er hatte aber als ein treuer deutscher Mann nicht die Römer mit ihrer Üppigkeit und Pracht, sondern die Deutschen mit ihrer Einfachheit und Treuherzigkeit und Kraft lieb behalten. Recht wie Mose erzogen wurde in aller Weisheit der Ägypter und diese Kunst dann gebrauchen wollte, um sein Volk frei zu machen, so tat auch Lermann der Cherusker.

9. Erziehender Geschichtsunterricht - S. 247

1912 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
247 nichts mehr zu sagen?" Da merkten sie schon, da der König unzufrieden mit ihnen war. Und er sagte: Mir will es anch nicht gefallen, da der Kaiser nach eurer Meinung garnicht wirklich mit dem Volk zusammen Gesetze geben soll und da das alles blo immer das Volk machen soll. Ein Kaiser, der nichts zu sagen hat, will ich nicht sein. Geht hin und macht ein ordentliches Gesetz, wonach der König ebensoviel zu sagen hat als das Volk, und vertragt euch mit den Fürsten, und macht, da die Fürsten mir die Kaiserkrone anbieten im Namen ihrer Völker, dann will ich mir es berlegen. Aber auf diese Weise geht es nicht." Da waren einige, die da meinten, wenn der König von Preußen nur wollte, dann ginge es schon. Da sagte der König: Ja, wit ihr auf welche Weise es ginge? Wenn ich einen Krieg darum führen wollte. Wie wir damals 1814 alle zusammen nach Frankreich hineinmarschierten, da wre es gegangen. Und wenn ich um die Kaiserkrone einen Krieg führen wollte wie Friedrich der Groe und dann vielleicht mit allen Deutschen nach Frankreich ziehen wie mein Vater, dann mchte es vielleicht gehen. Die deutsche Kaiserkrone wird nur auf dem Schlachtfelde gewonnen. Aber ich bin nicht Friedrich der Groe." Da wurden die Abgesandten sehr traurig, denn sie sahen, da sie sich umsonst bemht hatten und da Friedrich Wilhelm Iv. nicht Deutscher Kaiser werden wollte. Und im ganzen Lande erhob sich ein groes Weh-klagen und auch ein Schelten der den schwachen König. Aber es ist doch gut gewesen, da er damals so gehandelt hat. Er war wirklich nicht Friedrich der Groe, und er htte einen Krieg nicht so herrlich führen knnen, und die Deutschen htten sich nicht allesamt so fr ihn begeistern knnen, wie sie es fr Friedrich den Groen taten. Und das preuische Heer war auch noch garnicht sehr stark und nicht gut ausgebildet, und wenn sterreich sich gewehrt und mit Preußen einen Krieg gemacht htte um die Kaiserkrone, dann ist noch garnicht sicher, ob Preußen nicht be-siegt worden wre. Und die Fürsten wren doch alle bse auf ihn ge-Wesen, da er der sie was zu sagen haben wollte, und sie hatten es ihm garnicht angeboten. Die Nationalversammlung aber dachte: Gut, die Preußen wollen nicht, so wollen wir einmal sehen, ob wir das Deutsche Reich nicht allein regieren knnen und es mit den sterreichern versuchen." Gleich im Anfang hatten sie einen Reichsverweser gewhlt, nmlich den Erzherzog Johann von sterreich, der sollte das Reich regieren, bis wirklich ein Kaiserreich zustande kme. Und weil dies nun doch ein sterreicher war, so hatten sich sterreich und der Bundestag, der ja immer am meisten
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