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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 35

1892 - Gera : Hofmann
— 35 — Die Königin Luise erlebte den Ostermorgen der Freiheit nicht mehr. Die schweren Leiden hatten ihr Leben geknickt. Erst 34 Jahre alt, starb sie im Jahre 1810 zur unsäglichen Trauer des Königs und des Volkes. Aber ihr verklärtes Bild begeisterte später ihr ganzes Volk zu den großen Thaten in den Befreiungskriegen. 8. Das Morgenrot der Freiheit brach in Rußland an 1812. Napoleon wollte ganz Europa beherrschen; darum griff er Rußland mit der „großen Armee" von mehr als einer halben Million Soldaten an. Auch Preußen, wie die übrigen deutschen Staaten, mußte Hilfstruppen unter dem General Iork stellen. Siegreich drang Napoleon bis in die alte Hauptstadt Moskau vor. Hier sollte das Heer die Winterquartiere beziehen. Aber die Russen steckten die Stadt in Brand, und nur mit Mühe rettete sich Napoleon aus den Flammen. Er wollte Frieden schließen, aber der russische Kaiser sagte: „Nun soll der Krieg erst recht angehen!" V- Napoleon flieht aus Rußland. Napoleon mußte sich im Herbste zum Rückzüge entschließen, denn der großen Armee fehlte es an Lebensmitteln. Zum Unglück für sie brach ein früher, strenger Winter ein. Mehr und mehr löste sich alle Ordnung im Heere auf. Viele verhungerten, mehr noch erfroren, andere wurden von den Kosaken auf ihren schnellen Pferden eingeholt, gelötet oder gefangen genommen. Abends fetzten sich ganze Haufen um ein Wachtfeuer, morgens lagen sie erfroren im Schnee. Ohne Gewehre, in Weiberröcken, die Füße mit Lumpen umwickelt, Ohren und Nasen erfroren, zu Gerippen abgezehrt, so schleppten sich die Unglücklichen hinkend durch die Schneewüste. 3*

2. Das erste Geschichtsbuch - S. 52

1892 - Gera : Hofmann
— 52 — Helden und zu allen Opfern bereit. In dem sächsischen Jagdschlösse Hubertusburg kam es zum Frieden. Friedrich behielt Schlesien und dazu die Bewunderung von ganz Europa. Preußen galt hinfort als fünfte Großmacht. (Die andern vier waren Österreich, Rußland, Frankreich und England.) Berlin wollte seinen siegreichen König mit ^ubel empfangen, er aber ging nach Charlottenburg in die Schloßkapelle und lauschte dem Lobgesange: „Herr Gott, dich loben wir!" Als die Stimmen jubelnd in die Musik einfielen, da neigte er sein Haupt und weinte Thränen des Dankes und der Rührung. 26. Friedrich in der Schloßkapelle zu Lharlottenburg. (Nach Grot-Johann.) 8. Wie Friedrich als Landesvater für sein Volk sorgte. In kurzer Zeit heilte Friedrich die schweren Wunden des Krieges. Er hob den Landbau, indem er Steuern erließ, Saatkorn verteilte, Pferde hergab, wohl 100 Millionen Thaler als Unterstützungen oder Darlehen verteilte, sumpfige Gegenden trocken legen ließ und fremde Ansiedler herbeizog. Gegen 300 Dörfer hat er neu erbaut. „Mitten im Frieden habe ich da eine Provinz gewonnen!" rief er voll Freude, als er die

3. Das erste Geschichtsbuch - S. 53

1892 - Gera : Hofmann
— 53 — Felder und Wiesen in den Niederungen der Oder, Warthe und Netze sah. Jeder Bauernsohn mußte vor seiner Verheiratung eine Anzahl Obstbäume anpflanzen. Kahle Höhen ließ er mit Maulbeerbäumen bepflanzen, um beit Seidenbau einzuführen. Da oft Hirsche und wilde Schweine die Felder der Bauern verwüsteten, so erließ der König scharfe Bestimmungen gegen den Wildschaden. Zum Anbau der Kartoffeln mußte er die Bauern zwingen. Sie wußten mit den fremden Knollen nichts anzufangen. Nettelb eck, der brave Verteidiger Kolbergs, erzählt aus seinen jungen Jahren: „Der König schenkte meiner Vaterstadt einen ganzen Wagen voll Kartoffeln. Kopfschüttelnd bot sie ein Nachbar dem andern. Man brach sie von einander und warf sie, natürlich roh, den Hunden vor. Diese schnoberten daran herum und verschmähten sie gleichfalls. Nun war ihnen das Urteil gesprochen. Die Dinger, hieß es, riechen nicht und schmecken nicht, und nicht einmal die Hunde wollen sie fressen. Was wäre uns damit geholfen?" Der König aber ruhte nicht, bis er feine Unterthanen von dem Werte der Erdäpfel überzeugt hatte. Er sandte Leute im Lande umher und ließ die Bauern im Kartoffelbau unterweifen. Auch Gewerbe und Verkehr hob der König auf jede Weise. Er verband die Flüsse durch Kanäle, legte einen Hafen an, besserte die Wege und ließ in Fabriken Tuch, Leinwand, Porzellan n. a. Waren herstellen. Berlin verschönerte er durch schöne Bauten und die Bildsäulen seiner liebsten Generale. Um das Schulwesen stand es damals noch schlecht. Die meisten Schulhäuser waren elende Hütten, die meisten Lehrer unwissende Kammerdiener, Handwerker oder ausgediente Unteroffiziere. Tief in Dummheit und Aberglauben steckte das Landvolk. Durch eine Land schnlo rdnung ordnete der König an, daß Schulen gebaut, ordentliche Lehrer angestellt und die Jugend fromm und geschickt erzogen würde. Musterschulen richtete damals Eberhard von Rochow auf seinen Dörfern ein. In Berlin wurde die erste Realschule gegründet. Besondere Sorgfalt verwandte Friedrich auf die Rechtspflege. „Ungerechte Richter find gefährlicher als eine Diebesbande!" jagte er. Das Prozeßverfahren kürzte er ab, die unmenschlichen Strafen beseitigte er, und das „Allgemeine Landrecht" ließ er ausarbeiten. Überall war sein scharfes Auge, um Mißstände zu entdecken, und seine milde Hand, um zu helfen. Um feinen Unterthanen viel geben zu können, war er selbst sehr sparsam. „Preußen ist arm, darum muß sein König sparen!" sagte er. Im Mai unternahm er Reisen in das ganze Land. Dabei schenkte er auch dem Geringsten Gehör und untersuchte alle Beschwerden. „Die armen Leute wissen, daß ich Landesvater bin, darum muß ich sie hören!" sagte er. Als er einst die Pferde wechseln ließ, drängte sich ein altes Mütterchen dicht an feinen Wagen. „Was wollt ihr, Mütterchen?" fragte der König. „Sie sehen, weiter nichts!" war die Antwort. Der König reichte ihr einige Goldstücke und und sagte: „Auf diesen Dingern konnt ihr mich ansehen, so oft ihr

4. Das erste Geschichtsbuch - S. 68

1892 - Gera : Hofmann
— 68 — 33. Der Kurfürst mit seiner Familie bei den ersten Rartoffelxflanzungen. (Knackfutz.) Er besaß es nur als polnisches Lehen, d. H. der Polenkönig hatte es ihm als Oberherr gleichsam geliehen oder zu verwalten gegeben. Zn jener Zeit brach zwischen Schweden und Polen ein Krieg aus. Der Schwedenkönig kam über die Ostsee, fiel in Preußen ein und nötigte Friedrich Wilhelm zu einem Bündnis. Darüber geriet der Polenkönig in großen Zorn und drohte, den Kurfürsten in einen Kerker zu werfen, wohin weder Sonne noch Mond schiene. Die Antwort darauf war die dreitägige Schlacht bei Warschau an der Weichsel, in welcher die Polen von den Schweden und Brandenburgern gänzlich besiegt wurden. Friedrich Wilhelm benutzte nun alle Umstände so klug und glücklich, daß er im Frieden von Oliva, einem Kloster bei Danzig, Preußen als selbständiges Herzogtum erhielt (1660) und von der Lehnshoheit Polens befreit wurde. 7. Von seinem kriegerischen Helfer. Sein Helfer in militärischen Dingen war Dersslinger. Es wird erzählt, derselbe sei in seiner Jugend Schneidergeselle gewesen. Auf einer Wanderschaft kam er nach Tanger münde an der Elbe und wollte sich hier übersetzen lassen. Da er aber kein Geld hatte, wies ihn der Fährmann zurück, einen Trupp Kriegsleute jedoch fuhr der Schiffer frei hinüber. Da warf Dersslinger sein Bündel tu den Fluß und ließ sich als Reiter anwerben. Durch seine Tapferkeit und Einsicht stieg er bis zum Feldmarschall empor. Als einst der französische Gesandte bei der Tafel am Hofe fragte, ob

5. Das erste Geschichtsbuch - S. 110

1892 - Gera : Hofmann
— 110 — Ungarn fest. Hier erhielten sie in Attila oder Etzel einen furchtbaren Führer. Sein Holzpalast stand an der Theiß, war prächtig ausgeschmückt und wimmelte von Gesandten fremder Völker. Etzel gab vor, das Schwert des Kriegsgottes gefunden zu haben und zur „Gottesgeißel" der Völker berufen zu sein. Mit zahllosen Kriegern zog er an der Donau hinauf und verheerte alles. Am Rheine rottete er das burgundifche Königsgeschlecht aus und drang in Frankreich vor. Hier aber erlitt er aus den kata-launischen Feldern von den Westgoten und andern Völkern eine furchtbare Niederlage und zog sich zurück. Auch in Italien fiel er ein, starb aber das Jahr darauf. Die unterworfenen Völker befreiten sich von dem Joch der Hunnen, so die Ostgoten. Der gewaltigste Ostgotenheld war Theodorich oder Dietrich von Bern. Aus den Sagen und Liedern, die in der Zeit der Völkerwanderung im Munde des Volkes entstanden, ist unser größtes Heldenlied, das Nibelungenlied, erwachsen. Die Nibelungen waren Zwergkönige im Nebellande, die einen ungeheuern Goldschatz, den Nibelungenhort, besaßen. Später führten alle Besitzer des Hortes den Namen Nibelungen. 2. Won dem Ketden Siegfried. (Vergleiche Uhlands Lied: „Jung Siegfried war ein stolzer Knab—siegfried war der Sohn des Königs in Niederland, der auf seiner Burg zu Tanten am Rheine saß. Bei einem Schmiede im wilden Walde trat er als Lehrling ein, um sich ein Schwert zu schmieden. Dieweil er aber alles Eisen zerschlug und den Meister und die Gesellen nicht- schonte, wollte ihn der Meister los sein. Er schickte ihn in eine Schlucht, wo ein Drache hauste, damit er dort Kohlen hole. Als der Drache auf Siegfried losfuhr, stieß ihm dieser das Schwert in die Brust, daß er röchelnd niederfiel und starb. In dem heißen Blute badete sich Siegfried; davon ward seine Haut wie Horn, so daß ihn kein Schwert verletzen konnte. Nur eine Stelle zwischen den Schultern blieb verwundbar, weil hierhin beim Baden ein Lindenblatt gefallen war. Siegfried zog weiter und kam in einem wilden Bergthale an unermeßliche Haufen von rotem Golde und glänzenden Edelsteinen. Die trugen Zwerge aus der Tiefe des Berges. Das war der Schatz oder Hort der Nibelungen. Die beiden Söhne des verstorbenen Königs wollten eben das Erbe ihres Vaters teilen und wählten Siegfried zum Schiedsrichter. Zum Lohne gaben sie ihm im voraus das herrliche Schwert Balmung. Danach reute sie die Gabe, und sie wollten Siegfried durch ihre Riefen mit Eisenstangen niederschlagen oder von den Zwergen mit Pfeilen erlegen lassen. Er aber wurde ihrer Meister mit seinem guten Schwerte und erschlug auch die beiden Könige. Als er in den Berg dringen wollte, da rang ein starker Mann unsichtbar mit ihm. Das war der Zwerg Alberich, den die Tarnkappe unsichtbar machte. Siegfried streifte ihm jedoch beim Ringen die Tarnkappe ab und überwältigte ihn. Darauf schwur Alberichs mit allen Zwergen, daß sie Siegfried als ihren Herrn ehren und den Hort sür ihn hüten wollten. Nun kehrte Siegsried heim nach Tanten und ward auf dem Feste der Schwertleite mit großen Ehren zum Ritter geschlagen. Viele Fürsten und Herren, Sänger und fahrendes Volk kamen zum Feste, wurden gastlich aufgenommen, herrlich bewirtet und reichlich beschenkt. Allerlei Waffenspiele übten die jungen Ritter und ergötzten damit die Zuschauer. Sie erhoben dabei ein Feldgeschrei; Trommeln und Trompeten ertönten; Lanzen splitterten; Schilde krachten; Rosse wieherten; Gestürzte stöhnten; Wunde wurden hinweg-getragen; Jubel- oder Hohnrufe der Zuschauer erschollen.

6. Das erste Geschichtsbuch - S. 58

1892 - Gera : Hofmann
— 58 — führte er genaue Rechnung. Als Kind ärgerte er sich über feine zarte Gesichtsfarbe. Er rieb deshalb das Gesicht mit einer Speckschwarte ein und legte sich in die Sonne, um recht braun zu brennen. Seine Mutter war eine sehr kluge Frau, er aber machte sich aus gelehrten Sachen gar nichts, sondern lernte nur das, was einfach, natürlich und nützlich war. Am liebsten trieb er Soldatenspiele. Seinen Körper härtete er durch Reiten, Fechten, Schwimmen und Jagen ab. Bürgerliche Hausmannskost war ihm die liebste. Seine Frau und 28. jriebrid, wilh-lm I. feif Tochter nähten, strickten, kochten und wirtschafteten tote ttt jedem Bürgerhaufe. Er ging immer im schlichten Soldatenrocke und ruhte auf hölzernem Schemel. Aller Prunk und aller Zwang war ihm verhaßt. Er sprach derb und ungefucht. Nicht selten fuhr er die Leute hart an. Manche Schlagworte kehrten oft wieder, so: „Seine Schuldigkeit thun!" „Gottesfurcht im Leibe haben!" „Kein dummes Gesicht machen!" Widerspruch konnte er nicht vertragen. Er schnitt ihn mit den Worten ab: „Räsonnier’ Er nicht!" Leicht geriet er in Zorn und war dann mit Scheltworten, ja Stockschlägen nicht sparsam. Einst traf er zwei Juben im Schloßgarten. Sie flohen vor feinem Blicke. Er aber holte sie ein und rief: „Warum lauft ihr fort?" Sie stotterten: „Wir fürchteten uns vor Eurer Majestät!" Da gab er ihnen den Stock zu kosten mit den Worten: „Ihr sollt mich nicht fürchten, fonbern lieben!" Die Königsgewalt wollte er wie einen Felsen von Erz aufrichten. Immer suchte er das Beste feines Volkes, aber die Mittel waren oft gewaltsam. Von früh bis spät war er unermüblich thätig. Um alles bekümmerte er sich selbst; auf alles hatte er acht; nach allem sah und fragte er; alle Beamten zitterten vor ihm. Einst hörte der König, daß der Thorschreiber von Potsbam die Bauern mit ihren Marktwaren oft stunbettlang am Thore warten ließe. Da erschien er selbst eines Morgens und prügelte den Schläfer eigenhäubig aus dem Bette mit dem Gruße: „Guten Morgen, Herr Thorschreiber!" Befonbers fürchteten ihn faule Arbeiter, die bei den Bauarbeiten ober auf dem Felbe beschäftigt waren, benn unversehens war der König mit feinem Kuotenstocke neben thuen und frischte ihren Eifer auf. Wer ihn kommen sah, der lief baüon ober arbeitete mit verdoppeltem Eifer. Seine Erholung suchte der König im Tabakskollegium. Das war eine Abendgesellschaft, in der sich die Vertrauten bei Königs bei Bier und Tabak zufammenfanben. Auf einem Tische lagen hollänbifche

7. Das erste Geschichtsbuch - S. 59

1892 - Gera : Hofmann
— 59 — Thonpfeifen; in geflochtenen Körbchen stand holländischer Tabak, und in kleinen Pfannen glimmte Torf zum Anzünden der Pfeifen. Auf einem Seiteutifche stand ein kräftiger Imbiß und an jedem Platze ein tüchtiger Bierkrug. Es wurde zwanglos gegessen, getrunken, geraucht, gescherzt und geneckt. Der König liebte die größte Offenheit und nahm es nicht übel, wenn er selbst geneckt wurde. Hier ließ er sich vieles sagen, was er draußen sehr übel genommen hätte. Besonders laut, lebhaft und derb war der alte Dessauer. Doch nicht nur Witz und Scherz trieb man im Tabakskollegium, sondern es wurden auch die Zeitungen vorgelesen und wichtige Angelegenheiten besprochen. 3. Der unermüdliche Regent. Der König sorgte wie ein Vater für das Wohl seiner Unterthanen und ermüdete niemals in der Erfüllung seiner Pflichten. Er sagte: „Zur Arbeit sind die Regenten erkoren, nicht aber, um ihre Tage im Genuß zuzubringen. Will ein Fürst in Ehren seine Regierung führen, fo muß er alle feine Geschäfte selbst vollziehen." Er brachte strenge Ordnung in die Verwaltung, erhöhte die Einnahmen, füllte deu Staatsschatz, hob die Bildung des Volkes und schuf ein schlagfertiges Heer. Den Ackerbau, das Handwerk und die Armee hielt er für die Säulen des Staates. Im ganzen Lande bekümmerte er sich um den Ackerbau und die Viehzucht. Wo es nötig war, unterstützte er die Landleute mit Saatkorn, Vieh und Holz. Seine Staatsgüter machte er zu Musteranstalten der Landwirtschaft und befreite die Bauern darauf von der Hörigkeit. Das verödete Ostpreußen verwandelte er durch die fleißigen Ansiedler in ein blühendes Land. Den „kleinen Mann" schützte er gegen die Übergriffe der Beamten. So befahl er: „Ich will nicht, daß die Herren Räte mit den Pferden meiner Bauern spazieren fahren." Alle Zweige der Gewerbthätigkeit förderte er kräftig. Seine Unterthanen sollten nur inländische Erzeugnisse kaufen, damit das Geld im Lande bleibe. Seine Soldaten trugen nur preußische Tuche. Fremde Waren wurden hoch besteuert, ja die Einfuhr gewebter Stoffe verboten. Den Handwerksmeistern schrieb er genau vor, wie sie ihre Lehrlinge halten follten. Den Hökerinnen auf Markt und Straßen befahl er, nicht Maulaffen feil zu halten, sondern neben ihrem Kram zu spinnen, zu stricken und zu nähen. Die Stadt Berlin erweiterte und verschönerte er. Alle Häuser, die ihm mißfielen, mußten weggerissen und durch neue ersetzt werden. Armeren Bürgern gab er dazu Bauplätze und Bauholz, bei reicheren sagte er kurzweg: „Der Kerl hat Geld, muß bauen!" Nach Tische ritt er meistens aus und besah die Bauten. Er hielt auf Recht und Gerechtigkeit. Von den Kniffen der Rechtsgelehrten wollte er aber nichts wissen. In Minden hörte er bei einer Gerichtsverhandlung zu, wie ein Rechtsanwalt einen Angeklagten verteidigte. „Der Kerl hat recht!" rief der König. Nun trat aber der Anwalt der Gegenpartei auf und sprach ebenso geschickt. Da rief

8. Das erste Geschichtsbuch - S. 90

1892 - Gera : Hofmann
— 90 45. Friedrich Ii. an der Spree und machte Berlin zur Residenz. Sein Wahlspruch hieß: „Beten und arbeiten." Friedrichs Ii. Bruder Albrecht Achilles war der berühmteste Ritter seiner Zeit. Turniere, Feste und Fehden waren seine Lust. Er stellte durch das Hohenzollernsche Hans-gesetz fest, daß die Mark stets ungeteilt auf den ältesten Sohn über- gehen sollte. Sein Wahlspruch lautete: „In Gott's Gewalt hab ich's gestalt. Er hat's gefügt, daß mir's genügt." Albrechts Sohn Johann erhielt den Beinamen Cicero, weil er sehr gewandt in der lateinischen Sprache war. Vor seinem Tode warnte er seinen Sohn Joachim I. vor unnützen Kriegen, unbilliger Rechtspflege und übermäßigen Steuern, „denn es sei eine schlechte Ehre, über Bettler zu herrschen." „All Ding ein Weil" lautete sein Wahlspruch. 5. Wie es um die Ritter bestellt war. Die Ritter bildeten in jener Zeit den wichtigsten Stand. Der Name kommt von Reiter. Sie zogen zu Roß irt den Krieg. Ein Panzer schützte Brust und Rücken, ein Helm das Haupt, ein Helmgitter das Gesicht, die Schienen Arme und Beine. An der Seite hing das Schwert; die Hand schwang eine Lanze; ein Schild war die Schntzwasfe. Vorn 7. bis 14. Jahre dienten die Edelknaben ans einer Burg oder an einem Fürstenhofe und lernten höfische Sitte. Vorn 14. bis 21. Jahre begleiteten sie ihre Herren als Knappen und lernten das Waffen-Handwerk. Im 21. Jahre erhielten sie meist den Ritterschlag. Am Altar mußten sie geloben, die Kirche zu ehren, die Ungläubigen zu bekämpfen, die Wahrheit zu reden, das Recht zu verteidigen, den Fürsten und Frauen treu zu dienen, Wehrlose, Witwen und Waisen zu beschirmen. Die Turniere oder Waffenspiele wurden auf einem freien Platze gefeiert, der mit Sand bestreut, durch Schranken eingefaßt und ^6. Kitter^ Rüstung. üon Schaubühnen überragt war. Die Sieger in den Wettkämpfen erhielten ans den Händen edler Frauen den „Dank" oder „Preis". Arme Adelige zogen als „fahrende Ritter" von Hof zu Hof. Keinem Ritter durften Roß und Waffen wegen Schulden genommen, keinem gefangenen Fesseln angelegt werden. minim

9. Das erste Geschichtsbuch - S. 91

1892 - Gera : Hofmann
— 91 — Sein Ritterwort, ein Lösegeld zu zahlen, genügte, um ihn frei zu lassen. Er bezahlte weder Zölle noch Steuern, erhob aber von den Bewohnern seines Besitzes die Ritt ersten er. 47. Line Ritterburg. (Xiii. Jahrhundert.) Verkleinerung des Bildes von H. Heubner in Lehmanns kulturgeschichtlichen Bildern. (Leipziger Schulbilderoerlag.) Die Ritterburgen lagen entweder auf vorspringenden Höhen oder als Wasserburgen zwischen Flüssen und Wassergräben. Der Zugangsweg war gewunden und schmal. Ein Graben umgab die Burg. Darüber

10. Das erste Geschichtsbuch - S. 83

1892 - Gera : Hofmann
— 83 — lag. „Ich habe sie sehr lieb; aber, lieber Gott, da es dein Wille ist, daß du sie hinnehmen willst, so geschehe dein Wille!" seufzte er an ihrem Bette. Zu dem Kinde aber sprach er: „Magdalenchen, du bleibest gern hier bei deinem Vater und ziehest auch gern hin zu jenem Vater?" „Ja, Herzensvater, wie Gott will!" antwortete das kranke Kind. Als sie im Sarge lag, sprach der betrübte Vater: „Du liebes Kind, wie wohl ist dir geschehen! Du wirst wieder auferstehen und leuchten wie die Sterne, ja wie die Sonne!" Zu dem trauernden Volke sprach 40. Martin Luther, er: „Weinet nicht, denn zum Himmel habe ich eine Heilige geschickt." — Bei Tische, wo es nie an Gästen fehlte, liebte Luther eine heitere Unterhaltung. Des Abends ^ergötzte er sich mit seinen Hausgenossen an Gesang und Saitenspiel. So war sein häusliches Leben ein Muster für jede christliche Familie. 12. Wie er aus der Welt schied am 18. Februar 1546. Luther hatte nie eine starke Gesundheit gehabt. Viele heftige Krankheitsfälle suchten ihn heim. Oft meinte er zu sterben und nannte sich schon mit 50 Jahren einen alten, gebrochenen Mann. Die vielen Arbeiten, Kämpfe und Sorgen rieben feine Kräfte auf. Einst fchloß er eine Vorlesung an der Hochschule mit den Worten: „Unser Herr Gott gebe, daß man's nach mir besser mache; ich tarn nicht mehr, ich bin schwach. Bittet Gott, daß er mir ein gutes, seliges Sterbestüudleiu verleihe." Trotz seiner Schwäche und Hinfälligkeit half er überall mit Rat und That. Und wenige Tage vergingen, wo er nicht um eins oder das andere angelaufen wurde. So baten ihn feine ehemaligen Herren, die Grafen von Mansfeld, daß er nach Eisleben kommen und einen Streit über die Einkünfte des Bergwerks fchlichten möge. Im Januar 1546 machte er sich auf den Weg. In Holle, wo die Saale ausgetreten war und Eisschollen trieb, erkältete er sich. Sein Freund Justus Jonas aus Nordhausen, der Pfarrer in Halle war, begleitete ihn nach Eisleben. Hier schlichtete er unter großen Schmerzen den Streit „feiner Herren" und versöhnte sie. Er predigte auch mehrmals in der Kirche und schrieb tröstliche Briefe an feine Käthe, ja scherzte über ihre Sorgen. Eine heftige Brustbeklemmung warf ihn endlich auf das Krankenlager. Ahnungsvoll sprach er: „Ich bin hier zu Eisleben geboren und getauft; wie, wenn ich hier bleiben sollte?" Alle bemühten sich aufs liebevollste um ihn, besonders auch die gräfliche Familie. Aber das Übel wuchs, und der Todesschweiß trat aus seine Stirn. Dreimal rief er hintereinander: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöset, du treuer Gott!" Dann ward er ganz still. Justus Jonas rief ihm ins Ohr: „Ehrwürdiger Vater 6*
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