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1. Geschichte - S. 12

1898 - Gießen : Roth
1- Bilder aus der alten Geschichte. Thatsächlich hielten die Spartaner jahrhundertelang an den Einrichtungen fest, die Lykurg ihnen gegeben hatte. In einem größeren Staatswesen wäre dies kaum möglich gewesen. Aber bei der geringen Ausdehnung Spartas, der Genügsamkeit seiner Bewohner und dem fast vollständigen Abschluß von Nachbarländern konnten in Sparta die einmal getroffenen Einrichtungen fortbestehen, bis sie sich überlebt hatten. Athen. Solon. (594 v. Chr.) Nachdem König Kodrus sich für die Unabhängigkeit seines Vaterlandes geopfert hatte, war in Athen ein König nicht mehr vorhanden. Die Regierung besorgten Archonten, die anfangs auf Lebenszeit, später auf ein Jahr erwählt wurden. Das Volk zerfiel in drei Stände, ungleich an Besitz, Macht und Einfluß. Dadurch entstanden gefährliche Unruhen. Um diesen zu steuern' beauftragte man den Archonten Drakon mit Abfassung von Gesetzen. Aber die von ihm verfaßten Gesetze waren so strenge, daß man sie nicht ausführen konnte. Man fagte, sie seien mit Blut geschrieben. Das Volk wandte deshalb sein Vertrauen @ o I o ii zu, der dies wegen seiner Weisheit, Tugend und Erfahrung wohl verdiente. Solon ging von dem Grundsätze aus, daß alle Bürger im wesentlichen vor dem Gesetze gleich sein müßten; doch sollten Rechte und Pflichten der Einzelnen nach ihren Leistungen und nach ihrer Würdigkeit bemessen werden. Der Wert des Geldes wurde erhöht und demgemäß der Schuldzins ermäßigt. Diese Anordnung besserte die Lage der Armen sehr erheblich. Außerdem wurden alle Bürger nach ihrem Vermögen in Klassen geteilt. Nur die Bürger der drei ersten Klassen waren zu regelmäßigen Abgaben und zum Kriegsdienst verpflichtet. Die ärmeren waren davon befreit. Die Obrigkeiten wurden ebenfalls aus den drei ersten Klassen, aber von sämtlichen Bürgern gewählt. Die höchste Gewalt ruhte in der allgemeinen Volksversammlung, an der jeder teilnehmen konnte. Sie beschloß über Annahme oder Ablehnung von Gesetzen, Krieg und Frieden, Steuern, Wahl der Beamten und entschied über Verbrechen gegen den Staat. Die Volksversammlung erlitt eine Beschränkung durch den Rat der Vierhundert, der erst zu beraten hatte, was dem Volke vorgelegt werden solle. Der oberste Gerichtshof war der Areopag. Damit die Richter vollkommen unparteiisch richten könnten, hielt dieser Gerichtshof seine Sitzungen nachts, wo weder der Kläger noch der Beklagte zu erkennen war. Nachdem Solon diese Gesetze gegeben hatte, lie^ er die Athener schwören, daß sie zehn Jahre nichts daran ändern wollten. Daun unternahm er eine Reise ins Ausland. — Trotzdem gelang es dem reichen und schlauen Pisistratus bald, sich mit Hilfe des vierten Standes, dem er größere Rechte versprach, zum Alleinherrscher von Athen auszuwerfen. Auch auf feine Söhne ging die Gewalt über. Doch als sie zu grausam zu herrschen begannen, wurde der eine, Hipparch, ermordet, der anbere, Hippias, flüchtete zu den Persern und reizte sie gegen sein Vaterland auf. Die Perserkriege. Die Kleinafiaten erhoben sich, um das persische Joch ab-zuschütteln. Da sandten ihnen die Athener und ihre Nachbarn aus Euböa einige Schiffe zur Unterstützung. Dies gab dem König Darius von Persien willkommene Veranlassung, die Griechen anzugreifen. Die Perser unternahmen drei gewaltige Kriegszüge gegen Griechenland. Der erste Zug unter Mardonius (493) erreichte Griechenland nicht, indem das Landheer nach Überschreitung des Hellespont durch die tapferen Angriffe der Thracier zur Rückkehr gezwungen wurde, die Flotte aber am Vorgebirge Athos zerschellte. Aus dem zweiten Zug eroberten Datis und Artn-p Hern es (490) die Stadt Eretria auf der Insel Euböa und landeten darauf in Attika. Heldenkühn zogen 9000 Bürger von Athen, unterstützt von 1000 Plattiern, unter Anführung des Miltiades dem zehnfach überlegenen Feinde entgegen und erkämpften in der Ebene von Marathon beit glänzendsten Sieg (490). Selbst die Spartaner, die erst am Tage nach der Schlacht eintrafen, bewunderten solche Tapferkeit. Der Kriegszug des Xerxes. Schlacht bei Salamis. Die Schmach bei Marathon reizte Darins zur Rache. Gewaltige Rüstungen geschahen, ba starb er. Aber sein Sohn Xerxes setzte die Rüstungen fort und zog im Frühjahr 480 mit einem ungeheuren Heere über den Hellespont nach Europa, währenb feine zahlreiche Flotte

2. Geschichte - S. 48

1898 - Gießen : Roth
48 Bilder aus der deutschen Geschichte. und führte die Regierung. Aber das Regiment einer Frau erwies sich als viel zu schwach in diesen schwierigen Zeiten. Die weltlichen und geistlichen Fürsten, die nur durch deu kräftigen Arm Heinrichs Iii. in Schranken gehalten worden waren, brachen in Fehden und Gewaltthaten aus und bedrängten die Anhänger des Königs. In der Hoffnung, bei dem tapferen Grafen Otto von Nord heim eine Stütze zu finden, setzte Agnes ihn zum Herzog von Bayern ein. Diese Hoffnung ging jedoch nicht in Erfüllung. Otto trat vielmehr mit anderen Fürsten, namentlich mit dem Erzbischos Hanno von Köln, in Verbindung, um der Kaiserin die Vormundschaft zu ent- reißen. Vor allem suchten die Verschworenen den König in ihre Gewalt zu bekommen. Als deshalb die Kaiserin mit ihrem Sohne die Osterzeit in dem Schlosse zu Kaiserswerth verbrachte, lockte mau deu König auf ein schönes Schiss des Erzbischofs Hanno, das alsbald absegelte. Erschreckt sprang der zwölfjährige Knabe in die Fluten des Rheins, wurde aber durch einen der Verschworenen den Wellen entrissen und wieder in das Schiss gebracht. Mit Mühe wurde der Knabe be- ruhigt und nach Köln entführt. Hanno wußte zwar durch ein kluges Benehmen die Zahl seiner Anhänger zu vermehren, dagegen verstand er es nicht, die Liebe und das Vertrauen des jungen Königs zu erwerben. Die Strenge, mit der er die Neigungen und Triebe desselben bekämpfte, mißfiel dem verweichlichten und an Schmeicheleien gewöhnten Knaben. Später gewann Erzbischof Adalbert von Bremen großen Einslnß auf deu königlichen Jüngling, denn er war ebenso nachgiebig und schmeichelnd, wie Hanno hart und schonungslos gewesen war. Als deshalb 1065 der König in seinem fünfzehnten Lebensjahr in Worms für mündig und regierungsfähig erklärt worden war, schwand Hannos Einfluß ganz. Adalbert, der Ratgeber und Günstling des Königs, suchte seinen Einfluß dadurch zu befestigen, daß er dessen Leidenschaften: Herrschsucht, Habgier und Eitelkeit, auf alle Weise befriedigte. Er nützte feine Stellung so sehr zu seinem Vorteil aus, daß allgemeine Unzufriedenheit entstand und der König sich genötigt sah, seinen Günstling zu entlassen. Um den König, der sich gerne im Kreise seiner Altersgenossen srei und ungebunden bewegte, an ein geregeltes Leben zu gewöhnen, nötigte mau ihn, sich mit der edlen Bertha von Turin zu verheiraten. Die schlimmen Erfahrungen feiner Jugend und dieser Zwang erzeugten in seiner Seele Mißtrauen und Verstellung und erfüllten ihn mit Abneigung gegen feine Gemahlin. Trotzdem blieb ihm diese durch ihr ganzes Leben eine treue und liebevolle Gattin und stand ihm in den trübsten Stunden seines Lebens aufopferungsvoll zur Seite. Kämpfe mit den Sachsen. Heinrich, einmal zur Selbständigkeit gelangt, war bemüht, die Macht der Kroue zu stärken und der Überhebung der Vasallen entgegenzutreten. Namentlich waren ihm die Sachsen verhaßt, die ihre frühere Machtstellung nicht vergessen konnten und mit Neid auf den fränkischen Herrscher blickten. Er setzte drei ihrer Fürsten ab, erbaute Zwingburgen in ihrem Lande und drückte das Volk anss härteste. , Gewöhnlich hielt er sich mit seinen jugendlichen Genossen ans der Harzburg bei Goslar auf. Die unerschwinglichen Lieferungen für den königlichen hofhält und der Übermut, mit dem die Umgebung des Königs das Sachsenvolk behandelte, führten schließlich zur Empörung. 60 000 Sachsen rückten vor die feste Harzburg und verlangten von Heinrich Niederreißung seiner Burgen und Zurückgabe ihrer alten Freiheiten. Nur durch eilige Flucht vermochte Heinrich sich der Rache des erbitterten Volkes zu entziehen. Die Harzburg wie die übrigen Königsschlösser wurden zerstört und selbst die Kirchen und Grüste nicht geschont. Eine von dem König verachte Ausgleichung kam bei der Erbitterung der Sachsen nicht zu stände. Da ries Heinrich zu den Waffen. Bei feiner getreuen Stadt Worms sammelte er ein Heer, Heinrich Iv.

3. Geschichte - S. 58

1898 - Gießen : Roth
58 Bilder aus der deutschen Geschichte. und Dörfer niedergebrannt und die Ernten zerstört. Das Wild wie die Jagd war den Saaten verderblich, nud die persönlichen Leistungen in Form von Frondiensten, Steuern, Zehnten und anderen Abgaben waren endlos. Dabei war der gemeine Mann ohne Recht und Schutz den härtesten und entehrendsten Strafen ausgesetzt. Städtebündnisie. Der rheinische Städtebund. Durch den Aufschwung des Handels und Verkehrs sowie die Blüte, zu welcher sich das Handwerk während der Kreuzzüge emporgeschwungen hatte, waren die Städte zu Reichtum und Macht gelangt. Die Unsicherheit der Straßen wie die Belästigungen, denen die Kaufleute überall unter-morsen wurden, lähmten ihren Handel und drohten ihren Wohlstand zu vernichten. Nicht allein, daß man durch Zollschranken die Straßen und Flüsse versperrte, das Schiff, das an der Klippe zerschellte, der Frachtkahn, der auf den Grund geriet, der Wagen, welcher mit der Achse die Ltraße berührte, die herabgefallene Ware, alles war den Herren und Bewohnern des Landes verfallen. Jede Bergung um Lohn war untersagt, ja, das Selbstgeborgene wurde den Schiffbrüchigen entrissen. Es war deshalb nur ein Akt der Selbsthilfe, als 1254 die Städte Mainz, Oppenheim und Worms zusammentraten, um bei der allgemeinen Unordnung und Unsicherheit einen Bund zu gründen, der die Aufgabe haben sollte, den Landfrieden aufrecht zu erhalten, die Wehrlosen zu schützen, das Eigentum zu sichern und die Friedensbrecher zu strafen. Bald traten diesem Bund auch die geistlichen Herren am Rhein und viele Grafen und Edle bei, fo daß derselbe binnen kurzem 60 Mitglieder zählte. Alle Bundesglieder waren zur Haltung bewaffneter Kriegsmannschaften verpflichtet, und die Städte von Koblenz abwärts sollten 50 Kriegsfahrzeuge nebst der zur Bemannung erforderlichen Zahl von Bogenschützen bereit halten. Die Hanfa. Noch früher als im Westen und Süden des Reiches waren im Norden einzelne Städte zu Verbänden zusammengetreten, die zuletzt in dem großen norddeutschen Städtebund der Hansa ihre Vereinigung fanden. Anfangs hatten diese Vereinigungen leinen andern Zweck, als wie er vom rheinischen Städtebund verfolgt wurde. Später gingen sie jedoch über diese Grenzen hinaus, indem sie die Wahrung aller gemeinsamen kaufmännischen Interessen als Ziel aufstellten. Das erste Abkommen fand 1241 zwischen Hamburg und Lübeck statt. Zur Zeit ihrer höchsten Blüte zählte die Hansa 77 Stadtgemeinden. Nicht bloß Seestädte, sondern auch Binnenorte wie Soest, Münster, Braunschweig, Magdeburg u. a. gehörten dazu. Hauptorte waren Lübeck und Wisby (auf der Insel Gotland). Der Hansabund verfügte über eine zahlreiche Flotte und ein wohlgerüstetes Kriegsheer. Im Ausland gründete er Handelsniederlassungen, in denen Kaufleute in geschlossenen Gemeinschaften zusammenlebten. Zahlreich und siegreich waren die Kriege, die der Bund zu führen hatte. Die Holländer wurden in mehreren Seeschlachten besiegt, und in Schweden und Dänemark konnte lange Zeit kein König den Thron besteigen ohne Zustimmung des „Hansatags" in Lübeck. Auch unter den Bundesgliedern wurde strenge Ordnung gehandhabt. Eine Stadt, die ihre Pflicht nicht erfüllte, wurde „verhanset", d. H. aus der Gemeinschaft ausgestoßen. Dies wurde mehr gefürchtet als Acht und Bann. Der schwäbische Städtebund entstand später und dehnte sich bald über Bayern, Frauken und die Rheinlande aus. Er erreichte sein Ende infolge der durch die Reformation herbeigeführten religiösen Spaltung. pie Kcwgcrichic. Tie alten Volksgerichte, die zur Zeit Karls des Großen im ganzen Reiche bestanden, kamen im Lauf der Jakire außer Übung. Karls Kapitularien wurden so wenig geachtet als die Reichsgesetze der Hohenstaufen. Der Eottesfriebe war in Vergessenheit geraten. Weder Gotteshäuser noch heilige Zeiten boten Schutz vor der rohen Gewalt. Nur in Westfalen, dem „Land der roten Erde", hatte sich ein Siück der alten fränkischen Volksgerichte in den Femgerichten (Bon Fern — Strafe) erhalten. Sie waren geheim und ein Schrecken der libelthäter. Das Gericht würde an der „Malstätte", gewöhnlich unter einer alten Linbe ober einer Eiche, „gehegt". Der oberste Meister war der „ Freigras", die übrigen Mit-glieber hießen „Freischöffen" ober Wissenbe, weil sie die Geheimnisse der Feme kannten. Die Labungen erfolgten durch die „Fronboten ". Fähig zum Schöffe» war jeber freie erprobte Mann. Er mußte einen feierlichen Eib leisten, nichts zu Betraten, dann wurde er in alle Geheimnisse eingeweiht. Die Wissenden hatten bestimmte Zeichen, woran sie sich erkannten. War jemanb verklagt, so würde er durch einen Brief mit sieben Siegeln Borgelaben. Konnte einem Verklagten, z B. einem Ritter in feiner Burg, die Labung nicht zugestellt werben, fo würde sie ans Thor geheftet. Als Wahrzeichen fchnitien die Fronboten brei Späne aus bemfelben. Würbe Gericht gehegt, fo bestieg berfreigraf den Freistuhl. Vor ihm auf einem Tische lagen ein Schwert und ein Strick als Zeichen der Macht über Leben und Tod. Ringsum saßen die Schöffen, Erschien der Verklagte, so würden ihm die Augen verbunden und er in den Kreis geführt, wo ihm die Klage Borgelesen würde. Er konnte sich durch einen Eib von der Anklage reinigen, boch stand dem Kläger das Recht zu, ihm einen Eib mit sechs „Eibhelfern" entgegenzustellen. Die Schöffen sprachen das Urteil, Dieses lautete, wenn nicht Freisprechung erfolgte, auf Geibbuße, Verbannung oder Todesstrafe. Letztere wurde dadurch vollzogen, daß man den Verurteilten sofort an dem nächsten Baum aufknüpfte. Erschien der Verklagte nicht, so würde er für fchulbig erkannt und „verfemt". Er würde von allen Wiffenben verfolgt. Keiner bürste das Urteil verraten, aber alle waren verpflichtet, es zu vollstrecken. Zum Zeichen, daß der Verurteilte bet Feme herfallen fei, steckte man ein Mcffer neben dem Getöteten in die Erbe. Die Femgerichte Berbreiteten sich nach und nach über ganz Deutschland Verfolgte und Bedrückte aus fernen Gegenbett suchten Schutz und Recht bei der „heiligen Feme", wenn sie ihnen von den heimischen Gerichten versagt blieb.

4. Geschichte - S. 60

1898 - Gießen : Roth
60 Bilder aus der deutschen Geschichte. Rudolfs Charakter. Rudolfs Einfachheit, Tugend und Rechtschaffenheit ge- wannen ihm nicht weniger Verehrung als sein Verstand, seine richterliche Unparteilichkeit und seine Kriegsthaten. Nach seinem Tode wurden von ihm eine Menge Geschichten erzählt, welche dies beweisen. So soll er seinen einfachen grauen Wams, weun's not that, selbst ausgebessert haben. Als es auf einem Feldzug an Nahrung fehlte, zog er eine Rübe aus dem Acker und verzehrte sie mit den Worten: „Solange wir die noch haben, werden wir nicht verhungern". Als seine Kriegsleute einst einen armen Mann zurückweisen wollten, verwies er es ihnen mit den Worten: „Bin ich denn König, um mich einschließen zu lassen?" Als man ihm einst sagte, er sei allzugütig, antwortete er: „Es hat mich schon oft gereut, daß ich zu streng war; nie aber wird es mir leid sein, daß ich zu gütig gewesen bin". Bekannt ist Rudolfs Erlebnis mit einer Bäckersfrau in Mainz: Einst trat Rudolf bei kaltem Herbstwetter in einfacher Kleidung zu Mainz in ein Bäckershaus, um sich ein wenig zu wärmen. Die Frau hielt ihn für einen gemeinen Soldaten und wies ihn fort mit den Worten: „Scher' dich fort zu deinem Bettelkaiser, der mit seinen Knechten das Land aussaugt!" Als Rudolf trotzdem ruhig stehen blieb, nahm die zornige Frau ein Gesäß mit Wasser und goß ihm dieses über den Kopf. Gelassen ging der König fort. Am Mittag schickte er der Frau einige Speisen und ließ ihr sagen, das schicke ihr der Ritter, den sie am Morgen so unfreundlich behandelt habe. In Verzweiflung erschien die Frau vor dem König und bat um Verzeihung. ^ Diese wurde ihr gewährt. Ihre einzige Strafe bestand darin, daß sie vor den Gästen des Königs alles wiederholen mußte, was sie am Morgen gesagt hatte. Adolf von Nassau (1291—1298). Furcht vor der rasch emporstrebenden Macht der Habsburger und Abneigung gegen Rudolfs harten und habgierigen Sohn Albrecht bewog die Kurfürsten, auf Vorschlag des Erzbischofs von Mainz den ritterlichen Adolf von Nassau zum König zu wählen. Vor der Wahl hatten die Kurfürsten von Mainz und Köln sich Städte- und Ländergebiete versprechen lassen, über die der König gar kein Recht hatte. Als dieser nun seine Versprechungen nicht halten konnte oder wollte, sah er sich bald von seinen ehemaligen Freunden verlassen und gehaßt. Dazu kam, daß er, gjeich den Habsburgern, mit allen Mitteln nach Vergrößerung seines kleinen Gebiets strebte. Dadurch wurde die Bildung einer Gegenpartei unter Albrecht von Österreich sehr erleichtert. Es kam zur Entscheidung durch die Waffen. Bei Göllheim am Donnersberg kam es (1298) zur Schlacht, bei der Adolf das Leben verlor. 20. Albrecht I. (1298—1808). Die Schweizer Eidgenossenschaft. Albrecht I., der älteste Sohn Rudolfs von Habsburg, war ein thatkräftiger und entschlossener Mann. Die Pläne seines Vaters, Gründung einer Erbmonarchie und Befestigung der habsburgischen Hausmacht, verfolgte er mit großer Entschiedenheit. Seine ganze Regierungszeit ist deshalb erfüllt mit Kämpfen gegen Holland, Burgund, Böhmen und Thüringen. Doch hatte er im ganzen wenig Erfolg. Als Vormund seines Neffen Johann von Schwaben hatte er diesem sein väterliches Erbe vorenthalten. Obgleich ihn der Jüngling mehrmals darum bat, so vertröstete er ihn immer wieder auf die Zukunst. Da erwachte tiefer Groll in dessen Herzen. Er verband sich mit einigen seiner Freunde und — als Albrecht in einem Kahn über die Reuß setzte, fielen die Verschworenen über ihn her und ermordeten ihn angesichts seiner Stammburg. Gründung der Schweizer Eidgenossenschaft. Tellsage. Die Grafen von Habsburg übten im Namen des Reichs die Schirmvogtei über die Landschaften am Vierwaldstätter See: Schwyz, Im und Unterwalden. Albrecht, damit nicht zufrieden, beschloß diese Gebiete an sein Hans zu bringen. Da die freiheitsliebenden Schweizer sich seinen Wünschen nicht fügten, so schickte er Vögte ins Land, welche das Volk auf jede mögliche Weise drückten und quälten. Unter diesen thaten sich besonders Geßler und Landenberg hervor. Da der Übermut dieser Vögte immer unerträglicher wurde, so kamen 33 Männer auf einer einsamen Waldwiese, dem Rütli, zusammen und schwuren, ihr Vaterland von der Tyrannei zu befreien. Geßler wurde immer kühner, er ließ, wie die Sage erzählt, in Altorf auf einer hohen Stange einen Hut ausrichten und gebot, daß jeder Vorübergehende demselben Ehrfurcht erweisen solle. Der Schütze Wilhelm Tell weigerte sich dessen und wurde ergriffen. Zur Strafe gebot ihm Geßler, einen Apfel vom Haupte feines Knaben zu schießen. Tell vollbrachte dieses Wagstück. Aus Befragen nach dem Zwecke des zweiten Pfeils, den er feinem Köcher entnommen, erwiderte Tell: „Hätte ich mit dem ersten Pfeil mein Kind verletzt, fo hätte der zweite dein Herz nicht verfehlt!" Tell wurde hierauf in ein Schiff gebracht, um nach Küßnacht ins Ge-

5. Geschichte - S. 42

1898 - Gießen : Roth
42 Bilder aus der deutschen Geschichte. Sachsen, einen Mann von großer Weisheit. Dieser lehnte jedoch unter Hinweis auf sein hohes Alter die ihm zugedachte Ehre ab und lenkte die Aufmerksamkeit auf den Frankenherzog Konrad, der wegen seines ritterlichen Sinnes und seiner Leutseligkeit allgemein beliebt war. Dieser wurde hierauf einhellig gewählt. Konrads Regierung. Die Aufgaben, welche des neuen Königs harrten, waren sehr schwierig. Die Fürsten hatten den Niedergang des königlichen Ansehens benutzt, um ihre Macht zu vermehren und sich von der Reichsgewalt unabhängig zu machen. Der König bemühte sich nun, das Ansehen des Reichsoberhauptes wieder herzustellen, und verlangte von den Fürsten Gehorsam. Aber er begegnete überall einem unbeugsamen Widerstand. Als er von dem Sachsenherzog Heinrich, der allzumächtig geworden war, die Rückgabe eines Teils seiner Reichslehen verlangte, griff dieser zu den Waffen und behauptete sich gegen den König. Lothringen wieder zu dem Reiche zurückzuführen, gelang ebensowenig. Der König mußte sich damit begnügen, in zwei Kriegszügen das Elsaß wieder erlangt zu haben. Selbst gegen seinen eigenen Stiefsohn, den Bayernherzog Arnulf, mußte er zu Feld ziehen. Diese inneren Kämpfe hinderten Konrad, den äußeren Feinden mit dem nötigen Nachdruck begegnen zu können. Von Jahr zu Jahr wiederholten deshalb die Ungarn und die Normannen ihre plündernden Einfälle. Nach siebenjährigen ständigen Kämpfen hatte Konrad trotz seiner guten Absichten noch nicht einen nennenswerten Erfolg errungen. Dies brach seine Kraft vor der Zeit. Als er seinen Tod herannahen fühlte, ließ er seinen Bruder Eberhärt) und die Großen des Reichs an sein Bett treten und beschwor sie, dasür Sorge zu tragen, daß sein Gegner, der thatkräftige Herzog Heinrich von Sachsen, zum König erwählt werde. Eberhard hielt sein Versprechen. Großmütig verzichtete er auf das Königtum und überbrachte nach seines Bruders Ableben die Zeichen der königlichen Würde: Krone, Zepter, Schwert und Mantel an Heinrich von Sachsen. Kurze Zeit daraus wurde Heinrich in Fritzlar von den Sachsen und Franken als König anerkannt. Die scichfischen Kcrifer. 10. Heinrich I. (919 — 986). Ter Finkler. Die Sage erzählt, daß Heinrich, als Herzog Eberhard mit den Großen des Reiches vor ihm erschien, um die Botschaft seines Bruders auszurichten, bei Quedlinburg im Harz mit Finkenfang beschäftigt gewesen sei. Daher führt er in der Geschichte den Namen der Finkler. Bei Fritzlar hatten ihn nur die Sachsen und Franken als König anerkannt. Durch Klugheit und freundliches Entgegenkommen gewann er jedoch nach kurzer Zeit auch die Herzöge von Schwaben und Bayern. Sie erkannten ihn als König an und begnügten sich als dessen Lehensträger mit der herzoglichen Würde. Später brachte er auch Lothringen wieder an das Reich. Die von dem Erzbischof von Mainz ihm angebotene Salbung lehnte er ab, nannte sich aber „König von Gottes Gnaden". Im Gegensatz zu seinem Vorgänger gebrauchte Heinrich seine Macht mit Weisheit und großer Mäßigung. Nicht die Unterwerfung der deutschen Stämme unter das Machtgebot eines Einzigen war sein Streben. Er begnügte sich vielmehr damit, daß die Herzöge ihm Treue und Heer-solge gelobten, ließ aber jedem Stamm in der Ordnung seiner eigenen Angelegenheiten volle Selbständigkeit. Er wollte im Lande der höchste Richter, der oberste Heerführer sein, die letzte Zuflucht der Bedrängten, ein Schirmherr der Kirche und der Beschützer der Grenzen gegen die ein- Heinrich i dringenden Feinde.

6. Geschichte - S. 44

1898 - Gießen : Roth
44 Bilder aus der deutschen Geschichte. nahm ihnen dasselbe wieder ab und gründete die Mark Schleswig. So waren auch im Norden die von Karl dem Großen dem Reiche gesteckten Grenzen wiederhergestellt. Heinrichs Tod. Nachdem Heinrich so im Innern Ordnung geschafft und nach außen das Ansehen des Reiches wiederhergestellt hatte, berief er die Großen des Reichs nach Erfurt und empfahl ihnen seinen Sohn Otto zum Nachfolger. Kurze Zeit darauf starb er in Memleben und wurde in dem von ihm gegründeten Kloster zu Quedlinburg beigesetzt. 11. Htto der Kroße (936—973). Krönung. Otto war ein würdiger Nachfolger seines Vaters. Seine Krönung erfolgte unter großer Prachtentfaltung in Aachen durch den Erzbischof von Mainz. Hierbei verrichteten zum erstenmal die vornehmsten deutschen Fürsten die Arbeiten der ihnen übertragenen Ämter. Die ganze Anordnung der Krönungsfeier leitete der Herzog von Lothringen als Reichskämmerer. Der Herzog von Franken sorgte als Truchseß für die Tafel; der Herzog von Schwaben versah das Schenkenamt, und der Herzog von Bayern traf als Marsch all Vorsorge für die Ritter und deren Pferde. Ottos Eigenart. König Heinrich hatte sich mit der Ehre begnügt, der erste unter den deutschen Fürsten zu sein. Gewitzigt durch die schlimmen Erfahrungen seines Vorgängers hatte er den Herzögen in der Verwaltung ihrer Stammlande fast volle Selbständigkeit gewährt und es geschehen lassen, daß diese ihre Würden auf ihre Nach- folger vererbten. Anders Otto! Sein Vorbild war Karl der Große. Wie dieser erkannte er feine Aufgabe darin, die deutschen Stämme zu einem einheitlichen Reiche zu vereinigen, in welchem er unbeschränkt die höchste Richter- und Herrschergewalt ausübte. Er betrachtete deshalb die Herzogswürde als ein Reichsamt, das von ihm nach freier Entschließung vergeben werden könne. Otto der Große. Die Reichseinkünfte, die unter der schwächlichen Regierung der Karolinger zum großen Teil verschleudert worden waren, suchte er wieder zu sammeln und zu bewahren. Zu diesen gehörten die Erträge der Kammergüter, Reichsforsten und Bergwerke, die Zölle und Gerichtsbußen, fowie der Ertrag des Münzrechts. Innere Kämpfe. Das Bestreben Ottos zur Erhöhung der königlichen Macht weckte allenthalben Unzufriedenheit. Namentlich betrachteten die Franken die wachsende Macht der Sachsen mit Eifersucht. Eberhard von Franken, dem Heinrich I. die Erhebung auf den Königsthron verdankte, war Otto gram, weil er ihn wegen Bruchs des Landfriedens mit einer Strafe belegt hatte. Er verband sich deshalb mit Thank-mor, einem Stiefbruder Ottos, und beide -erhoben die Fahne der Empörung. Thaus- mar wurde erschlagen, und Eberhard mußte Ottos Gnade anrufen. — Heinrich, ein jüngerer Bruder Ottos, hielt sich für würdiger, die Königskrone zu tragen, weil er geboren wurde, als sein Vater bereits König war. Vom Ehrgeiz verblendet, verband er sich mit den Herzögen von Franken und Lothringen, um seinen Bruder vom Throne zu stoßen. Zweimal brachten die Empörer den König in große Not, da wurden sie bei Andernach von königstreuen Rittern plötzlich überfallen. Eberhard und Giselbert, so hieß der Herzog von Lothringen, wurden getötet, Heinrich aber mußte sich unterwerfen. Otto ließ feinem Bruder Gnade angedeihen, erntete aber schlechten Dank von dem verblendeten Jüngling, denn noch zweimal empörte er sich. Trotzdem verzieh ihm der König zum zweiten und dritten Male. Endlich erfaßte Reue das Herz des hochstrebenden Jünglings, er versöhnte sich mit feinem Bruder und erkannte dessen Vorrang rückhaltlos an.

7. Geschichte - S. 55

1898 - Gießen : Roth
Friedrich Barbarossa. 55 au sönnen, vermählte Lothar seine einzige Tochter mit Heinrich dem Stolzen von Bayern und belehnte diesen auch mit dem Herzogtum Sachsen. So wurde zwischen den beiden Familien, den Welsen in Bayern und Sachsen und den Hohenstaufen m echtoabm und Franken, der Grund zu langem, blutigem Zwist gelegt. Die schwäbischen obex Hoherrstcrufischen Kcriser. Kovrad Iii. Nach Lothars Tode erlangten die Hohenstaufen das Übergewicht, indem Konrad Iii. von den deutschen Fürsten zum König gewählt wurde. Heinrich der Stolze, der selber gern König geworden wäre, lieferte zwar die Reichskleinodieu ab. Als aber der König verlangte, Heinrich solle eines seiner Herzogtümer abtreten, werl es wider Gesetz und Herkommen sei, daß ein Fürst zwei Herzogtümer zugleich besitze, da weigerte er sich. Heinrich wurde hieraus seiner beiden Herzogtümer verlustig erklärt, und es kam zum Krieg. Nach Heinrichs des Stolzen Tode führte dessen Bruder Wels den Krieg noch zwei Jahre lang fort. Schließlich kam zwischen dem Kaiser und den Welsen ein Ausgleich zu stände, indem der Sohn Heinrichs des Stolzen, Hein- rich der Löwe, dem Herzogtum Bayern entsagte, Sachsen aber behielt. Die Metagerung von Wetnsberg. In diesem Kriege belagerte Kaiser Konrad die feste Stadt Weinsberg in Schwaben, die von Wels von Bayern aufs tapferste verteidigt wurde. Erzürnt hatte der Kaiser allen Verteidigern den Tod geschworen; nur den Weibern sollte mit ihrer kostbarsten Habe freier Abzug gestattet sein. ’ Als die Thore am folgenden Morgen sich öffneten, erschienen, wie die Sage meldet, sämtliche Frauen und trugen als „kostbarstes Gut" ihre Männer ans dem Rücken. Tie Umgebung Konrads rief zwar, das sei nicht die Meinung des Vertrags, aber der Kaiser gewährte großmütig den Männern Gnade mit den Worten: „Ein Kaiserwort soll man nicht drehen noch beuteln!" Hier soll zum erstenmal bei Schlachtruf gehört worben sein: „Hie Wetfl" „Hie Waibling!" 11. Iriedrich Barbarossa (1152—90). Person und Charakter. Nach seiner Rückkehr von dem erfolglosen zweiten Kreuzzuge hatte Konrad Iii. mit Umgehung seines noch unmündigen Sohnes seinen tapferen Neffen Friedrich, Herzog von Schwaben, zu feinem Nachfolger empfohlen. Wegen feines rötlichen Bartes nannten ihn die Italiener Barbarossa, und dieser Name blieb ihm fortan in der Geschichte. Friedrich, von herrlicher Gestalt, durch Einsicht, Frömmigkeit und jegliche Heldentugend ausgezeichnet, hatte sich in feiner Regierung Karl den Großen zum Vorbilde genommen. Sein Hauptbestreben war daraus gerichtet, des Reiches Macht zu heben und das kaiserliche Ansehen — namentlich in Italien — wiederherzustellen. Um den unseligen Streit zwischen den Welsen und Hohenstaufen auszugleichen, gab er Heinrich dem Löwen das Herzogtum Bayern zurück. Nur die Ostmark hatte er davon abgetrennt und zu einem selbständigen Herzogtum erhoben. Friedrich und Italien. Nachdem Friedrich so in Deutschland den Frieden gesichert halte, zog er nach Italien, wo die Verhältnisse sich gegen früher wesentlich geändert hatten. Die lombardischen Städte, besonders Mailand, hatten sich allmählich von der Herrschaft der Bischöse und Grafen freigemacht und waren zu Reichtum und Bildung gelangt. Im Gefühle ihrer Kraft und Freiheit und im Besitz einer streitbaren Bürgermacht strebten sie nach Unabhängigkeit und Selbstregierung unter freigewählten Konsuln und Richtern. Sie kümmerten sich wenig um bic kaiserlichen Hoheitsrechte, zwangen die benachbarten Städte zu einem Bunde und behandelten die Schwachen, die sich ihren Machtgeboten nicht fügen wollten, mit Härle und Ungerechtigkeit. Diese Widerspenstigkeit trat schon auf Friebrichs erstem Zuge zu Tage. Sie alle zu züchtigen, fehlte ihm aber eine genügenbe Heeresmacht. Gleichsam als Warnung für die übrigen zerstörte erbeshalb die mailändifche Bundesstadt Tortona, dann ließ er sich in Pavia mit der eisernen und iu Rom mit der Kaiserkrone schmücken und trat den Rückzug an. Friedrich Barbarossa.

8. Geschichte - S. 59

1898 - Gießen : Roth
Rudolf von Habsburg. 59 19. Audols von Kaösßurg (1273—1291). Wahl und Krönung. Nach dem Tode Richards von Cornwallis traten die deutschen Fürsten zusammen, um wieder einen König zu wählen. Ihr Augenmerk war darauf gerichtet, einen solchen Fürsten auf deu Thron zu erheben, der nicht allzumächtig sei. Sie hatten nämlich in der kaiserlosen Zeit sich eine Menge landesherrlicher Rechte und Einkünfte angeeignet, die früher dem Kaiser gehörten, und mußten fürchten, daß ihnen diese durch einen mächtigen Kaiser wieder abgenommen würden. Da gelang es dem Erz-bischos Werner von Mainz, die Wahl anf den Grafen Rudolf von Habsburg zu lenken, der in der Schweiz und im Elsaß nur mäßig begütert war. Er hatte ihn gelegentlich einer Reise nach Rom kennen gelernt, wo Rudolf ihm das Geleit durch sein Gebiet gab. Bei seiner erprobten Tapferkeit, Redlichkeit und Klugheit war zu hoffen, daß Rudolf der Gesetzlosigkeit Rudolf von Habsburg. steuern und die Ordnung im Reiche wiederher- stellen werde. Was besonders für ihn einnahm, war feine Frömmigkeit und die Zuneigung. die er der Kirche und ihren Dienern von jeher erwiesen hatte. Eine Sage erzählt: Als Rudolf noch ein einfacher Graf in der Schweiz war, ritt er eines Tages mit feinem Knappen auf die Jagd. Im Gebirge trafen sie einen Priester, der sich gerade anschickte, einen Gießbach zu durchwaten, weil das Wasfer den Steg weggerissen hatte, Anf Befragen ersnhr der Graf, daß der Priester aus dem Wege fei, einem Kranken das h. Abendmahl zu spenden. Ta stieg er ab und über- ließ dem Priester sein Pferd. Am andern Morgen, als der Priester „bescheiden am Zügel gesühret" das Rotz zurückbrachte, nahm es der Gras nicht an, sondern sagte: „Wie kann ich fürderhin zum Streiten und Jagen ein Rotz besteigen, das dem göttlichen Dienste gewidmet war? Behalte es zu diesem Zwecke!" Rudolfs Krönung fand in Aachen mit großer Feierlichkeit statt. Bei der Belehnung fehlte das Zepter. Es war ein peinlicher Augenblick. Da ergriff Rudolf kurz entschlossen das Kruzifix und sprach: „Dies Zeichen, unter dem die Welt erlöst worden ist, wird wohl die Stelle des Zepters vertreten können!" — Zur Kaiserkrönung nach Rom zog Rudolf nicht. Er sagte, Italien erscheine ihm wie die Hohle eines Löwen: Viele Tritte führten hinein, aber nur wenige wieder heraus. Ottokar von Böhmen. Nur Ottokar von Böhmen, der selber nach der Krone strebte, wollte Rudolf nicht anerkennen. Er verweigerte die Huldigung und erschien nicht auf dem Reichstage. Da sprach Rudolf die Acht gegen ihn aus und erklärte Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain für heimgefallene Reichslehen. Rudolf rückte mit Heeresmacht in Österreich ein und nötigte Ottokar zur Abtretung seiner Länder mit Ausnahme von Böhmen und Mähren. Kaum aber hatte Rudolf das Reichsheer entlassen, als Ottokar wieder zu den Waffen griff. In der Entscheidungsschlacht auf dem Marchselde (1278) verlor er Thron und Leben. Österreich, Steiermark und Krain verlieh Rudolf seinen Söhnen und wurde so der Gründer der Habs bürg i]ch = ö ft er reicht scheu Hau smncht. Kärnten erhielt Rudolfs treuer Bundesgenosse Graf Meinhard von Tirol, Böhmen und Mähren wurde Ottokars Sohn überlasten, der sich mit einer von Rudolfs Töchtern verheiratete. Auch in Schwaben und Elsaß gelang es dem König, viele dem Reich entfremdete Lehen, Güter und Rechte wieder zu erwerben. Rudolf sichert den Landfrieden. Die Ordnung im Reiche wiederherzustellen, ließ Rudolf sich besonders angelegen sein. Er zog im Reiche umher, um strenges Gericht Über die adeligen Wegelagerer zu halten und sich der bedrängten Städte anzunehmen. In Thüringen allein ließ er 29 Raubritter hinrichten und 66 Burgen zerstören. In Franken und am Rhein erlagen in einem Jahr 70 Burgen seiner starken Hand. Aber das Streben des Königs, seinem Geschlecht die Nachfolge zu sichern, begegnete dem stärksten Widerstand. In Germersheim befiel ihn eine Krankheit, die seinem bewegten Leben ein Ende machte. Im Dom zu Speier liegt er begraben.

9. Die Weltgeschichte für den Schulgebrauch - S. 32

1862 - Giessen : Heinemann
32 auch keine Ansprüche auf irgend ein Staatsamt; falle nahmen aber an der Volksversammlung Theil, welche die Entscheidung über die wichtigsten Staatsangelegen- heiten (Gesetzgebung, Beamtenwahl, Krieg und Frieden re.) hatte. Den Archonten gab die solonische Verfassung einen Rath von 400 Mitgliedern bei, und die Aufsicht über die Religion, die Sitten und die Jugenderziehung übertrug sie dem Areopag, einem obersten Gerichtshöfe, der aus den abgegangenen tadellosen Archonten bestand und die schwersten Verbrechen abzuurtheilen berufen, aber auch in allen allgemeinen Staatsangelegenheiten von entscheidendem Einflüsse war. Zwar gelang ein Versuch des Pisistratus, die Alleinherrschaft in Athen zu errin- gen, als aber nach seinem Tode (528 v. Chr.) seine Söhne Hippias und Hipparch an seine Stelle getreten waren, wurde dieser 514 ermordet, und Hippias, der sich nun durch größere Strenge zu befestigen suchte, mit Hülfe der Spartaner vertrieben (510). Er entfloh zu den Persern. Bei einem Angriffe der Dorier auf Athen hatte das Orakel verkündet, diejenigen würden Sieger sein, deren König von dem Feinde erschlagen würde. Allen Doriern war deßhalb un- tersagt, den athenischen König Codrus zu todten; dieser opferte sich aber für sein Vaterland, indem er in geringer Kleidung nach dem feindlichen Lager ging, hier mit einigen Kriegsleuten Streit anfing und von denselben getödtet wurde. Die Sage fügt hinzu, die Athener hätten nach dem Tode eines solchen Königes keinen für würdig gehalten, sein Nachfolger zu werden. Drako's Gesetze waren so hart, daß man später zu sagen pflegte, sie seien'mit Blut geschrieben. Selbst geringere Ver- gehen waren mit dem Tode bedroht. §. 28. Die Hülfe, welche Athen und Eretria den Griechen in Kleinasien bei ihrer Empörung gegen die persische Herrschaft geleistet hatten (I. §. 19), reizte den König Darius Hystaspis zur Rache. Er beschloß, ganz Griechenland zu unterwerfen, und übertrug seinem Schwiegersöhne Mardonius den Oberbefehl über eine

10. Die Weltgeschichte für den Schulgebrauch - S. 136

1862 - Giessen : Heinemann
136 meinen Unordnung kehrten das rohe Faustrecht, seine Gewaltthätigkeiten und Räubereien wieder, die von den Hohenstaufen gepflegten Künste und Wissenschaften ver- schwanden, die einzelnen Fürsten und Großen des Reiches (Herzoge, Pfalzgrafen, Markgrafen, Landgrafen re.) machten sich in ihren Gebieten fast gänzlich unabhängig und rissen die Einkünfte und Rechte des Kaisers an sich, und das Reich war seiner Auflösung nahe. Als daher nach Richard's Tod 1272 auch dem Namen nach kein Kaiser mehr vorhanden war, sahen die deutschen Fürsten selbst die Nothwendigkeit ein, daß ein weiser und kräf- tiger Herrscher auf den Kaiserthron erhoben werde. Auf einer Versammlung zu Frankfurt am Main (Sept. 1273) erwählten sie daher den Grafen Rudolf von Habs- burg (1273—1291) zum Kaiser. Den König Ottokar von Böhmen, der ihn nicht anerkennen wollte und selbst nach der deutschen Krone strebte, bezwang er 1278, ent- riß ihm Oesterreich, das er seinen eigenen Söhnen Albrecht und Rudolf zutheilte, und wurde so der Grün- der des mächtigen österreichisch-habsburgischen Hauses. Besonders bemüht, die Ordnung im Inneren des Reiches herzustellen, zerstörte er eine große Zahl von Raub- schlössern. Rudolf von Habsburg, geb. 1. Mai 1218, war in der Schweiz, im Elsaß und in Schwaben reich begütert. Seine Stammburg (Habichtsburg, Habsburg) lag im Aar- gau, wo ihre Trümmer noch zu sehen find. Er war ein Mann von hohem, schlankem Wüchse und großer Körperstärke. In seinem Gefichte lag seine Biederkeit ausgeprägt. Seine Lebensweise war einfach und mäßig; er haßte allen Prunk in Kleidung, Wohnung und Nahrung, im Umgänge war er an- spruchlos und freundlich. Rudolf belagerte gerade die Stadt Basel, als ihn die Botschaft von seiner Wahl zum deutschen Könige überraschte. Sofort schloß er mit Basel Frieden und eilte nach Aachen, wo am 31. Oct. 1273 seine Krönung statt- fand. Auf dem Reichstage zu Nürnberg (Nov. 1273) fließ er von den Fürsten und Städten den Landfrieden beschwören, und, nur um Deutschlands Wohl bekümmert, unternahm er
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