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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 35

1892 - Gera : Hofmann
— 35 — Die Königin Luise erlebte den Ostermorgen der Freiheit nicht mehr. Die schweren Leiden hatten ihr Leben geknickt. Erst 34 Jahre alt, starb sie im Jahre 1810 zur unsäglichen Trauer des Königs und des Volkes. Aber ihr verklärtes Bild begeisterte später ihr ganzes Volk zu den großen Thaten in den Befreiungskriegen. 8. Das Morgenrot der Freiheit brach in Rußland an 1812. Napoleon wollte ganz Europa beherrschen; darum griff er Rußland mit der „großen Armee" von mehr als einer halben Million Soldaten an. Auch Preußen, wie die übrigen deutschen Staaten, mußte Hilfstruppen unter dem General Iork stellen. Siegreich drang Napoleon bis in die alte Hauptstadt Moskau vor. Hier sollte das Heer die Winterquartiere beziehen. Aber die Russen steckten die Stadt in Brand, und nur mit Mühe rettete sich Napoleon aus den Flammen. Er wollte Frieden schließen, aber der russische Kaiser sagte: „Nun soll der Krieg erst recht angehen!" V- Napoleon flieht aus Rußland. Napoleon mußte sich im Herbste zum Rückzüge entschließen, denn der großen Armee fehlte es an Lebensmitteln. Zum Unglück für sie brach ein früher, strenger Winter ein. Mehr und mehr löste sich alle Ordnung im Heere auf. Viele verhungerten, mehr noch erfroren, andere wurden von den Kosaken auf ihren schnellen Pferden eingeholt, gelötet oder gefangen genommen. Abends fetzten sich ganze Haufen um ein Wachtfeuer, morgens lagen sie erfroren im Schnee. Ohne Gewehre, in Weiberröcken, die Füße mit Lumpen umwickelt, Ohren und Nasen erfroren, zu Gerippen abgezehrt, so schleppten sich die Unglücklichen hinkend durch die Schneewüste. 3*

2. Das erste Geschichtsbuch - S. 36

1892 - Gera : Hofmann
— 36 — Endlich langten die Trümmer des großen Heeres an der B er es in a an. Alles drängte in wilder Hast über die beiden Brücken. Aber nur langsam schob sich der Knäuel von Menschen, Pferden, Wagen und Kanonen vorwärts. Da brach eine der Brücken, Tausende von Menschen wurden in den Strom gedrängt und ertranken in den Fluten, die, vom Tauwetter angeschwollen, wild mit Treibeis gingen. Hinter den Fliehenden donnerten die russischen Kanonen, pfiffen die Kugeln und jagten die Kosaken. Als Napoleon über den Fluß war, ließ er die Brücke zerstören und überlieferte Tausende der russischen Gefangenschaft. Treulos verließ er jetzt sein Heer und rettete sich auf einem Schlitten durch Polen und Deutschland nach Frankreich. Dort verkündete er: „Die große Armee ist vernichtet; die Gesundheit des Kaisers war niemals besser!" Von der großen Armee langten etwa 30000 Mann in ungeordneten Hansen zerlumpt, halb erfroren und verhungert in Polen an. 9. Das preußische Volk stand auf 1813. „Das ist Gottes Finger! Jetzt oder nie!" rief es in jedem preußischen Herzen. Der General Aork schloß mit den Russen einen Vertrag und stellte die Feindseligkeiten ein. Dem Könige schrieb er: „Eurer Majestät lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn ich gefehlt haben sollte!" Zwar wurde Aork abgesetzt, weil er eigenmächtig gehandelt habe, aber der Befehl ist nie an ihn gelangt. Unter seiner Leitung rüstete die ganz ausgesogene Provinz Ostpreußen ein Regiment Reiter und 20000 Landwehrmänner aus. Der König ging von Berlin nach Breslau, um ganz freie Hand zu haben. Er fchloß ein Bündnis mit den Russen und stiftete für die tapfersten Krieger das eiserne Kreuz mit der Inschrift: „Mit Gott für König und Vaterland". Am 17. März 1813 erließ er den Aufruf: „An mein Volk!" Darin hieß es: „Keinen andern Ausweg giebt es als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang." Und nun geschah, was Theodor Körner sang: „Das Volk steht auf; der Sturm bricht los!" Alles eilte zu den Waffen, Greise und Knaben, Edelleute und Bauern. Gold und Silber, Schmuck und Kriegsgerät, Pferde und Lebensmittel, alles wurde auf dem Altar des Vaterlandes für den heiligen Krieg geopfert. Ein Bauer brachte fein letztes Pferd mit den Worten: „Fünf haben mir die Franzosen gestohlen, nun will ich ihnen das sechste nachschicken!" Unzählige Trauringe wurden eingesandt. Die Geber erhielten dafür eiserne mit der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen 1813." Ein armes adeliges Fräulein ließ sich ihr schönes Lockenhaar abschneiden und opferte es dem Vaterlande. Es wurden daraus Ringlein verfertigt und teuer verkauft. Freiwillige schlossen sich zusammen und bildeten Freischaren. Am berühmtesten ist die Lützowsehe. Sie hatte schwarze Uniformen und nannte sich die „Schar der Rache". Zu ihr gehörte der Dichter Theodor Körner. Auch eine Jungfrau trat in Männerkleidung ein und opferte ihr Leben für das Vaterland. Die Landwehr und der Landsturm aus älteren Männern wurden aufgeboten. Das zertretene Preußen mit kaum fünf Millionen Einwohnern stellte 270000 Mann ins Feld. Gottesdienst

3. Das erste Geschichtsbuch - S. 47

1892 - Gera : Hofmann
— 47 — Maria Theresia konnte sich über den Verlust Schlesiens nicht trösten. Sie nannte es die „Perle in ihrer Krone". Die Thränen kamen ihr in die Augen, wenn sie einen Schlesier sah. Ihr kluger Minister brachte endlich ein Bündnis zwischen Rußland, Frankreich, Sachsen und Schweden zustande, das den König von Preußen wieder zum Markgrafen von Brandenburg erniedrigen sollte. Friedrich erhielt durch einen sächsischen Geheimschreiber Nachricht von allem und beschloß, seinen Feinden zuvorzukommen. Plötzlich brach er 1756 in Sachsen ein und umzingelte das sächsische Heer bei Pirna. Seine Feinde schrieen über Verrat und nannten ihn einen „Friedebrecher", er aber veröffentlichte ihre Briefe und Pläne. Die Österreicher zogen heran und wollten die Sachsen befreien, aber Friedrich besiegte sie bei Lobositz an der Elbe. Als das Pulver verschossen war, schlugen seine Soldaten mit dem Kolben drein. Friedrich war entzückt über solche Tapferkeit. Als keine Hilfe kam, ergaben sich die Sachsen, denn sie hatten nur auf 15 Tage Lebensmittel. b) Der Sieg bei Prag. Besonders reich an Schlachten war das Jahr 1757. Im Frühjahr fiel Friedrich in Böhmen ein und rückte bis Prag vor. Hier standen die Österreicher verschanzt auf Anhöhen. „Frische Fische, gute Fische!" rief Friedrich und befahl den Angriff. Der alte Schwerin drückte sich den Hut ins Gesicht und sagte: „Muß es denn heute geschlagen sein, so will ich den Feind angreifen, wo ich ihn sehe!" Aber Tausende wurden niedergeschmettert oder versanken im Moore, das sie für grüne Saatfelder hielten. Schon wankten die Linien; da ergriff Schwerin eine Fahne, stellte sich an die Spitze und rief: „Heran ihr Kinder! Mir nach, wer kein Feiger ist!" Doch fünf Kugeln streckten den Helden nieder. Aber sein Tod entflammte die Soldaten zur äußersten Tapferkeit. Ein anderer General stellte sich an die Spitze und drang vorwärts. Als ihm die Hand zerschossen wurde, ließ er sich den Säbel festbinden und führte endlich die Helden zum Siege. Aber Tausende hatte dieser gekostet. Um Schwerin klagte der König: „Er galt so viel wie zehn Tausend!" c) Die Niederlage bei Kolliu. Hierauf wandte sich Friedrich gegen den klugen Marschall Dauu, der ihm den Rückweg abschneiden wollte, und griff ihn am 18. Juni bei Kollin an der Elbe an. Anfänglich ging alles gut; dann aber trat Verwirrung und zuletzt wilde Flucht ein. Friedrich drang bis an die feindlichen Kanonen vor, ohne zu merken, daß sein Häuflein gefallen oder geflohen war. Ein Offizier rief ihm zu: „Wollen denn Eure Majestät die Batterie allein erobern?" Da kehrte er endlich um. Auf dem Rückzüge reichte ihm ein Soldat einen frischen Trunk aus einem Pferdeeimer und sprach dabei: „Majestät, trinken Sie nur und lassen Sie Schlacht Schlacht sein! Es ist nur gut, daß Sie noch leben; unser Herrgott kann uns schon wieder den Sieg geben." Der König saß in trüben Gedanken auf einer Brmmen-röhre und zeichnete mit seinem Krückstöcke Figuren in den Sand. Da

4. Das erste Geschichtsbuch - S. 49

1892 - Gera : Hofmann
— 49 — 25. Die Generale 5eyblitz und Zieten. (W. Camphausen.) general Seydlitz warf seine kurze Pfeife in die Luft und rief: „Vorwärts!" Wie ein Wirbelwind fuhr er aus einem Hohlwege zwischen die Franzosen. Die Kanonen warfen ihren eisernen Hagel unter sie, und das Fußvolk stach und hieb drauf und drein. Da kam das ganze Franzosenheer ins Wanken und lief in eiliger Flucht davon. Die Reichsarmee hatte den Angriff kaum abgewartet. Seitdem nannte man sie spottweise die „Reißausarmee". Das Feld war besäet mit Hüten, Stieseln, Tornistern, Gewehren, Packwagen, Toten und Verwundeten. Dem König kostete der fröhliche Sieg von Roßbach nur 91 Tote. Gauz Deutschland jubelte: Und wenn der große Friedrich kommt und klopft nur auf die Hosen, Da läuft die ganze Reichsarmee, Panduren*) und Franzosen. e) Der glänzende Sieg bei Leuthen. Schlimm sah es inzwischen in Schlesien aus. Dort traf Friedrich mit seiner „Potsdamer Wachtparade" bei Leuthen unweit Breslau auf das dreimal stärkere österreichische Heer. Er begeisterte die Seinen durch eine ergreifende Ansprache und schloß mit den Worten: „Leben Sie wohl! In kurzem haben wir den Feind geschlagen oder sehen uns nicht wieder!" Unter dem Gesänge des Liedes: „Gieb, daß ich thu' mit Fleiß, was mir zu thun gebühret —", rückten die Truppen gegen den Feind. Friedrich *) Ungarische Fußsolbaten mit langen Flinten, weiten Hosen und farbigen Hemben. Polack, Das erste Geschichtsbuch. 4

5. Das erste Geschichtsbuch - S. 50

1892 - Gera : Hofmann
— 50 — fragte einen Offizier: „Was ist das? Was höre ich da?" „Die Truppen singen fromme Lieder!" war die Antwort. „Soll ich's ihnen verbieten?" „Laß Er das!" entgegnete der König und wandte sich an Steten mit der Frage: „Meint Er nicht, daß ich mit solchen Truppen siegen werde?" Mit Löwenmut kämpften die Preußen und schlugen endlich die Österreicher gänzlich in die Flucht. Auf dem Schlachtfelde unter dem gestirnten Dezemberhimmel stimmte ein Soldat das Lied an: „Nun danket alle Gott!" Das ganze siegreiche Heer fiel ein, und erhebend stieg der „Choral von Leuthen" zum Himmel empor. Abends geriet Friedrich zwischen österreichische Offiziere. Sie hätten ihn gefangen nehmen können, aber seine Geistesgegenwart rettete ihn und machte die Österreicher zu Gefangenen. Überall sangen die Soldaten und die jungen Burschen im Lande: Es lebe durch des Höchsten Gnade der König, der uns schützen kann. So schlägt er mit der Wachtparade noch einmal achtzigtausend Mann. f) Der blutige Sieg bei Zorndorf im Sommer 1758. Die Russen waren in die Neumark eingefallen, hatten alles verwüstet und Küstrin verbrannt. Da eilte Friedrich herbei. Der Jammer der armen Leute zerriß sein Herz. „Habt nur Geduld", tröstete er sie, „ich will euch schon alles wieder aufbauen!" Die Soldaten waren über die Greuel der Russen so erbittert, daß sie schwuren, keinen zu verschonen. Bei Zorndorf, nördlich von Küstrin, entbrannte der Kampf. „Ein Schlachten war's und keine Schlacht." Wunder der Tapferkeit geschahen, besonders von der Retterei des kühnen Seydlitz. Wie Schlachtschafe wurden die Russen niedergemetzelt. Im Angesichte des Todes labten sie sich noch am Branntwein. Da ließen die Offiziere die Fässer zerschlagen, sie aber leckten das köstliche Feuerwasser von der Erde auf. Voll Ekel rief Friedrich: „Mit solchen Lumpenkerlen muß ich mich schlagen!" Zu Seydlitz aber sprach er: „Auch diesen Sieg verdanke ich Ihm!" g) Der Überfall bei Hochkirch im Herbst 1758. In Sachsen bezog Friedrich bei Hochkirch in der Lausitz ein offenes Lager, das tiefer als die feste Stellung Dauns lag. Ein General meinte: „Wenn uns die Österreicher hier nicht angreifen, so verdienen sie gehängt zu werden." Friedrich antwortete: „Hoffentlich fürchten sie uns mehr als den Galgen!" Aber diese Sorglosigkeit rächte sich bitter. Daun überfiel die Preußen in der Morgenfrühe und hätte die ganze Armee vernichtet, wenn Zieten nicht so wachsam gewesen wäre. 9000 Mann, 100 Kanonen und einen Feldmarschall kostete der Überfall. Doch ging der Rückzug der Preußen ziemlich geordnet vor sich. Daun wagte keinen zweiten Angriff. Als die Artilleristen an Friedrich ohne Kanonen vorüberzogen, da rief er: „Wo habt ihr eure Kanonen gelassen?" „Der Teufel hat sie in der Nacht geholt!" war die Antwort. „Nun," sagte der König, „so wollen wir sie ihm bei Tage wieder abnehmen!" „Ja," riefen die Soldaten, „und Zinsen dazu!"

6. Das erste Geschichtsbuch - S. 18

1892 - Gera : Hofmann
— 18 — uicht gefallen lassen. Aber vergeblich warnte der „deutsche Bund" den dänischen König. Da zogen Preußen und Österreich das Schwert, um die Herzogtümer von der dänischen Herrschaft zu befreien. _ Durch neue Einrichtungen hatte König Wilhelm sein Heer schlagfertig gemacht. Durch die Kriegskunst wollte er Menschenleben ersparen L-em Ratgeber und Helfer war der ausgezeichnete erste Minister Otto von Bismarck. Das preußische und das österreichische Heer rückten in Holstein ein und vertrieben die Dänen. Dieselben setzten sich endlich in den Düppeler Schanzen fest. Das waren hohe Erdmanern und tiefe Gräben mit allerlei Hindernissen. In den Gräben steckten spitze Pfähle, und auf den Erdwällen standen viele Kanonen. Vom Meere beschossen die dänischen Schiffe die Belagerer. Diese gruben Laufgräben im Zickzack und rückten darin bis nahe an die Schanzen heran. Am 18. April 1864 erstürmten die tapferen Preußen die Schanzen. Ihr Anführer war der Prinz Friedrich Karl, ein Neffe des Königs. Vor dem Sturme empfingen die Soldaten das heilige Abendmahl, und ein Geistlicher ermahnte sie in einer ergreifenden Ansprache zur Tapferkeit. Unter dem Gesänge des Preußenliedes erstiegen die mutigen Krieger die zehn Schanzen und machten viele Gefangene und große Kriegsbeute. Die Dänen flüchteten über einen Meeresarm auf die Insel Alfen. Aber die Preußen folgten ihnen auf vielen Kähnen nach und erstürmten die befestigte Insel. Da bequemte sich Dänemark zum Frieden und trat Schleswig-Holstein an Preußen und Österreich ab. So halte König Wilhelm als deutscher Mann die Schmach Deutschlands gesühnt und das verlorene Schmerzenskind wiedergewonnen. Jeder gute Deutsche freute sich darüber und jubelte: „Die Preußen sind die alten noch; du Tag von Düppel, lebe hoch!" 5. Wilhelm I. als tapferer Held im österreichischen Kriege 1866. Bei der Verwaltung von Schleswig und Holstein entzweiten sich Preußen und Österreich. Schon lange herrschte zwischen ' beiden Reichen eine geheime Feindschaft. Preußen war ein deutscher Staat und wollte Deutschland einigen. Österreich hatte viele Völker und Sprachen und konnte seine Oberherrschaft in Deutschland nur behaupten, wenn Deutschland zersplittert und uneinig blieb. Der kluge Minister von Bismarck sprach es ans, „Deutschland könne nur durch Mut und Eisen' geeinigt werden!" Schleswig-Holstein gab den Anlaß zu dem Bruderkriege. Österreich wollte als Fürsten den Herzog von Augusten-bürg, den Vater unserer Kaiserin, einsetzen. Preußen war nicht dagegen, aber es verlangte zur besseren Verteidigung Deutschlands den Oberbefehl über das Heer, die Schiffe und die Festungen. Das verweigerte der Herzog. Ja, der „Deutsche Bund", dessen Vertreter zu Frankfurt a. M. ans dem Bundestage saßen, beschloß, Preußen durch Waffengewalt zum Gehorsam zu zwingen. „Da löste Preußen beit deutschen Bund auf und zog das Schwert gegen Österreich und seine Bundesgenossen. Rasch rückten die Preußen in die Länder der Feinde ein. Der Kurfürst von Hessen wurde gefangen nach Stettin geschickt, der blinde

7. Das erste Geschichtsbuch - S. 22

1892 - Gera : Hofmann
— 22 — d) Warum wir am 2. September Sedanfest feiern. Der Marschall Mac Maho n wollte Bazaine zu Hilfe kommen und ihn aus seiner Falle befreien. Aber die Kronprinzen von Preußen und Sachsen folgten ihm rasch mit ihren Heeren, schlugen ihn bei Beaumont (spr. Bomong) und umzingelten ihn bei der Festung Sedan an der Maas. Die Franzosen hatten die Anhöhen um Sedan besetzt und befestigt, aber im heißen Kampfe entrissen ihnen die Deutschen ein Dorf nach dem andern und warfen sie endlich in die Festung hinein. Mac Mahon war schon am Morgen verwundet, der Oberbefehl einem andern General übertragen worden. Da die besiegten Feinde keine Miene machten, sich zu ergeben, so öffneten die Kanonen ihren Mund und trugen Tod' und Verderben in die Stadt. Bald loderten hier und da die Flammen ;o. König Wilhelm bei Sedan, (©ed.) auf. Endlich erschien über der Stadtmauer eine weiße Fahne zum Zeichen, daß man unterhandeln wolle. In der Stadt Sedan war auch der Kaiser Napoleon. Er schrieb an unsern König: „Da es mir nicht vergönnt gewesen ist, an der Spitze meiner Truppen zu sterben, so übergebe ich Eurer Majestät meinen Degen." Am Abend lief die Freudenbotschaft durch das ganze Heer: „Kaiser Napoleon ist mit seiner ganzen Armee gefangen!" Unbeschreiblich war der Jubel der Soldaten. Sie schrien Hurra, umarmten sich, tanzten und sangen mit Musikbegleitung „Heil dir im Siegerkranz". Rings umher leuchteten die brennenden Dörfer, und vom Himmel blinkten die stillen Sterne. Napoleon wurde

8. Das erste Geschichtsbuch - S. 23

1892 - Gera : Hofmann
— 23 — nach Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel, sein Heer von 84000 Mann aber nach Deutschland gefangen abgeführt. Wie groß die Freude in Deutschland war, das zeigt Geroks Gedicht: „Des deutschen Knaben Tischgebet". Der König gab demütig Gott die Ehre und schrieb tief ergriffen an die Königin Augusta: „Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!" e) Wie Straßburg, Metz und Paris erobert wurden. Als das Unglück von Sedan in Paris bekannt wurde, da geriet das Volk in eine grenzenlose Wut, setzte Napoleon ab und wählte eine neue Regierung. An der Spitze standen die Advokaten Gambetta und Favre. Sie predigten den Krieg bis auss Messer und gelobten, keinen Fuß breit Land und keinen Stein einer Festung abzutreten. Alles eilte zu den Waffen und bekämpfte die Deutschen im Felde und aus dem Verstecke. Paris, Metz und Straßburg wurden von den deutschen Heeren eingeschlossen. Am ersten ergab sich nach einer heftigen Beschießung unser altes Straßburg, das uns 190 Jahre vorher die Franzosen mitten im Frieden geraubt hatten. Dann zwang der Hunger die Festung Metz zur Übergabe. Vergeblich hatte Bazaine versucht, sich durchzuschlagen. Fast 200000 Soldaten wanderten kriegsgefangen nach Deutschland. Am längsten widerstand die Weltstadt Paris. Sie wurde von fast 1/2 Million Soldaten verteidigt. Der rastlose Gambetta stellte im Norden und Süden neue Heere auf, welche die Deutschen vertreiben und Paris befreien sollten. Aber in zahllosen Kämpfen wurden sie zersprengt oder gefangen genommen. Unsere Soldaten hatten durch Regen, Kälte und stete Ausfälle der Feinde besonders ans den Vorposten schwer zu leiden, hielten aber tapfer aus. Sie machten sich's bequem in den leeren Häusern und Schlössern, labten sich an Wein und Obst, ergötzten sich mit allerlei Spielen und neckten die eingeschlossenen Franzosen. Sobald diese eine Helmspitze oder Lanze, ein helles Fenster oder eine glühende Zigarre, einen Strohmann in Uniform oder eine Kanone ans Pappe sahen, schossen sie mit Kanonen danach und verschwendeten so viel Pulver. In der Stadt herrschten die Pocken, der Hunger und die Angst vor den Granaten der Deutschen. Nicht einmal die Gaslaternen wagte man anzuzünden. Endlich zwang der Hunger die Stadt zur Übergabe. Wie bitter es ihr auch war, so mußte sie sich doch den Siegeseinzug des deutschen Heeres gefallen lassen. f) Wie König Wilhelm zum deutschen Kaiser ausgerufen und der Friede geschlossen ward. Ehe sich Paris ergab, wurde König Wilhelm auf franzöfifchem Boden am 18. Januar 1871 zum deutschen Kaiser ausgerufen und damit das Deutsche Reich wieder erneuert. Alle deutschen Fürsten und die Abgeordneten des Volkes hatten ihm die Krone angeboten und damit den heißen Wunsch des deutschen Volkes erfüllt. Seit 65 Jahren war Deutschland ohne Kaiser, uneinig und ohnmächtig gewesen. Der neue Kaiser gelobte, „allezeit ein Mehrer des Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens".

9. Das erste Geschichtsbuch - S. 110

1892 - Gera : Hofmann
— 110 — Ungarn fest. Hier erhielten sie in Attila oder Etzel einen furchtbaren Führer. Sein Holzpalast stand an der Theiß, war prächtig ausgeschmückt und wimmelte von Gesandten fremder Völker. Etzel gab vor, das Schwert des Kriegsgottes gefunden zu haben und zur „Gottesgeißel" der Völker berufen zu sein. Mit zahllosen Kriegern zog er an der Donau hinauf und verheerte alles. Am Rheine rottete er das burgundifche Königsgeschlecht aus und drang in Frankreich vor. Hier aber erlitt er aus den kata-launischen Feldern von den Westgoten und andern Völkern eine furchtbare Niederlage und zog sich zurück. Auch in Italien fiel er ein, starb aber das Jahr darauf. Die unterworfenen Völker befreiten sich von dem Joch der Hunnen, so die Ostgoten. Der gewaltigste Ostgotenheld war Theodorich oder Dietrich von Bern. Aus den Sagen und Liedern, die in der Zeit der Völkerwanderung im Munde des Volkes entstanden, ist unser größtes Heldenlied, das Nibelungenlied, erwachsen. Die Nibelungen waren Zwergkönige im Nebellande, die einen ungeheuern Goldschatz, den Nibelungenhort, besaßen. Später führten alle Besitzer des Hortes den Namen Nibelungen. 2. Won dem Ketden Siegfried. (Vergleiche Uhlands Lied: „Jung Siegfried war ein stolzer Knab—siegfried war der Sohn des Königs in Niederland, der auf seiner Burg zu Tanten am Rheine saß. Bei einem Schmiede im wilden Walde trat er als Lehrling ein, um sich ein Schwert zu schmieden. Dieweil er aber alles Eisen zerschlug und den Meister und die Gesellen nicht- schonte, wollte ihn der Meister los sein. Er schickte ihn in eine Schlucht, wo ein Drache hauste, damit er dort Kohlen hole. Als der Drache auf Siegfried losfuhr, stieß ihm dieser das Schwert in die Brust, daß er röchelnd niederfiel und starb. In dem heißen Blute badete sich Siegfried; davon ward seine Haut wie Horn, so daß ihn kein Schwert verletzen konnte. Nur eine Stelle zwischen den Schultern blieb verwundbar, weil hierhin beim Baden ein Lindenblatt gefallen war. Siegfried zog weiter und kam in einem wilden Bergthale an unermeßliche Haufen von rotem Golde und glänzenden Edelsteinen. Die trugen Zwerge aus der Tiefe des Berges. Das war der Schatz oder Hort der Nibelungen. Die beiden Söhne des verstorbenen Königs wollten eben das Erbe ihres Vaters teilen und wählten Siegfried zum Schiedsrichter. Zum Lohne gaben sie ihm im voraus das herrliche Schwert Balmung. Danach reute sie die Gabe, und sie wollten Siegfried durch ihre Riefen mit Eisenstangen niederschlagen oder von den Zwergen mit Pfeilen erlegen lassen. Er aber wurde ihrer Meister mit seinem guten Schwerte und erschlug auch die beiden Könige. Als er in den Berg dringen wollte, da rang ein starker Mann unsichtbar mit ihm. Das war der Zwerg Alberich, den die Tarnkappe unsichtbar machte. Siegfried streifte ihm jedoch beim Ringen die Tarnkappe ab und überwältigte ihn. Darauf schwur Alberichs mit allen Zwergen, daß sie Siegfried als ihren Herrn ehren und den Hort sür ihn hüten wollten. Nun kehrte Siegsried heim nach Tanten und ward auf dem Feste der Schwertleite mit großen Ehren zum Ritter geschlagen. Viele Fürsten und Herren, Sänger und fahrendes Volk kamen zum Feste, wurden gastlich aufgenommen, herrlich bewirtet und reichlich beschenkt. Allerlei Waffenspiele übten die jungen Ritter und ergötzten damit die Zuschauer. Sie erhoben dabei ein Feldgeschrei; Trommeln und Trompeten ertönten; Lanzen splitterten; Schilde krachten; Rosse wieherten; Gestürzte stöhnten; Wunde wurden hinweg-getragen; Jubel- oder Hohnrufe der Zuschauer erschollen.

10. Das erste Geschichtsbuch - S. 115

1892 - Gera : Hofmann
— 115 — 10. Wie Siegfried begraben und beklagt ward. Früh wollte Kriemhild zur Messe gehen. Da fand sie einen toten Ritter vor der Thür. Entsetzt schrie sie auf: „Das ist Siegfried!" und fiel ohnmächtig nieder. Als sie wieder zu sich kam, rief sie: „Brunhild hat's geraten, und Hagen hat's gethan. Sein Schild ist nicht zerhauen; Meuchelmord hat ihn gefällt. O wüßte ich die Thäler, ich wollte es rächen immerfort!" Man holte eilends Siegfrieds Vater, und lauter Jammer füllte das Haus. „O wehe dieser Reise!" klagte der trostesarme Greis. „Reich zogen wir hierher, und arm fahren wir von hinnen. Wie konnte solches unter Freunden geschehen!" Der Tote wurde unter vielen Thränen in den Sarg gelegt und auf die Bahre gesetzt. Alle Verwandten traten herzu und legten ihre Hand auf den Toten, zum Zeichen, daß sie unschuldig an seinem Tode seien. Als aber der grimme Hagen hinzutrat, da floß das Blut heftig aus den Wunden. Die Leiche stand drei Tage im Münster. Mit vielen Gebeten und Totenopfern wurde sie Tag und Nacht bewacht und geweiht. Ehe sie in die Gruft gesenkt ward, ließ Kriemhild noch einmal den verschlossenen Sarg öffnen, hob mit ihrer weißen Hand das schöne Haupt, küßte es inniglich, weinte vor tiefem Leide Blut aus ihren lichten Augen und sank dann wie tot nieder. Freudenarm zog der alte König Siegmund heim mit seinen Mannen und verwaltete^wieder das Reich für Siegfrieds Sohn. Kriemhild aber blieb an dem Orte, wo sie das höchste Glück und das tiefste Leid gefunden hatte. Sie beweinte Tag und Nacht ihren Trauten und betete für feine Seele. Mit Günther, ihrem Bruder, redete sie vier Jahre kein Wort. Erst auf die Bitten ihrer Brüder Gernot und Gif et her sprach sie: „Mein Mund schenkt ihm Verzeihung, mein Herz ihm nimmer Huld." Den Nibelungenschatz ließ sie nach Worms kommen und that damit den Armen viel Gutes. Hagen aber fürchtete, daß sie mit dem Golde viele Herzen gewinnen und dann sich rächen könne, und versenkte den Hort in den Rhein. Nach dieser neuen Kränkung zog die jammerreiche Witwe mit ihrer Mutier auf einen Siedelhof am Kloster Lorsch und ließ die Leiche ihres Gatten daselbst im Münster beisetzen. 11. Wie König Ghek um Kriemhild warb und sie zum Weibe ualim. König Etzel im Hunnenlande hatte sein Weib verloren. Da sandte er den edlen Markgrafen Rüdiger von Bechlarn nach Worms, damit er um Kriemhilds Hand werben möge. Günther empfing ihn mit großen Ehren. Hagen aber riet feinem Herrn, Kriemhild dem Hunnenkönige nicht zum Werbe zu geben. „Trägt sie die Krone in Etzels Reich, so wird sie uns viel Leid schaffen!" warnte er. Gernot und Giselher aber sagten: „Viel Leid haben wir unserer Schwester bereitet, warum sollten wir ihr nicht auch etwas Liebes thun?" Kriemhild aber wollte nichts von einer Werbung des heidnischen Mannes wissen. „Wie soll ich einen andern Mann lieben, da ich den besten verloren habe und ewig um ihn trauern muß?" Rüdiger sprach: „Liebe und Freundschaft werden euch im Leide trösten. Zwölf Kronen werdet ihr tragen und über 36 Fürsten herrschen, die mein Herr Etzel bezwungen hat." Er bewog die Trauernde, bis zum nächsten Tage die Werbung zu bedenken. Der schlaf floh ihre Augen, und schwere Gedanken ängstigten thr Herz. Am Morgen sprach sie zu Rüdiger: „Ich kann nicht einen andern Mann neben und freundlos in die Fremde ziehen, laßt ab von eurer Werbung!" D)a sagte er ihr heimlich: „Niemand kann besser euer Weinen stillen als König Etzel, i^ch und meine Mannen wollen jedes Seid rächen, das euch tg^rtf-fcckert-tnstm it t>f internet>onet« ^chutbuchtc-rsvhuns |r»un=r> -}
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