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1. Deutsche Prosa - S. 198

1900 - Gera : Hofmann
198 Carl Justi. wendet —; auch sie ist abgekehrt von allein Äußern; in Heiliger- Träumerei verloren in das, was in diesem Moment vor ihrem Geiste steht. Ihr starrer Blick zeigt, daß der Gedanke, welcher ihr halb dunkel vorschwebt, den Verheißenen auf den Armen zu tragen, für keine andere Idee, für keine Wahrnehmung, für keine Bewegung des Inneren Raum läßt. Es ist ein Gedanke, der die Seele mit den Schauern des Gött- lichen dnrchbebt und weit über die süße Vertraulichkeit hinausrückt. Und ebenso der Knabe. Nur ist sein Blick noch ernster, noch größer und glühender. Er scheint das Wesen der Welt zu durchschauen, in die er einzutreten im Begriff ist, das Los zu ermessen, das sie ihm bereiten muß, wenn auch dahinter den Sieg. Aber er braucht sich zu keinem Entschlüsse aufzuraffen. Wie ein großes Schauspiel steht das im ewigen Rate Verhängte vor seiner Seele — das er sieht und will. Es liegt eine Tiefe der Ahnung, eine Reife des Begreifens, eine Wucht des Willens in diesem Blick, die in dem Kinde unnatürlich erscheint und eben dadurch an ein übermenschliches Wesen erinnern soll.*)------------------ * * * Die geistige Einheit und Harmonie des Ganzen. Sieht man noch einmal auf das Ganze, so begreift man wohl, daß der Anblick jener Herrlichkeit geeignet ist, die Zweifel zu lösen an der Erfüllung dessen, was da unten so heiß ersehnt wird. Eine solche Herrlichkeit kann nicht da sein, ohne sich befreiend und beseligend zu verbreiten; wie die Sonne nicht am Himmel stehen kann, ohne daß es Tag ist. Und wenn die letzte Quelle alles Leidens die Leidenschaft, und die Wurzel der Leidenschaft die Selbstsucht ist, so wird da, wo im göttlichen Gefühl und Schauen das Selbst gebrochen ist, auch das Leiden verschwinden. So entrollt sich Raphaels letztes Gemälde vor unserm Blick zwischen den äußersten Enden der lichten Erhebung und des nächtlichen Sinkens, zwischen der Ekstase der Andacht und der Verzerrung des Wahnsinns, die breite Mittel- und Dämmerungswelt des eigentlich Menschlichen, mit seinem Schmerze und seinem Erbarmen, seinem Streben und seinen Schranken, seinem heftigen Verlangen und seinen erfolglosen Kämpfen. Es ist ein Anblick, als hätte sich diese kleine Menschenwelt einst so stark bewegt, daß ein erdbebenartiger Stoß durch das Universum ging, der für einen Moment dort oben die Wolkendecke der lichten Himmelswelt zerriß, während unten der bodenlose Abgrund klaffte. Jene beiden äußersten Punkte erstrecken ihren Einfluß tief in das Übrige hinein. Der Leidende in der Tiefe, der Selige in der Höhe, *) Der Verfasser spricht hier von den Darstellungen Christi auf den Cartons zur Apostelgeschichte und auf Michelangelos „Jüngstem Gericht".

2. Deutsche Prosa - S. 244

1900 - Gera : Hofmann
244 Georg Gerland. Wir bilden — wenigstens absichtlich — keine Mythen mehr, wir wollen erkennen, begreifen: gerade deshalb aber werden wir so besonders lebhaft zum Studium der polaren Welt hingedrängt. Ja, es giebt Teile der Erde, die für die Erforschung unseres Planeten besonders wichtig sind. Hierher gehören vornehmlich die Polargegenden: denn nirgends drängen sich für unsere heutige Bildungsstufe zahlreichere und größere Rätsel zusammen, als gerade hier. Hier tritt das magnetisch- elektrische Leben der Erde in der wundersamen Erscheinung der Nord- lichter hervor; die Eismassen, die ans unseren Hochgebirgen schon in ihrer bescheidenen Form uns mit Staunen erfüllen, hier wölben sie sich riesenhaft über weite Landflächen; zu den Polen drängen alle Wind- bahnen der Erde; hierher die Meeresströmungen; der Haushalt der Natur erscheint hier ein völlig anderer, wir sehen mächtige Feuerberge, deren äußere Hüllen wohl gar ans lavabedeckten Eisschichten gebildet sind, und unter den Eismassen der Pole finden sich Pflanzenreste, welche beweisen, daß an der Stelle der jetzigen Vereisung und nicht gar lange vor derselben tropische, subtropische Vegetation üppig gedieh. Also die wunderbare Erhabenheit der arktischen Welt; sodann der Trieb der Menschen, auf der ganzen Erde zu Hause und diesem ihrem Hause geistig gewachsen zu sein; endlich die rätselhafte Eigenart der Polargebiete: das sind die Gründe, weshalb die Menschheit, Völker wie einzelne, sich stets von neuem und heute so besonders lebhaft um die Pole bemühen. Was werden nun künftige Expeditionen zu beobachten haben? Was sind für uns die wichtigsten Aufgaben der Polar- forschung? Zuerst ist die Untersuchung der Polarlünder in Beziehung ans die Verteilung von Land und Meer, auf Größe, Höhe, Bodenbeschaffen- heit der Landstächen, kurz, in Beziehung auf alles das höchst wichtig, was man eine polare Länderkunde nennen mag. Denn die Gestaltung der Erdoberfläche ist nicht zufällig — was wäre auch im Reich der Natur, der ewigen Gesetzmäßigkeit zufällig? —, sie ist vielmehr Folge der Wechselwirkung des Erdinnern und der Erdrinde. Letztere giebt fortwährend Wärme aus dem Erdinnern nach außen hin ab und be- wirkt dadurch Abkühlung und Zusammenziehung des Erdballs. Nirgends aber ist die Abkühlung stärker als an den Polen; nirgends sind daher auch die Druckwirkungen mächtiger, welche durch die Zusammenziehung entstehen. Und so ist es eine der wichtigsten Entdeckungen Nansens und der Mannschaft der „Fram", daß der Boden des Polarmeeres nördlich von Sibirien mehr als 2000 Meter in eine Tiefe absinkt, die wahrscheinlich mit den großen, von Professor Mohn entdeckten Tiefen zwischen Grönland und Spitzbergen zusammenhängt. Und wie der Meeresboden, so sind ans der atlantischen Seite des Polargebiets,

3. Deutsche Prosa - S. 123

1900 - Gera : Hofmann
Erich Schmidt. 123 Der das sprach, hat den Geschiedenen lang überlebt; mit abnehmen- der Frische der Dichterkraft, mit zunehmender Helle und Weisheit ist er zu hohen Jahren gelangt. Und wenn ich das Bild der beiden suche mit den Augen des Geistes, so ist mir, ich sehe den einen als heiteren Greis ruhig von oben wie von einem hohen Sitze nieder- schauen auf die weite Welt; mild und sicher und stet ruht sein Blick über dem Ganzen; vor diesem weichen und doch so klaren Auge liegt jedes Ding in der scharfen Deutlichkeit seiner Umrisse, und auch in das Innre der menschlichen Brust dringt es tief und mächtig, es scheint zu sagen: ich kenne deine Freuden und Leiden, ich habe sie selbst durch- stürmt und bin zum Frieden dnrchgedrnngen. Aber da ist eine Stelle, ja eine ganze große Sphäre, wo dies feste Auge unsicher wird und sich abwendet: es ist das Gebiet der Manneskümpfe im öffentlichen Leben. Das liegt vor ihm wie eine dunkle, verschlossene Wolke. Es zuckt, es blitzt in der Wolke: und da, mitten in dieser zuckenden Wolke, da sehe ich das Bild des andern. Er ruhet nicht, er schreitet, er schwebt. In seinen Locken wühlt etwas wie ein Wehen von oben; von seiner Stirn glüht etwas, von seinen stolzen Lippen droht etwas wie ein Moses- Zorn, da er vom Sinai kam und die Menschen tanzend fand um das goldene Kalb, aber es ist Zorn aus Liebe; in seiner Hand wogt etwas, es ist ein blankes, haarscharfes Schwert, zu zerhauen, was des Menschen unwürdig ist, Lug und Trug und Wahn und schlechte Leidenschaft und Knechtschaft. So schreitet er schwebend, schwebt schreitend den Völkern, allen Völkern, seinem Volke vor allen, dessen Kraft und Größe noch verschüttet liegt unter Trümmern der Vergangenheit, voran, vorwärts zum hohen Ziel! Iestrede zur Enthüllung des Berliner ^Lesstng-Ienkmats im Tiergarten am 14. Oktober 1890 gehalten von Erich Schmidt. Wer die Via triumphalis preußischer Geschichte von Schlüters gewaltigem Kurfürsten bis zur Siegesgöttin des Brandenburger Thores abschreitet, begegnet auf diesem erinnernngsreichen Pfade zweimal dem Genius, dessen Standbild, von einem blutsverwandten Künstler gemeißelt, heute zur Abzahlung einer alten Dankesschuld enthüllt wird, um fortan Bewohner und Gäste der deutschen Hauptstadt zu erfreuen und stumm- beredt zu begeistern. Die Nationalgalerie zeigt uns den Lessing des siebenjährigen Krieges, wie er halbsoldatisch angethan, den Dreispitz keck

4. Deutsche Prosa - S. 180

1900 - Gera : Hofmann
180 Carl Justi. Das neue Darstellungsmittel, welches zu den in jenem Cyklus angewandten hinzutreten sollte, war das Kolorit: die malerischen Wirkungen und die sorgfältige Beendigung der Ölmalerei. Raphael besaß gewiß einen Farbensinn vom ersten Rang und hatte in einzelnen Bildern und in Teilen von solchen gezeigt, daß ihm alle Wirkungen der Kraft, der Zartheit, der Harmonie zu Gebote standen, wenn er sie für nötig hielt, oder wenn er Zeit hatte, selbst im Fresko. Aber der Schwerpunkt seiner Werke lag ganz in der Zeichnung. Selten hat er Motive der Beleuchtung und der Farbe zum dominierenden Zug, zu Trägerinnen der Melodie seiner Kompositionen gemacht. In der Trans- figuration scheint er diesen Darstellungsmitteln einen größeren Anteil an der Wirkung zugedacht zu haben. Man hat vermutet, daß er bei längerem Leben vielleicht jenem Zug der Zeit gefolgt wäre, in dem die Werke des Correggio und des Tizian liegen. Zum Unglück kann man sich in diesen Fragen auf unser Bild nur zum Teil mit Sicherheit berufen. Die Ausführung des größern untern Teils übernahm nach des Meisters Tode Julio Romano; dieser Teil tritt uns auf den ersten Blick ganz als sein Werk entgegen. Er hat gethan, was er konnte, mit Ehrfurcht und Treue hat er Raphaels Zeichnung zu erhalten gestrebt, wie ein anvertrautes köstliches Ver- mächtnis. Aber ihm fehlte der Sinn für Farbe in auffallendem Maße. Er war eine Natur ohne Feinheit der Empfindung, einer von denen, deren äußerliches Wesen sie schnell und unwiederbringlich auf den schlüpfrig abschüssigen Pfad des Manierismus lockt. Er strebte nach größeren Wirkungen, indem er die gelernten Darstellungsformen, ohne die Natur weiter zu fragen und ohne Gefühl der Wahrheit, übertrieb. Seine Vollendung wird zur geleckten Glätte, seine Naturwahrheit zum Spielen mit Zügen des Genre selbst im Heiligenbild, sein Lächeln zum Grinsen, seine Grazie zur Buhlerei. Was auf die Transfiguration besonders Einfluß gehabt hat, war seine Maxime des Modellierens. Er schnitt jede Figur aus in haarscharfen Konturen und rundete sie mittelst einer grellen Beleuchtung, die an das künstliche Licht eines geschlossenen Raumes erinnert. Seine Lichter sind brennend, ohne warm zu sein, seine Schatten undurchsichtig und tot, die Mitteltöne fehlen. Er scheint für den Anblick aus weiter Ferne gearbeitet zu habeu, und doch vermißt man bei ihm die Massen, welche durch eine gemeinschaft- lich die Gestalten einer Gruppe gleichsam umhüllende Beleuchtung ent- stehen. Der sanfte Reiz, den Gemälde durch jene Dämpfung der Töne erhalten, welche die Scene gleichsam in die Tiefe der Wand zu- rücksetzt, geht hier gänzlich verloren, die Figuren rücken uns gleichsam auf den Hals. Wir können Raphaels eigne, unermeßliche Überlegenheit in allen

5. Deutsche Prosa - S. 193

1900 - Gera : Hofmann
Die Verklärung Christi. 193 blendet zurücksinken und die Augen beschatten, übertragen einen Teil vom Geschäft des Malers unserer Phantasie. Diese mag denn jenes Schauspiel vollenden, welches in Petrus den Wunsch hervorrief, es für immer zu fesfeln. Der eine hat, ein Bild dumpfer Ehrerbietung, mit dem Antlitz den gekrümmten Leib zur Erde gekehrt; Petrus fchien den Anblick ertrotzen zu wollen, er fetzte die Breite des Gesichts dem Glanz aus, aber Lider und Hand müssen eilen, die Augen zu schützen; der Ausdruck des Johannes zeigt den ruhigen, freieren Affekt der Be- wunderung, daher ist seine Geberde anmutiger als die der Genossen. Noch auf andere Weise wollte Raphael zu unseren Sinnen sprechen. Er ließ den Heiland in übernatürlicher Größe erscheinen, verglichen mit dem Gesetzgeber und dem Propheten, und diese größer als die Jünger, obwohl es nach der Stellung im Raume umgekehrt sein sollte. Dann aber zeigte er Christus einige Fuß über dem Boden schwebend, ohne Anhalt im Texte der Erzählung. Atan würde bei dieser Gestalt, für sich betrachtet, eher an die Worte denken: Er ward aufgehoben zusehends. Wirklich hat ein Florentiner aus Raphaels Komposition ein Bild der Himmelfahrt gemacht; dieses Fresko befand sich im Cimeterio von San Miniato. In Tizians Gemälde, in dem seines Lehrers Gian Bellino im Museum von Neapel, in dem des Girolamo Savaldo u. a. findet sich dieser Zug nicht, aber in sehr alten Darstellungen steht Christus in der Mandorla und die Büsten der beiden Propheten sehen aus Wolkenöffnungen hervor. Raphael glaubte vielleicht diese letzteren durch das Schweden als Abkömmlinge aus dem Jenseits bezeichnen zu können; Christus aber mußte über sie emporgerückt werden. Poesie und Kunst haben von altersher das Bild des Schwedens geliebt, und das Göttliche dadurch versinnlichen wollen, daß sie die menschliche Gestalt mit dieser Fähigkeit ausstatteten. Das Aufsteigen, das Verweilen, das Fortschweben in der Luft gewährt die Anschauung eines Zustandes, einer Bewegung, die dem Menschen versagt ist, und kontrastiert mit dem mühsamen Prozeß seiner Fortbewegung, die man ein fortwährend aufgehaltenes Fallen genannt hat, ein Bild des Lebens, das ein fortwährend aufgehaltenes Sterben ist. Des Menschen Be- wegungen sind an den Erdboden gebunden, aber das Streben über die Schranken der Natur hinaus ist ein Grundzug seiner Natur. Auch sein Geist ist an die Stofswelt gefesselt; aber die wahre Weisheit heißt ihn nicht Gedanken des Staubes denken, sondern sich des Denkens ewiger und göttlicher Gedanken würdig machen. Bedenklich war beim Wunderbaren immer das Überschreiten der Linie, welche die Poesie von der bildenden Kunst trennt; denn die Augen sind ungläubiger als die Ohren. Es liegt etwas Verletzendes für den Verstand oder das Bewußtsein der Gesetzmäßigkeit der Natur M. Henschke, Deutsche Prosa. 13

6. Deutsche Prosa - S. 284

1900 - Gera : Hofmann
284 Ferdinand Gregorovius. und vor die Fernrohre, und so geht es vom Morgen bis zum Abend fort. Sein Hund aber sitzt vor der Thüre aufrecht und sieht ohne Ferngläser auch in das Meer. Dies verhält sich nun so. Oben über Ana-Capri sitzt der Telegraph auf dem Gipfel Solaro in seinem Hause und späht in das Meer von Sizilien, ob und welche „segelbeschwingte" Schiffe einlaufen. Sieht er nun etwas Merkwürdiges, so sendet er dem Telegraphen auf dem Berg Tuoro eine Botschaft; der schickt sie flugs weiter über die Meerenge von Capri zu dem Telegraphen von Massa, der über dem Vorgebirge der Minerva sitzt, ein Meereswächter schlummerlos; der wirft die luftige Kunde flügelschnell weiter nach Castellamare zum zeichenkundigen, luftpostdeutenden Späher; der aber schleudert die Botschaft machtvoll weiter nach dem Castell Sant Elmo oberhalb Neapel; der Späher nun von Sant Elmo befördert die Kunde in das königliche Schloß zu Neapolis. Und so fängt der auf dem Solaro an und ist der eigentliche Urheber von all dieser luftdurch- wandernden Botenjagd. Als mir dies der Telegraph sehr deutlich aus- einandergesetzt hatte, siel mir sofort der Anfang des „Agamemnon" von Aeschylus ein, wo der Wächter auf dem Atreusschloß nach dem Feuer- telegraphen späht, welcher die Einnahme Jliums melden soll: ®£oi g fihv ahw zmvs uncdlceyrjv nóvcov (Die Götter fleh' ich an ums Ende meiner Müh'n) — und ferner die Verse der Klytämnestra, welche in einer staunenswürdigen Malerei die wandernde Flammenpost beschreiben. Sie steigt auf vom Berge Ida, dann eilt sie zum hermischen Lemnosfelsen, der schickt die Flammenbotschaft auf das Athosgebirge des Zeus, das sendet den goldig- hellen Freudenstrahl wie eine Sonne auf die Warte von Makistos, und so weiter eilt der Feuerstrahl über die Wogen des Euripos, erweckt die Wächter von Mesapios, fliegt vorwärts über die Flur Asopos, füllt wie der Mondenstrahl ans den Felsen von Kithüron, sendet den Schein über den Gorgopissee, gelangt zum Gipfel Aigiplanktos, bis er dann über das Saronische Meer zum Felsen Arachnaios und endlich in die Burg der Atriden kommt. Die nahe Ostküste der Insel steigt zur Höhe von 970 Fuß auf und stürzt senkrecht ins Meer, sodaß auf dem höchsten Uferrand die Villa des Zeus liegt. Hier ist das ganze Ufer von furchterregender Wildheit. Geht man vom Tuoro grande zuerst durch das kleine Thal Matromania nach der südöstlichen Seite, so gelangt man an eine Stelle, wo sich die Küste in einen Winkel von den steilsten Linien zusammen- zieht. Da blickt man in einen phantastischen Wald von Felszinken, die das Ufer in gräulicher Verwirrung umstarren. Mitten dazwischen öffnet sich ein Fels zu dem prachtvollsten Bogen, dem sogenannten Areo naturale. Nächst der blauen Grotte ist er die überraschendste

7. Kleines Realienbuch - S. 129

1895 - Gera : Hofmann
— 129 — 64. Der Löwe (5) 1. Der Löwe heißt wegen seiner Schönheit u. Stärke „König der Tiere". 2. Er ist eine ge- waltige Katze von 2 m Länge und 1 m Höhe. Sein Pelz ist glatt und fahl- gelb. Die Mähne wallt um Kopf und Hals des Männ- chens wie ein Herr- schermantel. Die Schnauze ist mit Schnurrhaaren be- setzt, die Zunge rauh und das Ge- biß furchtbar. Die rundlichen Ohren sind inwendig be- haart; die feurigen Augen durchdringen die Finsternis. Der Körper läuft von der breiten Brust nach den Weichen schmaler zu. Die Tatzen sind gewaltig, die Zehen mit Ballen gepolstert, so daß die Krallen in Scheiden gezogen werden können. Der lange Schwanz endet mit einem Knochenstachel in einer Haar- quaste. 3. Der Löwe lebt im heißen Afrika und Asien. Am Tage liegt er träge in einer Schlucht oder im Dickicht. Mit Donnergebrüll erhebt er sich bei Sonnenuntergang. 4. Entweder überfällt er das Wild mit einem Sprunge an Trinkplätzen, oder er bricht in die Viehhürden ein. 5. Der Löwe ist der Schrecken einer Gegend, eine Löwenjagd ein lebensgefährliches Vergnügen. 6. Der Löwe scheut den stärksten Feind nicht. Gegen Wohlthäter ist er dankbar. Im Zorn schüttelt er die Mähne und peitscht mit dem Schwänze den Boden. Unsere Hauskatze ist verschiedenfarbig, hat einen langen, biegsamen Schwanz und kurze Beine, liebt die Wärme, fängt Mäuse, nascht allerlei, schnurrt und miaut, ist reinlich, klettert, springt und sieht vortrefflich. 83. Löwe (*/25 nat. Größe). 65. Das einhöckerige Kamel. (9) 1. Das Kamel gehört zu den Wiederkäuern und heißt „Schiff der Wüste", weil es Menschen und Waren durch das Sandmeer trägt. Die Wiederkäuer haben 2 Hufe und einen vier- (beim Kamele drei-) teiligen Magen, aus dem sie in der Ruhe die Speise heben und noch- mals kauen. Sie haben keine Eck- und im Oberkiefer keine Vorder- zähne, aber meist ein dichtes, ästiges Geweih und hohle Hörner. 2. Das häßliche Kamel ist größer als ein Kleines Realienbuch.

8. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 13

1894 - Gera : Hofmann
Erster Abschnitt. Bilder aus der deutschen Urzeit. I. Die Voyeit. Germanen und Römer. 1. Die Urbewohner Deutschlands. Jul. v. Pflugk-Harttung, Geschichte des Mittelalters. 1. Band. Berlin 1889. Das einzig Beständige unseres Erdballes ist der Wechsel. Die Glut-niasse des Planeten ist abgekühlt und hat eine Rinde gebildet, die sich mehr und mehr verdichtete. Wo einst die Wogen des Meeres brausten, dehnen sich jetzt die Hügel des Festlandes, und dort, wo früher Land gewesen, flutet heute die salzige See; Gletscher und Schneefelder bedeckten Berge und Thäler, die jetzt üppiges Grün umkleidet, und Gegenden, die nunmehr von Eis und Gletschern starren, hörten in grauer Vorzeit die Bäume des Waldes rauschend flüstern. Und wie die Natur, die Oberfläche der Erde, so ihre Bewohner. Greuliche Ungetüme, Molche und Drachen, bevölkerten den Boden, den heute fleißige Menschen burchpstügen; ihre Leiber erstarrten zu Stein, und ihre Gebilbe flüchteten spukhaft in Sagen und Mären. Auch das höchste der Geschöpfe, der Mensch, hat große Wandlungen erlebt. Aus unterster Kulturstufe strebte er empor, und wie die Dichter des Altertums finnig wissen von brei Zeitaltern, beren letztes das eiserne, so kennt auch Europens Geschichte brei Perioben, und auch in ihr schließt die Eisenzeit ab. Davor herrschte das Bronze- und Steinalter, boch nicht in der Weise, daß jebe dieser Gruppen streng gesonbert, im Gegenteil, eine ging über in die anbere, eine bauerte in der anberen fort, wie benn noch heutigen Tages bei Völkerschaften Amerikas und der Südseeinseln ein Steinalter herrscht. Sunbe haben sogar schon Eisenstücke in der Steinperiobe ergeben, und als längst das Eisen herrschend geworden, bediente sich der Ärmere noch gern des billigeren älteren Gerätes. Ab die naturgemäß erste Stufe ist jene anzusehen, in der das Metall noch unbekannt, durch andere harte Gegenstände ersetzt werden mußte. Sie reicht vielleicht hinauf bis in das geologische Zeitalter der Anschwemmungen. Als Jäger und Fischer führten die Menschen ein düstertrauriges, dem Tier-zustande verwandtes Dasein in Höhlen und Schlupfwinkeln, durch angezündete Feuer die Raub- und Riesentiere, welche vordem ihre Lagerstatt dort gehabt

9. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 159

1894 - Gera : Hofmann
7. Rückblick auf die Völkerwanderung. 159 unablässige Verwüstung und gehäufter Tod, und er fragt sich wohl, wie in diesem Chaos doch noch viele wandernde Völker dauern, Sprache, Recht, Sitte, heimisches Wesen bewahren konnten. Das Wandern selbst wird rätselhaft, das Fortwälzen so großer Menschenmassen, die Möglichkeit, ihnen und ihren Zugtieren Nahrung zu schaffen, ist schwer begreiflich. — Wir sind auch darüber nicht ganz ohne Nachrichten. Zunächst ist die Unruhe in dem einzelnen Volke keine unablässige. Auf wilde Jahre und harte Kämpfe folgen ihm vielleicht mehrere Menschenalter einer verhältnismäßig friedlichen und glücklichen Existenz, in denen das Volk seine Äcker baute, die Thaten der gefallenen Väter sang und neue Überkraft erzeugte. Selbst die wanderlustigsten Völker, wie die Wandalen und die Heruler, bewirken die Ortsveränderung in der Regel nach Zeiten längerer Ruhe auf verteiltem Ackerboden. Weite und schnelle Ansiedlerfahrten werden immer nur von einer relativ kleinen Volksmasse durchgesetzt, und sie nehmen erst in dem fünften Jahrhundert überhand. Sehr verschieden ist auch die Bewegung der Völker. Bei einem starken Volke und großer Menschenmasse ist sie ein langsames Ausbreiten über die Grenzen nach günstiger Richtung. Ein Grenzland wird im Kampf erobert und schnell von junger Kraft besiedelt; über die neue Grenze hinaus erheben sich neue Ansprüche. Solcher Fortschritt eines ackerbauenden Volkes gleicht dem Fortschritt eines Gletschers, dessen unteres Ende durch unablässigen Druck der Gesamtmasse thalab geschoben wird und alles Entgegenstehende fortdrängt oder überzieht, bis sein Rand durch das Feuer des Kriegs abgeschmolzen wird. Langsam wandeln sich im Laufe der Zeiten auf solchem Wege die Grenzen der Drängenden, welche vielleicht von anderer Seite wieder gedrängt werden; aber die Masse des Volks bleibt zusammen, ihre Stämme, ihre Familien, ihre nationale Eigenheit dauert im ganzen unüerringert. — So ist in den ersten Jahrhunderten der Fortschritt der Sweben, Wandalen, Goten gegen die Donau. Daneben gehen seit der ältesten Zeit wirkliche Wanderzüge. Ist ein Volk von starken Nachbarn eingeschlossen und außer stände, seine Grenze vorzuschieben, so zwingt die Menschenfülle zum Aufbruch. Auch andere Gründe des Aufbruchs werden berichtet: Einfall Fremder, welcher nur die Wahl läßt zwischen Knechtschaft und Entfernung; oder ein Gau des Volkes hat sich den Stammgenossen so verfeindet, daß er neben ihnen nicht wohnen kann; oder das Interesse eines einflußreichen Häuptlings ist an Fremde gefeffelt, Ehrgeiz und Verheißungen locken. Aber so lange ein Volk fest in altheimischem Boden wurzelt und nicht durch unwiderstehlichen Zwang von außen aufgescheucht wird, ist es immer nur ein Teil des Volkes, welcher die Fahrt unternimmt, nur der Überschuß feiner Kraft. Dann wird im Rat der Häuptlinge und der Volksgemeinde eine Wanderung beschlossen, das Auswandrerheer sammelt sich, die kräftigen Männer fetzen Weib und Kind mit dem Hausgerät auf Wagen und ziehen mit Knechten, Jochvieh und ihren Hofhunden an die Grenze. Tag und Stunde ist geweiht durch Götterfpruch; sie schließen mit den Nachbarn Vertrag für Durchzug, oder brechen aus, wo der Zug gehindert wird. Ist einmal die Richtung des Weges zweifelhaft, dann weifen heilige Tiere, die Schwimmer der Luft: Adler, Rabe und Schwan, die Waldläufer: Bär, Wolf und Reh, ihnen den Pfad. Langsam

10. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 209

1894 - Gera : Hofmann
3. Das Kaisertum Karls des Großen. 209 über Krieg und Frieden, führt das Heer in Person an oder setzt ihm den Oberbefehlshaber, wie er auch Herzöge für den Heerbann einzelner Völker auf die Dauer des Krieges ernennt. Auch die Staatsverwaltung ruht wesentlich in seinen Händen, obwohl er sich für sie des Beirats der Reichsversammlung und seines Staatsrats bedient. Jene bestand aus allen weltlichen und geistlichen Großen, d. h. den hohen Hofbeamten, den Bischöfen, Äbten, Herzögen, Grafen und den angesehensten Männern des könglichen Dienstgefolges; sie versammelte sich in jedem Frühjahr, meist in Verbindung mit der großen Heerschau des Maifeldes, und wurde bei allen wichtigen Staatsgeschäften oder bedeutenden Reichsgesetzen zu Rate gezogen. Der Staatsrat dagegen war nur aus den hohen Hofbeamten und den Magnaten des Reiches zusammengesetzt, die der Kaiser eines besonderen Vertrauens würdigte und entweder zeitweise oder dauernd in seine Nähe berief. Marmorstuhl Karls d. Gr. (Im Dom zu Aachen.) Wie die Sterne die Sonne, so umgaben die Paladine den großen Kaiser, der sie alle verdunkelte und überstrahlte. Nicht freilich durch Glanz und Prunk der äußeren Erscheinung fesselte er die Blicke derer, die sich ihm nahten, aber es umspielte seine hohe und würdevolle Gestalt ein blendender Schein gleichsam höheren Lichtes, in dem die Klarheit seines großen Geistes auszustrahlen schien. Jene langen weißen Locken, die im Alter sein Haupt zierten, die großen lebhaften Augen, die stets heitere und ruhige Stirne, die mächtige Greisengestalt, der es doch nicht an Anmut fehlte: dies ganze Bild hat sich tief nicht nur den Zeitgenossen eingeprägt, sondern Geschichte und Blider a. d. Gesch. d. deutschen Volkes. I. 14
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