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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 93

1892 - Gera : Hofmann
— 93 — fange gewesen sein soll, als man ihm die deutsche Krone brachte. Noch heute sind die Harzer große Voaelfreunde. Das Lied: „Herr Heinrich sitzt am Vogelherd —" wird in allen Schulen gesagt und gesungen. In Memleben an der Unstrut zeigt man noch heute die Reste der Pfalz oder Königsburg, wo Heinrich I. starb, und in Quedlinburg sein Grab. Wir wollen nun hören, wie er König wurde und deutsche Städte gründete. 2. Wie Heinrich I. deutscher König wurde. Etwa 800 Jahre nach Christi Geburt beherrschte ein gewaltiger König Deutschland, Frankreich und Italien. Er hieß Karl der Große. Viele Kriege führte er, und viele Siege erfocht er, aber lieber beglückte er sein Volk, als daß er zum Schwerte griff. Noch in seinem Alter lernte er das Schreiben, und häufig besuchte er die Knaben in der Schule. Das Volk der Sachsen in Westfalen und um den Harz bekehrte er nach langen, schweren Kämpfen zum Christentume und gab ihm einen christlichen Herzog. Sein Ruhm erscholl in alle Welt. Seine Nachkommen hatten nicht seine Kraft und Weisheit. Immer mehr zerfiel das Reich, und immer unglücklicher würde das Volk. Die Fürsten waren uneinig und wollten sich von dem Könige nichts sagen lassen. Frembe Feinde fielen von ^Carl der Große. (Nach A. Dürers Bild.) allen Seiten ins Laub, raubten und zerstörten nach Herzenslust. Am schlimmsten trieben es die Ungarn ans dem fernen Ungarlanbe. Da wählten die deutschen Fürsten einen Herzog von Franken zum Könige. Aber er starb, ehe er die Orbnnng wieber hergestellt hatte. Auf seinem Totenbette bezeichnete er den Herzog Heinrich von Sachsen als den würbigften Nachfolger, obwohl dieser mit ihm im Streite gelegen hatte. Sein eigener Bruder war unter den Boten des Reiches, die dem neuen Könige Schwert, Mantel, Zepter und Krone brachten. Sie sollen ihn am Vogelherbe bei Goslar am Harze getroffen haben. Daher rührt sein Beiname Vogelsteller ober Finkler. Durch Klugheit und Tapferkeit unterwarf Heinrich alle wiber-spenstigen Fürsten. 3. Wie er Städte gründete und befestigte. Die schlimmsten Feinde waren die Ungarn. Sie kamen auf schnellen Rossen, mit Bogen und Pfeilen bewaffnet, und verwüsteten alles. Nietnanb konnte ihnen wibersteheu Heinrich fing einen ihrer Fürsten, schloß dann mit ihnen einen neunjährigen Waffenstillstanb und zahlte ihnen jährlich einen Tribut (b. h. eine erzwungene Abgabe). In den neun Jahren befestigte

2. Das erste Geschichtsbuch - S. 107

1892 - Gera : Hofmann
— 107 — wird meinem Herrn, dem Könige von Ungarn, eine Tochter geboren, die schön und tugendreich und Eures Sohnes ehelich Gemahl werden wird!" Vier Jahre später sandte der Landgraf Hermann herrliche Boten in das ferne Ungarland und ließ den König um die Hand seiner Tochter Elisabeth für seinen Sohn Ludwig bitten. Der Ungarnkönig empfing dte Boten günstig, denn ihr Herr war in allen Landen berühmt. Er bewilligte auch, daß das Mägdlein mit nach Eisenach geführt und dort erzogen würde. Gar herrliche Gaben, so eine silberne Wiege und Badewanne, köstliche Kleider und Geschmeide, sandten die Eltern mit und beschenkten die Boten reichlich. Als Elisabeth in Eisenach ankam, war sie vier, Ludwig aber elf Jahre alt. Beide wurden mit allem Fleiß erzogen, bis sie zu ihren Jahren kamen und ein glücklich Ehepaar wurden. 2. Wie Elisabeths Almosen zu Wosen wurde. Fast täglich stieg Elisabeth von der Wartburg hinab in die Stadt Eisenach, um die Armen zu speisen und die Kranken zu pflegen. Einmal trug sie in einem Korbe Fleisch, Brot und Eier hinab. Da begegnete ihr der Landgraf. Sie erschrak und suchte beschämt den Korb unter dem Mantel zu verbergen. Der Landgraf aber stellte sich rauh und fragte: „Was trägst du da?" Damit schlug er den Mantel zurück und sah in dem Korbe lauter Rosen. Elisabeth schlug ihre Augen zur Erde, ihr Gemahl aber faßte sie bei der Hand und redete liebreich mit ihr. (Vergleiche Bechsteins Gedicht: „Elisabeths Rosen".) ß. Wie sie die Armen in der Knngersnot speiste. Einst war ihr Gemahl auf lange Zeit mit dem Kaiser nach Italien gezogen. Da brach eine große Hungersnot im Lande aus. Elisabeth aber nahm alles Korn und allen Vorrat und teilte es unter die Bedürftigen. Täglich speiste sie 300 Arme. Für die Schwachen, die den Berg nicht ersteigen konnten, baute sie in der Stadt ein Spital und ließ sie dann versorgen. Als ihr Gemahl nach zwei Jahren wieder heimkam, da verklagten die Amtleute seine Gemahlin, daß sie alles den Armen gegeben habe. Er aber sprach: „Lasset sie um Gottes willen weggeben, was wir haben. Wenn uns nur die Wartburg und die Neuenburg bleiben! Drei Dinge gefallen Gott gar wohl: Eintracht unter Brüdern, Liebe unter Christen und Einigkeit unter Eheleuten!" 4. Wie Ludwig nach dem heiligen Lande zog. Der Kaiser Friedrich berief alle Fürsten und Ritter zu einem Zuge nach dem heiligen Lande, um des Heilands Grab den ungläubigen Türken zu entreißen. Auch Landgraf Ludwig ließ sich als „Kreuzfahrer" das rote Kreuz auf den Mantel heften. Darüber erschrak seine Gattin bis zum Tode, er aber tröstete sie mit liebreichen Worten. Vor seinem Abschiede ermahnte er seine Leute zu einem fleißigen, gerechten und friedlichen Leben und befahl Weib und Kind und die Regierung des Landes seinem Bruder. Sein Gattin geleitete ihn in herzlicher Liebe und großer Trauer bis Meiningen. Hier nahm sie den letzten, rührenden Abschied. Sie sollte ihn auf Erden nicht wiedersehen. Er erkrankte in Italien an einem giftigen Fieber. Als er sein Ende nahen fühlte, empfing er mit großer Andacht das heilige Abendmahl und die letzte Ölung. Plötzlich flüsterte er: „O sehet doch die «Stube voll weißer Tauben!" Man wollte ihm solches ausreden, er aber rief: „Ich will mit diesen Tauben von hinnen fahren!" Und damit gab er seinen Geist in Gottes Hände. 5. Wie die heilige Elisabeth starb. Nach dem Tode ihres Gemahls wurde Elisabeth mit ihren Kindern von der Wartburg vertrieben. Sie irrte heimatlos umher und nährte sich kümmerlich durch Spinnen und Nähen,

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 171

1899 - Gera : Hofmann
171 seine von ihm gekränkte Gattin Eleonore hetzte seine eigenen Söhne zur Empörung auf, und überall im Lande regte sich Zwietracht und Aufruhr. Da mußte der König nachgeben und reuig zum Grabe seines ermordeten Gegners pilgern. —- Ihm folgte sein abenteuersüchtiger Sohn Richard Löwenherz. Nach seiner späten Heimkehr aus Palästina tötete diesen ein Pfeilschuß bei der Belagerung eines französischen Schlosses. Sein 1215 treuloser und wankelmütiger Bruder Johann ohne Land verlor durch unglückliche Kriege alle seine französischen Besitzungen. Im Streite mit dem Papste mußte er endlich sein Land von Innocenz Iii. zu Lehen nehmen. Nach langem Hader mit seinen Unterthanen zwangen sie ihm mit den Waffen in der Hand die Magna Charta ab, d. i. den großen Freiheitsbrief, der die Grundlage der englischen Volksfreiheit und Staats- verfassung ist. Fragen: Was lockte die Dänen nach England? — Warum heißt Alfred „der Große"? — Aus welchen Elementen ist das englische Volk und die eng- lische Sprache entstanden? — „Taillefer" von Uhland. „Vertrau de Born" von Uhland (aus den Kämpfen Heinrichs Ii. mit seinen Söhnen). 51. Rudolf von Habsburg (1273—1291). 1. Er war weise im Rat. Ganz Deutschland war die traurigen Zustände der kaiserlosen, schrecklichen Zeit müde und wünschte einen kräftigen Herrscher an die Spitze. Da traten die Fürsten zur Kaiserwahl zu- sammen und suchten nach einem Manne, der nicht allzu begütert und mächtig, aber durch Thatkraft und Weisheit im- stande sein sollte, die Ordnung wieder- herzustellen. Der Erzbischof von Mainz wußte die Wahl auf den Schweizer Grafen Rudolf von Habsburg zu lenken. Dieser hatte ihn einst auf einer Reise nach Rom sicher über die Alpen geleitet. Bei Rudolfs Krönung in Aachen war das Zepter vergessen. Da nahm er rasch 125. Siegel Rudolfs v. Habsburg, besonnen das Kruzifix vom Altäre und sagte: „Das Zeichen, in dem die Welt erlöset ist, mag auch wohl als Zepter dienen!" 2. Er war entschlossen und stark zur That. Rudolf wußte sich bald Achtung zu verschaffen. Viel Zeit und Mühe widmete er der Wiederherstellung geordneter Zustände in Deutschland. Um die Kaiserkrone und Italien kümmerte er sich nicht. „Ich sehe wohl die Fußstapfen derer, die glücklich hineingekommen, nicht aber derer, die wohlbehalten wieder herausgekommen sind," pflegte er zu sagen. Seine Wahl wollte der Böhmenkönig Ottokar nicht anerkennen. Auch weigerte sich dieser, die widerrechtlich angeeigneteu Reichsländer heraus- zugeben. Da zog Rudolf mit einem kleinen Heere und einem noch kleineren Schatze gegen ihn. Als er nach der Kriegskasse gefragt wurde, sagte er: „Ich

4. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 267

1894 - Gera : Hofmann
Ii. Otto I., der Große. 1. Seine Wahl und Krönung. 267 Denn in Otto regte sich ein anderer Geist, den die meisten für Stolz und Hoffart hielten. Er zählte erst vierundzwanzig Jahre, doch ahnte mau in ihm schon den Mann, der Ergebenheit und Gehorsam unweigerlich verlangte, und der den Thron um mehr als eine Stufe zu erhöhen gedachte. Hellstrahlende Tugenden konnte niemand in ihm verkennen, vor allem mußte unerschütterliches Gottvertrauen, felsenfeste Treue gegen seine Freunde und Großmut gegen gedemütigte Feinde jedermann an ihm rühmen. Man sah ihn meist heiter und freundlich erscheinen, er ergötzte sich gern an der Falkenjagd, da hörte man ihn wohl auf abgelegenen Pfaden die lieblichsten Weisen singen. Offen trat er jedem entgegen, und doch erweckte seine Nähe mehr Bangigkeit als Vertrauen. Brauste er in Leidenschaft auf, so war sein Zorn schrecklich, und selbst die ihm zunächst standen, haben ihn oft hart empfunden. Mit Heinrich hatte er von frühester Kindheit an in Hader gelebt, nie wollten die beiden Brüder einunddasselbe. Die Sachsen fürchteten diesen Otto mehr, als sie ihn liebten. Als es zur Wahl kam, blieb man doch dem einst König Heinrich gegebenen Versprechen getreu, und ohne Widerspruch wurde Otto von den Franken und Sachsen zum Könige erwählt. Man bestimmte demnächst: zu Aachen, in der alten Kaiserburg Karls des Großen, sollten die Herzöge, Grafen und die vornehmsten Reichsvasallen aus allen deutschen Ländern sich versammeln, um die getroffene Wahl allgemein anzuerkennen und dem neuen Könige zu huldigen, der dann nach altem Brauch gesalbt und gekrönt werden sollte. Und so geschah es am 8. August des Jahres 936. In der Säulenhalle, welche die Kaiserpfalz mit dem Münster verband — beide hatte Karl der Große erbauen und Marmor und Säulen dazu aus Rom und Ravenna herbeischaffen lassen — stand der Marmorstuhl Karls des Großen, der Erzthron des Reichs; hier versammelten sich die Großen aus allen deutschen Landen, erhoben Otto auf den Thron und gelobten ihm unter Handschlag Treue auf immerbar und Beistaub gegen alle seine Widersacher. So huldigten sie ihm nach alter Sitte auf fränkischer Erde, als Karls des Großen Nachfolger und König der Franken. Deshalb hatte Otto auch sein weites sächsisches Kleid mit dem knappen fränkischen Gewände vertauscht. Nur als Franke, meinte man damals und hat man noch lange nachher gemeint, könne der neue König die Krone empfangen. Nach der Huldigung begab sich Otto, von den Herzogen, Grasen und Herren begleitet, in feierlichem Zuge zum Münster. Wer nach Aachen kommt, wird diese Kirche noch heute dort sehen. In der Gestalt eines Achtecks steigt sie zu mächtiger Höhe empor, und oben umkreist sie ein zwiefacher Umgang von schönen, mit Säulen gezierten Arkaden; in der Mitte aber auf dem Boden ist die Stelle bezeichnet, wo Kaiser Karl das Grab gefunden. Die Gänge oben erfüllte damals dicht gedrängt das Volk, das weit und breit zum großen Feste herbeigeströmt war. In dem untern Raume aber erwartete Erzbischof Hildebert von Mainz mit allen Erzbischöfen, Bischöfen und Priestern, die sich eingestellt hatten, den jungen König. Als dieser an der Pforte erschien, schritt er ihm entgegen, den Krummstab in der Rechten, und führte ihn mit der Linken bis in die Mitte des Münsters, wo Kaiser

5. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 280

1894 - Gera : Hofmann
280 Zweites Buch. I. Abschnitt: Bilder aus der Zeit der sächsischen Kaiser. und Anmut und glich inmitten der Wirren und der Sittenverderbnis Italiens einer schönen Blume unter Schutt und Trümmern, auf welcher das Auge des Wanderers mit erhöhter Freude weilt. Kein Wunder daher, daß die edle junge Königin sich standhaft weigerte, einem Manne ihre Hand zu reichen, dessen Vater für den Mörder ihres Gatten galt. Ihre Weigerung erbitterte Berengar dermaßen, daß er sie auf ihrem Witwensitze Como gefangen nehmen, ihre Güter einziehen und sie in einer einsamen festen Burg am Gardasee in einen tiefen Kerker werfen ließ, zu welchem nur ihre Magd und ihr getreuer Priester Martin, die er ihr gelassen, Zutritt hatten. Durch diese Grausamkeit hoffte er Adelheids Einwilligung zu erzwingen; aber sie blieb standhaft und fügte sich auch jetzt nicht dem Willen ihrer Bedränger, obwohl dieselben bei jeder neuen Weigerung sie den rohesten Mißhandlungen aussetzten, ihr Schläge und Fußtritte gaben und ihr schönes Haar ausrauften. Das Schicksal Adelheids erregte allgemeine Teilnahme, namentlich in Deutschland. Hier begeisterten sich die Großen und die thatendurstige Jugend für einen Kampf zur Befreiung der schönen jungen Königin, den die Ritterehre erforderte, der glänzenden Ruhm und Gewinn versprach und vielleicht das gesunkene Italien errettete. Niemand war mehr für einen solchen Kampf begeistert als König Otto. Im Januar 946 war seine geliebte Editha gestorben, nicht nur von ihm, sondern auch vom Volke tief betrauert, das sie wegen ihrer großen Milde und Frömmigkeit schon zu ihrer Zeit gleich einer Heiligen verehrte. Und so winkte ihm nicht nur das schöne Italien und die Kaiserkrone, sondern auch die junge Königswitwe, die ihm von vielen, die auf der Pilgerfahrt nach Rom an Lothars Hofe Aufnahme gefunden, gerühmt und geschildert war, und durch deren Hand er sich zugleich die Herrschaft in Italien sichern konnte. Der Entschluß, als Rächer der schönen Adelheid nach Italien zu ziehen, war schnell gefaßt; der König versammelte die Großen seines Reiches, die diesem Entschlüsse freudig zustimmten, und brach im September 951 mit einem wohlgerüsteten, glänzenden Heere auf. Sein Bruder Heinrich, sein Schwiegersohn Konrad von Lothringen, auch viele deutsche Bischöfe, Grafen und Vasallen leisteten Heeresfolge; auch sein Sohn Liudolf von Schwaben, der schon im Sommer nach Italien gezogen war, aber dort unglücklich gekämpft hatte, zog ihm mit seiner Schar entgegen. Berengar wagte nicht, sich den übermächtigen deutschen Scharen im Kampfe zu stellen und flüchtete sich in eine seiner Bergsesten. Alle Städte, durch welche Otto kam, öffneten ihm bereitwillig ihre Thore, und mit großer Pracht hielt er seinen Einzug in Pavia. Die Großen des Landes kamen, ihm zu huldigen, und er sah sich als Beherrscher Italiens an, auf welches er als König der Ostfranken ein angebornes Recht zu haben meinte. Inzwischen war Adelheid, nachdem sie vier Monate in ihrem Kerker geseufzt, durch treue Hilfe befreit worden. Der Bischof Adelhart) von Rezzio ließ ihr geheime Botschaft zugehen, sie möge entfliehen und sich in feinen Schutz begeben. Adelheid wagte die Flucht, wozu ihr der Priester und die Magd behülflich waren. Diese wühlten unbemerkt einen Gang unter dem Boden hindurch bis in den Turm, wo Adelheid faß, und in einer dunkeln Nacht gelang es ihnen, die Gefangene auf diesem Wege hinauszuführen.

6. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 287

1894 - Gera : Hofmann
Ii. Otto I, der Große. 5. Ottos Kämpfe mit den Ungarn. 287 so werde ich nichts Übles fürchten, weil der Herr mit mir ist", und dann entließ er die Krieger, damit sie mutig die Ungarn im Kampfe bestehen möchten. Als der erste Strahl der aufgehenden Sonne die Gefilde der Erde überglänzte, nahte der Heiden unübersehbares Heer — , von allen Seiten die Stadt umzingelnd, Kriegs- und Belagerungszeug mit sich führend, glühend vor Verlangen, die Zinnen zu erklimmen. Aber hoch oben an allen Stellen der Mauer erschauten sie die tapferen Helden von Augsburg, wohl gerüstet, still und ernst, mutflammenden Auges: furchtbar leuchteten ihre Waffen im Sonnenglanze. Bei diesem Anblick erzitterten die Herzen der Ungarn, und feige Furcht ergriff sie. Vergebens mühten sich ihre Woiwoden, sie mit Geißelhieben vorwärts zu treiben, damit sie den Angriff begännen: Furcht vor der ihnen drohenden augenscheinlichen Todesgefahr ließ sie den Schmerz nicht achten — sie waren nicht zu vermögen, den Sturm zu beginnen. Als Bultzko, ihr König, über die Feigheit feiner Volker tobte und wütete, kam der auf der Reifersburg in Schwaben auf hohem Felsen am Donaustrand Rache brütende Graf Bertholt), Sohn des bei Regensburg gefallenen Pfalzgrafen Arnulf, zu ihm und meldete, daß Otto, der König der Deutschen, im Anzuge fei. Auf diese Nachricht beschloß Bultzko von der Stadt abzulassen: die Trommete ertönt, und das Heer zieht sich in das Lager zurück. Hier hält der Ungar Rat mit feinen Getreuen, faßt den Plan, zuerst König Otto im Kampfe zu bestehen, und wendet sich sodann mit feinem ganzen Heer auf das rechte Ufer des Lechfluffes. Otto war, als er die Botschaft vom Einbrüche der Ungarn empfangen, unverzüglich nach Bayern aufgebrochen, nur von wenigen Sachsen begleitet, weil eben ein Feldzug gegen die nach dem baltischen Meere zu wohnenden Slawen zu führen war. An den Grenzen der Lande Bayern und Schwaben, bei Werth, ohnfern des Einflusses des Lechs in den Donaustrom, hatte sein Kriegsheer durch den Zuzug fränkischer und bayrischer Haufen und tausend böhmischer Reiter, die Herzog Boleslav führte, Verstärkung erhalten. Sein Bruder, Herzog Heinrich, lag in Regensburg krank; den Oberbefehl hatte für ihn der tapfere Graf Eberhard an der Sempt und von Ebersdorf übernommen. Auch Herzog Konrad war mit vielen Rittern und Reisigen zum Könige gestoßen, und fein Erscheinen erfüllte Ottos Scharen mit Kampflust; denn er war ein gewaltiger Kriegemann, ebenso kühn als besonnen, und bei dem Heere deshalb vor allen beliebt. Also verstärkt, fetzte Otto über die Donau; er zog in Eilmärschen unbemerkt durch unwegsame Gegend nach dem bedrängten Augsburg, um dasselbe womöglich zu entsetzen. Von dieser Stadt aus, weiter nach Mittag hin, breitet sich eine unübersehbare Ebene aus, zehn Stunden Weges lang, zwischen dem Lechfluffe und der Werbach, ohne Baum und Strauch, nur mit kurzem Grase bewachsen, rings von einer Hügelreihe umschlossen, welche Dorsschaften bedecken: dies ist das Lechfeld. Hier in dieser weiten Blache, für Bewegungen von Kriegshaufen bequem, schlug der König sein Lager auf; feine Plänkler berichteten ihm, daß die Ungarn ihm nicht fern feien: sie standen am rechten Ufer des Lechflusses bei Gunzenlech, einem Platze, den späterhin die Wellen hinweggeschwemmt haben, ohnfern des Torfes Kissing, das heut zu Tage ein

7. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 303

1894 - Gera : Hofmann
I. Otto I., der Große. 7. Ottos I. letzte Regierungszeit, Tod und Charakter. 303 Es war des Kaisers Sitte, daß er sich an den hohen Kirchenfesten von der gesamten anwesenden Geistlichkeit in Prozession unter Vortragung von Kreuzen, Weihrauchssässern, Fahnen und Reliquien zur Kirche begleiten ließ, wo er aufmerksam, ohne sich auf irgend welche Gespräche einzulassen, dem Gottesdienste beiwohnte, dann aber unter Vortragung von Lichtern, von allen Bischöfen, Herzögen und Grafen begleitet, nach seiner Pfalz zurückkehrte. So feierte er auch damals Ostern in der Servatiuskirche zu Quedlinburg am Grabe seiner Eltern. Als das Fest vorüber war, wurden nach der Sitte die Angelegenheiten des Reichs und der Kirche in Betracht gezogen und zunächst alles, was Sachsen und die Marken dieses Landes betraf, erwogen. Aber auch weit über die Grenzen Sachsens hinaus schweiften die Gedanken Kaiser Ottos und seiner Fürsten. Es waren Gesandte von Rom und Benevent, von Konstantinopel, von den Russen und Bulgaren erschienen. Was die Welt in ihrer Weite bewegte, hallte im Kreise der Fürsten wieder und wurde beraten und bedacht. Selbst die Ungarn, die alten Feinde des deutschen Namens und des Kaisers, hatten zwölf Männer von ihrem Adel mit reichen Geschenken an Otto abgesandt, und zu eben dieser Zeit fand das Christentum zuerst bei diesem Volke Eingang. Otto sandte damals als Missionär einen Bischof Brun an den Ungarkönig Geisa. So breitete sich die Lehre von Christus, dem Erlöser, zu derselben Zeit über Polen, Böhmen und Ungarn allgemach aus, und ein Lichtstrahl nach dem andern fiel in die Thäler, die bis dahin in tiefer Nacht gelegen hatten. Ottos Siege hatten hier überall den Sieg des Christentums vorbereitet. Gewiß war es ein herrliches Fest, das damals zu Quedlinburg gefeiert wurde, und wohl nicht ohne gerechtes Selbstgefühl mochte der alte Kaiser auf den reichen Gewinn seines Lebens zurückblicken und sich dessen freuen, was ihm mit Gottes Hülfe gelungen war. Denn es war kein nichtiger Festesschimmer, nicht ein leerer Prunk, der ihn umgab, sondern ein tiefer Sinn und eine mächtige Wahrheit barg sich unter dem Glanz dieser Feste. Unerwartet wurde derselbe aber durch einen Todesfall getrübt, der den Kaiser auf das tiefste erschütterte. Am 27. März starb zu Quedlinburg der Herzog von Sachsen, Hermann der Billunger. Allgemein wurde das Abscheiden des trefflichen Mannes beklagt; denn er hinterließ das lange im Volke bewahrte Andenken eines klugen, tapferen und gerechten Fürsten, der nicht minder streng über den Landfrieden im Innern wachte, als er die Grenzen des sächsischen Landes vor äußeren Feinden kräftig zu schützen wußte. Niemanden hatte der Tod des tapferen Sachsenherzogs mehr gebeugt als den Kaiser. Hermann war der letzte hervorragende Mann jener kräftigen Generation, aus der und mit der Otto erwachsen war, — ein Geschlecht, das in gewaltigen Mühen und Kämpfen früh aufgerieben wurde und aus dem es fast keiner zu einem hohen Lebensalter gebracht hatte. Nachdem dieser letzte Genosse seiner früheren Tage abgeschieden war, fühlte der Kaiser, daß auch seine Stunde nahe sei. Traurig und gebeugt verließ er Quedlinburg am 5. April, nachdem schon am 1. dieses Monats die große Festversammlung sich aufgelöst hatte, und besuchte noch mehrere seiner Burgen

8. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 11

1895 - Gera : Hofmann
1. Rudolf von Habsburg. 11 entgegen; ein hervorragend starkes Regiment war weder die Meinung der Fürsten noch des Papstes. Und so trat, schließlich von Ludwig selbst begünstigt, ein kleinerer Parteigänger der staufischen Vergangenheit in den Vordergrund: Graf Rudolf von Habsburg. Es war nicht zum erstenmal, daß ein einfacher Gras als Bewerber um die Krone genannt ward; nach dem Aussterben des salischen Herrschergeschlechts mit Heinrich V., im Jahre 1125, hatten nicht wenige in dem Grafen Karl von Flandern den geeignetsten Nachfolger Heinrichs erblickt. Und wohl mochte sich Rndols von Habsburg um das Jahr 1270 mit dem längst verschiedenen Flandrergrafen an Macht und Persönlichkeit zuversichtlich messen. Er gehörte immerhin zu den mächtigeren Herren im Reich. Sein Haus, vielleicht mit den zähringischen Herzögen gleichen Ursprungs ans dem alten Geschlechte der herzoglich elsässischen Etichoniden, rühmte sich großer Ahnen schon aus dem 11. Jahrhundert; ums Jahr 1025 war Weruher, ein Sproß des Geschlechtes, als Bischof von Straßburg auf einer Gesandtschaftsreise in Diensten des Reiches zu Konstantinopel verstorben. Und weithin erstreckte sich der Habsburgische Besitz: von dem reichen Kloster Otmarsheim am ober-elsässischen Hardtwald, wo noch heute die alte Pfalzkapelle des Hauses steht, ein dem Aachener Münster Karls des Großen nachgebildeter Centralbau, reichte er tief hinein in die Schweiz bis zur Habsburg und bis nach Muri, dem andern Familienkloster des Geschlechtes. Nun war allerdings im Jahre 1232 das Stammgut unter zwei Linien verteilt worden, allein Rudolf hatte den ihm zugefallenen Teil außerordentlich und fast über die Höhe des ursprünglichen Gesamteigens hinaus zu vermehren gewußt. Er hatte den Besitz der Grafen von Kyburg erworben, des letzten außer den Habsburgern noch blühenden Großdynastengeschlechts der schweizerischen Hochebene; er hatte vom Reiche die Städte Breisach und Rheinfelden, sowie die Vogtei über das Gotteshaus St. Blasien im Schwarzwald und die Freien Leute im Albgau zum Pfande erhalten: von den Alpenpäffen bis nach Colmar nahezu vermochte er zu reiten, ohne sein Gebiet zu verlassen. Und in diesen Errungenschaften sprach sich nicht minder der sparsame und diplomatisch kluge Erwerbsinn des Grafen aus, wie seine nie wankende Königstreue: der Anhänglichkeit an die Staufer verdankte er die zahlreichen Pfandfchasten. In der That begleiteten ihn staufische Sympathien schon von der Wiege ab. Kaiser Friedrich Ii. hatte ihn aus der Taufe gehoben und ihn auf seinen italienischen Fahrten mitgenommen, noch ehe er zum Ritterschläge reif war; König Konrad Iv. hatte ihn gern als verständigen Berater gesehen; Konradin ist von ihm auf feinem verhängnisvollen Zuge über die Alpen mindestens bis Verona begleitet worden. So war Rudolf ein mächtiges Haupt der staufischen Partei, als die Fürsten, veranlaßt vornehmlich durch den zollerschen Burggrafen Friedrich von Nürnberg, Rudolfs Vetter, die Augen auf ihn lenkten. Auf einer Zusammenkunft zu Boppard, am 11. September 1273, erschien Rudolfs Kandidatur gesichert; zum 29. September wurde, nachdem Rudolfs Einverständnis festfand, die Wahl nach Frankfurt ausgeschrieben, (bethätigt ward sie am 1. Oktober; tags darauf hielt der neue König unter dem Jubel zahlreich herbeigeftrömter Bürger und Adliger feinen Einzug in die Stadt, begrüßte die glänzende Versammlung der Fürsten, ließ sich huldigen und
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