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1. Vorbereitung zur WeltGeschichte für Kinder - S. 92

1800 - Göttingen : Vandenhoek und Ruprecht
92 Kap. Iii. §. 37* morben und sengen wollte: wie würde e- da dem ganzen Dorf ergehen? Nun haben zwar alle Familien ver- sprochen, sich einander im Notfälle treu« lich beizustahen. Aber wenn sie auch alle zusammen liefen: so muß doch, wie Lei einer Feuersbrunst, Einer seyn, der alles commandirt, Ordnung hält, und einem jeden sagt/^rvas..«r zu seiner und andrer Rettung tun müsse. Dieser , Mann wird der Anfürer, der Beschüt- zer , gemnnti Wem nun ein Unglück dräut, der meldet es ihm, so wendet dieser es ab. Oder wenn das Unglück schon geschehen ist; jo klagt ers dem Be- schützer, der Hilst ihm, oder sorgt wenig- stens, daß das Unglücks ein andermal nicht wieder komme. Von

2. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 138

1865 - Göttingen : Deuerlich
138 10) Falle andern mit deinem öftern Besuche nicht beschwcrlicb, und verweile nicht zu laiiae bei ihnen; die Zeit, die dn dem thätige» Manne dadurch raubst, ist das Evelste, was d» ihm nehmen kannst. Ehe dn ins Zimmer trittst, klopfe mit dem Finger a» die Thür und warte, bis „herein" gerufen wird, damit du nicht unerwartet störest. 11) Ueberhanpt zweige im Aeußern, und selbst bei Kleinigkeiten, daß dn ge- fällig und liebevoll bist. Auch gegen den Geringsten muß man höflich sein Es bedarf der wirklich Liebevolle nur weniger Regeln der Höflichkeit, denn diese sind bei ihm alle in oem Denkspruche enthalten: Was dn nicht willst, daß man dir thue, daß thue auch einem andern nicht. >2) Jedoch hüte dich, jemandem ein liebevolles Herz zu bezeigen, ohne es zu haben. Das thut bloß der Heuchler. Eö ist sehr niedrig, etwas zu versprechen, mit dem Vorsähe, es nicht zu halten; oder boshafte Anschläge zu entwerfen, während man Liebe und Achtung auf der glatte» Zunge und kn dem Gesicht hat. Dies ist eine falsche Höflichkeit welche alle Verachtung verdient. 223. Was heißt schmollen - August hatte eine große Untugend, das Schmollen oder Maulen, an sich; denn wenn er von jemand beleidigt zu sein glaubte, so war er viele Tage lang unfreundlich und mürrisch, sprach kein Wort mit ihm, antwortete auch nicht, wenn man ihn fragte, und sahe so finster aus, als ob er alle Augenblicke um sich schlagen wollte. Nach langer Zeit war er erst wieder gesprächig und freundlich. Er betrug sich aber nicht nur so unartig gegen seine Geschwister und Spielkameraden, sondern auch sogar gegen seine Aeltern, wenn er von ihnen wegen eines Fehlers bestraft worden war. Um ihm nun diese Unart abzugewöhnen, befahl der Vater allen im Hause, wenn August auf diese Art schmollte ober maulte, so sollten alle eben so gegen ihn sich betragen, und wenn er alsdann aufhörte, so sollten sie gerade noch ein Mal so lange mit ihm schmollen, als sein unfreundliches Wesen gedauert hätte. Als dies einige Mal geschehen war, lernte er die Häßlichkeit seines Fehlers einsehen und besserte sich. 224. Der junge und der alte Hund. Ein Junker hielt sich ein Paar Hunde, es war ein Pudel und sein Sohn. Der junge, Namens Pantalon, vertrieb dem Herrchen manche Stunde. Er konnte tanzen, Wache stehn, den Schubkarren ziehn, ins Wasser gehn, und alles dieses aus dem Grunde. Der schlaue Fritz, des Jägers Kind, war Lehrer des Pantalon gewesen, und dieser lernte so geschwind, als mancher Knabe kaum das Lesen. — Einst fiel dem klei- nen Junker ein, es müsse noch viel leichter sein, den alten Hund gelehrt zu machen. Herr Schnurr war sonst ein gutes Vieh, doch seine Herr- schaft zog ihn nie zu solchen hochstudirten Sachen; er konnte bloß das Haus bewachen. Der Knabe nimmt ihn vor die Hand und stellt ihn aufrecht an die Wand; allein der Hund fällt immer wieder auf seine Vorderfüße nieder. Man rufet den Professor Fritz, auch der erschöpfet seinen Witz. Umsonst! es will ihm nicht gelingen, den alten Schüler zu bezwingen. Vielleicht, sprach Fritz, hilft hier der Stock. Er holt den Stock, man prügelt Schnurren, doch bleibt er steifer als ein Bock, , und endlich fängt er an zu knurren. „Was wollt ihr?" sprach der

3. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 13

1865 - Göttingen : Deuerlich
13 thcs Band, knüpfte es an ihr Bette und sagte zu sich selbst: „So oft ich dies Band sehe, will ich mich meines Schwurs erinnern." — Sie lebte zu ihres Mannes Freude und brachte Glück und Segen über ihr Haus. 21. Aberglaube, wie er noch oft vorkommt. Ein Kind von 8 Jahren bekam einst Ausschlag über den gan- zen Körper. Statt daß die Eltern nun hätten mit einem vernünf- tigen Arzte sprechen sollen, nahmen sic zu allerhand Zaubermitteln, die von den Nachbarn angepriesen wurden, ihre Zuflucht, so lange, bis das arme Kind mit beiden Augen blind und für sein ganzes Leben unglücklich geworden war. Ein anderes Kind bekam einen Schaden aus heiler Haut, wie man zu sagen Pflegt. Die Eltern ließen sich von einer alten Frau bereden, die Wunde, mit einem sogenannten Zohanniöhölzchen (ei- nem Holze, welches am Johannistage von einem Baume geschnit- ten ist) zu berühren und glaubten nun, daß dadurch allein, ohne andre Mittel, das Kind geheilt werden würde. Indessen wurde die Wunde immer schlimmer und endlich schlug der kalte Brand dazu. Als mail nun einen Arzt holte, war cs zu spät; das Kind mußte jämmerlich sterben. Die Kühe eines Landmannö waren einst sämmtlich, von einer Krankheit befallen, so daß die Milch derselben sehr mager war, ganz blau aussah und keine Butter geben wollte. Statt nun ei- nen Thierarzt zu Nathe zu ziehen, schickte man eiligst zu einem al- ten Schäfer, der in der ganzeil Gegeild als ein Wnndermann be- rühmt war. Dieser kam und suchte nun durch ein Gemurmel voil unverständlichetl Worten lind durch allerhand närrische Geberden die Krankheit zu vertreiben. Nachdem alles geschehen, ließ er sich gut bezahleil, versicherte wie Heilung und ging. Die Sache aber blieb, wie sie war, lind der Bauer mußte doch endlich, llachdenl er zil feinem großen Schadeil noch lange ans Besserilng gewartet hatte, andere Hülfe suchen. Eines Abends kam zll einem Bürger in N. ein fremd ausse- hender, wunderlich gekleideter Mann und versicherte, alles Silber- geld, was im Hanse sei, in Goldgeld verwandeln zu können. Der Bürger dachte, der Vortheil sei ivahrznuehmcu und langte dazll ci- neil Beutel mit harten Thalern her. Nachdem allerhand Mittel in Anwendung gebracht worden waren, wurde das Geld in einen ir- denen Topf gethan, dieser versiegelt und sollte nun so 24 Stnndeil stehen bleiben. Nach Ablauf dieser Zeit fanden sich in dem Topfe lauter Steine. Das Geld war heimlich entweubet worden. Eine abergläubische Magd wollte durchaus ihren neuen Dienst nicht an einem Montage antreten, weil sie der Meinung war, sie würde dann alles zerbrechen, was sie in die Hände nehme. Sie kam auch wirklich erst am Dienstage. Als sie nun nachher mit ihrer Frau in den Garten ging, hatte sie bei dem Säen und Pflan-

4. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 24

1865 - Göttingen : Deuerlich
24 jener das viele Geld nicht sehen möchte, das er Lei sich hatte, und suchte einige Stücke hervor; plötzlich aber schlug der Bettler ihn mit einem knotigen Stocke so heftig auf den Kopf, daß er betäubt zu Boden stürzte. Sogleich fiel der Thäter über ihn her, um ihm das Geld abzunehmen. Allein, des Schlachters beiden Hunde er- griffen ihn wüthend und schleppten ihn, schrecklich zugerichtet, in einen nahen Sumpf. Sodann kehrten sic zu ihrem Herrn zurück und beleckten ihm das Gesicht so lange, bis er ans der Ohnmacht erwachte. Nachdem er völlig wieder zu sich gekommen war, sein Geld noch vorfand und seinen- Weg fortsetzen wollte, hörte er in der Nähe ein ängstliches Wimmern. Er ging dem Blute nach und sah, daß seine Hunde sich wieder mit jenem Elenden herumzerrten. Sogleich sprang Schnell in beit Sumpf, jagte die Hunde fort imb zog den übel zugerichteten Thäter auf das Trockene, und nun erst fragte er ihn um jene mörderische That. Die äußerste Noth — so antwortete ihm dieser — trieb mich zu dieser Handlung. Der Mit- leidigen giebt es wenige und meistens werde ich mit Spott und Verachtung zurückgewiesen. — Der Schlachter antwortete ihm: Ich könnte dich mit Recht dem Gerichte als einen Mörder überliefern, ich will es aber nicht thun. Da, nimm das für deine Wunden, welche dir meine Hunde gemacht haben, und gehe deines Weges. — Mit diesen Worten gab Schnell seinem Mörder einige Thaler und verließ ihn mit dem' edlen Bewußtsein, feurige Kohlen auf sein Haupt gesammelt zu haben. 34. Wir sollen unsre Eltern nicht verachten, noch erzürnen. Es ist recht und wohl gesagt von weisen Leuten: Gott, den Eltern und den Lehrern kann man nimmer genugsam danken und vergelten. Leider wird aber gar oft erfüllt das gemeine Sprich- wort: ein Vater kann leichter 6 Kinder ernähren, als (> Kinder einen Vater. Man sagt ein Exempel von einem Vater, der über- gab seinen Kindern alle seine Güter, Hans, Hof, Accker und alle Bereitschaft, versah sich dessen zu seinen Kindern, sie würden ihn ernähren. Da er nun bei seinem ältesten Sohne eine Zeitlang war, wurde der Sohn sein überdrüssig ititb sprach: Vater, mir ist diese Nacht ein Knäblein geboren, und wo jetzt euer Armstnhl ist, soll seine Wiege stehen; wollt ihr nicht zu meinem Bruder ziehen, der eine größere Stube hat? — Da er nun eine Zeit lang bei dem andern Sohne gewesen war, wurde er auch sein müde und sprach: Vater, er hat gern eine warme Stube und mir thut der Kopf davon weh; will er nicht zu meinem Bruder gehen, der ein Bäcker ist? — Der Vater ging, und da er nun eine Zeit lang bei dem dritten Sohne gewesen war, wurde er auch diesem zur Last, daß er sprach: Vater, bei mir geht cs ein und aus, wie in einem Taubcnschlage, und du kannst dein Mittagsschläfchen nicht machen; willst du nicht zu meiner Schwester Käthe, die wohnt an der Stadt- mauer? Der Alte merkte, wie viel eö geschlagen hatte und sprach

5. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 99

1865 - Göttingen : Deuerlich
99 an ihre Thür, sie geht heraus zu ihnen; sie muß wissen, wer sie sind, wo sie wohnen, wie ihnen gründlich helfen ist. Wird sie Kinder ge- wahr, die ohne Vater und Mutter sind, ohne Heiniat, ohne Unterricht und Zucht, sie ruht nicht eher, als bis in eine Familie sie dieselben ein- geführt. Die Kranken sucht sie zu pflege», Verirrten geht sie nach, sie zurechtzuw'eisen, Gefallene ergreift sie, sie aufzurichten. König Georg Iii. von England und Hannooer hat auch innere Mission getrieben. Er war auf der Jagd und verfolgte mit großer An- strengung einen Hirsch. Endlich merkte er, daß sein Pferd müde wurde. Er ließ den Hirsch laufen, stieg ab und führte das Pferd am Zügel. Indem er langsam durch den Wald hinschritt, hörte er aus dem Dickicht ein durchdringendes Geschrei: „Ach, meine Mutter, meine Mutter! Gott erbarme sich meiner Mutter! Gott segne meine Mutter!" Der König band sein Pferd an einen Baum und ging der Stimme nach. Da fand er unter dem Schatten einer alten mächtigen Eiche eine Streu von Gras, zur Hälfte mit einer Art Zelt überdeckt. Auf der Streu lag ein Zigeunerweib von mittleren Jahren und rang mit dem Tode. Vor ihr knieete ihr achtjähriges braunes Töchterchen und betete um ihre Mut- ter, daß es einen Stein hätte erbarmen mögen. Während der König dem Jammer zusah, kam ganz außer Athem eine zweite Tochter gelaufen und brachte der Mutter Arzneien, die sie aus der Stadt geholt hatte. Sie grüßte den Fremden höflich, eilte zur Mutter, knieete neben ihr nie- der, küßte ihr die bleichen Lippen und brach in Thränen aus. Nun fragte der König diese ältere Tochter: "Was kann für euch gethan werden, liebes Kind?" Sic antwortete: „Ach, Herr, meine sterbende Mutter verlangt einen Geistlichen, der sie vor dem Tode belehren und mit ihr beten möchte. Ich lief diesen Morgen schon vor Tagesanbruch nach der Stadt und bat die Geistlichen; allein, ich konnte keinen mitbekommen, unl mit meiner Mutter zu beten." Da setzte sich der König von Groß- britanien auf ein Bündel Kleider, daö dalag, ergriff die Hand der sterbenden Zigeunerin, sprach ftu ihr von ihrer Sünde und von dem, der auch der Zigeuner Heiland geworden und für sie am Kreuze gestorben sei. Mit kurzem dringlichem Gebete empfahl er sie seiner Gnade. Das Weib verstand noch alles. Sie schöpfte Trost und Hoffnung aus seinen Worten. Ihr Auge blickte freudig, ihre Züge wurden mild, ein Lächeln fuhr über ihr Gesicht, wie die Sonur über daö dürre Herbstfeld. Mit diesem Lächeln verschied sie. Auf dem todten Antlitze thronte der Friede. ~ In diesem Augenbicke kamen einige von den Begleitern deö Königs, die ihn gesucht hatten. Er stand auf, gab den Kindern noch einiges Geld, versprach ihnen, sich ihrer anzunehmen, und wies auch sie hinauf zu ihrem Gotte und Heiland. Dann wischte er die Thränen vom Auge und bestieg sein Roß. 149. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erdcu. Wenn alles eben käme, wie du gewollt es hast, wenn Gott dir gar nichts nähme und gab dir keine Last: wie wärs da um^dein Ster- den, du Menschenkind bestellt? — Du müßtest schier verderben, so lieb wär dir die Welt! 5*

6. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 121

1865 - Göttingen : Deuerlich
121 185. Der Hengst und die Wespe. Eine kleine Wespe stach einen Hengst, er schlug darnach, doch die kleine Wespe sprach: Liebes Hengstchen, nur gemach! denn ich sitz am sichern Orte, glaube mir, du triffst inich nicht! Endlich giebt er gute Worte, und die kleine Wespe spricht: Sanftmuth findet stets Gebor, sieh nun stech ich dich nicht mehr. 186. Ilchlcmniithigc Kindesliebe. Ein Knabe war noch nicht acht Jahr, als ihn aufs nächste Dorf, wo eben Kirmess war, um auch einmal ihm eine Lust zu machen, der Vater mit zu Pferde nahm. Der Knabe, der vor- her nicht aus der Stube kam, sah lauter wunderbare Sachen. Neugierig war er von Natur: und das ist überhaupt den klei- nen Knaben eigen. Wie vielmal bat er nicht den Vater, ab- zusteigen, und ihm bald dies, bald das zu zeigen. Bald sah er eine grosse Flurj die war ihm schon ein Reich; ein Hügel, Pyrenäen; ihm waren Teiche grosse Seen; ein Birkenbusch ein ungeheurer Wald. Zum Unglück kam aus einem Bauergute ein grosser Pudelhund daher. Was ist das? sprach das Kind, das nie mit Fragen ruhte. Ach, rief der Vater aus: mein Sohn, ein Bär, ein Bär! — Umarme mich! ker lechzt nach unserm Blute! — Hier müssen wir des Todes sein. „Nein, sprach das Kind, mir fällt ein Mittel ein: gleich werfen Sie mich von dem Pferde; indem ich mich nun fressen lassen werde, so jagen Sie davon. Das wird Sie doch befreinj“ 0, welch ein Muth in scheinbaren Gefahren, für einen Knaben von acht Jahren. 187. Iler liebreiche Urinier. Fin Vater starb, und liess bei seinem Sterben drei Söhne seine Güter erben; nach kurzer Zeit kam Krieg in’s Land, und weit und breit gabs Mord und Raub und Wüsteneien. Zwei Brüder von den dreien verloren durch der Feinde Wuth ihr Haus und Hof und Hab und Gut. Der dritte hörts. Er sprach: Ich will den Segen, den ich, seit unser Vater starb, durch Glück gewann, durch Fleiss erwarb, zu dem geerbten Drittel legen; und dann — — Sie sollten elend sein? Sie, meine Brüder! Ich allein der Glückliche? Verarmte Brüder! Kommt, theilt von neuem. — Und sie theilten wieder. 188. Der kleine Gernegroß. War einst ein kleiner Gernegroß, fünf Jahre alt und ein halbes bloß. „Ei," — sprach er — „ich bin nicht mehr klein, ich kann gar wohl ein Herre sein." Er nimmt des Vaters Stock und Hut und läuft hinaus mit stolzem Muth und merkt es nicht, der kleine Tropf, daß halb im Hute steckt der Kopf. Und alle Leute bleiben stehn und lachend auf das Herrchen sehn: „(gi Hut, was hast du denn im Sinn? wo stallst du mit dem Jungen hin?" 6

7. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 246

1865 - Göttingen : Deuerlich
246 würde cs ihnen sehr schwer werden. So kam es denn auch, als sie zu einem Tischler in die Lehre gebracht wurden. Dieser war mit seinen Lehrlingen sehr strenge, und daher mußten die beiden Langeschläser viel Beschämung und harte Strafen erdulden, ehe ste sich daran gewöhnen konnten, früh und rasch aufzustehen. Nun gedachten sie oft an die gü- tigen Ermahnungen ihrer Mutter, und beweinten zu spät ihren Ungehor- sam. Als ste sich endlich daran gewohnt hatten, mit Aufgang der Sonne aufzustehen, wurden ste noch einmal so gesund und munter, als ste zu- vor gewesen waren, ^ind ihr Lehrmeister hatte sie nun recht lieb, denn ste waren tüchtige Arbeiter. 96. Vorsicht beim Baden. In B. hatten die meisten jungen Leute Luft zürn Baden. Sie gingen alle Tage gegen Abend in Gesellschaft nach einem Teiche. Einige konnten schwimmen. Diese wollten sich eines Tages, weil ein Fremder dabei war, als große Schwimmer zeigen, kleideten sich daher schnell aus, obgleich ste noch vom Gehen erhitzt waren, sprangen ins Wasser und durchschwammen den Teich mehrmals. Einem von ihnen rührte der Schlag, als er noch fern vom Ufer war; dies war die Folge der zu schnellen Abwechselung der Hitze mit der Kälte. Die übrigen Schwim- mer waren weit von ihm entfernt, und als ste herbei kamen, theils zu furchtsam, theils zu ermüdet, um ihn retten zu können. Gott! wer schil- dert das Schmerzgefühl derjenigen, die gern gerettet hätten, aber nicht schwimmen konnten! Man lief in größter Eile, um vom nahen Dorfe einen Kahn und Stangen zu holen. Viele Menschen eilten zur Hülfe herbei. Man fand den Verunglückten bald; Aerzte kamen auch, aber ver- gebens war das Bemühen, ihn ins Leben zurück zu bringen. Schrecklich war die Lage derer, die den Eltern des Ertrunkenes die Todesnachricht bringen mußten. Man denke sich den Gram guter Eltern, welche die frohe Hoffnung, an dem schon erwachsenen Sohne eine Stütze ihres Al- ters zu haben, auf einmal vernichtet sahen! 94. Reinheit. Auf dem Dach die Flügelein putzet sich die Taube; Kätzchen leckt die Pföt- chen fein, wäscht sich rein vom Staube. — Schwalb' und Kräh' und Ent' und Gaus bade» ihr Gefieder; fröhlich in der Wellen Glanz taucht das Roß die Glieder. — Was da lebt in Flur und Au, kennt der Reinheit Segen; Blümlein badet sich im Thau und der Baum im Regen. — Neberall her tönt der Ruf: Ohne Fleck und Fehle! Kindlein, bleib — hör Gottes Ruf — rein an Leib und Seele. 95. Dcd Trotzkopf und die Arznei. Ach Mutter, ach Mutter, ich bin so krank! Wie thut mir doch alles so weh! Mich freut nicht mein Pferdchen, mich freut nicht Gesang; mich freut nicht Wa- ten im Schnee. — „Komm, lege dich in dein Bettchen geschwind! Ich hole dir den Arzt herbei; der wird dir bald helfen, mein armes Kind; der giebt dir recht gute Arznei." — Nein, Mutter, nein, Mutter, ich mag nicht Arznei! Ich weiß schon, sic schmeckt mir nicht gut. — »O nimm sie; von Schmerzen macht sie dich ja frei und kühlt dir das kochende Blut." — Umsonst war Ihr Bitten, um-

8. Das neue Reich - S. 212

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 212 — Einmal kam der Kronprinz in die Schule und merkte, daß der Lehrer traurig war. Er fragte: „Was ist denn, was fehlt Ihnen, Äerr Lehrer?" „Ach", sagte der Lehrer, „meine Mutter liegt zu Äause krank und wird wohl sterben, und ich kann nicht zu ihr, denn ich muß Schule halten und habe keinen, der mich vertreten kann." „Nein", sagte der Kronprinz, „zu der kranken Mutter müssen Sie. Wenn es nicht anders ist, werde ich Sie vertreten." Da hat er den Lehrer weggeschickt und hat selber Schule gehalten. Die Kinder haben fein bei ihm gelernt. —- So kann man es wohl verstehen, wie lieb die Leute in Bornstedt ihre Herrschaft gehabt haben. Die große Zeit seines Lebens brach für den Kronprinzen an, wie er als Feldherr die drei Kriege für Deutschlands Einigung mitkämpfen konnte. 3m Dänenkrieg führte er noch keine Armee, aber 1866 und 1870 hat er mit seinem klugen Generalstabschef, dem General von Blumenthal, als Feldherr hervorragendes geleistet und als Mensch mit seinem guten Äerzen die ganze Liebe der Soldaten erobert. Unfern Fritz nannten sie ihn, und sein Vater schickte ihn gern dahin, wo es galt, durch Liebenswürdigkeit die Menschen zu gewinnen. Wie er bei Königgrätz durch sein rechtzeitiges Eintreffen den Sieg entscheiden half und wie er bei Weißenburg und Wörth nicht bloß den Franzosen die ersten vernichtenden Schläge beibrachte, sondern auch durch seine strahlende Liebenswürdigkeit und Leldenkraft die süddeutschen Truppen an preußische Führung gewöhnte und so sein Teil zur deutschen Einigkeit beitrug, das haben wir ja in der Geschichte Wilhelms I. gelesen. Der sterbende Kaiser. Aber mit seiner Kronprinzenzeit ging auch sein Glück zu Ende. Es ist ein Jammer, davon zu erzählen. Als der alte Kaiser Wilhelm I. starb am 9. März 1888, war die Todeskrankheit seines Sohnes schon über ein halbes Jahr im Gange. Erst war der Kronprinz heiser geworden, und die Ärzte hatten ihm etwas zum Gurgeln gegeben. Das hatte aber nichts geholfen, und es war ein kleines Geschwür im Äalse gekommen. Das konnten die Ärzte nicht wegbringen, ja es wurde immer größer. Leider hatte der Kronprinz auch nicht einmal einen deutschen Arzt dazu genommen, sondern einen englischen, weil die Kronprinzessin aus England war, und dieser englische Arzt verstand nicht viel. Es wurde immer schlimmer mit dem Kronprinzen, es stach ihn oft im Äalse, daß es nicht zum Aushalten war. Er wurde auf die Insel Wight im Süden von England geschickt, wo die Luft rein

9. Das neue Reich - S. 219

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 219 — gibt in der großen Stadt in den himmelhohen Läufern hinter den engen Lösen oft so arme Leute, wie man sich draußen kaum vorstellen kann. Da ermuntert die Kaiserin andere Frauen durch das ganze Land, die etwas Geld übrig haben, daß sie sich alle zusammentun zu einem großen Verein und Geld zusammenlegen, damit den Armen wenigstens etwas geholfen werden kann. Solche Vereine, bei denen die Kaiserin an der Spitze steht, sind z. B. der Vaterländische Frauenverein und der Verein Frauenhilfe. Sie geht auch selber in die Krankenhäuser oder in die Waisenhäuser oder in die Heilanstalten für Schwindsüchtige und besucht die Leute, die da in Not sind. Einmal hatte sie in Berlin in der Zeitung gelesen, daß eine arme Arbeitsfrau in einer einzigen Nacht vier kleine Kinder gekriegt hatte. Da mußte ja schreckliche Not sein, denn die Leute hatten doch nur einen Kinderwagen und Wäsche für ein Kindchen, und was sollte nun aus den andern drei nackten Würmchen werden. Da ist die Kaiserin gleich mit ihrem Wagen hingefahren und ist die vier steilen Treppen hinaufgestiegen und hat die arme Frau besucht und für alles gesorgt, was nötig war. Wo eine neue Kirche gebaut ist, da stiftet die Kaiserin eine Bibel hinein, und wenn sie kann, fährt sie selber hin und hilft die Kirche einweihen. Denn wie sie selber gut und fromm ist, so möchte sie, daß auch die andern Menschen Gott von ganzem Lerzen fürchten. Unser Kronprinz ist nun auch schon verheiratet. Er ist am 6. Mai 1882 geboren, und feine Frau, die Kronprinzessin, heißt Cecilie und ist eine Prinzessin von Mecklenburg-Schwerin. Sie haben ja das Kronprinzliche Schloß in Berlin, aber früher wohnten sie meistens in Potsdam. Zuletzt war der Kronprinz Oberst im Generalstab in Berlin, und beim Ausbruch des großen Krieges 1914 hat er die Führung einer ganzen Armee übernommen. Die Kronprinzessin hat ihm vier Prinzen geboren, davon heißt der älteste wieder Wilhelm. So ist denn unser Kaiser schon Großvater. Der Kronprinz hat also auch Soldat werden und studieren müssen, genau wie unser Kaiser. And wenn dieser schon seinen Leib tüchtig geübt hat, so ist unser Kronprinz erst recht in allem bewandert, was ein schneidiger, kräftiger, junger Mann nur irgend verrichten kann. Er ist groß und schlank und guckt mit zwei hellen Augen aus einem schmalen Gesicht klug in die Welt. Er kann Tennis spielen, rudern und segeln, und er reitet so gut, daß er auf Wettrennen sich hervorgetan hat. Er hat auch eine weite Reife gemacht, bis nach Afrika und nach Indien; dort hat er Tiger und Löwen erlegt und hier wie anderswo soviel

10. Das neue Reich - S. 18

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 18 — wo man auf Weichen Kissen saß und aus breiten Glasfenstern hinaussehen konnte. Acht Pferde waren davorgespannt, und was das Putzigste war, zwei Läufer in bunten Anzügen, mit Kniehosen und Schnallenschuhen und bunten Bändern an ihren Silberstöcken liefen nebenher oder vorauf, ebenso schnell und noch schneller wie die Pferde, machten ihre Witze, sprangen und tanzten, warfen ihre Stöcke in die Luft und fingen sie im Laufe wieder, kurz es war für die Kinder eine richtige Theatervorstellung. Nun ist es wirklich hübsch zu erzählen, was die Prinzessin Luise für ein gutes, freundliches Kind gewesen ist. Ihre liebste Freundin war ein ganz einfaches, geringes Mädchen, das war die kleine Tochter eines dieser Läufer und hatte keine Mutter mehr und hieß Lannchen. Dies kleine Lannchen mußte im Garten oder in den feinen Stuben mit Luise und ihrer Schwester spielen, und einmal als sie krank war und das Scharlachfieber gehabt hatte, ist die Prinzessin zu ihr in das arme Läuschen des Läufers in ihr kleines Stübchen gegangen und hat sich ans Bett gesetzt und dem kranken kleinen Mädchen schöne Geschichten vorgelesen. Da ist die alte Landgräfin bange geworden, denn Scharlach ist eine sehr ansteckende Krankheit, und zu solchen Kranken darf man nicht in die Stube gehen. Aber gefreut hat sie sich doch, daß die Prinzessin Luise ein so gutes Kind war, und Gott hat sie auch in seinen Schutz genommen, und sie ist nicht krank geworden. — Aber einmal spielte sie wieder mit dem Lannchen im Garten von Schloß Broich; da kam ein mächtiges Gewitter herauf, und es war ein Donnern und Blitzen, daß es nur so krachte. Die Leute kamen schnell hinausgelaufen und holten die Kinder herein, bloß um Lannchen kümmerte sich niemand, und doch fürchtete sie sich gerade am meisten vor dem Donner, denn sie war noch klein. Da kehrte die Prinzessin Luise um und nahm das Lannchen an der Land und führte sie mit ins Schloß und zeigte ihr durch das Fenster die schönsten Blitze und den mächtigen Regen und sagte: „Warte nur ein kleines bißchen, dein Vater wird gewiß auch gleich kommen und dich holen." Da sagte das Lannchen: „Ach nein, mein Vater darf sich nicht so anstrengen^ der ist froh, wenn er zu Lause liegen und ausruhen kann." „Ist er denn krank?" fragte die Prinzessin. „Ach," sagte Lannchen, „er ist ja immer krank. Wenn er vor dem Wagen gelaufen ist und kommt nach Lause, da kann er es manchmal vor Brustschmerzen garnicht mehr aushalten und muß ganz still liegen, daß er wieder zu Kräften kommt." Aber mit einem Mal kriegte die Kleine einen Schreck und sagte: „Ach Gott, was hab' ich da gesagt, wir sollten nicht davon sprechen, denn wenn das bekannt wird, wird mein Vater als Läufer ab-
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